Bondpartners: Verlust von 1.8 Mio. CHF im ersten Semester 2015 – Wechselkursschwankungen belasten

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Bondpartners logiert an attraktiver Lage in Lausanne. Quelle: Bondpartners SA
Bondpartners logiert an attraktiver Lage in Lausanne. Quelle: Bondpartners SA

Die Bondpartners SA musste im ersten Semester 2015 einen Verlust von 1.8 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 1.7 Mio. CHF verbuchen. Gemäss der Darstellung des Unternehmens im jüngsten Semesterbericht geht der Verlust hauptsächlich auf die Wechselkursverschiebungen infolge der Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar zurück. Mit Ausnahme der Einflüsse des Franken-Anstiegs haben sich die Zahlen auf Vorjahresniveau entwickelt. Die Bilanz präsentiert sich weiterhin mit extrem soliden Eigenmitteln, welche die Gesellschaftssituation stützen. Während die Handelsvolumen im Berichtszeitraum zurückgingen, konnten die operativen Margen spürbar verbessert werden. Die geringe Liquidität in den Obligationsmärkten habe sich fortgesetzt, so die Gesellschaft.. Die Volatilität ist sowohl im Bereich der Schuldverschreibungen als auch bei den Aktien deutlich angestiegen. Erstmalig werden die Zahlen gemäss den Rechnungslegungsvorschriften RRV Finma präsentiert.

4.2 Mio. CHF Verlust im Devisengeschäft

Im ersten Semester fiel der Erfolg aus dem Zinsdifferenzgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 1% auf knapp 1.1 Mio. CHF. Ein differenziertes Bild präsentiert das für Bondpartners wichtigste Geschäftsfeld der Handelserträge. Während im Wertschriftenhandel ein Ertragsplus um 9.35% auf 3.6 Mio. CHF erzielt wurde, fiel im Devisengeschäft ein Verlust von 4.2 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von knapp 300’000 CHF an. So resultierte aus dem Handelsgeschäft ein Verlust von fast 600’000 CHF nach einem Vorjahresgewinn von 3.6 Mio. CHF. Zuzulegen vermochte Bondpartners bei den Kommissions- und Dienstleistungserträgen mit einem Plus von 160’000 CHF auf 900’000 CHF. Insgesamt betrugen die Erträge aus dem ordentlichen Geschäft inklusive der sonstigen Erträge von 100’000 CHF nur 1.5 Mio. CHF nach einem Vorjahreswert von 5.5 Mio. CHF. Die Geschäftsaufwendungen fielen wegen der tieferen Personalkosten um 3.2% respektive um 110’000 CHF auf 3.3 Mio. CHF. Bereits auf der Stufe Bruttogewinn resultierte daher ein Verlust von 1.8 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 2.1 Mio. CHF. Da die Gesellschaft für das erste Semester 2015 keinen Steueraufwand verbuchte, resultierte auch unter dem Strich ein Verlust von 1.8 Mio. CHF. Die Abschreibungen auf Sachanlagen und Wertberichtigungen von insgesamt 150’000 CHF wurden durch entsprechende ausserordentliche Einkünfte kompensiert.

Tieferes Bilanzvolumen durch Abbau der Forderungen gegenüber Banken

Deutlich reduziert wurde das Bilanzvolumen, das nach 153.6 Mio. CHF per Jahresende 2014 zum Stichtag am 30. Juni 2015 noch 136.9 Mio. CHF betrug. Das Minus von 16.7 Mio. CHF geht massgeblich auf die Reduktion des Bestands an Forderungen gegenüber Banken im Umfang von 15.8 Mio. CHF auf 59.7 Mio. CHF auf der Aktivseite zurück. Ebenfalls reduziert wurden die Bestände im Handelsgeschäft um 3.9 Mio. CHF auf 53.2 Mio. CHF und die liquiden Mittel um 3 Mio. CHF auf 600’000 CHF. Hingegen legten die Forderungen gegenüber den Kunden um 5.9 Mio. CHF auf 13.2 Mio. CHF zu. Auf der Passivseite gingen die Verbindlichkeiten gegenüber den Kunden aus dem Depotgeschäft stark um 17.4 Mio. CHF respektive um minus 32% auf 37 Mio. CHF zurück. Allerdings stiegen die Verbindlichkeiten aus dem Handelsgeschäft um 3.7 Mio. CHF auf 18.8 Mio. CHF an. Wegen des schwachen Geschäftsverlaufs im ersten Semester fielen die Eigenmittel gegenüber dem 31. Dezember 2014 bis zum Bilanzstichtag 30. Juni 2015 um 4 Mio. CHF auf 72.1 Mio. CHF. Die gesetzlichen Eigenmittelanforderungen werden dennoch um das Fünffache übertroffen, teilte die Gesellschaft mit.

