Der Branchentalk Tourismus 2024 findet am 29. OIktober am Flughafen in Zürich statt. Bild: zvg
Der Branchentalk Tourismus 2024 findet am 29. Oktober am Flughafen in Zürich statt. Bild: zvg
Inflation, Klimawandel, geopolitische Krisen wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten – die Tourismusbranche sieht sich derzeit mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen erlebt der Tourismus nach dem Ende der Corona-Pandemie weltweit ein bemerkenswertes Comeback. An vielen Hotspots der Welt, auch in der Schweiz, ist der Overtourism zurück, als wäre die Pandemie nie gewesen. Von der oft erwähnten «neuen Normalität» ist nichts geblieben; stattdessen sind alte Muster wieder präsent.
Angesichts dieser Ausgangslage stellt sich die Frage, wohin sich die Tourismusindustrie in den nächsten Jahren entwickelt. Diesem Thema widmet sich der Branchentalk Tourismus 2024, der am 29. Oktober 2024 am Flughafen Zürich stattfindet. Unter dem Motto «Zukunft des Reisens – Erfolgreicher Tourismus in einem Umfeld permanenten Wandels» treffen sich Experten, Investoren und Brancheninsider, um über Trends, Herausforderungen und Chancen des globalen Tourismus und die Auswirkungen für die Schweiz zu diskutieren. Begleitend dazu findet ein Investoren-Meeting statt, bei dem führende Vertreter grosser Tourismusunternehmen wie u.a. der Jungfraubahn Holding AG, der Titlis Bahnen und des Flughafens Zürichs ihre Visionen und Strategien präsentieren.
Ein Highlight des Branchentalk Tourismus wird ein Gespräch mit Dominique Gisin sein. Bild: zvg
Ein Highlight wird das Gespräch mit der ehemaligen Skirennfahrerin und heutigen Pilotin Dominique Gisin sein, die über ihre vielseitigen Erfahrungen und ihre Rolle im Verwaltungsrat der Titlis Bahnen sprechen wird. Zum Abschluss des Tages steht eine Round-Table-Diskussion auf dem Programm, bei der Vertreter der Tourismusbranche wie Frédéric Füssenich (Rigi Bahnen), Sylvia Epaillard (Interhome), Karim Twerenbold (Twerenbold Reisen), und Andreas Gerber (Swiss Int. Airlines) über die Zukunft des Reisens debattieren.
Der Branchentalk Tourismus 2024 bietet eine ideale Plattform, um wertvolle Kontakte zu knüpfen und tiefere Einblicke in die Entwicklungen und Perspektiven der Tourismusbranche zu erhalten. Weitere Information und das Programm finden Sie unter www.schweizeraktien.net/branchentalk-tourismus-29-oktober-2024/
Aventron ist auch an Wasserkraftwerken wie hier in Wasserkraftwerk Laskbekken, Norwegen, beteiligt. Bild: aventron.ch
Aventron ist auch an Wasserkraftwerken wie hier im Wasserkraftwerk Laskbekken, Norwegen, beteiligt. Bild: aventron.ch
Die aventron AG präsentierte für das 1. Halbjahr 2024 einen stabilen Umsatz von 72.4 Mio. CHF sowie einen deutlich höheren Semestergewinn von 14.0 Mio. CHF. Dies gelang vor allem wegen der Erweiterung des Kraftwerksportfolios, wie das im Bereich der erneuerbaren Energien tätige Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt.
Stabiler Umsatz und Steigerung der EBIT-Marge
Rund 52% des Umsatzes von 72.4 Mio. CHF entfielen auf das Segment Windenergie, 24% auf Solarenergie und 23% auf Wasserkraft. Aventron teilt weiter mit, dass rückläufige Strompreise, die aufgrund der gesunkenen Energiekosten erwartet wurden, den Umsatz dämpften. Allerdings sei es gelungen, diesen Effekt durch die Inbetriebnahme neuer Projekte im Wind- und Wasserkraftbereich zu kompensieren.
Die Stromproduktion stieg von 713 Mio. kWh im Vorjahr auf 772 Mio. kWh. «Im ersten Halbjahr 2024 produzierte unser Kraftwerkspark 772 Gigawattstunden Strom, auch weil wir unser Portfolio weiter ausbauen konnten», erklärt Eric Wagner, CEO von aventron, in der Mitteilung. Aventron konnte seit dem Vorjahr zwei neue Wind- und Wasserkraftwerke sowie 28 neue Solaranlagen in Betrieb nehmen. Diese neuen Projekte trugen nicht nur zur gesteigerten Stromproduktion bei, sondern halfen auch, die Auswirkungen der gesunkenen Strompreise auszugleichen.
14.0 Mio. CHF Halbjahresgewinn
Das Betriebsergebnis (EBIT) des Unternehmens betrug 27.9 Mio. CHF, was zu einer Steigerung der EBIT-Marge um 1,2 Prozentpunkte auf 38,6% führte. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 14.0 Mio. CHF. Dieser habe die eigenen Erwartungen übertroffen, so Wagner.
Zudem führte das Unternehmen im 1. Halbjahr eine Kapitalerhöhung im Umfang von 60 Mio. CHF erfolgreich durch. Die Aktien wurden zum Preis von 12.50 CHF ausgegeben. Dies soll die Wachstumspläne von aventron in den kommenden Jahren absichern und weiter beschleunigen. Durch die Kapitalerhöhung stieg die Eigenkapitalquote auf knapp 40%.
Bis Ende 2024 plant aventron, die Marke von 800 MW installierter Leistung zu überschreiten, was ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu ihrem mittelfristigen Ziel von 1000 MW ist.
Der Aktienkurs von aventron hat in den letzten Wochen weiter verloren. Chart: otc-x.ch
Die Aktien der Aventron AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 11 CHF für eine Aktie bezahlt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs knapp 10% verloren. Eine gleichbleibende Dividendenzahlung von 32 Rappen vorausgesetzt, liegt die Rendite bei 2,9%.
Das neue Hotel der Sunstar-Hotelgruppe in Ponetrsina. Bild: zvg
Das neue Hotel der Sunstar Hotelgruppe in Pontresina. Bild: zvg
Das Geschäftsjahr 2023/24 war für die Sunstar Hotelgruppe herausfordernd. Dies gab das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht bekannt. So verlief die Sommersaison 2023 durchwachsen. Unbeständiges Wetter führte zu schwankender Nachfrage, und die gestiegene Fernreiselust europäischer Gäste setzte klassischen Destinationen, insbesondere in Graubünden, zu. Das Sunstar Hotel Davos durchlief seine letzte Saison unter der Marke Sunstar und wurde zum 1. November 2023 an die Davos Klosters Bergbahnen AG verkauft.
Die Wintersaison begann mit ausreichend Schnee, was den Start in die Skigebiete erleichterte. Hotels in Graubünden und Grindelwald profitierten von der Rückkehr internationaler Gäste, was zu einer besseren Buchungslage führte. Allerdings verzögerte sich die Eröffnung des neuen Hotels in Pontresina kurzfristig, was den Geschäftsverlauf in der Endphase der Saison beeinträchtigte. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net erklärt CEO Silvio Schoch: «Unvorhersehbare Herausforderungen im Bauprozess führten zu Verzögerungen bei der Eröffnung unseres neuen Hotels in Pontresina.»
Übernachtungszahlen steigen deutlich an
Insgesamt wurden 199’200 Übernachtungen im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnet. Ohne das Hotel Davos lagen die Übernachtungen bei 179’000, was einem Anstieg von 19% im Vergleich zum ebenfalls bereinigten Vorjahr entspricht. Damit liegt die Sunstar-Gruppe voll im Trend. 2023 verzeichnete die Schweizer Hotellerie gesamthaft ein Plus der Logiernächte von 9,2% gegenüber 2022. Auch von Januar bis Juli 2024 kletterten die Übernachtungszahlen in den Schweizer Hotels nochmals um 2%, wobei ein signifikanter Anstieg um 4,7% bei den ausländischen Gästen verzeichnet wurde, während die Übernachtungen von Schweizer Gästen leicht um 0,6% zurückgingen.
Die Sunstar-Gruppe konnte dabei im Geschäftsjahr 2023/2024 besonders in Grindelwald dank des internationalen Tourismus einen deutlichen Anstieg verzeichnen, während die Übernachtungen aus den traditionellen Quellmärkten zurückgingen. «Unsere traditionellen Quellmärkte wie Deutschland und Grossbritannien verzeichneten rückläufige Übernachtungen, da viele Gäste verstärkt Fernreisen unternahmen», erklärte Silvio Schoch.
