Energie Zürichsee Linth: Generalversammlung im Zeichen des Transformationsprozesses

Unveränderte Dividende nach einem herausfordernden Geschäftsjahr

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Es gibt in diesen Zeiten viel Grund zur Sorge, zur schlechten Laune: Krieg und Energiepreise, die verrücktspielen, zum Beispiel. Ein Energieunternehmen wie Energie Zürichsee Linth ist von den Auswirkungen des Krieges und den damit verbundenen Turbulenzen an den Gasmärkten ganz direkt betroffen, aber VR-Präsident Hansruedi Müller machte an der 7. GV des Unternehmens sofort klar, dass er ein anderes Lied spielen möchte. Dazu zeigte er, der Baselbieter, das Bild eines Waggis der gerade zu Ende gegangenen Basler Fasnacht und fragte sich, was wohl in dessen Kopf vorgehen werde.

Verwaltungsratspräsident Hansruedi Müller eröffnet die 7. GV  der Energie Zürichsee Linth AG im gut besuchten Veranstaltungszentrum Entra in Rapperswil. Bild: bienz:photography

Dieser Waggis hätte viel Freude, wenn er sich auf das konzentrierte, was in seinem Wirkfeld steht. Hinter der Waggis-Maske verbarg sich der VR-Präsident höchstselbst. Und der hatte seine Freude. «Es ist für uns einfach toll, hier zu sein», strahlte Müller bei der Eröffnung der GV, denn nach drei Corona-bedingten Ausfällen konnte er endlich wieder über 300 Aktionäre und Aktionärinnen persönlich begrüssen. Das in einem Premieren-Ambiente; zum ersten Mal fand die GV in der kürzlich eröffneten gediegenen Veranstaltungs-Location ENTRA im Herzen Rapperswils statt.

Auszeichnungen für vorbildliches Energiemanagement

Um das Momentum weiter zu befeuern, blieb Müller auf Lobeskurs. 2022 erhielt EZL den Energiewende Award für den vorbildlichen Umgang mit Fernwärme, gerade erst auch noch den Watt d’Or 2023 für das Engagement im Bereich der Pionieranlage Power2Gas. Auszeichnungen für das Management um CEO Ernst Uhler, dem der Dank Müllers galt.

CEO Ernst Uhler erläuterte gegenüber den Aktionärinnen und Aktionären die Turbulenzen, in denen sich der Gasmarkt befindet. Bild: bienz:photography

Auszeichnungen, die den Transformationsprozess verdeutlichen, in dem sich der Gasanbieter EZL nicht erst seit letztem Jahr, aber seit diesem verstärkt bewegt. «Wir wollen unsere Kunden mit auf die Reise im Energie-Diversifikationsprozess nehmen», postulierte CEO Uhler. Eine Reise, die 2050, so will es der Gesetzgeber, bei Netto Null Emissionen enden soll.

Gas bleibt der wichtigste Energieträger

Trotzdem bleibt Gas bis auf Weiteres der wichtigste Energieträger der Rapperswiler. 6’000 Liegenschaften bis hinein in den Kanton Glarus werden damit beliefert. Und dies verlässlich. Man habe diverse Abklärungen und Entscheide getroffen, um für eine Mangellage gewappnet zu sein, betonte Uhler. Glücklicherweise sei sie nicht eingetroffen, aber der nächste Winter könnte nochmals kritisch werden. «Ehrlicherweise muss doch auch festgehalten werden, dass nicht zuletzt die milde Witterung uns sehr stark geholfen hat. Sicher haben auch die hohen Preise für eine Zurückhaltung und zu einem sparsamen Verbrauch bei den Kunden geführt», führte der CEO weiter aus.

Die warme Witterung im letzten Sommer führte dazu, dass der Gasabsatz mit 577 Gigawattstunden (GWh) tiefer als im Vorjahr ausfiel, was aber immer noch den zweithöchsten Wert in der Firmengeschichte darstellt. Der Anteil Biogas stieg dabei auf knapp 75 GWh. Seit Oktober 2022 wird ein Anteil von 30% Biogas eingesetzt, welcher für die Wärmeerzeugung genutzt wird. Die maximale Tagesmenge, rechnete Uhler vor, wurde am 12.1.2022 mit 3,5 GWh Gas transportiert, was einer Öl-Menge von ca. 350‘000 Litern Heizöl entspricht.

