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Immobilienanlagen im Fokus: Stark rückläufige Zinsen − Grund zur Freude oder zur Sorge?

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Investoren sehen in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Bild: stock.adobe.com
Investoren sehen in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Bild: stock.adobe.com

Die Finanzmärkte erlebten keinen ruhigen Sommer. Anfang August durchliefen die Aktienmärkte einen der grössten Panikmomente der letzten Jahrzehnte. Gleichzeitig manifestierten sich sowohl in der Schweiz als auch international grössere Konjunktursorgen. In der Schweiz sind die Einkaufsmanagerindizes, die als Frühindikatoren gelten, sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor in den rezessiven Bereich gefallen.

Ist dies eine Überreaktion auf die allgemeine politische Unsicherheit in Europa infolge der Wahlen in Frankreich, oder deutet es tatsächlich auf eine stärkere wirtschaftliche Abschwächung hin? Die Zinsmärkte haben die Warnsignale jedenfalls ernst genommen. In der Schweiz kam es zu einem deutlichen Rückgang der Swapsätze, und stärkere Zinssenkungen werden nun erwartet.

Konjunktursituation im Auge behalten

Gerade angesichts der Phase, aus der wir kommen, in der höhere Zinsen Besorgnis erregten, sollte dies zur Entspannung beitragen. Die niedrigeren Zinsen haben sicherlich auch dabei geholfen, dass die zahlreichen Kapitalerhöhungen dieses Jahr erfolgreich bewältigt wurden. Die Agios verschiedener Wohnfonds haben dadurch leider wieder schwindelerregende Höhen erreicht. Auch wenn aktuell die tieferen Zinsen solche Niveaus stützen, muss die Konjunktursituation weiter mit Argwohn beobachtet werden. Die Fehler und die Nachlässigkeiten aus 2021 sollten einigen eine Lehre dafür sein, dass bei solchen Agio-Niveaus Vorsicht angebracht ist.

«Leverage-Effekt»

Typischerweise sehen Investoren in einem schwächeren Konjunkturumfeld Risiken bei kommerziellen Immobilien. Es ist richtig, dass, falls sich die Wirtschaft abschwächt, in den zyklischen Sektoren Leerstände zunehmen können. Kommerzielle Immobilien dürften aber auch von einem stärkeren «Leverage-Effekt» profitieren. Dies ist das Resultat einer höheren Differenz zwischen dem Niveau der Nettorenditen und den nun niedrigeren Finanzierungskosten. Bei geschickter Refinanzierungsstrategien können daher Investmentmanager aus der aktuellen Situation Kapital schlagen und durch Refinanzierungen Werte generieren.

Text: Zoltan Szelyes, CEO Macro Real Estate AG

Der aktuelle Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint als Nachdruck und in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

Kryptowährungen im Alltag: Wie die «Hausbank» den Zugang ermöglicht

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Anleger sehen in Kryptowährungen immer öfter eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem bisherigen Portfolio. Bild: PD

Bitcoin, Ether und Co. haben es von der Nische in den Mainstream geschafft. Trotzdem zögern viele Privatanleger, direkt in Kryptowährungen zu investieren. Das Risiko und die technische Komplexität schrecken ab. Doch jetzt öffnen immer mehr Retailbanken ihren Kunden den Zugang zu digitalen Währungen – einfach und sicher über das Bankkonto.

Kryptowährungen haben die Finanzwelt revolutioniert. Bitcoin und Ether sind mittlerweile feste Grössen auf den internationalen Märkten. Für Privatanleger bleibt der direkte Zugang oft eine Hürde. Die komplexe Technik, die Unsicherheit über sichere Verwahrung und die Angst vor Betrug bremsen aus. Hier springen Regional- und Kantonalbanken ein: Sie bieten ihren Kunden eine einfache und sichere Möglichkeit, in Kryptos zu investieren – direkt über das bestehende Bankkonto.

Direkter Zugang über die Bank: Kooperationen und eigene Plattformen

Immer mehr Retailbanken bieten ihren Kunden den direkten Handel mit Kryptowährungen über die gewohnte Benutzeroberfläche ihres Online-Bankings an. Dazu wird mit Anbietern kooperiert, die Zugang zur Blockchain-Technologie haben und das Geschäft FINMA-konform am Kryptomarkt abwickeln können.

Manche Banken gehen allerdings noch einen Schritt weiter und entwickeln eigene Handelsplattformen. Hier agieren sie selbst als Vermittler zwischen Käufer und Markt. Dies bietet den Vorteil, die Kunden direkt bedienen zu können – und alle Prozesse nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert zu haben.

Indirekter Zugang: Krypto-ETFs und Zertifikate

Nicht jeder möchte direkt in Kryptowährungen investieren. Für diese Klientel bieten Banken alternative Produkte an, die das Risiko streuen und gleichzeitig den Zugang zu den Chancen der Kryptowelt ermöglichen. Krypto-ETFs (Exchange Traded Funds) und Zertifikate sind hier besonders beliebt. Sie bilden die Kursentwicklung von Bitcoin, Ether oder anderen Kryptowährungen ab, ohne dass der Anleger selbst die digitalen Coins besitzen muss.

Solche Produkte sind besonders für konservative Anleger interessant, die von der Kursentwicklung profitieren möchten, ohne sich mit den technischen Details und Risiken der Verwahrung auseinanderzusetzen. Die Investition erfolgt über das bestehende Depot, wie bei traditionellen Anlageformen. Ein weiterer Vorteil: Die Steuerabwicklung ist einfacher, da die Bank schon alle nötigen Informationen bereitstellt.

Nachfrage und Akzeptanz: Wie Privatanleger das Angebot annehmen

Die Nachfrage nach Krypto-Investitionen über die «Hausbank» wächst. Studien und Umfragen zeigen, dass immer mehr Privatanleger bereit sind, in digitale Währungen zu investieren – wenn sie dafür nicht auf eine neue Plattform ausweichen müssen. Das Vertrauen in etablierte Institute spielt also eine entscheidende Rolle in der Kryptowelt. Kunden schätzen die Sicherheit und den Komfort, den ihre Bank ihnen bietet.

Besonders jüngere Anlegergruppen (Generationen Y und Z) zeigen grosses Interesse an Kryptowährungen. Sie sind schlicht technikaffiner und offener für neue Anlageformen. Doch auch ältere Generationen entdecken die Vorteile der Diversifikation über Kryptos – sofern diese in ein vertrautes Umfeld eingebettet sind. Die Akzeptanz steigt mit dem Vertrauen in das Onlineportal, wo der Kryptokauf getätigt wird. Und die bekannte Hausbank geniesst dort nun mal einen über die Jahre erarbeiteten Vertrauensvorschuss.

Und die Motivation grundsätzlich? Anleger sehen in Kryptowährungen immer öfter eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem bisherigen Portfolio – sei es zur Diversifikation oder als Schutz vor Inflation. Manche Anleger haben auch das Vertrauen in die FIAT-Währungen verloren. Der stetige Zerfall des US-Dollars lässt grüssen.

Technische und regulatorische Herausforderungen für Retailbanken

Kryptowährungen bringen nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen für die Geschäftsbanken mit sich. Technisch müssen Banken ihre Infrastruktur erweitern, um Kryptowährungen sicher und effizient zu handeln – und zu verwahren. Und die Integration von Krypto-Handelsplattformen in bestehende Bankensysteme erfordert erhebliche Investitionen in IT sowie Sicherheit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die regulatorischen Anforderungen. Banken müssen sich an die nationalen und internationalen Vorschriften halten, die für den Handel mit Kryptowährungen gelten. Dazu gehören vor allem Massnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und die Einhaltung von Know Your Customer (KYC) Richtlinien. Die Regulatorien sind besonders in der Krypto-Welt streng, da die Gefahr von Geldwäsche und illegalen Aktivitäten hoch ist. In der Schweiz ist die FINMA für diese Fragen zuständig.

Sicherheitsaspekte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Kryptowährungen sind ein attraktives Ziel für Hacker und Cyberkriminelle. Von den Banken werden höchste Sicherheitsstandards erwartet, um die digitalen Vermögenswerte ihrer Kunden zu schützen. Dazu gehören nicht nur technische Massnahmen – wie Verschlüsselung und sichere Verwahrung – sondern auch die kontinuierliche Schulung der Mitarbeitenden und die Sensibilisierung der Kundschaft.

