Société Suisse des Explosifs SA: „Wir werden weitere Expansionsschritte machen“

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Daniel Antille, CEO SSE Group
Daniel Antille, CEO SSE Group

Die Société Suisse des Explosifs SA (SSE) führt erstmals seit über 40 Jahren eine Kapitalerhöhung durch. Ebenfalls ein Novum ist die Aufnahme eines verzinslichen Darlehens in Höhe von 20 Mio. CHF zur Finanzierung der Expansion ins europäische Ausland, das die SSE Group im Jahr 2013 aufgenommen hat. Die Zeichen stehen auf Expansion, wie uns CEO Daniel Antille im Interview im Nachgang zu seiner Präsentation am Branchentalk „Industrie“ mitteilte. Von einem ausschliesslich im Wallis tätigen Unternehmen entwickelte sich die Gesellschaft zu einem international tätigen Konzern, der im laufenden Jahr gemäss den Firmenprognosen erstmalig mehr Umsätze im Ausland als in der Schweiz erwirtschaften wird. Seit 2012 hat die Gesellschaft insgesamt 47.4 Mio. CHF in den Ausbau der Geschäftstätigkeit investiert. Um auch weiterhin die notwendige Flexibilität für Expansionen zu haben, werden nun die Aktionäre um finanzielle Unterstützung gebeten. Die Aktionäre können für vier bisherige Aktien eine neue Aktie zum Preis von 3’000 CHF beziehen.

Im ersten Semester 2014 erzielte die SSE auf konsolidierter Basis Erträge von 43.8 Mio. CHF bei einem EBITDA (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen und Finanzaufwendungen) von 3.8 Mio. CHF. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von gut 1 Mio. CHF. Die Bilanz weist Eigenmittel von 31.7 Mio. CHF, entsprechend einem Eigenfinanzierungsgrad von gut 41%, aus. Die Fremdmittel von rund 45 Mio. CHF sind aufgeteilt in langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 19.2 Mio. CHF und kurzfristige Schulden von 25.9 Mio. CHF, wovon 17.4 Mio. CHF stichtagsbezogene Lieferungs- und Leistungsverpflichtungen darstellen.

Herr Antille, Sie bitten die Aktionäre um frisches Kapital. Es können maximal 4’200 Aktien gezeichnet werden. Haben Sie eine Mindestmenge an Aktien, die Sie für die Durchführung der Kapitalerhöhung platzieren möchten, und wie hoch ist diese?

Wir haben keine Mindesthöhe der Kapitalerhöhung vorgesehen, sind aber zuversichtlich, zwischen 60% und 70% der offerierten Aktien bei unseren Aktionären platzieren zu können.

Ist es geplant, die neuen Aktien auch Nichtaktionären zur Zeichnung anzubieten, und wäre der Preis auch für diese Personen gleich?

Wir werden die nicht von unseren Aktionären gezeichneten Titel auch neuen Aktionären anbieten. Die zwischen 1’000 und 1’800 Aktien werden zum gleichen Preis von 3’000 CHF pro Aktie offeriert wie für unsere Aktionäre.

Wie versuchen Sie, neue Aktionäre zu gewinnen?

Wir werden die neuen Aktien selbst an interessierte Personen offerieren. Alle Interessenten können uns ihr Interesse telefonisch oder per Mail an prosptectus@explosif.ch bis spätestens 30. November mitteilen. Wir werden allen Interessierten die Unterlagen zusenden. Der Kaufpreis für die Zeichnung von neuen Aktien durch neue Investoren muss bis zum 10. Dezember einbezahlt werden.

Können die Aktionäre auch weiterhin eine Dividende erwarten, und wird diese so hoch ausfallen wie bisher?

Wir werden an unserer bisherigen Dividendenpolitik festhalten. Das heisst, wir werden weiterhin Ausschüttungen machen, wie wir dies seit 1945 jedes Jahr durchgeführt haben. Die Höhe der Ausschüttungen hängt von der Rentabilität der Gruppe, unseren Investitionsplänen und dem Marktumfeld ab. Wir ziehen eine konstante Ausschüttung vor.

Durch die Kapitalerhöhung erhält Ihr Unternehmen ein Agio. Wird dieses Agio in der Form steuerfreier Rückzahlungen an die Aktionäre wieder zurückgezahlt werden?

Ja, es ist sehr wahrscheinlich, dass wir zukünftig das Agio zur Auszahlung von steuerbefreiten Ausschüttungen an unsere Aktionäre einsetzen werden.

Wie entwickelt sich das Geschäft in den neu von Ihnen bearbeiteten zentraleuropäischen Märkten – ist die SSE Group dort profitabel?