Die Zimmerbelegung stieg von 53% im Vorjahr auf 57%. Der durchschnittliche Zimmerpreis (ADR) erhöhte sich von 215 CHF im Vorjahr auf 224 CHF. Ebenso wuchs der Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPAR) von 114 CHF im Vorjahr auf 127 CHF. Der wichtigste Markt blieb die Schweiz mit einem Anteil von 49% an den Übernachtungen. Gleichzeitig nahm der Anteil internationaler Gäste, vor allem in Grindelwald, deutlich zu.
Finanzielle Kennzahlen von Verkäufen geprägt
Der Betriebsertrag ging um 12% auf 37.0 Mio. CHF zurück, was auf den Verkauf der Hotels in Davos und Wengen zurückzuführen ist, welche in der letztjährigen Erfolgsrechnung noch berücksichtigt waren. Der Nettoerlös, einschliesslich der Erlöse der Hauptsitzgesellschaften, lag bei 38.8 Mio. CHF (-11.62%), ebenfalls unter dem Vorjahreswert von 43.9 Mio. CHF. Der Bruttobetriebsgewinn (GOP) betrug 5.7 Mio. CHF (Vorjahr: 7.7 Mio. CHF), während sich die GOP-Marge auf 14,8% verschlechterte. Gründe dafür waren unter anderem gestiegene Kreditkartenkommissionen, Rekrutierungskosten und Wechsel in der Leitungsebene.
Die flüssigen Mittel der Sunstar Swiss Hotel Collection gingen um 9,5% zurück, was vor allem auf die Rückzahlung von Darlehen zur Reduzierung der langfristigen Verbindlichkeiten zurückzuführen ist. Diese konnten im Laufe des Jahres um 50% gesenkt werden. Gleichzeitig wurden Teile der flüssigen Mittel in laufende Investitionen in die Hotelbetriebe eingesetzt.
Die Sachanlagen verzeichneten eine Abnahme um 34%. Dies ist auf den Verkauf der Hotel-Immobilie in Davos sowie auf Sonderabschreibungen in Höhe von 8.7 Mio. CHF zurückzuführen, die im Rahmen der fortlaufenden Prüfung der Werthaltigkeit der Hotel-Immobilien vorgenommen wurden. Diese Abschreibungen waren notwendig, um den Marktwert der Vermögenswerte korrekt widerzuspiegeln und eine solide Basis für zukünftige Investitionen zu schaffen.
Der Ertrag aus der Restauration ging im Vergleich zum Vorjahr um 19% zurück. Hauptursache hierfür war der Wegfall des Wintergeschäfts in Davos, das traditionell starke Einnahmen aus der Halbpension generierte.
Das EBT (Betriebsergebnis vor Steuern) lag bei -10.6 Mio. CHF, was auf die hohen Abschreibungen auf Sachanlagen sowie die Rückgänge bei den Betriebserträgen zurückzuführen ist.
Ausblick und strategische Ausrichtung
Trotz des positiven Jahresergebnisses von 4.0 Mio. CHF (+94%) (Vorjahr: 2.0 Mio. CHF) schlägt der Verwaltungsrat vor, keine Bardividende auszuschütten. Der Grund dafür ist das weiterhin anspruchsvolle Marktumfeld und der notwendige Investitionsbedarf, insbesondere angesichts des negativen Betriebsergebnisses vor Steuern (EBT). Die Aktionäre erhalten weiterhin Hotelgutscheine im Wert von 50 CHF pro Aktie und profitieren von Treuekarten.
Für die Zukunft setzt Sunstar auf eine nachhaltige Entwicklung der Hotels und plant gezielte Investitionen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten. Zudem soll das Beteiligungsmodell «Ferienclub Privilège» mit dem neuen Modell «Sunstar Aktien» zusammengeführt werden. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der weiteren Digitalisierung und dem möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um die Betriebsabläufe zu optimieren und den Mitarbeitenden mehr Zeit für die Gästebetreuung zu geben. Trotz der Herausforderungen wird weiterhin daran gearbeitet, die Marktposition zu stärken und langfristige Werte für die Aktionäre zu sichern.
Fazit
Mit dem Verkauf des Hotels in Davos und der Eröffnung des neuen Hauses in Pontresina hat Sunstar zwei bedeutende strategische Schritte vollzogen. Diese Massnahmen stärken die Position des Unternehmens, sowohl in der Sommer- als auch in der Wintersaison vermehrt internationale Gäste anzusprechen. Insbesondere in Pontresina, in der Nähe von St. Moritz, werden ganzjährige Besucherpotenziale erschlossen.
Gleichzeitig zeigt das Wachstum der asiatischen Gäste, dass sich Sunstar erfolgreich im internationalen Markt positioniert. Sollte der Trend zu Fernreisen nach der Covid-19-Pandemie abnehmen, könnte dies auch den europäischen Tourismus stärken, was Sunstar zugutekommt. Die Rückzahlung der Darlehen unterstützt das Ziel, die Gruppe aus der Verlustzone zu führen und eine nachhaltige Rendite zu erzielen.
Trotz der Unsicherheiten und Herausforderungen bleibt Sunstar gut aufgestellt, um in den kommenden Saisons weiter zu wachsen und langfristig erfolgreich zu sein. Die Rückkehr zu einer Bardividende könnte in den nächsten Jahren wieder möglich sein, sobald die Stabilisierung weiter vorangeschritten ist.
Nur ganz knapp ist die Jungfraubahnen-Gruppe im 1. Halbjahr 2024 an einem neuen Rekordergebnis vorbeigeschrammt. Vor allem gestiegene Kosten führten zu einer geringeren Marge. Mit einem Rekordumsatz von 141.8 Mio. CHF (+7,0%) und einem Reingewinn von 34.5 Mio. CHF kann der im kommenden Jahr abtretende CEO Urs Kessler dennoch sehr zufrieden sein. Ob sich der Erfolgskurs nach der Ära Kessler fortsetzt, ist offen. Zwar hat der Verwaltungsrat Ende August mit Oliver Hammel den Nachfolger bestimmt; wie sich der Wechsel nach 16 Jahren unter der Führung des Berner Oberländers Kessler auf die künftige Unternehmensentwicklung auswirkt, muss sich erst noch zeigen. Denn, wie die Jungfraubahnen in einer Medienmitteilung selbst schreiben: Die Fusstapfen von Urs Kessler, in die Hammel treten wird, sind gross.
Top of Europe lockt jährlich 1 Mio. Besucher an
Höher. Schneller. Weiter. Das könnte auch das Motto des Interlakner Tourismusunternehmens sein. Denn mit wenigen Ausnahmen, wie den Pandemiejahren 2020 bis 2022, ging es bei der Jungfraubahn-Gruppe stets aufwärts. Die Besucherzahlen am Jungfraujoch, das weltweit als Top of Europe vermarktet wird, kletterten zeitweise auf über 1 Million. Mit den Gästezahlen stiegen auch die Umsätze der Jungfraubahn-Gruppe an. Eng verbunden ist der Anstieg mit dem Eintritt von Urs Kessler 1987 in das Unternehmen. Er hat erst als Verkaufsleiter die asiatischen Märkte erschlossen und später als CEO den Aufstieg des Unternehmens entscheidend mitgestaltet. Es ist also auch kein Wunder, dass im 1. Halbjahr 2024, dem letzten vollen Geschäftsjahr unter der Leitung des Berner Oberländers, wieder ein Rekordumsatz von 141.8 Mio. CHF vermeldet werden konnte.
In der mehr als 100-jährigen Geschichte der Jungfraubahn sind die Gästezahlen auf dem Jungfraujoch auf über 1 Mio. gestiegen. Abb. jungfrau.ch/Investorenpräsentation
Jungfraujoch wieder auf Rekordkurs
Doch zum kräftigen Umsatzanstieg beim Gesamtumsatz hat nicht nur das Flaggschiff Jungfraujoch beigetragen. Hier stiegen die Verkehrserträge im 1. Semester nur um 2,2% auf 56.9 Mio. CHF, die Gästezahlen allerdings um 9,9%, was nur noch 2,2% weniger als im bisherigen Rekordjahr 2019 sind. Die geringe Zunahme des Verkehrsertrags bei einem kräftigen Anstieg der Gästezahlen erklärt das Unternehmen in seinem Halbjahresbericht mit dem Einsatz der «Swiss Half Fare Card», einem Halbtax für internationale Touristen. Insgesamt stieg der Nettoumsatz am Jungfraujoch auf 83.9 Mio. CHF (+3,4%). Auf der Stufe Betriebsergebnis (EBITDA) konnte der Rekordwert des Vorjahres nicht gehalten werden. Obwohl das Jungfraujoch mit 33.8 Mio. CHF mehr als die Hälfte zum Gruppen-EBITDA von fast 62 Mio. CHF beisteuert, ging der Wert in der ersten Jahreshälfte um 5,1% zurück.