Nachgefragt bei Entris Banking AG: «Die regulatorischen Herausforderungen waren am grössten»

Wir haben bei Hilde Muggerud, Leiterin Anlegen bei Entris Banking nachgefragt, wie sie das Implementieren einer Kryptolösung und die damit verbundenen Arbeiten erlebt hat. «Wir haben uns bei der technischen Lösung für «buy» statt «make» entschieden und haben  auf den Dienstleister InCore Bank vertraut», so Muggerud. «InCore verfügt über die notwendige Kompetenz und die benötigten Lösungen für den Handel und die Verwahrung auf der Blockchain- – und liefert ein komplett FINMA-konformes Package, inklusive jährliche Audits-Reports. Für jede Transaktion, welche die InCore für unseren Kundenbanken tätigt, wird mittels einer Blockchain-Analyse der jeweilige Risk Score ermittelt.»

Die Lösung von Entris Banking ist noch nicht für einen Kryptohandel 24/7 gedacht. Aktuell können Aufträge nur zu den normalen SIX-Börsenöffnungszeiten entgegengenommen werden – dies aber zu den gängigen Auftragsarten (z.B. «bestens», «limitiert»). «Der Kryptohandel findet ja grundsätzlich 24/7 statt – und es ist schon unser Ziel, diesen Service ebenfalls rund um die Uhr anzubieten. Doch das bedeutet beträchtliche zusätzliche Investitionen.» Aktuell warte man deshalb noch ab, bis die Nachfrage auf Kundenseite genug gross sei. «Die Regional- und Kantonalbanken sind zwar interessiert, die Kundschaft sowieso. Doch die Banken sind  noch sehr zurückhaltend, was diese neue Welt des digitalen Geldes angeht.»

«Die grossen Herausforderungen bei der Aufnahme von Kryptowährungen ins Serviceangebot unserer Kundenbanken liegen nicht im technischen, sondern im administrativen und regulativen Bereich», sagt Muggerud. «Wir müssen jeweils einen Fragenkatalog mit detaillierten Angaben zum Angebot selbst, zu den Prozessen, Kontrollmassnahmen und zum Ausbildungsstand der Mitarbeitenden an die Aufsichtsbehörde FINMA einreichen. Zudem benötigt die bankinterne Abstimmung mit den Risk- und Compliance-Experten viel Zeit. Es ist aber sehr wichtig, dass sich die Bank mit diesen neuen Risiken kritisch auseinandersetzt.» Sogar die Bankstatuten wollen angepasst werden, wenn eine Bank den Handel von Kryptowährungen in ihr Angebot aufnimmt.

Wer sind die möglichen Kunden von Entris Banking? «Bei uns kann prinzipiell jede Bank, die bei uns bereits Dienstleistungen im Fondshandel und im Global Custody bezieht, im gleichen Setup den Servicebezug um den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen ergänzen», so Hilde Muggerud. In der Schweiz sind das aktuell 40 Banken.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Der Zugang zu Kryptowährungen über Retailbanken bietet Privatanlegern eine attraktive Möglichkeit, von den Chancen dieser neuen Anlageklasse zu profitieren – ohne sich um die technischen Herausforderungen und Risiken zu kümmern. Die wachsende Nachfrage nach und Akzeptanz von Kryptos zeigt, dass immer mehr Anleger diese Währungen ernst nehmen. Besonders der direkte Zugang über das bestehende Bankkonto – und die Möglichkeit, Kryptowährungen im vertrauten Umfeld der Hausbank zu handeln – senken die Hemmschwelle erheblich.

Wer über seine Bank in Kryptowährungen investieren möchte, sollte sich genau über die angebotenen Produkte informieren. Es lohnt sich, die verschiedenen Möglichkeiten zu vergleichen – z.B. den direkten Kauf von Kryptowährungen mit der Investition in Krypto-ETFs und Zertifikate. Wichtig ist auch, die Angebotskosten und Sicherheitsmassnahmen der eigenen Bank zu kennen.

In den kommenden Jahren dürften Kryptowährungen weiterhin zügig an Bedeutung gewinnen. Regional- und Kantonalbanken spielen eine Schlüsselrolle dabei. Wer frühzeitig einsteigt, hat die Chance, von den Kursgewinnen, der Diversifikation und dem (potenziellen) Inflationsschutz der digitalen Währungen zu profitieren – sicher und bequem, über die eigene Hausbank.

Hinweis in eigener Sache: Hilde Muggerud, Entris Banking, und Christian Bieri, InCore Bank, werden im Rahmen des Branchentalk Banken am 5. September 2024 eine Case Study präsentieren.

Auto AG: Markteintritt von Ford Trucks in der Schweiz

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Marc Ziegler, CEO der Auto AG, informiert über den Markteintritt von Ford Trucks in die Schweiz. Bild: autoagtruck.ch

Die BF Import AG, Tochtergesellschaft der Auto AG Group, übernimmt eine zentrale Rolle in der Wachstumsstrategie von Ford Trucks und ermöglicht deren Markteintritt in der Schweiz, wie das Unternehmen in einer Presseerklärung mitteilt.

Damit betritt die Auto AG Group ein neues Geschäftsfeld im Import von schweren Nutzfahrzeugen und stärkt ihre Präsenz im Nutzfahrzeugsektor. Das neu eingeführte Modell, der F-MAX, überzeuge durch fortschrittliche Konnektivität und eine innovative Technologie, schreibt die Auto AG.

Die BF Import AG übernimmt gemäss Auto AG den gesamten Import, Vertrieb und Service der Ford Trucks in der Schweiz. An fünf strategisch wichtigen Standorten – Staad, Weiningen, Rothenburg, Uetendorf und Mezzovico – stellt die Auto AG Truck den Aftersales-Service sicher.

Einführung von emissionsfreien Transportlösungen

Ein zentraler Bestandteil der Partnerschaft ist die Einführung von Ford Trucks‘ ersten elektrisch betriebenen Lkw in der Schweiz. Mit ihrem hohen Potenzial für Elektromobilität werde die Schweiz eine Vorreiterrolle bei der Markteinführung dieser Fahrzeuge übernehmen, so das Rothenburger Unternehmen. Die Serienproduktion der Elektro-Lkw ist für 2025 geplant.

CEO Marc Ziegler erläutert: «Mit der Erweiterung unseres Portfolios um Ford Trucks bieten wir unseren Kunden nicht nur hochmoderne Fahrzeuge, sondern auch innovative und zukunftsorientierte Transportlösungen. Unsere langjährige Erfahrung und die starken Partnerschaften im Schweizer Markt ermöglichen es uns, die hohen Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen und den Markt weiterhin erfolgreich zu bedienen.»

Lienhardt & Partner: Privatbank wächst im 1. Halbjahr 2024 in allen Geschäftsbereichen

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Die Lienhardt & Partner Privatbank legte im 1. Halbjahr 2024 in allen Geschäftsbereichen zu. Bild: lienhardt.ch

Die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ist fulminant ins laufende Geschäftsjahr gestartet. Wie dem Halbjahresbericht zu entnehmen ist, zogen die Erträge in allen Geschäftsbereichen gegenüber der Vorjahresperiode deutlich an. Unter dem Strich verblieb ein Halbjahresgewinn von 5.9 Mio. CHF (+39,6%). Mit Blick auf das kommende Jahr erwartet CEO Duri Prader jedoch tiefere Zinserträge.

Kreditvolumen legt 4,4% zu

Das Zinsengeschäft war im 1. Halbjahr 2024 der grosse Treiber für den Erfolg der Privatbank, die neben dem Kreditgeschäft vor allem in der Vermögensverwaltung und im Immobiliengeschäft tätig ist. Das um 4,4% höhere Kreditvolumen sowie ein höheres Zinsniveau trugen zu einem Anstieg des Brutto-Zinserfolgs um 18,0% auf 7.7 Mio. CHF bei, dies trotz höherer Zinsaufwendungen. Noch kräftiger, mit einem Plus von 20,5%, stieg der Netto-Zinserfolg an. Lienhardt & Partner begründet die niedrigen pauschalen Wertberichtigungen mit der sehr vorsichtigen Risikopolitik. «Wir könnten deutlich mehr Ausleihungen tätigen, wenn wir wollten. Aber unsere Kreditpolitik ist sehr restriktiv», erklärt Duri Prader, der CEO der Privatbank, auf Nachfrage von schweizeraktien.net.

Ein gutes Halbjahr für den Handel

Einen Zuwachs um 11,1% verzeichnen die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Mit insgesamt 13.8 Mio. CHF steuern die Erträge aus dem Anlagegeschäft (12.2 Mio. CHF) und der Immobilienbewirtschaftung und -vermarktung (knapp 2.5 Mio. CHF) etwas mehr als die Hälfte zum Gesamtertrag der Bank bei. Zugelegt haben auch die Erträge aus dem Handelsgeschäft mit plus 65,3% auf 3.1 Mio. CHF. Das laufende Jahr sei ausserordentlich gut gewesen, das Vorjahr als Vergleichsbasis eher bescheiden, so begründet Prader den kräftigen Anstieg.

