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Macro Perspective: Eskalation und Börse – Unwägbarkeiten nehmen zu

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Die Staatsverschuldung der USA beläuft sich laut usdebtclock.org auf 35.1 Billionen USD und steigt in rasendem Tempo weiter – um 6.6 Mrd. USD pro Tag! Bild: usdebtclock.org

«Risiko erwächst daraus, nicht zu wissen, was du tust.» Warren Buffett, 1930, Investor und Philanthrop

Wer an der Börse aktiv ist, sucht Anlagechancen, doch Risiken auszublenden, hat noch nie zu guten Ergebnissen geführt. Und die Risiken steigen, selbst in Bereichen, die angesichts der zunehmend mühsamen Party-Stimmung an den Märkten kaum im Blickfeld sind. Klare Warnsignale sind der Höhenflug bei Gold und die rekordhohe Liquidität von Buffett.

In den USA wird es Steuergeschenke geben, egal, ob nun Kamala Harris oder Donald Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Das führt zu höheren Haushaltsdefiziten und einer weiter eskalierenden Staatsverschuldung. Die beläuft sich laut usdebtclock.org auf 35.1 Billionen USD und steigt in rasendem Tempo weiter – um 6.6 Mrd. USD pro Tag! Das letzte Jahr, in dem die USA einen Haushaltsüberschuss verzeichneten, war 2001. Das Problem wird offensichtlich, wie in anderen Ländern, einfach verdrängt. Das sogenannte Debt-Ceiling ist seit Juni 2023 ausgesetzt, die Staatsverschuldung in Prozent des BIP beträgt 132%. Das ist zwar weniger als in Japan, aber deutlich mehr als in den vergangenen Jahrzehnten oder bei anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften.

Allein im Jahr 2020 stieg die Staatsverschuldung um mehr als 4 Billionen USD. Die Abbildung zeigt die Schuldenobergrenze und die gesamte ausstehende Staatsverschuldung in nominalen Dollar von April 1993 – Juli 2024. Grafik: usafacts.org

Mehr Zinsaufwand als Verteidigungsbudget in den USA

Die Brisanz erwächst u.a. daraus, dass der Zinsaufwand inzwischen höher ist als die Verteidigungsausgaben. Auf Rüstung dürften 2024 rund 1 Billion USD entfallen. Das ist mehr, als die nachfolgenden 15 Länder zusammen an Militärausgaben aufweisen. Das zeigt auch das Gewicht der USA in der globalen Sicherheitsarchitektur. Traditionell decken die USA als grösster Emittent von Staatsanleihen ihren Kapitalbedarf zu einem erheblichen Anteil im Ausland. Aktuell werden 22,9% der ausstehenden US Government Bonds von Investoren ausserhalb der USA gehalten. Wenig im langjährigen Vergleich, aber eben mit einer veränderten Struktur der Anleihehalter. Auf Japan entfallen 1.1 Billionen USD, auf China 749 Mrd. USD. Die Top 5-Länder halten zusammen 3.3 Billionen USD.

Ausländische Schulden der USA nach den fünf grössten Holdingländern, 2004, 2014, 2024; Stand April 2024. Grafik: usafacts.org

Beschleunigter Abbau von US-Bonds durch China

Der Anteil Chinas lag vor 10 Jahren mit 1.3 Billionen USD noch höher, wurde jedoch sukzessive reduziert. Seit Anfang 2024 ist der zuvor geordnete Abbau jedoch in einen beschleunigten Abverkauf übergegangen. Laut US-Finanzministerium verkauften Fonds aus China in den ersten fünf Monaten des Jahres US-Wertpapiere im Volumen von 79.7 Mrd. USD, wovon 42.6 Mrd. USD allein auf den Monat Mai entfielen. Mehr als die Hälfte des Volumens betrifft Staatsanleihen, der Rest Schuldpapiere halbstaatlicher Emittenten sowie Aktien.

US-Bondmarkt im Fokus

Auch wenn die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen seit dem zweiten Quartal von 4,6% auf unter 4% gesunken sind, der Zeitpunkt ist absehbar, an dem die Renditen wieder steigen werden. Die derzeit begründet scheinenden Annahmen zur weiteren Inflationsentwicklung könnten sich als falsch erweisen, weil Rohstoffe, Materialien, Energie, Transport und Löhne unter den veränderten Marktbedingungen schneller und stärker eskalieren können. Die Wahlen in den USA werden, wie sie auch ausgehen mögen, zu Steuergeschenken führen, was die Haushaltslage und die Staatsverschuldung weiter verschlechtern wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der traditionell risikoaverse Bondmarkt deutlich höhere Realzinsen als Risikoausgleich fordern wird. Ein technischer Marktfaktor ist, dass die Fed ihre aufgeblähte Bilanz kontinuierlich reduziert. Dies geschieht, indem fällig werdende Staatsanleihen im Portfolio nicht ersetzt werden. Der Nettoeffekt ist die fehlende Nachfrage der Fed und auch anderer Notenbanken im QT-Modus bei Neuemissionen.

Asymmetrie am US-Bondmarkt?

Wenn sich dann ein «perfekter Sturm» aus unverantwortlicher US-Haushaltspolitik, Rohstoff- und Lohninflation, eskalierender Aufrüstungskosten und weiter verschärfter militärischer Konflikte zusammenbraut und die zuletzt starke Tendenz am Bondmarkt dreht, könnten weitere ungeordnete Verkäufe von US-Staatstiteln durch chinesische Fonds einen überproportionalen Effekt entfalten. Noch immer belaufen sich die Bestände von US-Staatsanleihen in chinesischen Fonds inklusive der Nationalbank auf über 700 Mrd. USD. Der Ton zwischen den beiden Super-Powers im Streit um Zölle und Handelsbarrieren hat sich deutlich verschärft. Ein Grund mehr für die Volksrepublik, ihre Muskeln auch auf dem für die amerikanische Wirtschaft entscheidenden Börsenparkett spielen zu lassen.

Beschränkte europäische Verteidigungskapazitäten

Timing und Relevanz erwachsen aus den sich zuspitzenden militärischen Konflikten im Ukraine-Krieg und im Nahen Osten, allen Friedensbemühungen zum Trotz. Die europäischen NATO-Mitglieder haben es zwar mehrheitlich inzwischen geschafft, ihre Verteidigungsbudgets auf mindestens 2% des BIP zu erhöhen, doch das wird nicht reichen. Durch das Weiterreichen von militärischem Material an die Ukraine ist die eigene Verteidigungskapazität stark eingeschränkt. Es macht in einer akuten Kriegssituation wenig Sinn, wenn die entsprechenden Budgets um einige Mrd. Euro aufgestockt werden und sonstige Pläne erst in fünf oder acht Jahren realisiert sein sollen. Die Europäer verlassen sich unverändert auf den Schutzschirm der USA. Doch der wäre im Fall der Wahl Trumps zumindest fragwürdig. In jedem Fall würde die Unsicherheit unter einem Präsidenten Trump zunehmen.

Amerikanische Wähler wollen keine fernen Kriege finanzieren

In den USA war der Grossteil der Bevölkerung noch nie für ferne Kriege zu begeistern. Sowohl im ersten wie im zweiten Weltkrieg traten die USA erst spät auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein. Trotz der Propaganda waren auch weder der Korea-Krieg in den 1950er Jahren, noch danach der Vietnam-Krieg populär. Die Unterstützung der Ukraine und Israels fordert einen immer höheren Tribut – von den amerikanischen Steuerzahlern. Der Unterschied zu den früheren Kriegen besteht darin, dass die US-Staatsverschuldung zu Beginn der Konflikte nie in besorgniserregender Höhe lag, und deshalb viel Spielraum für die Aufrüstung gegeben war, diesmal aber schon.

Die USA verzeichneten im Jahr 2023 eine Staatsverschuldung in Höhe von 122,3% des BIP des Landes. Die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP betrug in den USA von 1940 bis 2023 durchschnittlich 65,7% des BIP und erreichte im Jahr 2020 mit 126,3% des BIP ein Allzeithoch und ein Rekordtief von 31,8% des BIP im Jahr 1981. Grafik: tradingeconomics.com

Der kritische Moment

Ein potenzieller Abverkauf der Bond-Bestände Chinas in einem kritischen Moment könnte als hybride Kriegsführung die Fähigkeit und auch den Konsens zur Aufrüstung und Kriegsführung der Amerikaner an der empfindlichsten Stelle treffen. Und während die Welt mit dem ausufernden Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie einer zu erwartenden Eskalation im Nahen Osten beschäftigt ist, könnte die Annexion Taiwans relativ geräuschlos vonstattengehen. Der Aufschrei im Westen wäre trotz dem gelegentlichen Säbelgerassel vielleicht ähnlich kleinlaut wie im Fall der kalten Annexion von Hongkong inmitten der Pandemie. Timing ist eben auch in der militärischen Strategie von entscheidender Bedeutung. Das scheinen die Chinesen besser als andere Grossmächte zu verstehen und auch zu nutzen.

Wirtschaftskrise bringt China unter Handlungsdruck

Die Volksrepublik steht im Inneren unter einem zunehmenden Druck und braucht Erfolge, die auch aussenpolitischer Natur sein können, um die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung in nationale Begeisterung umzuwandeln. Eine Annexion Taiwans kann das leisten, denn die Erwartung der Heimholung der abtrünnigen Provinz in die Volksrepublik wird stetig propagandistisch genährt und muss deshalb auch erfüllt werden. Die Wachstumsrate hat sich in den letzten Jahren halbiert, die Immobilienkrise schwelt seit Jahren, und bislang ist auch kein Ende in Sicht. Das trifft die Bevölkerung ganz direkt, denn die Preise ihrer Immobilien sind in den Keller gerauscht, bereits anbezahlte Projekte werden nicht fertiggestellt, Rückzahlungen sind selten und in unbefriedigender Höhe. Dazu kommt eine nun rapide wachsende Arbeitslosigkeit, vor allem bei Berufseinsteigern. Laut dem staatlichen chinesischen Statistikamt waren 17,1% der 16- bis 24-Jährigen im Juli ohne Arbeit. Im Juni hatte die Quote noch bei 13,2% gelegen. Die Zahlen sind zwar mit Vorsicht zu geniessen, denn die Statistikbehörde hat die Methodik in den letzten Jahren mehrmals geändert, dennoch ist das Problem gravierend, was schon darin Ausdruck findet, dass Xi Jinping die Besserung der Arbeitsperspektiven für die Jugend zu einer Priorität erhoben hat.