Erlebnisberge liefern wichtige Beiträge zum Erfolg
Der wichtigste Treiber der Umsatzentwicklung waren im 1. Halbjahr 2024 die Erlebnisberge, zu denen der Harder in Interlaken, die Schynige Platte in Wilderswil und die First in Grindelwald gehören. Hier wies die Bahn ein fettes Plus von 35,4% auf 17.7 Mio. CHF aus. Der Nettoumsatz der drei Erlebnisberge kletterte auf 22,2 Mio. CHF (+31,5%). Wie der Segmentsberichterstattung zu entnehmen ist, stieg das EBITDA für die Erlebnisberge um 35,2% auf knapp 13.4 Mio. CHF. Die Erlebnisberge haben sich erst in den vergangenen zehn Jahren zu einem wichtigen Standbein der Jungfraubahnen-Gruppe entwickelt. 2004 fusionierte die Firstbahn mit der Jungfraubahn, die später ihr Sommergeschäft immer weiter ausbaute und heute mehr Umsatz im Sommer als im Winter erzielt. Auch die Harderbahn und die Schynige-Platte-Bahn konnten erst dank einer starken Kooperation in der Vermarktung mit der Jungfraubahn ihr volles Potenzial entfalten und erzielen heute hervorragende Margen, wie auch das Halbjahresresultat unterstreicht.
Schwaches Wintersportgeschäft
Weniger gut lief es hingegen im Wintersportgeschäft. Die Anzahl Skiervisits in der Jungfrau Ski Region stagnierte bei 930’000, der Verkehrsertrag nahm sogar um 4,1% auf 24.5 Mio. CHF ab. Mit dem Wintersportgeschäft setzten die Jungfraubahnen im 1. Semester 2024 nur noch 29.6 Mio. CHF um, ein Rückgang von 2,6% gegenüber dem Vorjahr. Begründet wird das schwache Abschneiden u. a. mit Promotionen sowie den unsicheren Wetterbedingungen. Im Wintersportgeschäft verdiente die Jungfraubahn-Gruppe von Januar bis Juni nur noch 9.8 Mio. CHF (-24,4%), dies vor Abschreibungen. Dies ist dennoch mehr als 2019, in dem das Wintersportsegment einen Nettoumsatz von 21.9 Mio. CHF erzielte und ein EBITDA von 5.7 Mio. CHF. Das dürfte nur knapp ausgereicht haben, um die Abschreibungen zu finanzieren. Noch vor der Eröffnung der V-Bahn hatte Urs Kessler versprochen, dass man mit der Eröffnung der V-Bahn wieder in der Champions League der Wintersportbahnen mitspielen wolle und das Segment einen positiven Beitrag zum Gruppenergebnis beisteuern werde.
Mehr Kosten für Waren, Personal und Energie
Dass es der Jungfraubahn-Gruppe im 1. Semester nicht gelungen ist, auch auf Stufe EBITDA an den Rekord des Vorjahres anzuknüpfen, liegt am überproportional höheren Betriebsaufwand. Nicht nur der Warenaufwand (+11,8%), auch die Kosten für Energie (+171,5%) und der Personalaufwand (+10,4%) stiegen kräftig an, was insgesamt zu einem um rund 10 Mio. CHF höheren Betriebsaufwand von 79.8 Mio. CHF führte. Trotz eines leichten Rückgangs um 1,8% erreichte das EBITDA knapp 62 Mio. CHF und eine Marge von 43,7%. Dies stellt für ein Bergbahnunternehmen einen hervorragenden Wert dar. Allerdings hatte die Bahn die Corona-Pandemie auch genutzt, um die Organisation zu durchleuchten und auf Kosteneffizienz zu trimmen. Davon profitierte die Gesellschaft vor allem 2023.
Wichtige Zukunftsprojekte aufgegleist
Obwohl Urs Kessler bereits an der Generalversammlung vom kommenden Jahr das Unternehmen verlassen wird, hat er gemeinsam mit seiner Geschäftsleitung noch wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Dazu gehören die rund 100 Mio. CHF teure Erneuerung der Firstbahn, die voraussichtlich ab 2030 direkt ab Grindelwald Bahnhof ins Ski- und Ausflugsgebiet in dem Bergdorf führen wird. Auch hat das Stimmvolk in Lütschental mit grossem Mehr dem Bau einer Solaranlage auf der Alp Hintisberg durch die Jungfraubahn zugestimmt. Ein wichtiges Projekt, das dem Berner Oberländer Tourismusunternehmen künftig neben dem Wasserkraftwerk Lütschental weiteren sauberen Strom liefern soll. Und auch ein Hotelprojekt am Bahnhof Interlaken Ost von den Berner Oberland Bahnen (BOB) ist auf den Weg gebracht worden.
Von DKSH ins Berner Oberland
Diese Projekte wird im kommenden Jahr Oliver Hammel zu Ende führen, der im Juni 2025 das Steuer von Urs Kessler übernimmt. Bisher leitet Hammel für das Handelsunternehmen DKSH den Geschäftsbereich Technologie für die Märkte Thailand, Laos, Kambodscha und Myanmar. Zuvor führte er den Technologiebereich für den Markt China mit Sitz in Shanghai. Der 41-Jährige, der mit einer Chinesin verheiratet ist, verfügt allerdings über keinerlei Erfahrung im Tourismus und ist auch im Berner Oberland nicht verwurzelt. Er wird dann gemeinsam mit dem Verwaltungsrat eine neue Ära für das Tourismusunternehmen einläuten.
Der 41-jährige Oliver Hammel wird ab Juni 2025 die Leitung der Jungfraubahn-Gruppe übernehmen. Bild: zvg
Allerdings zeichnet sich auch im Verwaltungsrat schon bald ein Generationenwechsel ab: Präsident Heinz Karrer ist 65-jährig und erreicht daher das Pensionsalter. Entscheidend wird daher auch sein, wer Karrers Nachfolge antritt und welche Impulse dann vom neuen CEO und dem verjüngten Verwaltungsrat für die grösste Bergbahngesellschaft der Schweiz gegeben werden.
Fazit
Noch einmal muss Urs Kessler liefern. Er wird auch für 2024 einen neuen Rekord beim Umsatz anstreben. Ob dies auch auf Stufe Unternehmensgewinn gelingt, muss sich erst noch zeigen. Denn die Kostentreiber bleiben auch in der 2. Jahreshälfte bestehen. Die Bewertung der Aktie hatte eine positive Entwicklung teilweise vorweggenommen. Der Kurs stieg im 1. Halbjahr 2024 auf über 200 CHF, korrigierte nach Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses allerdings bereits wieder.
Hier zeigt sich einerseits, dass die Investoren nicht ganz glücklich damit waren, dass die Kosten überproportional zum Umsatz gestiegen sind. Andererseits war auch die Wahl des neuen CEO überraschend. Zwar könnte mit dem von aussen kommenden Oliver Hammel ein ganz neues Kapitel für die Jungfraubahn-Gruppe aufgeschlagen werden. Dies wünscht sich offenbar auch der Verwaltungsrat, da er bewusst nicht auf eine interne Lösung setzt. Zudem kann Hammel seine Kenntnisse über die asiatischen Märkte voll in das Unternehmen einbringen. Ob es ihm allerdings auch gelingt, in der Tourismusbranche Fuss zu fassen, muss sich erst noch zeigen. Ebenso fehlt ihm noch das regionale und schweizweite Netzwerk, das in der Branche nötig ist, um Projekte zum Erfolg zu bringen.
Am Schluss dürfte es auch an der Strategie des Verwaltungsrats liegen, wie sich die Jungfraubahn-Gruppe in den kommenden Dekaden entwickelt. Eine Konsolidierungsstrategie in der Region und darüber hinaus wäre eine Option; dies gerade in Zeiten, in denen wieder einmal ausländische Konzerne wie Vail Resorts und Alterra in die Schweiz expandieren. Eine andere Strategie wäre es, direkt in den Wachstumsmärkten Asiens eigene neue Projekte zu entwickeln, so wie es der Flughafen Zürich mit seinen internationalen Projekten in Südamerika und Indien tut. Die Antworten auf diese Fragen werden auch entscheidend dafür sein, welches Potenzial die Aktie in Zukunft noch hat. Hinzu kommen die Herausforderungen, welche mit dem Klimawandel einhergehen und u.a. das Wintersportgeschäft gefährden könnten.
Während der Amtszeit von Urs Kessler als CEO hat sich der Aktienkurs zeitweise mehr als vervierfacht. Chart: six-group.com
Mit einem erwarteten KGV von 15 und einer Dividendenrendite von 3,5% ist die Aktie auf dem aktuell niedrigeren Kursniveau sicherlich nicht zu teuer. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass trotz weiterer anstehender Investitionen, wie z. B. der Erneuerung der Firstbahn, hohe Cashflows generiert und in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden können. Nach der jüngsten Kurskorrektur auf rund 180 CHF ist die Aktie für Anleger trotz des anstehenden Managementwechsels wieder interessanter geworden.
Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Urs Kessler, CEO der Jungfraubahn Holding AG, wird am Investoren-Meeting teilnehmen.
Die Aargauer Eniwa-Gruppe erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen Gewinn von 6.7 Mio. CHF.
Im 1. Halbjahr 2024 erzielte die Eniwa AG dank des Wachstums bei ihren Dienstleistungen sowie in den Bereichen Erneuerbare Energien, Elektromobilität und Digital mit 3.1 Mio. CHF ein gegenüber dem Vorjahr besseres operatives Betriebsergebnis (EBIT). Das positive Finanzergebnis trägt zu einem Gruppengewinn von 6.7 Mio. CHF bei, wie das Unternehmen mitteilt.
Der milde Winter und der warme Frühling hätten zu einem weiteren Rückgang der Heizgradtage von -7.4% gegenüber dem Vorjahr geführt, welche den Energieabsatz negativ beeinflussten, schreibt die Eniwa AG.
Der Energieabsatz lag im ersten Halbjahr bei 157 GWh (-15,6%) beim Strom, der Absatz im Eniwa Gasnetz bei 199 GWh (-3,4%). Gründe dafür seien das mildere Klima, die allgemeinen Energiesparmassnahmen sowie die zunehmende Photovoltaik-Eigenproduktion der Kundinnen und Kunden. Hingegen hätte bei der Fernwärme/Fernkälte der Absatz dank des kontinuierlichen Netzausbaus um 18,3% auf 39 GWh gesteigert werden.
Aufgrund der sehr angespannten Versorgungslage im Herbst 2022 hatte sich die Eniwa AG nach eigenen Angaben vertraglich ausreichend Strom und Gas gesichert, um ihren Kundinnen und Kunden stets eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Aufgrund der unerwartet milden Witterung in den Wintermonaten Januar bis März musste die überschüssige Energie der vertraglich abgesicherten Mengen zu niedrigeren Preisen verkauft werden.
Die Stromproduktion des Wasserkraftwerks Aarau erhöhte sich um 14,8% auf 57 GWh. Das neue Dotierkraftwerk (DKW) beim Stauwehr Schönenwerd sei auf Volllast gelaufen, so die Eniwa. Der regional selbst produzierte Strom trage zur Glättung der durchschnittlichen Beschaffungskosten bei. Erneut profitierte die Kundschaft von der hohen Eigenproduktion aus dem Wasserkraftwerk Aarau mit langfristig nahezu konstanten Produktionskosten.
Die R&S Group hat im August den R&S irischen Transformatorenhersteller Kyte übernommen. Bild: zvg
Die R&S Group hat im August den irischen Transformatorenhersteller Kyte übernommen. Bild: zvg
Nach dem ungewöhnlichen Börsengang der R&S Group via die SPAC-Gesellschaft VT5 war zunächst nur wenig über den Neuzugang an der SIX zu hören – und auch die Aktie bewegte sich erst mal seitwärts. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Im Mai wurde die 12-CHF-Hürde genommen, mittlerweile bewegt sich die Aktie bei 17 CHF! Lässt der Newsflow noch mehr erwarten?
Nach der Übernahme von Kyte hat der Aktienkurs von R&S kräftig zugelegt. Chart: six-group.com
Starke Zahlen für das erste Halbjahr 2024
Am 24. Juli meldete die R&S Group die vorläufigen Zahlen des ersten Halbjahres. Der Umsatz hatte um 15% auf 109.9 Mio. CHF zugelegt. Der Auftragseingang lag mit 141 Mio. CHF um 18% über dem Vorjahreswert, wodurch sich der Auftragsbestand um 25% auf 218.2 Mio. CHF erhöhte. Am 19. August wurde das vollständige Zahlenwerk veröffentlicht. Das EBIT fiel mit 24 Mio. CHF um 41% höher als in der Vorjahresperiode aus, das adjustierte EBIT belief sich auf 25.5 Mio. CHF. Der Nettogewinn beträgt 12.1 Mio. CHF, wobei Steuernachzahlungen für zurückliegende Zeiträume in Höhe von 3.7 Mio. CHF das Ergebnis drückten. Für die Dividendenzahlung waren 6.9 Mio. CHF aufgewendet worden. Das kommunizierte Ziel einer EBIT-Marge von 20% wurde mit 23,2% auf adjustierter Basis übertroffen.
Übernahme von Kyte Powertech
Nur einen Tag später, am 20. August, gab R&S Group die Übernahme der in Cavan, Irland, domizilierten Kyte Powertech bekannt. Im Finanzjahr zum 30. März 2024 lag deren Umsatz bei 165 Mio. Euro, 52% mehr als im Vorjahr, und das EBIT belief sich auf 33 Mio. CHF. Das Unternehmen beschäftigt 490 Mitarbeitende. Der Preis für die 100%-Übernahme liegt bei einem Enterprise Value von 250 Mio. Euro. Das Management von Kyte bleibt an Bord. Als Teil des Kaufpreises wird das Kyte Management mit rund 6% durch Ausgabe neuer Aktien an der neuen R&S Group beteiligt. Die Finanzierung erfolgt mit 233 Mio. Euro zum grössten Teil durch ein Bridge Financing. 24 Mio. Euro entfallen auf neues Eigenkapital. Für die neu ausgegebenen Aktien gelten Lock-up-Fristen von 12 Monaten für 25% der Titel und 24 Monate für 75%. Die Präsentation dazu bringt vertiefte Einblicke.
Kyte hat eine starke Präsenz in UK, Irland, den Niederlanden und Belgien sowie in verschiedenen Industrien. Abb. ir.the-rsgroup.com
Komplementäre Akquisition
Kyte Powertech wurde 1977 in Irland gegründet und ist ein führender Hersteller von Distributionstransformatoren. Die Marktdurchdringung in Irland und UK ist hoch. Daneben werden bislang Frankreich, Belgien und die Niederlande erschlossen. Die wichtigste Kundengruppe sind Energieversorgungsunternehmen, gefolgt von Industrieunternehmen. Somit ist die Transaktion hochgradig komplementär und damit sinnvoll. Die Stärken von R&S sind Industrieunternehmen als Kunden, die Präsenz ist vornehmlich auf Polen, Deutschland, Schweiz und Italien als Primärmärkte ausgerichtet, daneben werden Spanien, Türkei, Tschechien, Skandinavien, die baltischen Republiken und zuletzt auch der Mittlere Osten bearbeitet.
R&S und Kyte ergänzen sich auch in finanzieller Hinsicht gut. Abb. ir.the-rsgroup.com
Umsatz wird fast verdoppelt
In der Pro-forma-Rechnung kommt das kombinierte Unternehmen auf 384 Mio. CHF Jahresumsatz und erzielt ein EBITDA von 81 Mio. CHF sowie ein EBIT von 78 Mio. CHF. Wie bisher bleibt der Fokus auf den Midmarket gerichtet, wobei sich beide bisherige Unternehmen durch ihre hohe Kundenorientierung auszeichnen. Der Midmarket bleibt fragmentiert und bietet sowohl Chancen für organisches wie anorganisches Wachstum. Im Hochvoltbereich sind dagegen Global Player wie Siemens Energy, Schneider Electric, Mitsubishi Electric und Hyundai Heavy Industries aktiv.
Unveränderte Dividende bis 2026
Was den Aktionären weniger gefallen wird, ist die Festschreibung der Dividende auf 0.50 CHF für die Geschäftsjahre 2024, 2025 und 2026. Dies soll dazu beitragen, die Verschuldung schneller abzubauen. Nach erfolgter Transaktion liegt die Verschuldung bei 2.25x EBITDA. Mittelfristiges Ziel ist ein Verhältnis von 1.5x EBITDA. Für 2024 und die Folgejahre stellt die Guidance ein Umsatzwachstum von 12% jährlich in Aussicht. Die EBIT-Marge soll bei durchgängig 20% liegen, wozu Synergien und Cross-Selling-Möglichkeiten beitragen sollen.
Weitere Änderungen im Aktionärskreis
Nur eine Woche nach der Bekanntmachung der Übernahme, am 28. August, kam eine weitere Ad-hoc-Meldung von der R&S Group. Diesmal waren signifikante Änderungen in der Beteiligungsstruktur der Anlass. Rund 6,1% der Aktien waren umplatziert worden. Der Initiator des SPACs VT5, Veraison, verkaufte 1.765 Mio. Aktien, die von Schweizer und internationalen «long-only»-Investoren übernommen wurden. Unter den Käufern war auch Heinz Kundert, der Chairman der R&S Group, der 54’370 Aktien erwarb. Somit hat die in Liquidation befindliche Veraison alle gehaltenen R&S-Aktien veräussert. Die neuen Aktionäre sind keinen Lock-up-Verpflichtungen unterworfen.