Die Kennzahlen des ersten Semesters fallen enttäuschend aus. Die Auswirkungen der Aufgabe der Euro-Unterstützung machten dem stark auf den Handel ausgerichteten Lausanner Finanzinstitut schwer zu schaffen. Dank einer soliden Bilanz mit einer sehr hohen Eigenmittelausstattung von fast 53% der Bilanzsumme kann das Bankhaus die schwachen Zahlen problemlos wegstecken. Die Ausrichtung auf den Handel erfordert regelmässig hohe Bestände, die bei derartig unvorhersehbaren Ereignissen wie dem „Währungsschock“ rasch empfindlich an Wert verlieren können. Um auch für solche Situationen gewappnet zu sein, setzt Bondpartners auf eine hohe Eigenmittelausstattung. Diese macht das Unternehmen, wie die Zahlen zeigen, zwar nicht resistent gegen Ausseneinflüsse, erlaubt es aber, diese unbeschadet zu überstehen.

Bei einem Vergleich der Bilanzkennzahlen mit den früheren Jahren fällt vor allem der deutlich höhere Ausweis an Eigenmitteln auf. Dieser geht zurück auf die Neueinführung der Rechnungslegungsvorschriften gemäss RRV/Finma. So werden die bisherigen übrigen Rückstellungen grossteils den Reserven für allgemeine Bankrisiken zugewiesen. Während die Reserven für allgemeine Bankrisiken anerkannterweise Eigenmittelcharakter aufweisen und dementsprechend auch zum wirtschaftlichen Eigenkapital gerechnet werden, ist dies bei den übrigen Rückstellungen nicht der Fall. Detailliertere Angaben sind erst bei der Vorlage des detaillierten Geschäftsergebnisses für 2015 inklusive aller Angaben zu den Bilanzpositionen möglich. Auch mit den nur rudimentären Zahlen des Semesters lässt sich im Vergleich zu den Angaben des Geschäftsberichts für 2014 und denjenigen des Berichts für das erste Semester 2015 ein Anstieg der Eigenmittel per 31.12.2014 von 56.4 Mio. CHF auf 76.2 Mio. CHF ermitteln. Für die Aktionäre wird so die Berechnung des inneren Werts der Papiere deutlich erleichtert.

Die Aktien von Bondpartners werden seit dem 8. Juli 2015 auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 680 CHF weisen die Titel einen erheblichen Discount von 48% gegenüber dem Buchwert von gut 1’300 CHF auf. Derzeit offen ist die Höhe der Ausschüttung für 2015. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Dividende gesenkt wird. Für das Vorjahr hatte sie noch 35 CHF betragen. Da die Gesellschaft über sehr hohe Reserven verfügt, wäre eine Ausschüttung selbst bei einem Verlustausweis für das Gesamtjahr, der unserer Ansicht nach keinesfalls zu erwarten ist, möglich. Unserer Schätzung nach sollte für 2015 zumindest ein Gewinn in der Höhe von 50% des Vorjahreswerts von 3.2 Mio. CHF möglich sein. Als Untergrenze der Dividende betrachten wir unter Berücksichtigung der Reserven den Betrag von 20 CHF pro Aktie. Selbst auf diesem tiefen Niveau würden die Papiere eine aktuelle Rendite von fast 3% aufweisen, was nicht nur im aktuellen Marktumfeld als sehr gut einzustufen ist.

Zu beachten bei den Papieren ist hingegen die geringe Handelsliquidität, welche die Aktien bereits bei der per 8.7.2105 aufgegebenen Kotierung an der SIX Swiss Exchange kennzeichnete. Für Anleger, die sich des Risikos der geringen Liquidität bewusst sind, eignen sich die Aktien als langfristige werthaltige Anlage. Die Papiere weisen einen hohen Substanzwert, der den ausgewiesenen Buchwert nochmals übersteigen sollte, und eine kontinuierliche Ausschüttung auf. Zumindest aus heutiger Sicht erscheint ein Ausfall der Ausschüttungen als nicht wahrscheinlich.

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