Krieg zur Ankurbelung des Wachstums

Historisch gesehen sind ruinierte Staatsfinanzen, Inflation, Arbeitslosigkeit und Depression immer gute Gründe für die Machthabenden, um von ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik abzulenken und die «nationale» Karte zu spielen. Die Wachstumsprognosen des IWF befinden sich seit Jahren sowohl für die Industrie- als auch die Entwicklungsländer auf Sinkflug. Wird die Unzufriedenheit oder das Elend zu gross, wie in der «Grossen Depression» der 1930er Jahre, droht der Machtverlust, was durch Propaganda, Feindbilder und letztlich Krieg vermieden wird. In Russland zeigt sich das Muster deutlich: Mit Repression, Patriotismus und imperialer Propaganda wurde die Bevölkerung auf Linie gebracht, die nun dank der heiss laufenden Rüstungsmaschinerie wirtschaftlich bessergestellt ist. Lösung der innenpolitischen Probleme durch Initiierung eines «vaterländischen Krieges» gegen die abtrünnige ehemalige Bruderrepublik Ukraine und ihre Unterstützer im Westen. Es funktioniert, und daher könnte auch China von den eigenen Problemen im Inneren durch kriegerische Aktivitäten ablenken. Je grösser die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, desto höher die Wahrscheinlichkeit. Und wie in den 1930er Jahren sind es die Minoritäten, die als Opfer herhalten müssen. Diese werden sogar gegeneinander ausgespielt, um Nebel über den tatsächlichen Gründen der Malaise zu verbreiten. Die Rolle der sogenannten «sozialen Netzwerke» ist dabei ebenso anti-sozial wie auch die mangelnde Aktivität von Kontrollkräften wie Medien, Staatsanwaltschaften und Justiz.

Die Entwicklung des Goldpreises seit Anfang Jahr in USD. Grafik: finanzen.ch

Gold und Buffett als Warnsignale

In einem solchen von Unsicherheiten überschatteten Umfeld steigt der Preis für Gold ungebremst. Allein seit Anfang Jahr kletterte der Preis um 32%. Gold ist ein «Real Asset» und nicht beliebig vervielfältigbar, sondern limitiert. Es ist und bleibt das ultimative Medium zur Erhaltung der Kaufkraft. Gold ist aber auch kulturell und emotional besetzt. Diese Verbindung ist in China, Indien und vielen Wirtschaftsräumen ungebrochen, doch in den entwickelten Ländern, so lautet das mantraartig wiederholte Narrativ, wird es vielfach als «barbarisches Relikt» oder unproduktives Asset eingestuft. Warren Buffet, der am 30. August seinen 94. Geburtstag feiert, verkaufte mehr als die Hälfte der Aktien seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Er hält jetzt 277 Mrd. USD an Liquidität, was 30% der Market Cap entspricht. Die Aktie stieg allein seit 1984 von 1300 USD auf aktuell 667’000 USD, was ein Rekordhoch darstellt. Zwar finden sich inzwischen tagtäglich unzählige Artikel zur reichlich überstrapazierten «Investorenlegende» Buffett, ohne jedoch die Investment Strategie zu verstehen. Denn auch hier steht die aussergewöhnliche Performance im Gegensatz zum Narrativ, dass gutes Timing unmöglich ist. Und so stehen die eingeflüsterten «eigenen» Annahmen der Erreichung ambitionierter Ziele im Weg.

Dazu passt auch Buffetts Spruch: «Der Unterschied zwischen erfolgreichen Leuten und sehr erfolgreichen Leuten ist, dass die sehr erfolgreichen zu fast allem Nein sagen.»

Lenzerheide Bergbahnen: Ein Jahrzehnt der Transformation

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Lenzerheide Bergbahnen Sommer
Das Sommergeschäft wird für die Lenzerheide Bergbahnen immer wichtiger. Bild: arosalenzerheide.swiss
Lenzerheide Bergbahnen Sommer
Das Sommergeschäft wird für die Lenzerheide Bergbahnen immer wichtiger. Bild: arosalenzerheide.swiss

Vor zehn Jahren, im Rahmen einer bedeutenden Investitionsphase, wurden die Skigebiete Arosa und Lenzerheide durch die Eröffnung einer neuen Verbindung miteinander verknüpft. Dieses strategische Vorhaben sollte die Zukunftsfähigkeit der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB AG) sichern und hat sich seitdem als richtungsweisend erwiesen. Die beiden Skigebiete bilden heute das grösste zusammenhängende Skigebiet in Graubünden und stehen in der Schweiz bei den Ersteintritten an zweiter Stelle.

1.4 Mio. Ersteintritte in der Wintersaison

Im Winter 2023/24, begünstigt durch frühe Schneefälle im Dezember, konnten 1.4 Mio. Ersteintritte verzeichnet werden. Diese Zahl entspricht dem zweithöchsten Wert seit der Fusion der Gesellschaften und zeigt die anhaltende Attraktivität des Skigebiets, trotz milder Winterbedingungen im schweizweiten Durchschnitt. Im Sommer 2023 verzeichnete das Gebiet 195’000 Gäste, was einem leichten Rückgang von 3% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Das erfolgreiche Geschäftsjahr der Lenzerheide Bergbahnen AG spiegelt die positive Entwicklung der gesamten Region wider. Weitere Details zu den jüngsten finanziellen Erfolgen und Investitionen in der Region finden Sie im Artikel über die Arosa Bergbahnen auf schweizeraktien.net.

Wachstum und strategische Investitionen

Der Verkehrsumsatz der LBB AG erreichte im Geschäftsjahr 2023/24 mit 39.1 Mio. CHF ein neues Allzeithoch, ein Anstieg gegenüber 36.5 Mio. CHF im Vorjahr um 7,1%. Diese Zunahme verdeutlicht die positiven Auswirkungen der strategisch angepassten Ticketstrukturen und Preiserhöhungen. Dieser Umsatzrekord spiegelt nach Angaben der Gesellschaft auch die positiven Auswirkungen der getätigten Investitionen wider, die zur Steigerung der Attraktivität und Effizienz des Skigebiets beigetragen haben.

Die flüssigen Mittel des Unternehmens nahmen im Geschäftsjahr um 30% ab, was auf den Zeitpunkt der Bezahlung verschiedener Debitoren und die Erneuerung von Krediten zurückzuführen ist. Die Liquiditätssituation des Unternehmens bleibt jedoch durch einen langfristigen Rahmenkreditvertrag gesichert. Dieser Vertrag kann jederzeit und kurzfristig abgerufen werden und bietet eine freie Kreditreserve von 29 Mio. CHF, was grössere Investitionen ermöglicht.

Finanzverbindlichkeiten um 5,8% reduziert

Auf der Kostenseite führten die frühe Saisoneröffnung, gestiegene Energie- und Wasserpreise sowie die erweiterte Pistenpräparation zu zusätzlichen Aufwendungen. Dennoch konnte das EBITDA auf 13.9 Mio. CHF erhöht werden, was den höchsten Wert seit der Fusion der Gesellschaften im Jahr 2005 darstellt. Dieses Ergebnis ermöglichte es dem Unternehmen, die langfristigen Finanzverbindlichkeiten um 5,8% abzubauen. Der Nettoverschuldungsfaktor verbesserte sich auf 2.44, und die Eigenkapitalquote betrug zum Ende des Geschäftsjahres 43,8%. Nach Abzug der steuerlichen Abschreibungen erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 1.3 Mio. CHF, eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (1.2 Mio. CHF).

Covid-Kredite vollständig zurückbezahlt

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (VLL), die als kurzfristiges Fremdkapital (FK) ausgewiesen werden, stiegen um 4 Mio. CHF, hauptsächlich aufgrund von Anzahlungen im Zusammenhang mit der Investition in die Sesselbahn Stätzer Täli, die ein Gesamtvolumen von über 8 Mio. CHF umfasst. Gleichzeitig konnten die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten um 2.2 Mio. CHF reduziert werden, was durch die vollständige Rückzahlung von Covid-19-Krediten erreicht wurde.

Investitionen in Höhe von 15.7 Mio. CHF wurden in Sachanlagen getätigt, darunter Anzahlung für den Ersatz der Stätzer Täli Sesselbahn, Renovation des Restaurants Alp Stätz, Kauf von zwei Pistenfahrzeugen, Ausbau der Beschneiungsanlage, Erhöhung der Kapazitäten am Sessellift Obertor sowie der Bau von Photovoltaikanlagen und einer neuen Bikestrecke im Bikepark. Diese Investitionen, die etwa dreimal höher als in den Vorjahren ausfielen, führten zu einer Erhöhung der Sachanlagen in der Bilanz.

Ausblick und strategische Massnahmen

Die LBB AG hat die Herausforderungen des Klimawandels erkannt und entsprechende Massnahmen in ihre Strategie integriert. Dazu gehören Investitionen in Beschneiungsanlagen und Wassermanagement sowie die Erneuerung zentraler Infrastrukturprojekte wie das Einstiegsportal Fadail. Dieses Projekt zielt darauf ab, eine bodenunabhängige, schneesichere Einstiegsstelle auf der Westseite zu schaffen. Gleichzeitig sollen Digitalisierungsvorhaben, wie das Projekt Ai.digital, die Effizienz interner Prozesse steigern und die Gästeerfahrung verbessern.

«Die Sicherung des Wintertourismus angesichts des Klimawandels bleibt eine Kernherausforderung. Gleichzeitig sehen wir aber auch Chancen für den Sommertourismus», sagt Verwaltungsratspräsident Felix Frei.

