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Branchentalk Banken: «Preisanstieg für Wohneigentum wird sich fortsetzen»

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Branchentalk Banken 2024
Der Branchentalk Banken 2024 fand im Hotel Schweizerhof in Bern statt. Bild: Sandra Blaser/schweizeraktien.net
V.l.: Claude Baumann, finews.ch, in der Podiumsdiskussion mit Riku Aro, stv. CEO Clientis BS Bank Schaffhausen, Lukas Vogt, CEO Moneypark, und Patrick Schnorf, Partner WüestPartner. Sämtliche Bilder: Sandra Blaser / schweizeraktien.net

Über den Immobilienmarkt im Allgemeinen und den Hypothekarmarkt im Besonderen diskutierten auf einer Podiumsrunde des von schweizeraktien.net veranstalteten Branchentalk Banken im Hotel Schweizerhof in Bern drei Experten über die Chancen und Herausforderungen, die sich den Banken, aber auch den Hypothekenvermittlern und Hauskäufern stellen.

In seinem Eröffnungsreferat ging Patrick Schnorf, Partner beim Immobilienberatungsunternehmen WüestPartner, zunächst tief in die Vergangenheit. Er erläuterte, warum seine Firma schon 1997 einen Preisindex für Immobilien eingeführt hat. Tatsächlich geht dieser Index auf Bestrebungen der Schweizerischen Nationalbank zurück, einen solchen zur besseren Erfassung des Marktes einzuführen. Wüest & Partner, wie das Unternehmen damals noch hiess, sprangen auf den Zug auf und konnten auf einen Datenschatz seit 1970 zurückgreifen, der unbearbeitet in den Tiefen der Archive schlummerte.

Preise haben sich in zwanzig Jahren verdoppelt

Heute sind solche Zahlenwerke nicht mehr wegzudenken bei der Beobachtung der Märkte. Dass Immobilien in den letzten zwanzig Jahren durchschnittlich um über 100% teurer wurden, lässt sich vom Index ebenso ablesen wie örtliche Abweichungen in der Preisentwicklung.

Schnorf strich denn auch die höchst unterschiedliche Entwicklung der Immobilienpreise nach Kantonen heraus. So seien alleine im letzten Jahr die Preise in den Kantonen Schwyz und Zug um 8% gestiegen, während sie im Rest der Schweiz nur etwas mehr als 2% zulegten.

«Die hohen Preisniveaus werden uns noch eine Zeitlang begleiten», so Schnorf. Denn die tiefen Zinsen trieben weiter die Nachfrage. Das sehen auch die beiden anderen Podiumsteilnehmer, Riku Aro, stv. CEO der Clientis Bank Schaffhausen, und Lukas Vogt vom Hypo-Vermittler Moneypark, so. Riku Aro verwies auf den Rückgang der Immobilien-Versteigerungen nach den Zinserhöhungen in den letzten Jahren, sagte aber auch, dass bereits jetzt das Pendel wieder zurückschwinge. Er geht wie Schnorf von einer weiter stabilen Marktentwicklung aus.

Moneypark: Die Nachfrage hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt

Das stützen auch die Beobachtungen von Lukas Vogt, CEO von Moneypark. Er spricht von einer unglaublich hohen Nachfrage nach Immobilien, diese sei um 100 bis 150% höher als noch 2023.

Die im Publikum anwesenden Banker von regional tätigen Instituten waren höchst interessiert an den Ausführungen der Immobilienexperten, nimmt doch gerade bei ihnen das Hypothekargeschäft eine herausragende Stellung ein. Sie kennen die Kunden, sind tief in der Region verankert und sind oft die erste Anlaufstation, wenn es um die Finanzierung einer Immobilie geht.

Abnehmender Wettbewerb unter den Kreditgebern

Allerdings berichtete Schnorf, dass die Banken zur Zeit restriktiver mit Finanzierungen umgingen als auch schon. So habe ein Immobilienentwickler von 19 Grundstücken am Zürichsee keine Finanzierung über eine Bank gefunden. Auch Vogt berichtete von der Zurückhaltung der Banken bei der Hypothekarvergabe.

Das seien Anpassungsprozesse, so Schnorf, ein Justieren von Angebot und Nachfrage. Der Wettbewerb unter den Kreditgebern habe zwar etwas abgenommen, aber sobald die Zinsen wieder etwas anstiegen, gebe es auch wieder mehr Wettbewerb.

Aufweichung der Tragbarkeitsregel

Wie sehr die durchgehend steigenden Immobilienpreise den Erwerb z.B. eines Einfamilienhauses verteuert haben und damit auch den Eigenkapitalbedarf erhöhen, macht Aru am Beispiel des Hauses seiner Eltern fest. Sie hätten vor rund 20 Jahren ein Haus für 600’000 CHF gekauft, die andere Doppelhaushälfte sei jetzt zum doppelten Preis verkauft worden. Bei 20% gefordertem Eigenkapital mussten seine Eltern seinerzeit 120’000 CHF aufbringen, heute sind es 240’000 CHF. Aber in dieser Zeit seien die Löhne ja nicht um 100% gestiegen, so Aru.

Deshalb, so Vogt, würden Banken bereits von der 33%-Tragbarkeitsregel (Die Regel besagt, dass der Zinsaufwand des Hypothekarnehmers nicht mehr als 33% seines Einkommens ausmachen darf) insbesondere bei Kaufinteressenten wie jungen Familien absehen und bis zu 40% akzeptieren, um überhaupt noch einen Kauf zu ermöglichen. Auch bei Rentnern spiele eine Aufweichung der Tragbarkeit eine zentrale Rolle, damit sie in ihrem Haus wohnen bleiben könnten.

Das Podiumsgespräch unter der kundigen Leitung des finews-Gründers Claude Baumann bestärkte die anwesenden Regionalbanker, sich weiter intensiv um ihre kreditsuchende Kundschaft zu kümmern – und das ganz unabhängig von sinkenden oder steigenden Zinsen. Denn eins ist klar: Die Nachfrage wird bestehen bleiben. Es bräuchte schon eine lang währende Rezession über einige Jahre, um den Markt substanziell in eine andere Richtung zu schicken, so Schnorf. Eine solche Rezession ist nicht abzusehen.

Branchenanalyse Banken: Wachstumspfad wird enger

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Das Kerngeschäft mit Hypotheken, Krediten und ein wenig Anlage & Vorsorge bleibt der Hauptfokus der Banken, die Wachstumambitionen sind moderat. Bild: stock.adobe.com
Das Kerngeschäft mit Hypotheken, Krediten und ein wenig Anlage & Vorsorge bleibt der Hauptfokus, die Wachstumsambitionen sind moderat. Bild: stock.adobe.com

Die Ergebnisse der elften Umfrage bei Schweizer Retailbanken bestätigen zwar viele langjährige Trends, aber sie zeigen auch, was alles nicht passiert ist. Die Schweiz ist wie weite Teile Europas «overbanked», dennoch hat sich die in den Vorjahresumfragen immer wieder thematisierte Konsolidierung innerhalb der Branche bisher nicht materialisiert. M&A-Strategien wurden wohl hypothetisch durchgespielt, doch keine einzige Transaktion hat bislang stattgefunden.

Ist das der oder ein Grund dafür, dass das Eigenkapital der auf OTC-X gehandelten Bankaktien von den Anlegern nur mit der Hälfte bewertet wird? Die Antworten auf diese Frage sind vielschichtig, aber nicht unerwartet: Regulierung, Zinsmarge, fehlende Handelsliquidität, IT-Kosten und Regionalität sind oft genannte Gründe. Eher selbstkritisch ist die Aussage, dass der «Thematik von den Banken zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.» Doch unerwartet ist, dass ein Umfrageteilnehmer ganz offen und unverblümt sagt: «Statt eine Bank zu verkaufen, wäre es viel interessanter für die Eigentümer, eine Bank zu liquidieren und das vorhandene Eigenkapital und die realisierten stillen Reserven auszuschütten. Dieser Weg könnte auch ein interessanter Übernahmegrund sein.»