Beim Geschäftsaufwand erhöhten sich sowohl der Personalaufwand (+14,9%) als auch der Sachaufwand (+30,8%). Dies sei auf den fortlaufenden Ausbau der Aktivitäten der Bank zurückzuführen, heisst es. Da allerdings die Erträge stärker als der Geschäftsaufwand gestiegen sind, verbesserte sich die Cost-/Income-Ratio auf 65,2%. Der Geschäftserfolg erreichte mit 9.4 Mio. CHF (+40,3%) einen neuen Höchstwert.

Zinssenkungen im 2. Halbjahr

Für das 2. Halbjahr 2024 geht die Bank von mindestens einer weiteren Senkung des Leitzinses und somit auch von tieferen Zinserträgen aus. «Der Einfluss auf das 2. Halbjahr wird überschaubar sein, da wir die Anpassungen der Saron-Hypotheken immer ein Quartal versetzt vornehmen», so der CEO. Für 2025 geht die Bank allerdings von tieferen Zinserträgen als im laufenden Jahr aus.

In Bezug auf die weitere Entwicklung an den Börsen sieht die Lienhardt & Partner Privatbank für das 2. Halbjahr ein positives Szenario. Die globalen Aktienmärkte hätten sich von der Korrektur Anfang August fast vollständig erholt, so die Bank. Die Weltkonjunktur schwäche sich weiter ab, was sich positiv auf die Inflationsentwicklung auswirke und der US-Notenbank die Möglichkeit eröffne, im September die erste Leitzinssenkung vorzunehmen.

«Wir erwarten, dass Zinssenkungen, solide Unternehmensgewinne, tiefe Erwartungen und die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), die Aktienmärkte weiter nach oben treiben werden», beschreibt CEO Prader die mögliche Entwicklung. Unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen verschwinde nach den Wahlen zudem ein weiterer Unsicherheitsfaktor.

Fazit

Die Zürcher Privatbank hat ihren rasanten Wachstumskurs im 1. Halbjahr 2024 fortgesetzt. Dies ist vor allem dem höheren Zinsniveau sowie der Dynamik an den Kapitalmärkten zu verdanken. Es ist zu erwarten, dass die positive Dynamik in der 2. Jahreshälfte anhalten wird, bevor es im kommenden Jahr zu einer Abschwächung kommen könnte.

Aktienkurs Lienhardt&Partner
Nach einem mehrjährigen Aufwärtstrend bewegt sich der Aktienkurs von Lienhardt & Partner seit Monaten seitwärts. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich werden ausserbörslich gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 3’350 CHF für eine Aktie bezahlt. Damit hat sich der Kurs seit Jahresbeginn leicht abgeschwächt. Allerdings betrug die Performance in den letzten fünf Jahren fast 40%. Bescheidener fiel hingegen mit 1,4% die Dividendenrendite für das letzte Jahr aus. Es ist allerdings nicht auszuschliessen, dass diese bei einem zu erwartenden sehr guten Jahresergebnis wieder etwas erhöht wird. Nach der seit mehr als einem Jahr andauernden Seitwärtsbewegung könnte der Titel seinen Aufwärtstrend dann wieder moderat fortsetzen.

Cham Group: Wert des Immobilienportfolios steigt auf 480.3 Mio. CHF

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Kesselhaus Papieri Areal Cham
Im denkmalgschützten Kesselhaus auf dem Papieri Areal wird ab 2025 ein Restaurant der Segmüller Collection zu finden sein. Bild: www.papieri-cham.ch
Kesselhaus Papieri Areal Cham
Im denkmalgschützten Kesselhaus auf dem Papieri-Areal wird ab 2025 ein Restaurant der Segmüller Collection zu finden sein. Bild: www.papieri-cham.ch

Die Entwicklung des Papieri-Areals in Cham schreitet planmässig voran. Seit dem Abschluss der ersten Bauetappe wohnen und arbeiten rund 650 Personen auf dem Areal. Die Cham Group erzielte im 1. Semester des laufenden Geschäftsjahres Mieteinnahmen in Höhe von 3.8 Mio. CHF (+2,7%). Da im Berichtszeitraum keine Gewinne aus dem Verkauf von Stockwerkeigentum erzielt wurden, erreichte der Konzerngewinn nur 0.8 Mio. CHF. Auch Neubewertungsgewinne flossen nicht in die Erfolgsrechnung ein. Die Neubewertung erfolgt nur einmal pro Jahr am Schluss des Kalenderjahres.

Keine Verkäufe im 2024 geplant

Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum Halbjahresabschluss weiter schreibt, sind im Geschäftsjahr 2024 keine Verkäufe geplant. Im Vorjahr erzielte die Cham Group ein Nettoergebnis aus dem Verkauf von Promotionsliegenschaften in Höhe von 17.3 Mio. CHF. Im Zuge der regen Bautätigkeit auf dem Areal ist der Gesamtwert des Immobilienportfolios auf 480.3 Mio. CHF gestiegen. Gleichzeitig haben sich die Finanzverbindlichkeiten von 25.2 Mio. CHF auf 69.5 Mio. CHF deutlich erhöht. Mit einer Eigenkapitalquote von 72,3% ist das Unternehmen jedoch weiterhin solide finanziert.

Restaurant im Kesselhaus

In der Medienmitteilung ging die Cham Group auch auf die weiteren Fortschritte bei der Arealentwicklung ein. So hat man die Baubewilligung für die Umnutzung des früheren Kesselhauses erhalten. In dem denkmalgeschützten Gebäude soll nach Abschluss der Sanierungsarbeiten ein Restaurant mit Grill, Bar und Lounge vom Zürcher Gastrounternehmen Segmüller Collection betrieben werden. Zudem wird ab Sommer 2026 die Migros eine Filiale auf dem Areal eröffnen, und ab 2027 soll eine neue Buslinie das Quartier direkt mit dem Bahnhof Zug verbinden (siehe auch Interview mit CEO Thomas Aebischer).

Zusätzliche Mieterträge ab 2025

In den kommenden Monaten ist mit dem Abschluss der zweiten Bauetappe zu rechnen. Dies wird dazu führen, dass sich 2025 der Soll-Mietertrag um 2.7 Mio. CHF erhöhen und auch ein substanzieller Beitrag zum Promotionsergebnis resultieren wird. Derzeit läuft die dritte Bauetappe mit einem Investitionsvolumen von rund 80 Mio. CHF, die nach dem Abschluss einen Mietertrag von 4 Mio. CHF zum Gruppenergebnis beisteuern soll.

Aktienkurs Cham Group AG
Seit Jahresbeginn hat der Kurs der Cham-Group-Aktie leicht zugelegt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Cham Group AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 510 CHF für eine Aktie bezahlt. Dieser Wert liegt leicht über dem NAV von 498 CHF je Aktie, wobei darin die jährliche Neubewertung noch nicht berücksichtigt ist.

Familiengesellschaften an der Börse: Performen sie wirklich besser?

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Roche Hauptsitz Basel
Der Hauptsitz von Roche in Basel überragt mit seinen zwei Türmen alles - Roche ist das grösste Schweizer Familienunternehmen. Die Performance an der Börse ist allerdings weniger überragend. Bild: roche.com

Roche Hauptsitz Basel
Der Hauptsitz von Roche in Basel überragt mit seinen zwei Türmen alles – Roche ist das grösste Schweizer Familienunternehmen. Die Performance an der Börse ist allerdings im Vergleich zu anderen Schweizer Familiengesellschaften weniger überragend. Bild: roche.com

Familiengesellschaften sollen besser geführt sein und deshalb, wenn sie börsenkotiert sind, den Aktionären eine bessere Performance bescheren als andere Aktien – so lautet eine am Kapitalmarkt bekannte These, die aber auch oft nicht zutrifft. Seit 2015 untersuchen die Uni St. Gallen und EY alle zwei Jahre die Global 500 der Familienunternehmen, die börsennotiert sind, und das mit erstaunlichen, auf Fakten basierenden Erkenntnissen. Immerhin 16 Schweizer Gesellschaften sind vertreten.

Die Schweiz ist auch mit dem statistischen Blick auf den Global Top 500 Family Business Index eine rühmliche Ausnahme, denn zehn der 16 Index-Mitglieder sind börsenkotiert, sechs nicht. In den meisten Ländern sieht das Verhältnis ganz anders aus. So stellt Deutschland zwar 78 der Global Top 500, doch nur 14 davon sind an der Börse. EY sieht zurecht ein grosses Potenzial für IPOs von Familienunternehmen.