Fazit

Nach neun Jahren ohne Dividendenzahlung können die Aktionäre der Lenzerheide Bergbahnen AG nun wieder von den positiven Geschäftsergebnissen profitieren. Der Verwaltungsrat plant, eine Rückzahlung aus den Kapitaleinlagereserven in Höhe von 0.40 CHF pro Aktie zu beantragen, was einer Ausschüttungsrendite von 4,2% entspricht. «Mit der Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen ermöglichen wir es den Aktionären, wieder vom positiven Geschäftsgang der letzten Jahre zu profitieren», erklärt CEO Thomas Küng. Diese Entscheidung spiegelt die stabilen finanziellen Ergebnisse und das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens wider.

Investitionen in Höhe von 15.7 Mio. CHF in Sachanlagen unterstreichen das Bestreben der LBB AG, ihre bereits starke Position am Markt weiter auszubauen und sich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Diese Massnahmen sollen nicht nur das Winterangebot unterstützen, sondern auch das Sommergeschäft stärken. Mit der Abnahme der Nettoverschuldungsquote setzt die LBB AG ein weiteres starkes Signal für die finanzielle Gesundheit und Stabilität.

Kurs Lenzerheide Bergbahnen Aktie August 2024
Der Kurs der Lenzerheide Bergbahnen-Aktie scheint den Boden gefunden zu haben und setzt zur Erholung an. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der LBB AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 9.50 CHF für eine Aktie bezahlt. Damit wird die Aktie mit einem KGV von 14 bewertet, die Ausschüttungsrendite liegt bei attraktiven 4,2%. Sofern sich die positive Entwicklung aus dem vergangenen Geschäftsjahr fortschreiben lässt, sind durchaus auch höhere Kurse zu erwarten.

Clientis: Regionalbanken-Gruppe wächst auch im 1. Halbjahr weiter

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Hauptsitz der Clientis Bienebank im Rheintalin Altstätten. Bild: zvg

Die Clientis Banken sind gut ins laufende Jahr gestartet. Wie die Regionalbanken-Gruppe in einer Medienmitteilung schreibt, erhöhten sich sowohl Kundengelder als auch die Ausleihungen. Insgesamt wuchs die Bilanzsumme um 2,6% auf 14.5 Mrd. CHF. Allerdings führte vor allem ein deutlich höherer Geschäftsaufwand dazu, dass der Gruppengewinn mit 32.0 Mio. CHF um 3,3% unter dem Vorjahreswert lag.

Moderates Wachstum der Hypotheken

Nach einem sehr starken Wachstum der Hypotheken im Geschäftsjahr 2023 mit einem Plus von 4,1% nahm die Dynamik im 1. Halbjahr 2024 etwas ab. Die Ausleihungen legten insgesamt um 2,0% auf 12.1 Mrd. CHF zu, davon entfielen 11.4 Mrd. CHF auf das Kerngeschäft mit den Hypotheken (+2,1%). Die Kreditvergaben seien unverändert umsichtig erfolgt, so die Bank in der Medienmitteilung. Auch der Zufluss an Kundengeldern blieb von Januar bis Juni intakt. Diese erhöhten sich um 1,7% auf 10.1 Mrd. CHF.  Das Eigenkapital der Bankengruppe erhöhte sich konsolidiert um 2,2% auf 1.4 Mrd. CHF, sodass die Gesamteigenmittelquote 20,2% erreichte, was über den gesetzlichen Eigenmittel-Anforderungen von 12,64% liegt.

Matthias Liechti, CEO der Clientis AG, zeigt sich in der Medienmitteilung erfreut über das Ergebnis, weist aber auch auf das weiterhin anspruchsvolle Zinsumfeld hin.

Mehr Kommissionserträge

Der Blick auf die Erfolgsrechnung zeigt dies. So lag der Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft mit 77.6 Mio. CHF um 0,5% unter dem Vorjahreswert. Hingegen steuerte das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit 12.4 Mio. CHF einen um 3,8% höheren Beitrag zum Gesamtertrag bei. Insgesamt erzielten die 14 Banken der Clientis-Gruppe einen Betriebserfolg, der mit 101.6 Mio. CHF leicht höher als im Vorjahr ausgefallen ist.

Allerdings nahm der Geschäftsaufwand überproportional zu und erreichte 57.7 Mio. CHF (+4,9%), was mit einem höheren Personalaufwand (+4,1%) aufgrund der Zunahme des Personalbestands begründet wird. Auch der Sachaufwand fiel um 6,1% höher aus. Insgesamt führte dies zu einem gegenüber der Vorjahresperiode tieferen Gruppengewinn von 32.0 Mio. CHF. Die Cost/Income-Ratio lag bei 56,7%.

Investitionen stehen an

Wie die Clientis-Gruppe ausserdem ankündigte, soll die Serviceplattform kontinuierlich weiterentwickelt werden. Diese Plattform wird nicht nur von den 14 Clientis-Banken, sondern auch von den Partnerbanken genutzt. Geplant seien in den nächsten Jahren Neuerungen in den Kernbereichen Finanzieren, Anlegen, Instant Payments, Kundeneröffnung und Mobile Banking.

Die Aktien oder Genossenschaftsanteile von 8 Clientis-Banken werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt.

Hinweis in eigener Sache: Am 5. September 2024 findet der Branchentalk Banken in Bern statt. Das Schwerpunktthema lautet: «Zinswende, Cryptoassets und die Zukunft des Hypothekargeschäfts – Strategien für Regional- und Kantonalbanken»

Brunni-Bahnen: Guter Sommer, schlechter Winter

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Der neue Holzkugelpfad erfreut sich grosser Beliebtheit. Er sorgt im Sommer mit anderen Attraktionen wie der Sommerrodelbahn für einen Besucherandrang auf der Brunni. Bild: brunni.ch

Die Brunni-Bahnen schliessen das Geschäftsjahr 2023/24 (zum 30. April) mit einem positiven Ergebnis ab. Bei einem Umsatz von 7.6 Mio. CHF erzielte das Unternehmen ein EBITDA von 1.5 Mio. CHF. Die gestiegenen Personalkosten und höhere Energiekosten drückten aber auf das Ergebnis, schreiben die Brunni-Bahnen in einer Medienmitteilung. Die Engelberger erwirtschafteten unter dem Strich einen Gewinn von 136’000 CHF, was dem Vorjahresniveau entspricht.

Höchstwert bei Ersteintritten im Sommer

Das positive Ergebnis verdanken die Brunni-Bahnen dem Sommergeschäft, in dem 145’000 Ersteintritte gezählt wurden. Das sei ein absoluter Höchstwert in der 75-jährigen Geschichte des Unternehmens, freut sich Geschäftsführer Roman Barmettler. Damit konnte der Verkehrsumsatz der Bahnanlagen um 7,5% auf 4.2 Mio. CHF gesteigert werden.

Vor allem der Holzkugelpfad entlang des Panoramawanderwegs habe für einen Besucheransturm im Sommer 2023 gesorgt. «Die Kugeln waren bereits nach zwei Monaten restlos ausverkauft», so Barmettler. Ein weiterer Magnet am Berg ist die Sommerrodelbahn, deren Umsatz sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat.

Weniger Gäste im Winter

Nicht ganz so gut lief es im Winter. Auch wenn der Start in die Wintersaison mit perfekten Schneeverhältnissen im Dezember verheissungsvoll gewesen sei, seien danach die kalten Temperaturen ausgeblieben, so Barmettler. Trotz unermüdlichem Einsatz der Mitarbeitenden hätte mitten in der Hochsaison der Betreib auf der Klostermatte geschlossen werden müssen. Damit lagen auch die Umsatzzahlen im Restaurant OX klar unter den Erwartungen, sei doch das Familienparadies Klostermatte eine bedeutende Einnahmequelle für die Brunni-Bahnen, betont Barmettler. Mit 92’000 Eintritten von November bis Ende März lag der Wert um 3,7% tiefer als im Vorjahr.

Die Bedeutung der Gastronomie am Berg steigt

«Die Gastronomie hat bei uns im Brunni einen hohen Stellenwert. Die Brunnihütte ergänzt unser Gastroportfolio perfekt», sagt der Geschäftsführer. Allerdings hat das Familienrestaurant OX die frühe Schliessung der Lifte stark zu spüren bekomme, wodurch der zweittiefste Umsatz in der 10-jährigen Geschichte des Restaurants resultierte. Insgesamt belief sich der Gesamtumsatz der Gastrobetriebe auf 2.7 Mio. CHF und lag damit um 10% höher als im Vorjahr.

Sommerangebot auch im Winter

Um bei Schneemangel attraktiv für Besucherinnen und Besucher zu sein, möchte Barmettler die Qualität in der Gastronomie hochhalten, damit auch Kulinarik ein Reisemotiv ist. Zusätzlich sollen Sommer-Angebote wie der Holzkugelpfad, die Sommerrodelbahn, der Spielplatz und Grillstellen Gäste anziehen. Auch wird verstärkt das Winterwandern hervorgehoben, was an schönen Tagen sehr beliebt sei, unabhängig vom Schnee auf dem Wanderweg, so Barmettler.

Ausblick

Die Monate Mai und Juni seien unter den Erwartungen geblieben, bedauert Barmettler auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Sonnenverwöhnte Wochenenden und Feiertage im Mai und Juni seien ausgeblieben. Im Juli und August laufe das Geschäft wieder auf Vorjahresniveau, die Nachfrage nach Bergerlebnissen, und je nachdem auch Abkühlung, ist sehr beliebt. «Fakt ist: Sind die Prognosen regnerisch und trüb, reisen die Gäste nicht an. Auch wenn der prognostizierte Niederschlag nur während einem kurzen Zeitfenster anhält», gibt der Geschäftsführer zu bedenken.

Für den Rest des Geschäftsjahres ist Barmettler verhalten optimistisch. Die verlorenen Frequenzen aus Mai und Juni seien aber im Sommergeschäft schwierig einzuholen. Er erwartet dank der Zielgruppe der über 60-Jährigen einen guten Herbst ab anfangs September.

Für den Winter hofft Barmettler auf frühen Schneefall und anhaltend tiefe Temperaturen, sodass der Schnee und die Grundlage der technischen Beschneiung nicht gerade über die Weihnachtstage wegschmelzen mögen.

