Die WIR Bank Genossenschaft konnte im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahrs wieder ein starkes Volumenwachstum verzeichnen. Das Gesamtkreditvolumen stieg um 6.1% auf 4.3 Mrd. CHF. Besonders stark wuchsen die Hypotheken, die um 7% auf 2.75 Mrd. CHF zulegten. Bei den Kundengeldern verzeichnete die Bank sogar einen Anstieg um satte 10.3% auf 2.86 Mrd. CHF. Durch dieses starke Volumenwachstum konnte die Bilanzsumme die Marke von 5 Mrd. CHF knacken. Besonders erfreulich für die Bank, die mit der Tauschwährung WIR sozusagen über eigenes Geld verfügt, war die Tatsache, dass auch die Ausleihungen in WIR nach Jahren der Stagnation um 1.3% auf 778.1 Mio. CHF wachsen konnten.
4.6 Mio. CHF Verlust im Handelsgeschäft
Die Erfolgsrechnung für die ersten sechs Monate zeichnet allerdings ein durchwachsenes Bild. Während der Erfolg aus dem Zinsengeschäft dank gesunkener Zinsaufwendungen bei leicht höheren Zinserträgen um 21.3% auf 27.5 Mio. CHF kräftig zulegen konnte, harzte es im indifferenten Geschäft. Besonders negativ schlug die Euroschwäche seit Mitte Januar zu Buche. Im Handelsgeschäft musste die Bank daher einen Verlust von 4.6 Mio. CHF (Vorjahr: 3.6 Mio. CHF Gewinn) ausweisen. Allerdings betont die Bank auf Nachfrage, dass der Effekt nur temporär sei, und sich der Verlust zwischenzeitlich schon wieder deutlich reduziert habe. Dennoch hinterliess der hohe Verlust im Handelsgeschäft auch auf Stufe Bruttoerfolg seine Spuren. Dieser lag mit 14.4 Mio. CHF um rund 28% unter dem Vorjahreswert.
Ausbau im WIR-Geschäft und mit Privatkunden
Nach Aussagen der Geschäftsleitung im Frühjahr (siehe Interview mit CEO Germann Wiggli vom 28. Mai 2015) will die WIR Bank ihren Wachstumskurs auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Chancen sieht die Bank dabei insbesondere beim WIR-Geld und dem Ausbau des WIR-Netzwerks. Dies soll nun noch attraktiver gemacht werden. Zudem sieht Germann Wiggli auch Chancen im Anlage- und Vorsorgegeschäft mit Privatkunden. „Wir sind fest entschlossen, unsere Spar- und Vorsorgeprodukte zu Konditionen anzubieten, die zu den besten im Markt gehören“, lässt sich Wiggli in einer Medienmitteilung zitieren.
Das Semesterergebnis der WIR Bank lässt aufhorchen. Denn das starke Wachstum ist für die Bank erfreulich, sofern hier nicht übermässige Risiken eingegangen wurden. Die Bankleitung betont jedoch, dass dies nicht der Fall wäre. Erfreulich ist zudem, dass sich das Wachstum auch positiv im Erfolg aus dem Zinsengeschäft zeigt. Unschön ist jedoch der hohe Verlust im Handelsgeschäft. Sofern sich dieser aufgrund der mittlerweile veränderten Wechselkurssituation zum Jahresende wieder nivelliert, könnte die Bank auf einen Bruttoerfolg in Vorjahreshöhe hinsteuern. Bei einem Kurs von 440 CHF, der zuletzt für einen WIR Stammanteil auf OTC-X gezahlt wurde, wären die Papiere dann mit einem KGV von 30 und einem geringen Aufschlag auf den ausgewiesenen Buchwert bewertet. Sofern die Ausschüttung gleich bleibt, liegt die Rendite bei 2.2%. Grösster Unsicherheitsfaktor ist derzeit die weitere Entwicklung der Erträge aus dem Handelsgeschäft.