Das mag für die USA, Deutschland, Frankreich und den asiatisch-pazifischen Raum zutreffen, doch für die Schweiz eher nicht, zumindest mit Blick auf die nach Jahresumsatz gerankten Global Top 500 der Familienunternehmen. Die sechs nicht-kotierten Schweizer Mitglieder des Global Top 500 der Familiengesellschaften sind Tetra-Laval, eigentlich schwedisch, Emil Frey Group, Liebherr International, AMAG, Omya sowie Endress+Hauser.

Diese sind zu 100% in Familienbesitz, lediglich bei Endress+Hauser liegt die Quote mit 96% etwas darunter. Nach allem, was über diese sechs privat gehaltenen grossen Unternehmen mit Domizil Schweiz in Erfahrung zu bringen ist, scheinen Börsenpläne eher unwahrscheinlich.

Gemischte Performance von Familiengesellschaften an der Börse

Dennoch gibt es viele mittelständische Unternehmen in der Schweiz, die durchaus an IPO-Planungen arbeiten, sich jedoch meist bedeckt halten. Gute Beispiele für erfolgreiche Börsengänge von Familiengesellschaften an der SIX sind SKAN und Medartis, aus Anlegersicht weniger gute sind Stadler, Klingelnberg und PolyPeptide. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass gerade in den letzten Jahren zahlreiche Familiengesellschaften den Rückzug von der Börse beschlossen und umgesetzt haben. Beispiele sind u.a. Lalique, Bobst, Datacolor und Von Roll. Als Grund werden oft geringe Liquidität und hohe Kosten genannt. Bei Software One sind sich die verschiedenen Gründungsaktionäre nach dem IPO uneinig geworden.

Bisher konnte ein Taking Private unter Beteiligung von Private Equity Investoren vermieden werden. Zufriedenstellend ist die Performance der Aktie jedenfalls nicht.

Starkes Umsatzwachstum der Global 500

Laut der Statistik von Uni St. Gallen und EY wachsen die Top 500 gemessen am Umsatz um den Faktor 1.5 stärker als die Volkswirtschaften der Emerging Markets und fast doppelt so hoch als das BIP der fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Die Global Top 500 generieren über 8 Billionen USD Umsatz und beschäftigen 24.5 Mio. Mitarbeitende weltweit. Fast die Hälfte der Indexmitglieder stammt aus Europa, 30% aus Nordamerika und 16% aus der asiatisch-pazifischen Region.

Bemerkenswert ist, dass Indien und Mexiko je 15 Unternehmen beisteuern, Brasilien, Türkei und Dänemark je sieben, Ägypten drei und Japan nur neun. Auch die Zusammensetzung der vertretenen Industrien kann überraschen. Mit 37,4% entfällt mehr als ein Drittel auf den Konsum-Sektor. Fortgeschrittene Produktion und Mobilität folgt mit 28,7%. Zwei Drittel der Top 500 sind über 50 Jahre alt und beachtliche 30,8% sind sogar älter als 100 Jahre.

Kriterien des Global 500 Index

Zu diesen über 100jährigen Unternehmen im Top 500 Index zählen in der Schweiz Roche, gegründet 1896, sowie Kühne+Nagel International, gegründet 1890. Mit einem Jahresumsatz von 68.7 Mrd. USD liegt Roche international auf Rang 16, Kühne + Nagel mit 35.9 Mrd. USD auf Rang 45. Trotz der Börsenkotierung liegt der Anteil der Gründungsfamilien bei 50,1% respektive 58%. Während Roche originär ein Schweizer Unternehmen ist, verlegte die deutsche Kühne + Nagel nach wechselhafter Geschichte erst 1975 den Hauptsitz in die Schweiz. Die Börsenkotierung an der SIX erfolgte 1994. Zu den Kriterien für die Aufnahme in den Family Business Index zählt, dass die Familiengesellschafter bei börsenkotierten Unternehmen mindestens 32% der Stimmrechte kontrollieren, bei privat gehaltenen wie den oben genannten sieben nicht-kotierten Unternehmen müssen es dagegen mindestens 50% sein. Ein weiteres Kriterium ist, dass das Unternehmen mindestens in der zweiten Generation in Familienbesitz ist. Im Fall, dass das Unternehmen in der ersten Generation im Besitz der Familie ist, müssen mindestens zwei Familienmitglieder im Verwaltungsrat oder als Direktor tätig sein.

Verwaltungsratsaspekte

Mit Gründungsjahr 1807 ist Bucher Industries das älteste Schweizer Unternehmen im Index – und mit 35,2% immer noch im Besitz der Familie Hauser. Der Jahresumsatz beträgt 3.5 Mrd. USD, was Bucher auf Rang 485 platziert. Die Schindler Holding wurde 1874 gegründet und kommt mit einem Jahresumsatz von 12.3 Mrd. USD auf Rang 143 im globalen Family Business Index. Hier liegt der Anteil der Familiengesellschafter Schindler und Bonnard bei 70,4%. Teil der Erhebung ist auch die Erfassung der Anzahl der Verwaltungsratsmitglieder, ebenso der Anteil von dort vertretenen Familienmitgliedern und wie viele Verwaltungsratspositionen von Frauen bekleidet werden. Bei Schindler sind es 13 Verwaltungsräte, von denen zwei Familienmitglieder und vier Frauen sind. Bei Bucher sind es sechs Verwaltungsratsmitglieder, darunter eine Frau und zwei Familienvertreter.

Diese Attributionen sind stellvertretend für alle Index-Mitglieder. Allerdings gilt nicht, je umsatzstärker, desto grösser der Verwaltungsrat. Roche hat nur 10 Verwaltungsräte, darunter drei Frauen und zwei Familienmitglieder.

Die Schindler Namenaktie hat in den letzten 10 Jahren fast 75% zugelegt. Chart: six-group.com

Frauen im Verwaltungsrat

Die höchste Frauenquote weist übrigens mit fünf von neun Verwaltungsräten die nicht-kotierte Liebherr auf, gefolgt von Compagnie Financière Richemont, wo fünf von 16 Verwaltungsräten weiblich sind. Die eigentlich südafrikanische Gesellschaft liegt mit einem Jahresumsatz von 22.3 Mrd. USD im Global 500 Index auf Rang 79. Der Hauptaktionär Rupert hält 51% der Aktien. Kein einziges der 16 Schweizer Index-Mitglieder hat einen weiblichen CEO. Nur bei Liebherr, Swatch und Stadler ist der CEO ein Mitglied der Familie des Hauptaktionärs.

Ranking und Beteiligungsquoten

Stadler kommt mit einem Jahresumsatz von 4 Mrd. USD im globalen Ranking der Familiengesellschaften auf Position 447. Der Hauptaktionär Peter Spuhler hält 41,5% der Anteile. Bei Swatch liegt der Familienanteil der Hayeks bei 42,9%. Der Jahresumsatz lag bei 8 Mrd. USD, was Swatch auf Rang 238 bringt. Fast auf gleicher Höhe liegt Barry Callebaut mit 7.9 Mrd. USD, was Position 240 bedeutet. Der Hauptaktionär Jacobs Holding hält 45,1%. Ähnlich ist die Beteiligungsquote der Familie Keller mit 45% bei der bereits 1865 gegründeten DKSH. Mit einem Jahresumsatz von 12.2 Mrd. USD bekleidet DKSH Rang 145 der Global 500. Das IPO an der SIX erfolgte 2012.

Aktiekurs Stadler Rail
Rund ein Drittel an Wert haben die Aktien der Stadler Rail Group seit dem IPO verloren. Chart: six-group.com

Firmenich-Fusion mit börsenkotierter DSM

Ein Sonderfall ist die bis 2023 zu 100% privat gehaltene Firmenich. Der 1895 gegründete Duft- und Aromenhersteller erzielte 2022 einen Umsatz von 4.9 Mrd. USD, was Rang 372 in den Top 500 bedeutet. Obwohl Firmenich im Weltmarkt eine starke Stellung als Nr. 2 nach Givaudan innehatte, wurde 2022 die Fusion mit der börsenkotierten niederländischen DSM-Gruppe beschlossen und 2023 umgesetzt. Die Firmenich-Shareholder wurden zum Zeitpunkt der Fusion mit 34,5% an DSM- Firmenich beteiligt. Die Aktie wird an der Euronext Amsterdam gehandelt und konnte im letzten Jahr durch eine starke Performance überzeugen.