Fazit

Wie so viele Bergbahnbetriebe in mittlerer Höhe haben auch die Brunni-Bahnen mit schneearmen bzw. zu warmen Wintern zu kämpfen. Erschwerend bei der Brunni kommt noch hinzu, dass das Gebiet mit seiner nach Süden ausgerichteten Lage unter starker Sonneneinwirkung steht. In der Strategie, auch im Winter eigentlich sommerspezifische Freizeitvergnügen anzubieten, liegt aber eine durchaus realistische Chance, aus der Not eine Tugend zu machen.

Mit Investitionen wie in den neu eröffneten Holzkugelpfad erhoffen sich die Verantwortlichen, noch mehr Sommergäste anzuziehen. Das auf Familien zielende Vorhaben scheint aufzugehen, kamen im Sommer 2023 doch fast 10% mehr Besucher auf den Brunni als im Vorjahr. Auch die Sommerrodelbahn ist ein Magnet für Gäste aus dem In- und Ausland. Insgesamt über 1 Mio. CHF haben die Brunni-Bahnen im letzten Geschäftsjahr investiert, um ihre Angebote attraktiver zu machen.

Das Unternehmen ist mit einem Eigenfinanzierungsgrad von 69% solide finanziert. Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2023/24 erlaubt es, eine Dividende von 25 CHF auszuzahlen, was 10% des Nominalwertes entspricht. Die Dividendenrendite von etwas über 1,3% ist eher unterdurchschnittlich, allerdings gilt zu beachten, dass viele Bergbahn-Unternehmen wegen bezogener Covid-Hilfen und grossen Investitionsvorhaben gar keine Ausschüttung an ihre Aktionäre vornehmen. Die Aktien der Brunni-Bahnen werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt kostete die Aktie der Brunni-Bahnen 1’860 CHF.

Kursverlauf der Aktie der Brunni-Bahnen über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

Marc E. Possa, SaraSelect: «Nervosität und Volatilität beherrschen jetzt die Märkte»

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Der SaraSelect der VV Vermögensverwaltung AG ist ein reiner Aktienfonds und gehört zur Flagship-Palette der Bank J. Safra Sarasin AG. Der Anlagefonds wurde im Jahr 1996 aufgelegt und investiert in Schweizer Nebenwerte, mit Fokus auf Qualität und Stabilität, und hat deshalb einen hohen Bezug zum Small-Cap-Segment. Mit rund 1.6 Mrd. CHF per Ende Juli 2024 gehört der Fonds zu den Schwergewichten in diesem Bereich. Im Gegensatz zu vielen anderen Small-&-Mid-Cap-Fonds wird ein von der Benchmark unabhängiger Ansatz verfolgt.

Herr Possa, Sie zitieren in Ihrem Juli-Monatsbericht Alberto Moravia mit den Worten: «Wenn die Passion fehlt, fehlt alles. Ohne Leidenschaft ist nichts zu erreichen.» Ist Leidenschaft die richtige Gemütsverfassung für einen Profi an den Finanzmärkten?

Ich denke schon, man muss Leute gerne haben und sich auch für Neues begeistern können, ohne dabei das lang Bewährte über Bord zu werfen. Dies ist ein Balanceakt zwischen dem Progressiv- und dem Konservativ-Sein.

Mit Leidenschaft haben Sie vor zwei Jahren noch ein Investment in den Solarhersteller Meyer Burger propagiert. Was hat Ihrer Meinung nach zum Absturz dieser Aktie geführt, und schlummert in Ihnen ein Restglauben an eine mögliche Erholung?

Ich habe weiter an der Aktie festgehalten, dies aus der Überzeugung, dass wir mit Meyer Burger den absoluten Innovator der PV-Industrie haben, ohne welchen es auch die ganze chinesische Industrie nicht gäbe. Genau diese aber hat die 45 GW Produktion, welche man in USA verkaufen wollte, wegen höheren Zöllen aber nicht konnte, in Europa auf den Markt geworfen.

Ihr Fonds ist ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht auf kurzfristige Effekte bei Investments an den Finanzmärkten bauen sollte. Dass man also am Ufer des Flusses sitzen und die Turbulenzen im Wasser mit Ruhe an sich vorbeiziehen lassen sollte. Vor diesem Hintergrund: Haben Sie in den letzten 6 Monaten prägnante Umschichtungen in Ihrem Portfolio vorgenommen?

Ich habe die grossen Rücksetzer in Aktien wie SIG Combibloc oder StadlerRail für Anschlusskäufe oder Neupositionen genutzt. Endlich wurden dank den Rücksetzern gewisse Aktien bei normalisierten Gewinnen wieder interessant.

Nachdem die Märkte extrem volatil auf die nachlassende Konjunktur in den USA reagieren – verringern Sie Ihr Engagement in exportorientierte Titel?

Nein, überhaupt nicht. Die meisten Firmen sind global aufgestellt, weil der Schweizer Binnenmarkt schon immer zu klein war. Über diese Aufstellung kommt auch ein gewisser natürlicher Hedge bzgl. der Währungen. Dazu zählen viele Schweizer Firmen zu den globalen Weltmarktführern, da sie über eine höhere Innovationsrate verfügen, welche ihren Kunden Nutzen stiftet.

Ihre grösste Position ist Also, die Aktie hat im vergangenen Jahr um 20% zugelegt. Sehen Sie hier weiteres Aufwärtspotenzial?

Hier gibt es à la longue noch viel Aufholpotenzial. Die auch wegen KI verkürzten Lebenszyklen von IT-Hardware spielen dem ursprünglichen Box-Mover Also in die Karten. Viel wichtiger ist aber, dass das ganze Ökosystem um die Also herum sich noch viel stärker wird monetarisieren lassen. Ihre Kunden, die europäischen SME Kunden, kann Microsoft aus Effizienzgründen nicht selber angehen. Sie sind auf Partner wie Also angewiesen und werden diese bei allen möglichen Roll-outs tatkräftig unterstützen. Software spielt bei der ganzen Digitalisierung neben der Hardware eine fast noch wichtigere Rolle. Also beherrscht dieses Zusammenspiel und deren Konvergenz und wird massiv davon profitieren, dies in immer mehr Geografien und mit einem immer grösseren Angebot. Damit wird die operative Marge Richtung 3% konvergieren.

Eine weitere grosse Position ist Bachem. Warum kommt dieser Titel nicht vom Fleck bzw. musste in jüngster Vergangenheit sogar stark Federn lassen?

Bachem ist unabhängig des aktuellen Börsenkurses ein absolutes Must in jedem Portfolio. Die Produkte von Bachem sind Peptide, also lange Aminosäureketten, die als Wirkstoffe eben erst entdeckt wurden und in sehr vielen Medikamenten erst Eintritt finden. Bachem ist stark am Investieren, um den riesigen Bedarf der nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte decken zu können. Der Markt ist extrem auf kurzfristige Verfehlungen wie höhere Kosten oder  Verspätungen beim neuen Produktionsgebäude K fokussiert, anstatt die gesamte Equity-Story der Bachem verstehen zu wollen.

Welche Titel in Ihrem Portfolio machen Ihnen besonders viel Freude derzeit?

Belimo, Also, Bobst, aber auch Dottikon, VAT, Ypsomed und Skan. Wir haben ja eigentlich nur Überzeugungspositionen, wo wir dann jeweils konsequenterweise stark übergewichtet sind und bleiben, auch wenn der Wind kurzfristig temporär dreht.

Bei welchen Titeln, die Sie halten, sind Sie eher vorsichtig geworden?

Meyer Burger, Gurit und Schweiter sind aktuell eher in einer schwierigeren Situation. Allen drei ist gemeinsam, dass sie zwar zu verschiedenen Graden, aber alle von öffentlichen Entscheidungen und Budgets abhängig sind. Die Windindustrie macht bei Gurit knapp 80% der Umsätze aus, bei Schweiter sind es immer noch 20%, was nicht unerheblich ist. Meyer Burger wurden von der Einführung amerikanischer Zölle auf Solar-Panels aus China insofern stark getroffen, dass 45GW Kapazität anstelle der USA nun auf Europa gedumpt wurden, was die Preise und die Marktstrukturen völlig durcheinanderbrachte, weil auch die europäische Politik nicht auf diese stark vom chinesischen Staat subventionierten Verkäufe  reagierte.

Wie schauen Sie auf den Rest des Jahres? Werden wir weiterhin stark volatile Märkte erleben oder setzt eine Beruhigung ein?

Wir werden nach einer sehr langen Phase von extrem tiefer Volatilität in ein turbulenteres Fahrwasser kommen. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Finanzindustrie von Volatilität lebt, dies ist ihr Geschäftsmodell. Es braucht ja immer wieder auch Krisen, um das System wieder zurück in die Realität zu holen.

Herr Possa, vielen Dank für das Gespräch.

 

WIR Bank: Hypothekargeschäft und digitale Angebote treiben Erfolg

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Bis 2025 ist die Bank WIR einer der Sponsoren der Tour des Suisse. Bild: wir.ch
Bis 2025 ist die Bank WIR einer der Sponsoren der Tour des Suisse. Bild: wir.ch

Die WIR Bank Genossenschaft hat im 1. Halbjahr 2024 kräftig aufgeholt. Nachdem sich im vergangenen Jahr der Gewinn, insbesondere das Zinsergebnis, nur unterdurchschnittlich entwickelt hatte, jedoch 8,4% mehr Hypotheken verkauft werden konnten, wendete sich das Blatt seit Jahresbeginn. Wie dem Halbjahresabschluss der Genossenschaftsbank zu entnehmen ist, zahlte sich die Ausweitung des Hypothekarvolumens nun aus. Der Bruttoerfolg aus dem Zinsengeschäft legte um 13,5% auf 36.5 Mio. CHF zu. Im Kommissionsgeschäft verdiente die Bank zwar mit ihrer eigenen Währung CHW wiederum weniger. Dieser Rückgang konnte jedoch durch einen Ertragssprung im Anlagegeschäft dank der Beteiligung an der Säule-3a-Lösung VIAC nahezu kompensiert werden. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 13.3 Mio. CHF, 20,1% mehr als in der Vorjahresperiode.

