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Auto AG Holding: Jahresabschluss ganz im Zeichen der Akquisition der Nepple AG

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Der Gewerbepark A2 in Rothenburg ist bereits zu mehr als 80% vermietet. Bild; schweizeraktien,net
Der Gewerbepark A2 in Rothenburg ist bereits zu mehr als 80% vermietet. Bild: schweizeraktien.net

Die Übernahme der Basler Nepple Gruppe und die Gründung der BF Import AG haben den Geschäftsgang der Auto AG Group im Jahr 2024 massgeblich bestimmt. Während die Nepple-Akquisition einen Umsatzschub von 41 Mio. CHF brachte, ist die BF Import AG bisher noch ein kleines Pflänzchen. Mit einem Gesamtumsatz von 185.3 Mio. CHF (+42,4%) erreichte das Zentralschweizer Nutzfahrzeug- und Busunternehmen eine neue Dimension. Dass der Umsatzschub noch nicht auf Stufe Gewinn sichtbar wird, begründet das Unternehmen mit Integrationskosten. Mit 4.0 Mio. CHF Jahresgewinn erzielte die Auto AG Holding dennoch das drittbeste Ergebnis. Für die Aktionäre wird es wieder eine Dividende von 14 CHF je Aktie geben.

An der A2 von Basel bis ins Tessin vertreten

Walter Huber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Holding, zeigte sich an der Medienorientierung dennoch sehr erfreut über den Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr und vor allem die zwei strategischen Wegmarken, welche das Unternehmen mit der Gründung der BF Import AG und der Akquisition von Nepple überschritten habe. «Wir decken mit unseren Standorten nun die gesamte A2 ab», so Huber. Bisher waren Basel und das Tessin «weisse Flecken» im Nutzfahrzeugbereich der Unternehmensgruppe. Seit 2017 ist die Auto AG Group nach der Übernahme der Nater AG bereits in der Ostschweiz vertreten. Auch im Kanton Bern hat die Gruppe zwei Niederlassungen und verfügt somit über insgesamt zwölf Standorte.

1720 Nutzfahrzeuge verkauft

Das Nutzfahrzeuggeschäft steuerte 2024 mit 152.4 Mio. CHF mehr als drei Viertel zum Gesamtumsatz der Gruppe bei. Davon entfallen 92.8 Mio. CHF auf den Verkauf von Nutzfahrzeugen (+54,6%) und 56.1 Mio. CHF (+58,9%) auf das Werkstattgeschäft und den Ersatzteilverkauf. Insgesamt verkaufte die Auto AG Gruppe im vergangenen Jahr 1’720 Neu- und Occasionsfahrzeuge. Huber machte aber auch deutlich, dass angesichts der vollen Lager bei den Herstellern ein intensiver Wettbewerb geherrscht habe, der sich auch auf den Preis auswirkte.

Erfolgreich mit Personentransporten

Im Geschäftsbereich öffentlicher Verkehr – hier betreibt die Auto AG Rothenburg Buslinien in der Region Luzern – kletterte der Umsatz erstmals auf über 20 Mio. CHF. Die Passagierzahlen stiegen um 5,6% auf 7.6 Mio. Einsteiger, mehr als vor der Pandemie. Auch die Erlöse im Bereich der privaten Personentransporte der Tochterfirma Auto AG Bus, hier vor allem Schülertransporte, legte um 7,5% auf 8.3 Mio. CHF zu. Dies führte zu einem Anstieg des Ertrags im Bereich der Personentransporte auf 28.3 Mio. CHF.

Bei den anderen betrieblichen Erträgen in Höhe von 4.6 Mio. CHF handelt es sich vor allem um Mieterlöse aus der Vermietung der Liegenschaften der Gruppe. «Unser neuer A2 Gewerbepark war im letzten Jahr zu 88% vermietet, die anderen Liegenschaften zu 100%», so CEO Marc Ziegler. Für das laufende Jahr sei er zuversichtlich, dass die Vermietung im A2 Gewerbepark auf 95% ansteige. Obwohl der Umsatzanstieg massgeblich auf die Akquisition von Nepple zurückzuführen ist, betont Ziegler, dass die Unternehmensgruppe auch organisch um 11% gewachsen sei.

Restrukturierungskosten und Goodwill belasten

Dass sich der Umsatzschub noch nicht auf Stufe Gewinn zeigte, führt Marc Ziegler einerseits auf den Margendruck im Fahrzeughandel und andererseits auf die Übernahme von Nepple zurück. «Die Nepple Gruppe schloss 2024 aufgrund von Restrukturierungkosten leicht negativ ab», so Ziegler. Im laufenden Jahr sollen aber die ersten Synergien greifen und der Zukauf auch einen positiven Beitrag zum Gewinn beisteuern.

Deutliche Spuren hat Nepple auch in der Bilanz hinterlassen. Denn das Basler Unternehmen hatte eine im Vergleich zur Auto AG Group tiefe Eigenkapitaldecke, wie VR-Präsident Huber berichtet. Hinzu kam der Goodwill in Höhe von 7.1 Mio. CHF aus der Akquisition, der direkt mit dem Eigenkapital verrechnet wurde. Man habe sich bewusst für diese konservative Methode entschieden, so Huber. Dies führt zu einem Rückgang der Eigenkapitalquote auf 33,6%. Da die Übernahme von Nepple zum Teil durch die Ausgabe neuer Aktien bezahlt wurde, hat sich das Aktienkapital um 3’725 auf 88’225 Aktien zu nominal 10 CHF erhöht.

Neue Aufträge für die Personentransporte

Obwohl sich die Auto AG Gruppe in einem herausfordernden Umfeld befindet, zeigt sich Marc Ziegler für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich. Dies nicht nur, weil sich die Integration von Nepple positiv auswirken soll und die im Jahr 2024 angefallenen Restrukturierungskosten wegfallen. Sondern auch, weil die Tochter Auto AG Bus einen grösseren Auftrag im Raum Zürich gewinnen konnte. Von den grossen Nutzfahrzeugen von Ford konnten bereits erste Fahrzeuge ausgeliefert werden. Bei den elektrischen Trucks der chinesischen Marke BYD brauche man noch etwas Zeit, so Ziegler. Hingehen betrage der Anteil batterieelektrisch betriebener Fahrzeuge bei den leichten Nutzfahrzeugen bereits 17%. Auch in der Immobiliensparte sieht der Trend weiterhin positiv aus.

Verwaltungsratspräsident Walter Huber zeigte sich daher an der Medienorientierung auch zuversichtlich, die für 2024 angekündigte Dividendenerhöhung im kommenden Jahr umsetzen zu können. Dies trotz der zu erwartenden Investitionen in ein neues ERP-System.

Fazit

Die Übernahme der Nepple Gruppe ist für die Auto AG Holding ein wichtiger Wachstumsschritt. Dies nicht nur umsatzmässig, sondern auch geografisch. Nun muss das Management beweisen, dass die Integration erfolgreich gelingt und zu den erwarteten Synergien führt. Wichtig ist auch, dass im Geschäft mit den leichten und schweren Nutzerfahrzeugen die Transformation hin zu alternativen Antrieben gelingt. Dank der Kooperationen mit BYD, Ford und Hyundai (Wasserstoff) ist die Auto AG hier breit aufgestellt. Hinzu kommen die Erfahrungen, welche die Gruppe aus der Elektrifizierung der Buslinien übernehmen kann.

Mit den drei Standbeinen öffentlicher Verkehr, Nutzfahrzeuge und Immobilien ist die Gruppe gut diversifiziert und kann sich auch bei Gegenwinden am Markt behaupten. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Eigenkapitalquote wieder auf über 40% erhöht werden kann. Ein grosser Teil des Anlagevermögens entfällt mit 74.5 Mio. CHF auf Grundstücke und Bauten sowie mit 9.7 Mio. CHF auf unbebaute Grundstücke.

Aktienkurs Auto AG Holding
Der Kurs der Auto-AG-Aktie war in den letzten zwölf Monaten leicht rückläufig und liegt deutlich unter dem Buchwert. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Auto AG Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 418 CHF für eine Aktie bezahlt. Auf dieser Kursbasis sind die Titel, gemessen am 2024er Gewinn von 45.33 CHF je Aktie, mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 9 bewertet; die Dividendenrendite liegt bei 3,3%. Damit sind die Aktien günstig bewertet. Setzt sich der Wachstumskurs weiter fort und tragen die Synergien aus der Nepple-Übernahme zu einer Verbesserung der Gewinnsituation bei, dürfte auch der Aktienkurs wieder anstiegen. Dieser notiert nach wie vor noch deutlich unter dem Buchwert von 701 CHF je Aktie.

Christian Plomb, CEO Bondpartners: «Volatilität kann durch eine längerfristige Betrachtungsweise Chancen schaffen»

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Das Geschäftsjahr 2024 war für den Lausanner Anleihenhändler Bondpartners zwar von vielfältigen aversen Entwicklungen geprägt, doch unter dem Strich resultiert ein Gewinn von 2 Mio. CHF. Die Bilanzsumme ist bei gleichbleibendem Eigenkapital um 23,5% auf 126.6 Mio. CHF reduziert worden, die Eigenkapitalquote beläuft sich nun auf äusserst solide 65%. Die Dividende wird bei 40 CHF je Aktie belassen. Hier geht es zur Analyse des Geschäftsjahrs 2024.

Im Interview mit schweizeraktien.net beschreibt CEO Christian Plomb, warum er in seinen Geschäftsberichten immer wieder auf Illustrationen zurückgreift, die zum Denken anregen sollen und weit über das Kerngeschäft hinausgehen. Er nimmt deutlich Stellung zur weltwirtschaftlichen Lage und führt aus, was ihn beunruhigt und wo er Silberstreifen am Horizont sieht.

Christian Plomb, CEO von Bondpartners SA, äussert sich zum Geschäftsjahr 2024 und zu den Verwerfungen an den Finanzmärkten nach dem Zoll-Tohuwabohu. Bild: zVg.

Herr Plomb, Ihre Geschäftsberichte bestechen stets durch die Bildauswahl, die subtile Botschaften enthält. Dies gilt auch für den Geschäftsbericht 2024. Für dieses Jahr haben Sie «Memes» als Illustrationsthema gewählt. Was steckt hinter dieser Idee?

Das Meme ist ein bekanntes kulturelles und populäres Phänomen im Internet. Es kritisiert oder verspottet ein aktuelles Thema und eignet sich daher ideal, um einen Finanzbericht auf unkonventionelle Weise zu illustrieren. Da die Ereignisse, die unsere Aktivitäten begleiten, manchmal abstrus und oft nicht sehr ermutigend, ja sogar düster sind, soll der Ansatz entschieden unterhaltsam sein und gleichzeitig auf originelle Weise Themen aufgreifen, die die letzten Monate geprägt haben.

Meme aus dem Geschäftsbericht 2024 von Bondpartners SA. Quelle: bpl-bondpartners.ch

Über der Collage des ehemaligen amerikanischer Präsidenten Ronald Reagan im Kreise seiner Berater, die scheinbar lauthals lachen, platzieren Sie den Satz: «Und dann sagte ich zu Buffet: Nur Narren kaufen Gold.» Was möchten Sie mit dieser Aussage unterstreichen?

Ich weiss nicht, welcher Witz die Leute um Reagan 1981 zum Lachen brachte, und ich bin mir auch nicht sicher, ob Buffett an diesem Treffen teilnahm, aber auch hier schien uns ein ungewöhnlicher Ton einer historischen Tatsache etwas Originalität zu verleihen: dem Aufstieg des Goldpreises, dem «barbarischen Relikt» par excellence, vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden geopolitischen und geoökonomischen Lage. Wie zu erwarten war, ist die Grafik seit dem letzten Quartal 2023 mehr als aussagekräftig und spiegelt das bemerkenswerte Wachstum dieses Vermögenswerts wider, der Teil unseres Portfolios ist.

Der Anstieg der Renditen amerikanischer Staatsanleihen und damit deren Preiszerfall ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen

Starkes Gold, starker Schweizer Franken: Wie immer, wenn sich die Märkte volatil gebärden, flüchten die Anleger in sichere Häfen. Doch anders als bei anderen Verwerfungen steigen diesmal auch die Renditen amerikanischer Anleihen. Wie interpretieren Sie als Anleihenexperte dieses Ereignis?

