Zermatt Bergbahnen: beendet Ära rückläufiger Erträge

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Die Zermatt Bergbahnen AG konnte im Geschäftsjahr 2012/13, welches per 31. Mai 2013 beendet wurde, die Erlöse um 2,4% auf fast 63 Mio. CHF steigern. Damit konnte erstmalig der seit fünf Jahren kontinuierlich zu verzeichnende Ertragsrückgang gestoppt werden. Als eher enttäuschend betrachtet die Gesellschaft gemäss den Aussagen im Geschäftsbericht die Entwicklung der Umsätze im Wintergeschäft. Diese legten trotz eines leichten Anstiegs der Wintertageseintritte von 1’298 auf 1’304 nur um knapp 1% auf 46,3 Mio. CHF zu. Die Gesellschaft zeigt sich erleichtert, dass der Winter 2012/13, der von ihr selbst als Saison der Wahrheit bezeichnet wurde, erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Weitaus besser entwickelte sich das Sommergeschäft 2012. Hier legten die Tageseintritte um beachtliche 19,5% auf 530 zu. Dieses Plus geht vor allem auf das Konto der einmaligen Raiffeisenaktion, welche es den Raiffeisenmitgliedern erlaubte, vergünstigte Tickets zu beziehen. Dies erklärt auch, weshalb die Erlöse nur um 6,4% auf 13,4 Mio. CHF anstiegen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bergbahngesellschaften gelingt es den Zermatt Bergbahnen, das Sommergeschäft rentabel zu betreiben. Einen gewichtigen Anteil hieran dürfte das Sommerskigebiet haben, welches einen ganzjährigen Skibetrieb erlaubt.

Trotz des höheren Umsatzes konnten die Betriebs- und Sachausgaben um beachtliche 5% auf 45,5 Mio. CHF gesenkt werden. Das Minus konnte ohne Einsparungen beim Anlagenunterhalt und somit an der Sicherheit erzielt werden, hält die Gesellschaft im Geschäftsbericht fest. Dank stabiler Personalkosten stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um hohe 9,6% auf 29,6 Mio. CHF. Noch stärker legte der betriebliche Cashflow mit plus 11,7% zu. Allerdings wurde dennoch auf der Stufe der Firmenholding, welche die Konsolidierungseffekte der Konzernrechnung nicht berücksichtigt, die Zielmarke von 25 Mio. CHF mit einem Wert von 24,4 Mio. CHF nicht erreicht. Dieser Wert ist indessen wichtig für die zukünftigen Investitionspläne der Zermatt Bergbahnen. Sofern die Zielmarke, die im internen Businessplan festgesetzt wurde, nicht erreicht wird, wird der Bau einer neuen Dreiseilbahn von der Station Trockener Steg zur Bergstation Matterhorn Paradise sistiert. Eine detaillierte Übersicht der in den nächsten Jahren geplanten Investitionen publiziert die Gesellschaft auf ihrer Homepage.

Im Sommer 2013 wurde die Erneuerung der Drahtseilbahn auf die Sunnegga abgeschlossen. Am 15. Juni 2013 nahm die neue Bahn ihren Betrieb auf (siehe Bild). Die Gesamtinvestitionen für die Erneuerung des Bahntrasses und der Züge kostete gut 12 Mio. CHF. Hiervon wurden 8 Mio. CHF bereits der Rechnung des Jahres 2012/13 belastet. Für das laufende Geschäftsjahr sind keine weiteren Bahnerneuerungen oder Neubauten von Bahnanlagen geplant. Es stehen lediglich Verbesserungen der bestehenden Anlagen und ein Ausbau des Informationssystems, welches es den Gästen erlaubt, live den Betriebszustand der Anlagen und die aktuelle Wettersituation zu beobachten, an.

Die Kennzahlen der Zermatt Bergbahnen AG fallen nicht nur im Vergleich mit dem Grossteil der Schweizerischen Bergbahnen sehr gut aus. An erster Stelle zu nennen ist hierbei die hohe Cashflow-Marge von fast 40% der Erlöse. Eine sehr wichtige Branchenkennzahl ist auch die Höhe des Cashflows im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen. Hierbei steht die Zermatt Bergbahnen mit einem Wert von 4,4% der Gesamtinvestitionen von 564 Mio. CHF an vorderster Front der Bergbahnen. Dieser Wert bedeutet, dass die Gesellschaft genügend Mittel aus dem Betrieb erwirtschaftet, um alle Anlagen innert einer Frist von 25 Jahren zu erneuern. Die Betriebsdauer von Liftanlagen liegt bei rund 30 Jahren.

Allerdings hat der gute Geschäftsgang sich auch in den Aktienkursen niedergeschlagen. Die nur sporadisch gehandelten Titel notieren deutlich über dem ausgewiesenen Buchwert von rund 120 CHF pro Aktie. Derzeit werden die Inhaberaktien auf der Handelsplattform OTC-X zu Geldkursen von 181 CHF gesucht und zu Briefkursen von 215 CHF offeriert. Sehr tief ist auch die Dividendenrendite von lediglich 0,9% auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 229 CHF. Die Aktien eignen sich somit weniger aus Renditeaspekten zur Anlage. Sie sind vielmehr für Aktionäre mit einem engen Bezug zur Region Zermatt interessant.

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