Ein Sonderfall ist die bis 2023 zu 100% privat gehaltene Firmenich. Der 1895 gegründete Duft- und Aromenhersteller erzielte 2022 einen Umsatz von 4.9 Mrd. USD, was Rang 372 in den Top 500 bedeutet. Obwohl Firmenich im Weltmarkt eine starke Stellung als Nr. 2 nach Givaudan innehatte, wurde 2022 die Fusion mit der börsenkotierten niederländischen DSM-Gruppe beschlossen und 2023 umgesetzt. Die Firmenich-Shareholder wurden zum Zeitpunkt der Fusion mit 34,5% an DSM- Firmenich beteiligt. Die Aktie wird an der Euronext Amsterdam gehandelt und konnte im letzten Jahr durch eine starke Performance überzeugen.

Ranking und Beteiligungsquoten

Stadler kommt mit einem Jahresumsatz von 4 Mrd. USD im globalen Ranking der Familiengesellschaften auf Position 447. Der Hauptaktionär Spuhler hält 41,5% der Anteile. Bei Swatch liegt der Familienanteil der Hayeks bei 42,9%. Der Jahresumsatz lag bei 8 Mrd. USD, was Swatch auf Rang 238 bringt. Fast auf gleicher Höhe liegt Barry Callebaut mit 7.9 Mrd. USD, was Position 240 bedeutet. Der Hauptaktionär Jacobs Holding hält 45,1%. Ähnlich ist die Beteiligungsquote der Familie Keller mit 45% bei der bereits 1865 gegründeten DKSH. Mit einem Jahresumsatz von 12.2 Mrd. USD bekleidet DKSH Rang 145 der Global 500. Das IPO an der SIX erfolgte 2012.

Performance der Familiengesellschaften an der Börse

Das Ranking von Uni St. Gallen und EY bezieht sich auf die Jahresumsätze der Global Top 500 Family Businesses. Das ist plausibel, da die privat gehaltenen Unternehmen ihre Gewinnzahlen nicht publik machen. Für Anleger sind Umsatzzahlen aber nur ein Parameter, und nicht einmal von herausragender Bedeutung. Die Kursverläufe der börsenkotierten Aktien erzählen die eigentliche Geschichte – und die ist nicht immer inspirierend. So liegt trotz der häufigen Erfolgsmeldungen Stadler aus Sicht der Erstzeichner beim IPO 2019 deutlich im Minus. Die ersten Kurse lagen oberhalb von 40 CHF, kurzzeitig wurde die 50 CHF Marke touchiert, doch seit 2020 ist die Aktie auf Talfahrt.

Aktueller Kurs: 27 CHF. Auch die vielen positiven Einschätzungen von Banken und Analysten konnten der Schwerkraft nichts entgegensetzen.

Perspektiven von Swatch und Schindler

Bei Swatch konnte zwar die Aktie zwischen 1997 und 2014 von unter 80 CHF auf fast 600 CHF klettern, seitdem jedoch geht die Aktie in Richtung Süden. Der aktuelle Kurs beträgt 179 CHF. Ein Ende des Abwärtstrends zeichnet sich bisher nicht ab. Bei Schindler zeigt sich ein anderes Bild. Die Aktie ist stetig gestiegen und hat sich zwischen 1997 und 2021 verzwanzigfacht. Eine heftige Korrektur führte dann bis Ende 2022 zu einer Kurshalbierung. Zwischenzeitlich hat sich ein neuer Aufwärtstrend etabliert, die zuvor erlittenen Kursverluste wurden gut zur Hälfte wieder aufgeholt.

Trendwende bei Barry Callebaut?

Ähnlich ist die Lage bei Barry Callebaut. In den 20 Jahren bis 2022 hat sich der Kurs nahezu verzwanzigfacht, dann jedoch bis April 2024 halbiert. Zwar liegen die Tiefs hinter der Aktie, doch ein neuer nachhaltiger Aufwärtstrend lässt noch auf sich warten. Grund für den Absturz waren Managementfehler, die der neue CEO nun entschlossen ausbügelt. Er will das Unternehmen erneut auf Erfolgskurs bringen will. Das kann allerdings noch dauern.

Richemont profitiert von der Luxusgüterkonjunktur

Bei Richemont dagegen ist der langfristige Aufwärtstrend ungebrochen, wenn auch die Kursentwicklung volatil verläuft. Richemont als lupenreiner Luxusgüterkonzern konnte insbesondere seit Beginn der Covid-Pandemie mit einem überzeugenden Zahlenwerk punkten. Die Dynamik in China lässt zwar durch die anhaltende Wachstumsschwäche nach, dafür belebt sich die Nachfrage in den USA und anderen westlichen Märkten. Wie sonst nur Hèrmes ist Richemont an der Spitze der Luxusgüterproduzenten angesiedelt und damit wenig vom Auf und Ab der Konjunktur betroffen.

Richemont Aktienkurs
Der Aktienkurs von Richemont hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Chart: six-group.com

Roche – gelingt die Trendwende?

Auch bei Roche hat der Trend in den letzten Monaten nach oben gedreht. Die Aktie war nach dem Abklingen der Covid-Pandemie abgerutscht, da die starken Umsätze der Diagnostik-Sparte abgeklungen sind. Rückschläge bei Studien zu neuen Medikamenten steuerten zur Korrektur ebenfalls bei. Dem stehen aber auch Erfolge gegenüber, wie es von dem weltweit führenden Pharma-Konzern auch zu erwarten ist. In Summe hat Roche über die vielen Jahrzehnte zahlreiche Innovationen und Blockbuster hervorgebracht, doch zeitweilig sind auch immer wieder Gegenwinde zu verkraften.

Kühne+Nagel in Pole Position an den Transportmärkten

Bis März 2020 war die Entwicklung der Aktie von Kühne+Nagel positiv, wenngleich eher unspektakulär. Dann jedoch hat sich die Aktie innert 18 Monaten fast verdreifacht. Hintergrund waren die Verwerfungen der Lieferketten und an den internationalen Transportmärkten, die zu extrem hohen Frachtraten und Gewinnen führten. Inzwischen hat sich die Lage einigermassen normalisiert. Der Kurs liegt rund 30% unter dem Hoch.

Bucher – solider Langfrist-Performer

Der langfristige Kursverlauf von Bucher zeigt einen stetigen Aufwärtstrend. Nach dem Knick der letzten Jahre, der von Nachfrageschwächen bei Investitionsgütern und dem höheren Zinsniveau verursacht war, zeigt die Entwicklung zwischenzeitlich wieder nach oben. Die Aktie liegt rund 30% unter dem Hoch von 2021. Bei DKSH oszilliert der Kurs seit dem Börsengang 2012 zwischen 45 CHF und 90 CHF. Die Tendenz bleibt seitwärtsgerichtet.

Fazit

Mögen auch viele Studien belegen, dass Familiengesellschaften an der Börse besser als der breite Markt performen, so zeigen doch viele Einzelbeispiele, dass auch das Gegenteil zutreffen kann. Es kommt eben doch nicht in erster Linie darauf an, dass Familiengesellschafter einen langfristigen Horizont einnehmen, sondern eher darauf, dass die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen werden. Das können nicht selten externe CEOs besser leisten, weil diese eher emotionslos und mit kühlem analytischen Sachverstand entscheiden. Zudem sind sie in der Regel stark intrinsisch motiviert, was bei Nachfahren aus der zweiten, dritten oder vierten Generation herausragender Unternehmer eher selten der Fall ist. Oft sind sich die Erben auch uneinig, was sich zwangsläufig direkt oder indirekt auf die Qualität der Unternehmensführung auswirkt, sei es, dass falsche Entscheidungen aus den falschen Gründen oder auch keine Entscheidungen getroffen werden, obwohl es notwendig wäre. Und nicht selten leiden auch insbesondere Familiengesellschaften unter dem übermächtigen patriarchalischen Führungsstil, der wenig Raum für Manager und Mitarbeiter bietet, zur positiven Entwicklung des Unternehmens beizutragen. Die Besten gehen dann. Aktien von Familiengesellschaften können langfristige Top-Performer sein, sind es aber nicht in allen Fällen. Wie bei jeder Aktie sind Investoren auf ein gesundes Urteilsvermögen angewiesen, wollen sie eine überdurchschnittliche Performance erzielen.

