Dividendenstrategie 2023: Qualitätsaktien zählen – und zahlen

Vor-Pandemie Ausschüttungsrekord wird 2022 übertroffen

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Zaghaftes Aufblühen in widriger Umgebung. Bild: stock.adobe.com

Schneller als von vielen Marktteilnehmern erwartet, haben die grossen Dividendenzahler der Welt die Pandemie hinter sich gelassen. Im ersten Quartal 2022 wurden laut dem globalen Janus Henderson Dividend Index 302.5 Mrd. USD an die Aktionäre ausgeschüttet. Das sind 11% mehr als im ersten Quartal 2021.

Damit zeigt sich einmal mehr, dass die Dividendenentwicklung eine weit höhere Kontinuität aufweist als die volatilen Aktienkurse. Auch für das Gesamtjahr zeichnet sich eine weitere Steigerung ab, doch die Unterschiede nach Ländern und Industrien sind gross. Zudem werfen Inflation, Nachfrageschwächen in den wichtigsten Wirtschaftsräumen sowie das Kriegsgeschehen am Rand Europas immer längere Schatten.

Rekordwerte für 2022

Das Gesamtbild ist nach dem ersten Quartal 2022 ermutigend. Von den 1’200 im globalen Dividendenindex von Janus Henderson enthaltenen grössten Dividendenzahlern der Welt haben von denjenigen, die im ersten Quartal eine Ausschüttung vornahmen, 13% die Höhe beibehalten und volle 81% die Dividende erhöht. Der globale Index wurde von Janus Henderson 2009 bei 100 Punkten gestartet und übersprang im ersten Quartal 2022 erstmals die 200er-Marke auf 205.9 Punkte. Das heisst, die Dividendenhöhe hat sich in den letzten 13 Jahren nun mehr als verdoppelt. Auch wenn das Startjahr 2009 bedingt durch die Finanzkrise eine tiefe Basis bietet, so zeigt die imposante Entwicklung doch, dass die Aktien der ertrags- und dividendenstarken Unternehmen ihren Investoren auch über einen längeren Zeitraum und trotz Krisen und Kriegen weit überdurchschnittliche Einkommenssteigerungen bringen.

Dividendenwachstum global breit abgestützt

Die Zahlen des ersten Quartals sind eigentlich sogar noch stärker, als es die USD-basierte Berechnung der Steigerung zum Vorjahresquartal zeigt. Der USD hat im Laufe des vergangenen Jahres beträchtlich zugelegt, das heisst, dass die Dividenden japanischer, britischer oder europäischer Unternehmen in der Bilanzierungswährung deutlich höher ausgefallen sind. Bereinigt um Wechselkurseffekte, Sonderdividenden, Nachzahlungen und sonstige Sonderfaktoren stiegen die Dividenden um 16,1%. Und noch ein Zeichen der Stärke: In allen Regionen stiegen die Ausschüttungen um einen zweistelligen Prozentsatz!

Starke Dividendenerhöhungen in allen Regionen. Grafiken: Janus Henderson Global Dividend Index, May 22
Von der Pandemie- zur Kriegswirtschaft

Zu den statistischen Besonderheiten im ersten Quartal 2022 zählt, dass das Vergleichsquartal des Vorjahres noch ganz im Zeichen der Pandemie stand. Partielle Lockdowns, Homeoffice-Pflicht und viele Einschränkungen bestimmten das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Teilweise waren auch noch Dividendenverbote über Banken und Versicherungen verhängt. Der Vergleich ist dadurch ein wenig ins Positive verzerrt. Dennoch erwartet Janus Henderson für das Jahr 2022 einen neuen Rekordwert von 1.54 Billionen USD an Dividenden, eine Steigerung um 4,6% zum Vorjahr.

