Linde Holding wächst. Die Betreiberin der Privatklinik Linde in Biel, konnte im Jahr 2014 die Einnahmen leicht um 0.6% auf 83.2 Mio. CHF steigern. Dies gelang trotz einer weiteren Senkung der Fallpauschalen um 160 CHF. Möglich wurde der Einnahmenanstieg dank einem Plus der Patientenzahl um 2.8% auf 5’501. Details zu den Zahlen erfuhren die Aktionäre vom VR-Präsidenten Kurt Aeberhard an der Generalversammlung (GV) in Biel. So konnte die Klinik Linde vor allem im Bereich der Geburten mit einem Plus um 12.1% auf 584 deutlich zulegen. Die Anzahl der stationären Patienten stieg dagegen nur leicht um 1.7% auf 4’917. Auch bei den ambulanten Behandlungen, d.h. allen Aufenthalten, die weniger als 24 Stunden dauern, legte die Klinik um 0.5% auf 36’844 zu.
Um dem zunehmenden Patientenaufkommen ohne Qualitätseinbusse erfolgreich begegnen zu können, setzt die Klinik auf weitere Ausbauten. Im Herbst 2015 ist der Baubeginn der grössten Etappe der Erweiterungen mit dem Nordanbau geplant. Nach dem Abriss der bestehenden Gebäulichkeiten im August wird mit dem Neubau wenige Monate später gestartet. Der Neubau beinhaltet einen deutlich vergrösserten Physiotherapiebereich im Gartengeschoss, eine vergrösserte Intensivstation und mehr Operationssäle im Erdgeschoss sowie 20 neue Privatzimmer in den beiden oberen Etagen. Bereits im 2014 abgeschlossen wurde die Erneuerung der Radiologie.
Hohe Investitionen, Abschreibungen legen zu
Von den Gesamteinnahmen von 83.2 Mio. CHF entfallen gut 97% auf die Patientenerträge. Diese stiegen im Berichtsjahr um 1% auf 80.9 Mio. CHF an. Wegen der tieferen Fallpauschale blieb das Umsatzplus hinter dem Anstieg der Patientenanzahl zurück. Auf der Ausgabenseite fällt ein deutlicher Anstieg der Aufwendungen für den medizinischen Bereich um 9.6% respektive plus 3 Mio. CHF auf 33.9 Mio. CHF auf. Wie Direktor Hanspeter Frank den Aktionären an der GV erklärte, resultiert der Anstieg aus einer unterschiedlichen Verbuchung der Anästhesieleistungen. Diese seien nicht mehr in den Personalaufwendungen enthalten, sondern in den Kosten des medizinischen Bedarfs inkludiert. Im Gegenzug sanken daher die Personalkosten trotz eines Lohanstiegs von 2% um 7.5% respektive 2.7 Mio. CHF auf 33.2 Mio. CHF. Die Aufwendungen für Betrieb und Unterhalt lagen mit 7.2 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert von 7.3 Mio. CHF.
Im Ergebnis führte dies zu einem Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 3.6% auf 7.6 Mio. CHF. Gleichzeitig konnte die EBITDA-Marge von 8.9% im Vorjahr auf 9.1% gesteigert werden. Investitionsbedingt stiegen die Sachabschreibungen um 450’000 CHF auf gut 6.2 Mio. CHF an, so dass das EBIT um 200’000 CHF respektive 12% auf 1.4 Mio. CHF sank. Tiefere Finanzaufwendungen und geringere ausserordentliche Aufwendungen erlaubten dennoch einen Anstieg des Reingewinns um 100’000 CHF auf 900’000 CHF. Die Aktionäre erhalten eine Dividende in Vorjahreshöhe von 10 CHF pro Aktie. Das Unternehmen setzt damit trotz der hohen Investitionen in den Ausbau der Klinik auf Konstanz bei der Ausschüttung.