Wachstum trotz Kostensteigerungen, aber wie?

Das Dilemma besteht darin, dass einerseits die Kosten für IT, Personal und notwendige Investitionen in Daten- und Cyber-Security stark zunehmen, doch andererseits die Ertragsfantasie durch mehr Regulierung, schärferen Wettbewerb, sich verengende Zinsmargen und Personalmangel sehr eingeschränkt wird. Die in den Vorjahren präferierten Wachstumspfade wie Ausweitung der Kreditvergabe, geografische Expansion und Diversifikation der Erträge jenseits des unverändert dominierenden Zinsengeschäfts haben sich überwiegend als ernüchternd eng oder gar als Sackgassen erwiesen.

Engere Zinsmarge erwartet

Obwohl die «Einschätzung der Lage» einen nur geringen Rückgang auf einen Durchschnittwert von 8.00 auf der bis 10 reichenden Skala zeigt und die «Stressresistenz bei allfälligen Krisenszenarien» sogar weiter auf einen Durchschnittwert von 7.57 ansteigt, zeigt die Umfrage auch gravierende Änderungen der Einschätzungen zu wichtigen, ja sogar existenziellen Sachverhalten. So sagen 82,1% der Teilnehmenden dass «die Zinsmarge 2022/2023 gestiegen ist, aber bereits wieder sinkt». Auch der Ausblick ist eingetrübt. Bei der Frage nach der «Entwicklung der Zinsmarge in den nächsten drei Jahren» erwarten 69,2% eine Verengung. Im Vorjahr lag der Vergleichswert noch bei 17,2, und 2022 sogar bei 14,3%.

Getrübter Ausblick bei der Entwicklung der Zinsmarge in den nächsten 3 Jahren. Grafik: schweizeraktien.net

SNB-Zustimmung steigt signifikant

Wie in den Vorjahren sind die Einschätzungen der Bankdirektorinnen und -direktoren, dieses Jahr 28 Umfrageteilnehmer, manchmal kontrovers, aber immer sehr nah am tatsächlichen Geschehen und eben sachkundig – im Gegensatz zu vielen anderen Erhebungen. Die SNB konnte für ihre «allgemeine Arbeit und Mandatserfüllung in den letzten 15 Jahre» eine deutlich auf 7.93 erhöhte Zustimmung verzeichnen. Das steht im Gegensatz zur öffentlichen Diskussion über deren Personalpolitik, Zusammensetzung und andere Aspekte, die für eine souveräne Notenbankpolitik zum Wohle des Landes als eher peripher zu beurteilen sind. Die FINMA dagegen erhält gewohnt tiefe Zustimmungswerte von 4.46.

FINMA-Zustimmungswerte. Grafik: schweizeraktien.net

Der lange Schatten der CS-Notübernahme

Besonders kontrovers sind die Einschätzungen zu den Folgen der CS-Notübernahme durch die UBS ein Jahr nach den Ereignissen. Die Antworten auf die offene Frage zur «Evaluierung der neuen Schweizer Bankenlandschaft und den veränderten Wettbewerbsbedingungen für Ihr Institut» reichen von «Neutral» über «Verschärfter Wettbewerb» bis hin zu «Die Schweizer Bankenlandschaft hat Schaden davongetragen. Wettbewerbsverzerrung hin zu den staatlich unterstützen Banken (KBs)». Viele Banker fürchten eine «überbordende Regulierung», was auch in den Antworten zu anderen Fragen unmissverständlich zum Ausdruck kommt. Über den Tellerrand hinausgedacht, lautet eine prägnante Antwort: «Die neue UBS bleibt für den Staat und uns Bürger ein (zu) grosses Risiko. Die nächste Krise folgt, die Frage ist nur, per wann.»

Markt- und Wettbewerbsverzerrung

Und dabei ist den Regionalbankern klar, dass ihre kleinen Retailbanken im Krisenfall keine staatliche Unterstützung erhalten werden. «Die Wahrscheinlichkeit, dass der Bund finanzielle Stützmassnahmen ergreifen würde im Fall eines drohenden Konkurses» von Retailbanken wird auf der bis 10 reichenden Skala lediglich mit einem Durchschnittswert von 2.75 eingeschätzt. Bei der Mega-Bank UBS wird die Wahrscheinlichkeit dagegen mit 9.25 eingestuft! Die implizite Staatsgarantie führt zu Wettbewerbsverzerrungen zulasten kleinerer Banken. Ein Umfrageteilnehmer bringt es auf den Punkt: «Die UBS bzw. die systemrelevanten Banken sollten für ihre Wettbewerbsvorteile (verdeckte Bundesgarantie) zur Kasse gebeten werden.»

Erwartungshaltung der Regionalbanken bezüglich staatlicher Stützmassnahmen im Falle eines Konkurses. Grafik: schweizeraktien.net

Insider-Prognosen und Crowd Wisdom

In der vollständigen Auswertung erfahren Sie, wie die Retailbanken konkret den Kostensteigerungen begegnen, wo sie den Franken in den nächsten drei Jahren sehen und welche Entwicklung sie bei den Leitzinsen erwarten. In den Vorjahren haben sich die Insider-Prognosen zu Franken und Leitzinsniveau stets als weitgehend zutreffend erwiesen. Interessant sind auch die Ergebnisse zu den geänderten Anlagepräferenzen der Kunden. Dieses «Crowd Wisdom» hatte sich bereits im Vorjahr als sehr aufschlussreich erwiesen. Interessant und teilweise verblüffend ist, was sich mit Blick auf die Themenkomplexe «Krypto», «Nachhaltigkeit» und der «Strategie zur Finanzierung der Net-Zero-Wirtschaft» geändert oder auch nicht geändert hat. Last, but not least dürfte es auch Mitarbeitende der Retailbanken interessieren, wie «die zu erwartenden Kostensteigerungen angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels aufgefangen werden sollen».

Aus der komplexen und durchaus auch komplizierten Gemengelage entstanden wiederum drei Thesen, die teils widersprüchliche Details, signifikante Änderungen in der Erwartungshaltung, Regulierungsängste und den wachsenden Einfluss des Technologiewettlaufs in der Bankenbranche in den Kontext der Änderungen in der Wirtschaft setzen. Die vollständigen Ergebnisse können Sie hier herunterladen.

Omar El Hamamsy, CEO Orascom DH: «Wir haben die Widerstandskraft erhöht»

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Omar El Hamamsy: «Orascom Development wird schon bald eine Dividendenausschüttung ins Auge fassen.» Bild: zvg

Sowohl das Immobilien- als auch das Hotelgeschäft von Orascom Development Holding sind auf Wachstumskurs. Die kotierte Gesellschaft ist jedoch geografisch exponiert und wird seit Jahren von diversen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen begleitet. Das zeigt sich auch in den jüngsten Semesterzahlen (vgl. Box unten). Wegen einer Währungsabwertung in Ägypten fiel für die Orascom Development Holding (ODH) im ersten Halbjahr 2024 ein Verlust an. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt der CEO, wieso er mit Resultat zufrieden ist und zuversichtlich in die Zukunft schaut.

Herr El Hamamsy, in unserem Interview im vergangenen Oktober sagten Sie, Ihre oberste Priorität sei, «das Haus in Ordnung zu bringen». Ist Ihnen das in den vergangenen Monaten gelungen?

