
Anfang 2025 befragte schweizeraktien.net ausgewählte Portfoliomanagerinnen und -manager (PM) zu ihren Aktien-Favoriten für das laufende Jahr und wollte wissen, welche Titel sie eher meiden würden.
Die in Small- und Mid Caps engagierten Fonds profitierten im letzten halben Jahr von einer durchaus ansehnlichen Entwicklung der Benchmark SPIEX, die um 7,7% zulegen konnte. Auffallend ist dabei besonders der Anstieg seit Mitte April; seither kletterte der Index um die 20%, während der grösser kapitalisierte SMI seit Anfang 2025 auf dem Niveau von Januar verharrte.
Patrick Hofer, Co-Portfoliomanager des AWEA Substanzwerte Schweiz Fonds (Namensänderung im April 2025, davor AMG Substanzwerte Schweiz) freut sich über die Entwicklung insbesondere der Small Caps. Der Fonds habe sich in den ersten 6 Monaten 2025 sehr gut entwickelt. Mit einem Wertzuwachs von 18% konnte der Fonds den SPI Small Companies Index um rund 2% outperformen und andere Schweizer Aktienindizes wie den SPIEX noch deutlicher hinter sich lassen.
Unabhängigkeit gegenüber ausländischer Politik
Der starke Fokus auf Unternehmen mit einem hohen Anteil an Swissness habe überzeugt, freut sich Hofer. Inlandorientierte Werte im Schweizer Aktienuniversum profitierten überdurchschnittlich, denn ihre Unabhängigkeit gegenüber ausländischer Politik, ihre Resilienz gegenüber Währungsschwankungen und ihre verständlichen Geschäftsmodelle brächten Vertrauen und Planungssicherheit mit sich.
Das ist auch die Einschätzung vieler anderer PM. Denn wenngleich die Unsicherheit der US-Zollmanie weiterhin auf exportorientierte Industrieunternehmen durchschlägt, sind kleinere und mittlere Schweizer Unternehmen deutlich weniger exponiert.
Endlich, möchte man sagen, holt das Segment der Small und Mid Caps die in den vergangenen Jahren erzielte Underperformance auf. Trump sei Dank.
Wie verhält es sich nun mit den Empfehlungen, die die befragten Portfoliomanager und -managerinnen ausgesprochen haben? Da sich die Befragung auf jeweils drei Titel beschränkte, ist die durchschnittliche Performance nicht aussagekräftig für die Entwicklung der Fonds als Ganzes.
Implenia mit deutlichster Outperformance
Den deutlichsten Kursanstieg der empfohlenen Aktien legte Implenia mit über 80% hin. Thomas Kühne von der LLB hat diesen Wert empfohlen. Die Bewertung bleibe attraktiv, Kühne sieht weiteres Kurspotenzial der Aktie.
Mit einem Plus von über 38% kann sich auch die Entwicklung der Dottikon-Aktie sehen lassen. Die neuen Produktionskapazitäten sorgten für einen erneuten Wachstumsschub. Trotz hohen Investitionen bleibe die Profitabilität beeindruckend hoch und die Aktie für Investoren attraktiv, sagt Adrian Lechthaler von Peter J. Lehner & Partner AG, dem Vermögensverwalter aus Zug.
Birgitte Olsen, PM des Bellevue Entrepreneur Switzerland Fonds, hatte mit Medmix die richtige Hand. Die Aktie verzeichnete einen Anstieg von 37% seit Jahresbeginn. Da auch Portfoliomanager in den wohlverdienten Sommerferien sind, kann Olsen wie auch andere Portfoliomanager die Kursavancen nicht kommentieren. Sie werden es aber Ende des Jahres 2025 tun, wenn schweizeraktien.net die Performance über das gesamte Jahr 2025 einordnen wird.
Weitere Kursgewinner, die die Benchmark deutlich outperformed haben, sind Ypsomed und Swissquote, beide mit Kursanstiegen um die 30%, empfohlen von Matthias Hug, Format Aktien Schweiz kleinere und mittlere Firmen. Auch die Portfoliomanager der Berner Kantonalbank, Manuel Gygax und Stefan Fuhrer, haben Ypsomed in ihrer Favoritenliste. Manuel Gygax schreibt, dass er trotz der starken Performance weiterhin positiv für die Aktie gestimmt sei. Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 29 für 2026 erscheine die Bewertung angesichts der vielversprechenden Wachstumsperspektiven nicht überzogen, so Gygax.

Barry Callebaut mit Problemen
Wer in Schokolade investiert hat, muss zurzeit allerdings auf die Süsse von Kursgewinnen verzichten, zumindest, wenn er in Barry Callebaut investiert ist. Bei Lindt & Sprüngli sieht es ganz anders aus. Thomas Kühne meidet trotzdem den Schokoladenmarkt weiterhin. Barry Callebaut (-28%) habe grosse Probleme, und Lindt & Sprüngli sei äusserst teuer bewertet, so der Portfoliomanager. Die Aktie von Lindt & Sprüngli hat in diesem Jahr über 30% zugelegt und kostet zurzeit über 130’000 CHF.
Ausblick
Die makroökonomische Lage bleibt volatil. Hoffnungen werden auf TACO (Trump always chickens out) gesetzt, wenn es um angedrohte Zölle z.B. auf Schweizer Exporte geht. Es betrifft aber nicht nur die Zölle. Wird in den USA die Unabhängigkeit der Federal Reserve weiter angegriffen bzw. setzt sich der US-Präsident durch und schmeisst den unbeugsamen Jerome Powell raus, um ihn mit einem neuen Chairman zu ersetzen, der seinem unstillbaren Hunger nach Zinssenkungen nachkommt, könnte das zu starken Korrekturen führen.
Noch bleibt die Zuversicht, dass sich die Finanzmärkte durchsetzen und es deshalb nicht zu einem weiteren Vertrauensverlust in die US-Ökonomie kommt. Vertrauensverlust auf der einen Seite heisst aber Vertrauensgewinn auf der anderen. Das hat gerade das Segment der Schweizer Small & Mid Caps im vergangenen Quartal deutlich bewiesen.