Weiteres Wachstum mit Geburten
Das laufende Jahr steht im Zeichen der Bautätigkeit mit dem Nordanbau. Es gelang der Geschäftsleitung dank intensiven Verhandlungen mit den Anrainern, die Baubewilligung ohne jegliche Einsprachen zu erhalten. Die Geschäftsleitung setzt weiterhin auf die Steigerung der Patientenzahlen. So wird auf alle Fälle versucht, den Exodus von Patienten aus dem Einzugsgebiet, das rund 280’000 Personen umfasst, nach Bern zu verhindern. Der Klinik Linde ist dies bislang stets gelungen, während das Bieler Spitalzentrum ein Patientenminus von 1% verzeichnete. Weiterhin im Aufwind befindet sich die Entwicklung der Geburtenzahlen. So soll im laufenden Jahr die Zielmarke von 600 Geburten erreicht werden. Eine weitere Verbesserung der EBITDA-Marge steht auf der Agenda. Als Zielgrösse benannte Aeberhard die Marke von 10%, die er in den nächsten Jahren erreichen möchte.
Die Geschäftszahlen der Klinik Linde fallen erfreulich aus. Sehr positiv zu bewerten ist auch die transparente Berichterstattung der Gesellschaft. Die im Vorjahr eingeführte Verschärfung der Vinkulierungsbestimmungen dient also nicht dazu, die Aktionäre knapp an Informationen zu halten. Wie Hanspeter Frank durchblicken liess, wird zudem ab 2015 die Berichterstattung nach den Bilanzierungsregelungen Swiss GAAP FER erfolgen, was eine nochmals erhöhte Transparenz bedeutet.
Es gelang dem Unternehmen trotz der grossen Investitionstätigkeit, welche im Berichtsjahr die Erneuerung der Radiologie und des Warte- respektive Eingangsbereichs umfasste, die Margen zu steigern. Hieran nichts zu ändern vermochten auch die nochmals gesenkten Fallpauschalen. Trotz der Investitionen konnten auch die Fremdmittel gesenkt werden. Hierbei sind in erster Linie die langfristigen Verbindlichkeiten entscheidend, da es sich bei den kurzfristigen Aussenständen um normale Verpflichtungen aus dem Tagesgeschäft, die per Bilanzstichtag noch nicht bezahlt waren, handelt.
Lediglich die sonstigen kurzfristigen Verbindlichkeiten von 3.3 Mio. CHF fallen nicht unter diese Kategorie. Hierbei handelt es sich um eine Hypothek, die im laufenden Jahr ausläuft und somit von den langfristigen Verbindlichkeiten in die kurzfristigen umgebucht werden musste. Insgesamt gingen die echten Verbindlichkeiten inklusive dieser Hypothek um knapp 800’000 CHF auf 17.6 Mio. CHF zurück. Bei ausgewiesenen Eigenmitteln in Höhe von 13.8 Mio. CHF erscheint die Verschuldungsquote auf den ersten Blick sehr hoch. Hierbei nicht übersehen werden darf indessen, dass die Gesellschaft über nicht unerhebliche stille Reserven im Immobilienvermögen verfügen dürfte.
Die Aktien der Klinik Linde werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 820 CHF notieren die Papiere deutlich über dem ausgewiesenen Buchwert von knapp 400 CHF. Als bescheiden angesehen werden muss auch die Dividendenrendite von 1.2%. Wenig Aussagekraft hat auch das KGV, da die Gesellschaft hohe Abschreibungen, die keinesfalls vollumfänglich betriebsnotwendig sind, macht. So kann in erster Linie das Verhältnis des EBITDA gegenüber dem Kurs herangezogen werden. Hier lässt sich ein sehr tiefes Kurs-EBITDA-Verhältnis von knapp 4 errechnen.
Ebenfalls nur einen Teil der Wahrheit stellt auch der ausgewiesene Buchwert dar. Als Indiz für den Substanzwert kann der Brandversicherungswert angesehen werden. Dieser beträgt alleine für die Immobilien 63.4 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Bilanzwert von 17.6 Mio. CHF. Die betrieblichen Einrichtungen sind mit 46.5 Mio. CHF bei einem Bilanzwert von 4.1 Mio. CHF für eigene und von 2.1 Mio. CHF für Anlagen im Leasing versichert. In den Brandversicherungswerten sind die Grundstücke, die ihrerseits einen hohen Wert haben dürften, nicht enthalten. Selbst bei sehr konservativen Schätzungen dürfte der Substanzwert der Aktien den aktuellen Kurs deutlich übersteigen. Dies macht die Papiere vor allem für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte zur Anlage interessant. Mit der Umstellung der Rechnungslegung auf Swiss GAAP FER dürfte ein Teil der Reserven offengelegt werden.