
In Basel scheint das Ende einer traditionsreichen Gesellschaft besiegelt. Wie der Einladung zur 142. Generalversammlung der Welinvest AG zu entnehmen ist, soll am 13. Oktober 2025 die Auflösung der Gesellschaft beschlossen werden. Ebenso wird die Ausschüttung einer Dividende von 1’250 CHF pro Aktie beantragt.
Mehrheitlich im Besitz der Familie von Finck
Ihre Ursprünge hat Welinvest im Brauereigeschäft, das bereits 1973 aufgegeben wurde. Seither legt das Unternehmen, das mehrheitlich im Besitz der deutschen Bankiersfamilie von Finck ist, den Fokus auf die Vermögensverwaltung mit Immobilien, Aktien und Edelmetallen. Nachdem bereits in den vergangenen Jahren stets Immobilien verkauft und hohe Dividenden ausgeschüttet wurden, steht nun der finale Schritt bevor. Unter Punkt 7 der Traktanden für die kommende Generalversammlung wird die Auflösung beantragt. Die Verwaltungsräte Gerhard Ammann, Ernst Knut Stahl und Kuno Wolfgang Ammann sollen als Liquidatoren bestimmt werden.
Als Gründe für die geplante Liquidation nennt das Unternehmen die «schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen», auch für die Schweiz und die Basler Chemie. Ausserdem führt Welinvest das neue Basler Mietrecht an. «Die umfangreichen Genehmigungsverfahren und insbesondere die Festlegung der Mieten führen dazu, dass wir unsere Wohnungen nicht mehr sanieren können, um eine angemessene Rendite auf unsere Liegenschaften zu erzielen», heisst es im Geschäftsbericht.
Liegenschaften fast komplett verkauft
Wie dem Geschäftsbericht 2024/25 zu entnehmen ist, erzielte die Gesellschaft im per Ende Juni 2025 beendeten Geschäftsjahr einen Betriebsertrag von 13,0 Mio. CHF; davon stammen 3,2 Mio. CHF aus Mieteinnahmen, 6,6 Mio. CHF aus dem Wertschriftenhandel sowie 2,2 Mio. CHF aus den Wertschriften. Hinzu kommen knapp 16 Mio. CHF aus dem Verkauf von Liegenschaften, was schlussendlich zu einem Jahresergebnis von 18,9 Mio. CHF führt.
Nach Abschluss des Geschäftsjahres wurden weitere Immobilien – die Liegenschaften Rappoltshof und Bäumleingasse/Luftgässlein – verkauft. Details zu den Erlösen sind nicht bekannt. Gemäss Übersicht im Geschäftsbericht sollten nach den Verkäufen noch die Liegenschaft Petersgraben, in der Welinvest seinen Sitz hat, und die Malzgasse verbleiben. Deren Versicherungswert liegt bei 35,1 Mio. CHF, davon 29,1 Mio. CHF für den Petersgraben und 6 Mio. CHF für die Malzgasse.
Fazit
Das Ende der Welinvest AG hatte sich schon seit Längerem abgezeichnet. Wie wir bereits in den vergangenen Jahren berichteten, wurde auch das Kapital von anderen Beteiligungsvehikeln der Familie von Finck, wie bspw. der Claretta Holding, schrittweise an die Aktionäre zurückgeführt. Ob nun wirklich das neue Basler Mietrecht ein ausschlaggebender Grund für die bevorstehende Liquidation ist, scheint zwar fraglich. Ein Anreiz für Investitionen in Immobilien wird es sicherlich nicht gewesen sein.

Die Aktien der Welinvest AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 2’200 CHF für eine Aktie bezahlt. Nach Auszahlung der Dividende verbleibt noch ein Wert von 950 CHF je Aktie, was 38 Mio. CHF entspricht. Ob der Erlös aus dem Verkauf der restlichen zwei Liegenschaften diesen Wert übersteigt, kann nicht seriös beantwortet werden. Hinzu kommen allfällige Erlöse aus dem Verkauf der Wertschriften und Edelmetalle. Aufschluss über das weitere Vorgehen wird sicherlich erst die Generalversammlung geben.