Sunstar Holding: Hotelgruppe reduziert Verlust im Geschäftsjahr 2014/15 – Weiterhin keine Dividende

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Im Piemont konnte Sunstar deutlich zulegen. Quelle: Sunstar Holding AG
Im Sunstar-Boutique-Hotel im Piemont konnte die Hotelgruppe deutlich zulegen. Quelle: Sunstar Holding AG

Die Sunstar Holding AG musste im Geschäftsjahr 2014/15, das per 30. April 2015 endete, einen Rückschlag verbuchen. Der gute Start ins neue Geschäftsjahr mit einer deutlich verbesserten Sommersaison 2014 wurde durch die Schwäche des Wintergeschäfts zunichte gemacht. Wie das Unternehmen im soeben publizierten Geschäftsbericht schreibt, machte der schwierige März alle Anstrengungen zunichte. So habe Sunstar bis Ende Februar stets schwarze Zahlen erwirtschaften können und verlor dann im März 1 Mio. CHF. Daher gelang es auch nicht, das angestrebte ambitiöse Ziel der Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu erreichen. Auch wenn Sunstar, wie VR-Präsident Werner Degen im Geschäftsbericht schreibt, einen Jahresverlust in Höhe von 0.4 Mio. CHF dank der guten Substanz gut verkraften könne, dürfe es nicht die Aufgabe der Gesellschaft sein, über längere Zeit keinen Gewinn zu erwirtschaften. Sunstar wurde sowohl von der Aufgabe der Unterstützung des Euros durch die Schweizerische Nationalbank als auch durch die Konzentration der stark wachsenden Touristenströme aus dem fernen und nahen Osten auf wenige Sehenswürdigkeiten ausserhalb der Destinationen, in denen die Sunstar Betriebe liegen, getroffen.

Weitere Investitionen

Trotz der schwierigen Lage hat die Gruppe im Berichtsjahr Investitionen in Höhe von 7.1 Mio. CHF nach 6.2 Mio. CHF im Vorjahr getätigt. Zu den wichtigsten Positionen gehörte der neue Speisesaal in Wengen mit 2.3 Mio. CHF, die Erneuerung der Zimmer und Bäder in Klosters mit 1 Mio. CHF sowie Zimmer- und Badrenovationen in den übrigen Häusern. Zugewartet wird mit dem geplanten Erweiterungsbau in Pontresina. Nach dem Vorliegen der für den laufenden Herbst erwarteten neuen Verordnung im Zusammenhang mit dem Bau von Zweitwohnungen soll die Eingabe eines revidierten Baugesuchs erfolgen.

Graubünden und Bern fallen zurück

Im Geschäftsjahr 2014/15 musste Sunstar auf Konzernebene im Vergleich zum Vorjahr ein Minus der Logiernächte um 2.7% auf 282’800 verzeichnen. Am stärksten betroffen war der Betrieb in Wengen mit einem Minus um 11.8% auf 21’500 Logiernächte, gefolgt von den beiden Hotels in Flims und Davos mit Rückgängen um 9.3% respektive 7%. Auf der Gewinnerseite hingegen stand der Betrieb im Piemont mit einem Plus von 19% auf 5’000 Übernachtungen. Da der Betrieb im Winter geschlossen ist und erst am 2. April 2015 den Betrieb wieder aufnahm, hat der tiefere Eurokurs seit Januar 2015 nur marginale Auswirkungen. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten verzeichnete das Haus in Zermatt mit plus 10.2% auf 18’400 Übernachtungen. Etwas geringer als der Rückgang der Übernachtungen fiel mit minus 2.4% auf 47.1 Mio. CHF der Rückgang der Erträge aus. Am deutlichsten fielen die Umsätze in den Betrieben im Kanton Graubünden (Arosa, Davos, Flims, Klosters, Lenzerheide) mit minus 4.2% auf 25 Mio. CHF, während das Minus in den Berner Betrieben (Grindelwald und Wengen) bei 3.7% lag.

Hotels im Piemont und Wallis legen zu

Zulegen konnte die Hotelrguppe hingegen in den beiden Walliser Betrieben Saas Fee und Zermatt mit einem Umsatzplus von 6.6% auf fast 2 Mio. CHF. Ebenfalls besser entwickelten sich die Umsätze im Piemont mit plus 7%. Knapp über 51% der Einkünfte wurden aus dem Beherbergungsgeschäft generiert, welches einen Rückgang um 1.9% auf 24.1 Mio. CHF verzeichnete. An zweiter Stelle stehen die Restauranteinnahmen, die um 2.7% auf 18.1 Mio. CHF fielen. Am stärksten gingen die Nebenerträge mit minus 3.5% auf 4.9 Mio. CHF zurück.

