Titlis Bahnen: Kosten für das «Projekt Titlis» steigen um rund 30 Mio. CHF

Baufortschritte im Zeitplan, Eröffnung auf 2029 geplant

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Visualisierung des von Herzog & de Meuron entworfenen Projekt Titlis. Im Vordergrund der Antennenturm, dahinter die neue Bergstation. Bild: titlis.ch

Das Projekt Titlis, das hauptsächlich die Erstellung einer neuen Bergstation auf dem Gipfel, den Umbau und Ausbau des Antennenturms sowie die Erneuerung des Stollens zwischen den beiden Bauwerken umfasst, wird nochmals teurer als geplant. Die Investitionen beliefen sich voraussichtlich auf 150 Mio. CHF und lägen damit um rund 13% über dem im Mai 2023 kommunizierten Kostenrahmen, teilt das Unternehmen mit.

Schweizeraktien.net hat Norbert Patt, CEO der Titlis Bahnen (BET), auf die erneute Erhöhung des Investitionsbedarf angesprochen. «Seit längerer Zeit kommunizieren wir 120 Mio. CHF +/-10%. 100 Mio. kommunizierten wir in einer sehr frühen Projektphase, d.h. in der Konzeptphase.»

«Kosten haben eine gewisse Streubreite»

Die Abweichung erkläre sich primär mit dem höheren Aufwand für Logistik, der Materialteuerung im Bausektor sowie den gestiegenen Energiekosten. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Kosten für ein so umfangreiches und komplexes Projekt eine gewisse Streubreite aufweisen, so Patt. «Spezialbauten auf einer Höhe von 3’000 m ü.M. können nun mal nicht mit standardisierbaren Bauprojekten an gut erschlossenen Standorten im Unterland verglichen werden.»

Anforderungsreiche Logistik

Patt führt zum besseren Verständnis die Logistik an. «Für die Bauprojekte auf dem Titlis müssen zwischen 2025 und 2029 rund 40’000 Tonnen Abbruchmaterial ins Tal gebracht und etwa 70’000 Tonnen Material auf eine Höhe von 3’000 m ü.M. befördert werden.» Dabei würden alle Transporte und Logistikleistungen bei laufendem Betrieb der bestehenden Anlagen erbracht. Dies bedinge einen beträchtlichen Aufwand, um die Sicherheit der Gäste jederzeit zu gewährleisten und ihnen trotz Baustellen unvergessliche Reiseerlebnisse zu bieten. Zudem triebe die Teuerung die Kosten in die Höhe, fügt Patt hinzu.

Investitionsstau verhindern

Mit dem Ziel, einen Investitionsstau zu verhindern, hat der Verwaltungsrat parallel zum Projekt Titlis ein umfangreiches Investitionsprogramm mit dem Fokus auf Sanierungen und den Ersatz bestehender Anlagen gestartet. Es umfasst die Sanierung der Luftseilbahn Titlis Rotair, den Bau einer einspurigen Pendelbahn zwischen Stand und Titlis (Titlis Connect), die Installation eines Infrastrukturkanals zwischen der Talstation der Sesselbahn Ice-Flyer und dem Antennenturm.

Ertragskraft wird nachhaltig gestärkt

Das Projekt Titlis und die weiteren Investitionsvorhaben werden nach Auskunft der Betreiber die Ertragsbasis des Unternehmens deutlich erweitern und die langfristige Ertragskraft nachhaltig stärken. Die BET rechnet für die Jahre nach Projektabschluss (2029/2030) mit einer markanten Steigerung des EBITDA auf 45 bis 55 Mio. CHF.

Der Umsatz dürfte gemäss heutigen Prognosen im Geschäftsjahr 2028/29 die 100-Millionen-Grenze erreichen und danach auf 120 Mio. CHF ansteigen. Eine Zunahme in dieser Bandbreite entspreche gegenüber dem Umsatz 2022/23 von 72 Mio. CHF einem Plus von mehr als 50%.

Sukzessiver Rückgang der Neuverschuldung

Die Finanzierung aller Projekte, versichert die BET, ist durch den prognostizierten Cashflow und ein Bankensyndikat gewährleistet. Die Nettoverschuldung werde in den nächsten Jahren auf ein Maximum von 120 Mio. CHF ansteigen und sich ab 2028/29 sukzessive zurückbilden. Die BET geht davon aus, dass der Nettoverschuldungsgrad (net debt ratio) in keinem Jahr über 5 liegt und dass diese Kennzahl schon zwei Jahre nach Fertigstellung der Anlagen unter 1 sinkt. Eine Erhöhung des Aktienkapitals sei aus heutiger Sicht nicht notwendig. Auch werde während der Investitionsphase eine angemessene Dividende ausgeschüttet.

Eigenfinanzierungsgrad soll nicht unter 60% sinken

Patt fügt gegenüber schweizeraktien.net hinzu, dass die solide Finanzierung des Unternehmens der Garant dafür sei, dass derartige aussergewöhnliche Investitionen getätigt werden können. Der Eigenfinanzierungsgrad der Titlis Bergbahnen betrage während und auch nach dem Projektende immer mehr als 60%.

Deutlich mehr Besucher erwartet

«Wir rechnen ab 2029/2030 mit einer Steigerung auf bis zu 1.5 Mio. Ersteintritten, die sich relativ gleichmässig über das ganze Jahr verteilen. Zum Vergleich: 2018/2019 betrugen die Ersteintritte 1.22 Mio. Zu diesem Plus wird nicht nur die Attraktivität der neuen Anlagen des Projekts Titlis beitragen, sondern auch die neue Pendelbahn Titlis Connect.» Die Pendelbahn werde vor allem während der jeweils rund 14-tägigen Revision der Rotair Luftseilbahn im Einsatz sein und zusätzliche Frequenzen bzw. Erträge ermöglichen. «Zusätzlich wird der Durchschnittsertrag der Tickets um 25% ansteigen, da wir über ein hervorragendes, qualitatives USP verfügen werden», freut sich Patt.

Fazit

Anlässlich des Branchentalks Tourismus von schweizeraktien.net im Oktober 2024 haben Norbert Patt und CFO Marco Leu das Projekt Titlis einer Reihe von Investoren, Mitbewerbern und Journalisten vorgestellt. Das Fachpublikum war sichtlich beeindruckt von den Visualisierungen der von Herzog & de Meuron entworfenen Bauten.

Es steht ausser Frage, dass die Attraktivität des Gipfels hoch über Engelberg nochmals deutlich steigen wird.

Dass zudem die Finanzierung solide steht und auch die Kostensteigerungen verschmerzt werden können, dürften sowohl potenzielle Investoren als auch das bestehende Aktionariat begrüssen.

Allerdings werden die Besucher tiefer in die Taschen greifen müssen, um sich einen Ausflug auf den Gipfel leisten zu können. Dabei schielen die Verantwortlichen wohl in erster Linie auf die betuchte Klientel aus Fernost, den USA und anderen Erdteilen, die auch schon heute die Mehrheit der Besucher des Titlis ausmachen.

Die BET ist an der SIX kotiert, zuletzt kostete eine Aktie 38 CHF. Nach Bekanntgabe der Kostenerhöhungen hat der Aktienkurs an Wert eingebüsst.

Chart Engelberg Titlis BB
Der Kurs der Titlisbahnen-Aktie hat seit Bekanntgabe der Kostensteigerung deutlich verloren. Chart: six-group.com

 

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