Für 2022 wird ein neuer Dividenden-Rekordwert erwartet. Grafik: Janus Henderson Global Dividend Index, May 22
Inflation und andere neue Herausforderungen

Das Umfeld hat sich in vielerlei Hinsicht im letzten Jahr geändert. Inflation, steigende Zinsen, Engpässe bei Chips, Containern, Komponenten und nicht zuletzt Energie konfrontieren die Unternehmen und die Anleger mit neuen Herausforderungen. Welche Auswirkungen diese Faktoren auf die Wirtschaft haben, lässt sich bereits deutlich in den jüngsten Quartalszahlen ablesen, vor allem im Rohstoffbereich. Bergbauunternehmen steigerten ihre Ausschüttungen um 29,7%, die Unternehmen im Öl & Gas-Sektor sogar um 31,8%.

Zwei russische Unternehmen unter den Top 20

Interessant ist auch ein genauerer Blick auf die Regionen. So sticht der starke Anstieg um 41,5% auf 23.7 Mrd. USD bei den Emerging Markets hervor. Davon entfallen allein 6.2 Mrd. USD auf Russland. Die deutliche Steigerung entfällt hauptsächlich auf Lukoil und Norilsk Nickel, also auf Rohstoffunternehmen. Mit ihren substanziellen Dividendenzahlungen schafften es die beiden russischen Unternehmen auf die Ränge 12 und 13 der Top Dividendenzahler im ersten Quartal. Brasilien steuerte 5.2 Mrd. USD bei, Indien 4 Mrd. USD.

Starker USD verzerrt globales Bild

Ebenfalls ins Auge stechen die deutlichen Rückgänge der Ausschüttungen in Japan und UK. In Japan ist vor allem der wegen der fortgesetzten Anti-Deflationspolitik der Bank of Japan deutliche Rückgang des Yen zum USD dafür verantwortlich zu machen. Der Yen verlor in den letzten 12 Monaten 23% gegenüber dem USD und 18% seit Jahresanfang. Obwohl die Dividendensumme in Yen um 13,2% zunahm, resultiert am Ende ein Rückgang um 15% in USD. Im Vorjahresquartal hatte der britische Einzelhandelskonzern Tesco eine hohe Sonderdividende bezahlt, was trotz Erhöhungen der Rohstoffkonzerne nicht kompensiert werden konnte. Insgesamt wurde das nominale Dividendenwachstum von 14,2% in GBP hauptsächlich durch den Sonderdividendeneffekt von negativen 32.5% auf einen Rückgang von 21,5% in USD vermindert.

Devisen- und Sondereffekte in Europa

Auch in Europa (ex UK) zehrten die Wechselkursveränderungen einen Teil der Dividendenerhöhungen auf. 5,4% Deviseneffekt verminderten mit anderen Faktoren den nominalen Zuwachs von 22,2% auf 14,9% in USD. Auch in Europa spielten Sonderfaktoren eine Rolle. So erhöhte der dänische Riese der Transportschifffahrt Moller-Maersk die Dividende auf das Achtfache. Die 7.2 Mrd. USD brachten Moller-Maersk in der Rangliste des ersten Quartals auf Position 3. An der Spitze liegt der australische Bergbaukonzern BHP, gefolgt von Novartis. Auf den Rängen 4 bis 6 finden sich Roche, Microsoft und Siemens. Von den 46.1 Mrd. USD, die in Europa ausgeschüttet wurden, entfällt unverändert ein beträchtlicher Anteil auf die beiden Schweizer Pharma-Konzerne. Die Dividenden waren allerdings dieses Jahr nur geringfügig erhöht worden. Ohne die aussergewöhnliche Erhöhung von Moller-Maersk hätte der Anstieg der europäischen Dividendensumme nur 3,9% betragen.