Private Equity Investoren machen bei Kyte Kasse
Auch bei Kyte Powertech haben Private Equity Investoren Kasse gemacht. 2020 war MML Capital Partners Ireland bei Kyte eingestiegen, nachdem die belgische Muttergesellschaft in Konkurs gegangen war. Das Managemement hatte die Finanzinvestoren von der Wachstumsstrategie und einem Management Buy-out überzeugen können. MML Capital Partners ist auf Midmarket Companies spezialisiert und kann einen hervorragenden Track Record vorweisen. Insofern ist davon auszugehen, dass Kyte effizient, schlank und profitabel ist und bleibt.
Gute Erfolgschancen für das kombinierte Unternehmen
Dennoch birgt jede Akquisition auch Risiken wie die erhöhte Verschuldung, mögliche Differenzen zur Strategie oder sozio-kulturelle Klüfte, die nicht geschlossen werden können. Die Voraussetzungen für eine wertstiftende und reibungslose Integration scheinen in diesem Fall jedoch gegeben zu sein. Es ist eine sehr ähnliche Kundenphilosophie bei beiden Unternehmen, und zudem ist das Management incentiviert, um das Unternehmen auf Wachstumskurs zu halten.
Wachstumsfaktoren
Das Wachstum wird getrieben von den Mega-Trends Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Urbanisierung. Je nach Szenario dürfte der Elektrizitätsbedarf weltweit bis 2050 signifikant zunehmen. Eine von manchen Prognostikern genannte Vervielfachung der Elektrizitätsnachfrage erscheint durchaus plausibel. Doch es geht nicht nur um den Zubau neuer Kapazitäten, sondern vor allem auch darum, die bestehende und zunehmend überalterte Infrastruktur zu erneuern.
Herausforderungen
Die Herausforderungen sind also vielfältig. Der Output muss gesteigert, die Qualität weiterhin verbessert werden. Dazu kommt die Expansion in neue Märkte, was immer mit Stolpersteinen, regulatorischen Hindernissen und Fallstricken aller Art verbunden sein kann. Wer die Marktanteile steigern will, ist fast zwangsläufig mit intensivem Wettbewerb konfrontiert, was der angestrebten Ausweitung der operativen Margen zuwiderlaufen kann. Dazu kommt die Integration von Kyte Powertech, die ebenfalls Management-Kapazitäten binden wird.
Akquisitionen – Chance und Risiko zugleich
Ein Thema für sich ist das Wachstum durch Akquisitionen. Zwar sagte CEO Laesser vor wenigen Monaten im Interview, dass «der Fokus auf organischem Wachstum liegt», doch die im Grössenverhältnis signifikante Akquisition von Kyte Powertech spricht eine andere Sprache. Für ein Unternehmen im Wachstumsmodus kann es unwiderstehlich sein, weitere Übernahmen zu tätigen, zumal in einem fragmentierten und nach Konsolidierung schreienden Markt. Das kann Risiken mit sich bringen, die den Serien-Akquisiteur auch zu Fall bringen können. Es gibt viele Beispiele dafür, wobei der Kommunikationsriese WorldCom und dessen spektakulärer Fall ein besonders gutes Lehrstück abgibt. Aktionäre der R&S Group sollten die Entwicklung im Auge behalten. In der Präsentation zur Akquisition von Kyte Powertech heisst es am Ende, dass «M&A ein Schlüsselteil der strategischen Planung und der DNA ist»!
Fazit
Die R&S Group Aktie entwickelt sich zur Erfolgsgeschichte. Die Performance beläuft sich inzwischen auf 70%! Die Aktienumsätze sind im Vergleich zu anderen Small-Caps deutlich erhöht. Während nach Aufnahme der Börsenkotierung zunächst einmal gar keine Researchabdeckung gegeben war, hat sich dies mittlerweile geändert. Eine Studie von Oktavian erschien, und dann eine von UBS. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Mega-Bank auch die Akquisition von Kyte Powertech begleitet und finanziert hat. Für den Moment sehen die Perspektiven der Aktie weiterhin vielversprechend aus. Bei einer Market Cap von rund 550 Mio. CHF errechnet sich unter Ausklammerung von einmaligen Sondereffekten ein geschätztes KGV von 11. Die kommende Woche stattfindende Small- und Mid-Cap Konferenz Investora, bei der auch R&S Group präsentiert, könnte die Aufmerksamkeit der Anleger nochmals verstärken. Die kritischen Punkte sollten trotz des aktuellen Momentums und der guten Aussichten jedoch im Blick behalten werden.
Die Instandsetzungsarbeiten des durch die Hochwasser Ende Juni beschädigten Bahngeleises im Mattertal gestalteten sich sehr anspruchsvoll. Bild: www.bvzholding.ch
Die Instandsetzungsarbeiten des durch die Hochwasser Ende Juni beschädigten Bahngleises im Mattertal gestalteten sich sehr anspruchsvoll. Bild: www.bvzholding.ch
Am 21. Juni 2024 führten Unwetter in mehreren Regionen der Schweiz zu Hochwasser und massiven Schäden. Auch die Bahnverbindung zwischen Visp und Zermatt war betroffen und blieb wegen der Reparaturarbeiten wochenlang gesperrt. Dies hatte bereits Auswirkungen auf den Halbjahresabschluss der BVZ-Gruppe. Obwohl der Gesamtertrag um 7,4% auf 103.7 Mio. CHF stieg, führten die unwetterbedingten Beeinträchtigungen zu einem Rückgang beim Semestergewinn um 24,6% auf 9.5 Mio. CHF. Im Halbjahresbericht weist das Tourismus- und Bahnunternehmen darauf hin, dass von dem Rückgang ausschliesslich das subventionierte, nicht gewinnorientierte Geschäftsfeld mit den Leistungen im Auftrag der öffentlichen Hand betroffen sei. Die privaten Geschäftsfelder hätten die guten Vorjahresergebnisse bestätigen können.
Rund die Hälfte des Umsatzes in privaten Geschäftsfeldern
Von den 103.7 Mio. CHF Umsatz entfallen gemäss Halbjahresbericht 48.5 Mio. CHF auf die als «privaten» bezeichneten Geschäftsfelder. Dazu zählen die Gornergrat Bahn sowie die Beteiligungen am Glacier Express, der Zermatt Bergbahnen AG und ein Immobilienportfolio mit Renditeliegenschaften. Im Geschäftsfeld «Mobilität» mit der Matterhorn Gotthardbahn lagen die Erlöse bei 55.3 Mio. CHF, wovon 15.6 Mio. CHF auf Beiträge der öffentlichen Hand entfallen. Die Gornergratbahn erzielte von Januar bis Juni einen Umsatz von 21.3 Mio. CHF (+6,5%), die Immobilienerträge erreichten mit 3.2 Mio. CHF knapp den Vorjahreswert. Die Erlöse aus den Beteiligungen lagen bei 24.1 Mio. CHF (+11,3%).
Starker Besucherandrang trotz Regen und Hochwasser
Wie das Unternehmen in seinem Halbjahresbericht schreibt, habe man sich bis vor dem ersten Unwetterwochenende am 21./22. Juni erneut auf Rekordkurs bewegt. Jedoch hätten anschliessend die durch das Hochwasser verursachten Schäden zu Ausfällen und Unterbrüchen sowohl bei der Gornergrat Bahn als auch bei der Matterhorn Gotthard Bahn geführt. Trotz der Regenfälle und des Hochwassers habe die Zahl der Reisenden ab Zermatt bei fast 404’000 und damit fast gleichauf mit dem ersten Halbjahr 2023 gelegen, heisst es weiter. Im Gegensatz zum Vorjahr verzeichneten auch Japan sowie China mit Hongkong und vor allem Taiwan wieder deutlich mehr Umsätze.
Im Geschäftsfeld «Immobilien» mit seinen Renditeliegenschaften in Andermatt, Visp und Zermatt werde der Gewinn des Segments durch Planungskosten für den Ausbau des Wohn- und Geschäftsgebäudes Andermatt Central beeinflusst.
Höhere Kosten und Abschreibungen belasten
Beim Betriebsaufwand zeigt sich, dass dieser über alle Positionen hinweg höher als im Vorjahr ausfiel. Gesamthaft stieg dieser von 67.8 Mio. CHF im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 73.5 Mio. CHF (+8,4%), wobei hier der Personalaufwand mit 39.1 Mio. CHF (+3,9%) den grössten Anteil ausmacht. Vor Abschreibungen verzeichnete die BVZ-Gruppe dennoch einen um 5,1% höheren Gewinn (EBITDA) von 30.3 Mio. CHF. Rund 3.6 Mio. CHF höhere Abschreibungen von 16.5 Mio. CHF, bedingt durch die Neuanschaffung von Rollmaterial, sowie ein höherer Finanzaufwand führten zu dem tieferen Gewinn von 9.5 Mio. CHF.
