Börsengänge: SIX füllt mit «Sparks» Academy die Pipeline für IPOs

27 potenzielle IPO-Kandidaten für die nächsten Jahre

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SIX Sparks IPO Academy
Vier Fondsmanager sprachen am Investors Round Table der IPO Academy über ihre Anlagestrategien und das Umfeld für künftige IPOs. Bild: schweizeraktien.net

Die zweistelligen Verluste an den Aktienbörsen liessen 2022 auch die Anzahl der Neuemissionen auf einen Tiefstand sinken. In der Schweiz fand mit der Immobiliengesellschaft EPIC nur ein «echter» Börsengang an der SIX Swiss Exchange statt. Mit der Lancierung von «Sparks» wollte der Börsenbetreiber auch vermehrt KMU an den Kapitalmarkt locken. Allerdings ist die Lancierung des neuen Segments, das niedrigere Eintrittsbarrieren für Unternehmen vorsieht, im Herbst 2021 kurz vor dem Beginn der jüngsten Baisse erfolgt. Daher ist mit der XLife Sciences AG derzeit gerade nur eine Aktie in dem neuen Segment gelistet. Doch hinter den Kulissen tut sich einiges. Bereits zum zweiten Mal führt die SIX ihre «Sparks» IPO Academy durch. Im ersten Durchlauf haben 12 potenzielle Börsenkandidaten an der Academy teilgenommen. Auch jetzt drücken wieder 15 Unternehmen die Schulbank und werden in Online- und Offline-Workshops für einen möglichen Börsengang sensibilisiert. Somit füllt SIX ihre Pipeline für den nächsten Börsenaufschwung.

Firmenchefs treffen auf Fondsmanager

Die 27 Unternehmen, welche den Prozess durchlaufen bzw. durchlaufen haben, befinden sich in einem unterschiedlichen Stadium der Unternehmensentwicklung. Dies wurde auch an der jüngsten Veranstaltung der Academy deutlich, an der am vergangenen Donnerstag 15 Unternehmen auf Schweizer Small- und Mid-Cap-Fondsmanager trafen. Bei einigen wenigen Firmen könnte ein IPO binnen sechs Monaten erfolgen, sobald sich das «IPO-Fenster» wieder öffnet. Andere Unternehmen befinden sich noch in einer frühen Evaluationsphase und könnten somit erst in zwei oder drei Jahren den Gang aufs Parkett wagen. «Wir verfolgen eine Dual-track-Strategie», lässt der Vertreter eines Technologie-Start-ups wissen, das bisher vor allem mittels Venture Capital finanziert wurde. Will heissen, dass sie sowohl den Börsengang als Option als auch die Finanzierung durch einen Finanz- oder einen strategischen Investor prüfen. Dies abhängig vom jeweiligen Kapitalmarktumfeld.

Ein IPO bringt die höchste Bewertung

In der Diskussion mit den Fondsmanagern wurde jedoch deutlich, dass ein Börsengang im Vergleich zu den anderen Optionen meistens den besten Preis für das Unternehmen einbringt. Allerdings warnten die Portfoliomanager die anwesenden Unternehmer auch vor zu überzogenen Preisvorstellungen und zu vielen Versprechungen. Es bringe nichts, die Equity Story zu schönen, wenn das Unternehmen nachher seine Pläne und auch die Zahlen mehrmals korrigieren müsse. «Vertrauen, das einmal verloren wurde, ist nur sehr schwer zurückzugewinnen», so die Fondsmanager. Wichtig sei es daher, immer offen zu kommunizieren. Und klar und konsistent darzulegen, wie eine Firma ihr Geld verdient.

Reife für den Börsengang entscheidend
Hans Grüter
Hans Grüter, der ehem. CFO von Softwareone, informierte über den IPO-Prozess. Bild: schweizeraktien.net

Dass ein Unternehmen eine gewisse Reife haben muss, bevor sie an die Börse geht, zeigte der ehemalige Finanzchef von Softwareone in seinem Referat auf. «Eine Firma muss auch die Passion haben, an die Öffentlichkeit zu treten», so Hans Grüter. Bei Softwareone habe sich der Reifegrad während des gesamten IPO Prozesses, der rund 4 Jahre gedauert hat, ständig erhöht. Als wichtigen Ratschlag gab Grüter den anwesenden Firmen mit auf den Weg, rechtzeitig den Bereich Investor Relations im Unternehmen zu implementieren. Dies entlaste den CEO und CFO während des gesamten Prozesses, da sie auch das operative Geschäft neben dem IPO-Prozess noch managen müssten. Dass das Thema Investor Relations nicht nur während des IPO-Prozesses, sondern auch für die Zeit an der Börse wichtig ist, darauf wies auch Thomas Schneckenburger von der Beratungsfirma The Equity Story Factory hin. Die börsenkotierten Firmen müssten jederzeit einen guten Draht zu Investoren, Analysten und Finanzmedien haben.

Öffnet sich das «IPO-Fenster» im Herbst?

Bis sich das sogenannte «IPO-Fenster» wieder öffnet, dürfte es nach Einschätzung der vier Fondsmanager noch etwas dauern. Ein schmales Fenster könnte sich im Herbst öffnen, wenn sich die Märkte bis dahin stabilisiert haben, so Birgitte Ohlsen, Fondsmanagerin der Bellevue Entrepreneur Strategien. Auch Martin Lehmann von 3V Asset Management erwartet IPOs erst wieder im Herbst. Deutlich wurde allerdings auch, dass der Appetit auf Wachstumsfirmen mit einem hohen Kapitalbedarf, sogenannte «Cash burning companies», aktuell überhaupt nicht da ist. Dazu brauche es erst wieder einen Bullenmarkt. Und von einem Bullenmarkt sei man, trotz des guten Börsenstarts in diesem Jahr, noch weit entfernt, wie Andy Schnyder vom Vermögensverwalter zCapital betonte.

Marktkapitalisierung entscheidend

Im Gespräch mit den Fondsmanagern zeichnete sich ein weiterer wichtiger Punkt ab. Je nach Grösse des Fonds sind diese gar nicht in der Lage, in kleinere Unternehmen, sogenannte Micro Caps, zu investieren. Auch wenn keine konkrete Grenze in dem Gespräch genannt wurde, so sind Investitionen in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 100 Mio. CHF für die meisten Fonds schwierig. Dies bleibt eine der grossen Herausforderungen für die SIX Swiss Exchange, hier alternative Investorengruppen wie Privatinvestoren, Family Offices und Pensionskassen mit ins Boot zu nehmen. Mit der «Sparks» IPO Academy ist jedenfalls ein sehr guter Anfang gemacht.

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