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Daniel Antille, CEO Société Suisse des Explosifs: „Die Aufgabe des Standorts in Wimmis steht nicht zur Diskussion“

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Daniel Antille, CEO der SSE Group. Bild: zvg
Daniel Antille, CEO der SSE Group. Bild: zvg
Daniel Antille, CEO der SSE Group. Bild: zvg

Die Société Suisse des Explosifs SA (SSE) führte im Dezember 2014 erstmals seit über 40 Jahren eine Kapitalerhöhung durch. Bei der Kapitalerhöhung, über die wir hier berichteten, konnten sämtliche Aktien bei Investoren platziert werden. Etwa 75% der Aktien wurden von den bisherigen Aktionären gezeichnet, während rund 25% an neue Aktionäre der Gesellschaft gingen. Unter anderem erwarb die börsenkotierte, auf Anlagen in nichtkotierte Aktien spezialisierte Beteiligungsgesellschaft Nebag einen signifikanten Anteil der neuen Aktien. Die frischen Mittel dienen zur Stärkung der Bilanz der SSE und zur Finanzierung der Zukäufe im Ausland. Mit der Erweiterung des Geschäftsgebiets möchte die Gesellschaft weiter wachsen. Im Heimmarkt Schweiz präsentiert sich die Lage derzeit nicht allzu rosig, wie der CEO Daniel Antille im Gespräch mit schweizeraktien.net am Rande der GV der Gesellschaft in Brig einräumte.

Herr Antille, was waren die Gründe für die Auslandsexpansion Ihres Unternehmen?

Wir sind in der Schweiz in einer engen Nische mit sehr begrenzten Möglichkeiten, unsere Umsätze weiter zu steigern. Zudem ist der Bereich Sprengstoffe, unser wichtigstes Geschäftsfeld, von einem markanten Nachfragerückgang wegen des Auslaufens der grossen Tunnelprojekte geprägt. Wir hätten bei einem Verzicht auf die Auslandsexpansion nicht mehr wachsen können und bestenfalls einen stagnierenden Gewinn erwirtschaftet. Mit dem Schritt ins europäische Ausland eröffnen sich für uns neue Chancen.

Wie gestaltet sich die Integration der europäischen Unternehmen in die Gruppe und erfüllen diese Firmen die Geschäftsziele?

Wir sind in unseren neuen europäischen Einheiten sowohl bei der Integration als auch bei den Zahlen erfolgreich unterwegs. Bis wir allerdings Synergien aus der Produktion nutzen können, wird es noch einige Zeit dauern.

Sie haben auch in der Schweiz mit dem Kauf der Hamberger Pyrotechnik einen Zukauf getätigt. Dieser Bereich Pyrotechnik hat die Erwartungen deutlich verfehlt und wird nun nochmals restrukturiert. Auch mussten Sie zusätzliche Wertberichtigungen machen. Wäre es denn nicht sinnvoll, den Standort Wimmis zu schliessen und die gesamte Produktion an den Hauptsitz in Gamsen zu verlagern?

Wir haben in Wimmis grosse Investitionen von 6 Mio. CHF getätigt, weswegen die Aufgabe des Standorts nicht in Frage kommt. Zudem können wir den Standort auch strategisch für Verkäufe an unsere Kunden für die technischen Anwendungen, zu denen auch die Schweizerische Armee gehört, die in der Nähe einen Standort besitzt, nutzen. Die SSE Gruppe will ihre zukünftige Entwicklung in der Schweiz auf den drei Betriebsstätten in Gamsen, Wimmis und Rekingen (AG) ausrichten.

Nicht nur bei der Pyrotechnik läuft es derzeit nicht rund in Ihrem Unternehmen. Auch im Bereich Chemie, dem bisherigen Hoffnungsträger, sind deutliche Bremsspuren auszumachen. Wie wollen Sie den Verlust von zwei wichtigen Kunden, der Sie sehr schmerzt, kompensieren?

Wir haben am Standort in Gamsen zahlreiche Optimierungen eingeleitet, die beide Sparten (Explosionsstoffe und Chemie) betreffen, eingeleitet. Dazu gehört die Zusammenfassung der Organisation und die Reduktion der Lohnkosten um 20%. Wir mussten leider wenige Personen entlassen. Aber auch die Kader haben an den Einsparungen mit einer Lohnkürzung von 5% partizipiert. Hingegen erhalten die Mitarbeiter der unteren Lohnklassen auch für 2015 eine Lohnerhöhung um 0.5%. Keine Einsparungen machen wir bei der Forschung und der Entwicklung neuer Produkte. Wir werden die Produktpalette erweitern, um so die Abhängigkeit von einzelnen Kunden und Produkten zu reduzieren.

Wann ist mit der Lancierung neuer Produkte zu rechnen und wie werden sich diese kommerziell entwickeln?

Wir haben im Juni die Produktion von Phosgen gestartet und sind nun bereit für Verkäufe. Unsere Produktepipeline ist auch sonst gut gefüllt und wir werden bis Jahresende weitere neue Produkte lancieren.

Wie entwickeln sich die Geschäfte im laufenden Jahr?

Wir haben bis Ende Mai Umsätze in Höhe von 46% unseres Jahresbudgets erreicht. Das Geschäft mit den Explosionsstoffen in der Schweiz entwickelt sich bisher besser als wir dies erwartet haben. Im Chemiegeschäft erreichten wir unsere Ziele und auch in Europa entwickeln sich die Umsätze in Lokalwährungen erwartungsgemäss.

Wie stark wird Sie der Rückgang des Eurokurses treffen?

Die Umsätze in der Eurozone werden auf Frankenbasis um 12% fallen. Allerdings erwarten wir in Lokalwährungen ein Umsatzplus in unseren ausländischen Filialen. Die Rentabilität in Franken wird keinesfalls gleich stark sinken.

Welches Gesamtergebnis streben Sie für 2015 an?

Wir rechnen für 2015 auf der Basis konstanter Wechselkurse mit einem Umsatz in Vorjahreshöhe. Dies entspricht einem Konzernumsatz von 78 Mio. CHF. Bei den Gewinnmargen erwarten wir ähnliche Werte wie im Vorjahr mit einer Verbesserung in Europa.

Wie stellt sich die Situation in Gamsen dar?

In Gamsen werden wir eine Durststrecke von rund 18 Monaten haben. Ab 2016 ist wieder mit einer Verbesserung der Rentabilität zu rechnen. Wir wollen eine Gewinnmarge von 10% auf Gruppenebene auf der Stufe Betriebsgewinn vor Abschreibungen erreichen.

Welche Auswirkungen wird die Einführung der neuen Rechnungslegungsvorschriften, die ab dem laufenden Jahr mehr Detailangaben insbesondere zu den Beteiligungen erfordern, auf Ihr Unternehmen haben?

Die neuen Vorschriften werden nur einen geringen Einfluss auf unsere publizierten Zahlen haben.

Wie sieht die zukünftige Dividendenpolitik Ihres Unternehmens aus? Dürfen die Aktionäre weiterhin mit Ausschüttungen rechnen und in welcher Höhe?

Wir haben seit nunmehr 60 Jahren unseren Aktionären stets eine Dividende ausgeschüttet. Wir werden auch in der Zukunft eine regelmässige und stabile Dividende ausschütten.

Die Geschäftszahlen der SSE fallen derzeit wenig erfreulich aus. Details zum Jahresabschluss können hier in unserem Beitrag nachgelesen werden. Die Aussagen des CEO bestätigen unsere verhaltene Einschätzung für das laufende Jahr. Aktuell ist die Geschäftsleitung stark gefordert, um die unter Druck geratenen Margen wieder auf Zielkurs zu bringen. Neben der Integration der europäischen Gesellschaften, die erhebliche Ressourcen bindet, aber insgesamt positiv läuft, belastet die Situation in der Schweiz das Geschäftsergebnis. Besonders unerfreulich war zumindest bis 2014 die Entwicklung am Standort in Wimmis. Hinzu kam der nicht erwartete Wegfall von zwei wichtigen Kunden der Chemiesparte, der zu einem deutlichen Minus der Sparte, die als Hoffnungsträger diente, führte.

Neben dem budgetierten Rückgang des Sprengstoffgeschäfts kam per Jahresanfang 2015 noch der Wegfall der Euro-Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank hinzu. Dies macht es für die SSE sehr schwer, ins Ausland zu exportieren. Als Lichtblick dürfte sich hierbei die Expansion ins Ausland erweisen, wovon die SSE zumindest auf Gruppenebene erheblich profitieren dürfte. Hingegen dürften im Inland eher kleinere Brötchen gebacken werden. Mit der Reorganisation der Konzernstruktur und der Anpassung der Kosten dürfte es aber gelingen, die Rentabilität wieder auf Kurs zu bringen. Trotz des schwierigen Umfelds wird die SSE auch im laufenden Jahr einen ansehnlichen Gewinn erzielen können, der eine Dividendenausschüttung in Vorjahreshöhe erlauben sollte.

Die Aktien der SSE werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 3’000 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Agio zum ausgewiesenen Buchwert von gut 2’100 CHF bewertet. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft nach den Regeln des Obligationenrechts bilanziert und dabei die sich bietenden Möglichkeiten nicht betriebsnotwendiger Abschreibungen nutzt. Zudem dürfte die Gesellschaft über einige stille Reserven verfügen. Dennoch dürfte zumindest kurzfristig das Kurspotenzial der Titel begrenzt sein.

Die mittel- bis langfristigen Aussichten präsentieren sich hingegen positiv. Nach der vom CEO vorgestellten Restrukturierung der Gruppe besteht kein Grund daran zu zweifeln, dass die Gesellschaft die notwendigen Massnahmen zur Wiedererlangung der hohen Ertragsmargen rasch durchführt ohne dabei die Substanz der Gesellschaft zu gefährden. Auch die Mitarbeiter werden nicht nur als eine Nummer im Unternehmen betrachtet, sondern eher als „Familienbestandteil“. Besonders positiv zu bewerten ist, dass die Angestellten der unteren Lohnklassen trotz der Sparmassnahmen eine Lohnerhöhung erhalten. Die hieraus resultierenden Belastungen der Erfolgsrechnung sind klein während der Imagegewinn bei den Mitarbeitern, die diesen auch als Werbeträger nach aussen tragen, gross ist und den Mehraufwand mindestens kompensieren sollte.