Die Übernahme entwickelt sich mindestens planmässig, eher sogar noch besser. Wir konnten die Margen und die Rentabilität der Gesellschaften verbessern. Wie wir dies bei der Akquisition mitteilten, wird das zentraleuropäische Geschäft im Jahr 2015 zu einem Plus des Reingewinns führen. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Akquisition.

Das Sprengstoffgeschäft in der Schweiz ist rückläufig wegen des Endes zahlreicher Grossprojekte. Wie stark werden die Rückgänge im laufenden Jahr ausfallen, und können Sie bereits Angaben zu den nächsten Jahren machen?

Wir erwarten einen weiteren Rückgang um total 20% in den nächsten zwei Jahren auf dem schweizerischen Markt. Das Marktvolumen wird in der Grössenordnung zwischen 10 und 13 Mio. CHF liegen. Wir haben diesen Rückgang in unseren Planungen vollumfänglich budgetiert. Dies war einer der Gründe unserer Expansion nach Zentraleuropa. Nach den sehr schönen Jahren möchte niemand zur Normalität zurückkehren. Genau dies passiert derzeit auf dem schweizerischen Sprengstoffmarkt.

Wie stellt sich die Lage beim Feuerwerksgeschäft dar – erzielt die SSE Gruppe dort schwarze Zahlen?

Ein Feuerwerk ist per Definition ein Traum, eine Vision, eine eigene Kreation. Bis zum heutigen Tag schreiben wir in diesem Geschäftsbereich keine schwarzen Zahlen. Unser Traum ist die Erreichung der Profitabilität im 2015, aber mir erscheint 2016 realistischer. Erst dann wird diese Sparte einen positiven Beitrag zum Gruppenresultat beitragen.

Können Sie bereits weitere Angaben zu den geplanten zusätzlichen Investitionen in den nächsten Jahren bezüglich der Bereiche der Investitionen und der Kosten machen?

Wir haben für unser industrielles Geschäft einige Ideen für Investitionen und weitere Übernahmen. Diese sind aber noch nicht spruchreif. Zuerst werden wir die durchgeführten Akquisitionen in unsere Gruppe integrieren und die Kapitalerhöhung durchführen. Ich wäre allerdings erstaunt, wenn die Konzernstruktur im Jahr 2016 noch gleich wie jetzt wäre.

In der Chemiesparte waren die vergangenen Jahre sehr gute Jahre für die SSE. Nun zeichnet sich aber eine Abschwächung ab. Wird diese andauern, und können Sie sagen, wie stark sich diese auf den Umsatz und die Margen auswirkt?

Das Chemiegeschäft verzeichnet nach einer dreijährigen Phase mit sehr hohen Wachstumsraten aktuell einen Rückgang. Das Geschäft ist deutlich zyklischer geworden. In den nächsten zwölf Monaten werden wir einen leichten Rückgang verzeichnen. Dies deckt sich mit der notwendigen Zeit, unsere neuen Produktionslinien in Betrieb zu nehmen. Diese Massnahmen werden die Margen im 2015 etwas belasten. Ab 2016 erwarte ich eine Rückkehr zu einem ansehnlichen Wachstum.

Welche Geschäftsergebnisse erwarten Sie für das laufende Jahr 2014, und können Sie uns bereits einen Ausblick für 2015 geben?

Wir erwarten für 2014 Umsatzerträge zwischen 82 und 85 Mio. CHF bei einer EBITDA-Marge (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen) zwischen 8 und 10 Mio. CHF. Für 2015 rechnen wir mit einem weiteren Anstieg der Umsätze auf Konzernebene. Wachstumstreiber wird das ausländische Geschäft sein. Wir streben an, eine EBITDA-Marge zwischen 10% und 14% zu erzielen. Wir rechnen mit einem Nettogewinn für die beiden Jahre, aber unser Ansatz ist klar langfristig ausgerichtet.

Die Kapitalerhöhung soll auch zur Stärkung der Bilanz eingesetzt werden. Haben Sie hierbei vom Verwaltungsrat festgelegte Ziele der Eigenmittelausstattung der Gruppe, und können Sie uns diese mitteilen?