Neue Zürcher Zeitung: Steigender Gewinn bei rückläufigem Umsatz

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Das Marktumfeld bleibt auch für die Neue Zürcher Zeitung anspruchsvoll. Bild: ©NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung legt, was die Profitabiltät anbelangt, ein gutes erstes Halbjahr 2024 hin. So steigt das operative Ergebnis auf Stufe EBIT um 2 Mio. CHF auf 6.8 Mio. CHF, was einem Plus von 42% entspricht. Noch besser sieht es beim Unternehmensgewinn aus, der dank der Kurssteigerungen an den Kapitalmärkten und einem um 2.2 Mio. CHF höheren Finanzergebnis bei 6.9 Mio. CHF liegt (+119%).

Rückgängiger Ertrag am Werbemarkt

Gleichzeitig hat das Unternehmen aber mit einem leicht negativen Wachstum zu kämpfen. Der Umsatz geht um ein knappes Prozent von 119.3 auf 118.3 Mio. CHF zurück. Als Gründe machen Verwaltungsratspräsidentin Isabelle Welton und CEO Felix Graf im Aktionärsbrief darauf aufmerksam, dass der höhere Ertrag im Nutzermarkt den rückgängigen Ertrag im Werbemarkt nicht vollständig ausgleichen könne. Der übrige Ertrag sinkt um 4 %, was vor allem auf die operative Trennung von CH Media in den Bereichen Technologie und Verlagsservices zurückzuführen sei.

Zuwächse im Nutzer- und Lesermarkt

Der Ertrag im Nutzermarkt steigt um 4%. Der Lesermarkt legt um 3% zu. Einen wesentlichen Teil zu dieser Entwicklung trage das im Dezember 2023 vollständig übernommene digitale Finanzmagazin The Market bei, so die Verantwortlichen. Der Ertrag im übrigen Nutzermarkt steigt um 8%. Dabei seien höhere Umsätze mit Kunsteditionen und Leserreisen erzielt worden. Auch die Umsätze des im Oktober 2023 eröffneten Kinos Frame an der Europaallee in Zürich trügen das ihre dazu bei.

Digitalvermarktungsgeschäft unter Druck

Unerfreulich bleibt die Entwicklung im Werbemarkt, der im ersten Halbjahr 2024 um 5% zurückgeht. Besonders schmerzt dabei der Rückgang im digitalen Werbemarkt, lange ein Wachstumstreiber, der gegenüber dem Vorjahr um 4% abnimmt. Das klassische Digitalvermarktungsgeschäft gerate sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland durch tiefere Preise im Displayverkauf über programmatische Kanäle zunehmend unter Druck, schreibt die NZZ. Zudem zeige sich bei internationalen Kunden der Architektur- und Design-Community DAAily platforms im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld eine gewisse Zurückhaltung.

Auch die Erträge aus den Partnerschaften im Eventbereich mit NZZ Connect, der Nachhaltigkeitsinitiative Sustainable Switzerland und dem Zurich Film Festival gehen gegenüber dem Vorjahr zurück (-6%). Hier mache sich das zunehmend schwierige Marktumfeld und der verstärkte Wettbewerb bemerkbar.

Tiefere Kosten

Dass man an der Falkenstrasse unter dem Strich dennoch ein gutes Resultat vorweisen kann, hängt damit zusammen, dass die Macher die Kosten im Griff haben. Der betriebliche Gesamtaufwand reduziert sich trotz der vollständigen Übernahme von The Market im Dezember 2023 um 3% oder 2.9 Mio. CHF auf 111.6 Mio. CHF. Neben tieferen Direktkosten in der Vertriebslogistik und umsatzproportionalen Verlegeranteilen im Werbegeschäft sei die Kostenreduktion vor allem auf Effizienzsteigerungen zurückzuführen.

Übernahme der APG | SGA lässt Eigenkapital abschmelzen

In der Halbjahresbilanz fällt die Zunahme der Finanzanlagen auf. Sie ist primär auf den Erwerb der 25%-Beteiligung an der APG|SGA mit einem Kaufpreis von 165 Mio. CHF zurückzuführen. Der Wert der Beteiligung werde sich nach Abschluss der Neubewertung (Purchase Price Allocation) im zweiten Halbjahr 2024 um den im Eigenkapital zu verrechnenden Goodwill reduzieren, schreibt die NZZ.

Das Fremdkapital nimmt wegen der Übernahme der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG um 82.4 Mio. CHF zu. Das ist vor allem auf die Aufnahme eines Darlehens von 80 Mio. CHF für die Finanzierung der Beteiligung an der APG|SGA zurückzuführen. Der Eigenkapitalanteil geht somit von 76% auf 62% zurück.

Ausblick

Das Unternehmen NZZ werde seine Strategie mit Fokus auf Qualitätsjournalismus konsequent weiterverfolgen, schreiben die Verantwortlichen. Dazu gehörten weitere Investitionen in die Redaktionen, Produkte und Technologien, um das organische Wachstum zu unterstützen und insbesondere die Zahl der Abonnenten und den Umsatz pro Kunde weiter zu steigern. Mit der strategischen Beteiligung an der führenden Schweizer Out-of-Home-Mediengruppe APG|SGA werde das Geschäft in den Print- und Digitalwerbemärkten mit Erträgen aus dem wachsenden Markt für Aussenwerbung gestärkt.

Fazit

Das Team um CEO Felix Graf und den langjährigen CFO Jörg Schnyder haben die Kosten im Griff. Das ist bei einem zurückgehenden Werbemarkt essentiell, können doch nur so die Verluste aufgefangen werden. Das Marktumfeld bleibt anspruchsvoll, da der fundamentale Umbruch in der Medienbranche und der strukturelle Rückgang im Leser- und Werbemarkt Print anhalten.

Wie sich die Implementierung von The Market in Deutschland auswirkt, wird man abwarten müssen. Aber wie schon beim Ausbau der Tagesberichterstattung der NZZ im «grössten Kanton», der seit Jahren erfolgreich vonstattengeht, kann man durch die Lancierung von The Market im Lesermarkt durchaus von einem zusätzlichen Push ausgehen. Auch wenn dieser in der Erfolgsrechnung wohl nicht tiefe Spuren hinterlassen wird.

Auch was die Übernahme der APG|SGA anbelangt, werden sich Erfolg oder Misserfolg erst mittelfristig erweisen. Auf alle Fälle ist die Teil-Übernahme des in Plakatwerbung und digitale Out of Home Kampagnen spezialisierten Unternehmens keine Vertiefung bzw. Ausweitung der Qualitätspublizistik, die sich die NZZ so gerne auf die Fahnen schreibt. Man bleibt sich treu in weiterer Diversifikation, ob das den Erwerb von einem Kino, dem Betreiben eines Filmfestivals oder eben Aussenwerbung anbelangt. Ein anorganisches publizistisches Wachstum sucht man vergeblich, allerdings sind auch mögliche Übernahmeziele rar gesät.

Seit Ende 2022 ist der Kurs der NZZ-Aktie im Sinkflug begriffen und hat ein Drittel seines Wertes eingebüsst. Zuletzt wurden die Aktien ausserbörslich auf OTC-X zu 5’230 CHF je Aktie gehandelt. Darin spiegeln sich die Befürchtungen der Anlegerinnen und Anleger, dass das Geschäft mit Journalismus aufgrund der strukturellen Veränderungen immer schwieriger wird. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, wenn das Unternehmen in publizistik-fremde Geschäftsfelder investiert.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie der Neuen Zürcher Zeitung über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

Holdigaz: Höhere Beschaffungspreise drücken auf die Marge

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Die Holdigaz-Gruppe baut die Produktion von Biogas weiter aus. Bild: holdigaz.ch
Die Holdigaz-Gruppe baut die Produktion von Biogas weiter aus. Bild: holdigaz.ch

Der Westschweizer Gasversorger Holdigaz erzielte im Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. März endete, einen um 4,0% auf 327.9 Mio. CHF gestiegenen Umsatz. Die höheren Beschaffungspreise führten zu einem Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um 14,3% auf 59.7 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte der Versorger dennoch einen konsolidierten Nettogewinn von 26.9 Mio. CHF (+4,3%).

Details zur Jahresrechnung sind bisher noch nicht bekannt. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, ist der Gasabsatz der Tochter Energieapro SA gegenüber dem Vorjahr um 4,3% auf 1.291 Mrd. kWh zurückgegangen. Begründet wird dies mit den milderen Temperaturen, dem Wechsel einiger Kunden zu alternativen Energien sowie der Schliessung eines industriellen Produktionsbetriebs.