Der Anstieg der Renditen amerikanischer Staatsanleihen und damit deren Preiszerfall ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter den Verfall des Dollars, die Verschuldung, eine nachlassende Nachfrage nach bestimmten amerikanischen Vermögenswerten, die Entwicklung künftiger Zinssätze in Abhängigkeit von Inflation und Wirtschaftswachstum sowie die Angst, dass China seine Anleihebestände abstossen könnte. Die Marktliquidität, gepaart mit Unsicherheiten und Gerüchten, tut ihr Übriges. Dadurch ergeben sich einige Möglichkeiten, die Bewertungen von Positionen anzupassen. Es kommt auf die richtige Risikobewertung an, wobei eine sorgfältige Auswahl weiterhin unerlässlich ist.

Der Dollar verliert gegenüber dem Schweizer Franken immer mehr an Wert. Einige Experten prognostizieren bereits einen Dollarkurs von 0.75 CHF. Was bedeutet der schwache Dollar für Ihr Unternehmen, und wie reagieren Sie darauf?

Die zumindest wiederkehrende Schwäche des Dollars ist nicht nur auf die hypothetische Schwäche der US-Wirtschaft zurückzuführen, sondern vielmehr das Ergebnis des Wunsches, die Weltordnung zu dominieren, indem man die Transaktionsseite des Greenbacks bevorzugt und den Exporten den Vorrang gibt. Trump macht daraus kein Geheimnis.

Das passt uns offensichtlich nicht, da unsere Einnahmen grösstenteils in Dollar generiert werden, während unsere Ausgaben in Schweizer Franken anfallen. Einerseits müssen wir das Wechselkursrisiko abdecken und andererseits unsere Umsätze steigern. Allerdings lag der USD/CHF-Kurs vor fast 25 Jahren bei etwa 1.80 CHF − und bei fast 4.00 CHF zum Zeitpunkt der Gründung von Bondpartners. Also nichts Neues …

Kommen wir zu Ihrem Geschäftsjahr 2024. Auffällig ist die Reduktion der Bilanzsumme um 25% auf CHF 126.6 Mio. CHF. Was sind die Gründe dafür?

Der Gesamtbetrag der offenen bzw. sich überschneidenden Geschäfte am Ende des Geschäftsjahres verringert sich von Jahr zu Jahr deutlich, wodurch sich die Bilanzsumme buchhalterisch reduziert, wie wir in unseren Anmerkungen zum Tätigkeitsbericht erläutern.

Mit der Reduzierung der Bilanzsumme ging ein deutlicher Anstieg der Eigenkapitalquote einher. Während sie im Jahr 2023 noch bei rund 45% lag, steht sie Ende 2024 bereits bei 60%. Wenn Sie vom Pragmatismus sprechen, mit dem Sie das Geschäftsjahr 2025 angehen: Ist diese hohe CET1-Quote ein Zeichen dieses Pragmatismus?

Mathematisch gesehen wird sich die Bilanzverkürzung, in diesem Fall die Reduzierung der Verpflichtungen, immer positiv auf die Leverage Ratio (CET1) auswirken. Aus pragmatischer Sicht ist das Vorhandensein eines erheblichen Eigenkapitals eine Notwendigkeit, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu sichern und unsere Unabhängigkeit und Solidität gegenüber unseren Gegenparteien, Korrespondenten und Clearinghäusern zu gewährleisten, wobei wir gleichzeitig die gesetzlichen Anforderungen und die Anforderungen unserer Wirtschaftsprüfer einhalten müssen. Dies gilt umso mehr, wenn das Unternehmen eine schwierige Phase auf den Finanzmärkten durchmacht. Auch hier nichts wirklich Neues.

Der Gewinn von Bondpartners sank im letzten Geschäftsjahr im Vergleich zum Jahr 2023 von 3 Mio. CHF auf 2.2 Mio. CHF. Was sind die Gründe für diesen Rückgang?

Der Rückgang des Nettogewinns ist auf einen Rückgang der Handelsergebnisse – die Volumina sind zwar wieder gestiegen, die Margen sind jedoch gesunken – und auf eine schlechtere Performance der eigenen Positionen von BPL zurückzuführen. Sowohl der Bilanzgewinn als auch das Eigenkapital bleiben im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Kursverlauf der Bondpartners-Aktie über das letzte Jahr. Der Aktienkurs liegt weiterhin deutlich unter dem Buchwert. Quelle: otc-x.ch

Sie behalten Ihre Dividendenpolitik bei und schütten den gleichen Betrag wie im Vorjahr aus. Das entspricht einer Dividendenrendite von 4,85%. Es fehlt nur noch, dass der Aktienkurs anzieht …

Der Vorschlag, eine Dividende von 40% auszuschütten, bleibt unverändert. Das Ziel besteht darin, möglichst regelmässig auszuschütten, wenn dies möglich ist. Der Kurs unserer auf OTC-X notierten Aktie liegt weiterhin deutlich unter dem veröffentlichten Buchwert. Dies ermutigt uns, unsere Kommunikation mit potenziellen Aktionären fortzusetzen.

Die Aussage Trumps im Wahlkampf 2024, Haitianer würden Katzen und Hunde essen, illustriert Bondpartners mit dem obenstehenden Meme. Quelle: blp-bondpartners.ch

Kommen wir abschliessend noch einmal auf Ihre Ausführungen zum Weltgeschehen im Jahresbericht zurück. Besonders genervt waren Sie über Trumps Aussage, dass die Haitianer in Springfield, Ohio, Katzen und Hunde essen. Was ist die Essenz dieses Satzes? Was macht ihn so verwerflich?

Genervt ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Sagen wir eher, ich war verärgert mit einer Prise Verzweiflung. Die Situation ist ohnehin schon ziemlich kompliziert und schafft Gegensätze, da sollte man es sich nicht erlauben, dazu noch in einer Präsidentschaftsdebatte, Immigranten zu unterstellen, sie würden Haustiere essen. Schon wieder eine Lüge, die auf einem unbegründeten Gerücht basiert, das in den sozialen Medien aufkam. Dies ist beunruhigend und zeigt deutlich den Mangel an Sorgfalt und Wahrhaftigkeit einiger unserer sogenannten «Eliten». Andererseits eignet sich das Ganze immerhin für ein gutes Meme.

die vorherrschende Volatilität Kann durch eine vorsichtige, längerfristige Betrachtungsweise auch Chancen schaffen

Sehen Sie trotz der oft schwierigen Nachrichtenlage irgendeinen ermutigenden Impuls für die Märkte im Besonderen und das Wohlergehen der Welt im Allgemeinen?

Tatsächlich gibt es angesichts der allgemeinen Lage und der Fehler einiger Regierungsgremien, die sich von der amerikanischen Wetterfahne leiten lassen, derzeit wenig Grund zur Freude. Allerdings kann die vorherrschende Volatilität durch eine vorsichtige, längerfristige Betrachtungsweise auch Chancen schaffen. Auf einer allgemeineren Ebene könnte eine gewisse Form der Solidarität und des politischen und sozialen Bündnisses entstehen, ein wünschenswerter Impuls. Was die Finanzmärkte betrifft, so wäre Mässigung und Deeskalation wünschenswert, um die Unsicherheiten abzubauen, was offensichtlich nicht ausgeschlossen ist.

Herr Plomb, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. 

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Rigi Bahnen: An der «Königin der Berge» purzeln weitere Rekorde

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In diesem Jahr feiert die Arth-Rigi-Bahn, die „blaue“ Rigibahn, ihr 150jähriges Jubiläum. Bild: rigi.ch/© Brigitte Marty

Vor vier Jahren feierten die Rigi Bahnen ihr erstes 150-Jahr-Jubiläum. Denn 1871 fuhr die Zahnradbahn vom luzernischen Vitznau bis auf Rigi Staffel. Vier Jahre später wurde die «Königin der Berge» dann von Arth im Kanton Schwyz mit der Arth Rigi-Bahn erschlossen. Für die Rigi Bahnen, die in der heutigen Form 1992 aus dem Zusammenschluss der beiden Bahnen entstand, ist das ein Grund für eine weitere 150-Jahr-Feier, die vom 5. bis 8. Juni 2025 stattfindet.

Doch feiern kann die Bahngesellschaft nicht nur den zweiten 150-jährigen Geburtstag. Sie erzielte 2024 mit einem Nettoerlös von 37.5 Mio. CHF den höchsten Wert in ihrer Geschichte, ebenso lag der Jahresgewinn mit 6.9 Mio. CHF auf Rekordniveau. Die Aktionäre dürfen sich über eine leicht höhere Dividende von 25 Rappen je Aktie freuen.

3,5% mehr Ersteintritte bei den Rigi Bahnen

Obwohl bei fast allen wichtigen Kennzahlen im letzten Jahr die Rekorde purzelten, lag die Anzahl Ersteintritte mit 940’000 noch unter den Werten des Jahres 2018. Im Vergleich zum Vorjahr war es dennoch ein Plus von 3,5%. Als Grund für das Plus führt CEO Frédéric Füssenich das Wetter an: «Gemäss unserer täglichen Wetterstatistik hatten wir über das ganze Jahr 2024 fast identische Wetterverhältnisse wie 2023», so Füssenich. In den Monaten November und Dezember habe man zudem davon profitiert, dass auf der Rigi die Sonne schien, während «sich eine dicke Nebelsuppe über das Flachland ergoss».

Die Anzahl Gäste auf der Rigi hat den Rekord von 2018 im letzten Jahr noch nicht ganz erreicht. Abb. rigi.cg/ Geschäftsbericht 2024

Dies führte zu einem Anstieg der Erträge aus dem Reiseverkehr um 8,2% auf 30.2 Mio. CHF. Zugelegt haben die Umsätze auch in den Shops und in der Gastronomie, was gesamthaft zu einem Umsatzanstieg um 7,5% auf 37.5 Mio. CHF führte. Rückläufig seien die Erträge lediglich bei den Parkeinnahmen gewesen, so Verwaltungsratspräsident Karl Bucher, was er allerdings positiv interpretiere: «Über 70% unserer Gäste reisen mit dem öV an – ein absoluter Spitzenwert in unserer Branche», schreibt er im Geschäftsbericht.

Nur moderater Anstieg der Kosten

Positiv zu bewerten ist auch, dass der Betriebsaufwand mit 3,4% weniger stark als der Nettoerlös anstieg. Vom Betriebsaufwand in Höhe von 25.2 Mio. CHF entfallen fast zwei Drittel auf den Personalaufwand, der mit 15.7 Mio. CHF rund 3,9% über dem Vorjahresniveau lag. Dies ist auch auf einen Anstieg der Anzahl Mitarbeitende von 244 auf 251 zurückzuführen. Für die Betriebsenergie der Bahnen musste im vergangenen Jahr mit 1.2 Mio. CHF sogar weniger als im Vorjahr aufgewendet werden. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 17,0% auf 12.3 Mio. CHF, die EBITDA-Marge erreichte 32,7%.

Nach den Abschreibungen in Höhe von knapp 5 Mio. CHF verblieb ein EBIT in Höhe von 7.3 Mio. CHF (+ 30,3%) sowie ein Jahresgewinn von 6.9 Mio. CHF (+ 36,0%). Die um 5 Rappen auf 25 Rappen erhöhte Dividende erfolgt gemäss Vorschlag des Verwaltungsrates als Ausschüttung aus der Kapitaleinlagereserve. Aktionäre mit 150 oder mehr Aktien können zwischen einer Barausschüttung oder Aktionärstageskarten wählen.

Schweizer weiterhin wichtigster Markt

Auch wenn die Schweiz mit einem Gästeanteil von 80% der wichtigste Markt für die Rigi Bahnen ist und auch bleiben soll, so geht das Unternehmen von weiterem Wachstum vor allem bei den Gästen aus den USA, trotz der jüngsten politischen Unsicherheiten, und Asien aus. Für die europäischen Nahmärkte sieht CEO Füssenich in diesem Jahr wenig Wachstumspotenzial. Gerade in den frequenzschwachen Monaten wie April will die Rigi Bahn mit Gästen aus Asien eine Sockelauslastung erreichen. Allerdings betont Füssenich auch, dass die Qualität vor der Quantität komme. Der Start ins 2025 verlief nach Aussagen des CEO gegenüber schweizeraktien.net sehr erfreulich. Die Gästezahlen liegen bisher um rund 10% über den Vorjahreswerten.

