Holdigaz: Westschweizer Gasversorger lenkt Fokus auf Erneuerbare Energien

Steigende Gaspreise wirken sich 2021/22 negativ auf Gewinnentwicklung aus

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Das Tochterunternehmen Agena ist in der Montage von PV-Anlagen tätig. Bild:agena-energies.ch

Die Versorgung des westlichen Europas mit Erdgas beherrscht seit Beginn des Ukrainekriegs fast täglich die Schlagzeilen. Der Preis für Erdgas hat sich als Folge des Krieges vervielfacht. Auf den Westschweizer Gasversorger Holdigaz, der zudem über Beteiligungen eng mit Schweizer Gasnetzbetreibern verbunden ist, hat diese Entwicklung massive Auswirkungen. Bereits im Abschluss für das Geschäftsjahr 2021/22, das am 31. März 2022 endete, hinterlässt die Entwicklung ihre Spuren.

Reingewinn fällt um über 45%

Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung bekannt gab, stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr der Umsatz zwar um 10,2% auf 276.9 Mio. CHF. Aufgrund des erheblichen Anstiegs der Erdgas-Preise auf den internationalen Gasmärkten fielen das operative Ergebnis und der Nettogewinn um fast die Hälfte. 2021/22 erzielte Holdigaz nur noch ein EBITDA von 42.3 Mio. CHF (- 42,3%) und einen Nettogewinn von 17.8 Mio. CHF (- 45,2%). Auch eine per 1. Dezember 2021 erfolgte  Tariferhöhung habe den Anstieg der Erdgas-Preise nicht abfedern können. Zum aktuellen Geschäftsjahr machte die Gesellschaft in ihrer Medienmitteilung keine Angaben, ebenso wenig zu den Folgen einer möglichen Gasmangellage in der Schweiz. Auch zur Höhe der Dividende äussert sich das Unternehmen nur verklausuliert. Der Verwaltungsrat werde an der Generalversammlung im September eine Dividende beantragen, die den Ergebnissen Rechnung trage. Die Formulierung deutet eine Reduktion der Ausschüttung an. Im Jahr 2021 wurde noch 6 CHF je Aktie ausbezahlt.

Biogas, Solar- und Windenergie

Holdigaz nutzte die Medienmitteilung zum Jahresabschluss, um auf ihre vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Erneuerbaren Energien hinzuweisen. Diese seien im Berichtsjahr 2021/22 weiter ausgebaut worden. Dazu zählen in der Westschweiz vor allem die Biogasproduktion des Tochterunternehmens Ecorecyclage SA sowie neue Projekte im Bereich der Fernwärmeversorgung mit Wasser aus dem Genfersee, das im Auftrag der Gemeinde Bourg-en-Lavaux ungesetzt werden soll, sowie der Firma Agena, einem Installationsunternehmen für Solaranlagen.

Auch im Ausland investiert die Holdigaz Gruppe weiter in Erneuerbare Energien. Die Diversifizierungsstrategie sei durch eine erhöhte finanzielle Beteiligung an verschiedenen regionalen und internationalen Projekten – insbesondere an einem bedeutenden Portfolio an Solarparks und Onshore-Windkraftanlagen in mehreren Regionen der Welt – fortgesetzt worden. In der Westschweiz sei die Gruppe zudem Partner des Tiefengeothermie-Projekts von AGEPP in Lavey-Morcles.

Gebäudetechniksparte floriert

Im traditionellen Gasgeschäft, das in der Vergangenheit rund zwei Drittel zum Umsatz beisteuerte, wurde 2021/22 insgesamt 1.682 Mrd. kWh Erd- und selbst produziertes Biogas geliefert. Per 1. Dezember 2021 hatte die für die Gaslieferung zuständige Tochterfirma Energieapro SA die Tarife um 12% erhöht. Positiv entwickelt sich auch das Geschäft im Bereich der Gebäudetechnik. Der konsolidierte Umsatz in dieser Sparte stieg um 11,5% auf 61.2 Mio. CHF an.

Der Aktienkurs von Holdigaz ist auf einem Drei-Jahres-Tief angekommen. Chart: www.otc-x.ch

Die Aktien von Holdigaz werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 143 CHF je Aktie bezahlt. Bei einem Gewinn von 17.8 Mio. CHF oder 8.68 CHF je Aktie errechnet sich ein KGV von knapp 16.5.

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