
Seit 2021, dem Jahr des Börsengangs, erhöhte die SKAN Group den Umsatz um 50% auf 361.3 Mio. CHF und den Jahresgewinn um mehr als das Doppelte auf 46.8 Mio. CHF. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt CEO Thomas Huber die Ursachen für die anhaltende Dynamik im Geschäftsfeld aseptische Abfüllung und Verpackung. Zudem erläutert er die Gründe für eine gerade angekündigte Akquisition und die industrielle Logik innovativer Dienstleistungen für die anspruchsvolle Pharma- und Biotech-Industrie. Huber will ein weiterhin hohes Wachstumstempo erzielen und die bereits auskömmlichen Margen weiter steigern. Trotz mancher Risiken sieht sich der Weltmarktführer in der Isolatorentechnologie in einer starken Wettbewerbsposition.
Das Geschäftsjahr 2024 lief ja prima, Herr Huber. Wie kam es in dem nicht gerade idealen wirtschaftlichen Umfeld zu der imposanten Gewinnsteigerung um 46% auf 40.8 Mio. CHF, zumal Umsatz und EBITDA nicht ganz so stark angestiegen sind?
Wenn wir auf das Geschäftsjahr 2024 zurückblicken, fällt vor allem das starke zweite Halbjahr ins Gewicht. Die SKAN Gruppe erzielte erhebliche Fortschritte auf den Kundenprojekten, was sich in Umsatz- und Ertragswachstum niederschlug. Darüber hinaus lief das höhermargige Service-Geschäft sehr gut.
Spielt dabei eine Rolle, dass das margenstärkere Service-Geschäft inzwischen einen höheren Anteil zum Gruppenumsatz beisteuert?
Im vergangenen Jahr hat sicherlich beides – die Projektfortschritte und der Zuwachs des Service-Geschäfts – eine Rolle gespielt.
Erst im Mai hat die SKAN Group die mehrheitliche Übernahme der slowenischen Metronik angekündigt. Der Automatisierungs- und Digitalisierungsexperte stärkt Ihr Service-Geschäft. Was können Sie unseren Lesern dazu sagen?
Wir haben immer gesagt: Wenn wir eine Übernahme tätigen, muss diese erstens strategiekonform unser Segment Services & Consumables stärken, zweitens unsere Kompetenz in den Bereichen Software oder Robotik erweitern und, drittens, das Margenprofil des Unternehmens verbessern. Metronik erfüllt alle diese Anforderungen.
Als führende Anbieterin von Softwarelösungen für das Produktionsmanagement und die Prozesssteuerung mit einem starken Fokus auf den regulierten Life-Sciences-Sektor bietet Metronik eine attraktive Angebotserweiterung für unsere Kunden. Die nahtlose Einbindung der Metronik-Software in die Produktionsprozesse unserer Kunden ermöglicht es, deren Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu steigern. Zudem wird uns Metronik helfen, unsere eigenen Digitalisierungsinitiativen wie die papierlose Pharmaproduktion schneller voranzubringen.
«Metronik wird uns helfen, unsere eigenen Digitalisierungsinitiativen wie die papierlose Pharmaproduktion schneller voranzubringen»
In Ihrer Medienmitteilung zum ersten Kapitalmarkttag im Mai sprechen Sie vom Austausch mit und der Schulung von Regulatoren. Würden Sie das zum besseren Verständnis bitte für unsere Leser präzisieren?
Jede unserer Anlagen für das aseptische – d.h. keimfreie – Abfüllen biopharmazeutischer Wirkstoffe muss von den zuständigen Regulatoren wie der FDA oder Swissmedic abgenommen werden, bevor sie kommerziell eingesetzt werden darf. Deshalb ist ein gutes Verhältnis zu den Regulatoren wichtig, damit wir als Hersteller ganz genau verstehen, welche Anforderungen gelten und in welche Richtung sie sich weiterentwickeln.