Zusätzlich zu dem neuen «Mythos»-Rundweg auf Rigi Kulm, der im September 2024 eröffnet wurde, planen die Rigi Bahnen am Gipfel in der bestehenden Remise ein Museum für die bekannte Lok7. Damit will die Bahn ein «witterungsgeschütztes, ganzjährig erlebbares Highlight» anbieten.

Fazit

Wie die meisten Schweizer Ausflugsbahnen konnten auch die Rigi Bahnen in 2024 wieder einen Rekordumsatz verzeichnen. Sehr erfreulich ist, dass die Kosten unterproportional zum Umsatz gestiegen sind, was auf eine gute Kosteneffizienz hinweist. Mit einer EBITDA-Marge von 32,7% können die Rigi Bahnen zwar mit den grossen Bahnen wie der Jungfraubahn-Gruppe (45,6%) nicht mithalten und liegen auch noch etwas unter derjenigen der benachbarten Pilatus Bahnen (37,3%), erreichen aber einen respektablen Wert.

Auch wenn die Rigi Bahnen auf «Qualität vor Quantität» setzt, so dürfte sich in diesem und in den kommenden Jahren der Wachstumskurs fortsetzen. Angesichts der unsicheren geopolitischen Lage ist es positiv zu werten, dass die Schweizer nach wie vor zur grössten Gästegruppe gehören. Somit verfügen die Rigi Bahnen zwar über das Wachstumspotenzial, das sich im internationalen Tourismus erschliesst, können sich aber auch auf eine solide Marktposition am Heimmarkt verlassen, welche sie vor einem Einbruch der Besucherzahlen bei allfälligen globalen Krisen schützt.

In den letzten Wochen ist der Kurs der Rigi-Aktie weiter angestiegen und hat neue 3-Jahres-Höchststände erreicht. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 11.40 CHF für eine Aktie bezahlt. Bei einem Gewinn pro Aktie von 2.03 CHF beträgt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) tiefe 6. Das Eigenkapital konnte 2024 auf 50.9 Mio. CHF gesteigert werden, was 14 CHF pro Aktie entspricht. Die Eigenkapitalquote ist mit 60,9% solide, was allerdings angesichts der anstehenden Investitionen in den kommenden Jahren auch notwendig ist. Mit einer Dividendenrendite von 2,2% gehört der Titel zwar nicht zu den Dividendenperlen unter den Bergbahn-Aktien (Jungfraubahn: 3,8%). Dennoch erscheint die Aktie auch mit Blick auf das KGV und den Buchwert günstig bewertet.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für den Emittenten.

Matthias Rey, CEO Metall Zug: «Metall Zug investiert in Unternehmen, nicht in Aktien»

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Matthias Rey ist seit 2022 CEO der Metall Zug AG. Von 2014 bis 2022 war der Jurist mit Rechtsanwaltspatent Head of Legal bei Metall Zug. Zuvor arbeitete er für u.a. für die Wirtschaftskanzlei Homburger. Bikd: zvg
Matthias Rey ist seit 2022 CEO der Metall Zug AG. Von 2014 bis 2022 war der Jurist mit Rechtsanwaltspatent Head of Legal bei Metall Zug. Zuvor arbeitete er u.a. für die Wirtschaftskanzlei Homburger. Bikd: zvg

Durch den Umbau zur Beteiligungsholding während der vergangenen Jahre hat sich die Visibilität der Metall Zug AG an der Börse verringert. Die Aktienumsätze befinden sich auf einem Tief, ebenso die Bewertungskennzahlen. Dabei zeigt der Jahresabschluss 2024, dass sowohl in den operativen Geschäftseinheiten wie auch bei den Beteiligungen die Weichen auf Effizienz, Innovation und Wachstum gestellt sind.

Im Interview mit schweizeraktien.net gewährt CEO Matthias Rey Einblicke in die Erneuerung des Produktportfolios des Augenheilkundespezialisten Haag-Streit und die Integration der Infection Control-Tochter Belimed in das Joint Venture mit Miele, spricht über die schwache Automobilkonjunktur bei Komax und wie die Situation zum Ausbau der weltmarktführenden Wettbewerbsposition genutzt wird. Er nimmt auch Stellung zu der brisanten Frage, wie die einzelnen Geschäftseinheiten von den Zollschranken in den USA betroffen werden könnten.

Herr Rey, Die Umwandlung von Metall Zug in eine unternehmerisch geführte Beteiligungsgesellschaft während der letzten Jahre wird vom Aktienmarkt nicht goutiert. Die Gründe dafür sind wohl vielfältig. Was sagen Sie einem unzufriedenen Aktionär?

Matthias Rey: In den letzten fünf Jahren haben wir die Metall Zug Gruppe fundamental umgebaut. Die Metall Zug Gruppe verfügt über enorm viel Potenzial und gleichzeitig Substanz. Die aktuelle Bewertung bewegt sich um den Buchwert herum und stellt nach meinem Dafürhalten eine klare Unterbewertung der Aktie dar.

Der Aktienkurs der Metall Zug-Aktie befindet sich auf einem fünfjährigen Allzeittief. Chart: six-group.com

Dies hat vielerlei Gründe: Zum einen passen wir als Konglomerat mit strategischen Beteiligungen, operativem Geschäft und Immobilienentwicklung nicht in ein klassisches Bewertungsschema für viele Investoren. Zum anderen befinden sich unsere strategischen Beteiligungen aus unterschiedlichen Gründen im Moment in herausfordernden Situationen: V-ZUG erholt sich erst langsam von den post-COVID Verwerfungen und kämpft mit der schwachen Bautätigkeit. Komax ist von der Automobilkrise stark betroffen. SteelcoBelimed befindet sich in der Post Merger Integrationsphase. Und Haag-Streit leidet am unsicheren Investitionsklima und dem teilweise noch veralteten Produktportfolio. Ich sehe diese Situation jedoch positiv: Wir verfügen in allen Bereichen über viel Potential, haben die entscheidenden Schritte angestossen und können Wert schaffen.

Sprechen wir zuerst über Haag-Streit, Ihre 70%-Medtech-Beteiligung und neben der Gehrig Group sowie dem Geschäftsbereich Technologiecluster & Infra, also der Immobilienentwicklung, die einzige noch konsolidierte Beteiligung. In den letzten zwei Jahren waren die Umsätze rückläufig, doch nach der Reorganisation und der Markteinführung innovativer Produkte scheint sich das Blatt nun zu wenden. Wie sind die Perspektiven?

Die Umsatzentwicklung von Haag-Streit war nach dem post-COVID Superzyklus rückläufig. Der Bestellungseingang ist seit der zweiten Jahreshälfte 2022 aufgrund der zurückhaltenden Investitionsbereitschaft insgesamt auf einem zu tiefen Niveau, auch wenn es vereinzelt Ausreisser nach oben gab. Haag-Streit hatte einen grossen Nachholbedarf, was die Erneuerung des Produktportfolios betrifft. In das Produktportfolio haben wir nun viel investiert und Haag-Streit steuert seit Ende 2024 produktseitig in eine enorme Verjüngungsphase. In den meisten Produktkategorien werden damit kurzfristig innovative Diagnosegeräte und Lösungen auf den Markt gebracht. Nachdem 2024 das neue Operationsmikroskop «Metis» lanciert wurde, werden wir in diesem Jahr zwei vollständig neue Produkte lancieren: Eine Spaltlampe und einen Phoropter. Daneben werden wir diverse neue Funktionen und Optionen für bestehende Produkte einführen.

«Haag-Streit hatte einen grossen Nachholbedarf, was die Erneuerung des Produktportfolios betrifft»

Wann werden sich die Innovationen und Optimierungen im Zahlenwerk niederschlagen?

Die Markteinführung ist ein langwieriger Prozess, sodass wir einen spürbaren Impact auf die Zahlen erst im Jahr 2026 erwarten. Die unterliegenden Trends sprechen aber ungebrochen für den Ophthalmologie-Markt: Die demographische Entwicklung führt weltweit zu einer starken Zunahme an über 60-Jährigen, den Hauptbetroffenen vieler Augenerkrankungen. Gleichzeitig steigt weltweit die Rate an Kurzsichtigkeit an, womit auch die Fälle von starker Myopie zunehmen und die Prävalenz für Augenerkrankungen. Wir werden in den nächsten 10-20 Jahren daher einen starken Anstieg an Augenbehandlungen sehen, unter anderem für den grauen und grünen Star, altersbedingte Makuladegeneration (AMD) und diabetischer Retinopathie. Nicht zuletzt sind viele Menschen vermehrt bereit, Geld in die Qualität ihres Augenlichts zu investieren.

Der Umsatz von Haag-Streit lag 2024 bei 167.6 Mio. CHF. In manchen Bereichen nimmt das Unternehmen eine marktführende Stellung ein. Sie unterscheiden jedoch fünf Segmente. Bitte erhellen Sie unsere Leser durch eine kurze Differenzierung und Charakterisierung zum besseren Verständnis?

Haag-Streit ist Marktführer bei der Spaltlampe, dem Generaldiagnosegerät von Augenspezialisten. Zur Grundausstattung gehören zudem ein Tonometer zur Messung des Augeninnendrucks und ein Phoropter zur Refraktionsbestimmung. Diese Geräte bilden zusammen die «Exam Lane» und den ersten Bereich «General Diagnostics». Er wird ergänzt durch den zweiten Bereich «Chairs & Stands», welcher hochwertige Untersuchungseinheiten für Augenuntersuchungen beinhaltet. Zum dritten Bereich «Specialties» gehören spezialisierte Diagnostikgeräte für Augenspezialisten sowie unsere Operationsmikroskope. Diese Geräte werden für spezifische Diagnosen benötigt, weisen einen höheren Erklärungsbedarf auf und sind technisch anspruchsvoller.

Die Simulatoren als viertes Segment sind ein USP von Haag-Streit: Mittels Virtual und Augmented Reality-Technologie werden Ausbildungs-Simulationen für Operationen und Diagnostik angeboten. Wir sind überzeugt, dass solche Trainings in der Ausbildung von Augenspezialisten in der Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen werden neben der Übung im Wet Lab. Auf diese Weise sprechen wir unsere künftigen, potenziellen Kunden früh an und können sie von den Vorteilen unserer Produkte überzeugen. Das fünfte Segment «Accessories» umfasst optische Präzisionsmessinstrumente, Komponenten und optische Linsen sowie Softwarelösungen und einen umfassenden Service.

Mit welchen börsenkotierten Unternehmen würde Haag-Streit eine Peer-Group bilden?

Die am besten vergleichbaren börsenkotierten Konkurrenten von Haag-Streit sind die deutsche Zeiss Meditec und die japanische Topcon (Healthcare). Topcon wird im Rahmen eines Private Equity gestützten Management Buyout bald von der Börse verschwinden. Nur in wenigen Bereichen konkurriert Haag-Streit mit Alcon (Biometer und Operationsmikroskope) und Revenio (Tonometer, Perimeter, Software). Letztere sind also nur beschränkt vergleichbar.

Was haben Sie weiterhin im Medtech-Bereich vor? Weitere Akquisitionen oder ist auch eine Einbringung in ein anderes Unternehmen wie bei Schleuniger Group und Belimed eine Option auf dem Weg zur nicht-operativen Beteiligungsholding?

Im Medtech Bereich fokussiert Metall Zug auf die strategische Entwicklung von Haag-Streit. Dabei prüfen wir auch Akquisitionen und Partnerschaften mit Dritten, wollen aber die Kontrolle über das Unternehmen behalten. Eine Einbringung in einen grösseren Verbund steht aktuell nicht zur Diskussion.

«Eine Einbringung von Haag-Streit in einen grösseren Verbund steht aktuell nicht zur Diskussion»

Inwieweit könnte Haag-Streit von den eskalierenden Zolldrohungen negativ betroffen werden?