Wir behalten die Aktien vorläufig in unseren Musterdepot. Im Fall einer sich bietenden Chance auf kurzfristige Kursgewinne ist jedoch ein Austausch der Titel gegen einen anderen Wert denkbar. Für langfristig agierende Investoren besteht kein Handlungsbedarf. Sollten die Aktien im Einklang mit einer Marktkorrektur hingegen unter Druck geraten, könnte tiefere Kurse eine ideale Einstiegsgelegenheit bieten.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Forces Motrices de l’Avançon: Margendruck auf dem Strommarkt belastet Ergebnis in 2014

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Auf der GV wurden die Aktionäre übersichtlich über die Geschäftszahlen unterrichtet. Bild: Holger Geissler
Auf der GV wurden die Aktionäre übersichtlich über die Geschäftszahlen unterrichtet. Bild: Holger Geissler
Auf der GV wurden die Aktionäre übersichtlich über die Geschäftszahlen unterrichtet. Bild: Holger Geissler

Die Forces Motrices de l’Avançon (FMA) SA ist ein im Kanton Waadt domizilierter Energieversorger. Das Versorgungsgebiet umfasst die Gemeinden Bex, Gryon, Lavey und Ollon. Produziert wird ausschliesslich umweltfreundliche Energie aus Wasserkraft im Kraftwerk Sublin und einigen weiteren kleineren Kraftwerken. Darunter auch ein Solarenergiepanel in Bex. Der von der FMA produzierte Strom wird über das eigene Netz, das sich aus 160 Kilometern mit Mittelspannungsleitungen und 400 Kilometern mit Niedrigspannung zusammensetzt, transportiert. Sowohl der Energietransport als auch der Energieverkauf erfolgt durch die Partnerunternehmung Romande Energie Commerce SA, einem Tochterunternehmen des börsenkotierten Westschweizer Stromversorger Romande Energie. Durch diese enge Kooperation wird eine Senkung der Kosten angestrebt, um auch weiterhin einen rentablen Betrieb sicherstellen zu können.

Umsatz geht um 1.6% auf 12.8 Mio. CHF zurück

Im Geschäftsjahr 2014 musste die FMA einen Rückgang des im Werk Sublin produzierten Stroms von 7.85% auf 41.5 Mio. Kilowattstunden (KWh) verbuchen. Der zehnjährige Mittelwert der jährlich produzierten Strommenge liegt bei 39.8 Mio. KWh. Aus dem Verkauf der Eigenproduktionsmenge erwirtschaftete die FMA Umsätze von knapp 4 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 7.7% entspricht. Hierbei konnte die FMA von sehr günstigen Konditionen profitieren, wie dem jüngsten Geschäftsbericht entnommen werden kann. Rückgänge verzeichnete die Gesellschaft auch bei der an die Kunden verteilten Energiemenge mit einem Minus von 1.9% auf 81.8 Mio. KWh. Auch hier sanken die Umsätze nur marginal stärker mit einem Minus von 2% auf 7 Mio. CHF. Deutliche Zuwächse verzeichnete die FMA im Bereich der energienahen Geschäfte, die um 17.3% auf 1.8 Mio. CHF zulegten. Massgeblich für den Anstieg verantwortlich waren Beratungsdienstleistungen für Drittkunden, die um 230’000 CHF auf knapp 1.4 Mio. CHF zulegten und die um 100’000 CHF auf 400’000 CHF erhöhten Einkünfte aus dem Installationsgeschäft. Insgesamt verbuchte die Gesellschaft ein Umsatzminus von 1.6% auf 12.8 Mio. CHF. Auf der Kostenseite belastete ein um 0.5 Mio. CHF höherer Warenaufwand, der durch die um 200’000 CHF tieferen Einkaufspreise für Energie etwas abgefedert werden konnte. Ein deutlich erhöhter Reparaturaufwand liess die Unterhaltskosten um 800’000 CHF auf 3.4 Mio. CHF anschwellen. So resultierte trotz eines leichten Rückgangs der Personalkosten von 70’000 CHF auf 3.75 Mio. CHF ein deutliches Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 36.9% auf 1.9 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen fielen um 200’000 CHF auf 650’000 CHF während die Steuerbelastung um 300’000 CHF auf 700’000 CHF anstieg.

Unveränderte Dividende von 15 CHF je Inhaberaktie

Positiv auf den Reingewinn wirkten sich die um 1.2 Mio. CHF tieferen ausserordentlichen Aufwendungen aus. Bei den im Vorjahr verbuchten ausserordentlichen Aufwendungen handelte es sich um Reserven für allgemeine Risiken in Höhe von 1.3 Mio. CHF, welche dem Ergebnis belastet wurden. So resultierte unter dem Strich ein Gewinnminus von 15.2% auf 900’000 CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 15 CHF pro Inhaberaktie.

Derzeit bereitet sich die FMA auf die für 2018 anstehende vollständige Strommarktöffnung vor. Mit einer angepassten Organisationsstruktur will der seit dem 1. September 2014 amtierende neue Geschäftsführer Jean-François Caddoux die Gesellschaft auf die neuen Bedingungen vorbereiten. Ein besonderes Augenmerk richtet Caddoux auf die Senkung der Kosten in allen Bereichen und eine strikte Kontrolle der Investitionen. Nur so könne die FMA den extrem tiefen Marktpreisen entgegnen. Diese Situation geht auf die starke Subventionierung der Photovoltaikanlagen in Europa zurück. Angesichts dieser Lage müsse über die Zukunft der Wasserkraftwerke der FMA ernsthaft nachgedacht werden, so der Geschäftsführer.

Die FMA kann sich dem negativen Markttrend der Strombranche mit einem anhaltenden Druck auf die Preise und Margen nicht entziehen. Es gelang dem Unternehmen dennoch einen Gewinn zu erzielen, der nur unwesentlich hinter dem Vorjahreswert zurückblieb. Allerdings ist die Gesellschaft mit einem Wasserkraftwerk, das knapp 50% der gesamten Energieverkaufsmenge produziert, sehr hohen Produktionskosten ausgesetzt. Diese können kaum deutlich gesenkt werden. Eine Verbesserung des Umfelds ist zumindest kurz- bis mittelfristig nicht absehbar. Dank einer bilanziellen Eigenmittelquote von 41% ist die FMA solide finanziert. Zudem besitzt das Unternehmen grosse Rückstellungen. Unter Berücksichtigung der Rückstellungen, die grossteils Eigenmittelcharakter aufweisen dürften, beträgt die Eigenmittelbasis stolze 78% der Bilanzsumme. Zudem dürfte die Gesellschaft noch über einige stille Reserven im Immobilienvermögen und in den Netzen verfügen.

Die Aktien der FMA werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 700 CHF werden die Titel mit einem Agio von gut 30% zum ausgewiesenen Buchwert gehandelt. Die Dividendenrendite ist unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 15 CHF pro Aktie im aktuellen Tiefzinsumfeld mit 2.1% ordentlich. Die Papiere erscheinen vor allem wegen des hohen Substanzwerts interessant. Als Indiz kann etwa der Brandversicherungswert der Sachanlagen von 45 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Buchwert von 15.9 Mio. CHF dienen. Auch die Rückstellungen, die mit 11 Mio. CHF nur wenig unter den ausgewiesenen Eigenmitteln von 12.5 Mio. CHF liegen, legen den Schluss nahe, dass die FMA über zahlreiche Reserven verfügt. Deren Realisierung erscheint indessen zumindest kurzfristig nicht möglich. Allenfalls im Fall einer möglichen Übernahme der Gesellschaft wäre es denkbar, dass die freien Aktionäre in der Form eines hohen Übernahmeangebots profitieren. Dieses ist aber aktuell nicht in Sicht.

SPI-Musterdepot: Flughafen Zürich – der Airport Kloten ist weiter im Höhenflug

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Der Flughafen Zürich ist weiter im Aufwind. Bild: Flughafen Zürich

„Erstens kommt es anders und zweitens als gedacht“ – diese Erkenntnis des Altmeisters der Börse André Kostolany konnten wir in den letzten Wochen bei der Aktie von Burckhardt Compression beobachten. Obwohl der Maschinenbauer seine 2014er-Zahlen noch gar nicht präsentiert hatte, prallte der Kurs am Widerstand bei 450 CHF massiv nach unten ab. Wir hatten eher mit einem Durchbrechen der Mauer und einen weiteren Sprung nach oben gerechnet.

Bei Vorlage der Zahlen eine Woche später hatte der Titel aber bereits 10% an Wert verloren. Dabei waren die Zahlen des Konzerns aus Winterthur grundsolide. So steigerte der Spezialist für Kolbenkompressoren seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 6.4% auf 473.6 Mio. CHF.

Burckhardt Compression – übertriebener Kursrückgang

Das war zwar etwas weniger, als die noch im Februar prognostizierten „rund +10%“, doch berücksichtigt werden muss dabei natürlich auch, dass Burckhardt Compression Umsätze erst verbucht, wenn eine Maschine die Fabrik verlassen hat und verschifft wurde. Wenn es noch Aufträge gibt, die noch abgearbeitet werden, zeigt sich das eben nicht in der Erfolgsrechnung. Zudem gab es in der Sparte der Compressor Systems kundenseitige Verschiebungen einiger grosser Projekte, was einen Umsatzrückgang von 7.9% in dem Segment zur Folge hatte.

Unter dem Strich steigerte der Maschinenbauer seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr jedoch um 6.9% auf 16.93 CHF je Aktie und lag damit über den eigenen Prognosen vom Februar. Damals hatte das Management noch einen Nettogewinn „ungefähr auf Vorjahresniveau“ angekündigt. Da Burckhardt Compression seinen Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf über 500 Mio. CHF steigern und den Nettogewinn ebenfalls erhöhen will, scheint der massive Kursrückgang um fast 20% seit Anfang Juni deutlich übertrieben und könnte damit eine gute Gelegenheit zum Einstieg bieten.

