Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen: «Das Beste liegt noch vor uns»

Schweizer Gäste machen den grössten Anteil aus

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Frédéric Füssenich ist seit März 2020 CEO der Rigi Bahnen AG. Er verfügt über Abschlüsse der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern, als Betriebsökonom FH und Executive MBA der Hochschule Luzern. Vor seiner Tätigkeit bei den Rigi Bahnen war er 10 Jahre Direktor der Engelberg-Titlis Tourismus AG. Bild: zvg

Die Schweizer Tourismusbranche hat sich nach der Pandemie rascher erholt, als allgemein erwartet. Auch auf der Rigi tummeln sich wieder Gäste aus nah und fern. Für 2023 hat die Rigi Bahnen AG ein Rekordergebnis angekündigt. Im Interview mit schweizeraktien.net spricht CEO Frédéric Füssenich über die Gründe für den Erfolg, erklärt, warum sein Team für 2024 vorsichtiger budgetiert hat und geht auf die geplanten Investitionen in den nächsten fünf Jahren ein.

Herr Füssenich, bei den Rigi Bahnen purzeln im Geschäftsjahr 2023 die Rekorde. Der Nettoerlös übersteigt die Marke von 34 Mio. CHF, das operative Ergebnis soll über 10 Mio. CHF liegen. Was waren die Gründe?

Der Erfolg basiert auf hervorragender Arbeit unseres ganzen Teams. Wir begegnen uns bei den Rigi Bahnen auf Augenhöhe und ziehen alle am selben Strick. Dabei orientieren wir uns an einem neuen und einfach verständlichen Leitbild, welches unter anderem die Freundlichkeit untereinander und im Gästekontakt fördert. Basierend auf diesen Werten sind wir überzeugt, dass sich unsere positive Entwicklung fortsetzen wird.

Schon 2022 war Ihr Unternehmen auf Erholungskurs. Haben Sie mit dieser guten Entwicklung gerechnet?

Unsere Strategie «Qualität schafft Mehrwert» ist klar und wird verstanden. Die Rigi war schon immer der beliebteste Berg von Herrn und Frau Schweizer, und wir konnten diesen Markanteil weiter ausbauen. Er liegt aktuell bei rund 70% unserer Gäste. Sehr erfreut sind wir über die Buchungen aus dem internationalen Bereich, wo nebst den europäischen Gästen vor allem Gäste aus den USA und Korea viel zur guten Entwicklung beitragen.

Gemäss Ihren Aussagen rechnen Sie für 2024 mit einem Besucherrückgang um 6,5% auf 850’000 Gäste. Welche Indikatoren führen zu dieser zurückhaltenden Prognose?

2023 war ein ausserordentlich gutes Wetterjahr. Darum planen wir lieber etwas zurückhaltend und freuen uns, wenn es wie im letzten Jahr besser kommt als erwartet. Der Januar hat unsere Prognose bereits übertroffen.

Trotz tieferen Gästefrequenzen geht die Rigi Bahnen AG fürs 2024 von einem höheren Nettoerlös sowie EBITDA aus. Dazu müsste der Umsatz pro Gast aber steigen. Welche Anhaltspunkte sehen Sie, dass der Umsatz pro Gast vom 2023 aufs 2024 deutlich ansteigen wird?

Unsere Strategie «Qualität schafft Mehrwert» kommt hier besonders zum Tragen. Wir sind überzeugt, dass unsere Gäste ein qualitativ verbessertes Angebot mit Mehrkonsumation am Berg belohnen. Das zeigt sich zum Beispiel in der positiven Entwicklung auf Rigi Kulm, wo sich die Zahlen nach erfolgter Sanierung vom Dienstleitungszentrum und Rigi Bistro sehr positiv entwickeln. Wir haben im Juni 2023 unseren Leittarif und unsere gesamte Tarifstruktur angepasst und profitieren nun vom Ganzjahreseffekt.

In den letzten zwei Jahren mussten die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Welche Dividendenhöhe wird der VR der Generalversammlung 2024 beantragen?

Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung einen Antrag zur Gewinnverwendung vorlegen. Stand heute wird eine Dividende beantragt, und diese wird aller Voraussicht nach etwas höher sein als vor Corona.