Haag-Streit ist ein global ausgerichtetes und exportorientiertes Unternehmen mit rund 40% Umsatzanteil in den USA. Rund die Hälfte davon (Chairs & Stands) produzieren wir lokal in den USA, den Rest vornehmlich in der Schweiz und Deutschland. Die initial angekündigten, überraschend hohen 31% Zölle auf Schweizer Einfuhren würden uns treffen und eine zumindest teilweise Weitergabe an die Kunden wäre wohl unausweichlich. Unschön sind die erheblichen länderspezifischen Unterschiede bei den Zöllen: Die Konkurrenz produziert vornehmlich in der EU (Deutschland) sowie in Japan, also mit möglicherweise tieferen Zollansätzen. Auch die indirekten Effekte dürfen nicht ausgeklammert werden: Grosse Währungsschwankungen, Implikationen auf das Einkaufsverhalten von staatsnahen Institutionen, Effekte auf Lieferketten sowie die generell grosse Unsicherheit im Markt, welche für uns die Visibilität des Geschäfts massiv verringert.

Und wie sieht das beim Kabelbaumspezialisten Komax und SteelcoBelimed im Segment Infektionskontrolle aus, an denen Metall Zug wesentlich beteiligt ist?

Die Situation ist heterogen. Das direkt für US-Zölle relevante Geschäft von Komax macht ca. 10% aus, wobei indirekt das Geschäft unserer Kunden in Mexiko betroffen ist, welche für die USA produzieren. Auf der anderen Seite produzieren wichtige Konkurrenten in China und werden von den aktuellen Verwerfungen massiv stärker betroffen sein. Der Zusammenschluss zwischen Schleuniger und Komax war auch als strategischer Schritt gegenüber der aufstrebenden Konkurrenz aus dem asiatischen Raum ausgerichtet. Im Bereich Infection Control hat SteelcoBelimed mit Steris einen starken Konkurrenten direkt in den USA, dieser produziert aber primär in Mexiko. Aufgrund der sehr volatilen Situation müssen wir und unsere strategischen Beteiligungen agil bleiben und dürfen die langfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren.

Wenn Sie auf die Entwicklung Ihrer beiden börsenkotierten Beteiligungen V-ZUG und Komax blicken, sind Sie zufrieden, was die beiden Unternehmen aus den in den vergangenen Jahren gegebenen Marktbedingungen und makro-ökonomischen Unsicherheiten gemacht haben? Und was sagen Sie zu den Aktienkursverläufen und -bewertungen?

Metall Zug investiert mit ihren strategischen Beteiligungen in Unternehmen, nicht in Aktien. Natürlich können wir mit der Kursentwicklung von V-ZUG und Komax nicht zufrieden sein, aber die aktuellen Bewertungen an der Börse decken sich nicht mit unseren Einschätzungen zum Wertschöpfungspotential der beiden Unternehmen. V-ZUG wurde noch vor kurzem praktisch zum Buchwert gehandelt und hat sich nun leicht erholt. Komax wurde an der Börse massiv abgestraft. Die aktuelle Krise im Bereich Automotive hat bei Komax jedoch als Katalysator sowohl die Integration von Schleuniger und die Bereinigung des Produktportfolios vorangetrieben als auch eine Strukturbereinigung beschleunigt. Zudem hat sich Komax im chinesischen Markt mit der Akquisition von Hosver und der Beteiligung an E-Plus breiter aufgestellt und kann nun praktisch als alleiniger Anbieter in allen Weltregionen auftreten. Komax erlebt im zyklischen Automotive Geschäft nicht die erste Krise und wird beim zweifellos einsetzenden Aufschwung mehr als andere profitieren können.

Die Infrastruktur- und Immobilienentwicklung ist ein langfristiges Projekt, über das weniger gesprochen wird. Was können Sie unseren Lesern zum Erreichten sowie zum Stand der Entwicklungen und den Cash-Flows sagen?

Wir sprechen sehr viel über die Entwicklung des Tech Cluster in Zug und wir sind stolz auf das bisher Erreichte und die herausragenden Projekte in der Pipeline. Der Tech Cluster ist in Zug bekannt, gut verankert und geniesst eine breite Unterstützung. Im Februar hat das Zuger Stimmvolk indirekt über unser Hochhausprojekt Pi abgestimmt und den zugrundliegenden Bebauungsplan mit mehr als 70% gutgeheissen. Mit dem Tech Cluster Zug entwickelt Metall Zug das ursprüngliche Stammareal von V-ZUG mit dem Ziel, im Norden der Stadt Zug einen nachhaltigen und innovativen Technologiecluster zu etablieren mit einem Ökosystem an vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten einschliesslich Wohnraum, zu einem relevanten Anteil im preisgünstigen Segment.

«Der Tech Cluster ist in Zug bekannt, gut verankert und geniesst eine breite Unterstützung»

In welcher Phase des gesamten Lebenszyklus des Projektes befinden Sie sich gerade?

Der Tech Cluster Zug befindet sich heute in einer Phase des Wechsels von der Vision zur Umsetzung. In den letzten Jahren wurde primär für V-ZUG gebaut. Anfang des nächsten Jahres werden wir das erste Büro- und Produktionsgebäude für einen Drittmieter fertigstellen (SHL Medical). Im laufenden Jahr werden wir zudem die Bautätigkeiten an zwei weiteren Projekten für Dritte aufnehmen. Das bedeutet, dass wir viel Geld in diese Projekte investieren mit kurzfristig zwingend negativen Cash-Flows. Der Tech Cluster soll aber finanziell selbsttragend sein, sich also selbst finanzieren können.

Nachhaltiges Wirtschaften ist schon seit langem ein wesentlicher Teil der Unternehmensstrategie. Können Sie den Lesern erläutern, wie bei Metall Zug Innovationen und Nachhaltigkeit zugleich die Klimabilanz verbessern, die Effizienz steigern und neue Geschäftsmöglichkeiten erschliessen?

Nachhaltigkeit ist nicht nur seit langem ein wichtiger Wert des Unternehmens, sondern Teil der Strategie. Vor sieben Jahren haben wir gruppenintern eine CO2-Abgabe von 120 CHF pro Tonne CO2 eingeführt, was damals noch ein sehr hoher Wert war. Zudem zahlt die Metall Zug AG seit 3 Jahren jeweils 5% des ausgeschütteten Dividendenbetrages in den gruppeninternen Greenhouse Gas Fund, was jeweils von der Generalversammlung genehmigt wird. Die so geäufneten Gelder haben wir konsequent in nachhaltige und innovative Projekte investiert. Zu Beginn waren dies primär Projekte in den Bereichen Energie und Bauen.

Nennen Sie bitte zur Veranschaulichung einige Beispiele?

Genannt werden soll hier unser Dekarbonisierungsprojekt, bei welchem wir Erdgas, Biogas oder Syngas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff pyrolisieren und den Wasserstoff als CO2-freie Alternative in Hochtemperaturprozessen nutzen. Mit einem sich aktuell in Bau befindlichem Demonstrator soll demnächst die Emaillierungsanlage der V-ZUG betrieben werden. Der Kohlenstoff soll im Bauwesen oder in der Landwirtschaft verwendet werden und gebunden bleiben. In unseren operativen Einheiten legen wir zudem einen starken Fokus auf die zirkuläre Wirtschaft. Spaltlampen sind sehr langlebig und können von Haag-Streit als Originalhersteller auch nach vielen Jahren zurückgenommen, aufbereitet und im Sekundärmarkt wieder verkauft werden. Damit schonen wir Ressourcen, schaffen mit unseren Premium-Geräten ein Angebot für den Aufbau in preissensitiveren Märkten und verdienen erst noch Geld damit.

Eine starke Bilanz war schon immer ein Kennzeichen von Metall Zug. Die Eigenkapitalquote liegt mit 76,8% auf komfortabler Höhe. Sehen Sie nach den Marktturbulenzen der vergangenen Wochen ein gesteigertes Interesse von Investoren auf der Suche nach sicheren Häfen?

Metall Zug verfolgt seit langer Zeit eine konservative Finanzpolitik. Das hilft uns, die Handlungsfähigkeit auch in unsichereren Zeiten bestmöglich zu erhalten. Man kann Metall Zug als Substanzwert sehen. Ich sehe aber vielmehr Wachstumsoptionen und Wertschöpfungspotential. Gerade mit der Einbringung von Belimed in das Joint Venture SteelcoBelimed mit Miele und dem Zusammenschluss von Schleuniger mit Komax haben wir strategische Weichen gestellt, die mittel- bis langfristig über ein enormes Potential verfügen. Dasselbe gilt für Haag-Streit, wo wir viel in die Entwicklung neuer Produkte und somit in die Zukunft investiert haben. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach ophthalmologischen Dienstleistungen in Zukunft stark zunehmen wird. Investoren schauen aus unterschiedlichen Gründen auf Metall Zug. Wer sich tiefer mit dem Unternehmen und der Aktie befasst, stellt fest, dass das Unternehmen erhebliches Potenzial aufweist.

«Ich sehe aber vielmehr Wachstumsoptionen und Wertschöpfungspotential»

Unsere Leser würden eine Mittelfrist-Prognose bestimmt sehr zu schätzen wissen. Wo, Herr Rey, wird Metall Zug bis Frühjahr 2028 stehen?

Ich sehe die mittelfristige Entwicklung in den nächsten 3 bis 5 Jahren optimistisch: Haag-Streit wird sich zu einer High Performance Organisation mit stärkerer Innovationskultur entwickeln und durch die neuen Produkte besser am Markt positionieren können. Mit einer sich normalisierenden R&D-Quote und steigenden Umsätzen wird sich auch die Profitabilität von Haag-Streit wieder verbessern. Haag-Streit hat in der Vergangenheit zweistellige EBIT-Margen erzielt und wird das wieder erreichen. Die höchsten Wachstumschancen sehen wir im Bereich Surgical, wo wir im letzten Jahr und auch im laufenden Jahr neue Angebote lancieren. SteelcoBelimed wird von der Integrations- in die Wachstumsphase übertreten und das volle Potenzial entwickeln können. Für Komax bin ich überzeugt, dass das Unternehmen gestärkt aus der aktuellen Krise heraustreten wird und mit der einzigartigen globalen Positionierung überproportional vom Trend der Automatisierung profitieren wird. Die von Komax kommunizierten Mittelfristziele sind ambitioniert aber aus unserer Sicht erreichbar, wenn sich das Marktumfeld wieder erholt. Der Tech Cluster Zug wird wesentliche Projekte wie das SHL Südtor und den CreaTower I abgeschlossen haben und sowohl physisch als auch finanziell besser sichtbar werden.

Vielen Dank, Herr Rey, für die detaillierten Einblicke und die erhellenden Antworten.

Das Aktienkapital der Metall Zug AG ist in 1’948’640 Namenaktien der Serie A zu nominal 2.50 CHF und 255’136 Namenaktien der Serie B zu 25 CHF eingeteilt. Über die Namenaktien A (Stimmrechtsaktien) halten die Familie Buhofer sowie weitere Aktionäre aus dem Umfeld der Familie rund 90% der Stimmen. Die Stimmrechtsaktien werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Die Namenaktien B sind an der SIX kotiert.

Perlen Industrieholding: Noch keine Perle im Papiergeschäft

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Der Hauptsitz der Gruppe und die Produktionsanlagen von Perlen Papier in Perlen/LU: Bild: www.cph.ch
Das Industrieareal und die angrenzenden Grundstücke am Produktionsstandort in Perlen verleihen der Industrieholding zusätzliche Fantasie. Bild: perlen-industrieholding.ch

Das erste Jahr in «Freiheit» war kein einfaches. Die neu gegründete Perlen Industrieholding AG mit der Perlen Papier AG und den Immobilien in Perlen startete die Selbständigkeit in einem Umfeld mit nachlassender Papiernachfrage. Der aussergewöhnlich hohe Nachfragerückgang im Jahr 2023 führte zu hohen Überkapazitäten im Berichtsjahr 2024, wodurch sich der Konsolidierungsdruck weiter akzentuierte.

Die Papiernachfrage in Westeuropa ging im Geschäftsjahr 2024 (Zeitungspapier: -2,0%, gestrichenes Magazinpapier: -2,4%) gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Zeitungspapier: -21,0%, gestrichenes Magazinpapier: bis zu -25,0%) deutlich geringer zurück. Der aussergewöhnlich hohe Nachfragerückgang im Vorjahr führte jedoch zu hohen Überkapazitäten im Berichtsjahr, wodurch sich der Konsolidierungsdruck akzentuierte.