Valiant – starker Lauf seit der Generalversammlung

Erfreuliche Kursgewinne in einem schwachen Börsenumfeld gab es dagegen bei Valiant. Die Aktie der Bank kletterte im Juni um rund 10%. Die Kurssteigerungen sind umso erstaunlicher, als die Generalversammlung des Unternehmens mit der folgenden Dividendenzahlung erst kurz zuvor stattgefunden hatten und nach dem hohen Dividendenabschlag von rund 4% bei dividendenstarken Titeln häufig eine Kurserosion über Wochen oder gar Monate zu beobachten ist.

Dabei gab es bei Valiant abgesehen vom angekündigten Ausscheiden des stellvertretenden CEO Martin Gafner per Ende März 2016 nicht einmal nennenswerte Unternehmensmeldungen. Wegen der relativen Stärke der Aktie im schwachen Börsenumfeld setzen Anleger darauf, dass der Titel bei besserer Stimmung der Anleger schnell die 100 CHF-Marke knacken kann.

Carlo Gavazzi – Berg- und Talfahrt der Aktie und hohe Dividende

Zur Berg- und Talfahrt kam es in den letzten Wochen bei der Aktie von Carlo Gavazzi. Nachdem der Kurs des Elektrospezialisten im Vorfeld der Präsentation der Jahreszahlen zwischenzeitlich innert weniger Tage um bis zu 10% gefallen war, kam es nach Vorlage der Ergebnisse 2014/15 zur raschen Kurserholung. Immerhin konnte der Konzern aus Steinhausen nicht nur seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 1.9% auf 137.2 Mio. CHF ausbauen, sondern auch den Jahresüberschuss um 9.8% auf 12.3 Mio. CHF steigern.

Der Anstieg des Gewinns um 1.1 Mio. CHF ging dabei vor allem auf das Konto eines Währungsgewinns in Höhe von 1.0 Mio. CHF wegen der Schwäche des EUR im Verhältnis zum USD. Auf die Aktionäre wartet nach der Generalversammlung am 28. Juli eine hohe Dividende von 12.0 CHF je Aktie – Rendite 5.2%. Da die Elektronikgruppe Unternehmen zukaufen will und aus dem starken Franken lediglich Translationseffekte – also Umrechnungseffekte in der Bilanz auf CHF-Basis – erwartet, ist auch für das laufende Jahr 2015/16 mit einer ähnlich hohen Zahlung zu rechnen. Wegen der hohen Dividendenrendite ist die Aktie noch lange nicht ausgereizt.

Flughafen Zürich – Zahl der Passagiere steigt weiter

Auch bei Musterdepotwert Flughafen Zürich scheinen noch höhere Kurse möglich. Konnte der Betreiber des Airport Kloten schon in den ersten Monaten des Jahres weiter steigende Passagierzahlen ausweisen, so verbuchte das Unternehmen auch im Mai bessere Flugdaten. So stieg die Zahl der Passagiere im Mai um 6.2% auf 2.3 Mio. Personen. Bis zur Präsentation der Halbjahreszahlen am 3. September ist zwar noch etwa hin, doch möglicherweise schafft die Aktie bei wieder verbesserter Börsenstimmung schon im Vorfeld der Daten den Sprung über den Widerstand bei 750 CHF. Der Höhenflug der Aktie dürfte auf jeden Fall noch nicht zu Ende sein.

Insgesamt hielt sich das Depot im Juni etwas stärker als der SMI. Denn während der breite Aktienmarkt in dem Monat bei der Performance seit Jahresanfang – YTD, year to date – einen Rückgang um 3.9 Prozentpunkte verkraften musste, verbuchten die zehn Titel im Portfolio nur einen Rückgang der YTD-Performance um 3.6 Prozentpunkte auf 0.8%.

 

Musterdepot 2015 SPI-Extra-Werte “schweizeraktien.net”

Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 92 100 135 12.420,00 11,4%
1233742 Micronas Semiconductor 5,89 5,52 8 1800 9.936,00 -6,3%
243217 Bucher Industries 245,60 238,8 295 41 9.790,80 -2,8%
1056796 Flughafen Zürich 687,00 746 780 15 11.190,00 8,6%
2553602 Burckhardt Compression 385,00 375 490 26 9.750,00 -2,6%
367144 Rieter 161,50 154 225 62 9.548,00 -4,6%
1100359 Carlo Gavazzi 228,20 230 275 44 10.120,00 0,8%
2620586 Looser Holding 63,70 51,25 85 156 7.995,00 -19,5%
1226836 Kudelski 12,85 13,45 17 780 10.491,00 4,7%
579566 Schmolz + Bickenbach 1,08 0,84 1,5 9250 7.770,00 -22,2%
Cash 1.762,54
Performance gesamt 100.773,34
0,8%
SMI 9105,70 9007,50 -1,1%
Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 26.6.15

 

Cendres+Métaux: Verschärftes Marktumfeld erfordert neue Organisationsstruktur

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Der Hauptsitz der Cendres+Métaux-Gruppe in Biel. Bid: www.cmsa.ch
Der Hauptsitz der Cendres+Métaux-Gruppe in Biel. Bid: www.cmsa.ch

Aufgrund verschärfter nationaler Rahmenbedingungen und eines sich verändernden internationalen Marktumfelds hat der in Biel ansässige Edelmetallverarbeiter Cendres+Métaux SA beschlossen, ab 1. Juli eine neue Organisationsstruktur einzuführen. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung bekannt gab, werden im Rahmen eines Effizienzsteigerungsprogrammes die beiden Bereiche Medical und Dental zu einem einzigen Medtech-Bereich fusioniert. Neuer Leiter des Bereiches werde C+M-Verwaltungsratsmitglied Arne-Christian Faisst. Der Medtech-Experte war zehn Jahre CEO der Orthopädietechnik-Firma Mathys. Die bisherigen Bereichsleiter Doris Göser (Dental) und Daniel Schütz (Medical) sowie die Geschäftsführer der ausländischen Gesellschaften würden an Faisst berichten. Im Geschäftsjahr 2013/14 erzielten die beiden Bereiche zusammen rund zwei Drittel der Bruttomarge der C+M-Gruppe in Höhe von 66.7 Mio. CHF.

Zudem werde mit der Neustrukturierung die Geschäftsleitung von sieben auf vier Mitglieder verkleinert, so die Mitteilung. Neben dem bisherigen CEO Claudio Penna würden Arne-Christian Faisst sowie Finanzchef Ralf Novacek dem neuen Leitungsgremium angehören. Zusätzlich werde Penna interimistisch die Position des COO übernehmen, die zu einem späteren Zeitpunkt neu besetzt werden soll. Die übrigen vier Mitglieder der bisherigen Unternehmensleitung würden künftig der erweiterten Geschäftsleitung angehören.

Leichtes Wachstum in der Uhrensparte erwartet

In der Luxus-Sparte, hier ist C+M als Zulieferer für die Uhren- und Schmuckindustrie (Watches/Jewellery) sowie im Schmelzen von Edelmetallen (Refining) tätig, berichtet das Unternehmen von einer unterschiedlichen Entwicklung als Folge der Verwerfungen am Devisenmarkt. Im Geschäft mit der Uhrenindustrie sei mit einem leichten Wachstum gegenüber dem Vorjahr zu rechnen, so C+M in der Mitteilung. Der deutlich kleinere Bereich Jewellery sei hingegen stark von der Euroschwäche betroffen und werde die gesteckten Ziele nicht erreichen. Im Bereich Refining seien die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr hingegen stabil.

Die Aktien der Cendres+Métaux SA werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 7’300 CHF für eine Namenaktie bezahlt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs fast 13% verloren.

Zur Medienmitteilung: http://www.cmsa.ch/Group/News/Pressemitteilung-26062015 

Bernexpo Groupe: Guter Start ins 2015 – Fokus auf Rentabilität und Effizienz

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Nicolas Markwalder verabschiedete sich nach zwölf Jahren an der Spitze der Bernexpo Groupe. Bild: zvg
Nicolas Markwalder verabschiedete sich nach zwölf Jahren an der Spitze der Bernexpo Groupe. Bild: zvg
Nicolas Markwalder verabschiedete sich nach zwölf Jahren an der Spitze der Bernexpo Groupe. Bild: zvg

Nicolas Markwalder hatte an der Generalversammlung der Bernexpo Holding AG ein leichtes Spiel. Denn der Verwaltungsratspräsident des Berner Messe- und Eventveranstalters konnte für sein letztes volles Amtsjahr den anwesenden Aktionären nochmals ein Glanzresultat präsentieren. Mit einem Rekordumsatz von 62.3 Mio. CHF und einem Betriebsergebnis (EBIT) von 7.4 Mio. CHF war 2014 das beste Geschäftsjahr in der langjährigen Geschichte der Gesellschaft (siehe auch Blog-Beitrag vom 27. März 2015). Markwalder erntete nicht nur Applaus für das gute Geschäftsergebnis, sondern auch für die Sanierungsarbeit, die er zu Beginn seiner Amtszeit geleistet hatte. Er war massgeblich an der Neuausrichtung der früheren BEA Bernexpo zur Bernexpo Groupe beteiligt. Die Aktionäre dürfen sich angesichts der guten Entwicklung wieder über die Ausschüttung einer unveränderten Dividende in Höhe von 15 CHF je Aktie freuen. Nach zwölf Jahren trat Markwalder als Präsident des Verwaltungsrats zurück und übergab das Amt an Franziska von Weissenfluh.