USA bleiben führender Dividendenzahler

In Nordamerika wurden 155 Mrd. USD an Dividenden ausgeschüttet, also mehr als die Hälfte des globalen Volumens. Der Anstieg zum Vorjahresquartal beläuft sich auf 11,8%. In den USA lag das Dividendenwachstum bei 10,4%. Es stechen Banken wie Morgan Stanley hervor, die Quartalsdividende war im Sommer 2021 verdoppelt worden. Weiterhin haben viele Öl- und Energiekonzerne ihre zuvor teils gesenkten Ausschüttungen kräftig erhöht. Ein ähnliches Bild zeigt Kanada, wo sich die Ausschüttungssumme um 14% erhöhte.

Rohstoff-Sektor rückt in die Spitzengruppe vor

Aufschlussreich ist die Betrachtung nach Sektoren, da es erstmals zu signifikanten Verschiebungen kommt. Über die letzten fünf Jahre waren stets die fünf Sektoren Banken, Versicherungen, Telecom, Pharma und Öl die besten Dividendenzahler gewesen. Jetzt hat sich der hochgradig zyklische Rohstoffsektor auf Rang 3 katapultiert. Minenunternehmen erhöhten die Ausschüttungen um 29,7%. Unter den Top 20 Dividendenzahlern finden sich neben BHP auch die brasilianische Vale auf Rang 9, Norilsk Nickel auf Rang 13 sowie Fortescue Metals auf Rang 17. Noch 2015 hatten die meisten Bergbauunternehmen ihre progressiven Dividend Policies aufgegeben, da der Crash an den Metallmärkten sie nicht mehr möglich machte. Inzwischen hat sich eine Pay-out Ratio des Gewinns als Policy durchgesetzt. Im ersten Quartal 2016 zahlte der Metals-&-Mining-Sektor 1.5 Mrd. USD an Dividenden, im ersten Quartal 2022 waren es 25.7 Mrd. USD. Der zweite Sektor mit hohen Steigerungen ist Öl & Gas mit 31,8%. Teilweise waren im Vorjahresquartal noch reduzierte Dividenden ausgeschüttet worden. Auf der Top 20 Liste finden sich Exxon an sechster Stelle, Lukoil auf Position 12 und Chevron auf Position 19.

Dividendenwachstum nach Industrien

Stetiges Dividendenwachstum verzeichneten wie in den Vorjahren Healthcare mit 6% und Technologie mit 11%. Neben Novartis und Roche auf den Rängen 2 und 4 sind auch AstraZeneca auf Rang 16 und Johnson & Johnson auf Rang 18 aus der Healthcare-Industrie vertreten. Im Tech-Sektor liegen Microsoft auf Rang 5 und Apple auf Rang 10. Nach Dividendenhöhe nimmt der Finanzsektor mit 48 Mrd. USD die Spitzenposition vor Healthcare mit 43.4 Mrd. USD ein. In einigen bedeutenden Sektoren gab es gleichwohl auch gesenkte Ausschüttungen. Dazu zählen Versicherungen, Nahrungsmittel- und Drogerieeinzelhandel sowie, in geringerem Umfang, der Versorgungs-Sektor.

Schweiz im ersten Quartal führend in Europa

Die Schweiz führt mit 17.9 Mrd. USD Dividendenvolumen im ersten Quartal die europäische Rangliste an, natürlich vor allem wegen Novartis und Roche. London folgt mit 14.7 Mrd. USD vor Dänemark mit 9.8 Mrd. USD. In der internationalen Betrachtung ist weiterhin bemerkenswert, dass die Quartalssumme in Indien 4 Mrd. USD erreicht und 5.2 Mrd. USD in Brasilien. Qatar rückt mit 3 Mrd. USD erstmals ins Blickfeld, ebenso Taiwan mit 2.6 Mrd. USD.

