SGV Gruppe: Viel Licht und wenig Schatten

Rekordgewinn von 9.6 Mio. CHF in der bald 190-jährigen Geschichte

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Über 400 Aktionäre nahmen an der GV der SGV Gruppe in der Messe Luzern teil. Alle Bilder: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

«Licht und Schatten», dieses Motto bezieht sich auf die Fotografien, die für die Illustration des Geschäftsberichts 2024 der SGV Gruppe verwendet wurden. Das Motto zog sich wie ein roter Faden durch die diesjährige Generalversammlung.

So begann Verwaltungsratspräsident Josef Felder seine Eröffnungsansprache: «Das Licht steht im Vordergrund. Der Schatten ist der ‹Sidekick» des Lichts›». Das Licht: Die SGV Gruppe erzielte in 2024 mit 9.6 Mio. CHF einen Rekordgewinn. Der Schatten: Der Umsatz ging auf 92 Mio. CHF zurück, im Vorjahr lag er bei 96 Mio. CHF. Dies im Zusammenhang mit dem volatilen Projektgeschäft der im industriellen Schiffbau tätigen Shiptec AG.

3.1 Millionen beförderte Passagiere

Der einmalig hohe Rekordgewinn sei unter anderem dadurch zustande gekommen, weil die Tavolago AG im Berichtsjahr mit dem Kanton Luzern die Frage des offenen Restbetrags der Covid-19-Härtefallunterstützung im Umfang von 3.5 Mio. CHF habe regeln können. Damit hätten rückwirkend ein grosser Teil der Verluste in den Jahren 2020 und 2021 gedeckt werden können, so Felder.

Sehr erfreut zeigte sich Felder über die Zahl der 3.1 Mio. beförderten Passagiere der SGV AG und der SGV Express AG, dies auch im Quervergleich mit den anderen Schweizer Schifffahrtsgesellschaften, welche im Jahr 2024 Einbussen in Kauf nehmen mussten. Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee böte sehr viel Licht und wenig Schatten.

Leuchtturmprojekt Stadthotel

Die Tavolago AG, in der die Restaurant- und Hotelaktivitäten der SGV-Gruppe zusammengefasst sind, biete tolle Aussichten, so Felder. Das neue Stadthotel mit 150 Zimmern, das ab 2027 von der Tavolago AG betrieben werden wird, wird derzeit vom Investor HG Commerciale gebaut und nach Fertigstellung zu den grössten Hotels in Luzern gehören.

Shiptec AG mit aussergerichtlicher Konfliktlösung

Wenn es Schattenseiten gäbe, dann bei der Tochtergesellschaft Shiptec AG, räumte Felder ein. Aber einen Lichtblick machte Felder dennoch aus: Es sei erfreulich, dass im letzten Jahr eine aussergerichtliche Konfliktlösung bei den strittigen Punkten und deren Kostenfolge zwischen der Shiptec AG und der Kundin, der CGN SA, abgeschlossen werden konnte. Als Wermutstropfen bleibe, dass das diesjährige Ergebnis der Shiptec AG nur knapp positiv ausgefallen und einmal mehr durch das Grossprojekt in Lausanne belastet sei.

Handeln statt Leiden sei angesagt, so die Nachricht von SGV-Verwaltungsratspräsident Josef Felder an der Generalversammlung.

Felder setzte seine Ausführungen mit einem Zitat des Psychoanalytikers Sigmund Freud fort: «Leiden ist einfacher als Handeln». Bei der SGV sei aber Handeln angesagt, man wolle das Schiff aktiv steuern. So sei das Unternehmen offen für neue Geschäftsfelder.

100 Mio. CHF an Investitionen in den nächsten zehn Jahren

Es war an CEO Stefan Schulthess, die Eingangsworte seines VRPs zu untermauern. Die SGV werde in den nächsten zehn Jahren rund 100 Mio. CHF für Zukunftsprojekte investieren, wobei ein grosser Teil in die Schiffflotte fliessen soll. So sei die Generalsanierung des Dampfschiffes «Uri» für 2030/31 vorgesehen. Und für die Werftsanierung der Shiptec werden ab 2026 rund 20 Mio. CHF eingeplant.