Naturgefahren als Risiko
In ihrem Halbjahresbericht weist die BVZ-Gruppe auf ihr professionelles Naturgefahrenmanagement hin. Die Rekordzahlen bis zu den Unwettern und die professionelle und schnelle Reaktion auf die gravierenden Hochwasserschäden zeigten, dass die BVZ-Gruppe bestens aufgestellt sei, so der Halbjahresbericht. In Bezug auf die finanziellen Folgen der Unwetterschäden, hier insbesondere für die Bahnersatzleistungen, schreibt die Bahngesellschaft, dass diese im Geschäftsjahr 2024 nur das Ergebnis im subventionierten, nicht gewinnorientierten Geschäftsfeld Mobilität belasten würden. «Das hat aus heutiger Sicht keine Auswirkungen auf die dividendenrelevanten, privaten Geschäftsfelder, die sich weiterhin positiv entwickeln», so die Bahn. Per Anfang Oktober kommt es an der Spitze der BVZ-Gruppe zu einem Wechsel: Egon Gsponer, bisher stellvertretender CEO, übernimmt den Vorsitz der Geschäftsleitung von Fernando Lehner, der Ende Jahr in Pension geht.
Fazit
Auch im 1. Semester 2024 legte die BVZ-Gruppe wie die meisten Tourismus- und Bahnunternehmen in der Schweiz zu. Und es scheint so, dass der Boom im Schweizer Tourismus auch in der 2. Jahreshälfte anhält. Zwei Punkte sollten die Investoren allerdings aufhorchen lassen: Einerseits geht der Umsatzanstieg mit einem teils massiven Anstieg des betrieblichen Aufwands einher, was auch der Inflation geschuldet sein dürfte. Andererseits – und das wird bei der BVZ-Gruppe sehr deutlich – sind die in den Bergregionen tätigen Tourismusunternehmen sehr exponiert bei Extremwetterereignissen. Wie im Fall von Zermatt im Juni oder kürzlich in Saas-Fee sind die Orte dann teilweise von der Aussenwelt abgeschnitten bzw. nur mit dem Helikopter erreichbar. Diese Ereignisse dürften sich auch in Zukunft häufen, sodass auch die Kosten für präventive Massnahmen und die Beseitigung der Schäden zunehmen werden.
Nach einer positiven Performance seit Jahresbeginn hat der Kurs der BVZ-Aktie in den letzten Wochen etwas korrigiert. Chart: six-group.com
Die Aktien der BVZ-Gruppe sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden Kurse von 935 CHF gezahlt, was bei einem geschätzten Gewinn je Aktie von 80 bis 100 CHF je Aktie für 2024 (2023: 133 CHF je Aktie) einem moderaten KGV von 10 bis 12 entspricht. Der Buchwert liegt per Ende Juni bei rund 1’100 CHF. Damit sind die Aktien im Branchenvergleich eher günstig bewertet. Der Abschlag auf den Buchwert könnte allerdings auch der komplexen Struktur des Unternehmens mit seinen privaten und öffentlichen Geschäftsfeldern geschuldet sein. Denn allein der Marktwert der Renditeliegenschaften lag per Ende 2023 bei 119 Mio. CHF, dies bei einer Börsenkapitalisierung von 216 Mio. CHF. Anpassungen in der Struktur der Gesellschaft könnten dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell für Investoren einfacher zu verstehen ist und sich der Wert der Assets auch im Aktienkurs besser widerspiegelt.
Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Egon Gsponer, der neue CEO der BVZ-Gruppe, und Alice Kalbermatter, CFO, werden am Investoren-Meeting teilnehmen.
Das Führungsteam im Kursaal Bern freut sich über die Green Key-Zertifizierung. (V. l.) Karin Kunz, Direktorin Swissôtel Kursaal Bern, Lorenz Perren, CFO Kursaal Bern AG, Isabel Niklaus, COO Kongresszentrum, Kevin Kunz, CEO Kursaal Bern AG, und Jürg Aemmer, Leiter HR. Bild: zvg
Das Führungsteam im Kursaal Bern freut sich über die Green-Key-Zertifizierung. v.l.: Karin Kunz, Direktorin Swissôtel Kursaal Bern, Lorenz Perren, CFO Kursaal Bern AG, Isabel Niklaus, COO Kongresszentrum, Kevin Kunz, CEO Kursaal Bern AG, und Jürg Aemmer, Leiter HR. Bild: zvg
Die Kursaal Bern AG wurde mit dem Öko-Zertifikat von Green Key ausgezeichnet, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung vom 10. September 2024 bekannt gab. Damit gehört die Kursaal Bern AG zu den führenden «Swisstainable Level III – leading»-Unternehmen und ist von HotellerieSuisse als Green-Living-Betrieb zertifiziert.
Kevin Kunz, CEO der Kursaal Bern AG, bezeichnete die Auszeichnung als «Meilenstein», betonte jedoch, dass Nachhaltigkeit eine «lange Reise mit vielen Etappen» sei. Das Unternehmen engagiert sich seit Jahren für Nachhaltigkeit, etwa durch die Reduktion von CO2-Emissionen, den Einsatz von 100% Ökostrom sowie Massnahmen zur Vermeidung von Food Waste. Im Jahr 2023 wurden 3,5 Tonnen Lebensmittel gerettet. Gäste können durch das myclimate-Programm «Cause We Care» ebenfalls einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Green Key zertifiziert Unternehmen, die strenge Kriterien in den Bereichen Umweltmanagement und Nachhaltigkeit erfüllen.
Die Aktien der Kursaal Bern AG sind an der BX Swiss kotiert. Zuletzt wurden 345 CHF für eine Aktie bezahlt.
Generalversammlungen können heute physisch, hybrid oder rein virtuell durchgeführt werden. Bild: stock.adobe.com
Generalversammlungen können heute physisch, hybrid oder rein virtuell durchgeführt werden. Bild: stock.adobe.com
In der Schweiz gibt es rund 125’000 Aktiengesellschaften. Sie alle müssen jedes Jahr innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung des Geschäftsjahres eine ordentliche Generalversammlung durchführen, die aus den Aktionären besteht und für die wichtigsten und grundlegendsten Entscheidungen der Gesellschaft zuständig ist.
Über die LegalTech Plattform Konsento wurden seit ihrer Lancierung im Herbst 2021 über 120 Generalversammlungen durchgeführt, und bei rund einem Drittel dieser Generalversammlungen wurden Beschlüsse gefällt, die von einem Notar fernbeurkundet wurden. Auf Basis dieser Erfahrungen hat Konsento für schweizeraktien.net Beobachtungen zusammengestellt, die in verschiedenen Bereichen wertvolle Einblicke und Tipps für die Planung und Durchführung von Generalversammlungen bieten.
Die Generalversammlung als Marketingplattform
Eine gut durchgeführte Generalversammlung ist nicht nur eine Pflichtveranstaltung, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit für Unternehmen, sich zu präsentieren und das Interesse der Aktionäre aufrechtzuerhalten oder gar zu steigern. Geschickte Verwaltungsräte nutzen die Generalversammlung als Bühne für Image-Marketing und Branding. Dies steigert das Interesse am Produkt und entwickelt den Aktionär zum Markenbotschafter. Andererseits kann dadurch auch das Interesse an weiteren Zukäufen bzw. Zeichnungen von Aktien geweckt werden. Bei börsenkotierten Aktiengesellschaften kann dies einen Einfluss auf die Kurspflege haben, bei Start-ups und Scale-ups auf den Erfolg zukünftiger Finanzierungsrunden.
Hohe Beteiligung als Erfolgsfaktor
Verwaltungsräte mit ansprechender Unternehmenspräsentation bemühen sich auch um eine möglichst hohe Teilnahmequote der Aktionäre, lassen sich regelmässig über eingegangene Anmeldungen und Stimmrechtsinstruktionen informieren und erinnern Aktionäre, die noch nicht auf die Einladung reagiert haben, an ihre noch mögliche Stimmabgabe. Dies erhöht die Stimmbeteiligung und ist aus Sicht der Corporate Governance erwünscht. Bei den Informationen über eingegangene Instruktionen zu Handen des unabhängigen Stimmrechtsvertreters ist selbstverständlich den Schranken des Aktienrechts Rechnung zu tragen und sind die Weisungen der Aktionäre bis zur GV vertraulich zu behandeln.