Dennoch konnte die Perlen Papier AG im Kalenderjahr 2024 die Absatzmenge um 14% steigern. Die westeuropäischen Marktanteile der Perlen Papier AG nahmen bei Zeitungsdruck- und Magazinpapieren erneut zu. «Papier bietet wenig Differenzierungsmöglichkeiten. Kapazitätsschliessungen im Markt führen in der Regel zu einem höheren Marktanteil unseres Unternehmens», sagt dazu Peter Schildknecht, CEO der Perlen Industrieholding AG.

Diversifizierung kaum möglich

Auf die Frage, wieso sich er eine bessere Profitabilität erwarte, antwortete der CEO in einem früheren Interview: «Generell schreitet die Konsolidierung im Papiermarkt weiter voran. Wenn sich durch die Kapazitätsschliessungen im Markt das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wieder eingependelt hat, erwarten wir eine erneute Erholung und sind überzeugt, dass sich auch zukünftig über die Zyklen hinweg gutes Geld verdienen lässt». Der Umsatz für das Jahr 2025 dürfte gegenüber dem Vorjahr steigen.

Eine Diversifizierung auf andere Papierarten ist für die Perlen Papier AG nicht möglich. Das Unternehmen ist gemäss Peter Schildknecht mit ihrer regionalen Volumenstrategie im Markt für Zeitungsdruck- und Magazinpapier sowie für Altpapierrecycling gut positioniert. «Die bestehenden Anlagen sind auf diese Papiersorten ausgerichtet», erklärt der CEO.

Durch die nahezu CO2-neutrale Produktion positioniert sich die Perlen Papier AG als nachhaltige Anbieterin von holzhaltigen grafischen Pressepapieren. Das Unternehmen ist eine grosse Verwerterin von Altpapier sowie von Durchforstungs- und Sägereirestholz in der Schweiz. Mit dieser Strategie sieht sich die Perlen Papier AG in der Lage, die Volatilität des Papiergeschäfts mit der seit 2010 strukturell bedingten rückläufigen Nachfrage zu meistern.

Last-Man-Standing-Strategie

«Die Perlen Papier AG verfolgt im regionalen Absatzmarkt in Westeuropa eine Last-Man-Standing-Strategie, um im Verdrängungsmarkt langfristig erfolgreich zu bestehen», antwortet Schildknecht auf die Frage, welche Rolle sein Unternehmen im schrumpfenden Markt spielen wolle. Damit sei die Überzeugung verbunden, sich im Rahmen der Konsolidierung zusätzlich dank langfristiger Kundenbeziehungen, einer starken Bilanz und ausgezeichnetem Know-how besser im Markt zu behaupten und so auch in Zukunft erfolgreich in den relevanten Märkten agieren zu können.

Im Geschäftsjahr 2024 – also unter Einbezug der Periode vor Ausgliederung aus der CPH-Gruppe – konnte die Industrieholdung die Absatzmenge steigern. Der Preisdruck führte jedoch zu einem temporären Verlust. Das Unternehmen geht davon aus, im laufenden Jahr die Margen wieder verbessern zu können. Der Umsatz der Perlen Industrieholding AG unter Einbezug der Periode bis zur Ausgliederung aus der CPH-Gruppe belief sich für das gesamte Jahr 2024 auf 244 Mio. CHF. Ab der Erstkonsolidierung zum Zeitpunkt der Ausgliederung aus der CPH Group AG per 25. Juni bis zum 31. Dezember 2024 betrugen die Einnahmen 119 Mio. Mio. CHF.

Die Perlen Papier AG investierte im vergangenen Geschäftsjahr 7.7 Mio. CHF in den Erhalt und in die Verbesserung der Anlageneffizienz. Der Personalbestand lag bei 376 Mitarbeitenden. Die Industrieholding verschickt den detaillierten Jahresbericht nur an die eigenen Aktionäre. Die hier verwendeten Zahlen stammen aus der Medienmitteilung des Unternehmens.

Kurs unter Ausgabepreis

Branchenverbände gehen davon aus, dass die Nachfrage nach grafischen Druckpapieren in Westeuropa im laufenden Jahr weiterhin rückläufig bleiben wird. Das heisst, der Konsolidierungsdruck dürfte hoch bleiben. Im zweiten Halbjahr 2025 dürften gemäss Peter Schildknecht die Papierpreise aber trotzdem wieder ansteigen.

Aktienkurs Perlen Industrieholding AG in CHF. Quelle: otc-x.ch, Berner Kantonalbank

Nachdem Aktionäre der CPH Group grünes Licht für die Abspaltung des Papiergeschäfts und der Immobiliensparte gegeben hatten, startete am 24. Juni des vergangenen Jahres der ausserbörsliche Handel für 6’000’000 Namenaktien (à 0.05 CHF) der Perlen Industrieholding AG. Der erste Kurs auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank lag bei 24 CHF. Bis Ende des Geschäftsjahres sind die Valoren auf rund 18 CHF eingebrochen. Auf diesem Niveau bewegt sich der Aktienkurs auch momentan.

Land in Reserve

Als «stille Reserve» des Unternehmens können die Landreserven betrachtet werden. Die Gesellschaft will das Industrieareal entwickeln. Der Papierhersteller verfügt über insgesamt 460’000 qm Industrieland in Perlen. Davon werden derzeit 300’000 qm von der Papierproduktion beansprucht. Weitere 70’000 qm sind im Baurecht vergeben. Zusätzlich besitzt die Gesellschaft nach eigenen Angaben noch 90’000 qm Reserveflächen, auf der unter anderem die Produktionshalle steht, in der die Papierherstellung vor einigen Jahren eingestellt wurde.

Diese verfügbaren Flächen will die Perlen Industrieholding in den kommenden Jahren entwickeln. Wegen der Zonenordnung kommen jedoch nur industrielle Projekte in Frage. Im Besitz der Industrieholding sind zudem noch 650’000 qm Landwirtschaftsland, die sich grösstenteils im Umkreis von etwa 1 Kilometer rund um das Industrieareal befinden und verpachtet sind. Bis diese Immobilienentwicklung einen relevanten Gewinnbeitrag leisten kann, wird es aber noch Jahre dauern.

«Wir möchten die Einnahmen aus dem Immobilienbesitz steigern, geben aber noch keine konkreten Zielgrössen und Zeiträume an», sagt Peter Schildknecht. Das Management mache sich grundsätzliche Überlegungen zur Erschliessung aller Arealteile, um die Nutzungspotenziale des Areals insgesamt langfristig besser auszuschöpfen und weiterzuentwickeln, dies allerdings sehr überlegt und ohne Hast.

Ein neues Management

Auf Mitte Mai wird Florian Geiger den Chefposten von Peter Schildknecht übernehmen. Gleichzeitig tritt Jürg Müller die Nachfolge von Finanzchef Gerold Brütsch an. Geiger wird damit auch Chef der zur Gruppe gehörenden Perlen Papier AG. Er wird dort Klemens Gottstein ersetzen. Geiger kommt von der Swiss Steel Group, wo er zuletzt als COO für Qualitäts- und Edelbaustähle tätig war.

«Es war in der ersten Phase nach der Ausgliederung des Papierbereichs und der Immobilien in Perlen die richtige Entscheidung, die Gruppenleitung aus Kontinuitätsgründen in beiden Gesellschaften unverändert zu belassen», erklärt Peter Schildknecht die vorübergehende «Doppelspitze». Gleichzeitig hätte das Unternehmen bereits bei der Ausgliederung kommuniziert, dass die Führungsstruktur überprüft werde – was bei der CPH Group AG Anfang April bereits erfolgt sei, werde bei der Perlen Industrieholding AG Mitte Mai im Anschluss an die Generalversammlung erfolgen.

Fazit

Die «Rundumerneuerung» auf der Kommandobrücke könnte auch zu gewissen Anpassungen in der Strategie der Perlen Industrieholdung führen. Auch wenn zahlreiche Schweizer Industrieunternehmen ihre Brachen als Immobilienunternehmer vergoldet haben, wird das – wenn es überhaupt passiert – für Perlen noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Der Papiermarkt ist, wie der Markt für Presseerzeugnisse, in einem unumkehrbaren Schrumpfungsprozess. Auch wenn der Schweizer Anbieter weiter an Marktanteilen gewinnt, dürfte es schwierig werden, in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Resultate abzuliefern. Es gibt aussichtsreichere Titel im Nebenwertegeschäft.

Casinos Schweiz: Weniger Erträge bei den terrestrischen Casinos, Zugewinne bei Online

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In den landbasierten Spielbanken lief das Glücksspiel im vergangenen Jahr weniger gut, während das Online-Gaming weiter zulegen konnte. Bild: stock.adobe.com

Die Zahlen, die der Schweizer Casinoverband zum Geschäftsjahr 2024 vorlegt, überraschen nicht. Seit Online-Casinos in der Schweiz Geldspiele anbieten dürfen, sind die Bruttospielerträge (BSE) kontinuierlich angewachsen. Als BSE wird die Differenz zwischen den einbezahlten Spieleinsätzen und den ausbezahlten Gewinnen bezeichnet. Oder einfacher gesagt: Der Verlust der Spielerinnen und Spieler, so beschreibt es der Casinoverband. Betrugen die BSE im Onlinebereich 2020 noch 187 Mio. CHF, so kletterten sie im vergangenen Jahr auf 310 Mio. CHF. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 8,5% und seit 2020 insgesamt ein Anstieg von 66%.

Genau umgekehrt sieht es bei den terrestrischen Anbietern aus. Hier verzeichnen laut Casinoverband praktisch alle Häuser einen Rückgang des Bruttospielertrags. Insgesamt nimmt der BSE 2024 um 5,8% auf 588 Mio. CHF ab. Die höchsten Rückgänge haben dabei die eher kleinen Häuser wie Fribourg oder Courrendlin aufzuweisen, aber auch die A-Casinos Montreux (-14,3%) oder Bern (-10,3%) verzeichnen zweistellige prozentuale Rückgänge ihrer Einnahmen.

Quelle: switzerlandcasinos.ch

Im Folgenden geht schweizeraktien.net auf diejenigen Casinos ein, deren Aktien auf OTC-X bzw. an der BX Swiss gehandelt werden.

Luzern

Es war das erste Casino, das 2019 mit mycasino.ch online gegangen ist. Und seither haben die Luzerner stets die Spitzenposition mit dem höchsten Online-BSE bekleidet. Im letzten Jahr stiegen die Einsätze auf 98.4 Mio. CHF, ein solides Plus von 3,7%. Daraus ergibt sich ein Marktanteil von knapp 30%.

Allerdings haben andere Onlineanbieter wie die unmittelbar folgenden Mitbewerber in Baden mit Jackpots.ch (12,9%) oder Pfäffikon mit swisscasinos.ch (12,9%) höhere BSE-Zugewinne zu vermelden. Bei kleineren Anbietern wie pasino.ch aus Meyrin (+21%) oder dem 7melons.ch des Casinos Bern (+24%) fällt die Zunahme noch stärker aus, allerdings ausgehend von wesentlich geringeren BSE.

Terrestrisch muss Luzern einen BSE-Rückgang von 4,5% auf 26.2 Mio. CHF hinnehmen. Damit befindet sich man im Mittelfeld des Rückgangs.

Im letzten Jahr bewegte sich der Kurs des Kurhaus-Casino Luzern seitwärts. Quelle: otc-x.ch

Baden

Im Aargau hat das Stadtcasino Baden wie die meisten anderen einen Rückgang der physischen Casinobesucher zu verzeichnen. Entsprechend sinkt der BSE um 2,4% auf 55.5 Mio. CHF, was aber ein vergleichsweise geringer Rückgang ist.

Besser sieht es im digitalen Bereich aus, wo, wie bereits gesagt, der BSE um 12,9% auf 43.1 Mio. CHF gesteigert werden konnte. Mit neuer Führung und dem Wegfall von ausserordentlichen Belastungen in 2023 können die Badener damit eine durchaus zufriedenstellende Performance vorweisen. Das von Baden und dem dazugehörenden Casino Locarno betriebene Onlinecasino jackpots.ch kann damit seine Stellung als drittgrösster Anbieterin der Schweiz behaupten.

Dies zeigt sich auch im Jahresabschluss 2024 der Stadtcasino Baden-Gruppe: So konnte der Bruttoumsatz um 1,3% auf 129.5 Mio. CHF und der Konzerngewinn auf 3.6 Mio. CHF (Vorjahr: 0.3 Mio. CHF) gesteigert werden. Als Dividende sind 10 CHF je Aktie vorgesehen.

