Bergbahnen Scuol: erfolgreiches Geschäftsjahr 2012/13

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1998

Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2012/2013 können die Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent AG im Unterengadin zurückblicken. Der Gesamtertrag liegt für das am 31. Mai zu Ende gegangene Geschäftsjahr mit 14.8 Mio. CHF nur 0.3% unter dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre und 0.8% über dem Ertrag des Vorjahres. Der Winterverkehrsertrag 2012/2013 lag bei gut 9.3 Mio. CHF, und im Sommer wurden knapp 0.6 Mio. CHF erwirtschaftet. Während der Personalaufwand um 2.3% rückläufig war, kletterte der Waren- und Sachaufwand leicht. In der Summe war der Gesamtaufwand im Vergleich zu 2011/2012 um 0.8% tiefer. Das Betriebsergebnis (EBITDA) konnte um 3.7% auf 5.3 Mio. CHF gesteigert werden, der Cashflow sogar um 6.7% auf 4.4 Mio. CHF. Der Cashflow liegt damit bei etwa 30% vom Umsatz oberhalb des Branchendurchschnitts für Schweizer Seilbahnbetriebe von 24% (2011, Studie 2012 v. Seilbahnen Schweiz). Einmal mehr erlaubte das Unternehmensergebnis umfangreiche Abschreibungen im Volumen von 4.4 Mio. CHF, die den Reingewinn auf 46 (46!) CHF reduzierten.

Im Jahresbericht 2012/2013 spricht der Verwaltungsrat, verglichen mit den Vorjahren und dem Abschneiden einiger Mitbewerber, auch von einem „erfolgreichen Jahr“ und sieht die Bahn mit ihrer Strategie „auf dem richtigen Weg“. Interessante Randnotiz: Im Winter 2012/2013 sind den Angaben zufolge auch wieder vermehrt Gäste aus dem EU-Raum nach Scuol gekommen, weil sie sich offenbar „an den tieferen Euro-Kurs gewöhnt haben“. Man darf gespannt sein, ob dieser „Gewöhnungseffekt“ im laufenden Jahr auch an anderen Destinationen eingetreten ist. Scuol profitierte dabei jedoch auch von guten Schneeverhältnissen im Winter. Das aufgrund der langjährigen Abschreibungspraxis wenig aussagekräftige bilanzielle Eigenkapital liegt bei 10.7 Mio. CHF. Dem steht ein Fremdkapital von 27 Mio. CHF gegenüber, so dass die Eigenkapitalquote nur magere 28% beträgt. Der Buchwert des Anlagevermögens liegt bei Anschaffungskosten von 108.5 Mio. CHF bei nur noch 34.8 Mio. CHF, was auf stille Reserven – u.a. bei den Liegenschaften – hindeutet. Gebäude und Parzellen stehen noch mit 8 Mio. CHF in der Bilanz – bei einem Ausgangswert von 29 Mio. CHF.

Bei ausstehenden 27’000 Inhaberaktien à 250 CHF und einem zuletzt gehandelten Aktienkurs von 75.00 CHF gehört die Bergbahn mit dem wenig handlichen Namen bei einer Marktkapitalisierung um 2 Mio. CHF selbst im OTC-Segment zu den „Micro Caps“. Erschwerend kommt hinzu, dass nur sehr selten Aktien gehandelt werden – und dann auch meist in kleinen Tranchen: Im gesamten Jahr 2013 gingen bisher an 7 Handelstagen lediglich 50 Aktien mit einem Handelsvolumen von 4’325 (!) CHF um, so dass bereits kleine Aufträge in beide Richtungen zu grossen Kursausschlägen führen können! Insofern gehört die zumindest nach dem Anlagevermögen gar nicht so kleine Unterengadiner Bergbahngesellschaft zu den Spezialitäten des OTC-Bergbahnensektors. Trotz ihrer analytisch günstigen Bewertung eignet sich die illiquide Aktie aus strukturellen Gründen in der Praxis jedoch nur für Aktionäre mit einem Bezug zur Region Scuol/Unterengadin. Bardividenden erscheinen auf absehbare Zeit ausgeschlossen. Jeder Aktionär erhält bei persönlicher Teilnahme an der stets gut besuchten Generalversammlung eine branchenübliche Naturaldividende (1 Tageskarte pro Aktionär) sowie ein „gemeinsames Nachtessen“ nach der Versammlung. Die nächste Generalversammlung findet am Samstag, 5. Oktober 2013, im Bergrestaurant La Charpenna auf Motta Naluns oberhalb von Scuol statt.

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