Ausbau von Biogas und Erneuerbaren Energien

Um dem Trend zum Wechsel von Erdgas zu Erneuerbaren Energien Rechnung zu tragen, baute die Holdigaz-Gruppe im Geschäftsjahr 2023/24 diesen Bereich kräftig aus. Der Anteil der Direktinvestitionen der Gruppe im Bereich Erneuerbarer Energien und Innovationen in der Westschweiz habe sich 2023/24 auf 75,8% erhöht, schreibt das Unternehmen. Insgesamt habe auch die Produktion von Biogas an fünf Standorten um 8,4% auf 30.7 Mio. kWh gesteigert werden können. Mit Photovoltaik- und Solarthermieanlagen habe der Umsatz um 23% gesteigert werden können, im Bereich Solar-Contracting sei die Produktion von Ökostrom um 15,5% auf 6.35 Mio. kWh gestiegen. Dies entspreche dem durchschnittlichen Verbrauch von 1’600 Haushalten. Parallel dazu sei in ein Fernwärmeprojekt von Bourg-en-Lavaux investiert worden, heisst es.

Stabile Dividende angekündigt

Im Bereich der Gebäudetechnik sei der Umsatz ganz leicht um 0,2% auf 67.4 Mio. CHF zurückgegangen, was die Holdigaz-Gruppe hier auf das schwierige konjunkturelle Umfeld mit Druck auf Verkaufspreise und Margen zurückführt.

Ausserdem kündigte die Holdigaz SA an, der Generalversammlung am 25. September 2024 «eine stabile Dividende zu beantragen, die den Ergebnissen Rechnung trägt». Im vergangenen Jahr wurden 6 CHF je Aktie ausbezahlt.

Der Aktienkurs von Holdigaz hat sich seit Jahresbeginn wenig verändert und liegt aktuell knapp 2% im Minus. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Holdigaz SA werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 143.50 CHF für eine Aktie bezahlt. Bei einem Gewinn je Aktie von 13.12 CHF beträgt das KGV auf dieser Basis 11. Sofern eine gleichbleibende Dividende von 6 CHF ausgeschüttet werden sollte, rentiert die Aktie mit 4,2%.

WIR Bank: Kapitalerhöhung über 62 Mio. CHF läuft noch bis zum 3. September

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WIR Bank Filiale Basel
Die WIR Bank in Basel verkaufte 2022 deutlich mehr Hypotheken. Bild: wir.ch
Die WIR Bank will den Emissionserlös auch in die Weiterentwicklung von VIAC und unyt (Screenshot) inestieren.

Vor wenigen Wochen publizierte die WIR Bank Genossenschaft einen kräftigen Gewinnanstieg im 1. Halbjahr 2024 auf 13.3 Mio. CHF und kündigte eine Kapitalerhöhung an. Nun sind weitere Details zu der Kapitalerhöhung bekannt.

So können Inhaber von Beteiligungsscheinen (BS) der WIR Bank Genossenschaft für 8 Bezugsrechte 1 neuen Beteiligungsschein zum Preis von 397.50 CHF erwerben. Für jeden bestehenden BS gab es ein Bezugsrecht. Die bisherigen BS werden seit dem 5. August ohne Bezugsrecht gehandelt. Die Bezugsfrist läuft seit dem 12. August und dauert noch bis zum 3. September. Ein Bezugsrechtshandel ist nach Informationen der WIR Bank nicht vorgesehen.

Eigenkapital stärken und Investitionen

Insgesamt werden 160’000 neue BS ausgegeben, was der Genossenschaftsbank nach Abzug von Gebühren etc. rund 62 Mio. CHF an frischen Mitteln in die Kassen spülen soll. Mit dem Kapital will die Bank nicht nur die Eigenkapitaldecke stärken. Es ist zudem geplant, weiter in neue Geschäftsfelder, vor allem im digitalen Bereich, zu investieren.

Wie dem Emissionsprospekt zu entnehmen ist, wurden in den vergangenen drei Jahren 6.2 Mio. CHF in die Entwicklung der Säule 3a-Lösung VIAC investiert. Weitere 4.8 Mio. CHF in das Projekt VIAC Invest, welches künftig ein freies Wertpapiersparen anbietet. Ausserdem flossen 3.7 Mio. CHF in das Projekt «unyt», ein innovatives Komplementärwährungssystem.

Auch in diesem Jahr seien für die Weiterentwicklung der VIAC-Plattform Investitionen in der Höhe von 6.3 Mio. CHF und für die Weiterentwicklung von «unyt» in der Höhe von 0.75 Mio. CHF beschlossen worden, heisst es im Emissionsprospekt.

Die BS der WIR Bank Genossenschaft werden ausserbörslich auf OTC-X und bei der Bank direkt gehandelt. Zuletzt wurden 474 CHF je BS gezahlt.

Tom Winter, CEO Bernexpo Groupe: «Mit der Vermarktung der Neuen Festhalle sind wir sehr zufrieden»

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Tom Winter. CEO Bernexpo, im Gespräch mit schweizeraktien.net
Bauarbeiten Neue Festhalle Bern
Die Bauarbeiten an der Neuen Festhalle in Bern schreiten zügig voran. Am 25. April 2025 soll die Halle eröffnet werden. Bild: schweizeraktien.net

Jeden Tag wächst die Neue Festhalle in Bern ein Stückchen. Schon im Herbst sollen die integralen Haustechnik-Tests, am 25. April 2025 dann die Eröffnung stattfinden. Der Eurovision Song Contest (ESC) in der Neuen Festhalle in Bern wäre da sicher ein Coup für die Bernexpo Groupe gewesen. Doch Tom Winter, CEO der Bernexpo AG, trauert dem verlorenen Pitch nicht nach. Er sieht vielmehr die Chancen, welche sich durch die nationale Medienpräsenz in den vergangenen Wochen ergeben haben. Wirtschaftlich werde die Bauphase im Jahr 2024 allerdings nochmals ihre Spuren in der Jahresrechnung hinterlassen, zumal 2024 ein schwächeres Messejahr sei, so Winter im Gespräch mit schweizeraktien.net. 2023 erzielte die Bernexpo Groupe einen Umsatz von 53.5 Mio. CHF und wies einen Gewinn 0.6 Mio. CHF aus.

Herr Winter, die SRG hat sich gegen Bern und Biel als Austragungsorte für den ESC im kommenden Jahr entschieden. Sind Sie enttäuscht?

Nein. Aber wir wollen uns auch nicht daran gewöhnen, dass wir einen Pitch verlieren. Wenn wir pitchen, dann wollen wir auch gewinnen. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn in unserem Generationenprojekt Neue Festhalle auch das Generationenprojekt ESC stattgefunden hätte. Das wäre ein optimaler Match gewesen. Doch zum Glück beruht keiner unserer Business Cases auf dem ESC. Und die Medienpräsenz, die wir durch die Bewerbung erhalten haben, ist für die Vermarktung der Neuen Festhalle unbezahlbar.

Wir gross war der Aufwand, den Sie für die ESC-Bewerbung betrieben haben?

Die sechs Wochen, um das Bewerbungsdossier zu erstellen, waren sehr intensiv. Der personelle Aufwand war allerdings begrenzt. Wir haben dabei viel gelernt, und die Synergien im Zusammenhang mit unseren Vermarktungsaktivitäten für die Neue Festhalle sind nicht zu unterschätzen. Wir können die gewonnenen Erkenntnisse nun auch für weitere Pitches einsetzen. Übrigens: Ganz gleich, ob der ESC nun nach Genf oder Basel kommen wird – es werden dort über Wochen Flächen nicht verfügbar sein, sodass sich Veranstalter nach Alternativen umschauen müssen. Da haben wir in Bern ein schönes Angebot.

Mit der Neuen Festhalle hätten Sie dennoch die Chance gehabt, Bern als Eventstadt international bekannt zu machen. Warum war es nicht möglich, einen solchen prestigeträchtigen Event nach Bern und in die Neue Festhalle zu holen?

Natürlich wäre das ein toller Coup gewesen. Allerdings ist weder die Neue Festhalle noch die Bernexpo international positioniert. Wir haben einen ganz klaren Fokus auf die Schweiz.

«Wir haben einen ganz klaren Fokus auf die Schweiz»

In weniger als einem Jahr soll die Festhalle eröffnet werden. Sind die Arbeiten auf Kurs, und wie läuft es in der Vermarktung?

Der Eröffnungstermin steht. Zeitgleich mit der Eröffnung der BEA am 25. April wird die Neue Festhalle eröffnet. Mit den Arbeiten sind wir auf Kurs. Schon im Herbst finden die integralen Haustechnik-Tests statt. Wir möchten auch, dass der Baufortschritt öffentlich sichtbar ist. Daher bieten wir regelmässige Baustellenführungen an.