Kursverlauf der Aktie des Stadtcasinos Baden in den vergangenen 12 Monaten. Quelle: otc-x.ch

Montreux

Das Casino Montreux bewegt sich im Trend, wenn auch die Ausschläge nach oben bzw. unten deutlicher ausfallen als in anderen Casinos. Einem Rückgang des BSE von 14,3% im landbasierten Casino steht bei GAMRFIRST.ch ein Anstieg von 61,6% gegenüber. Unter dem Strich bedeutet das, dass am Genfersee die Einnahmen gesunken sind, gehen doch die terrestrischen Einnahmen deutlich auf 47 Mio. CHF zurück, während der Online-Ertrag auf vergleichsweise niedrige 7.3 Mio. CHF steigt. Damit gehört GAMRFIRST.ch noch zu den kleinsten Onlinecasinos der Schweiz.

Die Aktie des Casinos Montreux hat seit ihrem Hoch bei 1’900 CHF vor einem Jahr deutlich an Wert verloren. Quelle: otc-x.ch

Bern und Neuchâtel

Auch in Bern und Neuchâtel gehen die terrestrischen BSE stark zurück (Bern -10,3% auf 38 Mio. CHF, Neuchâtel -9,4% auf 18.3 Mio. CHF). Mit 7melons.ch legt Bern immerhin einen BSE-Sprung um 24,4% auf 8.1 Mio. CHF hin. Aber auch in Bern bedeutet das insgesamt eine Abnahme des BSE.

Kursverlauf der auf BXSwiss gehandelten Aktie des Kursaal Bern über die letzten zwölf Monate. Quelle: bxswiss.com

Interlaken

Als eines der wenigen Casinos in der Schweiz hat Interlaken mit einem Rückgang des Online-BSE zu kämpfen. Bei Starvegas.ch sanken die Einnahmen 2024 um 2,8% auf 15.5 Mio. CHF. Der Rückgang beim landbasierten BSE ist mit 1,9% auf 8.5 Mio. CHF etwas niedriger als der Durchschnitt der schweizweiten Rückgänge.

Im Gegensatz zu anderen Casino-Aktien konnte das Papier der Kursaal Interlaken Holding in den vergangenen zwölf Monaten kräftig an Wert zulegen. Quelle: otc-x.ch

Nach wie vor schöpfen illegale Anbieter 40% der Umsätze ab

Weiterhin ein Problem stellen die illegalen Angebote dar, die gemäss einer Studie von KPMG in der Schweiz einen Marktanteil von geschätzt 40% aufweisen. «Die illegalen Anbieter müssen deshalb von den Behörden mit aller Konsequenz bekämpft werden. Das ist die wirkungsvollste Massnahme gegen Spielsucht», sagt Gerhard Pfister, Präsident des Schweizer Casino Verbands.

Die Gesellschaft akzeptiere Casinos nur unter der Voraussetzung, dass ein strikter Schutz vor Spielsucht bestehe und hohe Abgaben an die Allgemeinheit geleistet würden, so Pfister. Die Casinos hätten dabei den Tatbeweis erbracht: Es existierten über 100’000 Spielsperren und über 8 Mrd. CHF seien bereits an die AHV geflossen.

Ausblick und Fazit

In 2023 wurden mit etwas über 900 Mio. CHF so viel wie noch nie an BSE eingenommen. In 2024 lag die Summe knapp unter der 900-Mio.-CHF-Marke. Mit dem Zugewinn an BSE im Online-Bereich können die Verluste in den landbasierten Angeboten knapp ausgeglichen werden.

Es ist daher kein Wunder, dass neben den zehn bestehenden Onlinecasinos weitere Anbieter auf den Markt drängen. Nur eine Konzession für ein analoges Spiel anbietet, darf auch digital tätig werden. Das heisst, dass die landbasierten Casinos wegen der schwindenden Kundschaft weiterhin verstärkt auf das für sie günstiger anzubietende Online-Spiel setzen.

Zwar bedeuten Online-Aktivitäten deutlich höhere Marketingausgaben, insbesondere bei den kleineren und später gestarteten Anbietern. Aber andererseits lässt sich das digitale Angebot mit wesentlich weniger Arbeitskräften abwickeln. Die landbasierten Casinos weisen laut Verband ca. 2’000 Vollzeitstellen aus, die Online-Casinos 270. Damit liegt der BSE pro landbasierter Stelle bei 295’000 CHF, online bei 1.15 Mio. CHF. Aus dem Geschäftsbericht des Schweizer Casino Verbands wird allerdings nicht klar, wie der Stellen-Overhead berücksichtigt wurde. Man kann davon ausgehen, dass der Spread doch deutlich geringer ist.

Verwaltungsräte: Auch heute noch herrscht eine «organisierte Verantwortungslosigkeit»

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Das kürzlich in der NZZ erschienene Interview mit der Harvard Professorin und früheren CS-Verwaltungsrätin Iris Bohnet hat mich ratlos zurückgelassen. Kein Wort zu ihrer Verantwortung in der CS-Krise, kein Eingeständnis von Fehlern und auch keine Entschuldigung bei Kunden, Mitarbeitenden und Aktionären der untergegangenen Schweizer Grossbank!

In diesem Zusammenhang fiel mir ein Portrait ein, das ich 2011 (!) für eine Spezialbeilage «Verwaltungsräte» in der NZZ über den Wirtschaftsanwalt und damaligen Multi-Verwaltungsrat Christoph M. Müller geschrieben habe. Er spricht darin von einer «organisierten Verantwortungslosigkeit» und nennt wichtige Eigenschaften für einen Verwaltungsrat. Auch wenn die «Krise» 2011 eine andere war, so haben die meisten Aussagen auch 14 Jahre später an Aktualität nicht verloren. Daher publizieren wir den Beitrag nochmals in Originallänge auf schweizeraktien.net.

Übrigens: Christoph M. Müller und seine Frau Sibylla haben nach 25 Jahren kürzlich ihr Sponsoring für das renommierte Lucerne Festival zurückgezogen. Sie hatten verlangt, dass die zwei ehemaligen CS-Verwaltungsräte Walter Kielholz und Urs Rohner den Stiftungsrat verlassen. Rohner trat zurück, an Kielholz wurde festgehalten. Die Müllers zogen die Konsequenzen und verlängerten ihr Sponsoring – immerhin ein mittlerer sechsstelliger Betrag – nicht mehr.

«Multi-Verwaltungsrat mit klarer Meinung»

Wenn Christoph M. Müller über die Perspektiven für die Wirtschaft spricht, dann wird er nachdenklich und zurückhaltend. Denn angesichts der sich auftürmenden Staatsschulden in den Euroländern verliert der Wirtschaftsanwalt und mehrfache Verwaltungsrat seinen grossen und mitreissenden Optimismus. «Im Gespräch mit Firmenchefs und Wirtschaftswissenschaftlern in der Eurozone habe ich gespürt, dass auch ihnen die Ideen für Lösungen der aktuellen Krise ausgehen», sagt er besorgt. Müller ist seit 2004 Mitglied des zentralen Beirats der deutschen Commerzbank AG, an der seit der Finanzkrise der deutsche Staat mit 25% beteiligt ist.

In der Schweiz präsidiert Müller den Verwaltungsrat der Immobiliengesellschaften Espace Real Estate Holding und der Warteck lnvest, zu deren Grossaktionären er auch gehört. Doch einen wichtigen Teil seiner Zeit nimmt das Mandat als Mitglied des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats bei der deutschen Vaillant Group ein, einem Familienunternehmen mit über 12‘000 Mitarbeitenden, das in den Bereichen Heizungs-, Lüftungs-, und Klimatechnik aktiv ist.

Vielfältige Mandate liefern Überblick

Durch die Vielfalt seiner Mandate sehe er in unterschiedliche Branchen hinein, die wiederum wichtige Schlüsse für seine Verwaltungsratsmandate zuliessen, so Müller.

Einblick hat der Schweizer über sein enges Netzwerk in der Wirtschaft auch in die Verwaltungsratsarbeit anderer Unternehmen. Und so, wie er die Orientierungslosigkeit in der aktuellen Krise spürt, sieht er auch die immer schwieriger werdende Lage in den Verwaltungsräten. Er spricht von einer «organisierten Verantwortungslosigkeit», die in den letzten Jahren immer mehr um sich gegriffen habe, und meint damit nicht nur die Verwaltungsräte, sondern auch andere Führungskräfte in Wirtschaft und Politik. «Der Wille zur Machterhaltung und materiellen Besitzstandswahrung in Politik und Wirtschaft führte zu anpasserischem Verhalten», resümiert Müller und fügt hinzu, dass auf warnende Stimmen zu wenig gehört wurde. «Kollateralschäden für den Staat und seine Bürger wurden fahrlässig in Kauf genommen», ergänzt er.

Unabhängigkeit wichtigster Punkt

In vielen Unternehmen zeige sich diese «organisierte Verantwortungslosigkeit» darin, dass die Einzelverantwortung schrittweise beseitigt wurde. «lmmer mehr Task Forces, Projektgruppen und Steuerungsausschüsse in den Firmen führen dazu, dass letztlich niemand mehr die Verantwortung trägt und sich bei Fehlentscheidungen hinter der Gruppe verstecken kann», ärgert sich der Jurist. Hinzu komme, dass Aufsichts- und Kontrollorgane nicht immer gut vorbereitet seien, zu wenig Zeit hätten und zu wenig hinterfragen würden.

Doch was sollte ein Verwaltungsrat mitbringen, wenn er ein solches Amt annehmen möchte? Müller nennt als ersten Punkt die Unabhängigkeit. «Damit meine ich wirtschaftliche, intellektuelle und emotionale Unabhängigkeit», präzisiert der Multi­Verwaltungsrat. Zu oft spielten wirtschaftliche Interessen eine Rolle, wenn ein Mandat angenommen werde. «Wer auf das Verwaltungsratshonorar angewiesen ist, kann nicht mehr frei entscheiden», so Müller. Gleiches gelte auch für Verwaltungsratsmandate, die nur aus Prestigegründen angenommen würden. Egozentriker und Selbstdarsteller hätten in einem Verwaltungsrat nichts verloren. Vielmehr sollten Mitglieder eines Verwaltungsrates den Mut haben, Dinge immer und immer wieder zu hinterfragen. Auch emotionale Intelligenz werde dabei zunehmend wichtiger. «Es kommen schwierige Zeiten auf uns zu. Da muss sich ein Verwaltungsrat vor eine Mannschaft stellen können und diese auch motivieren, problematische Zeiten gemeinsam zu meistern», meint Müller.

Kritische Fragen gewünscht

In den Schweizer Verwaltungsräten kritisiert Müller die immer noch vorhandenen Kreuzverbindungen innerhalb der Wirtschaft. Diese verhinderten, dass kritische Fragen gestellt würden. Im Ausland sei es dagegen üblich, dass branchenfremde Personen in ein Aufsichtsgremium bestellt würden, um so eine völlig andere Sicht der Dinge zu erhalten. «Dies stärkt die Diskussion und beeinflusst die Meinungsbildung positiv.»

An der aktuellen Krise sieht der Optimist Christoph M. Müller auch etwas Positives. Er finde, dass sich in den letzten Jahrzehnten eine Versorgermentalität entwickelt habe, die wenig Motivation zur Leistung biete. Vielleicht ändere die Krise etwas daran, in dem sie uns nicht nur hellhöriger werden lasse, sondern Werte wie Leistungswillen, Integrität, Respekt und Ehrlichkeit wieder in den Vordergrund rücken.

(Quelle: Swiss Equity magazin Special «Verwaltungsräte», NZZ Verlagsbeilage, erschienen am 8. Dezember 2011)

Die wichtigsten Eigenschaften für einen Verwaltungsrat

Unabhängigkeit

Wirtschaftlich, intellektuell und emotional – nur wer frei von Abhängigkeiten ist, kann auch frei entscheiden.

Verantwortungsbewusstsein

Schluss mit «organisierter Verantwortungslosigkeit» – echte Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.

Mut zur kritischen Hinterfragung

Keine Angst vor unbequemen Fragen – wer nur mitläuft, verliert den Überblick.