Intensives erstes Halbjahr

Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurden zudem die Juristin Ines Pöschel und der Finanzfachmann Dominique Schmid. Franziska von Weissenfluh machte in ihrer Antrittsrede als Präsidentin des Verwaltungsrates deutlich, dass sie die von Markwalder verfolgte Strategie weiter fortsetzen werde. CEO Roland Brand berichtete in einer kurzen Ansprache vor den Aktionären von einem „intensiven 1. Halbjahr“. Auch das 2. Semester sei vollgepackt mit Veranstaltungen. Insgesamt sei die Bernexpo Groupe im laufenden Geschäftsjahr jedoch auf Kurs. Er kündigte an, einen Umsatz in „ähnlicher Höhe wie im entsprechenden Vergleichsjahr 2013“ erreichen zu wollen. Allerdings wies er auch auf die schwieriger gewordene Situation seit dem Wegfall der Wechselkursuntergrenze für den Euro am 15. Januar hin. „Es werden grössere Anstrengungen nötig sein, um das Ergebnis zu erreichen“, so Brand.

Zwei Bildungsmessen ab 2016 in Bern

Dass der Messe- und Kongressstandort Bern auch in einem schwierigen Umfeld Erfolge verzeichnen kann, zeigt das Beispiel der Bildungsmessen Didacta Suisse und Worlddidac, die beide ab 2016 in Bern stattfinden werden. Gemäss Roland Brand habe sich Bern gegen Standorte wie Basel, Stuttgart, Dubai und Singapur durchgesetzt. Für die kommenden Jahre rechnet Brand mit einer weiterhin positiven Entwicklung. Ziel sei es unter anderem, die Rentabilität und Effizienz der einzelnen Produkte weiter zu steigern und die zyklischen Unterschiede im Geschäftsgang der geraden und ungeraden Jahre noch besser auszugleichen. Zudem müsse man die Geschäftsmodelle an die Digitalisierung anpassen. Zum Neubauprojekt BElive Center sagte Brand, dass die Konzeptionsphase nun abgeschlossen sei und man sich in der Phase der Finanzierungsevaluation befinde. Ein wichtiger Meilenstein war in diesem Zusammenhang die Zusage von Stadt und Kanton Bern, die Finanzierung des Projektes mit je 15 Mio. CHF unterstützen zu wollen (siehe Blog-Beitrag vom 12. Mai 2015). Brand wies darauf hin, dass mit der Projektierung erst begonnen werde, wenn die Finanzierungsevaluation abgeschlossen sei.

Obwohl die Folgen der Euroschwäche das Geschäft der Bernexpo Holding AG mittelfristig beeinflussen dürften, so ist für das laufende Jahr nochmals mit einer stabilen Geschäftsentwicklung zu rechnen. Sofern sich Umsatz und Ergebnis auf der Höhe von 2014 oder leicht darunter einpendeln, wäre die Aktie bei Kursen um die 465 CHF, die zuletzt auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gezahlt wurden, mit einem sehr günstigen Kurs/Gewinn-Verhältnis von knapp 8 bewertet. Auch die Dividendenrendite ist mit über 3% attraktiv. Selbst wenn der Gewinn aufgrund einer Schwäche in 2016 einmal zurückgeht, dürfte der Aktienkurs nach unten abgesichert sein. Mittelfristig könnte sich der Kurs auch dem Buchwert von derzeit 538 CHF annähern.

Beau-Rivage Palace Lausanne: Gewinn in 2014 verdoppelt – Renovation der Zimmer abgeschlossen

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Von der Terasse des Beau-Rivage Palaces bietet sich den Gästen ein herrlicher Ausblick auf den Genfer See. Quelle: Beau-Rivage Palace SA
Von der Terasse des Beau-Rivage Palaces bietet sich den Gästen ein herrlicher Ausblick auf den Genfer See. Quelle: Beau-Rivage Palace SA
Von der Terasse des Beau-Rivage Palaces bietet sich den Gästen ein herrlicher Ausblick auf den Genfer See. Quelle: Beau-Rivage Palace SA

Die Beau-Rivage Palace SA (BRP) in Lausanne konnte im Geschäftsjahr 2014 nach zwei Jahren mit rückläufigen Erträgen wieder ein Umsatzplus von 3.8% auf 59.4 Mio. CHF erwirtschaften. Wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht schreibt, sei der Rückgang in den Vorjahren massgeblich auf die Renovationsarbeiten im Beau-Rivage Palace zurückzuführen. Seit der zweiten Hälfte Mai 2014 steht den Gästen ein komplett renovierter Flügel mit 98 Zimmern zur Verfügung. Gleichzeitig waren seitdem alle der insgesamt 168 Zimmer vollumfänglich verfügbar. Die extrem positiven Kommentare der Gäste zu den erneuerten Zimmern bewegen die Gesellschaft dazu, die Erneuerung der Zimmer des zweiten Flügels, die 15 Jahre zurückliegt, zu planen. Im Berichtsjahr konnte die BRP vor allem bei den Individualkunden mit einem Plus von 12% zulegen. Im Gruppen- und Konferenzgeschäft verzeichnete die Gesellschaft stabile Einkünfte.

Herausforderung hohe Schweizer Preise

Für die Gesellschaft weitaus wichtiger als die guten Zahlen des Vorjahres bezeichnete der VR-Präsident François Carrard die zukünftigen Herausforderungen, mit denen sich die Geselslchaft konfrontiert sieht. An erster Stelle ist die globale Entwicklung des Tourismusgeschäfts mit sehr tiefen Flugpreisen und den sehr attraktiven klimatischen Bedingungen und Services für Reisende besonders in den asiatischen Ländern. Wegen der tiefen Preise können Reisende nahezu überall hin in der Welt reisen und dabei von den unterschiedlichen Leistungen der Hotellerie in den Destinationen profitieren. Die zweite Herausforderung stellen die hohen Preise in der Schweiz dar. Diesen Einflüssen ist die BRP ausgesetzt. Um dennoch erfolgreich bleiben zu können, setzt die Geschäftsleitung auf die Qualität der Services, die auf einem Spitzenniveau zu liegen kommen. Als Paradox bezeichnet Carrard die Destination Lausanne. Auf der einen Seite besitzt der Ort ein sehr grosses internationales Renommée, auf der anderen Seite aber ist Lausanne eine kleine Stadt mit Nachteilen. Diese bestehen darin, dass der Ort von den Touristen als langweilig eingestuft wird und die Öffnungszeiten der Geschäfte besonders für die internationalen Kunden unattraktiv sind. Als vierte und letzte Herausforderung angesehen wird die Eröffnung des Hotels Royal Savoy im Sommer 2015. Dank der Familie Sandoz als Ankeraktionär verfügt die BRP über eine starke Positionierung, die es ihr erlaubt, diese zu stärken. Die Familie Sandoz hat das Hotel Palace in Lausanne und das Schloss Ouchy erworben. Auch wenn dies keine direkten Auswirkungen auf die BRP hat, werden Synergien aus einer gemeinsamen Strategie der Betriebe für die Destination Lausanne erwartet.

Auslastung im Beau-Rivage um 3.3% auf 56.8% erhöht

Im 5-Sterne Haus Beau-Rivage Palace war der Jahresauftakt 2014 von den Renovationsarbeiten für 50 Zimmer belastet. Dennoch gelang es dank des Syriengipfels im Januar, einer gut gelegenen Ramadan-Zeit und Incentives-Reisen amerikanischer Firmen, die Auslastung der Zimmer gegenüber dem Vorjahr um 3.3% auf 56.8% zu erhöhen bei einem um 12 CHF auf 561 gestiegenen durchschnittlichen Zimmerpreis. Bei den Gästesegmenten entwickelten sich die Geschäftskunden mit einem Plus von 10% nach einem deutlichen Minus im Vorjahr erfreulich. Das wichtigste Gästesegment mit 57% der Übernachtungen stellen die Individualreisenden dar, die ein Umsatzplus von 7.5% bei einem Zimmerpreis von 612 CHF erzielten. Insgesamt stiegen die Übernachtungszahlen um 6.3%, was zu einem Umsatzplus von 4.7% auf 49.2 Mio. CHF führte. Das Plus basiert vor allem auf den um 8.7% auf 19.7 Mio. CHF gestiegenen Erträgen aus dem Beherbergungsgeschäft. Deutlich schwächer fiel das Plus aus dem Restaurationsgeschäft mit 1.9% auf 21.7 Mio. CHF aus, während sich die sonstigen Erträge vor allem dank des Spas um 3.2% auf 7.8 Mio. CHF erhöhten. Auf der Kostenseite gelang es, die Materialkosten um 0.5% auf 6.6 Mio. CHF zu senken, während die Personalkosten infolge der Aufstockung der Personals wegen des grösseren Gästeaufkommens um 4.3% auf 18 Mio. CHF anstiegen. Bei unveränderten direkten Betriebskosten resultierte ein Anstieg des Bruttogewinns von 8% auf 20.5 Mio. CHF.

Zimmerauslastung im Angleterre geht leicht zurück

Im Angleterre & Residence, dem 4-Sterne-Haus der BRP verzeichnete die Gesellschaft ein schwieriges Jahr. Trotz eines gleichbleibenden durchschnittlichen Zimmerpreises von 271 CHF fiel die Zimmerauslastung von 70.8% im Vorjahr auf 68.6%. Schwach entwickelte sich vor allem das Geschäft mit den Individualreisenden trotz günstigerer Tarife. Den Rückgang federte die positive Entwicklung bei den Geschäftsreisenden ab. In der Summe resultierte ein Rückgang der Einnahmen aus dem Beherbergungsgeschäft von 3.1% auf 5.15 Mio. CHF. Als Lichtblick erwies sich das Restaurationsgeschäft, das mit einem Plus von 2% auf 4.7 Mio. CHF aufwartete. Insgesamt gingen die Einnahmen des Angleterre um 0.7% auf 10.2 Mio. CHF zurück. Während die Materialaufwendungen infolge des Mehrumsatzes im Restaurationsgeschäft um 1.6% auf 1.3 Mio. CHF stiegen, konnten die Personalkosten um 3.1% auf 3.4 Mio. CHF reduziert werden. So resultierte bei direkten Betriebskosten in Vorjahreshöhe von 400’000 CHF ein gegenüber 2013 leicht erhöhter Bruttogewinn von knapp 5.1 Mio. CHF.