El Hamamsy: Ja, wir haben Ordnung gemacht im Unternehmen Orascom. Wenn ich das vergangene mit dem laufenden Jahr vergleiche, bin ich sehr zufrieden. Alle Geschäftseinheiten liefen sehr gut, doch die Abwertung des ägyptischen Pfunds hat uns beim Unternehmensresultat in Schweizer Franken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber die Ziele, die ich gesetzt habe – und die höher angesetzt waren als jene des Verwaltungsrats – haben wir erfüllt. Viele davon wurden um das Dreifache übertroffen. Die Geschäftstätigkeit in Ägypten hat beispielsweise in den vergangenen drei Jahren um das Zehnfache expandiert. Dieser Unternehmensteil ist auf gutem Weg, eine Dividende an die Muttergesellschaft zu zahlen. Auch die kotierte Gesellschaft als Ganzes wird bald eine Gewinnbeteiligung ausschütten. Wir haben aber auch intern das Haus in Ordnung gebracht: Wir haben das bestmögliche Management-Team für die zukünftige Entwicklung angeheuert, der Wechsel vollzog sich ohne Probleme. Wir wollen auch eine neue, einheitliche Kultur implementieren. Die Schlüsselgrössen und Kennzahlen werden unternehmensweit vereinheitlicht. Die Organisation soll vereinfacht und Synergien sollen vermehrt genutzt werden. Bezüglich neuer Kultur haben wir etwa den halben Weg hinter uns.

Aktienkurs von Orascom Development in CHF, Quelle: Schweizer Börse SIX
Der Aktienkurs von Orascom Development in CHF befindet sich seit Jahren im Sinkflug. Chart: six-group.com

Betrachtet man rein den Aktienkurs, scheint die Kommunikation mit den Aktionären nicht zu funktionieren. Die Orascom-Aktie an der Börse Zürich hat in den vergangenen Monaten weiter an Wert eingebüsst. Wieso ist das so?

Dafür gibt es keine fundamentalen Gründe, der Aktienkurs bildet nicht den Erfolg des Unternehmens ab. Denn wir haben trotz den geopolitischen Problemen und der Währungsschwäche in Ägypten das Geschäft gestärkt und die operative Performance deutlich gesteigert. Ich bin überzeugt, dass sich dies auch mittelfristig im Aktienkurs niederschlagen wird.

Ist das Geschäftsmodell von Orascom DH zu komplex und für Aussenstehende zu schwer zu verstehen? Werden Sie es vereinfachen?

Unsere Resorts sind geografisch weit gestreut, aber das Geschäftsmodell ist nicht schwierig zu verstehen. Wir bauen und verkaufen Immobilien, wir betreiben Hotels, und unser drittes Geschäftsfeld konzentriert sich darauf, aus dem Betrieb unserer Resorts einen regelmässigen Einkommensstrom zu generieren, durch Einnahmen aus Golfplätzen, Häfen, Einkaufszentren, Schulen, Spitälern oder Flughäfen. Wir erzielen bereits 40% aus solchen wiederkehrendem Einnahmen. Wir stellen auch fest, dass zuletzt internationale Investitionen nach Ägypten – aber auch nach Montenegro – zurückgekehrt sind.

Die Resorts in Ägypten, im Bild El Gouna, litten unter der Abwertung der Landeswährung und geopolitischen Spannungen. Bildquelle: orascomhm.com

In den vergangenen Jahren hat die schwache Währung in Ägypten immer wieder das Resultat belastet. Sehen Sie eine Lösung, damit dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein wird?

Es gibt für die ägyptische Währung einen gewissen Zyklus. Im Schnitt verliert die Landeswährung im Jahr rund 10%, so kommt es alle drei bis fünf Jahre zu einer massiven Abwertung. Diese können wir aber nicht genau voraussehen. Wir arbeiten daran, unsere Widerstandskraft zu erhöhen. In unserem wichtigsten Resort, in El Gouna, rechnen wir die Immobilienpreise in Dollar ab. An diesem Standort sind 80% der Gäste Ausländer, die in Dollar oder Euro abrechnen. Wir arbeiten auch an den anderen Standorten in Ägypten daran, die Abhängigkeit von der Schwäche der Landeswährung zu reduzieren. Allein im Land am Nil haben wir in diesem Jahr für 41 Mio. CHF Land verkauft. Die Margen und die Bewertungen unserer Immobilien und Produkte sind so gestaltet, dass die Schwäche vermehrt aufgefangen wird. Die Preise in El Gouna sind in Landeswährung um 67% und in Schweizer Franken um 20% gestiegen. Mit der richtigen Value Proposition sowie Kunden- und Produktauswahl wird unsere Widerstandskraft weiterwachsen.

„iN ägypten kommt es alle drei bis fünf Jahre zu einer abwertung“

Wenn man Ihren Landverkauf im vergangenen Quartal betrachtet, ist dieser zu einer viel tieferen Bewertung als jener im Jahr 2023 abgewickelt worden.

Im vergangenen Jahr haben wir 250 Dollar je Quadratmeter erhalten, im laufenden Jahr 200 Dollar, das ist richtig. Es handelt sich aber um völlig unterschiedliche Arten von Land. Jenes 2023 war in Zentrumsnähe und erschlossen, wohingegen jenes, das in diesem Jahr verkauft wurde, sich weiter in der Wüste draussen befindet und weniger erschlossen ist. So gesehen hat der Preis für vergleichbares Land, wie erwähnt, deutlich zugenommen.

Im Interview im vergangenen Jahr sprachen Sie davon, die Komplexität des Unternehmens zu reduzieren. Hat Orascom Development hier Fortschritte gemacht?

Bereits im vergangenen Jahr haben wir die Anzahl Destinationen von 14 auf 10 reduziert. In diesem Jahr haben wir unser Luxushotel in den Vereinigten Emiraten verkauft. Das ist gleichzeitig ein Rückzug aus diesem Markt.

Das deutschsprachige Europa ist Ihr wichtigster Zielmarkt. Das weitaus grösste Land ist hier Deutschland, das mit einigen wirtschaftlichen Problemen kämpft. Haben Sie diese Entwicklung im Auge?

Seit vergangenen September haben wir für den Bereich Hotels einen neuen Chef eingesetzt. Er stammt aus dem Kreuzfahrtgeschäft. Er hat bereits erfolgreich begonnen, die Kundenbasis breiter zu diversifizieren. Wir sprechen vermehrt Kunden in ganz Europa, aber auch in der Golfregion inklusive Saudi-Arabien an. Zudem setzt das Hotelgeschäft in Zukunft weniger auf Kunden von Tour-Anbietern, sondern hat Individual-Kunden im Visier, die in der Destination mehr Geld ausgeben. Das Umsatz- und Gewinnmanagement für das gruppenweite Hotelgeschäft ist vereinheitlicht und optimiert worden. Im ersten Halbjahr ist der Umsatz um 8% und der Gewinn um 13% gestiegen.

Hat der Konkurs des deutschen Tour-Operators FTI, an dem die Sawiris-Familie Beteiligungen hält, einen Einfluss auf Orascom Development gehabt?

Ja, aber der Einfluss war gering und erstreckte sich nur auf eine beziehungsweise wenige Wochen. Ein Teil der Gäste, die über FTI gebucht hatten, fielen in diesem Zeitraum aus. Und ein Teil unserer Forderungen wurde noch nicht beglichen, der Betrag wird im laufenden Verfahren zurückgefordert.

Die geopolitischen Spannungen um Ihren wichtigsten Markt Ägypten haben sich auch nach dem 7. Oktober weiter ausgebreitet. Wie sind Ihre Resorts davon betroffen?

