Der Umsatz der Raurica Wald AG Gruppe stieg in 2024 auf 23.5 Mio. CHF, im Vorjahr hatte er 23.4 Mio. CHF betragen. Der Betriebsaufwand sank auf 20.1 Mio. CHF nach 20.6 Mio. CHF im Vorjahr. Das führt zu einem deutlichen EBITDA-Sprung auf 3.5 Mio. CHF (+0.7 Mio. CHF). Unter dem Strich resultierte so ein Gewinn von 881’000 CHF, im Vorjahr lag dieser noch bei 179’000 CHF.
Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich Geschäftsführer Stephan Rüdlinger zu den Holzpreisen und warum die Zoll-Unstimmigkeiten zwischen den USA und Kanada nicht auf den hiesigen Markt durchschlagen. Und er erläutert, weshalb die Raurica Gruppe gestärkt aus der Energiekrise hervorgegangen ist.

Herr Rüdlinger, wir leben mitten in Zeiten der Zoll-Verrücktheiten. Wie haben sich diese auf den Holzpreis an den Weltmärkten ausgewirkt?
Die Märkte für Holz sind schon länger turbulent. Die Unstimmigkeiten zwischen Kanada und den USA bestehen ja bereits länger. Im lokalen Umfeld sind für uns die Turbulenzen glücklicherweise weniger spürbar. Viel entscheidender ist die Entwicklung der Industrie in der Region, der Schweiz und in Europa. Hier sind wir leider insbesondere in der Schweiz nicht auf einem guten Weg. Der regionale Absatz von Laubholz ist sehr schwierig geworden.
Und wenn Sie auch nur wenig betroffen sind: Rechnen Sie mit steigenden Preisen in diesem Jahr?
Nein, generell rechnen wir eher mit stabilen bis leicht sinkenden Preisen, je nach Sortiment. Einzig die Nachfrage nach Eschen ist sehr gross. Der Energieholzmarkt folgt seit längerem einer Seitwärtsbewegung, die Volatilität hat etwas abgenommen. Wir versuchen im Sinne unserer Kunden auch jeweils eine gewisse Stabilität über längerfristige Verträge zu erreichen.
Sie haben ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 hinter sich. Der Gewinn konnte markant gesteigert werden. Was sind die Hauptgründe dafür?
Die Raurica Gruppe ist gestärkt aus den Turbulenzen der Energiekrise gekommen. Wir konnten uns insbesondere im Energieholzbereich sowohl aufseiten der Kunden als auch gegenüber den Partnern im Wald als verlässlicher Partner beweisen. Wir haben zwar nicht jeden Ausschlag mitgemacht und mussten dadurch auf der Margenseite in den letzten Jahren auch Federn lassen. Mit der Stabilisierung der Holzmärkte konnten wir jedoch unsere Stärken der Verlässlichkeit wieder voll ausspielen und alle unsere Kunden gemäss ihren Wünschen versorgen. Durch das wieder verbesserte Beschaffungsumfeld hat sich auch unsere Gewinnmarge wieder verbessert.
«Durch das verbesserte Beschaffungsumfeld hat sich auch unsere Gewinnmarge wieder verbessert»
Sie haben das Stamm- und Industrieholzgeschäft auf neue Beine gestellt. Was ist genau darunter zu verstehen? Und inwiefern bringt das mehr Transparenz?
Das Stammholz ist ein komplett eigenes Geschäftsfeld. Wir arbeiten zwar mit den gleichen Lieferanten, die Kundenseite ist jedoch fast komplett entkoppelt. Mit einem eigenständigen Auftritt wollen wir auch ein eigenständiges Angebot etablieren. Durch die Aufteilung auf zwei Aktiengesellschaften werden auch die Bilanzen separat ausgewiesen, und die Aufwände können klarer zugeteilt werden.
Wann kommt das Sägerei-Projekt in Full Reuenthal, an dem Sie beteiligt sind, zum Laufen?
Die Projektleitung ist aktuell auf der Suche nach zusätzlichen Investoren. Die Kuratle Group und die Raurica Gruppe wollen das Projekt zum Fliegen bringen. Wir benötigen dazu allerdings weitere Partner. Eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen ist noch in diesem Jahr zu erwarten.
«Wir blicken optimistisch in die Zukunft der Fagus Suisse»
Ihre Beteiligung an Fagus Suisse macht Ihnen Kopfschmerzen. Was läuft im Werk von Fagus Suisse im Jura falsch?
Die Fagus Suisse ist mit einem komplett neuen Produkt in einen komplett neuen Markt gestiegen. Das heisst, neben den Schwierigkeiten, die neue Technologie zu beherrschen und die Produktion zuverlässig und effizient zu gestalten, hat sich der Marktaufbau als sehr anspruchsvoll erwiesen. Mit der neuen Aufstellung seit der Generalversammlung 2025 haben wir auf der Marktseite eine viel bessere Aufstellung. Wir profitieren von Synergien mit dem Vermarktungsteam der Corbat Gruppe. Zudem hat die Corbat Gruppe die operative Leitung der Fagus Suisse übernommen. So sehen wir eine bessere Ausrichtung auf dem Markt und blicken optimistisch in die Zukunft der Fagus Suisse.
Wann rechnen Sie damit, dass Ihnen die Beteiligung einen positiven Deckungsbeitrag liefern wird? Im letzten Jahr mussten Sie ja nochmals 300’000 CHF nachschiessen.
Die Corbat Gruppe und die Raurica haben sich gemeinsam entschlossen, noch einmal eine Kapitalerhöhung mitzutragen, da wir an die Fagus Suisse glauben. Es ist aber klar, dass es noch einmal mehrere Jahre brauchen wird, um nachhaltig ein Volumen zu erarbeiten und in eine stabile Gewinnzone zu kommen. Als nächster Schritt streben wir das Ziel an, schnell Cashflow-positiv zu werden, damit wir das Wachstum finanzieren und die Fagus Suisse erfolgreich in die Zukunft führen können.
2025 musste Raurica den Wegfall eines wichtigen Kunden verkraften. Im Gegenzug komme aber ein grosses Projekt der Primeo im Portfolio hinzu, schreiben Sie im Geschäftsbericht. Wird das Primeo-Projekt die Umsatz-Verluste durch den Wegfall des anderen Kunden kompensieren?
Das Primeo Projekt ist um einiges grösser als der wegfallende Vertrag. Daher ist es sicher so, dass wir mit diesem Projekt weiter ein Wachstum ausweisen können. Der Wegfall des Kunden hat dahingehend geschmerzt, da es ein Kunde aus dem industriellen Bereich war, mit einem Ganzjahresbetrieb, was uns in der Herausforderung des saisonalen Geschäftsverlaufs immer geholfen hat. Zudem hatten wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kunden. Wir werden aber daraus lernen und daran arbeiten, unseren Service für alle Kunden weiter zu verbessern.
«Die Saisonalisierung im Energieholzgeschäft verschärft sich weiter»
Wie ist generell Ihr Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025?
Die Saisonalisierung im Energieholzgeschäft verschärft sich weiter. Das gibt für uns grosse Herausforderungen in der Holzbereitstellung und bei der Lagerung im Sommer. Nichtsdestotrotz gehen wir von einem soliden Jahr 2025 aus. Im Stammholzbereich werden wir weiterhin noch in die Zukunft investieren müssen, bevor die Nordwest Holz AG stabil auf eigenen Beinen stehen kann. Die Beteiligungserträge sind unter Druck, doch durch unser stabiles Kerngeschäft können wir dies aktuell auffangen.
Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Rüdlinger.
