Johann Kaufmann, CEO Outdoor Switzerland: «Hervorragende Buchungslage in 2023»

Zuversichtliche Beurteilung für 2024

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Die seit 2017 bestehende Outdoor Switzerland AG, früher Jungfrau Sports Holding, blickt wie alle Tourismusanbieter auf ein hervorragendes Geschäftsjahr 2023 zurück. Das Unternehmen aus Interlaken ist in den vergangenen Jahren insbesondere durch Übernahmen stetig gewachsen. Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich CEO Johann Kaufmann über weitere Wachstumspläne, erklärt, warum früher Schnee psychologisch für alle wichtig ist und worauf er den starken Anstieg der Aktie der Outdoor Switzerland zurückführt. 

Den gelernten Bergführer und CEO von Outdoor Switzerland, Johann Kaufmann, zieht es wenn immer möglich raus an die «Front». Bild: zVg.

Die Touristen sind zurück, jubelt man allerorten. Im vergangenen Sommer wurden laut Bundesamt für Statistik so viele Hotelübernachtungen wie noch nie verzeichnet. In welchem Masse hat sich dieser Aufschwung auf Ihr sehr auf Touristen konzentriertes Geschäft niedergeschlagen?

Wir hatten einen wettertechnischen herausfordernden Frühling, konnten aber im Sommer sehr viel wettmachen und durften eine hervorragende Buchungslage verzeichnen. Der Schlussspurt über Weihnachten steht uns noch bevor, die Disposition sieht aber vielversprechend aus. Mit Frau Holle hatten wir Kontakt, trotz Regenphase hat sie uns weisse Weihnachten versprochen. Es kommt gut.

Jetzt ist der Winter eingekehrt. Inwieweit profitieren Sie vom frühen Wintereinbruch und dem vielen Schnee schon Anfang Dezember?

Früher Schnee ist psychologisch für alle sehr wichtig. Es kommt Winterstimmung auf, sowohl bei den Gästen als auch bei den Mitarbeitenden. Sobald es im Dezember Schnee gibt, können wir den Buchungsanstieg jeweils in Echtzeit verfolgen. Als Outdoorfirma sind wir aber wetterfest und finden immer eine Lösung, um in der Natur unterwegs zu sein.

Sie bieten eine ganze Reihe von Outdoor-Aktivitäten an. Zuletzt haben Sie die Skydive Switzerland GmbH übernommen, um auch luftige Angebote wie Fallschirmspringen in Ihrem Angebot zu haben. Wie hat sich Skydive 2023 entwickelt?

Wir durften das Unternehmen zu Beginn der Sommersaison übernehmen, da bleibt nicht mehr viel Raum, um die Entwicklung im laufenden Jahr zu beeinflussen. Die Synergien im Administrationsbereich können wir im 2024 voll nutzen, werden aber gleichzeitig in den Verkauf investieren. Potenzial haben wir vor allem in der ersten Jahreshälfte. Wir durften eine gut organisierte Firma mit sehr motivierten Mitarbeitenden übernehmen und blicken optimistisch auf die Entwicklung der nächsten Jahre.

Zu Wasser hatten Sie bereits 2021 die Jetboat Interlaken AG übernommen. Damit bieten Sie Hochgeschwindigkeitsfahrten auf dem Brienzersee an. Auf welche Resonanz stösst dieses Angebot?

Die Akquisition erfolgte mitten in der Pandemiezeit, entsprechend mussten wir operativ umgehend reagieren. Wir konnten uns aber mit der Neuorganisation schnell auffangen. Die Resonanz bei unseren Gästen ist überraschend sehr gut, wir blicken bereits jetzt auf eine hervorragende Saison zurück.

Ihr Wachstum hat sich in der Vergangenheit hauptsächlich in der Region Berner Oberland manifestiert. Ihr Ziel ist es aber, auch ausserhalb dieser Region mit Übernahmen zu wachsen. Können Sie da schon Vollzug melden?

Der Schritt von der zentralen zur dezentralen Organisation von Outdooraktivitäten ausserhalb unserer Region will gut vorbereitet sein. Sobald die passende Opportunität vorhanden ist, werden wir den Schritt wagen. Für uns zählt aber nicht Wachstum um jeden Preis, sondern gezielte Investition im richtigen Bereich, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Sie planen, den Hauptsitz Ihres Unternehmens von Matten bei Interlaken nach Wilderswil zu verlegen. Bleibt es bei der Planung, dass Sie 2024 den neuen Hauptsitz beziehen?