«Legends of Lake Lucerne»

Gleichzeitig arbeite die SGV daran, die Wertschöpfung pro Gast zu erhöhen. Mit «Legends of Lake Lucerne» werden ab diesem Frühling auf dem Dampfschiff «Gallia» exklusive Angebote lanciert. Das sei ein Nischenprodukt für gut situierte Gäste, welche kulinarische Leckerbissen mit exzellentem Service in privater Atmosphäre auf einem Dampfschiff erwarteten. Das Premiumangebot sei die Antwort auf die steigende Nachfrage nach exklusiven Reiseerlebnissen, entgegnete Schulthess den Kritikern an diesem Vorhaben. Um den 410 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären die «Legends of Lake Lucerne» schmackhaft zu machen, wurden an der GV zwei Fahrten auf der «Gallia» verlost.

Dekarbonisierung kommt voran

Die Dekarbonisierung der Flotte komme voran, so Schulthess. Mit der Elektrifizierung der MS Rütli sei der Anfang 2024 gemacht worden. Ein weiterer Schritt sei die geplante Umrüstung der MS Saphir auf einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb im Winter 2025/2026. Ein Meilenstein in der Schweizer Kursschifffahrt. Und auch der Einsatz des Solar-Treibstoffes Synhelion ab 2027 werde dazu beitragen, den Ausstoss von CO₂ weiter zu reduzieren.

CEO Stefan Schulthess zeigte das Engagement der SGV-Gruppe in Sachen Nachhaltigkeit auf.

Luzerner Jahrhundertprojekt

Zum Schluss seiner Ausführungen kam Schulthess noch auf ein Luzerner Jahrhundertprojekt zu sprechen. Nämlich den Durchgangsbahnhof Luzern, kurz DBL. Es sei noch nicht absehbar, was eine 10-jährige Bauzeit des DBL im Herzen der Stadt Luzern am und im Seebecken für den Tourismus im Allgemeinen und für die SGV AG und die Tavolago AG im Besonderen bedeute. Klar sei, dass damit die Erreichbarkeit von Luzern deutlich verbessert werden dürfte. Aber die lange Bauzeit könnte auch zu Rückgängen der Gäste- und Umsatzzahlen führen. Das nationale Parlament wird 2027 über dieses Projekt entscheiden.

Genügend Liquiditätsreserven

CFO Pascal Koch präsentierte im Anschluss an Schulthess die Zahlen des Geschäftsjahrs 2025. Er verwies noch einmal auf den Rekordgewinn; 2024 sei ein äusserst erfolgreiches Jahr gewesen, mit der kleinen Einschränkung des Umsatzrückgangs bei der Shiptec.

Man habe genug Liquiditätsreserven, um die vom CEO angesprochenen Investitionen schultern zu können. Dazu trägt auch ein sehr erfolgreicher Start ins Geschäftsjahr 2025 bei, sagte Koch.

Neue VR-Mitglieder

Im statutarischen Teil der GV wurden sämtliche Anträge des Verwaltungsrates mit einem Ja-Stimmen-Anteil von rund 95% genehmigt. Da die beiden Verwaltungsräte Felix Frei und Georg Reif nach 12 Jahren, wie es die entsprechende Amtszeitbeschränkung vorsieht, ausscheiden, werden sie durch Peter Fischer, Luzern, und Michael Thomann, Oberlunkhofen, ersetzt.

Keine Dividende

Die SGV schüttet für das vergangene Geschäftsjahr trotz Rekordgewinn keine Dividende aus. Das führte zur Nachfrage aus dem Aktionariat, ob ein Dividendenverzicht noch zeitgemäss sei. Felder betonte in seiner Antwort, dass eine Ausschüttung im Verwaltungsrat immer wieder besprochen werde und wollte nicht ausschliessen, dass in den kommenden Jahren wieder eine Dividende bezahlt würde.

Im Anschluss an die GV genossen die mehr als 400 Aktionärinnen und Aktionäre den Apéro riche.

Auch ohne Dividende waren die Aktionäre und Aktionärinnen mit «ihrer» SGV Gruppe sichtlich sehr zufrieden. Sie liessen sich zum Ende von einem Apéro riche aus dem Hause Tavolago verwöhnen und blieben länger als gewohnt. Denn draussen hatte Petrus seine Schleusen geöffnet. Es regnete in Strömen. Der Schatten, der auf die GV fiel, hatte also in erster Linie einen meteorologischen Ursprung.

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