Emotionale Intelligenz

Gerade in Krisenzeiten braucht es Menschen, die Teams mit Empathie und Stärke führen können.

Branchenübergreifendes Denken

Diversität im Gremium – externe Perspektiven fördern bessere Entscheidungen.

Integrität & Werteorientierung

Leistungswille, Ehrlichkeit, Respekt und Haltung – das sind die wahren Erfolgsfaktoren.

Jungfraubahn: Zahlreiche strategische Projekte warten auf eine erfolgreiche Umsetzung

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"You will never have a second chance to get a first impression", sagt der CEO der Jungfraubahn, Urs Kessler. Daher soll die Bergstation auf dem Jungfraujoch in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Bild: jungfrau.ch
«You never get a second chance to make a first impression», sagt der CEO der Jungfraubahn, Urs Kessler. Daher soll das Berghaus auf dem Jungfraujoch in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Bild: jungfrau.ch

«Servir et disparaître.» Das ist das Motto, mit dem der noch amtierende CEO der Jungfraubahnen Holding, Urs Kessler, im Juni das Berner Oberländer Tourismusunternehmen nach 17 Jahren an der Spitze verlassen wird. Zum Abschluss präsentierte er mit einem Gewinn von 76.5 Mio. CHF nicht nur das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte und hinterlässt seinem Nachfolger Oliver Hammel damit eine hohe Messlatte. Kessler hat auch zahlreiche strategische Projekte aufgegleist, die sein Nachfolger nun erfolgreich zu Ende führen muss. Ob dies gelingt, davon hängt auch teilweise der künftige Erfolg des Unternehmens ab. Kessler jedenfalls, will man seinen Worten Glauben schenken, wird «dienen und dann abtreten». Er steht für die Jungfraubahn ab Juni nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen wird er sich wohl um die Zukunft des Kursaal Interlaken kümmern, dessen designierter Präsident er ist.

Die Erfolgsfaktoren der Jungfraubahn

Seine letzte Medienkonferenz nutzte der scheidende CEO noch einmal, um die Faktoren aufzuzeigen, die zum Erfolg der Gruppe während der letzten 15 Jahre beigetragen haben: die frühzeitige Internationalisierung und der Aufbau eines Vertreternetzes, die «glasklare» Positionierung des Jungfraujoch als «Top of Europe», die Integration der «Erlebnisberge» Harder, First, Winteregg-Mürren und Schynige Platte in das Angebot der Gruppe und natürlich den Bau der V-Bahn. Deren Vollendung fiel mitten in die Corona-Pandemie. Diese Punkte trugen auch im Geschäftsjahr 2024 zum Erfolg der Jungfraubahnen bei. «Alle Experten haben gesagt, dass das Gruppenreisegeschäft nach der Pandemie nicht mehr im gleichen Ausmass zurückkommen wird», erinnerte sich Kessler an der Bilanzmedienorientierung.

Rekordumsatz zum Abschied

Doch das Jahr 2024 belehrte die Experten eines Besserns. Die Anzahl der Gruppenreisenden lag nur noch 6% unter dem Rekordjahr 2019, die Frequenzen auf dem Aushängeschild «Jungfraujoch» mit 1’058’600 sogar wieder auf Vorkrisenniveau. Der Umsatz mit der Bahn zum Joch erreichte den Wert von 136.7 Mio. CHF (+0,2%). Auch das Segment Erlebnisberge steigerte den Umsatz um 25,3% auf 46,4 Mio. CHF, im Wintersportgeschäft erhöhte sich der Umsatz leicht um 0,5% auf 30.1 Mio. CHF. Insgesamt stieg der Nettoumsatz um 6,0% auf 294.7 Mio. CHF.

Kessler könnte also zufrieden sein und mit einem Rekordumsatz abtreten. Doch zwei Dinge störten ihn, sodass er nur von einem «zufriedenstellenden Ergebnis» spricht: der tiefere Durchschnittsertrag beim Segment Jungfraujoch, der wegen der Nutzung touristischer Pässe wie der Swiss Half Fare Card um 5.90 CHF auf 132.20 zurückgegangen ist. Und vor allem die deutlich höheren Kosten.

56 Vollzeitstellen neu geschaffen

Der Betriebsaufwand legte um 15,6% auf 160.4 Mio. CHF zu. Neben dem höheren Warenaufwand waren es vor allem gestiegene Personalkosten, was auf 56 neu geschaffene Vollzeitstellen zurückzuführen ist. Um zwei Drittel höher ausgefallen sind auch die Energiekosten. Ebenso legte der sonstige Betriebsaufwand u.a. wegen Nachholdbedarf im Unterhalt und steigenden IT-Kosten zu, sodass bereits das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA um 3,6% auf 134.4 Mio. CHF zurückging. Trotz leicht tieferer Abschreibungen und eines besseren Finanzergebnisses lag der Jahresgewinn nur bei 76.5 Mio. CHF (-4,0%).

Gästezahlen auf dem Jungfraujoch 2025 höher erwartet

Auch wenn Urs Kessler das laufende Geschäftsjahr 2025 nicht mehr als CEO beenden wird, so zeigte er sich angesichts der Entwicklung in den ersten Monaten sehr zuversichtlich. Bis Ende März verzeichnete die Jungfraubahn im Wintersport rund 3,7% mehr Gäste. «Das ambitiöse Ziel von mittelfristig 1.4 Mio. Gästeeintritten und 50 Mio. CHF Umsatz ist machbar», so Kessler. Dabei helfen soll auch der neu lancierte AlpsPass, der das bisherige Top4 Skiabo in der kommenden Wintersaison ersetzen soll. Auch beim Jungfraujoch lagen die Gästezahlen bis Ende März um 4,4% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Nachfrage aus dem Raum Asia-Pacific bleibe weiterhin hoch, die Gruppenreservationen würden bisher sogar über dem Rekordjahr 2019 liegen.

Firstbahn und vier weitere Projekte

Somit scheint der CEO zumindest für den Rest des Jahres operativ die Weichen schon richtig gestellt zu haben. Hinzu kommen die fünf strategischen Projekte: die neue digitale Vertriebsplattform «Top of Travel», die Erneuerung der Firstbahn, die Sanierung des Berghauses auf dem Jungfraujoch, das Erlebnisangebot «Top of Eiger» an der Eigernordwand, das Hotel Interlaken Ost mit rund 200 Zimmern und direktem Zugang zum Bahnhof sowie die BOB, die als erste «S-Bahn der Alpen» im 15-Minuten-Takt von Interlaken Ost nach Grindelwald und Lauterbrunnen fahren soll. «Das Potenzial der V-Bahn ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft», so Kessler. 2024 wurde nur an 15 Tagen die Obergrenze von 5’000 Besuchern auf dem Jungfraujoch erreicht. Vom 1. Mai bis 31. August ist ab diesem Jahr die Fahrt aufs Jungfraujoch nur mit Sitzplatzreservation möglich.

In Bezug auf die weiteren Projekte macht sich Kessler keine Sorgen, dass diese nicht umgesetzt werden können, wenn er nicht mehr das Ruder in der Hand hält. Die Projekte seien gut aufgegleist, die jeweiligen Projektleiter hätten diese gut im Griff. Von daher kann der CEO der Jungfraubahnen nach der Generalversammlung am 12. Mai beruhigt abtreten. Auch die Aktionäre dürfen sich freuen: Obwohl es nur das «zweitbeste» Ergebnis der Bahn ist und weitere Investitionen in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken anstehen, wird eine höhere Dividende von 7.50 CHF beantragt.

Fazit

Urs Kessler übergibt im Sommer 2025 ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn der neue CEO Oliver Hammel ein Augenmerk auf die Kostenentwicklung haben sollte. Allerdings dürfte die Steigerung der Energiepreise künftig nicht mehr so stark ausfallen, da einerseits die Marktpreise zurückgegangen sind und die Jungfraubahn nach Aussagen des Finanzchefs gestaffelt eingekauft hat. Anderseits sollte die geplante Solaranlage Hintisberg schon in wenigen Jahren den Anteil der Eigenproduktion gerade im Winter erhöhen.

Am Schluss wird sich der neue CEO daran messen lassen müssen, ob er die angestossenen Projekte zum Erfolg führen kann. Und ob es ihm gelingt, die ambitiösen Steigerungen bei den Gästezahlen zu erreichen. Das Wintergeschäft, das bisher schon nicht gerade eine Cashcow war, könnte angesichts des Klimawandels noch herausfordernder werden. Im internationalen Reisegeschäft bleiben es vor allem die geopolitische Lage und weitere Risiken, wie eine Pandemie, welche die Reisetätigkeit wieder einschränken könnten.

Die Aktien der Jungfraubahn Holding notiert immer noch unter den Höchstständen von 2024. Chart: six-group.com

An den finanziellen Zielsetzungen der Jungfraubahn Gruppe hat sich nicht viel geändert: Die Umsatzrendite (Return on Sales) soll mindestens 20% betragen, die EBITDA-Marge 43%. Zudem will das Unternehmen zwischen 2024 und 2028 einen Free-Cashflow von mindestens 200 Mio. CHF erarbeiten. Sämtliche Ziele wurden 2024 übertroffen; auch mit 83 Mio. CHF Free Cashflow in 2024 ist das Unternehmen auf der Zielgeraden. Die Payout Ratio wurde auf 40-60% des Reingewinns festgelegt. Mit einer Eigenkapitalquote von 76,0% ist die Jungfraubahn Gruppe auch für die anstehenden Investitionen gut gerüstet.

Die Aktien der Jungfraubahn Holding wurden zuletzt, nach einem kurzen Einbruch aufgrund des US-Zollschocks, bei 191.60 CHF gehandelt. Auf dieser Basis ergibt sich ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 14 und eine Dividendenrendite von knapp 4%. Damit sind die Aktien nicht zu teuer. Angesichts des guten Starts in das laufende Geschäftsjahr können für 2025 nochmals bessere Zahlen erwartet werden. Daher ist mittelfristig weiter mit steigenden Ausschüttungen und höheren Kursen zu rechnen.

Nebag AG: Enttäuschendes Geschäftsjahr

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Die nebag AG schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von 5.3 Mio.CHF ab. Das weiterhin schwierige wirtschaftliche Umfeld und politische Unabwägbarkeiten hätten den Unternehmen im Anlageuniversum der nebag ag auch im vergangenen Jahr zugesetzt, schreibt das Zürcher Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Die Nettoperformance betrug in der Berichtsperiode -7,3%. Der Verwaltungsrat will die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik trotzdem fortsetzen. Die Aktionäre erhalten eine Ausschüttung aus Gewinnreserven von 0.29 CHF je Aktie.

«Sehr enttäuschendes Ergebnis»

Der Verwaltungsrat spricht von einem «sehr enttäuschenden Ergebnis». Als Gründe nennt die nebag AG politische Unabwägbarkeiten, die gewisse Wirtschaftszweige substanziell belastet hätten. So habe die Automobilindustrie in Deutschland das schwierige Umfeld übermässig zu spüren bekommen, da nebst regulatorischen Einflüssen auch die Konsumenten streikten und sich bei Autokäufen sehr zurückhaltend verhielten.

Schliesslich habe sich der bereits im letzten Geschäftsbericht erwähnte Lemming-Effekt bei den Investoren im Jahre 2024 verstärkt, und es wurde noch mehr Kapital den sogenannten Magnificent 7 zugeführt. Ein Effekt, der sich gegen Jahresende sogar noch verstärkte. Gewisse Nebenwerte seien zu Ausverkaufspreisen im Angebot.

Hohe Verluste bei langfristigen Anlagen

Die langfristigen Finanzanlagen waren am Stichtag mit 49,2% bzw. mit 30.0 Mio. CHF im Portfolio der nebag ag vertreten. Damit bieten sie den Aktionären ein breites Engagement im OTC-Markt, schreibt die nebag AG. Die langfristigen Finanzanlagen hätten sich in der Berichtsperiode volatil verhalten und wiesen für das Geschäftsjahr 2024 eine negative Performance von -21,4% (-7.7 Mio. CHF) aus. Dieses enttäuschende Ergebnis sei insbesondere den Kurseinbrüchen der Athris Holding AG, Metall Zug AG und der Reishauer Beteiligungen AG geschuldet, bedauern die verantwortlichen Portfoliomanager.