IWF senkt Wachstumsprognose erneut

So erfreulich der Blick in den Rückspiegel für dividendenorientierte Anleger ist, der weltwirtschaftliche Ausblick hat sich seit dem ersten Quartal 2022 deutlich verschlechtert. Die Wachstumsprognosen des IWF wurden zuletzt nochmals um 0,4% auf 3,2% in 2022 und um 0,7% auf 2,9% in 2023 abgesenkt. Die gleichzeitige Abschwächung in Europa, den USA und China, die markant gestiegene Inflation sowie die Engpässe bei Energie und die Auswirkungen des Krieges erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession. Der starke USD und das steigende Zinsniveau können zudem eine neue Schuldenkrise auslösen.

Portfolio-Check

Unter diesen Vorzeichen ist es für Anleger, die Einkommen aus Dividenden erzielen wollen, ratsam, die Risiken aus ihrem Portfolio zu eliminieren und sich auf zuverlässige Dividendenzahler zu verlassen. Dabei kommt auch der Fokussierung auf resiliente und wachsende Industrien eine wichtige Rolle zu. Diversifikation ist wichtig, doch zu viele Titel verbessern in aller Regel die Performance nicht.

Die mittlerweile 10 Aktien der schweizeraktien.net «Dividendenstrategie» folgen der Philosophie, dass kontinuierliche Dividendensteigerungen und ein gesundes und wachsendes Geschäft auf längere Sicht auch zu einer entsprechenden Aktienentwicklung führen und somit abgesehen von den steigenden Dividendeneinkünften auch das Anlagekapital erhalten und steigern. Es kommt jedoch immer auf den Einzelfall an, und manchmal ist auch Geduld gefordert.

Pharma mit hohem Trendwachstum

Die beiden Pharma-Titel Roche Inhaber und Novartis erweisen ihren Wert. Mal wird Roche favorisiert, dann wieder Novartis. Tatsache ist, beide Aktien gehören in ein krisenresistentes Dividendenportfolio. Obwohl es stimmt, dass grosse Konzerne auch grosse Fehler machen, so sind sie doch gleichzeitig in der Position, diese auch verkraften zu können. Rückschläge bei Medikamentenkandidaten sind ein Teil des Arzneimittelgeschäfts und als solche auch von den Investoren zu akzeptieren. In den Life Sciences gibt es eine solche Fülle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technologischer Möglichkeiten, dass auch erfolgreiche Therapien für Volkskrankheiten und bisher unbehandelbare seltene Krankheiten in greifbare Nähe gerückt sind. Der längerfristige Trend sieht im Pharmabereich Wachstumsraten von 5%, in Teilbereichen auch sehr viel mehr. Das Dividendenwachstum in der Branche dürfte weiterhin bei ca. 7% liegen. Um die disruptiven Marktchancen neuer Technologien zu nutzen, bedarf es auch einer gehörigen Portion Innovationfreudigkeit und damit Risikobereitschaft der Akteure.

Die Roche-Novartis-Transaktion

Die Roche-Erben mit ihrer Stimmenmehrheit haben 2021 entschieden, dass der Konzern für 19 Mrd. CHF ein Inhaberaktien-Paket von Novartis kauft und die Aktien vernichtet. Damit wird die Stimmenmehrheit der Erben auf 67,5% erhöht und der Gewinn je Aktie um 7% verdichtet. Novartis hat einen fetten Kapitalgewinn realisiert und nun die beträchtliche Summe zur Verfügung, um Investitionen und Aktienrückkäufe zu tätigen. Beide sind durch die Mega-Transaktion fokussierter geworden. Roche erzielte im ersten Halbjahr ein Umsatzwachstum von 5%, der Gewinn je Aktie (core) nahm um 11% zu. Die Dividende soll angehoben werden. Bei Novartis lag das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr ebenfalls bei 5%, der Gewinn je Aktie (core) stieg um 1%, doch bereinigt um die Transaktion mit Roche errechnet sich ein Anstieg um 11%. Mehr zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Roche und Novartis findet sich im Interview mit dem langjährigen Healthcare-Analysten Michael Nawrath vom März.

