
Lange war die Nachfrage nach Luxusuhren ungebremst, doch im zweiten Halbjahr 2024 erreichte die von China ausgehende Nachfrageschwäche auch das Luxury-Segment von Cendres+Métaux. Dazu traten noch die deutlich gestiegenen Edelmetall-Preise, die nicht nur im Uhrengeschäft, sondern auch im Medtech-Bereich die Nachfrage dämpften. Der Umsatz stieg dennoch um 14,3% auf 224.4 Mio. CHF, und auch auf EBITDA-Ebene ist das Ergebnis durchaus zufriedenstellend.
Der Grund für die Umsatzausweitung ist in der Akquisitionspolitik der vergangenen Jahre zu finden. Zuletzt war der Oberflächenspezialist R. Schlierholz übernommen worden. Zudem waren die Beteiligungsquoten an den in den Vorjahren akquirierten Unternehmen Lauener & Cie. und Queloz jeweils auf 100% erhöht worden. So konnte der Konzernumsatz um 32.1 Mio. CHF erhöht werden. Während im Segment Luxury der Umsatz um 8,6% fiel und auch im Segment Medtech ein Rückgang um 7,6% zu verzeichnen war, legte die dritte Sparte Industry um 27,8% beim Umsatz zu. Das ist wesentlich auf den Beitrag von R. Schlierholz zurückzuführen. Die Expertise in der Oberflächenbearbeitung ist zunehmend auch in der Halbleiter-Industrie gefragt, auf die 70% des Geschäftsvolumens entfällt.
Geopolitische Faktoren
Die internationalen Einflüsse lassen sich nicht übersehen. Die anhaltende Immobilienkrise in China schlägt seit dem zweiten Semester 2024 auf die Nachfrage nach Luxus-Uhren durch, so der Geschäftsbericht. Dazu kommt, dass die Lagerbestände der Kunden angestiegen sind, was auch die Hoffnungen auf eine rasche Belebung dämpft. Frankreich und Deutschland weisen zwar stabile Nachfrage auf, doch die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten lassen fürs Erste keine Nachfragebelebung erwarten. Mehr Dynamik zeigten in 2024 die USA und Japan.
Devisen- und Edelmetallmärkte
Das Jahr hatte gut begonnen, doch dann traf der «abrupte Rückgang» im Uhrenmarkt das Luxury-Segment von Cendres+Métaux plötzlich. Das Medtech-Segment war ebenfalls vor Herausforderungen gestellt, wie die schwache Nachfrage aus Asien. Weiterhin kam es zu Verzögerungen bei der Markteinführung neuer Produkte. Zudem stellen die Entwicklungen an den Devisen- und Edelmetallmärkten für beide Segmente starke Gegenwinde dar. Der starke Franken verschafft in den Euro-Ländern Wettbewerbsnachteile. Der signifikant angestiegene Goldpreis hat zwei Effekte. Die Nachfrage nach edelmetallhaltigem Zahnersatz wird gedämpft, und die Finanzierungskosten für die Edelmetalle in Arbeit erhöhen sich.
Innovationen und Investitionen
Dem wirkt Cendres+Métaux mit neuen Legierungen auf der Basis von Titan und Platin-Iridium sowie keramischen Innovationen entgegen. Speziell in der Implantologie sind Titan-Produkte stark gefragt. Als neue Nachfrager entpuppen sich neben Dental- und Cochlea-Implantologie auch die Drehteilfertigung. Wegen der starken Kundennachfrage wurde in 16 neue Citizen Drehmaschinen sowie drei Willemin-Macodel Fräsmaschinen investiert. Dies ist auch ein Grund für die deutlich erhöhten Abschreibungen und Wertberichtigungen von 15.5 Mio. CHF, nach 9.9 Mio. CHF im Vorjahr. Ein Betrag von 4.5 Mio. CHF entfällt auf Lauener & Cie., respektive deren vollständige Akquisition.
Geschäftsjahr 2024 in Zahlen
Der Betriebsaufwand ist von 82.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 99.3 Mio. CHF kräftig angestiegen. Allein der Personalaufwand erhöhte sich um 13.6 Mio. CHF auf 73.5 Mio. CHF. Diese Summe ist durch vereinnahmte Kurzarbeitsentschädigung in Höhe von 1.7 Mio. CHF bereits geschmälert. Die sonstigen Aufwandposten zeigen Kostendisziplin. Während sich das EBITDA-Ergebnis um 1.6 Mio. CHF auf 28 Mio. CHF erhöhte, sank die EBITDA-Marge um 1.2 Prozentpunkte auf 12,5%. Durch die markant höheren Abschreibungen ging das EBIT von 16.5 Mio. CHF auf 12.6 Mio. CHF zurück. Das Finanzergebnis fiel mit minus 4.8 Mio. CHF um 1 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr aus. Bei etwas höheren Steuern von 1.6 Mio. CHF resultierte ein Jahresergebnis von 7 Mio. CHF. Durch die vollständige Übernahme der Tochtergesellschaften gibt es keine Ansprüche von Minderheiten mehr. Somit fällt der Gewinn erstmals seit langem wieder zu 100% den Aktionären zu.
Ausblick
Der Fokus für 2025 richtet sich angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten auf die Konsolidierung und Integration der Akquisitionen sowie die Schaffung und Nutzung von Synergien. Begründet in der geringen Prognostizierbarkeit der Nachfrageentwicklung in der nächsten Zeit wollen sich Geschäftsleitung und Verwaltungsrat vorrangig auf die Sicherung der Liquidität konzentrieren, was auch Reduzierung der Kosten und des Personals beinhalten kann. Die Rentabilität soll durch Effizienzsteigerungen, ein neues ERP-System und gezielte Investitionen weiter gesteigert werden.
Fazit
Die Diversifikationsstrategie hat sich im Geschäftsjahr 2024 bezahlt gemacht. Trotz dem starken Rückgang der Nachfrage im Uhren-Segment und den Verzögerungen und Widrigkeiten im Medtech-Segment sorgte das dritte Segment Industry auf Konzernebene für einen Ausgleich. Angesichts der schwierigen Marktbedingungen sind sowohl die EBITDA-Marge als auch das Jahresergebnis respektabel ausgefallen. Die hohen Investitionen sollen das Erreichte absichern und zugleich neue Geschäftsfelder erschliessen.
Dieses Jahr feiert Cendres+Métaux das 140-jährige Bestehen. Den Veränderungen des Konsolidierungskreises Rechnung tragend, soll der Name in CMSA Holding geändert werden. Die Weichen sind, wie der Jahresabschluss des anspruchsvollen Jahres 2024 zeigt, richtig gestellt. Das spiegelt inzwischen auch die Entwicklung der Aktie wider. Die Aktienumsätze liegen in 2025 bereits höher als im gesamten umsatzschwachen Vorjahr. Zuletzt wurden auf OTC-X wieder mehr als 5000 CHF je Aktie bezahlt. Das KBV bewegt sich dennoch mit 0.5 auf attraktivem Niveau. Trotz der rückläufigen Gewinnentwicklung fällt auch das KGV mit 10 niedrig aus. Die Ausschüttung wurde für 2024 von 150 auf 140 CHF je Aktie reduziert, was einer Dividendenrendite von 2,7% entspricht. Die Risiken scheinen somit begrenzt; die Chancen mit Blick über 2025 hinaus könnten sich bei wieder besser werdenden Konjunkturaussichten durchaus als vielversprechend erweisen.