Das Transportgeschäft ist sehr energieintensiv. Wie hoch lag der Strompreis pro kWh in 2023, und wie wird sich dieser schätzungsweise im 2024 entwickeln? Ist hier mit weiteren Belastungen zu rechnen?

Die Beschaffung erfolgt gestaffelt, und die Kosten konnten dadurch etwas geglättet werden. Dass unsere neuen Gelenktriebwagen die Energie bei der Talfahrt rekuperieren können, hat wesentlich zu einer Dämpfung der Kosten geführt. Aktuell rechnen wir eher mit einer leichten Entspannung der Kosten, allerdings nach wie vor auf hohem Niveau.

An der Rigi stehen grosse Investitionen an. Können Sie die Projekte etwas genauer erläutern?

Neben laufenden Erneuerungen wie zum Beispiel das letzte Stück der Fahrleitungen oder die Weiterführung der Perronanpassungen im Zusammenhang mit dem Behindertengleichstellungsgesetz liegt unsere Priorität bei der Gondelbahn Weggis-Rigi Kaltbad. Da sind wir nach wie vor zuversichtlich, dass wir diese vor Ablauf der Konzession bauen können. Die Sanierung der Gehwege auf Rigi Kulm ist schon angelaufen und trägt viel zur gestiegenen Attraktivität der Gipfelankunft bei. Auf Rigi Staffel soll das Eventzelt, welches nie so richtig in die Landschaft passte, durch ein familienfreundliches Gesamtangebot ersetzt werden. Die Projekte im Zusammenhang mit dem Entwicklungsschwerpunkt beim Bahnhof Arth Goldau oder beim Parkplatz A4 werden durch laufende Einsprachen weiter verzögert. Die Gemeindebehörden führen die Einspracheverhandlungen.

Wie hoch werden die Investitionen für die grössten Projekte in den nächsten fünf Jahren sein?

Das grösste Projekt wird klar die Gondelbahn zwischen Weggis und Rigi Kaltbad sein. Diese sollten wir spätestens im 2027 bauen und im 2028 eröffnen können. Erst wenn sich die Baubewilligung abzeichnet, kann man seriöse Aussagen über die Kosten machen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir in einer volatilen Welt leben, wo äussere Einflüsse einen starken Einfluss auf die Kosten haben. Aber die Vorgabe vom Verwaltungsrat ist klar: Es wird erst gebaut, wenn die Finanzierung gesichert ist.

Kann die Rigi Bahn die genannten Investitionen aus dem laufenden Cashflow finanzieren oder ist in absehbarer Zukunft mit einer Kapitalerhöhung zu rechnen?

Für die Finanzierung der Gondelbahn sind wir in einem guten Austausch mit unseren beiden kreditgebenden Banken, die die erfreuliche Entwicklung anerkennen. Die genauen Finanzierungszahlen können erst nach Vorliegen der Baubewilligung resp. dem definitiven Zeitplan festgelegt werden. Eine weitere Kapitalerhöhung ist nicht vorgesehen.

Welche Parameter werden den Schweizer Bergtourismus in den kommenden Jahren beeinflussen, und wie positioniert sich die Rigi Bahnen AG in diesem Umfeld? Stichworte sind hier Klimawandel, Transformation Wintergeschäft und generell Nachhaltigkeit im Tourismus.

Die Rigi Bahnen AG sind mit dem höchstmöglichen Level 3 «Leading» des Schweizerischen Tourismusverbands betreffend Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Das spornt uns an, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und unsere Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Unser Gästeangebot entwickeln wir wetter- und saisonunabhängig weiter und positionieren uns als Ganzjahreswanderberg. Als erste Bergbahn Europas mit grossem historischem Wagenpark, aber auch modernsten Gelenktriebwagen erleben unsere Gäste 150 Jahre Bergbahngeschichte hautnah mit. Das bietet keine andere Bergbahn auf der Welt. Die letzte Kundenbefragung hat bei über 80% unserer Gäste ergeben, dass sie die Rigi weiterempfehlen. Über 70% unserer Gäste reisen heute schon mit dem ÖV an. Ein einmalig hoher Wert für eine Bergdestination. Wir sind überzeugt, das Beste liegt noch vor uns.

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