Kurzfristige Anlagen mit leicht positiver Performance

Im Berichtsjahr erzielten die Obligationen in CHF eine positive Performance von 12,5% (949’000 CHF) bei durchschnittlichen Investitionen von 7.6 Mio. CHF. Die Investitionen in Obligationen in EUR wurden im Geschäftsjahr stark abgebaut und erzielten eine negative Performance von -58,5%. Die Obligationen in USD wiesen eine positive Performance von 19,4% auf. Insgesamt ergab sich bei den Investitionen in Obligationen insgesamt ein positiver Performancebeitrag von 796’000 CHF.

Die Performance der übrigen Anlagen stellte sich bei -9,5% (-669’000 CHF) ein, bei einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 7.1 Mio. CHF. Die diesbezüglichen Verluste seien über die gesamte Anlagekategorie verteilt gewesen, so die nebag AG.

Strategische Beteiligungen mit erfreulicher Entwicklung

Neben lang- und kurzfristigen Anlagen investiert die nebag auch in Beteiligungen. Nachdem die Liquidation der Thurella Immobilien AG im 1. Halbjahr 2024 erwartungsgemäss vollzogen wurde, beinhalten die Beteiligungen zum Stichtag noch die Investitionen in die Plaston Holding AG und die POLUN Holding AG in Liquidation. Der Portfolioanteil liegt bei 16,5%.

Die Entwicklung bei den strategischen Beteiligungen führte im Jahr 2024 zu einer Performance von 22,2% oder 1.9 Mio. CHF. Dieses erfreuliche Ergebnis führen die nebag-Verantwortlichen auf die Liquidationserlöse der Thurella Immobilien AG und der Kurserholung der Plaston Holding AG zurück.

Der Kurs der an der SIX gehandelten Aktien der nebag AG geht seit drei Jahren kontinuierlich zurück. Quelle: six-group.com

Repower: Internationales Handelsgeschäft bleibt 2024 Zugpferd

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In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland - im Bild in Italien - auch auf Windkraft. Bild: repower.ch
In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland – im Bild in Italien – auch auf Windkraft. Bild: repower.ch

Auch wenn die Kennzahlen nicht ganz an das Ausnahmejahr 2023 heranreichen, hat der Bündner Energieversorger Repower 2024 erneut ein sehr solides Ergebnis abgeliefert. Mit einem EBIT von 175.2 Mio. CHF und einem Gruppengewinn von 138.2 Mio. CHF zählt das Geschäftsjahr zu den besten in der Unternehmensgeschichte, obwohl im Vorjahr das Ergebnis – ebenfalls aufgrund eines guten Handelsgeschäfts – mit knapp 300 Mio. CHF mehr als doppelt so hoch ausfiel. Die Eigenkapitalquote legte um zehn Prozentpunkte auf 52,8% zu. Für die Aktionäre gibt es neben der ordentlichen Dividende in Höhe von 5 CHF zusätzlich eine Sonderdividende von 1.50 CHF, was zu einer Ausschüttung von insgesamt 6.50 CHF je Aktie führt.

Erneuerbare Energien und Volatilität prägen den Energiemarkt

An den Energiemärkten ist 2024, im Vergleich zu den Vorjahren, etwas Normalität eingekehrt. Allerdings blieb die Volatilität hoch, wenn auch auf einem deutlich tieferen Niveau. Insgesamt sank der durchschnittliche Spot-Strompreis an der Europäischen Strombörse (EPEX) für Deutschland 2024 auf 80 EUR/MWh (Vorjahr: 95 EUR). Getrieben wurde die Preisentwicklung vom wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und höherer Produktion in Frankreichs Kernkraftwerken. CEO Roland Leuenberger verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine deutliche Zunahme von Stunden mit negativen Strompreisen, was auch auf die gestiegene PV-Produktion zurückzuführen sei.

Erfolg dank Wasserkraft im Segment Schweiz

Der Schweizer Markt blieb für Repower auch 2024 mit Nettoerlösen von 1’097.5 Mio. CHF oder knapp 45% der wichtigste Ertragspfeiler. Hier profitierte Repower von guten hydrologischen Bedingungen, konnte einen Grossteil der Produktion zu vorteilhaft abgesicherten Preisen absetzen und erzielte damit trotz einer gesunkenen Energiebruttomarge ein sehr gutes Ergebnis. Belastend wirkten sich allerdings Rückstellungen aus, insbesondere für das Kraftwerk Silvaplana, sowie für Stromrabatte in der Region Moesa. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit 160.3 Mio. CHF zwar deutlich unter dem Vorjahr (373.8 Mio. CHF), steuerte aber dennoch mehr als drei Viertel zum Konzern-EBIT von 175.2 Mio. CHF bei.

Im Segment Italien gehts weiter aufwärts

Deutliche Verbesserungen zeigte auch der italienische Markt. Zwar erreichten die Nettoerlöse mit 1’380.8 Mio. CHF (-14,3%) den Vorjahreswert ebenfalls nicht. Allerdings gelang es, dank einer positiven Entwicklung im Vertriebsgeschäft, das EBIT um 10,4% auf 28.4 Mio. CHF zu steigern. In Italien verkauft Repower Elektrizität und Gas an KMU-Kunden. Ausserdem ist das Unternehmen mit Repower Renewable an Solar- und Windkraftwerken in Italien beteiligt. Im vergangenen Jahr hat Repower die Beteiligungen an der italienischen Repower Renewable S.p.A. von 65% auf 100% aufgestockt sowie weitere Kraftwerksbeteiligungen in Italien erhöht.

Beitrag von Gaskombikraftwerk weiter schwach

Weniger gut lief es in Italien widerum mit der Regelenergie, die durch das Gas-Kombikraftwerk in Teverola erzeugt wird.  Man schaffe es, die Kosten und Ersatzinvestitionen für den laufenden Betrieb zu erwirtschaften, berichtet Roland Leuenberger. Mit der in Teverola produzierten Energie wird die Netzstabilität in der Region Centro Sud aufrechterhalten. Allerdings ist die Regelenergie derzeit weniger gefragt. Auch für 2025 gehe man nicht von einer Verbesserung der Situation in Teverola aus, so der Repower-CEO. Noch vor wenigen Jahren trug das Kraftwerk den Mammut-Anteil zum EBIT im Italiengeschäft bei.

Finanzergebnis deutlich verbessert

Die Gesamtleistung der Repower-Gruppe lag 2024 bei 2’485.4 Mio. CHF. Darin enthalten sind auch die Erlöse aus den übrigen Aktivitäten, darunter Systemdienstleistungen der EVUlution AG. Die «übrigen Segmente und Aktivitäten» steuerten allerdings mit minus 13.5 Mio. CHF auch 2024 einen negativen Beitrag zum EBIT bei. Gegenüber dem Vorjahr (-20.1 Mio. CHF) konnte dieser allerdings deutlich verringert werden. Insgesamt erreichte das EBIT 175.2 Mio. CHF.

Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenden Energiekrise haben sich auch die Erträge bei Repower deutlich verbessert. Abb.: repower.ch

Geringer ausgefallen als im Vorjahr ist der Finanzverlust, was unter anderem auf höhere Zinserträge sowie geringere Zinszahlungen zurückzuführen ist. Repower konnte 2024 eine börsenkotierte Anleihe im Umfang von 150 Mio. CHF zurückzahlen. Das Finanzergebnis lag bei minus 9.2 Mio. CHF, nach 20.4 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich verblieb so ein Gruppenergebnis von 138.2 Mio. CHF.

Weiterhin hohe Nettoliquidität

Das gute Ergebnis erlaubte eine deutliche Verbesserung der Bilanz. Zwar ging die Bilanzsumme um 15,4% auf 2’235 Mio. CHF zurück, dank einer Reduktion des Fremdkapitalanteils. Gleichzeitig erhöhte sich das Anlagevermögen um 58.5 Mio. CHF auf 1’053 Mio. CHF, getrieben durch Akquisitionen in der Schweiz und in Italien. Darunter die vollständige Übernahme der Kraftwerk Morteratsch AG sowie der Repower Renewable S.p.A. Insgesamt stieg das Eigenkapital auf 1’180.7 Mio. CHF oder 159.80 CHF pro Aktie. Die Eigenkapitalquote liegt bei 52,8%. Trotz der Investitionen konnte die Repower AG nach der Rückzahlung der Anleihe eine Nettoliquidität von 80 Mio. CHF ausweisen.

Zuversicht trotz Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Unsicherheiten und zunehmender Marktvolatilität blickt Repower zuversichtlich ins Jahr 2025. Die Stromproduktion ist zu 100% abgesichert, auch für die Jahre 2026 und 2027 sei die Schweizer Produktion überdurchschnittlich abgesichert, so Leuenberger. Allerdings verzeichnete das Unternehmen im 1. Quartal 2025 wegen der geringen Niederschläge eine niedrigere Produktion als zu Beginn des Vorjahres. Roland Leuenberger erwartet, dass die Volatilität an den Strommärkten weiterhin hoch bleiben wird, der Strombedarf jedoch grundsätzlich aufgrund des Ausbaus von Wärmepumpen, e-Mobilität und nachhaltiger Industrieproduktion weiter zunehmen wird.

Die Strompreise dürften auch in den kommenden Jahren volatil bleiben, auch wenn sie sich derzeit auf einem Niveau von 80 bis 100 EUR/MWh eingependelt haben. Abb.: repower.ch/EEX

In Italien dürfte Repower vor allem von der staatlichen Förderung für den Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. In Planung sei weiterhin das Pumpspeicherkraftwerk im Campolattaro, das über eine Leistung von 572 MW verfügen soll. Das Projekt will Repower allerdings nicht allein finanzieren.

Insgesamt geht die Repower AG auch für 2025 weiterhin «von einem guten Ergebnis» aus.

Fazit

Die Repower AG konnte nach 2023 ein weiteres hervorragendes Geschäftsergebnis erzielen. Wiederum zahlte sich hier das internationale Handelsgeschäft aus, das zu einem grossen Teil für den Gewinnschub verantwortlich war.

Dank der vorausschauenden Absicherungsstrategie sind zumindest für 2025 und die zwei Folgejahre gute Ergebnisse zu erwarten. Die erwartete hohe Volatilität an den Strommärkten dürfte zudem auch das Handelsergebnis auf einem hohen Niveau halten. Mittelfristig sollten sich dann die weiteren Investitionen in die Sanierung und den Ausbau des Kraftwerksparks, auch in Italien, positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken. Repower hat allerdings auch klar gemacht, dass nicht alle Beteiligungen an Kraftwerken in Italien gehalten werden müssen, sondern es auch immer wieder zu Verkäufen kommen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Kraftwerk in Teverola weitergeht. Denn grundsätzlich investiert Repower ausschliesslich in erneuerbare Energien.

Ein weiteres Zukunftsthema ist die Wasserkraftstrategie des Kanton Graubünden. Im Zusammenhang mit dem Heimfall von Wasserkraftkonzessionen ab 2030 stellt sich die Frage, wie Kanton und Gemeinden mit diesen Konzessionen umgehen werden. Die Wasserkraftstrategie des Kantons hat zum Ziel, dass die mit der Wasserkraft verbundene Wertschöpfung erhöht werden und damit nachhaltige Erträge erzielt werden sollen. Der Kanton Graubünden ist mit 27% an Repower beteiligt. Welche Folgen die Strategie für die Beteiligung hat und ob der Kanton seine Beteiligung allenfalls ausbauen wird, ist derzeit noch offen.

Der Aktienkurs von Repower hat innerhalb der letzten zwölf Monate um mehr als 10% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Binnen Jahresfrist ist der Kurs von 180 CHF auf zuletzt 160 CHF zurückgegangen. Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Titel mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 8.6 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 1 gehandelt. Die Dividendenrendite beträgt 4%. Auch künftig ist nach Aussagen des Unternehmens mit einer Dividende von mindestens 5 CHF je Aktie zu rechnen, was einer Rendite von 3.2% entsprechen würde. Gemessen an diesen Kennzahlen und den Zukunftsaussichten scheinen die Aktien, auch im Vergleich mit börsenkotierten Titeln wie BKW, günstig. Positiv zu werten ist zudem, dass Repower fast ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzt und auch in puncto ESG-Berichterstattung hohe Massstäbe erfüllt.

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