Bruttogewinn legt um 21.2% auf knapp 11 Mio. CHF zu

Auf Konzernebene verzeichnete die BRP nach Eliminierung der Konsolidierungseffekte einen Anstieg des Bruttogewinns von 21.2% auf knapp 11 Mio. CHF. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen stieg um 24.2% auf 9.7 Mio. CHF an. Wegen der Investitionen in die Zimmererneuerung stiegen die Sachabschreibungen um gut 1.2 Mio. CHF auf 6.6 Mio. CHF an. Im Ergebnis resultierte ein Plus des EBIT von 26% auf 3.1 Mio. CHF. Trotz des Anstiegs der um Kundenvorauszahlungen und sonstigen kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten bereinigten Schulden um 5.5 Mio. CHF auf 80.5 Mio. CHF sanken die Zinskosten um 3.2% auf 1.6 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte die BRP trotz der um 150’000 CHF auf 340’000 CHF angestiegenen Steueraufwendungen einen gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelten Gewinn von 1.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 2 CHF pro Aktie.

Atomverhandlungen USA/Iran erhöhten Belegung im März kräftig

Zum Jahresauftakt 2015 setzte sich die im vierten Quartal 2014 beobachtete Tendenz einer unterschiedlichen Entwicklung der beiden Häuser fort. Während sich das Beau-Rivage Palace dank der wiederkehrenden zahlungskräftigen individuellen Gäste positiv entwickelt, leidet das Angleterre unter dem starken Preisdruck auf die 4-Sterne-Hotels. Als „Bombe“ für den Tourismussektor bezeichnet die Gesellschaft die Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar 2015. Es ist noch zu früh, um die Auswirkungen dieses Entscheids zu bestimmen. Allerdings wird die BRP betroffen sein. Im Bereich des Gruppen- und Konferenzgeschäfts sind die Preisverhandlungen strenger und Konzessionen für bereits abgeschlossene Buchungen sind notwendig. Im März 2015 konnte die BRP die Verhandlungsdelegationen der USA und Iran anlässlich der Atomverhandlungen beherbergen. Dank dieses Events konnte das Beau-Rivage Palace bis Ende März eine Belegungsrate von 49% nach 35% im Vorjahr bei einem gleichbleibenden durchschnittlichen Zimmerpreis von 547 CHF verbuchen. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Angleterre mit einer Belegungsrate von 62% und einem Zimmerpreis von 263 CHF, was dem Vorjahreswert entspricht. Wegen des sehr kurzfristigen Buchungsverhaltens werden keine weiteren Prognosen für die Zukunft abgegeben. Allerdings wird die für den Sommer 2015 geplante Eröffnung des Hotels Royal Savoy den Lausanner Hotelmarkt im Bereich der 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotellerie verändern. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Geschäftsentwicklung der BRP sind die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Mit einer Erweiterung des erfolgreichen japanischen Restaurants will die BRP vom anhaltenden Erfolg des im 2007 eröffneten Restaurants profitieren.

Die Geschäftszahlen der BRP für 2014 fallen insgesamt erfreulich aus. Nur ein leichter Schatten auf das Ergebnis des vor allem dank des 5-Sterne-Hauses erfolgreichen Unternehmens wirft die schwierige Situation des 4-Sterne-Betriebs. Profitieren konnte die Gesellschaft auch von den höheren Restaurationserträgen, was angesichts des von Wetterkapriolen geprägten Sommers 2014 positiv erstaunt. Die BRP betreibt ein Terrasenrestaurant, das bei schlechtem Wetter nur sehr rudimentär besucht werden dürfte. Die Bilanzkennzahlen können angesichts der Renovationen mit einer Eigenmittelausstattung von rund 40% als nicht nur im Branchenvergleich gesund angesehen werden. Zudem verfügt die Gesellschaft mit der Familie Sandoz über einen starken Ankeraktionär, der die BRP tatkräftig unterstützt. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Finanzierungskosten. Aus der Höhe der echten Verschuldung in Höhe von 80.5 Mio. CHF in der Form von Krediten und Finanzierungskosten von 1.6 Mio. CHF lässt sich ein Zinsaufwand von rund 2% ermitteln. Auch wenn dieser Wert effektiv wegen der teilweise erst im Lauf des Jahres 2014 aufgenommenen Mittel etwas höher liegen dürfte, ist ein derart tiefer Wert in der Hotelbranche derzeit kaum erzielbar. Die Banken sind bei der Kreditvergabe an Hotelbetriebe sehr restriktiv und verlangen zudem in der Regel hohe Zinsen. Dass dies bei der BRP nicht der Fall ist, dürfte vor allem auf den Ankeraktionär zurückzuführen sein, der zumindest indirekt helfend zur Seite gestanden haben dürfte. Auch der Kauf des Hotels Palaces in Lausanne und des Schloss Ouchy kommt der BRP zugute. Nicht nur Synergien beim Einkauf und der Verwaltung dürften möglich sein, sondern auch eine gemeinsame Vermarktung der Betriebe anstatt, dass diese versuchen, sich gegenseitig Kunden abzujagen.

Die Aktien der BRP werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 205 CHF weisen die Titel ein sehr hohes KGV von über 80 und eine tiefe Dividendenrendite von knapp 1% auf. Auch gegenüber dem Buchwert weisen die Papiere ein Agio von über 60% auf. Somit erscheinen die Aktien angesichts dieser Kennzahlen als keinesfalls günstig. Ein anderes Licht auf die Papiere wirft indessen ein Blick auf den Substanzwert. Als Indiz kann der Brandversicherungswert der Gebäude dienen. Auch wenn dieser nach einer Neueinschätzung durch die Gebäudeversicherung per Jahresende 2014 trotz der Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 100 Mio. CHF auf 247.5 Mio. CHF reduziert wurde, dürfte das Sachanlagevermögen erhebliche stille Reserven beinhalten. Gemäss der Darstellung des Geschäftsberichts beträgt das Sachanlagevermögen 142 Mio. CHF, wovon 54.1 Mio. CHF auf Teile an Grundstücken und Gebäuden, die nicht abgeschrieben werden, entfallen. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass es sich hierbei um Grundstückswerte handelt, die nicht in den Brandversicherungswerten enthalten sind. Dies lässt ebenso wie der den Wert der Sachanlagen um gut 100 Mio. CHF übersteigende Brandversicherungswert nicht unerhebliche stille Reserven vermuten. Somit dürfte der aktuelle Aktienkurs im Hinblick auf den Substanzwert eher günstig sein. Eine Realisierung der hohen Reserven erscheint indessen angesichts des langfristig agierenden Mehrheitsaktionärs, der am Hotelbetrieb festhält, als nicht denkbar. Für die freien Aktionäre bleibt indessen die attraktive Naturaldividende in der Form eines Apéro Riche bei der GV.

Stephanie Oetterli, VRP Raurica Wald: „In der Forstwirtschaft ist der Nachhaltigkeitsgedanke tief verankert“

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Stephanie Oetterli Lüthi, VR-Präsidentin Raurica Wald AG. Bild: zvg
Stephanie Oetterli Lüthi, VR-Präsidentin Raurica Wald AG. Bild: zvg
Stephanie Oetterli Lüthi, VR-Präsidentin Raurica Wald AG. Bild: zvg

Im Dezember 2014 wurden die Namenaktien Serie-B der Raurica Wald AG auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gelistet (Blog-Beitrag Raurica Wald AG vom 3. Dezember 2014). Mit dem Jahresbericht 2014 Raurica Wald AG legte die Gesellschaft, die mit ihren Beteiligungen entlang der Wertschöpfungskette in der Forstindustrie tätig ist, erstmals einen Konzernabschluss vor. Laut diesem Abschluss betrug der Gesamtumsatz der Gruppe in 2014 rund 15 Mio. CHF. Neben dem Personalaufwand in Höhe von 728’000 CHF waren der Unterhalt für die Sachanlagen und die Abschreibungen mit jeweils 1.1 Mio. CHF die grössten Positionen im Geschäftsaufwand. Der Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) lag bei 4.3 Mio. CHF und das Betriebsergebnis (EBIT) bei 3.6 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn von rund 2.7 Mio. CHF. Die Raurica Wald AG konnte als Muttergesellschaft Beteiligungserträge in Höhe von 1 Mio. CHF verbuchen, so dass die Aktionäre an der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 15 CHF je Aktie beschliessen konnten.

Obwohl das Aktionariat zu 80% aus Waldbesitzern besteht, sucht das Unternehmen zusätzliche Investoren und verfolgt daher auch klare Renditeziele. Gegenüber schweizeraktien.net erklärte Verwaltungsratspräsidentin Stephanie Oetterli Lüthi, warum diese Öffnung erfolgt ist und welche Zukunftspläne für die Raurica Wald AG bestehen. Mögliche Zielkonflikte zwischen den Waldbesitzern und Finanzinvestoren sieht die Gemeindepräsidentin von Ramlinsburg nicht.

Frau Oetterli, Raurica Wald war seit der Gründung im Jahr 2004 ein Unternehmen der Waldbesitzer. Deren Interesse war und ist es, das Waldholz zu vermarkten. Warum hat sich die Gesellschaft nun für andere Investoren geöffnet?
Die Öffnung erfolge aufgrund des grösseren Kapitalbedarfs für Zukunftsprojekte. Viele Nordwestschweizer Waldbesitzer verfügen bereits über hohe Aktienbestände der Raurica Wald AG. Die meisten Bürgergemeinden haben nicht unbeschränkte Mittel zur Verfügung. Daher fallen weitere finanzielle Anlagen von der bisherigen Waldbesitzern tiefer aus, als vor zehn Jahren bei der Gründung der Raurica Wald AG. Auch innerhalb des Aktionärskreises wurde dieser Schritt aufgrund der Handelbarkeit der Aktien der Serie B sehr positiv aufgefasst.

Welche Art von Investoren möchten Sie gewinnen?
Wir streben nachhaltig orientierte Investoren an, welche in eine innovative Unternehmung der Waldbesitzer investieren wollen. In der Forstwirtschaft ist der Nachhaltigkeitsgedanke tief verankert. Dies wiederspiegelt sich in unserer Vision und den täglichen Entscheidungen die wir treffen. Die Raurica Wald AG bietet den Anlegern die Möglichkeit, in eine Unternehmung zu investieren, welche den nachwachsenden Rohstoff Holz besitzt und nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit wirtschaftet. Wir suchen Anleger, die diese Philosophie teilen und ihr Geld langfristig anlegen wollen.