Biotech und Dividende

Auf die beiden Beteiligungsgesellschaften BB Biotech und HBM Healthcare und deren weitere Perspektiven wurde auf schweizeraktien.net vor kurzem der Blick gerichtet. Die Argumente sind ähnlich denen für die beiden Pharma-Giganten. Nur dass die Beteiligungsgesellschaften eben als spezialisierte Investoren aktiv sind und ausgesuchte innovative Life-Sciences-Unternehmen finanzieren.

SIG Combibloc wächst weiter

SIG Combibloc erfüllt die Erwartungen von Anlegern, die steigendes Dividendeneinkommen suchen. Im ersten Halbjahr 2022 nahm der Umsatz um 18,3% auf 1.14 Mrd. Euro zu. Bereinigt um Akquisitionen und Wechselkurse betrug das Wachstum 7,5%. Die EBITDA-Marge sank leicht auf 26,4%. Der Periodengewinn sank zwar um 28%, doch Preiserhöhungen seit dem zweiten Quartal stützen die Prognose eines Umsatzwachstums im Gesamtjahr von 22% bis 24%. Für das vergangene Geschäftsjahr 2021 war im April eine Dividende von 0.45 CHF je Aktie bezahlt worden, nach 0.42 CHF im Vorjahr. Die Pay-out Ratio soll bei 50% bis 60% des Unternehmensgewinns liegen.

Das in Neuhausen am Rheinfall beheimatete Industrieunternehmen SIG Combibloc zeigt sich konstant als Dividendenwert Chart: six-group.com
Dividendenerhöhung bei Galenica

Bei Galenica als einzigem binnenorientierten Unternehmen im Dividendenportfolio lief das herausfordernde Geschäftsjahr 2021 besser, als zu erwarten war. Der Umsatz der Gruppe erhöhte sich um 10,2% auf 3.8 Mrd. CHF. Der adjustierte Reingewinn nahm um überproportionale 26,7% auf 174.8 Mio. CHF zu. Die Mitarbeitenden erhielten jeweils einen Bonus von 1'000 CHF. Und auch die Aktionäre partizipieren durch eine Anhebung der Dividende um 17% auf 2.10 CHF je Aktie. Zu den positiven Entwicklungen zählen die fortschreitende Digitalisierung, die wachsende Zahl von Partnerschaften, Akquisitionen sowie ein wachsendes Marken-Portfolio.

Totz Herausforderungen gutes Geschäftsjahr 2021 bei Galenica. Chart: six-group.com
Turnaround bei Swiss Re

Swiss Re verzeichnete im ersten Halbjahr einen Gewinn von 157 Mio. USD. Daran waren auch Prämienerhöhungen beteiligt. Im ersten Quartal war noch ein Verlust von 248 Mio. CHF angefallen. Ins Gewicht fielen hierfür höhere Schadenkosten aus Naturkatastrophen in Höhe von 524 Mio. USD sowie Covid-bezogene Zahlungen von 515 Mio. USD. Weiterhin wurden 283 Mio. USD an Reserven mit Blick auf den Ukrainekrieg gebildet. Die Prämieneinnahmen stiegen um 1,9% auf 21.2 Mrd. USD, ohne Währungseffekte lag das Wachstum bei 5,1%. Bei den zur Erneuerung anstehenden Rückversicherungsverträgen konnten deutliche Erhöhungen realisiert werden. Nach dem schwierigen ersten Quartal ist der Ausblick für das Gesamtjahr positiver, vor allem weil Prämienerhöhungen durchgesetzt werden können. Die Dividende für 2021 blieb mit 5.90 CHF je Aktie unverändert, doch die absolute Höhe und die langfristig positive Prognose für den Marktführer im Rückversicherungsgeschäft sprechen weiterhin für die Aktie. Im Übrigen ist die Performance der eher unpopulären Swiss Re im Vergleich zu beliebteren anderen Dividendenaktien des Finanzsektors wie CS, Cembra und manche Versicherung eher durch relative Stärke gekennzeichnet.

