Im Geschäftsjahr 2012/13 ist die Sunstar-Hotelgruppe leicht in die roten Zahlen gerutscht. Beat Hess, seit 15 Jahren Geschäftsführer des Unternehmens, führt dies vor allen Dingen auf den schwachen Euro zurück. Für das Ende April abgeschlossene Geschäftsjahr 2013/14 erwartet er eine Verbesserung der Erfolgsrechnung. Im Gespräch mit schweizeraktien.net beschreibt Hess die Massnahmen, die die Gruppe getroffen hat, um wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Mittelfristig strebt das Unternehmen eine Eigenkapitalrendite von 4% an. Mehrheitsaktionär ist seit 2009 mit 64% der Chemie-Unternehmer Peter Grogg (Bachem).
Herr Hess, die Sunstar-Gruppe hat Ende April das Geschäftsjahr 2013/14 abgeschlossen. Wird die Unternehmung wieder schwarze Zahlen schreiben?
Wir erstellen derzeit unseren Jahresabschluss, den wir Ende August publizieren werden. Details kann ich Ihnen daher heute noch keine nennen. Allerdings ist der Winter-Umsatz mit 26.7 Mio. CHF leicht höher, als im Vorjahr ausgefallen. Insgesamt rechnen wir mit einer deutlichen Verbesserung des Jahresergebnisses, das jedoch noch nicht im schwarzen Bereich liegen wird.
Früher hat die Sunstar-Gruppe Gewinne geschrieben und konnte sogar Dividenden zahlen. Warum läuft das Geschäft auf einmal so schlecht?
Der schwache Euro macht uns immer noch zu schaffen, da unsere Gäste aus Deutschland, unserem zweitwichtigsten Markt nach der Schweiz, lieber in Österreich oder Bayern Ferien machen. Im Geschäftsjahr 2013/14 sind die Logiernächte deutscher Gäste nochmals um 9% auf 16‘400 zurückgegangen. Obwohl die Anzahl Gäste aus Osteuropa und Skandinavien stark steigend ist, können diese die fehlenden deutschen Gäste bei weitem nicht kompensieren. Hinzu kommt der grosse Preisdruck, der durch die Internetportale noch verstärkt wird. Auf der anderen Seite sind die Kosten weiter gestiegen, insbesondere die Löhne durch den Gesamtarbeitsvertrag.
Der Zuwachs an Touristen aus asiatischen Ländern in der Schweiz ist stark. Warum profitiert die Sunstar-Gruppe nicht von diesen boomenden Märkten?
Asiatische Reisegruppen sind gerade für zwei, drei Betriebe von uns interessant: Grindelwald und allenfalls Wengen, wenn Grindelwald ausgebucht ist, wegen des Jungfraujochs. Vielleicht auch noch Zermatt. In die anderen Destinationen reisen asiatische Reisegruppen kaum. Zudem übernachten viele Gruppen, insbesondere aus China oder Indien, eher in 2 oder 3-Sterne-Häusern. Bei uns finden Sie daher primär asiatische Gäste aus Japan, die die Qualität unserer Häuser schätzen und dafür auch bezahlen.
Wie reagieren Sie auf den starken Preiswettbewerb, den das Internet ausgelöst hat?
Wir werden in diesem Jahr ein neues System mit flexiblen Preisen einführen, um Auslastung und Ertrag zu optimieren. Ausserdem verstärken wir unsere Kundenbindungsmassnahmen. Durch ein Treueprogramm, die Aktionärsvorteile und den Ferienclub Privilége haben wir verschiedene Instrumente, um die Gäste an die Hotels des Sunstar-Gruppe zu binden. Weiterhin positionieren wir uns auch als Reiseanbieter mit verschiedenen eigenen Angeboten und haben mit der Sunstar-Selection eine eigene Produktlinie geschaffen, die es unseren Gästen auch nach dem Urlaub noch ermöglicht, Produkte wie Weine oder Olivenöl aus ihren Ferienregionen zu beziehen.
Wo sehen Sie weitere Wachstumsmöglichkeiten? Sie haben in Pontresina ein Hotel gekauft.