Partnerschaft mit AXPO

Auch beim Gas soll der ökologische Anteil weiter ausgebaut werden. Bis heute erfolgt ein Grossteil davon über Zertifikate, wie sie auch im Strombereich eingesetzt werden. Der Anteil lokaler Energien soll nach dem Willen der EZL jedoch deutlich wachsen. Deshalb ist sie eine Partnerschaft mit der Axpo eingegangen und hat ein gemeinsames Unternehmen mit dem Namen Green2Energy gegründet. Dieses beinhaltet eine grosse Grüngutverwertungsanlage in Rapperswil-Jona.

Energieverbund Rosenstadt soll das Projekt SeeRose ersetzen

Das Projekt Energieverbund SeeRose wird zum «EV Rosenstadt» transformiert. Neu wird die Energie nicht mehr dem See entnommen, sondern die Abwärme aus der Kehrichtverwertungsanlage Zürcher Oberland KEZO in Hinwil gewonnen. Das Ziel, möglichst schnell viele Haushaltungen und Gewerbebetriebe des Gebietes in Rapperswil-Jona mit CO2-freier Fernwärme zu versorgen, um die Abhängigkeit von fossiler Primärenergie in der Region zu reduzieren, bleibt unverändert. In diesen Wochen startet die EZL mit der konkreten Planung des Fernwärmenetzes.

Die neue KEZO-Anlage wird voraussichtlich im Jahre 2028 ihren Betrieb aufnehmen. Bereits zuvor werden jedoch eine Transportleitung von Hinwil nach Rapperswil Jona erstellt sowie die Verteilungsleitungen zur Versorgung der Kunden gestartet werden. Ab 2025 sind erste Versorgungen mit Fernwärme angedacht. Uhler geht dafür von Investitionen in Höhe von über 100 Mio. CHF aus.

Umsatzrekord und gleichbleibende Dividende

Im Geschäftsjahr 2022 ist der Umsatz der EZL sprunghaft angestiegen, er kletterte um 48% auf knapp 88 Mio. CHF. Das ist Umsatzrekord. Uhler begründet den Anstieg einerseits mit der hohen Absatzmenge, andererseits mit den stark gestiegenen Endkundenpreisen, die auf die deutlich erhöhten Beschaffungspreise am Markt zurückzuführen seien. Die EBIT-Marge konnte von 4.5 Mio. auf 5.3 Mio. CHF gesteigert werden, der Reingewinn im Konzern liegt mit 4.2 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert. Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 60 CHF, was einer Rendite von um die 3% entspricht.

Die Ausschüttung wurde von den Aktionären ebenso klar genehmigt wie sämtliche anderen Tagesordnungspunkte. Die Zufriedenheit der Besitzer an ihrer EZL zeigte sich auch daran, dass es während der gesamten GV keine Wortmeldungen gab, die einen Dissens aufgezeigt hätten.

Die Aktionäre und Gäste, 400 an der Zahl, waren ob der schieren Informationsflut, die das ereignisreiche Geschäftsjahr 2022 mit sich brachte, am Ende der Ausführungen von Müller und Uhler sichtbar hungrig und wurden vom Caterer Meee.Events mit einem Drei-Gänge-Menu verwöhnt.

Spannung pur zum Schluss

Vor dem Dessert zog der Urner Daniel Arnold, ein Free Solo Style Kletterer, das Publikum in seinen Bann. Der 39-Jährige, der 2011 die Eigernordwand in der damaligen Rekordzeit von 2 Stunden und 11 Minuten allein und ohne Sicherung durchstieg, fesselte die Anwesenden mit atemberaubenden Erzählungen sowie schwindelerregenden Bildern und Drohnenvideos. «Man muss die Entscheidungsfreiheit bei sich behalten und auch den Mut haben, Nein zu sagen», so die Kernaussage des jungen Familienvaters Arnold zu seinem Extremjob.

Der Urner Daniel Arnold begeisterte das Publikum mit Bildern und Erzählungen seiner Extremtouren wie hier beim Eisklettern in Kanada. Bild: Laurin Grether, schweizeraktien.net

Energie, so viel wurde klar, hat viele Facetten. Arnold übersteht seine Touren, indem er die ganze Körperenergie in die Finger- und Fussspitzen leitet. Oft geht es hier um Millimeter. Die Energie, die EZL verteilt, muss ebenso zielgerichtet bei den Empfängern ankommen. Aber auch wenn es hier nicht um Millimeter geht, sondern um Kilometer (seit dem Start wurden 9 Kilometer Rohre für den Energieverbund Jona verlegt), so haben die beiden doch etwas gemeinsam: Nur wer mit seiner Energie verantwortungsvoll haushaltet, wird erfolgreich sein.

Die Aktien der EZL AG werden auf OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt kostete die Aktie 1′ 875 CHF.

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