Einige Resorts in Ägypten bekamen den 7. Oktober zu spüren, und die Aktivität musste zurückgefahren werden. Die grösste Destination im Land, El Gouna, war aber weniger betroffen, weil sie sich weiter vom Krisenherd entfernt befindet. Mit der Eskalation der Houthi aus Yemen kam die Angst auf, dass das ganze Rote Meer betroffen sein werde. Auch in El Gouna ging der Umsatz um rund 10% zurück. Mittlerweile hat sich die Lage aber beruhigt, und die Geschäftstätigkeit hat sich normalisiert.

„die weiteren Engagements von Vail Resorts zeigen, dass es die Amerikaner mit der Schweiz Ernst meinen“

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem US-Anbieter Vail Resorts in Andermatt angelaufen?

Wir haben der US-Gesellschaft die Installationen und die Tätigkeiten auf dem Berg verkauft. Wir behielten aber einen Minderheitenanteil von 49%. Das Feedback von unserem Team in Andermatt ist durchwegs positiv. Die Interaktion ist gut, und die Amerikaner weisen ein sehr gutes Verständnis für den Umgang mit Kunden aus dem DACH-Raum und den Behörden auf. Auch finanziell läuft es gut. Das anspruchsvolle Budget wurde knapp nicht erreicht – aber nur marginal. Das nun weitere Engagements von Vail Resorts in der Schweiz auf dem Programm stehen, zeigt uns, dass Vail Resorts es ernst meinen mit diesem Land und den Kunden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Quartalsresultat

Der Hotel- und Immobilienkonzern Orascom Development Holding (ODH) hat für das zweite Quartal 2024 einen Anstieg der Einnahmen um 24,7% auf 160,9 Mio. CHF ausgewiesen. Die Gruppe mit Resorts in Ägypten, Montenegro und Oman, die auch Andermatt Swiss Alps (ASA) betreibt, erzielte eine robuste operative und finanzielle Performance in einem schwierigen Umfeld, das durch den anhaltenden Konflikt in Gaza, geopolitische Spannungen im Nahen Osten und eine Währungsabwertung in Ägypten geprägt war. Das Umsatzwachstum wurde von einer Zunahme der Immobilien- und Grundstücksverkäufe und einer verbesserten Geschäftsleistung der Segmente mit wiederkehrenden Einnahmen angetrieben. Trotz eines Verlustes von 6,9 Mio. CHF bei den assoziierten Unternehmen, der hauptsächlich auf die verminderte Leistung von ASA zurückzuführen ist, stieg der Betriebsgewinn (EBITDA) um 44,3% auf 44,6 Mio. CHF. Daraus resultierte ein Reingewinn von 10,9 Mio. CHF (7,1%).

RealUnit Schweiz: Starker Anstieg des Goldpreises führt zu Semestergewinn von 3.3 Mio. CHF

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Gold und Aktien
Dank der starken Entwicklung des Goldpreises und der gute Performance an den Aktienmärkten erzielte RealUnit Schweiz im 1. Semester 2024 einen Gewinn von 3.3 Mio. CHF. Bild: stock.adobe.com
Gold und Aktien
Dank der starken Entwicklung des Goldpreises und der guten Performance an den Aktienmärkten erzielte RealUnit Schweiz im 1. Semester 2024 einen Gewinn von 3.3 Mio. CHF. Bild: stock.adobe.com

Das Kapital der Anleger vor der Geldentwertung zu schützen, ist das Ziel der RealUnit Schweiz AG. Im 1. Halbjahr 2024 ist dies sehr gut gelungen. Wie die Investmentgesellschaft in einer Medienmitteilung schreibt, erzielte sie einen Gewinn von 3.3 Mio. CHF. Auch der innere Wert (NAV) der an der BX Swiss gehandelten RealUnit-Aktie stieg daher kräftig um 9,7% auf 1.13 CHF je Aktie.

32% des Anlagevermögens in Gold

Der Hauptertrag wurde durch Edelmetallerfolge mit Gold sowie Wertschriftenerfolge auf dem Aktienportfolio erzielt, heisst es weiter. Die Erfolgsrechnung weist einen Edelmetallerfolg von 2.8 Mio. CHF und einen Wertschriftenerfolg von 715’000 CHF aus. Das Anlagevermögen der Gesellschaft in Höhe von 30.5 Mio. CHF bestand per Ende Juni 2024 zu fast 40% oder 12.1 Mio. CHF aus Aktien und 32% oder 9.8 Mio. CHF aus Gold. Zu den weiteren Edelmetallen, in die RealUnit investiert hat, gehören auch Silber und Platin. Unter den Finanzanlagen finden sich zudem Fonds, Zertifikate sowie die Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum. Per Ende Juni 2024 hielt die Investmentgesellschaft auch Flüssige Mittel in Höhe von 7.3 Mio. CHF, davon 4.5 Mio. CHF in Form von Schweizerfranken als Bargeld im Schliessfach.

«Der erfreuliche Halbjahresgewinn bestätigt, dass unsere Sachwertstrategie im aktuellen, von Krisen geprägten Marktumfeld die gewünschten Resultate für unsere Aktionärinnen und Aktionäre liefert», wird Daniel Stüssi, CEO der RealUnit Schweiz AG, in der Medienmitteilung zitiert.

RealUnit-Aktien jetzt auch in Deutschland und Liechtenstein

In den letzten Jahren ist das Eigenkapital der RealUnit Schweiz auf mittlerweile 38 Mio. CHF angestiegen, was auch auf mehrere Kapitalerhöhungen zurückzuführen ist. Nun expandiert die Gesellschaft nach Liechtenstein und Deutschland. «Diese Entwicklung folgt auf die Genehmigung der Wertpapierprospekte für klassische Aktien sowie Aktientoken durch die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) am 1. Juli 2024», schreibt RealUnit in der Medienmitteilung. Damit könnten in Deutschland und in Liechtenstein erstmals Aktientoken einer in der Schweiz börsenkotierten Gesellschaft direkt über die Blockchain erworben werden.

Mit der Erlaubnis zum Vertrieb dieser Wertpapiere in Deutschland und Liechtenstein reagiere RealUnit auf die steigende Nachfrage, insbesondere deutscher Investoren, nach inflationssicheren Sachwertanlagen, so das Unternehmen. Um das Marktpotenzial im benachbarten Ausland optimal zu nutzen, habe das Team von RealUnit in den letzten Monaten intensiv den Markteintritt vorbereitet.

Die RealUnit-Aktien sind an der BX Swiss kotiert und werden leicht unter dem NAV gehandelt. Chart: bxswiss.com

Die Aktien der RealUnit Schweiz AG sind an der BX Swiss kotiert oder können als Aktientoken direkt bei der Gesellschaft erworben werden. Der letzte Kurs an der BX Swiss lag bei 1.05 CHF.

Athris: Pelham kündigt öffentliches Kaufangebot mit erheblichem Abschlag an

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Die Investmentgesellschaften Athris und Pelham haben ihren Sitz im Bergdorf St. Moritz. Bild: stock.adobe.com
Die Investmentgesellschaften Athris und Pelham haben ihren Sitz im Bergdorf St. Moritz. Bild: stock.adobe.com

Die Aktien der Investmentgesellschaft Athris fristeten an der BX Swiss und im ausserbörslichen Handel auf OTC-X in den letzten Jahren eher ein Mauerblümchendasein. Kein Wunder, denn der grösste Teil der Aktien ist im Besitz von Pelham Investments, einer in St. Moritz ansässigen Gesellschaft, die zum Family Office des deutsch-schweizerischen Investors Georg von Opel gehört, einem Nachfahren des Autopioniers Adam Opel. Nun sollen die verbliebenen Aktionäre aus der Gesellschaft gedrängt werden. Die Pelham Investments AG publizierte am 21. August 2024 die Voranmeldung eines öffentlichen Kaufangebots. Für Erstaunen sorgt dabei die Höhe des Angebotes: Der Angebotspreis liegt rund 50% unter dem inneren Wert (NAV) der Aktien, der noch per Ende Juni 2024 von Athris selbst ausgewiesen wurde.