Kredite und Ausleihungen im CHW weiter rückläufig

In einer Medienmitteilung schreibt die WIR Bank, dass im 1. Halbjahr 2024 das Wachstum bei den Hypothekarkrediten «bewusst kontrolliert» wurde. Dennoch stiegen die Hypothekarforderungen um 2,6% auf 4.9 Mia. CHF. Der grösste Anteil entfällt mit knapp 92% oder 4.5 Mia. CHF (+3,1%) auf Kredite in Schweizer Franken; die Hypothekarforderungen in der eigenen Komplementärwährung CHW gingen um 2,9% auf 393.3 Mio. CHF zurück. Rückläufig waren sowohl in CHF als auch in CHW die übrigen Kredite mit einem Minus von 2,4% auf 648.3 Mio. CHF.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auf der Passivseite der Bilanz. Die Kundengelder legten um 4,4% auf 4.5 Mia. CHF zu, wobei auch hier die Einlagen in Schweizer Franken mit +5,2% auf 4.1 Mia. CHF den Mammutanteil ausmachten. In CHW kam es zu Abflüssen der Kundengelder um 3,8%. Über 80% der Ausleihungen waren Ende Juni durch Kundengelder gedeckt. Den weiterhin intakten Zufluss an Kundengeldern begründet Finanzchef Mathias Thurneysen mit dem Sparangebot der Genossenschaftsbank, das, wie beispielsweise das «Sparkonto plus», eine Verzinsung von 1,8% bietet. Thurneysen spricht in der Medienmitteilung von «mehreren Tausend Neukundinnen und Neukunden». Die Bilanzsumme der Bank stieg infolge der guten Geschäftsentwicklung auf 6,5 Mia. CHF (+3,7%), was laut CEO Bruno Stiegeler «ein neues Allzeithoch in der 90-jährigen Geschichte der Bank» darstellt.

Netto-Zinserfolg legt um ein Viertel zu

Wegen geringerer Wertberichtigungen stieg der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft mit +25,7% noch stärker als der Bruttoerfolg und erreichte knapp 40.2 Mio. CHF. Im zinsindifferenten Geschäft war die Entwicklung sehr unterschiedlich. Der Kommissionsertrag aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft erreichte 4.0 Mio. CHF, ein Plus von 49,4%. Hingegen erodierten die Erträge aus dem Verrechnungsgeschäft mit der Komplementärwährung CHW, was einen Rückgang um 29,4% auf 2.9 Mio. CHF zur Folge hatte. Treiber hinter dem Ertragswachstum im Anlagegeschäft ist das Fintech VIAC: Per Ende Juni verzeichnete VIAC rund 99’000 Kundinnen und Kunden und verwaltete knapp 3.7 Mia. CHF an Vermögen, heisst es in der Mitteilung.

Wegen der negativen Entwicklung im Verrechnungsgeschäft ging der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft dennoch um 1,8% auf 9.3 Mio. CHF zurück. Im Handelsgeschäft resultierte hingegen ein Plus von 46,2% auf 3.4 Mio. CHF. Die Bank verweist in diesem Zusammenhang auf das positive Börsenumfeld.

Geschäftsaufwand steigt weiter

Zugelegt haben nicht nur die Erträge, sondern auch der Geschäftsaufwand mit +2,7% auf 33.4 Mio. CHF. Hier zeigt sich insbesondere der höhere Personalaufwand mit 18.3 Mio. CHF (+4,4%). Die Cost-Income-Ratio liegt mit über 70% jedoch weiterhin über dem Durchschnitt vergleichbarer Retailbanken. Begründet wird dies mit den Investitionen in die Zukunft. In diesem Zusammenhang kündigte die WIR Bank an, dass das Modell von VIAC im 2. Semester auf freies Wertschriftensparen ausgebaut werden soll. Ebenso sei ein Ausbau der seit 2020 bestehenden Zusammenarbeit mit dem Fintech AMNIS Treasury Services AG im Bereich Online-Devisenhandel für KMU geplant. Bruno Stiegeler kündigte an, dass man alles unternehmen werde, damit das Halbjahresergebnis als Indikator für das gesamte Geschäftsjahr gesehen werden könne.

Kapitalerhöhung läuft

Obwohl die WIR Bank derzeit sämtliche regulatorischen Anforderungen an das Eigenkapital übererfüllt, sollen Kapitalbasis und Liquidität aufgrund der neuen ab 1. Januar 2025 geltenden Anforderungen erhöht werden. Diese Stärkung des Eigenkapitals werde mit einer bevorstehenden Kapitalerhöhung erfolgen. Diese läuft bis zum 3. September 2024. Neue Beteiligungsscheine können im Verhältnis 1:8 bezogen werden.

Fazit

Die WIR Bank überzeugt im 1. Semester 2024 mit einem über dem Markt liegenden Wachstum. Es zeigt sich, dass sich die Marktoffensive im vergangenen Jahr ausgezahlt hat. Nun sprudeln auch bei der WIR Bank die Zinserträge. Erfreulich ist zudem, dass die rückläufigen Erträge aus dem CHW-Geschäft durch die neuen digitalen Angebote kompensiert werden können. Dies war eines der Ziele der Digitalisierungsoffensive der Bank WIR.

Seit Jahresbeginn leicht im Minus: der Kurs des BS der WIR Bank Genossenschaft. Chart: otc-x.ch

Der Kurs der auf OTC-X gehandelten Beteiligungsscheine (BS) der Genossenschaftsbank hat seit Jahresbeginn leicht verloren und wurde zuletzt zu 483 CHF gehandelt. Grund dafür ist sicherlich auch die laufende Kapitalerhöhung. Allerdings haben die BS-Inhaberinnen und -Inhaber Anfang Juni eine Dividende in Höhe von 10.75 CHF je BS erhalten. Dies entspricht einer Dividendenrendite von 2,2%. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung ist zu erwarten, dass die Ausschüttung für 2024 mindestens wieder 10.75 CHF je BS betragen wird. Auch der Abschlag auf den Buchwert von etwas mehr als 10% lässt den BS bei Kursen von 483 CHF nicht als zu teuer erscheinen. Die BS der WIR Bank Genossenschaft bleiben daher weiterhin ein guter Obligationenersatz, wobei insbesondere auf der 40%igen Beteiligung an VIAC auch stille Reserven gebildet worden sein dürften.

Hinweis in eigener Sache: Am 5. September 2024 findet der Branchentalk Banken in Bern statt. Das Schwerpunktthema lautet: «Zinswende, Cryptoassets und die Zukunft des Hypothekargeschäfts – Strategien für Regional- und Kantonalbanken»

Bobst: Drupa-Fantasie und Gewinnerosion – was bringt das zweite Semester?

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Bobst präsentierte an der Fachmesse Drupa im Juni innovative Lösungen. Bild: bobst.com
Bobst präsentierte an der Fachmesse Drupa im Juni innovative Lösungen. Bild: bobst.com

Trotz negativer Währungseffekte von 1,9% steigerte Bobst den Umsatz im ersten Halbjahr 2024 um 1,7% auf 828.2 Mio. CHF. Der Auftragseingang fiel jedoch um 15% schwächer aus, der Auftragsbestand verminderte sich innert Jahresfrist sogar um 35%. Der Reingewinn fiel auch aufgrund von Sondereffekten auf 0.47 CHF je Aktie zurück.

Das zweite Halbjahr soll besser werden, so der Ausblick des Semesterberichts. Die weltweit bedeutendste Messe für die Druckindustrie ist die Drupa, die nur alle vier Jahre stattfindet. Wer Rang und Namen hat, präsentiert dort seine Innovationen dem Fachpublikum. Bobst ist Innovationsführer in der Digitalisierung der Prozesse und hat mit Bobst Connect hocheffiziente cloud-gesteuerte Produkte zur Konnektivität entwickelt. Deren neueste Generation wurde an der diesjährigen Drupa präsentiert. Das Unternehmen erwartet, dass davon Impulse für die zuletzt verhaltene Bestelltätigkeit ausgehen. Die Kosten der Drupa haben das Betriebsergebnis belastet. Das EBIT ging von 46.8 Mio. CHF im ersten Semester 2023 auf 34.7 Mio. CHF zurück. Der Nettogewinn fiel noch deutlicher von 41.4 Mio. CHF auf 7.7 Mio. CHF, oder 0.47 CHF je Aktie.

Sondereffekte

Zu den Auslösern der Sondereffekte zählt eine Anfang Jahr begebene Anleihe in Höhe von 200 Mio. CHF. Das hat die Finanzierungskosten erhöht und die Eigenkapitalquote auf 21,6% gesenkt. Zwei Beteiligungen im Wert von rund 100 Mio. CHF waren veräussert worden, was sich positiv auf das Eigenkapital auswirkte, aber auch den Reingewinn beeinträchtigte. Ein weiterer Faktor für die Gewinnschrumpfung waren Devisenabsicherungen, die zwar in der Vorjahresperiode signifikante Gewinne bescherten, doch im ersten Semester 2024 den gegenteiligen Effekt bewirkten.

Differenzierter Geschäftsverlauf

Der Geschäftsgang war nicht nur geografisch betrachtet gespalten. Während in Amerika und Asien & Ozeanien der Umsatz zulegte, ging er in Europa leicht und in Afrika stark zurück. Auf Europa entfallen 44,5%, auf Amerika 33,8%, auf Asien & Ozeanien 19,6%, auf Afrika nur 2,1%. Nach Segmenten betrachtet entfielen auf Printing & Converting 67,1%, im Vorjahr 61,2%, und auf Services & Performance entsprechend 32,9%, respektive 38,8% in der Vorjahresperiode. Beim EBIT zeigt sich allerdings ein, wie gewohnt, anderes Bild. Im Geschäftsbereich Printing & Converting konnten die höheren Personalkosten und die Drupa-Aufwendungen nur teilweise durch die bessere Auslastung der Fabriken kompensiert werden. Das Segment-EBIT rutschte von -3.8 Mio. CHF auf -5.8 Mio. CHF. Im Servicebereich ging das EBIT um 10.6 Mio. CHF auf 41.3 Mio. CHF zurück. Hier schlugen sich ein weniger vorteilhafter Produktmix, die Drupa sowie höhere IT-Kosten negativ nieder. Die Anzahl der Mitarbeitenden von Bobst nahm um 3,8% auf 6366 zu, die Personalkosten stiegen um 13.9 Mio. CHF auf 281.9 Mio. CHF.