Der wichtigste Wachstumstreiber für die aseptische Isolatorentechnik ist ja die wachsende Anzahl an neuen Therapeutika, die injiziert werden müssen. Bei unserem letzten Interview im September 2023, also vor 21 Monaten, lag die Anzahl der installierten Isolatoren bei rund 1000. Wo steht der Marktführer SKAN Group heute?
Wir liefern pro Jahr rund 100 Isolatoren an unsere Kunden; entsprechend müssten wir aktuell bei etwa 1150 liegen. Da Isolatoren im Preis sehr stark variieren können, ist für uns die Umsatzzahl wichtiger als die Stückzahl. Viele kleine Isolatoren sind für uns genauso wertvoll wie ein paar wenige grosse, insbesondere, da die installierte Basis das Service-Geschäft antreibt.

Ein weiterer Entwicklungsmesser ist die Anzahl der zugelassenen Arzneimittel, die mittels Ihrer aseptischen Closed-Vials Technologie verpackt werden. Vor 21 Monate waren es fünf Bio-Pharmazeutika. 400 weitere Kandidaten befanden sich damals in den klinischen Versuchsreihen. Wie lauten die Vergleichswerte heute?
Heute liegen wir bei acht Medikamenten, die von den Gesundheitsbehörden in 17 Regionen die Zulassungen erhalten haben. Die Pipeline ist schwierig zu erfassen. Wir gehen davon aus, dass sie in der Grössenordnung von über 400 liegt. Entsprechend dürfte sich das Verkaufsvolumen an Closed Vials sowie damit verbundener Verbrauchsmaterialien, wie Abfüllsets, künftig weiter erhöhen.
Inwieweit ist die SKAN Group von der veränderten Politik der Trump Administration betroffen, beispielsweise mit Blick auf Zölle und die Bereitstellung und Bezahlung von Impfprogrammen in den USA, aber auch weltweit durch die Einstellung von USAid?
Wir verfolgen die Entwicklung aufmerksam und bewerten laufend die möglichen Auswirkungen auf SKAN, unsere Kunden und unsere Partner. Nervös sind wir aber nicht, denn wir haben keine Mitbewerber mit Produktion in den USA. Alle unsere Mitbewerber sind in Deutschland ansässig. Wir glauben, dass wir mit unserer Tochtergesellschaft in Deutschland und dem derzeit in Deutschland entstehenden Zentrallager strategisch gut aufgestellt sind. Auf dieser Grundlage gehen wir davon aus, dass wir mindestens die gleichen Bedingungen wie unsere europäischen Wettbewerber erhalten könnten. Hinzu kommt unsere Servicegesellschaft in den USA, die neben dem Service auch «on site»-Aktivitäten für Projekte vor Ort übernimmt. Und nicht zuletzt haben wir schon früher angekündigt, dass wir eine lokale Fertigung in den USA aufbauen wollen.
«Wir haben schon früher angekündigt, dass wir eine lokale Fertigung in den USA aufbauen wollen»
Wie werten Sie die Aussagen und Handlungen des US-Gesundheitsministers Robert Kennedy Jr. mit Blick auf den Umgang mit Infektionskrankheiten respektive deren Vermeidung und die Vorbehalte gegenüber der mRNA-Technologie? Und wie gehen Ihre Kunden aus der Life Sciences Industrie mit den Unsicherheiten um?
Dies dürfte sicherlich diese Industrie etwas zurückwerfen. Wahrscheinlich ist, dass in Zukunft neue Modalitäten eher zuerst in Europa und Asien eingeführt werden und nicht wie früher in USA.
Wie viele andere US-Behörden musste auch die FDA einen breiten Personalabbau und Kündigungen leitender Mitarbeiter verkraften. Wie schätzen Sie als zentraler Zulieferer für die forschungsintensive Life Sciences Industrie die Funktionsfähigkeit und das Tempo der FDA bei weiteren Zulassungsprozedere innovativer Arzneimittel ein?