Der Baubewilligungsprozess wurde um einige Monate verzögert, daher wird sich der Einzug auf Frühling 2025 verschieben. Wir müssen aber auch ehrlich sein: Das Bauprogramm war sehr ambitiös angesetzt. Wir haben keine Einsprachen gegen das Projekt erhalten, was uns und unsere Partner sehr gefreut hat. Ich denke, dies zeigt auch auf, dass gemeinsam geplante Projekte, um Synergien sinnvoll zu nutzen, Anerkennung finden. Mit grosser Vorfreude erwarten wir die Umsetzung von unserem Leuchtturmprojekt, der Spatenstich ist Anfang November erfolgt.

Die Musik spielt nur dann, wenn sie unseren Gästen gefällt

Sie haben in der Vergangenheit immer wieder Mangel von qualifiziertem Personal beklagt. Insbesondere auch bei Bergführern. Wie sieht es an der Personalfront aus?

Der Personalmangel im Bergführerbereich ist eine schweizweite Problematik bei den Bergsportschulen, das zeigt der Austausch unter den Anbietern. Wir gehen nicht davon aus, dass sich dies in den nächsten Jahren verbessern wird. Entsprechend müssen wir unsere Angebotsstruktur planen. Bei den Outdoormitarbeitenden hat sich die Situation wieder verbessert. Die junge Generation bringt ihre Vorstellung ein, zeigt Interesse und ist engagiert; das freut mich persönlich sehr. So ist es auch wichtig und richtig, in die Unternehmenskultur noch stärker zu investieren. Gerade junge Mitarbeitenden entfalten sich oft überraschend positiv, wenn sie Verantwortung übernehmen dürfen.

Sie selbst sind ausgebildeter Bergführer. Kriegen Sie nich ab und zu das «Reissen», wenn Sie mal wieder einen Tag im Büro verbracht haben?

Ich verbringe nicht mal wieder einen Tag im Büro, sondern wieder mal einen Tag am Berg. Und das ist mir sehr wichtig. Trotz meiner Verantwortung will ich unsere Front spüren. Die Musik spielt nur dann, wenn sie unseren Gästen gefällt. Dazu kommt, dass sich gerade der Bergsport hervorragend eignet, um das geschäftliche sowie persönliche Beziehungsnetz zu pflegen. Gemeinsam mit einem Gast einen Gipfel zu besteigen, seine Freude zu spüren, gibt mir unglaublich Inspiration und Motivation für den Geschäftsalltag.

Wie sind Ihre Aussichten für das kommende Jahr?

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir uns auf ein erfolgreiches 2024 einstellen dürfen. Durch unsere Diversifikation ist auch eine allfällige Volatilität im Wetterbereich besser auffangbar. Generell sind wir sehr zufrieden, dass es in unserer Region touristisch sehr gut läuft. Unsere Region hat durch die Entwicklung der Bahnen einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Die Früchte dürfen wir nun ernten und sollten auch dankbar sein dafür.

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir uns auf ein erfolgreiches 2024 einstellen dürfen

Lassen Sie uns zum Schluss noch zum Aktienkurs Ihres Unternehmens kommen. Der Kurs Ihrer Aktie ist seit Jahresbeginn um über 30% angestiegen. Auf was führen Sie diesen Erfolg zurück?

Wir haben uns 2017 zur Jungfrau Sports Holding AG zusammengeschlossen, und in den vergangenen Jahren sind einige Firmen dazu gestossen. 2021 haben wir im Zuge von unserem Rebrandingkonzept den Marktplatz outdoor.ch umgesetzt und die Muttergesellschaft in die Outdoor Switzerland AG umbenannt. Trotz unseren etablierten Bereichen sind wir als Holdinggesellschaft eine relative junge Unternehmung und müssen uns zuerst für das Vertrauen von Neuaktionären beweisen. Es freut uns sehr, dass unsere Bemühungen bereits anerkannt werden. Der Zeitpunkt für den Einstieg in unser Nischenprodukt Outdoor scheint interessant zu sein und wird es auch bleiben.

Herr Kaufmann, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Der Aktienkurs der Outdoor Switzerland stieg in 2023 um über 30%. Quelle: otc-x.ch

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