Kundenbedürfnisse im Fokus

Im Segment Printing & Converting bewegte sich der Auftragseingang 24% unter dem Wert der Vorjahresperiode. Im Service-Segment dagegen stieg der Umsatz um 4,8%, hauptsächlich durch Dienstleistungen, weniger durch Ersatzteile. Es ist Teil der Unternehmensstrategie, die Service-Umsätze kontinuierlich zu steigern, um durch die wiederkehrenden und tendenziell zunehmenden Einnahmen eine weniger zyklische Geschäftsentwicklung zu erzielen. Neue Maschinen werden inzwischen grundsätzlich nur noch mit Serviceverträgen verkauft. Das ist auch erforderlich, denn Konnektivität und Digitalisierung können nur dann zu den erwünschten Produktivitätssteigerungen führen, wenn auch das Personal entsprechend geschult und trainiert ist. Bobst analysiert die Daten der bei den Kunden installierten Maschinen, um die Performance zu verbessern. Ebenfalls verbessert wird der Kundendienst. Der neue Ersatzteil-Distributions-Hub in Genk in Belgien verspricht in einem Radius von 800 km die Lieferung bis 9 Uhr am Morgen des darauffolgenden Tages. So werden Unterbrüche der Produktion minimiert.

Verhaltener Ausblick

Für das zweite Semester erwarten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat, dass sich der Auftragseingang für Maschinen verbessern wird, aber dennoch unter dem Vorjahresniveau bleiben könnte. Im Servicebereich dürfte sich dagegen das positive Momentum fortsetzen. Die Volatilität an den Devisenmärkten sowie die geopolitische Lage könnten die erwartete Erholung jedoch beeinträchtigen. Positive Impulse werden von der Drupa erwartet. Für das Gesamtjahr wird unverändert davon ausgegangen, dass Umsatz und EBIT unter den Werten von 2022 liegen werden. Im vorletzten Geschäftsjahr hatte der Umsatz 1.84 Mrd. CHF erreicht, das EBIT 141.3 Mio. CHF. Mittel- bis langfristig soll die EBIT-Marge mindestens 8% betragen, der Return on Capital employed (ROCE) mindestens 20%.

Fazit

Dank der starken Marktstellung und des nachhaltigen Geschäftsmodells bleiben die wesentlichen Kenngrössen wie Umsatz, EBIT und Gewinn weiterhin gut prognostizierbar. Gut möglich, dass die Drupa dazu führt, dass die Kunden ihre zurückgestellten Investitionen in neue Maschinen, Nachrüstungen und Upgrades nun tätigen und bestenfalls ein neuer Investitionszyklus in der Branche beginnt. Das ist eigentlich überfällig, da die alten Maschinen ohne Konnektivität die notwendigen Produktivitätssteigerungen gar nicht erlauben. Dem steht aber einstweilen noch eine aufschiebende Haltung als Folge der Konjunktursorgen und der geopolitischen Unsicherheiten entgegen. Eine direkte Folge davon sind die Verwerfungen an den Devisenmärkten und insbesondere die Frankenstärke, die für das Zahlenwerk von Bobst eher negativ ist.

Die gewinnbezogenen Kennzahlen zeigen im ersten Halbjahr einen deutlichen Rückgang. Auf Stufe EBIT ist ins Kalkül zu ziehen, dass die Vorjahreswerte besonders stark ausgefallen sind, auch durch das erfolgreiche Hedging der Währungsrisiken. Dass dieses Semester das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen hat, ist hinzunehmen. Die Sondereffekte durch die Devestitionen und die Einmalaufwendungen für die Drupa ebenfalls. Die scharfe Kontraktion des Reingewinns ist auf die Kombination der einmaligen Sondereffekte sowie die höheren Finanzierungskosten, die verminderten Abschreibungen und die nur geringfügig tieferen Steuern zurückzuführen. Das zweite Halbjahr lief 2023 deutlich besser als das erste. Und die EBIT-Marge lag auch im ersten Halbjahr 2024 mit 7,5% auf beachtlicher Höhe.

Dennoch ist fraglich, ob die 5 CHF, die zuletzt als reguläre Dividende ausgeschüttet wurden, im Geschäftsjahr 2024 verdient werden. Im ersten Semester 2023 belief sich der Gewinn je Aktie auf 2.54 CHF, im Gesamtjahr 2023 auf 7.19 CHF. Die Dividendenpolitik wurde 2022 anlässlich des Rückzugs von der SIX und der Handelsaufnahme auf OTC-X neu definiert. Mindestens 50% des Reingewinns sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. In den Jahren davor als börsenkotiertes Unternehmen lautete die Dividendenpolitik auf 30% bis 50% des Gewinns. Zwar ist durchaus denkbar, dass in einer «Übergangssituation» wie 2024 auch der volle Gewinn oder etwas mehr ausgeschüttet wird, aber angesichts der dünnen Eigenkapitaldecke von 21,6% zur Jahresmitte ist eher wahrscheinlich, dass die Dividende gekürzt wird. Als börsenkotiertes Unternehmen war Bobst nicht gerade als Zahler üppiger Dividenden bekannt. Die reguläre Dividende lag bei 2 CHF je Aktie. Das hat sich mit dem Abschluss der Investitionsphase und dem «Taking Private» des Familienunternehmens geändert. In den letzten Jahren wurden hohe Dividenden und Sonderdividenden ausgeschüttet, vor allem, um den Familienaktionären die Mittel zum Aufstocken ihrer Beteiligung zu verschaffen. Auch eine auf 4 CHF oder 3 CHF oder 2 CHF gesenkte Dividende würde auf aktueller Kursbasis immer noch eine Dividendenrendite darstellen, die auf oder über dem Marktdurchschnitt liegt. Ein solcher Schritt dürfte wohl die Kursentwicklung dämpfen. Möglich ist aber auch, dass ein von der Drupa initiierter neuer Investitionszyklus beginnt und die Geschäftsentwicklung stärker stimuliert als sich dies gegenwärtig abzeichnet.

Die Bobst-Aktie hält sich seit Jahresbeginn leicht unter 70 CHF. Chart: otc-x.ch

Die Aktie von Bobst wird auf OTC-X gehandelt. Aktuell werden 69.70 CHF bezahlt. Die Aktienumsätze in 2024 liegen mit 7.5 Mio. CHF deutlich unter dem Vorjahr. 2023 wurden 30 Mio. CHF umgesetzt.

Arosa Bergbahnen: Rekorde bei Umsatz und EBITDA

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Dank der Höhenlage und eines ausgezeichneten Winters 2023/24 präsentieren die Arosa Bergbahnen ein Rekordergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr. Bild: arosalenzerheide.swiss

Eine schneesichere Höhenlage und ein ausgezeichneter Verlauf der ersten Wintersaison-Hälfte 2023/24 haben den Arosa Bergbahnen einen Rekordumsatz beschert. Der Betriebsertrag schoss um 11% in die Höhe, mit 36.2 Mio. CHF wurde das Vorjahr deutlich übertroffen und damit so viel eingenommen wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens.

Die Gästeeintritte in das Skigebiet nahmen gegenüber der Vorjahresperiode um 9,3% auf 1.4 Mio. zu und liegen damit nur 1,8% unter dem bisherigen Bestwert aus dem Winter 2021/2022. Damit übertreffe man den 5-Jahres-Durchschnitt vor Corona um beachtliche 14,4%, teilen die Arosa Bergbahnen mit.

Ganz besonders freuen dürfte man sich in Arosa Lenzerheide über die deutlich gestiegene Profitabilität mit einem Rekord-EBITDA von 13.5 Mio. CHF, was einem Zuwachs von 21,9% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Unter dem Strich steht ein Jahresgewinn von 1.97 Mio. CHF, auch hier ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.

Zwei Skigebiete, ein erfolgreiches Produkt

VR-Präsident Lorenzo Schmid verweist in diesem Zusammenhang auf das 10-Jahres-Jubiläum des Zusammenschlusses der Skigebiete Arosa und Lenzerheide. «Auf beiden Bergseiten wurde die qualitative Weiterentwicklung im Leistungsangebot kontinuierlich umgesetzt». Die beiden Wintersportorte mit ihren unterschiedlichen Stärken und Positionierungen überzeugten mit einem gemeinsamen starken Produkt am Berg, so Schmid.

Zu der robusten Entwicklung der Umsätze haben laut Verwaltungsratspräsident alle Geschäftsbereiche beigetragen. Signifikant sei in erster Linie der Zuwachs von 3.3 Mio. CHF beim Verkehrsertrag, der zu 94% aus dem Winter-Hauptgeschäft bestünde. Die Berggastronomie steigerte den Umsatz gegenüber dem letztjährigen Rekordwert nochmals um 5,2%. Schmid streicht heraus, dass dieses Ergebnis insbesondere mit der neuen KuhBar, dem Après-Ski-Lokal bei der Tschuggerhütte, erzielt worden sei. In den Neubau haben die Arosa Bergbahnen 3.7 Mio. CHF investiert.

Schulden werden abgebaut

Im Gegenzug zu den gestiegenen Einnahmen fallen aber auch höhere Kosten an. So steigt der Personalaufwand, der mit 11.7 Mio. CHF mit Abstand grösste Posten, um 6,4% an. Aber auch der Warenaufwand (+6,6%) und der Sachaufwand (+3,7%) legen zu. Beim Sachaufwand schlügen in erster Linie der Aufwand für Energie und Unterhalt zu Buche, so die Arosa Bergbahnen.

Der Generalversammlung könne auch nach umfangreichen Zusatzabschreibungen , insgesamt werden 10.2 Mio. CHF abgeschrieben, noch ein stattlicher Jahresgewinn präsentiert werden, freut sich der VRP. Ungeachtet der regen Investitionstätigkeit gelinge es, Schulden abzubauen.