Angst ist ein schlechter Ratgeber
Verwaltungsräte, die darauf hoffen, dass möglichst wenige Aktionäre an der Generalversammlung teilnehmen, bieten in der Regel nicht gleich attraktive Unternehmenspräsentationen wie jene, die die Veranstaltung als Marketing- und Branding-Plattform nutzen. Dies führt dazu, dass sie das Interesse der teilnehmenden Aktionäre an zukünftigen Generalversammlungen oder Kapitalerhöhungen verspielen. Bei elektronischen Generalversammlungen lässt sich schwindendes Interesse bereits während der Versammlung an der Zahl der auf der Software angemeldeten («eingeloggten») Benutzer erkennen.
Datenanalyse als Schlüsseltrend bei Generalversammlungen
Wachsendes Interesse an Datenanalyse
Datenanalyse und -verarbeitung machen auch vor Generalversammlungen nicht halt. So möchte etwa der Verwaltungsrat bereits vor der Generalversammlung wissen, wie viele Aktionäre bzw. die von ihnen vertretenen Stimmen sich angemeldet oder den Stimmrechtsvertreter instruiert haben. Der Notar möchte für die Beurkundung nicht nur die Beschlüsse und Wahlergebnisse mit genauen Stimmenverhältnissen angezeigt erhalten, sondern auch die Zusammensetzung anhand des Abstimmungsverhaltens der einzelnen Aktionäre je Traktandum plausibilisieren. Der Verwaltungsrat des börsenkotierten Unternehmens möchte der Börse unmittelbar nach Abschluss der Generalversammlung die Beschlüsse mit den genauen Stimmenverhältnissen übermitteln. Zudem soll das Protokoll möglichst rasch nach der Generalversammlung den Aktionären zugänglich gemacht werden.
All diese Anforderungen können auch manuell erfüllt werden. Werden Generalversammlungen mit elektronischen Mitteln organisiert, kann der Informationsbedarf aber schneller, umfassender, detaillierter und präziser befriedigt werden. Protokolle, Abstimmungsergebnisse, Urkunden und Handelsregisteranmeldungen können schneller und effizienter erstellt werden. Technische Mittel machen den gesamten Ablauf der Generalversammlung somit effizienter und transparenter.
Autonomie und Unterstützung bei Generalversammlungen
Autonomie durch ausgeklügelte Software
Ein bemerkenswerter Trend bei Generalversammlungen ist ein wachsendes Bedürfnis von Verwaltungsräten, Generalversammlungen und VR-Sitzungen, selbständig zu organisieren und durchzuführen. Dies liegt für erfahrene Verwaltungsräte bei Standard-GVs mit wiederkehrenden Verhandlungsgegenständen auf der Hand, gilt aber in zunehmendem Masse auch für komplexe Anträge wie bspw. die Einführung eines Kapitalbands oder die Aufnahme von Statutenbestimmungen zur elektronischen Einberufung und Durchführung von Generalversammlungen. Ferner schätzen es auch weniger erfahrene Verwaltungsräte, eine Generalversammlung ohne die Unterstützung von Fachexperten organisieren zu können. Diese Entwicklung bewegt sich im Einklang mit dem allgemeinen gesellschaftlichen Bedürfnis nach mehr Autonomie des Individuums, das durch die fortschreitende Digitalisierung immer stärker unterstützt wird.
Diese Entwicklung soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor Gesellschaften gibt, die alleine schon aufgrund ihrer Auslastung und Fokussierung auf das Kerngeschäft zahlreiche Aufgaben in Zusammenhang mit der Generalversammlung delegieren oder auslagern.
Verteilung und Eignung der verschiedenen GV-Typen
Die Verteilung der 2024 bisher über Konsento durchgeführten Generalversammlungen zeigt klare Trends und Präferenzen:
Virtuelle Generalversammlungen
Virtuelle Generalversammlungen machen 50% aller über Konsento durchgeführten Generalversammlungen aus. Diese Zahl mag auf den ersten Blick überraschend hoch und für die Gesamtheit aller in der Schweiz durchgeführten Generalversammlungen nicht repräsentativ sein, hängt aber damit zusammen, dass sich das LegalTech Unternehmen auf die Digitalisierung und Standardisierung von Corporate Actions spezialisiert hat. Denn virtuelle Generalversammlungen sind besonders geeignet für ausserordentliche Generalversammlungen, wie etwa zur Erhöhung des Aktienkapitals oder für andere Statutenänderungen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn der Notar online teilnehmen kann, wodurch Kosten eingespart werden. Bei diesen Generalversammlungen liegt der Fokus auf der Erfüllung der rechtlichen Vorgaben zur Umsetzung von Unternehmensveränderungen und -entwicklungen, und weniger auf der Unternehmenspräsentation oder der Bindung der Aktionäre.
Ausserdem scheinen mehr und mehr Unternehmen den formalen Pflichtteil der Generalversammlung vom geselligen Aktionärsanlass zu trennen; ein steriler Kongress- oder Konferenzsaal bietet keinen geeigneten Rahmen für einen erlebnisreichen, einprägsamen Event; eine virtuell durchgeführte Generalversammlung ermöglicht es der Gesellschaft aber, den formalen Teil mit verhältnismässig geringem Aufwand und dem Zweck entsprechend abzuspulen und dafür Raum für ein rauschendes Aktionärsfest oder einen abenteuerlichen Aktionärsausflug zu schaffen.
Virtuelle Generalversammlungen sind auch ideal für ein geografisch breit diversifiziertes Aktionariat oder Team, besonders im Verwaltungsrat. Sie ermöglichen es zudem «Working Nomads», an der Generalversammlung teilzunehmen und tragen dazu bei, Reisetätigkeiten zu vermeiden, was zur Umsetzung der ESG-Strategie der Aktiengesellschaft beiträgt. Darüber hinaus helfen sie, Kosten für Raum und Logistik zu sparen.
Hybride Generalversammlungen
Hybride Generalversammlungen machen 36% der Generalversammlungen über Konsento aus. Sie bieten grundsätzlich dieselben Vorteile wie virtuelle Generalversammlungen, schaffen jedoch zusätzlich die Möglichkeit für Aktionäre aus der Region, persönlich teilzunehmen und sich nach der Generalversammlung mit dem Verwaltungsrat auszutauschen. Gleichzeitig beinhalten sie alle Vorteile der physischen Generalversammlung und ermöglichen es geografisch weiter entfernten Aktionären, in Echtzeit aktiv mitzuwirken. Dadurch können auch Aktionäre, die nicht aus der Region stammen, ohne grossen Aufwand teilnehmen.
Darüber hinaus sind hybride Generalversammlungen eine gute Option für Aktiengesellschaften, die ihren Aktionären eine Online-Teilnahme ermöglichen möchten, aber noch nicht über die statutarischen Grundlagen für virtuelle Versammlungen verfügen.
Physische Generalversammlungen
Physische Generalversammlungen machen nur 13% der Generalversammlungen über Konsento aus. Sie eignen sich besonders, wenn der Verwaltungsrat mit einzelnen Aktionären nach der Generalversammlung in persönlichen Kontakt treten möchte oder die Möglichkeit von virtuellen Generalversammlungen noch nicht in die Statuten aufgenommen wurde und der Verwaltungsrat die Herausforderungen der Koordination von Echtzeitkommunikation über analoge und digitale Kanäle scheut.
Demografie der Aktionäre weniger relevant für Wahl der GV-Form
Die Altersstruktur der Aktionäre hat für die Wahl des GV-Typs eher untergeordnete Bedeutung, d.h. es konnte kein eindeutiger Trend festgestellt werden, dass aufgrund des Durchschnittsalters ein GV-Typ besonders geeignet oder ungeeignet wäre.
Ausblick
Die Trends bei Generalversammlungen werden weiterhin von der Digitalisierung und den sich verändernden Bedürfnissen der Aktionäre geprägt sein. Virtuelle und hybride Generalversammlungen dürften weiterhin an Bedeutung gewinnen, insbesondere in einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaft. Virtuelle Generalversammlungen ermöglichen attraktivere Aktionärsanlässe an einem anderen Datum. Unternehmen werden verstärkt auf technologische Lösungen setzen, um Effizienz und Mitwirkung zu steigern, während gleichzeitig der persönliche Kontakt und das Networking in hybriden Formaten ermöglicht werden.
Die Rolle von Datenanalyse und elektronischen Systemen wird weiter zunehmen, um die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Generalversammlungen zu optimieren. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach autonomen Lösungen und der Unterstützung durch Experten je nach Unternehmensgrösse und -struktur variieren. Insgesamt wird die Flexibilität in der Wahl der Generalversammlungsformate eine entscheidende Rolle spielen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Unternehmen und ihrer Aktionäre gerecht zu werden.
