Schweizer Aktien Favoriten 2023: Mai-Divergenzen prägen Börsen

Nvidia und KI nähren enge Aktienhausse in den USA – schwächere Börsen in Europa

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Eine Frage der Perspektive: Trotz heuer oft trübem Wetter brachte der Monat Mai für einige doch auch Wonne. Bild: PD

Es ist, wie so oft, eine Frage der Perspektive. Für Nvidia-Aktionäre war es mit 42% Kursanstieg ein Wonnemonat wie aus dem Bilderbuch. Und auch die japanische Börse preschte auf den höchsten Stand seit 33 Jahren vor! In Europa stehen aber meist kleine Minuszeichen vor der Monatsperformance.

Der DAX verlor im Mai 1%, Mailand 3% und der Schweizer SME-Index SPIEXX 2,5%. Ähnlich sieht es an den meisten europäischen Börsen aus. Die Überraschung des Monats ist die mit 5,9% starke Performance des Nikkei-Index in Tokio. Auch seit Jahresbeginn steht mit 18,4% ein beachtlicher Wertzuwachs zu Buche. In den USA zeigt sich ein auseinanderlaufender Aktienmarkt. Der Dow-Jones verlor im Mai 1,9% und seit Jahresanfang 1,1%. Doch der Nasdaq-Index gewann 7,4% im Wonnemonat und sogar 23,4% seit Anfang Jahr. Der breit gefasste S&P 500 bewegt sich dazwischen mit 2% Monats- respektive 8,2% Jahresperformance.

KI als Kurstreiber

Bereits in den ersten Monaten des Jahres war der Kurs von Nvidia kräftig gestiegen. Ebenso die Aktien von anderen Unternehmen, die von ChatGPT und ähnlichen KI-Innovationen profitieren sollen wie Synopsis und C3.ai. Darauf wies der Chefstratege von JP Morgan schon vor Wochen hin und zog die Bilanz, dass mehr als die Hälfte der Veränderungen bei den Market Caps an den US-Börsen seit Jahresbeginn darauf zurückzuführen sind. Das löste weitere Kaufwellen aus, und Nvidia stieg auf eine Market Cap jenseits von 1 Billion USD. Allein an einem Tag nahm die Börsenbewertung um 200 Mrd. USD zu. Die Performance für das noch junge Jahr beträgt 165%.

Marktdivergenzen werfen Fragen auf

Solche Divergenzen zwischen den unterschiedlichen US-Indizes und eine enge Marktführerschaft von wenigen Werten sind nicht gerade gute Zeichen für die Börsen. In der Regel ist Marktbreite ein Signal für eine gesunde Marktentwicklung. Dennoch ist das Phänomen vielsagend. Vor allem, wenn auch die Verlierer der Entwicklung betrachtet werden. Dazu zählen beispielsweise digitale Bildungsunternehmen, Banken und natürlich Medienunternehmen.

Bewertungsextreme als Warnzeichen

Das KGV von Nvidia liegt bei 226, das KUV bei 37. Die extreme Bewertung verheisst nichts Gutes. Die Risiken bleiben ausgeblendet. So ist Nvidia ein Chip Designer, der aber für die Produktion auf die Foundry Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) angewiesen ist. Ein Zwischenfall in der aus Sicht der chinesischen KP abtrünnigen Provinz Taiwan – und die Börsen-Träume platzen wie Seifenblasen.

Trendpersistenz der OTC-X Favoriten

Bei den Aktien der Favoritenliste von schweizeraktien.net haben sich die Trends fortgesetzt. Nach fünf Monaten des Jahres zeigt sich weiterhin eine akzeptable Wertentwicklung. Dabei ist die Volatilität bei den fünf an der SIX kotierten Titeln erwartungsgemäss höher als bei den vier auf OTC-X gehandelten Valoren. Der OTC-X Liquidity Index hat im Mai rund 1% verloren, seit Jahresbeginn jedoch um 0,3% zugelegt. Aventron liegt geringfügig im Minus, doch SSE Holding, Rapid Holding und Weiss+Appetito liegen seit Anfang Jahr mit 3,3% bis 4,6% vorne. Im Durchschnitt beträgt die Performance der vier Titel 2,9%. Der Spezialbaudienstleister Weiss+Appetito legte einen ermunternden Jahresabschluss für 2022 vor.

Chart SSE
Der Kurs der SSE Holding legte seit Jahresbeginn zu. Chart: otc-x.ch
SKAN im Brennpunkt

Bei den kotierten Aktien herrschen weiterhin starke Auf- und Abwärtsbewegungen. Der SPIEXX liegt auch 3% unter dem Niveau vor einem Jahr und 6,8% höher als Anfang Jahr. Die Kursentwicklungen verlaufen sehr differenziert. Beim Star-Performer SKAN setzten, wenig überraschend, Gewinnmitnahmen auf dem erhöhten Niveau ein. Die Ehefrau eines Verwaltungsrats verkaufte für über 20 Mio. CHF Aktien, was zwar nachvollziehbar ist, aber nicht unbedingt das Vertrauen in weitere Kursgewinne verstärkte. Danach berichtete das Unternehmen eine staatsanwaltliche Untersuchung zu möglichen Insidergeschäften bei Aktientransaktionen im Vorfeld des Börsengangs, also noch zu Zeiten der BV Holding. Der betroffene VRP tritt für die Dauer der Untersuchung in den Ausstand, wie es heisst. Die Aktie gab daraufhin nochmals nach, erholte sich aber zwischenzeitlich wieder auf 80 CHF. Die Jahresperformance ist mit 26% nach wie vor beachtlich.

Chart SKAN
SKAN zeigt sich mit erhöhtem Titel-Niveau. Chart: six-group.com
Akzeptable Performance

Während sich CPH weiterhin stabil auf dem erhöhten Kursniveau hält, haben sich Komax und Bossard nach dem Höhenflug Anfang Jahr auf dem tieferen Niveau eingependelt. Komax liegt unter dem Kursniveau vom Jahresbeginn. Und auch bei Barry Callebaut gab der Kurs nach. In Summe errechnet sich dennoch eine durchschnittliche Performance der fünf Aktien von 8,1% in diesem Jahr. Der SPIEXX gewann mit 6,8% etwas weniger. Bezogen auf alle neun Aktien errechnet sich eine Performance von 5,1%.   

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