Ausblick

Laut CEO Philipp Holenstein sind für das kommende Geschäftsjahr 2024/25 Investitionen in Höhe von 8 Mio. CHF vorgesehen. Die gesunde Finanzlage ermögliche es dem Unternehmen, die Leistungsentwicklung am Berg aktiv fortzuführen, so der operativ Verantwortliche.

In der Mehrjahresplanung gehen die Arosa Bergbahnen von einer soliden Umsatzentwicklung aus. Der Verwaltungsrat hat sich dafür ausgesprochen, die 6er Gondelbahn aus dem Jahr 1986 und die 4er Sesselbahn aus dem Jahr 1994 durch eine neue 10er Gondelbahn zu ersetzen. Parallel dazu soll eine neue 6er Gondelbahn mit neuem Talstation-Standort Schönboden gebaut werden. Weitere Entwicklungsprojekte seien in Planung, so Holenstein.

Fazit

In Arosa und Lenzerheide setzt man in erster Linie auf den Skitourismus. Es läuft deshalb rund bei den Arosa Bergbahnen. Den hervorragenden Winterverhältnissen sei Dank. In der Sommersaison von Juni bis Oktober, die für das Unternehmen allerdings eine untergeordnete Rolle spielt, kann man von einer stabilen Situation sprechen. Die Besucherzahlen (153’000) liegen deutlich unter den Werten z.B. zum Corona-Sommer 2021 mit 174’000 Gästeeintritten, sind aber gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen.

Das Rekord-EBITDA und der Jahresgewinn von 1.97 Mio. CHF sowie ein Cashflow von 12.2 Mio. CHF ermöglichen die zahlreichen Investitionen in die Erneuerung der Transportanlagen.

Auch die Aktionärinnen und Aktionäre partizipieren am Erfolg des Unternehmens. Es soll wieder eine Dividende in Höhe von 4 CHF ausgezahlt werden, soviel wie bereits in den Vorjahren.

Freuen dürfen sie sich auch über den Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie. Sie liegt mit einem Preis von 113.50 CHF nahe am Allzeithoch. Die Dividendenrendite beträgt auf diesem Kursniveau attraktive 3,5%, das Kurs-/Gewinn-Verhältnis knapp 13.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie der Arosa Bergbahnen AG. Quelle: otc-x.ch

Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der nächste Branchentalk Tourismus in Zürich am Flughafen statt. 

 

Schweizer KMU: Weitergehende Transparenzvorschriften betreffend Nachhaltigkeit

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Dr. Roman Aus der Au, M.A. HSG in Law and Economics, ist Rechtsanwalt bei Kellerhals Carrard und spezialisiert auf Aktienrecht, insbesondere Cor-porate Governance und Reporting. Er ist Mitglied des Sustainability & ESG Desks von Kellerhals Carrard. Bild: zvg
Dr. Roman Aus der Au, M.A. HSG in Law and Economics, ist Rechtsanwalt bei Kellerhals Carrard und spezialisiert auf Aktienrecht, insbesondere Corporate Governance und Reporting. Er ist Mitglied des Sustainability & ESG Desks von Kellerhals Carrard. Bild: zvg

Am 26. Juni 2024 hat der Bundesrat den Vorentwurf zur Anpassung des Obligationenrechts im Bereich des Sustainability Reportings veröffentlicht. Ziel der Vorlage sei die Anpassung des schweizerischen an das Recht der EU, namentlich an die CSRD. Die erst per 1. Januar 2023 eingeführten Berichterstattungspflichten – neu: Transparenz über Nachhaltigkeitsaspekte – sollen gewichtige Änderungen erfahren, insbesondere was den Anwendungsbereich, den Umfang der Berichterstattung sowie deren Prüfung betrifft. Der Vorentwurf befindet sich in der Vernehmlassung bis am 17. Oktober 2024. Sollte die Vorlage nach Ausarbeitung des Entwurfs Bestand im Parlament haben, untersteht sie dem fakultativen Referendum.

Anwendungsbereich erweitert auf nicht kotierte Gesellschaften

Nach geltendem Recht sind die Bedingungen des Status als Publikumsgesellschaft und der Überschreitung der Schwellenwerte kumulativ zu erfüllen, neu würden sie alternativ gelten. Es würden somit auch nicht kotierte Gesellschaften erfasst werden. Eine eigenständige Drittstaatenregelung analog zur CSRD ist nicht vorgesehen, sodass alle betroffenen KMU direkt unter die geplante Neuregelung fallen würden. Zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte wären Unternehmen verpflichtet, die entweder:

  1. Publikumsgesellschaften mit kotierten Beteiligungspapieren und bestimmte FINMA-unterstellte Gesellschaften sind; oder

2. zwei der folgenden Schwellenwerte in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren überschreiten:

a. Bilanzsumme von CHF 25 Mio. (bisher: CHF 20 Mio.);
b. Umsatzerlös von CHF 50 Mio. (bisher: CHF 40 Mio.);
c. 250 FTE im Jahresdurchschnitt (bisher: 500 FTE).

3. Ebenfalls verpflichtet wären Gesellschaften, die zur Erstellung einer Konzernrechnung verpflichtet sind, sofern sie zusammen mit ihren kontrollierten Gesellschaften die Bedingungen der obgenannten Ziffer 2 erfüllen. Damit sind die Schwellenwerte konsolidiert zu betrachten.

Ausnahmen vom Anwendungsbereich

Von den Pflichten befreit wären Unternehmen, die von einem verpflichteten Unternehmen gemäss OR oder einem Unternehmen, das einen gleichwertigen Bericht nach ausländischem Recht erstellt, kontrolliert werden. Vereinfacht gesagt, beträfe dies Konzerntöchter, deren Muttergesellschaft einen entsprechenden Bericht verfasst. Ferner befreit wären Kleinstunternehmen (auch börsenkotierte), die allein oder zusammen mit den von ihnen kontrollierten in- oder ausländischen Unternehmen mindestens zwei der nachstehenden Grössen in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren nicht überschreiten:

  1. Bilanzsumme von CHF 450‘000;
  2. Umsatzerlös von CHF 900‘000;
  3. 10 FTE im Jahresdurchschnitt.

Befreite Unternehmen müssten im Anhang zur Jahresrechnung angeben, bei welchem Unternehmen sie in den Bericht einbezogen sind und diesen Bericht veröffentlichen.

Wegfall des «Comply or explain-Prinzips» und Erweiterung des Inhalts

Wesentliche Neuerung ist, dass ein Unternehmen nicht mehr begründet erklären dürfte, dass es bzw. wieso es bestimmte Angaben nicht veröffentlicht («Comply or explain-Prinzip»).

Der Bericht müsste über Folgendes Rechenschaft geben: Umweltfaktoren (E), Sozial- und Menschenrechtsaspekte (inkl. Arbeitnehmerbelange) (S) sowie Governance-Aspekte (G). Mit Bezug auf die Umweltfaktoren würden gar – eigentlich artfremd für Publikationspflichten – inhaltliche Zielfestlegungen postuliert: Verlangt wären Angaben betreffend CO2-Netto-Null-Ziel 2050 sowie betreffend Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Welche Angaben das individuelle Unternehmen effektiv offenlegen müsste, würde sich am sog. Prinzip der Doppelten Wesentlichkeit (double materiality) gemäss Verständnis der EU bemessen. Es wären sodann wie bis anhin verschiedene katalogartig aufgelistete Angaben zu machen (u.a. Geschäftsmodell, Strategie und Unternehmenspolitik, Nachhaltigkeitsziele; Rolle und Anreizsystem des Verwaltungsrats, angewandte Sorgfaltsprüfung, negative Auswirkungen sowie Risiken und Massnahmen) und dabei eine konzernweite Betrachtung vorzunehmen, die sogar Angaben zur Wertschöpfungskette, einschliesslich Angaben zu Produkten und Dienstleistungen, Geschäftsbeziehungen und Lieferkette umfassen müsste.

Art der Berichterstattung

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung müsste den europäischen Standards (ESRS) oder anderen gleichwertigen Standards, die durch den Bundesrat bezeichnet werden, entsprechen. Es wird somit insinuiert, dass die EU das einzige für hiesige Unternehmen relevante «Ausland» ist. Wer materiell über die Gleichwertigkeit befindet, bzw. ob hier auf eine internationale Praxis abgestellt wird, bleibt unklar, jedenfalls wird nicht auf «anerkannte» Standards abgestellt. Der Vorentwurf äussert sich nicht zur Art der Berichterstattung. Es wäre somit ein separater Bericht oder eine Integration in den Lagebericht möglich.

Generelle Prüfungspflicht

Wie auch unter EU-Recht soll der Bericht neu geprüft werden. Zuständig wären bestimmte Revisionsunternehmen oder Konformitätsbewertungsstellen. Der Bundesrat soll dabei die Prüftiefe (Assurance) regeln: (a) Prüfung, ob Sachverhalte vorliegen, aus denen zu schliessen ist, dass die Angaben über Nachhaltigkeitsaspekte im Bericht unvollständig oder falsch sind (negative/limited assurance) oder (b) Prüfung, ob die Angaben über Nachhaltigkeitsaspekte vollständig und richtig sind (positive/reasonable assurance).

Kosten für Unternehmen

Gemäss Bundesrat würde diese Vernehmlassungsvorlage rund 3‘500 Unternehmen zur Berichterstattung verpflichten. Sie hätte weitreichende Folgen für schweizerische Unternehmen, sowohl intern in Form von Aufwand für Datenerfassung, -aufbereitung und Berichterstellung als auch extern in Form von Beratungs- und Prüfkosten. Die Gesamtkosten werden auf jährlich CHF 620 Mio. geschätzt. Besonders betroffen dürften nicht kotierte Gesellschaften sein, die bislang keinerlei Berichte veröffentlichen mussten.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net führt am 15. November 2024 wieder einen Workshop ESG-Reporting durch. U.a. wird Roman Aus der Au über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Reportingpflichten für Schweizer KMU sprechen.