Aktien BX Swiss kotiert und auf OTC-X gehandelt

Die Athris AG, ebenfalls in St. Moritz ansässig, hat eine schillernde Vergangenheit hinter sich. Sie ging 2009 aus der Umstrukturierung der Zürcher Warenhausgruppe Jelmoli hervor. Die 203’436 Stammaktien von Athris (zu nom. 5 CHF) sind seit 2018 an der BX Swiss kotiert, die 1’167’199 Stimmrechtsaktien (zu nom. 1 CHF) werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Laut der Voranmeldung gibt Pelham Investments an, nach dem kürzlich erfolgten Erwerb weiterer 8’000 Stammaktien und 16’250 Stimmrechtsaktien nun einen Stimmenanteil von 98,33% zu halten. Genug also für ein Squeeze-Out nach Börsengesetz.

Den verbliebenen Minderheitsaktionären, dazu gehört auch die Beteiligungsgesellschaft Nebag mit einem Kapitalanteil von 1,22% und 0,92% der Stimmen, soll nun ein Angebot unterbreitet werden. Gemäss der Voranmeldung des öffentlichen Kaufangebots beläuft sich der Angebotspreis pro Stammaktie (BX kotiert) auf 1’355.70 CHF netto in bar, pro Stimmrechtsaktie (OTC-X gelistet) auf 267.13 CHF netto in bar.

Ende Juni waren die Aktien rund das Doppelte wert

Der Angebotspreis überrascht, denn gemäss dem NAV, den die Athris AG per 19. Juli 2024 auf der Homepage publizierte, lag der NAV bei 2’686.78 CHF je Stammaktie und 537.36 CHF je Stimmrechtsaktie. Am 29. August publizierte die Athris AG ihren Zwischenbericht für das Geschäftsjahr 2024, aus dem hervorgeht, dass der NAV im 1. Halbjahr 2024 um 5,5% gestiegen ist. Die insgesamt 1.175 Mia. CHF Vermögen sind vor allem in einem sogenannten Endowment Portfolio investiert, das sich laut Halbjahresbericht am Ansatz amerikanischer Top-Universitäten mit ihren Stiftungen orientiert, sowie in Aktien, Darlehen und Beteiligungen. Eine 33,8%ige Beteiligung an der ENR Russia Invest SA mit Sitz in Genf wurde allerdings im August 2024 verkauft; im Gegenzug hat Athris vom Käufer Athris-Aktien sowie einen nicht näher genannten Betrag in bar erhalten.

Berechnungsgrundlage für den Angebotspreis unklar

Auf die Frage, warum den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot mit einem so hohen Abschlag auf den NAV unterbreitet wird, antwortet Marina Winder von der Athris-Medienstelle: «Der angebotene Preis entspricht den verhandelten Drittkonditionen, die gemäss öffentlicher Meldung mit Aktionären der Athris AG abgeschlossen wurden. Die zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Marktbedingungen, insbesondere die gestiegene Rezessionswahrscheinlichkeit, flossen unter anderem in die Verhandlungen ein und führten zu dem vorliegenden Ergebnis, das sich zugunsten der Athris und ihrer Muttergesellschaft auswirkte.» Konkreter wird Pelham in der Antwort nicht.

Angebotsfrist beginnt am 11. Oktober

Aufschluss über die Berechnung des Angebotspreises sollte der Angebotsprospekt liefern, der am 26. September 2024 veröffentlicht wird. Möglicherweise sorgt dann auch eine Fairness Opinion, die bei solchen Transaktionen durchaus üblich ist, für mehr Transparenz.

Die Angebotsfrist läuft vom 11. bis 24. Oktober, eine Nachfrist wird bis zum 12. November 2024 gewährt. Bis dahin haben die verbleibenden freien Aktionäre noch Zeit, das Angebot genau zu studieren und durchaus auch kritische Fragen an die Verwaltungsratspräsidentin der Gesellschaft, Lucia Waldner, zu stellen.

Aktienkurs Athris
Nach Publikation des Kaufangebotes sürzte der Kurs der Athris-Aktie ab. Chart: bxswiss.com

Die an der BX Swiss kotierten Aktien zu nominal 5 CHF wurden am 30. August zu 1’500 CHF gehandelt. Auf OTC-X gingen am 12. Juli Stimmrechtsaktien zu 364 CHF um.

Schweizer Aktien Favoriten 2024: Rotation an der Börse

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Falke
Falken mit ihren scharfen Augen und 15 Halswirbeln mehr als andere Vögel können ihre Beute besonders gut erspähen. Bild: stock.adobe.com

Der plötzliche Kurseinbruch Anfang August ist durch die schnelle Erholung an den Börsen fast schon wieder vergessen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Hedge Funds ihre Yen-Carry-Trades aufgelöst haben, was den Nikkei abstürzen liess und weltweit für Verkaufswellen sorgte. Auf Monatsbasis liegt das Tokioter Börsenbarometer nun jedoch 7% im Plus. Also alles prima?

Der Nikkei liegt zwar noch einige Prozentpunkte unter seinem Juli-Hoch, doch die US-Indizes Dow-Jones und S&P 500 sowie der DAX erklommen zuletzt neue Rekordstände. Mid-Caps hinken nach, der Nasdaq ebenfalls, und auch der Schweizer Markt. Der für die Favoritenliste massgebliche Nebenwerte-Index SPIEXX konnte im August zwar 3,2% zulegen, liegt damit aber immer noch rund 20% unter dem Hoch im Spätsommer 2021, also vor genau drei Jahren. Die Performance im laufenden Jahr bleibt mit 5,9% unterdurchschnittlich. Die erhöhte Volatilität an den Devisenmärkten lässt die Aktienbörsen nicht unbeeindruckt. Ein Grund dafür sind die von Fed-Chef Powell avisierten Zinssenkungen in den USA.

Verwerfungen an den Devisenmärkten

Der Franken bleibt stark, der USD schwächelte, und der Euro festigte sich. Die Ankündigung der Bank of Japan, die Zinsen zu erhöhen, war der eigentliche Auslöser für die August-Verwerfungen. Es war lange bei Investoren «en vogue», sich in Yen bei äusserst niedrigen Zinssätzen zu verschulden und die Mittel profitabel an den US-Märkten anzulegen. Der Yen war bis dahin auf einem langen Sinkflug gewesen. Das änderte sich mit der Ankündigung der BoJ – und die Eindeckungkäufe zur Tilgung der Yen-Kredite liess aufgrund der erhöhten Nachfrage die Währung rapide steigen.

Einmaliges Ereignis oder Warnsignal?

Bis jetzt sieht es nach einem einmaligen Ereignis aus, doch das Geschehen kann auch als Warnsignal verstanden werden, ebenso der andauernde Trend zu Gewinnmitnahmen bei den gut gelaufenen Tech-Aktien. Das «Orakel von Omaha» – Warren Buffett – sagt, dass er «liebend gern Aktien kaufen würde», schätzt aber die Risiken und die Preise als zu hoch ein. Den Bestand an Apple-Aktien hat Buffett seit Jahresbeginn um 490 Mio. Stück abgebaut.