Die SSE Gruppe hat sich eine solide Bilanz mit hohen Eigenmitteln zum Ziel gesetzt. Die Gesellschaft will genügend Reserven haben, um selbst unsere ambitionierten Wachstumspläne finanzieren zu können. Eine Mindestquote der Eigenmittelausstattung haben wir nicht definiert. Aber als Indikator kann ich Ihnen den Hinweis geben, dass wir in der Zeit zwischen 1972 bis zur Akquisition des zentraleuropäischen Geschäfts im 2013 keinerlei Bankverbindlichkeiten hatten. Das ist unsere von allen Verwaltungsräten getragene Gruppenphilosophie. Als eine auf das 19. Jahrhundert zurückgehende Industriegruppe haben wir auch das Ziel, in einer Phase der Schwäche der Wirtschaft oder unseres Unternehmens nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Als Beispiel kann ich Ihnen die Krise des Jahres 2008, in der einige unserer Konkurrenten in erhebliche Schwierigkeiten gerieten, benennen. Die Erhöhung der Eigenmittel bedeutet für unsere Firma die Steigerung der liquiden Mittel, um weitere Investitionen und Akquisitionen finanzieren zu können. Uns ist bewusst, dass diese Politik für die meisten Finanzinvestoren nicht „sexy“ ist, aber für unseren langfristigen Geschäftserfolg besser geeignet ist. Ich gehe davon aus, dass unsere Aktionäre diese Meinung teilen und uns Kapital zur Verfügung stellen.

Die Kapitalerhöhung der SSE stellt ein Musterbeispiel des Umgangs mit den eigenen Aktionären einer Gesellschaft dar, von der sich zahlreiche Firmen nicht nur eine Scheibe abschneiden dürften. Alle Aktionäre erhielten per Post einen Emissionsprospekt mit den notwendigen Informationen. Diese beinhalteten auch einen Semesterbericht, den die Unternehmung sonst nicht erstellt. So erhalten die Anteilseigner einen guten Einblick in das aktuelle Zahlenwerk einschliesslich der Bilanzkennzahlen. Im ersten Semester erzielte die Gesellschaft Erträge von 43.8 Mio. CHF bei einem EBITDA von 3.8 Mio. CHF. Diese guten Zahlen lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass die für das Gesamtjahr prognostizierten Werte sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA sicher erreicht werden.

Durch die Kapitalerhöhung wird die ohnehin mit einer Eigenmittelausstattung von 41% keinesfalls schlecht dotierte Bilanz nochmals gestärkt. Unserer Ansicht nach sollte es der Gesellschaft gelingen, mindestens 75% der Aktien zu platzieren. Unter dieser Annahme würden der Gesellschaft rund 9.5 Mio. CHF an frischen Mitteln zufliessen. In ähnlichem Umfang sollte die Bilanzsumme anwachsen, so dass die Eigenmittelausstattung der 50%-Grenze zumindest sehr nahe kommen dürfte.

Auch wenn die weiteren Expansionspläne, die zumindest einen Teil der frischen Mittel verschlingen dürften, noch nicht bekannt sind, weckt die solide Firmenstrategie Vertrauen. Auch die gegenüber früheren Jahren deutlich höhere Transparenz der Gesellschaft ist sehr zu begrüssen. Der Preis der neuen Aktien von 3’000 CHF, was gegenüber den letztgehandelten Kursen einem Abschlag um 10% entspricht, kann als fair angesehen werden. Für die Titel gilt, wie wir bereits in unserem Blog-Beitrag vom Juni, der hier nachgelesen werden kann, schrieben, dass es sich vorwiegend um Substanzpapiere mit einer attraktiven Ausschüttung handelt. Auch wenn der Gewinn durch die Akquisitionen und die Rückgänge in den Sparten Chemie und Sprengstoffe Schweiz kurzfristig tiefer ausfallen dürfte, sollte auf mittel- bis langfristige Sicht eine Fortführung des kontinuierlichen Gewinnanstiegs, den die Gesellschaft in den letzten Jahren erzielte, möglich sein. Für das laufende Jahr wird die Dividende vermutlich tiefer ausfallen. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass eine steuerfreie Ausschüttung aus Kapitalreserven vorgenommen wird und so die Nettoauszahlung für die Aktionäre, die nach Abzug der Verrechnungssteuer für das Geschäftsjahr 203 bei 78 CHF pro Aktie lag, auch für das laufende Jahr nur unwesentlich tiefer ausfallen dürfte. Wir erwarten eine Ausschüttung in der Grössenordnung von 70 CHF pro Aktie, woraus sich auf der Basis des Emissionspreises der neuen Aktien von 3’000 CHF eine steuerfreie Rendite von 2.3% errechnen lässt. Für diejenigen Aktionäre, die an einem Substanzwert mit guten Aussichten auf steigende Gewinne interessiert sind, sollte sich die Zeichnung der neuen Aktien lohnen. Derzeit werden die Aktien der Sté Suisse des Explosifs SA auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB für 3’000 CHF gesucht und zu 3’300 CHF angeboten.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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