Raurica Wald: Die zwei Leben des Holzes

Die Raurica Wald AG gründet zusammen mit der Kuratle Group ein Gemeinschaftsunternehmen

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Raurica Wald möchte durch die Beteiligung am noch in Planung befindlichen Verarbeitungswerk die Kaskadennutzung von Holz weiter vorantreiben. Bild: rauricawald.ch

Im September 2022 gründete Raurica Wald zusammen mit der international tätigen Holzhandelsfirma Kuratle Group die Full Property AG. Nun erwirbt die Full Property, die je hälftig von den beiden Unternehmen gehalten wird, 66’000 m2 Land im aargauischen Full-Reuenthal. Verkäuferin ist die an der SIX kotierte CPH-Gruppe, die in einer Medienmitteilung den Verkaufspreis mit einer «tiefen zweistelligen Millionenhöhe» angibt.

In einer noch zu gründenden Tochter-Firma der Full Property, in der die Kuratle AG die Mehrheit haben wird, soll dann ein Komplett-Produktionswerk ab der Rundholzverarbeitung hin zu technisch hochwertigen Holzbaustoffen aus Schweizer Holz realisiert werden, wie die Raurica Wald AG in einer Pressemitteilung bekannt gibt.

Finanzierung über Fremd- und Eigenkapital

Beim Investitionsvolumen für das zu erstellende Verarbeitungswerk geht Stephan Rüdlinger, Geschäftsführer der Raurica Wald AG, von einem mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbetrag aus. Die Finanzierung des Verarbeitungswerks sei noch Gegenstand aktueller Abklärungen im Projekt. «Wir sind aber sehr optimistisch, dass wir genügend Eigenkapital haben werden, um einen Fremdfinanzierungsanteil ebenfalls zu guten Konditionen zu erreichen», so Rüdlinger.

Das hochautomatisierte Produktionswerk soll Werkstoffe für den modernen und nachhaltigen Holzbau herstellen. Alle Teile des geschnittenen Baumes sollten komplett verwertet werden, so schreibt Raurica. Rinde, Sägespäne und Abschnitte werden demnach im eigenen Kraftwerk die benötigte Wärme und den Strom erzeugen. Ergänzen soll die dann autarke Energieversorgung eine Photovoltaikanlage.

Raurica und Kuratle haben sehr ähnliche Ansichten 

Stephan Rüdlinger äussert sich zur Wahl der Kuratle Group als Partner gegenüber schweizeraktien.net wie folgt: «Die Raurica und die Kuratle Group haben sehr schnell gemerkt, dass wir betreffend inländischer Verarbeitung von Schweizer Holz sehr ähnliche Ansichten und Zielsetzungen haben. Zudem ergänzen wir uns in der Wertschöpfungskette sehr gut. Wir bringen die Kompetenzen betreffend Rundholzbeschaffung und Energie mit, und Kuratle kennt sich sehr gut mit den Absatzmärkten aus.»

Kaskadennutzung des Holzes kann gefördert werden

Sowohl für Raurica als auch für deren Tochter, die Fagus Suisse SA, sieht Rüdlinger Synergiepotenziale. Für Raurica mache das Projekt Sinn, da die lokale Wertschöpfung für das Holz unterstützt und die Kaskadennutzung des Holzes gefördert werden könne. Für Fagus ergäben sich Synergien, da das Werk Full-Reuenthal Rohhobler produzieren werde. Diese seien aktuell schwierig zu beschaffen, da in der Schweiz Zuschnitt und Trocknungskapazitäten sehr knapp sind, so Rüdlinger.

Die Kaskadennutzung macht Rüdlinger am Beispiel von Energieholz anschaulich. «Energieholz hat mit der Energiekrise noch grösseren Auftrieb erhalten als schon bisher. Das ist grundsätzlich erfreulich, birgt aber auch die Gefahr, dass wir mehr und mehr vom Holz direkt verfeuern, anstatt es zuerst stofflich zu nutzen. Dabei sollte dies aus unserer Sicht Hand in Hand gehen. Energieholz sollten die Sortimente sein, welche nicht stofflich verwertet werden können. Schöneres Holz sollte möglichst einem langfristigen Nutzen zugeführt werden, z.B. im Holzbau. Mit diesem Projekt fördern wir genau dies, da vornehmlich Produkte geplant sind, welche im Holzbau eingesetzt werden. So wird das gebundene CO2 langfristig im Bau gebunden. Nach dem Bau kann es sogar noch als Industrieholz verwendet werden, wenn es korrekt getrennt wird und ein Teil des Holzes erfährt noch ein zweites Leben, bevor es als Energie endet», führt Rüdlinger aus.

Ausblick

Zum abgelaufenen Geschäftsjahr der Raurica Wald AG will sich Rüdlinger noch nicht äussern. Konkretes liesse sich nichts sagen, ausser dass die Rohstoffmärkte sehr anspruchsvoll gewesen seien. Bei den Beteiligungen und Beteiligungserträgen sei man voraussichtlich auf Kurs.

Fazit

Die umtriebigen Liestaler sind weiter auf Wachstumskurs. Seit 2019 sind sie bereits Hauptaktionär des damaligen Start-up Fagus Suisse SA, wo sie den Verwaltungsrat personell beherrschen. Jetzt also kommen hohe Investitionen von etwas um die 5 bis 7 Mio. CHF zum Landkauf direkt auf die Raurica zu, die man unter anderem mit Fremdkapital stemmen will. Erst recht wird zu überlegen sein, mit welchem Anteil man sich in Liestal an der Firma beteiligt, die einen höheren zweistelligen Millionenbetrag für den Bau des Verarbeitungswerks benötigt. Erst danach kann die Finanzierung kommentiert werden. Für die Raurica mit einem Umsatz von 21 Mio. CHF und einem EBITDA von 4.3 Mio. CHF ist eine Investition in Höhe von mehreren Millionen CHF die bisher grösste Nummer, die sie stemmt. Wobei allerdings noch nicht klar ist, in welchem Masse sich Raurica an der noch namenslosen Neuunternehmung beteiligen wird. Die Beteiligungsverhältnisse seien noch offen, sagt Rüdlinger. «Wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten und in Absprache mit den anderen Investoren beteiligen.»

Die Aktie der Raurica Wald wird auf OTC-X gehandelt, zuletzt kostete sie 950 CHF.

Aktienkurs Raurica Wald AG
In den letzten drei Jahren hat der Kurs der Raurica Wald-Aktie um mehr als 50% zugelegt. Chart: www.otc-x.ch

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