Ein überraschend gutes Ergebnis für das Geschäftsjahr 2014 legte die auf den Arzneimittelversand spezialisierte Zur Rose-Gruppe vor. Nach einem schwierigen Vorjahr, das geprägt war durch ausserordentliche Faktoren, wies das in Frauenfeld ansässige Unternehmen einen Gewinn von 7.2 Mio. CHF aus. Bei einem Umsatz von 915.6 Mio. CHF (+ 0.5%) lag das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) bei 17.3 Mio. CHF und damit fast viermal so hoch wie im Vorjahr. Mit diesem Ergebnis konnte die Gruppe, zu der seit drei Jahren auch die Online Apotheke DocMorris gehört, ihre eigenen Erwartungen übertreffen. Noch im November 2014 stellte Verwaltungsratspräsident Stefan Feuerstein ein EBITDA in Höhe von mindestens 15 Mio. CHF in Aussicht. Feuerstein löste zudem sein Versprechen ein, bei einer Rückkehr in die Gewinnzone wieder eine Dividende ausschütten zu wollen. Mit 60 Rappen pro Aktie liegt diese sogar über dem früheren Niveau. Für das laufende Geschäftsjahr äusserte sich die Unternehmensleitung ebenfalls zuversichtlich.
Konsequentes Kostenmanagement
Das gute Ergebnis ist Zur Rose gelungen, obwohl die staatlich veranlassten Preissenkungen in der Schweiz zu einem ertragsmindernden Effekt von 4.6% geführt hätten, so die Gesellschaft in einer Medienmitteilung. Kompensiert werden mussten im Schweizer Ärztegeschäft zudem zahlreiche Praxisschliessungen von pensionierten Ärzten, die bisher über die Selbstdispensation ihren Patienten die Medikamente direkt abgeben durften. Dennoch sei es gelungen, den Umsatz auf 915.6 Mio. CHF zu erhöhen. Zur positiven Umsatzentwicklung hätten die Bereiche SpecialtyCare und rezeptfreie Medikamente beigetragen. Hier erweiterte Zur Rose das Sortiment um über 1’000 Artikel. Zudem sei ein Webshop für französisch sprechende Kunden in der Westschweiz eröffnet worden. Auf der Kostenseite haben sich, neben dem Wegfall der Einmaleffekte aus dem Vorjahr, ein konsequentes Kostenmanagement und Prozessoptimierungen positiv bemerkbar gemacht. So konnte das EBITDA denn auch von 4.7 Mio. CHF auf 17.3 Mio. CHF gesteigert werden. Die gute Ergebnisentwicklung machte sich auch in einer höheren Eigenkapitalquote von 33.9% (Vorjahr: 32.6%) und einem leicht auf 77.4 Mio. CHF gestiegenen Eigenkapital bemerkbar.
Doc Morris wächst um 4%
Auch die im niederländischen Heerlen ansässige Tochter DocMorris schaffte es, im Geschäftsjahr 2014 den Umsatz um 4% zu steigern. Allerdings musste sie durch die Ausdehnung der deutschen Arzneimittelpreisverordnung auf ausländische Versandapotheken seit Ende 2012 ein reduziertes Wachstum im rezeptpflichtigen Bereich hinnehmen. Die Fragen nach Boni, die im Zusammenhang mit dem Kauf rezeptpflichtiger Arzneimittel gewährt werden, und nach der Zulässigkeit des deutschen Festpreissystems werden in Zukunft von europäischen Gerichten geklärt.
Kostenoptimierungen gegen Wechselkurseffekte
Auch im laufenden Geschäftsjahr erwartet Zur Rose eine positive Geschäftsentwicklung. Das Unternehmen betont in seiner Medienmitteilung zum Jahresabschluss, dass die Abschwächung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken keinen negativen Einfluss auf die Bruttomarge habe, da Kosten und Umsatz der Gesellschaften der Zur Rose-Gruppe in derselben Währung anfielen. Negative Währungseffekte könnten sich daher ausschliesslich im Gruppenumsatz zeigen. Das Management werde jedoch alles daran setzen, diese Differenzen mit einem Massnahmenprogramm im Kostenbereich weitestgehend auszugleichen, so die Gesellschaft.
Verwaltungsrat und Unternehmensleitung der Zur Rose-Gruppe haben Wort gehalten. Nach dem Übergangsjahr 2013 weist das Unternehmen wieder positive Zahlen und ein Wachstum auf allen Stufen aus. Erfreulich ist daran, dass auch die Aktionäre in Form einer Dividende an dem guten Ergebnis partizipieren dürfen. Diese liegt mit 60 Rappen sogar leicht höher als noch 2012. Bei Kursen um die 20.40 CHF, welche zuletzt auf der OTC-X Plattform der BEKB für eine Zur Rose-Aktie gezahlt wurden, liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis bei 9.2 (Gewinn pro Aktie: 2.21 CHF), und der Titel rentiert mit 2.9%. Auch wenn im laufenden Geschäftsjahr trotz einer guten operativen Leistung Wechselkurseffekte die konsolidierte Jahresrechnung belasten könnten, so dürften diese Effekte in der aktuellen Bewertung längst enthalten sein. Bei Kursen unter dem Buchwert von 23.78 CHF je Aktie ist der Titel klar unterbewertet. Höhere Bewertungen könnten sich rasch einstellen, sofern der konstante Wachstumskurs der Gesellschaft fortgesetzt wird. Dass Ambitionen bestehen, diesen durch internes und externes Wachstum fortzusetzen, zeigte die jüngst erfolgte Übernahme der Mehrheitsbeteiligung an BlueCare.