Wie hat sich das Aktionariat seit dem Listing auf OTC-X verändert?
Seit der Öffnung des Aktionariats haben sich die Aktienkäufe von Privatpersonen ohne direkten Bezug zu der Forstwirtschaft erhöht. Gemäss Aussagen von neuen Aktionären wird die Flexibilität über die Handelbarkeit sehr geschätzt.

In Ihren Unterlagen und an der Generalversammlung haben Sie immer wieder betont, dass Raurica Wald ein Unternehmen der Waldbesitzer ist. Diese bestimmen über die Namenaktien der Serie-A mit 80% der Stimmen die Geschäftspolitik. Was tun Sie, damit die Serie-B-Aktionäre nicht Anteilseigener 2. Klasse werden?
Aktionäre, welche Aktien der Serie-B besitzen, haben die gleichen Rechte wie diese der Serie-A. Das heisst, sie haben dieselben Stimmrechte und sind den Aktionären der Serie-A gleichgestellt. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Die Waldbesitzer haben der Öffnung des Aktionariats zugestimmt und kennen die Interessen der Investoren, da sie auch selbst Renditeziele auf ihren Anlagen fordern. Seit der Gründung verfolgt Raurica Wald AG wirtschaftliche Interessen im Sinne der Waldbesitzer. Dies wiederspiegelt sich in der Firmenentwicklung, was sich in unseren Abschlüssen zeigt.

Wie lösen Sie möglich Interessenskonflikte? Der freie Aktionär ist an einer möglichst hohen Rendite interessiert, während für die Waldbesitzer vor allen Dingen ein guter Holzpreis wichtig ist.
Mit einer ausgewogenen Bedienung der Interessen schaffen wir auf allen Seiten Gewinner. Wir bezahlen den Waldbesitzern faire Preise für den Holzverkauf und sind gleichzeitig darauf bedacht, den Aktionären eine stabile Rendite zuzusichern. Zusätzliche Investitionen in die Wertschöpfungskette kommen auch allen Beteiligten zu Gute. Indem die Raurica Wald AG sicherstellt, dass die Holzlieferanten einen fairen Preis für ihr Holz erhalten, handeln wir im Interesse einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, was mittelfristig auch der Raurica Wald AG dienen wird.

2014 haben Sie ein Rekordergebnis erzielt. Wie ist das Geschäftsjahr 2015 angelaufen und welche Erwartungen haben Sie in den einzelnen Bereichen?
Die Holzkraftwerk Basel AG konnte bis auf wenige Ausnahmen, zu denen die warmen Feiertage im Mai gehören, störungsfrei bis anfangs Juni betrieben werden. Alle drei Firmen profitieren von langen Heizperioden. Die aktuellen Entwicklungen bewegen sich innerhalb der Erwartungen. Entscheidend für das Heizkraftwerk ist der Witterungsverlauf im Herbst. In der Holzvermarktung zeichnen sich im ersten Halbjahr weiterhin hohe Stammholzverkäufe ab. Das Marktumfeld im Altholzrecycling hat sich aufgrund eines grossen Überangebotes verschlechtert. Bereits getätigte Investitionen zur Diversifizierung der Produkte tragen dazu bei, neue Kunden zu gewinnen, um Marktschwankungen besser abzufedern.

An der Generalversammlung haben Sie erwähnt, dass der schwache Euro das Importholz aus dem nahegelegenen Deutschland und Frankreich deutlich günstiger gemacht hat. Welchen Einfluss wird dies auf das Geschäftsjahr 2015 haben? Die einheimischen Sägereien haben damit schwer zu kämpfen. Seitdem die Nationalbank die Stützung des Euro Wechselkurses im Januar aufgehoben hatte, konnte die Raurica Holzvermarktung AG durch einen Pilotversuch mit dem Export von Stammholz nach Asien die Verkaufsmengen zu für uns attraktiven Preisen steigern.

Den grössten Anteil der Erträge bringt derzeit die 51%ige Beteiligung am HKW Basel. Gibt es die Möglichkeit, sich an einem weiteren Holzkraftwerk zu beteiligen?
Die Struktur und die strategische Ausrichtung der Raurica Wald AG lassen weitere Beteiligungen problemlos zu. Es entspricht unserer Strategie, uns an weiteren Holzkraftwerken zu beteiligen und Verhandlungen sind bereits im Gange. In unseren Statuten steht folgender Zweckartikel: Die Raurica Wald AG bezweckt die Beteiligungen an und die Finanzierung von innovativen Unternehmungen, welche die nachhaltige Nutzung der regionalen Wälder fördern.

Sie haben an der GV ein genehmigtes Kapital beschlossen, um die Beteiligung an Fagus Jura ausbauen zu können. Wie hoch schätzen Sie hier die Risiken ein? Die Beteiligung an Fagus Jura hat ja Venture-Charakter.
Bei den Abklärungen für den Businessplan der Fagus Jura SA wurde spezielles Augenmerk auf die sorgfältige Marktabklärung, die Auslastung der Anlage und eine möglichst hohe Wertschöpfung aus dem eingesetzten Rohmaterial gelegt. Institutionen wie die Berner Fachhochschule für Architektur und Holz (BFH) Biel und verschiedenen Prüfstellen für Holz wurden in die Produktentwicklung und die Marktanalysen einbezogen. Im vorgestellten Business Plan sehen wir aber auch noch das Potenzial nach oben, was uns zuversichtlich stimmt.

Dennoch dürfte das Risiko nicht zu unterschätzen sein. Es geht hier immerhin um über 20 Mio. CHF. Deshalb haben wir eine Etappierung des Projektes vorgesehen, die sich risikomindernd auswirkt. In der ersten Investitionsetappe von rund 8 Mio. CHF werden Gebäude und Anlagen gebaut, welche eine hohe Flexibilität bezüglich Produkten und Märkten zulassen. Dies ermöglicht einen vorsichtigeren Markteinstieg, in dem Erfahrungen in der ersten Verarbeitungsstufe gesammelt werden können, bevor mit dem eigentlichen Leimholzwerk die zweite Etappe realisiert wird. Weiter wird die Raurica lediglich rund einen Viertel des Kapitals einbringen. Andere wichtige Aktionäre sind die Waldbesitzerorganisation ZürichHolz AG, das grösste Laubholzsägewerk die Firma Corbat SA sowie weitere Verbände und Unternehmen aus der Schweizer Wald-, Holz- und Bauwirtschaft. Diese werden durch ihren Teil des Engagements dafür sorgen, dass auch die anderen Teile der Wertschöpfungskette dieses Projekt mittragen und zum Erfolg führen wollen.

Welche Umsatz- und Ertragsziele auf Gruppenstufe verfolgen Sie mittelfristig?
Für uns sind Ertragsziele auf der Holdingebene sehr wichtig. So wollen wir für die Kapitalgeber eine langfristig interessante Dividende sicherstellen. Seit einigen Jahren können wir eine Dividende von 15 Franken je Aktie auszahlen und gleichzeitig in die Expansion investieren. Sollte ein weiteres grosses Heizkraftwerk beliefert werden können – was sehr realistisch ist -, sieht es für die Aktionäre der Raurica Wald AG sehr interessant aus.

Wie sieht Ihre Ausschüttungspolitik aus und wie wahren Sie hier die Interessen der reinen Finanzinvestoren? Gemäss unserem Finanzplan planen wir auch über die nächsten Jahre eine Ausschüttung von 3%. Wir wahren die Interessen der Finanzinvestoren, indem wir die Beibehaltung dieser attraktiven Rendite in unseren langfristigen Finanzzielen entsprechend festgehalten haben. Eine Verschiebung zugunsten der Holzpreise ist nicht vorgesehen.

Die erstmals vorgelegte Konzernrechnung der Raurica Wald AG bringt für die neuen und auch die bestehenden Investoren mehr Transparenz in die Firmengruppe. Aufgrund der vorlegten Zahlen ist auch eine Bewertung der Namenaktie Serie-B der Raurica Wald AG möglich. Diese wird auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB zu Aktienkurs Raurica Wald AGangeboten. Auf Basis der konsolidierten Kennzahlen beträgt der ausgewiesene Buchwert etwa 500 CHF je Aktie (inkl. versteuerter Rückstellungen in Höhe von 1 Mio. CHF). Der Gewinn pro Aktie beträgt 123.90 CHF. Daraus errechnet sich bei Kursen von 650 CHF ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter 6. Dies erscheint günstig. Die Dividendenrendite liegt bei einer Ausschüttung von 15 CHF je Aktie bei 2.3%. Da sämtliche Beteiligungen zum Anschaffungswert bilanziert wurden, ist davon auszugehen, dass zumindest bei der Holzkraftwerk Basel AG stille Reserven bestehen. Berücksichtigen sollten Anleger allerdings, dass gerade die Investitionen von Raurica in die Produktion von Buchen-Leimholz über die Fagus Jura SA Venture Charakter haben. Ebenso dürften auch andere Projekte, wie die mögliche Beteiligung an weiteren Holzkraftwerken, einen zusätzlichen Kapitalbedarf erfordern. Bis die neuen Projekte einen positiven Gewinnbeitrag leisten, sollte die Dividendenzahlung in Höhe 3% des Nominalwertes allerdings durch die Beteiligungserträge aus dem HKW Basel und der Raurica Holzvermarktung gesichert sein. Die Aktie ist daher für langfristig denkende Investoren als Anlage im Spektrum der nachhaltigen Investments interessant. Eine Affinität zum Thema Forstwirtschaft dürfte sich spätestens nach dem Besuch einer Generalversammlung der Raurica Wald AG einstellen.