Aus dem Medical-Device-Bereich hört man, dass es dort wegen Personalmangel zu deutlichen Verzögerungen bei neuen Zulassungen kommt.
Welche Rolle spielen Roboter und Automatisierung bei der Expansion?
Zwar gilt die Pharma-Branche als eher konservativ aufgrund der langen Entwicklungszyklen und der Tendenz, an bewährten Prozessen festzuhalten. Aber wir sind überzeugt, dass auch in der aseptischen Abfüllung technologische Fortschritte adaptiert werden. Entsprechend werden Automatisierung und Digitalisierung künftig immer wichtiger, und die SKAN treibt die Entwicklung dieser Kompetenzen voran.
Inzwischen bieten Sie ihren Kunden nicht nur After-Sales Dienstleistungen, sondern auch Ersatzteile, Verbrauchsmaterialien und in Zukunft sogenannte Pre-approved Services an. Würden Sie bitte für unsere Leser kurz die industrielle Logik und die Auswirkungen auf das Zahlenwerk zusammenfassen?
Bevor ein Medikament zugelassen wird, muss der Hersteller Stabilitätsdaten vorlegen. Diese Datengenerierung benötigt sehr viel Zeit und blockiert kommerzielle Produktionskapazitäten beim Kunden. Durch unsere Pre-Approved-Dienstleistung, die wir 2026 lancieren werden, wird der Kunde diese Datengenerierung an uns auslagern können, während wir parallel seine Anlage bauen. Das wird es dem Kunden ermöglichen, sein Produkt bis zu zwölf Monate früher auf den Markt zu bringen. Bei einem Blockbuster-Produkt stellt diese Zeitersparnis einen enormen Wert dar.
Ihre strategischen Ziele sind ambitioniert. Die EBITDA-Marge soll bis in den hohen 10%-Bereich angehoben werden, und mehr als 50% des EBITDA-Ergebnisses soll aus wiederkehrenden Einnahmeströmen bestehen. Was begründet den grossen Optimismus?
Dies hat wenig mit Optimismus zu tun. Wir stärken das Service-Geschäft durch selbst entwickelte neue Dienstleistungen, wie eben die Pre-approved-Services, oder zum Beispiel durch den Zukauf von Metronik. Mittelfristig werden wir damit einen 50%-Anteil der Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien an unserem Portfolio erreichen und damit auch das Margenprofil erhöhen.
Wird es nach der Metronik-Übernahme weitere M&A Transaktionen geben, um auch anorganisches Wachstum zu generieren und die Marktdurchdringung so zu beschleunigen?
Wir verfolgen weiterhin eine opportunistische M&A Strategie und werden auch in Zukunft strategisch und finanziell gut passende Gelegenheiten ergreifen.
«Wir verfolgen weiterhin eine opportunistische M&A Strategie»
Das Aktionariat der SKAN Group ist, soweit bekannt, breit gestreut. Es sticht jedoch ins Auge, dass zwar mehrere Schweizer institutionelle Investoren nennenswerten Anteilsbesitz aufgebaut haben, aber internationale Adressen nicht in Erscheinung treten. Was können Sie mit Blick auf die Veränderungen des Anteilsbesitzes im Lauf der Zeit und auch perspektivisch sagen?
Die SKAN-Aktien sind mehrheitlich im Besitz von langfristig denkenden Investoren. Daher ist das Handelsvolumen eher gering und erfüllt nicht immer die Liquiditätsanforderungen grosser internationaler Investoren. Das ist auch gut so, denn unser langfristiges Projektgeschäft, das immer wieder Schwankungen unterliegt, eignet sich nicht für kurzfristig denkende Investoren. Entsprechend sind wir glücklich, dass wir zufriedene Aktionäre haben, die uns langfristig treu bleiben.
Vielen Dank, Herr Huber, für die erhellenden Antworten.