Konkordia: Fokus auf Wohn- und Gewerbeliegenschaften im Grossraum Luzern

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Zum Portfolio der Konkordia AG gehören auch XX Wohnungen im Quartier Wichlern in Kriens. Bild: zvg
Zum Portfolio der Konkordia AG gehören auch 158 Wohnungen im Quartier Wichlern in Kriens. Bild: zvg

Das ausserbörsliche Segment ist bekannt dafür, dass sich unter den dort gehandelten Aktiengesellschaften auch einige sogenannte «Exoten» befinden. Diese werden eher selten gehandelt. Dazu gehört auch die Konkordia AG in Luzern, eine 1914 gegründete Generalagentur der Concordia Versicherungen, die seit 2008 nur noch als Immobiliengesellschaft im Grossraum Luzern tätig ist.

Zu ihrem 100. Geburtstag macht sich die Konkordia selbst ein Geschenk: Sie kaufte in Rothenburg zwei Doppelmehrfamilienhäuser mit insgesamt 32 Wohnungen. Seitdem umfasst das Portfolio 16 Wohn- und Gewerbeliegenschaften in Luzern, Kriens, Dierikon und Rothenburg. 2023 erreichte der Bruttoertrag der Liegenschaften 5.9 Mio. CHF, der Gewinn lag bei 1.7 Mio. CHF.

Eigene effiziente Verwaltung

Verwaltet werden die Liegenschaften von einem dreiköpfigen Team unter Leitung von CEO Petra Blum, das seinen Sitz in Luzern hat. Dies ist nach Ansicht von Felix Graber, der seit 2009 dem Verwaltungsrat angehört und diesen seit 10 Jahren präsidiert, einer der vielen Vorteile von Konkordia gegenüber anderen Immobiliengesellschaften. «Unsere Verwalterinnen haben noch einen persönlichen Kontakt zu den Mietern, kennen diese seit vielen Jahren und können so unkompliziert auf deren Bedürfnisse eingehen», erklärt er. So erspare man sich einigen Ärger, kenne die Objekte aus dem Effeff, und die Mieterinnen und Mieter seien zufrieden. Dem Argument, dass angesichts eines vergleichsweise kleinen Portfolios ein Outourcing viel effizienter wäre, kann Graber wenig abgewinnen. Er verweist auf die niedrigen Kosten: Mit knapp 465’000 CHF sei der Verwaltungsaufwand überschaubar.

Leerstand nahezu bei null

Dass auch die Mieterinnen und Mieter mit der Verwaltung und dem Wohnungsangebot zufrieden sind, zeigt sich am Leerstand. Dieser liegt nahezu bei null. Nur vereinzelt stünden Wohnungen leer, wenn sie nach einem Mieterwechsel renoviert würden, so Graber. Ansonsten sei die Nachfrage intakt. Dies überrascht wenig, denn Konkordia bietet Wohnungen in einem Segment an, das allgemein als «preisgünstiges Wohnen» bezeichnet wird. Die Monatsmiete für 4.5-Zimmer-Wohnungen liegt teilweise unter 2’000 CHF. «Es gibt Mieter in unseren Objekten in der Wichlernstrasse in Kriens, die dort seit über 50 Jahren wohnen», berichtet Graber. Der Mietzins liege daher noch weit unter den Preisen für neue bzw. neu renovierte Objekte. Doch Felix Graber ergänzt auch: «Wir sind keine Genossenschaft, die mit Kostenmieten arbeitet. Unser Ziel ist es, stets eine ansprechende Rendite für unsere Aktionäre zu erzielen», so Graber. Dies bedeute aber nicht, dass man jeden Spielraum ausschöpfe. Nach der Erhöhung des Referenzzinssatzes im vergangenen Jahr wurden auch bei Konkordia die Mieten entsprechend angepasst.

Konkordia und das Quartier Wichlern

Die erwähnte Wichlernstrasse im gleichnamigen Quartier Wichlern in Kriens ist bis heute die grösste Überbauung im Portfolio der Konkordia AG. Und sie war, nach dem Kauf des Firmensitzes an der Morgartenstrasse in Luzern im Jahr 1947, die erste grosse Investition der früheren Generalagentur in das Immobiliengeschäft. Dies, nachdem man sich von der schweizerischen Pferdeversicherung, die seit 1956 zur Konkordia gehörte, getrennt hatte. In den Jahren 1963 bis 1968 kaufte die Konkordia 20’000 Quadratmeter Bauland in Kriens und erstellte 4 Wohnhäuser. 1970 wurde schliesslich das Wirtshaus Wichlern eröffnet, das bis heute ein beliebtes Restaurant bei den Quartierbewohnern ist, aber auch von Gästen aus der ganzen Region besucht wird. Es folgten der Kauf von weiteren 51 Wohnungen im Quartier Wichlern, deren Sanierung, und 2008 der Ausbau des Wirtshauses Wichlern sowie die Realisierung von zwei weiteren Wohnhäusern in dem Quartier des Luzerner Vororts. Heute besitzt Konkordia in dem Krienser Quartier 158 Wohnungen, das Restaurant, weitere Gewerbeflächen und mehr als 100 Parkplätze.

Ende der Generalagentur und weitere Immobilienkäufe

Mit dem Ende der Generalagentur 2007 weitete die Konkordia ihr Engagement im Immobilienbereich aus. Schon 2003 sicherte sich das Unternehmen 10’000 Quadratmeter Bauland in Dierikon, wo schliesslich 2008 das Projekt Chlihus 1 mit 62 Wohnungen und 2020 drei weitere Mehrfamilienhäuser mit 52 Wohnungen entstanden. Ausserdem kaufte Konkordia 2014 ein Wohn- und Geschäftshaus in der Luzerner Maihofstrasse. Nachdem nun per Anfang 2024 die zwei Doppelmehrfamilienhäuser in Rothenburg hinzugekommen sind, möchte Felix Graber vorerst konsolidieren. Ein Ziel sei es auch, die Eigenkapitalquote durch eine Reduktion des Fremdkapitals zu stärken.

Konservative Bilanzierung der Liegenschaften

Auf den ersten Blick ist diese mit 20,8% per Ende 2023 für eine Immobiliengesellschaft eher niedrig. Es kommt hinzu, dass die Akquisition der zwei Objekte in Rothenburg ebenfalls zum grossen Teil fremdfinanziert wurde, wobei Konkordia im Geschäftsbericht schreibt, dass die Fremdfinanzierung zu «Zinssätzen von weniger als 2% sichergestellt» werden konnte. Die niedrige Eigenkapitalquote lässt sich aber auch mit der konservativen Bilanzierungspraxis erklären. Denn im Gegensatz zu den meisten Immobiliengesellschaften verzichtet die Konkordia auf regelmässige Neubewertungen, die Immobilien stehen zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten in der Bilanz und werden regulär abgeschrieben.

Per Ende 2023 wies die Bilanz Liegenschaften im Wert von 80.6 Mio. CHF mit Brandversicherungswerten von CHF 109.1 Mio. CHF, ohne den Landanteil, aus. 84% der gesamten Mieterträge in Höhe von 5.7 Mio. CHF stammen aus Wohnliegenschaften, rund 10% werden durch die Autoeinstellplätze generiert und der Rest aus der Vermietung von Büros sowie Verkaufs-, Gastronomie- und Lagerräumen.

Konkordia will eigenständig bleiben     

Auch wenn die Konkordia AG damit zu den kleinen Immobiliengesellschaften gehört, so sieht Felix Graber die Zukunft der Gesellschaft nicht in den Händen einer grösseren, börsenkotierten Immobiliengesellschaft. Es gebe immer wieder Anfragen, so Graber. Doch er erkenne keinen grossen Nutzen einer solchen Transaktion. «Unsere Verwaltung ist effizient, und die Mieter sind zufrieden, was sich auch in der Vollvermietung der Liegenschaften zeigt», so Graber. Auch die Hauptaktionäre, zu denen vor allem frühere und aktive Verwaltungsräte selbst gehören, setzen auf die Eigenständigkeit. Mit insgesamt 270 Aktionären ist das Aktionariat zudem überschaubar. Es wechseln selten Aktien den Besitzer. Die Aktionäre setzen vor allem auf die Dividendenzahlungen, die regelmässig fliessen und auch erhöht werden. Im Jubiläumsjahr 2024 gab’s sogar eine Sonderdividende in Höhe von 200 CHF.


Für das laufenden Geschäftsjahr erwartet Felix Graber durch den Zukauf in Rothenburg eine Steigerung der Mietzinserträge auf 6.3 bis 6.5 Mio. CHF. Gut möglich, dass dann auch ein weiterer Dividendenschritt erfolgt.

Fazit

Wer Aktien der Konkordia AG erwirbt, beteiligt sich an einer kleinen und unternehmerisch geführten Immobiliengesellschaft mit dem Fokus auf die Region Luzern. Die Wohnungen im mittleren und unteren Preissegment lassen sich gut vermieteten. Allerdings gibt es angesichts des Alters einiger Wohnungen auch immer wieder Sanierungsbedarf. Dieser wird jedoch nicht vernachlässigt, sondern aktiv gemanagt. Chancen bietet die weitere energetische Sanierung und hier der Bau von PV-Anlagen für den Eigenverbrauch, wie dies beispielsweise soeben in Dierikon realisiert wurde.

Der Aktienkurs von Konkordia hat sich seit 2010 fast vervierfacht und spiegelt somit auch die Entwicklung des Immobilienportfolios wider. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Konkordia AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 7'900 CHF für eine Aktie bezahlt. Mit Blick auf die klassischen Kennzahlen wie Dividendenrendite und NAV erscheinen die Titel im Vergleich zu anderen Immobiliengesellschaften wenig attraktiv. Allerdings ist beim ausgewiesenen Buchwert von 2'985 CHF je Aktie per Ende 2023 zu berücksichtigen, dass das Immobilienportfolio nicht den Marktwert, sondern nur den Bilanzwert widerspiegelt. Dennoch bleibt die Konkordia-Aktie ein Titel, der vor allem für langfristig denkende Investoren mit einem Interesse an der weiteren Wertentwicklung des Portfolios und konstanten Ausschüttungen interessant ist.

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