Chart Galderma
Der Kurs der Galderma-Aktie zeigt seit dem IPO eine positive Tendenz. Chart: six-group.com

Anzeichen einer Rotation an den Börsen

Die Nachrichten aus den Unternehmen in der Schweiz sind zunehmend von der Frankenstärke und der Konjunkturschwäche in Europa, insbesondere im wichtigen Markt Deutschland, geprägt. Dort steigt die Zahl der Insolvenzen, Investitionen werden zurückgefahren. Das trifft die Schweizer Industrie. Besser sieht es für global aktive Player wie die beiden Pharma-Riesen aus, aber auch für Unternehmen, die von starken und persistenten Trends profitieren – wie SKAN, Galderma und SIG Group. Galderma war mit einer Monats-Performance von 19% die Star-Aktie an der SIX. Der News-Flow war hervorragend. L´Oréal beteiligte sich mit 10%, dann wurde bekannt, dass die Aktie per 23. September in den MSCI Global Index aufgenommen wird – ein Kursfeuerwerk folgte.

SKAN und SIG Group mit starken Ergebnissen

SKAN meldete Zahlen zum ersten Halbjahr, die ein ungebrochenes Wachstum im zweistelligen Prozentbereich zeigen. Auch der Auftragsbestand legte zu. Die Aktie bewegt sich schon seit März in einem immer enger werdenden Seitwärts-Trendkanal, der nun nach oben verlassen werden könnte. Das Hoch lag nach dem IPO im November 2021 kurzzeitig bei über 90 CHF. Bei SIG Group war das Hoch im September 2021 bei über 28 CHF verzeichnet worden. Nach der langen Korrekturbewegung wird die Aktie nun wiederentdeckt. In einem schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld bringt die SIG Group alles, was zyklischen Unternehmen fehlt: Wachstum bei breiter globaler Diversifikation und unbeeinträchtigte EBITDA-Margen, so wie es die aktuellen Zahlen zum zweiten Quartal zeigen. Bis zum Hoch errechnet sich ein Steigerungspotenzial von über 50%.

Medartis-Aktie fällt trotz brillanten Zahlen?

Ein sehr gutes Zahlenwerk für das erste Halbjahr präsentierte Medartis. Die EBITDA-Marge stieg auf 21,4%, die Nachfrage entwickelte sich besonders in den USA kräftig. Seit 1. Juli hat Medartis einen neuen CEO. Der Kursverlauf ist jedoch deprimierend. Trotz der überzeugenden Zahlen fällt die Aktie nach dem Kurssprung im März kontinuierlich auf kurzzeitig 90 CHF. Die Aktienumsätze sind gering, nicht selten unter 1000 Stück pro Handelstag! Ein Opfer der Small-Cap Malaise oder, anders gesagt, Zeichen eines ineffizienten Aktienmarktes?

Chart Weiss+Appetito
Seit Jahresbeginn vermochte der Kurs von Weiss+Appetito etwas zuzulegen. Chart: otc-x.ch

Weiss+Appetito steigert Gewinnmargen

Am ausserbörslichen Aktienmarkt ist wenig Bewegung, die Schwankungen halten sich meist in engen Grenzen. Der OTC-X Liquidity Index liegt 1,3% unter dem Niveau von Anfang Jahr. Weiss+Appetito legte ein wenig zu, die anderen drei Titel der Favoritenliste gaben geringfügig nach. Bei Weiss+Appetito stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2023 um 7,2% auf 162.8 Mi. CHF, die Gewinnmargen erhöhten sich über das Vorjahresniveau, auf EBITDA-Ebene auf 6,7%. Im Vorjahr wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Der geschäftliche Ausblick ist positiv, die Bewertung bleibt tief. Die Eigenkapitalquote ist mit leicht erhöhten 46,6% komfortabel.

Cendres+Métaux spürt Rückgang der Uhrennachfrage

Cendres+Métaux meldete die Zahlen zum ersten Semester, die insgesamt akzeptabel ausfallen. Es war ja zu erwarten, dass einerseits der stark steigende Goldpreis und andererseits die Nachfrageschwächen in China nicht wirkungslos an Cendres+Métaux vorbeigehen würden. Der Umsatzrückgang um 3,3% ist moderat. Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die Zukäufe und die Investitionen das Unternehmen resilienter gegen Nachfrageschwankungen in der Uhrenindustrie und im Medtech-Segment machen. Erste grössere Erfolge beispielsweise im Halbeiter-Bereich haben sich bisher noch nicht materialisiert. Dafür bleibt die Aktie günstig bewertet. Bedauerlich ist der fortgesetzte Rückgang der Aktienumsätze. Nach acht Monaten des laufenden Jahres wurden gerade 140 Aktien gehandelt, im Jahr 2023 waren es 495. CEO von Büren hatte im Interview mit schweizeraktien.net vor einem Jahr angekündigt, die Liquidität verbessern zu wollen?

WWZ-Gruppe: Fernwärmegeschäft und Telekom im Wachstumsmodus

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Energiezentrale Unterfeld WWZ
Die neu eröffnete Energiezentrale Unterfeld der WWZ AG. Bild: wwz.ch
Energiezentrale Unterfeld WWZ
Die neu eröffnete Energiezentrale Unterfeld der WWZ AG. Bild: wwz.ch

Die Zuger WWZ-Gruppe verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 2,0% auf 162.8 Mio. CHF. Laut einer Medienmitteilung des Unternehmens war dieser Rückgang hauptsächlich auf geringere Absatzmengen bei Strom und Gas zurückzuführen, die durch den milden Winter und Einsparungen der Kunden verursacht wurden. Trotz dieser Herausforderungen zeigte sich das Unternehmen mit hohen Wachstumsraten in den Bereichen Fernwärme zufrieden. Auch dank eines guten Finanzergebnisses kletterte der Konzerngewinn um 8,9% auf 17.1 Mio. CHF.

Strom- und Gasabsatz weiter rückläufig

Der Stromverkauf der WWZ-Gruppe sank im ersten Halbjahr 2024 um 7,0%. Ursache waren nicht nur der milde Winter, sondern auch der vermehrte Einsatz von Photovoltaikanlagen bei den Kunden und eine rückläufige Nachfrage seitens der Grosskunden, teilte das Unternehmen mit. Diese Faktoren führten dazu, dass der Nettoerlös im Segment Elektrizität im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3.5 Mio. CHF zurückging.

Trotz des Umsatzrückgangs konnte der Bruttoertrag leicht auf 74.7 Mio. CHF gesteigert werden. Dies sei auf die Stabilisierung der Energiebeschaffungspreise zurückzuführen, so die WWZ-Gruppe weiter. Dennoch bleibe die Lage aufgrund der europäischen Energiekrise und die mittelfristige Entwicklung unsicher.

Wachstum in Fernwärme und Telekom

Trotz der Herausforderungen im Strom- und Gasgeschäft konnte die WWZ-Gruppe im Fernwärmebereich Fortschritte erzielen. Die Absatzmenge stieg im ersten Halbjahr um 21,0% auf 36.2 GWh. Dieser Anstieg sei auf den fortschreitenden Ausbau der Wärmeverbunde Circulago und Ennetsee zurückzuführen, erklärte das Unternehmen. Im Frühling 2024 wurden die Energiezentrale Unterfeld (Circulago) in Betrieb genommen und grosse Teile der Transportleitung des Wärmeverbunds Ennetsee verlegt. Diese Investitionen sollen ab 2026 zu stabilen Cashflows und Erträgen führen.

Auch im Telekomgeschäft konnte die WWZ-Gruppe positive Entwicklungen verzeichnen. Der Nettoerlös stieg um 1,5%, was trotz eines hart umkämpften Marktumfelds erreicht wurde. Die erfolgreiche Migration von rund 4’000 Kundinnen und Kunden der Stadtantennen AG Baar auf WWZ-Produkte trug ebenfalls zur positiven Entwicklung bei. Die beschlossene Überprüfung und Anpassung der Beschaffungsstrategie wird laut der Medienmitteilung mittelfristig zu deutlichen Kostensenkungen und einer Stärkung der Bruttomarge führen. Das Betriebsergebnis (EBIT) der WWZ-Gruppe lag dennoch mit 12.9 Mio. CHF um 5,3% unter dem Vorjahreswert.