Konsento ist eine Webapplikation zur umfassenden und modernen Gesellschaftsverwaltung. Dazu gehört insbesondere die Durchführung von physischen, hybriden und virtuellen Generalversammlungen, auf die neben der Gesellschaft selbst deren Verwaltungsrat, Aktionäre, Partizipanten, Stimmrechtsvertreter, Notare und Revisoren Zugang haben. Generalversammlungen können dank geführten Prozessen und Traktandenvorlagen mit wenigen Klicks rechtskonform aufgesetzt und alle internen und externen Teilnehmer dazu eingeladen werden. Direkt und indirekt via Stimmrechtsvertreter abgegebene Stimmen werden automatisch konsolidiert und in Sekundenschnelle ausgezählt. Die innovative Software unterstützt den Verwaltungsrat ausserdem mit automatischen Erinnerungsmails und Protokollentwürfen sowie umfassender, rechtskonformer Datenanalyse.
Espace Real Estate nimmt das 2. Halbjahr 2024 mit sehr gutem Ausblick in Angriff. Bildquelle:Espace Real Estate/Facebook
Der Immobilien-Sektor hat schon bessere Zeiten gesehen. Doch von den Belastungen in der Branche ist bei Espace Real Estate nichts zu spüren. Im ersten Halbjahr 2024 stieg der Periodengewinn um 15,8% auf 11.4 Mio. CHF. Dazu trugen sowohl Neuvermietungen fertiggestellter Liegenschaften als auch Neubewertungserfolge und der Verkauf einer Liegenschaft bei. Der Ausblick bleibt aufgrund der fortgesetzten Investionstätigkeit an «zentralen und attraktiven Lagen» exzellent.
Ein gutes Zeichen ist die nochmalige Senkung der Leerstandsquote von 3,6% im ersten Semester 2023 auf nun 2,9%. Das zeigt nicht nur, dass die Nachfrage nach Wohnraum in der von Espace Real Estate tätigen Region zunimmt, sondern vor allem, dass die angebotenen Objekte den Ansprüchen der Mieter entsprechen. Die Mieterlöse nahmen im Berichtszeitraum um 0.5 Mio. CHF auf 19.4 Mio. CHF zu. Dazu kamen ein Neubewertungserfolg in Höhe von 0.8 Mio. CHF sowie ein Erlös von 1 Mio. CHF aus dem Verkauf einer Liegenschaft. Der Betriebsertrag belief sich auf 19.5 Mio. CHF, eine Steigerung um 2,6%.
Kostenentwicklung im Griff
Die Entwicklung der Kosten blieb kontrolliert. Die einzige nennenswerte Steigerung gab es bei den Personalkosten, was auf eine Neuanstellung zurückzuführen ist. Nun hat Espace Real Estate 19 Mitabeitende, entsprechend 15.9 Vollzeitäquivalente. Der Personalaufwand beläuft sich auf 0.86 Mio. CHF. Das EBIT erhöhte sich im Berichtszeitraum um 1.8 Mio. CHF auf 16.6 Mio. CHF. Der Finanzaufwand bleibt nahezu unverändert bei 2.9 Mio. CHF, die Steuerlast erhöhte sich jedoch um 0.3 Mio. CHF auf 2.3 Mio. CHF.
Die selbstgewählte Messlatte des Erfolgs ist für Espace Real Estate der operative Periodengewinn, der Verkaufserlöse und Neubewertungserfolge nicht berücksichtigt. Dieser Key Performance Indicator erhöhte sich im ersten Halbjahr um 3,1% auf 9.9 Mio. CHF. Zum Ende des ersten Semesters legte der Immobilienbestand in der Bilanz um 0,7% auf 825.9 Mio. CHF zu. Davon entfielen 760.6 Mio. CHF auf Renditeliegenschaften, 20.2 Mio. CHF auf Renditeliegenschaften im Bau, eine Erhöhung um 20% gegenüber dem 30. Juni 2023, sowie 45.2 Mio. CHF auf nicht rentabilisierte Liegenschaften.
Neuvermietungen und neue Projekte
Diverse neue Projekte sowie sanierte Objekte kommen sukzessive an den Markt. Das Objekt in Biel mit 76 Wohneinheiten sowie einer Pflegestation mit 13 Zimmern wird bis Sommer 2025 fertiggestellt. Das Neubauprojekt in Grenchen mit 41 Wohnungen dürfte planmässig bis Ende 2025 abgeschlossen werden. Beim Sanierungsprojekt in Zuchwil soll die zweite Etappe mit 32 Wohnungen bis April 2025 bezugsfertig sein. Für ein weiteres Neubauprojekt in Beringen wird im laufenden Monat das Baugesuch für 36 Wohnungen eingereicht. Die Wohnungen sollen bis 2026 an den Markt kommen. Ein Gewerbeobjekt wurde im Berichtszeitraum veräussert, wodurch die Fokussierung auf Wohnraum vorangetrieben wurde; gleichzeitig trug die Transaktion zur Verminderung der Leerstandsquote bei. Zum 30. Juni ist die Anzahl der Liegenschaften dadurch um eine auf 60 vermindert worden. Die Anzahl der Mieter sank um 3% auf 1653.
Mehr Effizienz durch Technologie
Die Anpassung an die sich ändernden Vorlieben der Mieter erfolgt auch durch den verstärkten Einsatz von Technologie. Die unternehmenseigene Vermietungsplattform «fastspace.ch» vereinfacht den Vermietprozess und steigert somit die Effizienz der Administration. Das Management setzt auf Prop-Tech Lösungen, um so durch eine zeitgemässe Immobilienverwaltung den Vorreiterstatus in der Immobilienwirtschaft auszubauen.
Zielsetzungen
Durch die traditionell breite Diversifikation der Laufzeiten bei den Hypothekarkrediten stieg der durchschnittliche kapitalgewichtete Zinssatz nur geringfügig von 1,23% auf 1,26%. Die Eigenkapitalquote liegt bei komfortablen 45,8%. Dem Ziel der Verjüngung des Portfolios kommt Espace Real Estate durch die intensive Investitions- und Sanierungsstrategie stetig näher. Das trifft auch auf den Anspruch zu, die Qualität der Liegenschaften kontinuierlich zu steigern. Das Unternehmen kommt auch gut bei der Dekarbonisierung des Portfolios voran, insbesondere durch die Installation von Solaranlagen. Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung des Wohnanteils. Nach Marktwerten betrachtet entfallen inzwischen 54,8% der Aktiva auf Wohnliegenschaften und 37,3% auf Gewerbeimmobilien.
Fazit
Das Unternehmen setzt die seit Jahren verfolgte Strategie konsequent um und hat sich auch nicht durch die extremen Bedingungen während der Pandemie-Ära, die Verwerfungen an den Zinsmärkten und die geopolitischen Unsicherheiten beirren lassen. Vielmehr zeigt sich, dass die Zeichen der Zeit gut gedeutet werden, um die geänderten Bedürfnisse der Mieter zu bedienen. Was die Strategie auszeichnet, ist die Konzentration auf eine klar definierte Region sowie auf fossilfreie Bauten an attraktiven Lagen. Die Nachfrage ändert sich. Gefragt sind gut angebundene Lokalitäten wie die Gesundheitshäuser in Bahnhofsnähe sowie gut durchmischte Liegenschaften, die auch Co-Working Spaces beinhalten. Nicht zuletzt hat Espace Real Estate früh die Notwendigkeit erkannt, das Portfolio sowohl zu verjüngen als auch den Wohnanteil schrittweise zu erhöhen. Kommerziell genutzte Liegenschaften erfahren in Zeiten von Home-Office und Digital Nomads weniger Nachfrage. Dieses aktive Management des Portfolios erspart hohe Leerstandsquoten und erlaubt dessen kontinuierlichen Ausbau. Nicht zuletzt kann auch das Finanzmanagement überzeugen. Trotz der herausfordenden Marktbedingungen steigen die Gewinne Jahr für Jahr. Davon profitieren die Aktionäre durch steigende Dividenden. Zuletzt wurden 6 CHF je Aktie gezahlt. Der operative Periodengewinn im ersten Semester 2024 beträgt 9.13 CHF je Aktie, womit eine weitere Anhebung der Ausschüttung für 2024 nicht unwahrscheinlich ist.
Die Aktie wird ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letzbezahlte kurs beträgt 171 CHF. Der Aktienumsatz im laufenden Jahr beläuft sich auf bisher 2.4 Mio. CHF gegenüber 6.6 Mio. CHF im Gesamtjahr 2023.
Kursverlauf der Aktie von Espace Real Estate AG in den letzten 5 Jahren. Chart: otc-x.ch
Transparenzhinweis: Die schweizeraktien.net AG erbringt Dienstleistungen für den Emittenten.