Kosteneinsparungen bremsen negative Auswirkungen

Um den geplanten Turnaround zu erreichen, hat Sunstar deutliche Optimierungsmassnahmen bei den Kosten eingeleitet. Lediglich beim direkten Betriebsaufwand musste das Unternehmen einen Anstieg um 5.2% auf 5.5 Mio. CHF verzeichnen. Das Plus geht zumindest teilweise auf das Konto der zunehmenden Ausweitung der Buchungen über Internet-Buchungsplattformen und die hieraus resultierenden Kommisssionszahlungen. Demgegenüber konnte beim wichtigsten Kostenblock, dem Personal, ein Aufwandrückgang um 1.3% auf 17.9 Mio. CHF erreicht werden. Sogar um 3.4% tiefer fielen die Warenkosten aus. Im Ergebnis führte dies zu einem unterproportionalen Minus des in der Hotelbranche wichtigen Bruttobetriebserfolgs von 1.5% auf 19.5 Mio. CHF. Dank eines Rückgangs der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 0.5 Mio. CHF auf 11.6 Mio. CHF resultierte sogar ein Anstieg des Bruttobetriebserfolgs um 2.2% auf 7.9 Mio. CHF respektive eine Steigerung der Marge von 15.5% der Einnahmen im Vorjahr auf 16.1%. Ebenfalls deutlich wird die Optimierung beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA), der um 2.3% auf 7 Mio. CHF ausgeweitet werden konnte. Investitionsbedingt höhere Sachabschreibungen von 6.1 Mio. CHF nach 5.9 Mio. CHF im Vorjahr ermöglichten einen Betriebsgewinn, der mit 862’000 CHF den Vorjahreswert von 893’000 CHF nur wenig unterschritt. Ein ausserordentlicher Ertrag aus der Auflösung der Wiederbeschaffungsreserven beim mittlerweile voll in die Gruppe integrierten Ferienclub Privilège in Höhe von gut 300’000 CHF ermöglichten trotz der um rund 200’000 CHF höheren Steuern einen gegenüber dem Vorjahr leicht reduzierten Verlust von 445’000 CHF.

Schwieriges laufendes Geschäftsjahr

Der Start ins laufende Geschäftsjahr entwickelte sich trotz des tieferen Eurokurses deutlich besser als erwartet. Dank einer grossen Nachfrage von Gästen aus dem nahen und fernen Osten nach dem Berner Oberland wurden bis zur Mitte der Sommersaison per Ende Juli auf Gruppenebene die Vorjahreswerte erreicht. Allerdings weisen die einzelnen Häuser sehr unterschiedliche Entwicklungen auf. Insgesamt wird eine Abschwächung der Nachfrage aus dem Euroraum infolge der veränderten Wechselkurse zwischen 20% und 35% erwartet. Besonders betroffen hiervon sind die Betriebe in Graubünden, die traditionell von Gästen aus dem Euroraum besucht werden. Für die weitaus wichtigere Wintersaison liegt der Buchungsstand aktuell um 10% tiefer als im Vorjahr. Neben der Unsicherheit hinsichtlich der Witterungsentwicklung, die den Geschäftsgang massgeblich beeinflusst, wird ein währungsbedingtes Nachfrageminus erwartet. Gleichzeitig wird der Preisdruck zunehmen. Die Unsicherheit für das laufende Geschäftsjahr überwiegt, und so wird es als sehr schwierig angesehen, eine Verbesserung der Profitabilität zu erreichen.

Die Sunstar Gruppe wurde mit der Senkung des Eurokurses auf dem falschen Fuss erwischt. Zwar hielten sich die Rückgänge unmittelbar nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank noch in Grenzen. Doch im sehr wichtigen Monat März musste das Unternehmen erhebliche Einbussen hinnehmen. Der umsichtigen Geschäftsführung und den guten Vormonaten ist es zu verdanken, dass das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr sogar leicht verbessert werden konnte. Weitaus schwieriger stellt sich die Lage im laufenden Jahr dar. Auch wenn die guten Wetterverhältnisse für ein gutes Sommergeschäft sprechen, sind die Anzeichen für den wichtigen Winter eher düster. Sofern sich das Geschäft im Rahmen des aktuellen Buchungsstands mit einem Minus von 10% entwickelt, dürfte Sunstar zumindest mit einem „blauen Auge“ davonkommen. Sollte sich allerdings das Minus im Verlauf der Saison ausweiten, muss mit einer deutlichen Erhöhung des Verlusts gerechnet werden. Dank einer soliden Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 54% ist die Gesellschaft in der Lage, auch ein sehr schwieriges Jahr problemlos zu überstehen. Zudem verfügt Sunstar mit Dr. Peter Grogg (Gründer der Bachem Holding) über einen potenten Grossaktionär, der dem Unternehmen eigenen Aussagen zufolge bei finanziellen Schwierigkeiten helfen würde.

Die Aktien der Sunstargruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 920 CHF notieren die Papiere mit einem Abschlag von rund 17% auf den zum Bilanzstichtag am 30. April 2015 ausgewiesenen Buchwert. Neben der allgemeinen aktuellen Unsicherheit der Tourismusbranche wegen dem starken Franken sollten Investoren auch die Abhängigkeit des Unternehmens vom Grossaktionär beachten. Das ihm zustehende Sonderrecht, Aktien unter Ausschluss des Bezugsrechts zum Nominalwert zu beziehen, ist nach den durchgeführten Kapitalerhöhungen der Vorjahre mit maximal noch 900 Aktien marginal. Der durch den Verwässerungseffekt resultierende Nachteil kann trotz der sehr wahrscheinlich vorhandenen stillen Reserven daher als unbedeutend angesehen werden.

Indessen sind die Aussichten der Branche und der Gruppe alles andere als rosig. Auch ist bis auf weiteres keine Rückkehr zu Barausschüttungen zu erwarten. Allerdings erhalten die Aktionäre statt einer Bar-Dividende Aktionärsbons von 40 CHF pro Aktie. Dieser Bon kann zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% der Rechnungssumme – mit Treuekarte sogar bis zu 60% – ausserhalb der Hauptsaison im Winter verwendet werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei 4.4% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären sogar noch weitere Sonderkonditionen während buchungsschwachen Tagen an. Für Investoren, welche diese Angebote nutzen können, eignen sich die Titel zur Depotbeimischung, während die Aktie derzeit ansonsten wenig Potenzial bietet.

Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.

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