Starkes Finanzergebnis und erhöhter Konzerngewinn

Auch im Finanzbereich, die WWZ-Gruppe wies Ende 2023 Wertschriftenvermögen in Höhe von mehr als 35 Mio. CHF aus, konnten dank der positiven Entwicklungen an den Börsen Erfolge verbucht werden. Das Finanzergebnis stieg um 2.1 Mio. CHF auf fast 6.0 Mio. CHF. Infolgedessen erhöhte sich der Konzerngewinn um 8,9% auf 17.1 Mio. CHF. Die flüssigen Mittel, inklusive Wertschriften, betrugen per Ende Juni 2023 105.6 Mio. CHF.

Investitionen und Ausblick

Im ersten Halbjahr 2024 investierte die WWZ-Gruppe 34.4 Mio. CHF in die Versorgungsinfrastruktur und den Ausbau ihrer Wachstumsbereiche. Finanziert wird der Ausbau u.a. durch eine an der SIX kotierte Anleihe im Volumen von 100.0 Mio. CHF, die im Juli 2024 vollständig gezeichnet wurde. Die Laufzeit beträgt 14 Jahre, der Zinscoupon 1,85%.

Für das zweite Halbjahr 2024 erwartet das Unternehmen operativ keine wesentlichen Veränderungen. «Die Entwicklung der Energiemärkte bleibt aufgrund der geopolitischen Situation schwierig einschätzbar», hiess es in der Mitteilung weiter. Risiken bestünden weiterhin sowohl auf der Beschaffungs- als auch auf der Nachfrageseite. Mittelfristig erwarte die WWZ-Gruppe jedoch eine Steigerung der Profitabilität, insbesondere durch die im Telekomgeschäft erzielten Kosteneinsparungen und die wachsenden Erträge im Fernwärmebereich.

Fazit

Die Transformation der WWZ-Gruppe dauerte auch im 1. Halbjahr 2024 an. Es ist als positiv zu werten, dass die rückläufigen Volumen im Geschäft mit Strom und Gas sukzessive durch alternative Energien, hier die Fernwärme und -kälte, ersetzt werden können. Bis sich diese Transformation allerdings im Betriebsergebnis zeigt, werden wohl noch mindestens zwei Jahre vergehen. Bis dahin profitiert die WWZ-Gruppe, sofern das Wertschriftenvermögen nicht reduziert wird, von der positiven Entwicklung an den Kapitalmärkten. Dreht die Stimmung allerdings, wird sich dies negativ im Finanzergebnis zeigen. Erfreulich ist, dass sich der Versorger langfristig sehr günstige Finanzierungen für seine Investitionen sichern konnte.

Seit Monaten im Sinkflug: die Aktien der WWZ AG. Chart: otc-x.ch

Obwohl die WWZ-Aktie seit vielen Monaten unter Druck ist, bleibt der Titel angesichts einer sehr tiefen Bewertung attraktiv. Zuletzt wurden die Aktien auf OTC-X zu 930 CHF gehandelt. Das KGV liegt, auch wenn der Vorjahresgewinn von 41.6 Mio. CHF oder 83.20 CHF je Aktie nicht mehr ganz erreicht wird, im niedrigen zweistelligen Bereich. Der Buchwert wurde Ende 2023 mit 1’860 CHF je Aktie ausgewiesen, was rund dem Doppelten des Aktienkurses entspricht. Auch die Dividendenrendite ist mit 3,6%, eine gleichbleibende Ausschüttung von 33 CHF je Aktie vorausgesetzt, attraktiv.

Rapid Holding: Schwieriges erstes Halbjahr 2024

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Im März 2024 wurde der erste Brielmaier Motormäher komplett am Montageband in Killwangen zusammengesetzt. Bild: rapid.ch
Im März 2024 wurde der erste Brielmaier Motormäher
komplett am Montageband in Killwangen
zusammengesetzt. Bild: rapid.ch

Die in Killwangen ansässige Rapid Gruppe verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 einen deutlichen Rückgang beim Nettoerlös. Dieser belief sich auf 25.5 Mio. CHF, was einem Rückgang von 27,6% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Betriebsergebnis war per Ende Juni 2024 negativ, so das Industrieunternehmen in einer Medienmitteilung. Besonders hart traf es den Geschäftsbereich Land- und Kommunaltechnik, dessen Umsatz weit unter dem Vorjahresniveau lag. Das Unternehmen führt dies auf konjunkturelle Schwächen sowie das schlechte Wetter zurück. Aufgrund der anhaltenden Regenfälle konnten viele Kunden ihre Felder nicht wie gewohnt bewirtschaften, was zu einem deutlichen Rückgang der Aufträge führte.

Hohe Lagerbestände und Produktionsanpassungen

Die Lagerbestände im Bereich Land- und Kommunaltechnik waren aufgrund einer optimistischen Absatzplanung hoch, was zusätzlich die Liquidität des Unternehmens belastete. Diese Bestände werden nun kontinuierlich abgebaut. Trotz dieser Herausforderungen konnte die Brielmaier-Produktion in der Schweiz vollständig in Betrieb genommen werden, und auch die ersten Maschinen im Raupenbereich wurden in Deutschland produziert.

Der Geschäftsbereich Contract Manufacturing litt ebenfalls unter einem deutlichen Umsatzrückgang, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum 1. Halbjahr 2024 schreibt. Die allgemeine weltwirtschaftliche Lage habe dazu geführt, dass weniger Aufträge eingingen. Um die Kosten zu senken, sah sich das Unternehmen gezwungen, Kurzarbeit einzuführen.

Negatives Ergebnis für Gesamtjahr erwartet

Für die zweite Jahreshälfte erwartet die Rapid Holding AG keine Verbesserung der Auftragslage, insbesondere im Bereich Contract Manufacturing. Der Auftragseingang in der Land- und Kommunaltechnik liege zwar knapp über dem Vorjahr, jedoch bleibe die Prognose für das Gesamtjahr 2024 pessimistisch, heisst es. Das Unternehmen rechne mit einem negativen Ergebnis, das deutlich unter den Erwartungen liege.

Aktienkurs Rapid Holding
Die Aktien der Rapid Holding AG haben seit Anfang des Jahres rund 12% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Rapid Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 390 CHF für eine Aktie bezahlt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs rund 12% verloren.

Cendres+Métaux: Durchzogenes erstes Halbjahr 2024 beim Bieler Edelmetallverarbeiter

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Die Schweizer Uhrenexporte schwächeln. Das spürt auch die CM-Gruppe, die als Lieferant für die Luxusuhrenindustrie tätig ist. Bild: cmsa.ch
Die Schweizer Uhrenexporte schwächeln. Das spürt auch die CM-Gruppe, die als Lieferant für die Luxusuhrenindustrie tätig ist. Bild: cmsa.ch

Die schwächere Konjunktur in der Schweizer Uhrenindustrie hinterlässt auch bei der Cendres+Métaux SA ihre Spuren. Im ersten Halbjahr 2024 konnte das in Biel ansässige Unternehmen nicht an das starke Wachstum der vergangenen Jahre anknüpfen. Auch in den übrigen Sparten kam es zu Einbussen. Der verarbeitete Umsatz ohne Edelmetalle belief sich per Ende Juni auf 79.5 Mio. CHF, was einem Rückgang von 3,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Organisch, ohne die 2023 zugekauften Unternehmen, betrug der Rückgang sogar 5,1%. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT reduzierte sich um 0,8% und organisch um 6,7%. Dennoch betrachtet die Unternehmensleitung die Ergebnisse in einem Aktionärsbrief als zufriedenstellend und verweist dabei auf die rückläufige Uhrenindustrie, die Inflation, Preissteigerungen sowie die Erhöhung des Goldpreises.