Die Beteiligungen der Raurica Wald AG. Quelle: Geschäftsbericht 2014
Die Beteiligungen der Raurica Wald AG. Quelle: Geschäftsbericht 2014

Weiss+Appetito: Solide Entwicklung in 2015 – Euroschwäche und Telekomgeschäft bleiben Unsicherheitsfaktoren

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Saug und Blasfahrzeuge WeissAppetito
Saug- und Blasfahrzeuge von Weiss+Appetito im Einsatz. Bild: www.weissappetito.ch

Wer abseits der ausgetretenen Pfade eine längerfristige Investmentmöglichkeit in der Baubranche und im baunahen Bereich sucht, wird bei der in Bern ansässigen Weiss+Appetito Holding AG fündig. Das Unternehmen verfolgt seit dem Verkauf des Tief- und Strassenbaugeschäfts im Jahr 2011 eine Nischenstrategie. Im Fokus liegen acht Geschäftsfelder, darunter beispielweise Bausanierungen, Rohrleitungsbau und der Bau von Mobilfunknetzen. In den letzten Jahren erfolgte das Wachstum vor allen Dingen durch die Übernahme von Unternehmen in Nachfolgesituationen. Nach dieser Akquisitionsphase stehen nun Verbesserungen der Gewinnmargen im Fokus.

Rund 21% des Nettoertrages stammen aus Euroraum – Teilweise „natürliche Absicherung“

2014 stieg der Umsatz daher nur marginal auf 138.4 Mio. CHF. Es gelang zudem, die EBITDA-Marge von 5.2 auf 6.6% zu steigern. Der Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 9.1 Mio. CHF. Insgesamt verdiente die Gesellschaft im letzten Geschäftsjahr 4.1 Mio. CHF (siehe Blog-Beitrag vom 30. April). Ein Vergleich mit dem Vorjahr ist auf dieser Stufe allerdings nicht sinnvoll, da die Weiss+Appetito-Gruppe in 2014 die Rechnungslegung auf Swiss GAAP FER umgestellt hat. Auch im laufenden Jahr möchte sich die Gesellschaft weiterhin auf die Verbesserung der Margen konzentrieren. Allerdings wird dem Unternehmen in diesem Jahr die Euroschwäche zu schaffen machen. Rund 21% des Nettoertrages aus Lieferungen und Leistungen stammten 2014 aus dem Euroraum. Laut einer am 18. Juni publizierten Studie von OTC-X Research bestehe durch Forderungen und Finanzierungen in Euro eine gewisse „natürliche Absicherung“. Dennoch geht die Studie davon aus, dass Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung spürbar sein werden. Gemäss der Studie gibt sich das Unternehmen für 2015 vorsichtig optimistisch. Ende April habe der Umsatz über dem Budget, aber aufgrund der Witterungsverhältnisse unter dem Vorjahreswert gelegen. Aufgrund der aktuell rückläufigen Konjunktur in der Bauindustrie und der Eurokrise bestehe kurzfristig wenig Wachstumspotential. Mittelfristig könne der Baubereich von der steigenden Anzahl Renovationen profitieren. Unklar bleibe weiterhin die Entwicklung im Telekombereich.

Wegen der Euroschwäche sowie der abnehmenden Marktdynamik im Baubereich erwarten die Studienautoren für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang um 0.8% auf 137.4 Mio. CHF. EBITDA und Reingewinn dürften, dank weiterer Optimierungen, nur leicht zurückgehen. Sofern der Reingewinn wieder 4.1 Mio. CHF beträgt, wäre die Weiss+Appetito-Aktie bei Kursen um die 320 CHF mit einem sehr günstigen KGV von 5.4 bewertet. Zudem wird die Aktie derzeit mit einem Abschlag von über 30% auf den Buchwert gehandelt. Lediglich die Dividendenrendite ist mit 2.5% eher unterdurchschnittlich. Die Aktien eignen daher für unternehmerisch denkende Investoren, die am langfristigen Erfolg der Gesellschaft partizipieren möchten. Die Titel befinden sich auch im OTC-X Musterdepot von schweizeraktien.net.

Willisauer Bote: Umsatz der Seetaler Verlagsgruppe stagniert in 2014 bei 9 Mio. CHF – Dualstrategie Print und Digital

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Das Angebot an gedruckten Zeitungen ist regional ausgerichtet. Quelle: Holger Geissler
Das Angebot an gedruckten Zeitungen ist regional ausgerichtet. Quelle: Holger Geissler
Das Angebot an gedruckten Zeitungen ist regional ausgerichtet. Quelle: Holger Geissler

Die Willisauer Bote Medien und Print AG ist lediglich die operativ nicht tätige Dachholding der beiden Tochterfirmen SWS Medien AG Print und SWS Medien AG (je 100%). Zudem verwaltet die Holding die eigene Liegenschaft am Viehmarkt 1 in Willisau. Die Gesellschaft erstellt keine konsolidierte Rechnung und plant dies, wie der VR-Präsidenten Franz Wüest den Aktionären auf der GV in Ballwil erklärte, auch zukünftig nicht. Eine konsolidierte Rechnung wird voraussichtlich auch nach dem neuen Rechnungslegungsrecht, welches für das Jahr 2015 anzuwenden ist, nicht notwendig sein. Die Gesellschaft gibt die beiden Bezahlzeitungen Willisauer Bote und Seetaler Bote heraus. Im Jahr 2014 stieg die Gesellschaft mit der Übernahme der Dorf-Ziitig in den Markt der Gratiszeitungen ein. Diese neue Zeitung soll die bestehenden Produkte nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen.

SWS Medien AG: Verlagsgeschäft stagniert – Druck leicht im Plus

Im Bereich des in der SWS Medien AG angesiedelten Verlagsgeschäfts (Willisauer Bote, Seetaler Bote, Dorf-Ziitig)konnte sich die Gesellschaft dem allgemein rückläufigen Markttrend nur teilweise entziehen. Zwar gelang es, die Einnahmen aus den Abonnements nahezu auf den Werten des Vorjahres zu halten. Hingegen mussten im Bereich der Werbeumsätze Rückgänge verzeichnet werden, so dass die Nettoeinnahmen um 2.2% auf 4.2 Mio. CHF fielen. Auf der Ausgabenseite verharrten die übrigen Betriebs- und Personalaufwendungen auf dem Vorjahresniveau von 2.5 Mio. CHF. Hingegen gelangen bei den Material- und Betriebskosten Einsparungen von 5.2% auf knapp 1.4 Mio. CHF. Im Ergebnis resultiert dennoch ein leichtes Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 16’000 CHF auf 344’000 CHF. Dank tieferer Sachabschreibungen resultierte ein marginales Gewinnminus von 3’000 CHF auf 117’000 CHF.

Im Druckgeschäft, das ebenfalls in der SWS Medien AG zusammengefasst wird, erzielte die Gesellschaft ein leichtes Einnahmenplus auf Nettobasis von 1.1% auf 4.7 Mio. CHF. Wie der Geschäftsleiter Robert Lehmann auf der GV den Aktionären erklärte, sei das Plus trotz der Tiefpreisangebote aus dem Euroraum gelungen. Die Mehreinkünfte führten zu einem Plus der Personal- und sonstigen Betriebsaufwendungen von 2.3% auf 3 Mio. CHF. Noch etwas stärker stiegen mit plus 3% auf gut 1.3 Mio. CHF die Material- und Betriebskosten an. Im Ergebnis resultiert ein Minus des EBITDA von 55’000 CHF respektive minus 12.2% auf 403’000 CHF. Hierbei zu beachten ist auch, dass die Gesellschaft eine Druckmaschine, die sie vorher im Leasing hatte, per 1. Januar 2014 zu einem günstigen Preis übernehmen konnte, wie Lehmann ergänzte. Diese Maschine wurde im Berichtsjahr komplett revidiert, was der Gesellschaft Zeit für eine Ersatzbeschaffung gewährt und die Kosten senkt. Deutlich wird dies bereits im Jahresabschluss 2014 in der Form der um 106’000 CHF auf 241’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen. Diese sind auch massgeblich verantwortlich für den Anstieg des Reingewinns um 74’000 CHF auf 82’000 CHF.

Neue Tochter 360 Grad im Druckgeschäft

Mit der Gründung der Tochtergesellschaft 360 Grad wurde die Angebotspalette im Druckgeschäft ergänzt. Durch die Erweiterung der Palette im Bereich der Druckvorstufe und der Nachbereitung wandelt sich die Gesellschaft von einem reinen Druckunternehmen zu einem Dienstleister der Werbe- und Medienbranche. Hierbei kann die SWS Medien AG von der geringeren Preissensitivität bei den Nebenleistungen im Druckgeschäft profitieren, wie Wüest ergänzte.

Der Start ins laufende Jahr ist bislang gut verlaufen, berichtete Wüest den Aktionären an der GV. Positiv auf die Werbeeinnahmen wirkten sich die Wahlen, die im laufenden Jahr stattfinden, aus. Im wichtigen Werbegeschäft setzt die Gesellschaft seit dem 1. Januar 2015 auf die Eigenständigkeit. Per Jahresende 2014 wurde die Kooperation mit der Publicitas aufgelöst und die SWS Medien AG Werbung gegründet, welche den Markt bearbeitet. Für die Zukunft setzt die Gesellschaft auf eine duale Entwicklung. Hierbei werden sowohl die gedruckten Zeitungen als auch die digitalen Angebote weitergeführt.

Die Geschäftszahlen der Willisauer Bote AG fallen gut aus. Auch wenn die Gesellschaft selbst keinen konsolidierten Abschluss erstellt, lassen die Zahlen der Tochterunternehmen eine nicht nur angesichts des aktuellen Umfelds in der Medienbranche attraktive Marge erkennen. Die beiden operativen Firmen erwirtschafteten im 2014 Umsätze von zusammen rund 9 Mio. CHF, woraus ein EBITDA von 750’000 CHF generiert wird. Wenig aussagekräftig sind die Ergebnisse nach den Abschreibungen, da die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge die maximal möglichen Abschreibungen durchführt. Im laufenden Jahr dürften die Ergebnisse ähnlich bis leicht besser ausfallen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 110 CHF werden die Titel mit einem Discount von rund 10% zum ausgewiesenen Buchwert der Holding gehandelt. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die Bilanz der Holding nur sehr rudimentäre Werte über den Unternehmenswert liefert. Neben den Beteiligungen an den beiden Tochtergesellschaften besitzt die Gesellschaft Immobilien, die nur zu einem sehr tiefen Wert bilanziert sind. Wie hoch der tatsächliche Substanzwert der Firma ist, kann nicht verlässlich ermittelt werden. Es kann jedoch als sicher angesehen werden, dass dieser Wert den Buchwert deutlich übersteigt. Inwieweit die Einführung der neuen Rechnungslegung für das laufende Jahr mehr Transparenz für die Aussenstehenden schafft, die nicht eng mit der Geschäftsführung vertraut sind, bleibt offen.

