Das Wetter ist für Bergbahnen vielleicht der wichtigste Faktor überhaupt. Scheint die Sonne, hat es genug Schnee im Winter – dann ist mit viel Frequenz am Berg zu rechnen. Für eine Generalversammlung, die auf dem Berg stattfindet, ist dies glücklicherweise nicht von entscheidender Bedeutung. Die GV der Rigi Bahnen fand bei Dauerregen und Nebel statt, auf Rigi Staffel 1’600 m ü. M., das Thermometer zeigte kaum 10 Grad an.
Dennoch erschienen die Aktionärinnen und Aktionäre zur diesjährigen GV, das Eventzelt der Bahngesellschaft war bis auf den letzten Platz besetzt, an die 500 Personen trotzten bei der Anreise dem Wetter und der Kälte.
Sie kamen in so grosser Menge, weil die Rigi Bahnen mit der Einladung zum Geschäftsbericht auch immer ein Gratisticket für die Bahnen beilegen. Sie kamen aber auch, weil sie wussten, dass Verwaltungsratspräsident Karl Bucher sehr Erfreuliches verkünden würde.
Eigenkapital in zehn Jahren verdreifacht
Es sei das beste Ergebnis in der Geschichte der Rigi Bahnen AG gewesen, so Bucher. Umsatz, Ertrag und Gewinn kletterten in noch nie erreichte Höhen. 35 Mio. CHF Umsatz, ein EBITDA in Höhe von 10.5 Mio. CHF, was einer Marge von stolzen 30% entspricht, und ein Gewinn von 5.1 Mio. CHF schickten die schwierigen Corona-Jahre 2020 und 2021 endgültig in den Orkus der Geschichte.
Umsatz und EBITDA seien in den letzten 10 Jahren verdoppelt worden, das ausgewiesene Eigenkapital sogar verdreifacht, berichtete Bucher stolz. Damit steht das Unternehmen kerngesund da, die Eigenkapitalquote stieg wieder deutlich über 50%, und dies trotz hoher Investitionen.
Ein prominenter Abwesender
Einer der Architekten des operativen Erfolgs fehlte an der GV. CEO Frédéric Füssenich war zum Zeitpunkt der GV im Wallis, wo er als Vizepräsident die Transportunternehmen Zentralschweiz vertrat. Füssenich begrüsste die Aktionärinnen und Aktionäre mittels eines Videoeinspielers.
Neue Gondelbahn Weggis – Rigi Kaltbad
Seit über 10 Jahren laufen die Planungsarbeiten für den Ersatz der Pendelbahn Weggis – Rigi Kaltbad. Bucher betonte vor dem Aktionariat das Motto «Qualität schafft Mehrwert» und erläuterte die Entscheidung für eine neue Gondelbahn. Sie könne sehr flexibel auf das Gästeaufkommen reagieren, und zudem könne so die Anbindung an den öffentlichen Verkehr noch besser umgesetzt werden. Man sei allerdings auch mit Einspracheverfahren konfrontiert, so Bucher. Nachdem der Regierungsrat des Kantons Luzern Beschwerden gegen eine mit 77% Ja-Anteil angenommene Zonenplanabstimmung in der Gemeinde Weggis erstinstanzlich zurückgewiesen habe, hätten 2 Verbände und eine Privatperson ihre Einsprachen an das Kantonsgericht Luzern weitergezogen, bedauert Bucher. Der VRP ist aber zuversichtlich, spätestens im September 2027 mit dem Bau beginnen und die neue Gondelbahn nach einer Bauzeit von ca. 9 Monaten 2028 eröffnen zu können.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema bei den Rigi Bahnen
Rücksichtnahme auf die Belange der Natur und Nachhaltigkeit sind ganz zentrale Aspekte bei allen Planungen der Rigi Bahn. So machte Bucher darauf aufmerksam, dass 70% der Rigi-Gäste mit dem ÖV anreisten, dass die Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit von 97% der Gäste positiv gewürdigt würden und dass deshalb das Unternehmen mit der höchstmögliche Stufe des Labels von Schweiz Tourismus, dem Swisstainable Label, ausgezeichnet wurde.
70% der Gäste aus der Schweiz
Nach Bucher war es an Marcel Waldis, die Ausführungen des VRP mit Zahlen und Grafiken zu unterfüttern. Zunächst machte der CFO darauf aufmerksam, dass, obwohl die Anzahl der Gäste etwas unter den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019 liegen, gleichwohl der durchschnittliche Erlös pro Gast 2023 um 15% gesteigert werden konnte. Waldis betonte, dass 70% der Gäste auf der Rigi aus der Schweiz kämen, was das Unternehmen krisenresistenter mache, wie man in den Jahren 2020 und 2021 hatte sehen können.
Waldis verwies auf den höheren Betriebsaufwand, der 2023 um 12% angestiegen ist. In erster Linie sei dies auf eine Verdoppelung der Stromkosten zurückzuführen. In 2024 erwarte er aber wieder sinkende Kosten, auch weil es gelungen sei, Strom kostengünstiger einzukaufen.
Aufgrund des guten Geschäftsgangs sei es 2023 möglich gewesen, Darlehen zurückzubezahlen und somit die Finanzverbindlichkeiten um starke 21% zurückzufahren, freute sich Waldis. Das kommt direkt der Eigenkapitalquote zugute, die von 46,8% auf 54% hochschnellte.
Buchwert pro Aktie deutlich über Kurswert
Etwas Aufholpotenzial hat der Kurs der Aktie. Der aktuelle Wert von 10.65 CHF liegt unter dem Buchwert von 12 CHF/Aktie. Die Aktionärinnen und Aktionäre dürfen also darauf hoffen, dass sich aufgrund des guten Geschäftsgangs bald eine Angleichung zwischen Kurs- und Buchwert geben wird. VRP Bucher rief die Aktionärinnen und Aktionäre dazu auf, weitere Aktien zum günstigen aktuellen Kurs zu kaufen. Dann würden sie doppelt profitieren. Einerseits von möglichen Kurssteigerungen, andererseits auch davon, dass 175 Aktien zu einer Sachdividende von einer Tageskarte berechtigen.
Zum Schluss das Wetter
Nach 100 Minuten schloss Bucher die GV, nachdem mehrere Aktionäre ihre Voten angebracht hatten. Der zeitlichen Begrenzung der Voten, die ein Aktionär gefordert hatte, erteilte Bucher eine Absage. Es sei wichtig und richtig, das Aktionariat gebührend zur Sprache kommen zu lassen.
Wie auf Kommando riss gegen Schluss der GV der Himmel auf und schickte gar ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen zur Rigi Staffel. Das Publikum strömte nach draussen und freute sich doppelt: ob der guten Performance «ihres» Unternehmens und ob des freundlichen Wetters zum Abschluss.
Die Rigi Bahnen rücken ihre lange und beeindruckende Geschichte immer wieder in den Vordergrund. An der Generalversammlung zeigte das Unternehmen ein Video, in dem die Generalüberholung der hundertjährigen Dampflok Nr. 16 detailreich nachgezeichnet wird.