Nestlé mit positiven Geschäftszahlen

Zur Nestlé-Aktie gäbe es viel zu schreiben, doch der Chart sagt alles in einem Bild. Der Kurs bewegt sich zwar einige Prozent unter dem Hoch von Jahresende 2021, doch der langfristige Trend bleibt intakt. Positiv ist der schnelle Konzernumbau hin zu wachstums- und margenstärkeren Produkten. Die Dividende ist zwar für 2021 nur um 5 Rappen auf 2.80 CHF erhöht worden, doch das schmälert den Beitrag zum Total Return der Aktie nicht. Der Ausblick bleibt positiv. Im ersten Halbjahr lag das organische Umsatzwachstum bei 8,1%, der Gewinn je Aktie nahm ebenfalls um 8,1% zu.

Der positive Trend bei Nestlé hält an. Chart: six-group.com
ABB mit starkem Auftragseingang

Der Zeitpunkt im vergangenen November hat sich als Einstiegszeitpunk bei ABB und Sulzer als unvorteilhaft erwiesen. Beide Aktien liegen unter dem Niveau von damals. Allerdings ist der Kursverlust bei ABB nur gering, bei Sulzer jedoch ausgeprägter. ABB verlor im Rahmen der allgemeinen Korrektur seit Januar vom Hoch bei 35 CHF auf 25 CHF, steuert aber bereits wieder auf die 30-CHF-Marke zu. Die Dividende für 2021 ist um immerhin 2 Rappen auf 0.82 CHF je Aktie angehoben worden. Der Auftragseingang stieg auf vergleichbarer Basis um 24%, der Umsatz um 7%, doch der operative Gewinn ging um 22% zurück, der Gewinn je Aktie um 18%. Hier schlagen sich Kostensteigerungen, Wechselkurseffekte, der Ausstieg aus Russland sowie die abgeschwächte Nachfrage in China nieder. Der Ausblick bleibt gleichwohl positiv. Die dezentralisierte Führungsstruktur soll die Effizienz in den Geschäftsbereichen verbessern und die Abspaltung von Accelleron, mit der geplanten Erstnotiz an der SIX am 3. Oktober, die Fokussierung der Geschäftseinheiten verbessern.

Positiver Ausblick bei ABB. Chart: six-group.com
Sulzer trotz Widrigkeiten auf Wachstumskurs

Sulzer meldete für das erste Halbjahr 2022 einen Anstieg der Bestellungen um 11,4%. Das Wachstum umfasst alle Regionen und alle drei Geschäftsbereiche. Für das Jahr 2022 erwartet das Management anhaltendes Wachstum von 2% bis 4% beim Umsatz und eine operative Marge von 10%. Auf Russland waren 2,7% des Umsatzes entfallen, doch die Gesellschaft zog sich ganz aus Russland zurück. In Polen wurde die Geschäftstätigkeit durch die Regierung eingestellt, was einzig durch den sanktionierten Grossaktionär Vekselberg begründet ist. Die entsprechenden Abschreibungen belaufen sich auf rund 130 Mio. CHF. Der Reingewinn fiel vor diesem Hintergrund mit 48.8 Mio. CHF in den negativen Bereich. Das scheint es aber mit dem Fall-out auch gewesen zu sein. 2021 erzielte Sulzer einen Gewinn je Aktie von 4.03 CHF. Abschreibungsbedingt wurde im ersten Halbjahr nun ein Verlust je Aktie von 1.41 CHF je Aktie verzeichnet. Die weiteren Kursrisiken erscheinen wegen dem einmaligen Charakter begrenzt, das Potenzial dagegen ist durch die starken Nachfragetrends in den Geschäftseinheiten grösser geworden. Die Aktie hat die Tiefstände hinter sich gelassen. Die Dividende für 2022 könnte zwar gekürzt werden, auf längere Sicht ist jedoch mit Dividendenwachstum zu rechnen.

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