Die Ermittlung eines fairen Werts für die Aktien ist wegen der nur rudimentären Berichterstattung und des Fehlens eines konsolidierten Abschlusses schwierig. Unter Einbeziehung der Geschäftsergebnisse der operativ tätigen Firmen lässt sich auf der Basis des in 10’886 Aktien eingeteilten Aktienkapitals ein EBITDA pro Aktie von knapp 70 CHF ermitteln. Hierbei zu berücksichtigen ist indessen, dass der Wert um Konsolidierungseinflüsse und um die Holdingkosten zu bereinigen ist. Nicht zur Bewertung herangezogen werden können die ausgewiesenen Gewinnwerte, da diese durch die nicht betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen geprägt sind. Der ausgewiesene Gewinn der beiden Tochtergesellschaften von insgesamt rund 200’000 CHF ergibt einen Betrag pro Aktie von gut 18 CHF. Selbst auf dieser Basis erscheinen die Papiere mit einem KGV von 6 günstig. Das effektive, um die Bildung von Reserven bereinigte KGV, dürfte auch nach Abzug der Holdingkosten nochmals deutlich tiefer ausfallen.

Als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv angesehen werden kann auch die Rendite. Unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 3 CHF pro Aktie weisen die Titel eine Rendite von 2.7% auf. Die Ausschüttung steht allerdings nicht auf der obersten Prioritätenliste der Gesellschaft, die in erster Linie die Substanz stärken will, um so auch zukünftig eigenständig bleiben zu können. Trotz der nur schätzbaren effektiven Zahlen erscheinen die Aktien sehr günstig. Dies dürfte grossteils auf das Konto der geringen Bekanntheit der Titel und die nur schwer ermittelbaren effektiven Werte gehen. Eine rasche Änderung ist kaum zu erwarten, so dass sich die Papiere vor allem für Langfristanleger mit einem Faible für Substanzwerte als Depotbeimischung eignen.

Bank Coop: Die unterschätzte Cash-Maschine

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Der Hauptsitz der Bank Coop in Basel. Bild: Bank Coop
Nicht viel los bei der Aktie von Bank Coop. Seit Anfang 2014 läuft der Kurs der Bank nur in einer engen Handelsspanne zwischen 40 und 45 CHF. Obendrein notiert der Titel sogar noch rund 50% unter seinem Allzeithoch aus 2006 bei 88.50 CHF. Wirklich verstehen kann man die Kursentwicklung eigentlich nicht. Grosse operative Sprünge suchen Anleger beim Geldhaus aus Basel zwar vergebens. Doch dafür liefert die Bank seit Jahren solide Zahlen mit einem stabilen Trend nach oben.

Ein paar Fakten: Seit 2005 steigerte Bank Coop die Kundenausleihungen Jahr für Jahr, selbst während der Finanzmarkt- oder Euro-Schuldenkrise gab es keine Einbrüche. Das ausgereichte Kreditvolumen stieg in dem Zeitraum um 53.8% und kletterte dabei von 9.3 auf 14.3 Mrd. CHF im 2014 entsprechend einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 4.9%. Der Anteil der Hypothekarforderungen an den gesamten Ausleihungen blieb dabei im Zeitraum fast konstant und lag im vergangenen Jahr bei 95.8%. Zuwächse verzeichnete Bank Coop im letzten Jahrzehnt auch bei den Kundengeldern. Seit 2005 stiegen diese von 7.4 auf 11.6 Mrd. CHF und mit +56.8% oder 5.1% im Jahr sogar noch etwas schneller als die Ausleihungen. Der Refinanzierungsgrad I – Kundengelder im Verhältnis zu den Ausleihungen – stieg dadurch von 79.6 auf 81.5%.

Margen fallen, Abschreibungen gehen zurück

Im Vergleich zu 2005 fiel der Erfolg aus dem Zinsgeschäft insgesamt trotz der deutlich höheren Volumina allerdings wegen der derzeit ungünstigen Zinsmargen im allgemeinen Niedrigzinsumfeld um 5.3% auf 160.4 Mio. CHF und wegen der geringen Zinsmarge verzeichnete Bank Coop in dem Zeitraum beim Betriebsertrag sogar einen leichten Rückgang von 246.8 auf 244.0 Mio. CHF. Der Anstieg des Geschäftsaufwands von 140.8 auf 152.5 Mio. CHF brachte zwar seit 2005 einen Rückgang beim Bruttogewinn von 106.0 auf 91.5 Mio. CHF, doch die seit Jahren vergleichsweise tiefen Abschreibungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen führten dennoch seit 2005 zu einem Anstieg im Betriebsergebnis von 76.0 auf 84.2 Mio. CHF. Immerhin lagen die Abschreibungen in den Jahren vor der Finanzmarktkrise jährlich noch im Bereich von 25 bis 30 Mio. CHF, im 2013 und 2014 waren es dagegen nur noch 10.1 und 7.3 Mio. CHF.

Insgesamt kletterte der Gewinn des Geldhauses damit seit 2005 von 59.3 auf 80.5 Mio. CHF. Das Ergebnis je Aktie stieg dadurch von 3.51 CHF auf 4.77 CHF. Betrachtet man den Zeitraum von 2007 – einem sehr starken Jahr noch vor der Finanzmarktkrise mit Konjunkturboom – bis 2014, so ist zwar lediglich eine Stagnation beim Ergebnis zu verzeichnen, doch dafür erwies sich Bank Coop sogar in Krisenjahren wie 2009 bei stabilen Gewinnen meist im Bereich von 4.0 bis 4.50 CHF je Aktie als unverwüstliche Cash-Maschine.

Neue Strategie als unabhängige Beraterbank

Im vergangenen Jahr verzeichnete Bank Coop wegen des Volumenanstiegs im Zinsdifferenzgeschäft von 5.2% – das war ein Zuwachs um rund 700 Mio. CHF – im Vergleich zu 2013 sogar einen Anstieg im Erfolg dieser Sparte von 2.5%.

Nun hat sich Bank Coop aber vor zwei Jahren eine neue Geschäftsstrategie verordnet und will zur unabhängigen Beraterbank werden. Dabei bietet die Bank ein bedürfnisgerechtes Leistungspaket im Anlagegeschäft. Diesen Sommer soll das Beratungsangebot zusätzlich mit der Eröffnung eines grossen Beratungscenters verbessert werden. Im 2014 verbuchte das Geldhaus aber noch wegen der Weitergabe der von Dritten erhaltenen Retrozessionen einen Rückgang im Kommission- und Dienstleistungsgeschäft von 8.2% auf 64.7 Mio. CHF. Doch in den nächsten Jahren dürfte Bank Coop diesen Rückgang durch eine steigende Zahl an verkauften Leistungspaketen mehr als ausgleichen.

Ausbau der Vertriebsaktivitäten und verstärkte Kooperation mit der BKB

Dabei konzentriert sich die Bank Coop nicht nur stärker auf Vertriebsaktivitäten, sondern setzt auch auf Synergien mit der Konzernmutter Basler Kantonalbank BKB. So wurde jetzt Ende April die Zusammenlegung der Rechtsabteilungen mit der BKB, die 57.6% der Aktien hält, bekanntgegeben. Gleichzeitig wurde die Marketingfunktion, die bisher zentral im Konzern für BKB und Bank Coop ausgeübt wurde, dezentralisiert und liegt nun für das eigene Geschäft im Verantwortungsbereich von Bank Coop. Weitere Kooperationen zwischen Bank Coop und BKB mit organisatorischen Anpassungen im Konzern sind zu erwarten.

Der langfristige Vergleich zeigt – Bank Coop ist krisenfest und konnte über einen Zeitraum von rund zehn Jahren immer hochprofitabel mit ziemlich stabilen Ergebnissen im Bereich von 4.0 bis 4.50 CHF je Aktie arbeiten. Die Aktionäre erhalten daraus seit 2006 Jahr für Jahr eine Dividende von 1.80 CHF je Aktie – Rendite 4.4%. Da der Grossaktionär BKB weiterhin an hohen Ausschüttungen interessiert sein dürfte, ist bei Bank Coop auch in den nächsten Jahren mit Dividenden in ähnlicher Höhe zu rechnen.

Die kontinuierlichen Jahresüberschüsse brachten seit 2005 zudem einen kräftigen Anstieg im Buchwert je Aktie von 43.37 CHF im 2005 auf 63.97 CHF im vergangenen Jahr. Nach dem Kursverfall der letzten Jahre ist Bank Coop mit einem KBV von 0.6, einem erwarteten 8er-KGV auf Basis 2015 und der hohen nachhaltigen Dividende von 4.4% klar unterbewertet. Zwar sind selbst bei erfolgreicher Umsetzung der neuen Strategie keine Gewinnschübe und exorbitanten Kurssprünge zu erwarten. Doch die Aktie besitzt wegen der günstigen Bewertung und des hohen Buchwerts nicht nur mittelfristiges Kurspotenzial wieder bis in den Bereich des Buchwerts – und das sogar bei geringen Kursrisiken, sondern bietet obendrein auch kurzfristige Chancen. Denn aktuell notiert Bank Coop wieder auf der Unterstützung bei rund 40 CHF. Von dort aus startete die Aktie in den letzten zwölf Monaten schon mehrfach einen schnellen Rebound mit Kurssteigerungen von jeweils rund 10% innert weniger Wochen.

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