Stabile Bestellvolumen im Luxusbereich

Die Schweizer Uhrenexporte sanken im ersten Halbjahr um 3,3% in CHF und 9,9% in Stückzahlen. Diese Tendenz wirkte sich auch auf die Unternehmen der CM-Gruppe aus, was sich in leichten Bestellrückgängen und Projektverschiebungen zeigte. Der Umsatz im Bereich Luxury+Industry sank um 2,1% auf 54.5 Mio. CHF. Trotz dieser Rückgänge bleibt das Bestellvolumen stabil, und die Gruppe bereitet sich auf einen zukünftigen Aufschwung vor.

Im Medtech CMO Bereich betrug der Umsatz 15.9 Mio. CHF (-1,6%). Dieser Rückgang ist auf die langjährige Reduzierung des Bedarfs an Edelmetall-Abutments sowie auf ein schwaches erstes Quartal im Dentalbereich zurückzuführen. Trotz dieser Herausforderungen bleibe die Auftragslage stabil, was es der Gruppe erlaube, ihre Kapazitäten weiter auszubauen, heisst es in dem Aktionärsbrief.

Im Bereich Industry CMO wurde die Gruppe von der stagnierenden Halbleiterindustrie beeinflusst. Der Umsatz in diesem Segment betrug 2.9 Mio. CHF, was einem Rückgang von 15,1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dennoch zeigen sich erste Anzeichen einer leichten Erholung, und die Gruppe konnte ihre Kundenbasis weiter ausbauen.

Organisatorische Veränderungen im Dentalbereich

Im Dentalbereich schuf die Gruppe durch organisatorische Veränderungen eine zukunftsorientierte Basis. Der Bereich Implantologie wird durch neue Produkte gestärkt, und der CAD/CAM- sowie 3D-Druck-Bereich in Barcelona machte einen wichtigen Entwicklungsschritt. Trotz dieser Fortschritte führte eine Konsolidierung bei Zahnärzten und Labors sowie inflationsbedingte Bedarfsreduktionen zu einem Umsatzrückgang von 10,6% auf 6.2 Mio. CHF.

Die derzeitige Konsolidierungsphase auf hohem Niveau werde genutzt, um eine solide Basis für die Zukunft zu schaffen, schreibt die CM-Gruppe. Investitionen in die Produktionskapazitäten würden vorangetrieben, und es werde am Wechsel auf das neue ERP-System SAP S/4 HANA sowie an der Integration der jüngsten Akquisitionen gearbeitet.

Rückgang von Umsatz und Rentabilität erwartet

Für das zweite Halbjahr erwartet die Gruppe weiterhin negative Einflüsse aus der Uhrenindustrie, die teilweise durch eine erhöhte Auftragslage in den Bereichen Industry und Medtech kompensiert werden dürften. Insgesamt wird ein Rückgang von Umsatz und Rentabilität im Vergleich zum Vorjahr erwartet, jedoch wurden bereits Schritte eingeleitet, um die negativen Auswirkungen zu minimieren. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Cendres+Métaux noch einen Umsatz von 108.6 Mio. CHF und wies ein Jahresergebnis von 12.5 Mio. CHF aus.

Trotz der Herausforderungen bleibt die Gruppe von ihrer Strategie überzeugt und blickt optimistisch in die Zukunft.

Fazit

Angesichts der rückläufigen Uhrenexporte seit Jahresbeginn überrascht es nicht, dass die wichtigste Sparte der Cendres+Métaux SA unter dieser Situation leidet. Der Umsatzrückgang um 2,1% ist daher eher als moderat zu betrachten. Es ist nicht auszuschliessen, dass sich dieser weiter akzentuieren wird. Ebenso zeigt sich angesichts der stark gestiegen Edelmetallpreise, dass die Nachfrage nach Dentalimplantaten gedämpft wird. Für die weitere Entwicklung der CM-Gruppe stellt sich die Frage, ob sich die rückläufige Entwicklung in den kommenden Quartalen verstärkt oder wieder stabilisiert.

Aktienkurs Cendres+Métaux
Die Aktie von CM hat sich in den letzten zwölf Monaten seitwärts bewegt. Chart: otc-x.ch

2023 erzielte das Unternehmen noch einen Rekordgewinn von 12.5 Mio. CHF oder 890.90 CHF je Aktie. Bei Kursen vom die 5’500 CHF pro Aktie, die zuletzt auf OTC-X bezahlt wurden, lag das KGV bei niedrigen 6. Selbst bei einem deutlichen Gewinnrückgang erscheint die Bewertung nach wie vor eher niedrig, dies auch mit Blick auf den ausgewiesenen Buchwert von 10’219 CHF pro Aktie (per Ende 2023). Sofern sich die Auftragslage in den kommenden zwölf Monaten wieder stabilisiert, ist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau nicht zu teuer. Es ist allerdings durchaus denkbar, dass es angesichts der unsicheren Aussichten kurzfristig zu einem Dämpfer in der Kursentwicklung kommt.

Immobilienanlagen im Fokus: Stark rückläufige Zinsen − Grund zur Freude oder zur Sorge?

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Investoren sehen in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Bild: stock.adobe.com
Investoren sehen in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Bild: stock.adobe.com

Die Finanzmärkte erlebten keinen ruhigen Sommer. Anfang August durchliefen die Aktienmärkte einen der grössten Panikmomente der letzten Jahrzehnte. Gleichzeitig manifestierten sich sowohl in der Schweiz als auch international grössere Konjunktursorgen. In der Schweiz sind die Einkaufsmanagerindizes, die als Frühindikatoren gelten, sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor in den rezessiven Bereich gefallen.

Ist dies eine Überreaktion auf die allgemeine politische Unsicherheit in Europa infolge der Wahlen in Frankreich, oder deutet es tatsächlich auf eine stärkere wirtschaftliche Abschwächung hin? Die Zinsmärkte haben die Warnsignale jedenfalls ernst genommen. In der Schweiz kam es zu einem deutlichen Rückgang der Swapsätze, und stärkere Zinssenkungen werden nun erwartet.

Konjunktursituation im Auge behalten

Gerade angesichts der Phase, aus der wir kommen, in der höhere Zinsen Besorgnis erregten, sollte dies zur Entspannung beitragen. Die niedrigeren Zinsen haben sicherlich auch dabei geholfen, dass die zahlreichen Kapitalerhöhungen dieses Jahr erfolgreich bewältigt wurden. Die Agios verschiedener Wohnfonds haben dadurch leider wieder schwindelerregende Höhen erreicht. Auch wenn aktuell die tieferen Zinsen solche Niveaus stützen, muss die Konjunktursituation weiter mit Argwohn beobachtet werden. Die Fehler und die Nachlässigkeiten aus 2021 sollten einigen eine Lehre dafür sein, dass bei solchen Agio-Niveaus Vorsicht angebracht ist.

«Leverage-Effekt»

Typischerweise sehen Investoren in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Es ist richtig, dass, falls sich die Wirtschaft abschwächt, in den zyklischen Sektoren Leerstände zunehmen können. Kommerzielle Immobilien dürften aber auch von einem stärkeren «Leverage-Effekt» profitieren. Dies ist das Resultat einer höheren Differenz zwischen dem Niveau der Nettorenditen und den nun niedrigeren Finanzierungskosten. Bei geschickter Refinanzierungsstrategien können daher Investmentmanager aus der aktuellen Situation Kapital schlagen und durch Refinanzierungen Werte generieren.

Text: Zoltan Szelyes, CEO Macro Real Estate AG

Der aktuelle Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint als Nachdruck und in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

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