Für das Projekt in Pontresina hatten wir einen Erweiterungsbau geplant, den wir teilweise über den Verkauf von 4 Luxuswohnungen finanzieren wollten. Nach Annahme der Zweitwohnungsinitiative ist ein Verkauf der Wohnungen nicht mehr zu den ursprünglich geplanten Preisen möglich. Wir prüfen derzeit verschiedene Optionen und warten den hoffentlich baldigen Parlamentsentscheid ab. Auch sonst schauen wir uns natürlich laufend Hotelprojekte an. Allerdings ist es im derzeitigen Umfeld nicht einfach, interessante und vor allen Dingen rentable Objekte zu finden.
Ist die Stadthotellerie eine Option?
Unsere Kernkompetenz liegt in der Ferienhotellerie. Wenn wir in Städten Objekte mit Ferienanteil finden, werden wir dies prüfen. Ein Einstieg in die reine Business- und Kongresshotellerie ist für uns weniger eine Option. Hingegen könnte die Expansion ins grenznahe Ausland, beispielsweise nach Österreich, eine Möglichkeit sein. Derzeit fokussieren wir uns allerdings auf weitere Optimierungen und prüfen Schritte in Richtung Medical Wellness.
Wo sehen Sie noch Optimierungsmöglichkeiten?
Nach dem kürzlichen Zukauf der zwei ehemaligen Privilège Hotels war es ein wichtiger Schritt, die nunmehr zwölf Hotels in die drei Segmente „Sunstar Alpine Hotels“, „Sunstar Boutique Hotels“ und „Sunstar Style Hotels“ zu unterteilen. So können wir die Häuser besser unterschiedlich positionieren. Hinzu kommt, dass wir den „Privilège“ Ferienclub wieder vollständig übernehmen und in das Sunstar Angebot integrieren. Dies führt nicht nur zu einer klaren Markenstrategie, sondern vereinfacht auch die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen. Ausserdem führen wir ein Yield-Management-System ein, wie ich bereits eingangs erwähnt habe.
Welche Renditeziele strebt die Sunstar-Gruppe mittelfristig an?
Unser Hauptaktionär erwartet eine Eigenkapitalrendite von 4%. Daran werden wir gemessen. Allerdings ist das Umfeld derzeit nicht einfach für ein Unternehmen in der Schweizer Ferienhotellerie. Daher werden wir dieses Ziel kurzfristig nicht erreichen können. Mittelfristig müssen wir dies allerdings schaffen. Schliesslich wollen wir unseren Aktionären auch wieder eine Bardividende ausschütten.
Die Sunstar-Hotelgruppe ist mit ihren zwölf Häusern eine der wenigen, fast ausschliesslich auf die Schweizer Feriendestinationen fokussierte Hotelgruppe. Im Gegensatz zu anderen Hotelgesellschaften, die sich auf Management und Betrieb fokussieren, befinden sich sämtliche Hotels auch im Besitz der Gruppe. Seit der Euroschwäche leidet das Unternehmen insbesondere durch den Wegfall der wichtigen deutschen Gäste. Obwohl die Gruppe mit neuen Angeboten dieser Entwicklung entgegentritt, wird es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis wieder ein positives Jahresergebnis ausgewiesen werden kann. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 60% ist die Sunstar-Gruppe solide finanziert. Bei Kursen um die 980 CHF auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank wird die Aktie mit einem Abschlag von 10% auf den Buchwert von rund 1‘220 CHF gehandelt. Solange keine Bardividenden ausgeschüttet werden, bliebt der Titel vor allen Dingen für Anleger interessant, die von den Aktionärsvergünstigungen, u.a. einen Hotelgutschein je Aktie in Höhe von 40 CHF (siehe Naturaldividenden), profitieren möchten. Wer den Gutschein nutzt, für den ergibt sich eine Rendite von 4%.
Bei einem Umsatz von 49.3 Mio. CHF ist es der Sunstar-Gruppe im Geschäftsjahr 2013/14 gelungen, den Verlust auf nur noch 492’000 CHF zu reduzieren. Die Aktionäre erhalten weiterhin keine Bardividende. Weitere Informationen im Geschäftsbericht: http://www.sunstar.ch/assets/Corporate/Footer/Investor/Geschftsberichte/46.GB2013-14.pdf