Mit der Vermarktung sind wir auch sehr zufrieden. Versus Business Plan ist die Halle für 2025 zu mehr als drei Vierteln fest gebucht, für 2026 liegt der Buchungsstand bei zwei Drittel. Wichtig ist allerdings zu erwähnen, dass die Festhalle auch im Endausbau nicht mehr als 20% des Umsatzes der Bernexpo Groupe ausmachen wird. Im Vergleich zu den 8 bis 10%, die wir durch die Vermietung der alten Festhalle generiert haben, ist das dennoch eine Verdopplung.

Tom Winter, CEO Bernexpo
Tom Winter ist CEO der Bernexpo AG. Bild: schweizeraktien.net

Können Sie bereits erste Flaggschiff-Events nennen, die 2025 oder in den Folgejahren in Bern stattfinden werden?

Im Kulturbereich kommt mit dem Berner Symphonieorchester und «Casino Royale» ein integrales Film-Musical-Spektakel in die Festhalle. Ausserdem konnten wir einen bedeutenden europäischen Chirurgiekongress gewinnen. Auch der Kletterweltcup wird in Bern stattfinden, die Berner Bildungstage und die Austragung des Word Cheese Award, den wir zusammen mit dem Kursaal durchführen. Es gibt noch einige schillernde Summits, deren Namen wir noch nicht nennen dürfen. Die Pipeline sieht aber sehr gut aus. Erfreulich ist, dass wir sogar an einige europäische Kongresse herankommen und auch noch mehr Events mit nationaler Ausstrahlung durchführen werden.

Unabhängig vom ESC steht die Neue Festhalle und auch die gesamte Bernexpo im starken Wettbewerb mit anderen Eventlocations in der Schweiz. Wie wollen Sie sich hier differenzieren?

Bern liegt in der Mitte der Schweiz. Das ist geografisch ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Auch die Infrastruktur, hier die technischen und logistischen Einrichtungen, ebenso wie die Architektur und das zukünftige Hospitality-Angebot, erlauben es uns in Zukunft, in der obersten Liga zu spielen. Ausserdem haben wir massiv in die Digitalisierung der Eventplanung investiert, ein eigenes Tool entwickelt. Das könnte je länger, desto mehr ein wichtiger USP werden. Hinzu kommt unsere konsequente Ausrichtung an ESG-Themen. Bei all diesen wichtigen Fähigkeiten achten wir stark darauf, unsere geradlinige und pragmatisch zuverlässige Handschrift nicht zu verlassen, durch und durch Dienstleisterin zu bleiben.

Kommen wir zu den Financials. Trotz der Umsatzsteigerung im Jahr 2023 auf 53.5 Mio. CHF ist es der Bernexpo Groupe nicht gelungen, die Margen zu halten. Sie begründen dies mit höheren Betriebsaufwendungen, die im Zuge des Baus der Festhalle entstanden sind. Wie gestaltet sich die Situation im laufenden Jahr?

Die Bauzeit hat uns herausgefordert und fordert uns noch heraus. Wir organisieren parallel zu dem Bauprojekt eine Serie von 300 Events und 30 Messen. Dies führt dazu, dass wir bei temporär reduziertem Raumangebot weiterhin auf Fremdleistungen angewiesen sind, auch wenn wir diese optimieren und weitaus gezielter outsourcen. Wir lasten so unsere eigenen Teams besser aus, nutzen Synergien bei der Abwicklung und reduzieren so den Aufwand.

In Vor-Covid-Zeiten erzielte die Bernexpo Groupe EBITDA-Margen von um die 20%, die EBIT-Margen lagen bei 8 bis 12%. Wann werden Sie wieder ähnliche Margen erreichen?

Der Vergleich der EBITDA-Marge ist beschränkt sinnvoll, da uns die Immobilien nicht mehr mehrheitlich gehören. Unser Ziel ist es, ab 2025 wieder eine EBIT-Marge von 8 bis 10% zu erzielen. Wir werden damit an die früheren Zeiten anknüpfen, denn unsere Aktionäre hatten in den letzten Jahren sehr viel Geduld.

«Unser Ziel ist es, ab 2025 wieder eine EBIT-Marge von 8 bis 10% zu erzielen»

Die Publikumsmesse BEA wurde nach Ihren Angaben von über 330’000 Personen besucht. Allerdings war die Anzahl Aussteller mit 800 gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Was waren die Gründe, und wie hat sich die BEA wirtschaftlich entwickelt?

Wir hatten 2024 trotz reduzierter Ausstellungsfläche mehr als 800 Ausstellende, konkret 891. Dies sind auch mehr Ausstellende als 2023 mit 855.

Mit über 330’000 Besucherinnen und Besuchern haben wir, trotz der Einschränkungen durch die Baustelle, einen Besucherrekord erzielen können. Auch wirtschaftlich war die BEA wieder erfolgreich, auch wenn sie aufgrund unseres breiten Veranstaltungsportfolios schon länger nicht mehr die gleiche Bedeutung wie in den früheren Jahren hat.

Welche strukturellen Veränderungen haben Sie in den vergangenen Jahren im Messegeschäft gespürt?

Ein Trend ist sicherlich, dass die Standgrössen nicht mehr wachsen. Dennoch ist das Bedürfnis, sich zu präsentieren und zu treffen, weiterhin gross. Covid hat hier die Grenzen der Digitalisierung aufgezeigt. Viel wichtiger geworden ist auch das Thema Confex, also die Kombination von Kongressen und Messen oder Exhibitions. Mit der Neuen Festhalle bieten wir hier optimale Lösungen an.

Können Sie Angaben zum Geschäftsverlauf im 1. Halbjahr 2024 machen und einen Ausblick für das Gesamtjahr geben?

2024 wird, nach einem starken 2023, letztmals ein schwächeres Messejahr werden. Daher gehen wir auf der Topline von geringeren Umsätzen aus. Beim Gewinn streben wir ein Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres an.

Die Bernexpo Groupe hat ihren Anteil an der Messepark Bern AG auf 27% reduziert, indem 10% an die BKW verkauft wurden. Wann planen Sie eine weitere Reduktion der Anteile?

Es ist keine weitere Reduktion der Anteile geplant, da wir es als strategisch sinnvoll erachten, als grösste Aktionärin der Messepark Bern AG die weitere Entwicklung der Gesellschaft mitgestalten zu dürfen.

2025 wird die Neue Festhalle eröffnet. Welches werden die nächsten Wachstumsschritte für die Bernexpo Groupe sein? Gibt es weitere Pläne, die Geschäftsaktivitäten über die Region Bern hinaus zu entwickeln?

Unser voller Fokus liegt derzeit auf dem inhaltlichen Wachstum. Wir möchten weitere Confex-Formate gewinnen und unsere Infrastruktur in Bern optimal auslasten. Über unsere Beteiligung an Talendo, die uns viel Freude bereitet, sind wir mit jährlich knapp 30 Veranstaltungen heute schon in der ganzen Schweiz aktiv.

«Unser voller Fokus liegt derzeit auf dem inhaltlichen Wachstum»

Die Neue Festhalle soll auch im Bereich der Nachhaltigkeit Vorzeigecharakter haben. Welche Ziele verfolgt die Bernexpo Groupe ausserdem in diesem Bereich?

Wir betrachten das Thema ganzheitlich und orientieren uns dabei an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Uno, den SGDs. Als Anbieter von Veranstaltungsdienstleistungen achten wir darauf, die für uns relevanten SDGs zu erfüllen. Gleichzeitig sehen wir in einigen SDGs auch Chancen für unser Wachstum. Jede Dimension bietet für uns Geschäftspotenzial. Wir werden entlang der SDG auch neue Veranstaltungskonzepte entwickeln.

Wie läuft die Zusammenarbeit im Congress Hub Bern mit den anderen Partnern?

Wir arbeiten sehr gut und sehr eng mit Bern Welcome und dem Kursaal zusammen. Es ist extrem wichtig, ganz Bern als Eventdestination zu vermarkten, und es gibt bereits zahlreiche Erfolge, wie den World Cheese Award, der 2025 in Bern stattfinden wird.

Ab wann dürfen die Aktionäre wieder mit einer Dividende rechnen?

Aufgrund der von uns bezogenen Härtefallgelder während der Pandemie dürfen wir erst 2026 wieder Dividenden ausschütten. Wie bereits gesagt, mussten sich unsere Aktionäre in den vergangenen Jahren sehr in Geduld üben. Wir möchten uns für diese Geduld erkenntlich zeigen.

Herr Winter, vielen Dank für das Gespräch.

Aktienkurs Bernexpo AG
Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs der Bernexpo-Aktie erholt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Bernexpo Groupe werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 381 CHF für eine Aktie bezahlt, was einem Plus von 18% seit Jahresbeginn entspricht.

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