Kongress + Kursaal Bern: Unruhige Zeiten im Berner Traditionsbetrieb – CEO Dalucas tritt ab

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Die Kursaal-Betriebe in Bern durchleben derzeit unruhige Zeiten. Bild: www.kursaal-bern.ch
Die Kursaal-Betriebe in Bern durchleben derzeit unruhige Zeiten. Bild: www.kursaal-bern.ch

Die Kursaal-Unternehmungen in Bern kommen nicht zur Ruhe. Nachdem in den Jahren 2011 und 2012 rund 35 Mio. CHF in die Erneuerung des Kursaals investiert wurden, rutschte die Gesellschaft in die Verlustzone. Der langjährige Direktor Patrik Scherrer verliess daraufhin das Unternehmen. Offenbar im guten Einvernehmen, denn er hatte sowohl die Kursaalbetriebe mit ihrem Veranstaltungsgeschäft als auch das 4-Sterne-Hotel Allegro über Jahre gut geführt. Als Nachfolgerin wurde Elisabeth Dalucas geholt, die frühere Direktorin des KKL in Luzern. Sie verlässt nun nach nur 16 Monaten den Kursaal wieder, wie das Unternehmen gestern bekannt gab.

Kursaalbetrieb schreibt rote Zahlen

Ihre Aufgabe war es, unter anderem die hohen Investitionen der Jahre 2012 und 2013 zu rentabilisieren, indem das MICE-Angebot (Meetings Incentives Conventions Events) des Kursaals noch besser vermarktet wird. Zudem sollte das defizitäre Veranstaltungsgeschäft mittelfristig aus der Verlustzone geführt werden. Denn bis heute schreibt der eigentliche „Kursaal“ trotz der hohen Investitionen in die Renovation der Arena und die Erweiterung des Konferenztraktes keine schwarzen Zahlen. In 2014 lag der operative Verlust (EBIT) der Kongress + Kursaal Bern AG bei 1.9 Mio. CHF (siehe Geschäftsbericht S. 14/15). 2013 waren es 1.3 Mio. CHF und im Jahr der Bautätigkeit sogar rekordhohe 4.7 Mio. CHF (!). Dass die Gesamtrechnung der Kongress + Kursaal Bern AG dennoch 2014 einen Gewinn von 1.3 Mio. CHF ausweisen konnte, liegt an den hohen Beteiligungserträgen vornehmlich aus dem Casinogeschäft in Bern und Neuenburg. Mit Elisabeth Dalucas glaubte der Verwaltungsrat, die richtige Frau für diesen Job gefunden zu haben. Denn dass sie den Turnaround in einem Kongresszentrum schaffen kann, hatte sie zumindest beim KKL in Luzern bewiesen. In den anderen Geschäftsbereichen der Kongress + Kursaal Bern-Gruppe, insbesondere den Casinos in Bern und Neuenburg, laufen die Geschäfte trotz des schwierigen Umfelds in der Schweizer Casinobranche zufriedenstellend. Konsolidiert wies die KKB-Gruppe 2014 bei einem Umsatz von 86.3 Mio. CHF einen Konzerngewinn von 4.6 Mio. CHF aus. Das Betriebsergebnis (EBIT) erreichte 8.0 Mio. CHF.

Schwarze Null im Veranstaltungsgeschäft notwendig

Die Aufgabenstellung für die neue CEO, die kürzlich promovierte und so einen Doktortitel mit in die traditionsreichen Berner Kursaalbetriebe brachte, war klar: Eine schwarze Null im Veranstaltungsgeschäft muss her. An der diesjährigen Generalversammlung machte Elisabeth Dalucas auch klar, wie das funktionieren könnte. Der Fokus sollte u.a. auf grössere, ganztägige Kongresse gelegt werden, weil der Aufwand bei diesen Veranstaltungen im Vergleich zu kleineren nur unterproportional steigt. Höhere Deckungsbeiträge wären das Resultat. Zudem sollte der Berner Kursaal national und international noch besser vermarktet werden. Diese geplanten Veränderungen führten offenbar bei einigen Kunden insbesondere aus der Region Bern zu Verunsicherungen. Es sollen sogar Kunden dem Kursaal Bern den Rücken gekehrt haben. In diesem Zusammenhang kam es auch zu personellen Veränderungen im Eventbereich, die nach unbestätigten Angaben sogar eine kleine Kündigungswelle auslösten. Verwaltungsratspräsident Daniel Frei will sich zu den Vorgängen nicht äussern und verweist auf die Medienmitteilung. Darin heisst es, dass die Trennung wegen „unterschiedlichen Auffassungen in der Unternehmensführung erfolgt“ sei. Er fügt hinzu, dass Frau Dalucas gute Grundlagen gelegt habe, welche der Kursaal weiterentwickeln werde. Wichtig sei es jedoch auch, nicht das ursprüngliche Fundament zu vernachlässigen. Eine Nachfolgelösung will er schon in Kürze präsentieren.

Frankenstärke als weitere Herausforderung

Zusätzlich dürfte die Situation erschwert worden sein, weil auch der Kursaal und das zur KKB-Gruppe gehörende Hotel Allegro in Bern die Frankenstärke zu spüren bekommen. Darauf wies Daniel Frei bereits Ende Mai hin. Aus diesem Grund könnte sich der Wettbewerb um grosse nationale und internationale Kongresse verschärft haben. Offen bleibt zudem die Frage, welche Rolle die neuen Hauptaktionäre der Kongress + Kursaal Bern AG bei der Personalie spielten. Im Sommer hatte der Berner Bauunternehmer Bruno Marazzi, dessen Familie mit einer Beteiligung von 10% an der KKB bisher der grösste Aktionär ist, Aktienpakete der Zürcher Vermögensverwalterin Albin Kistler und der Beteiligungsgesellschaft Nebag bei Berner Investoren platziert. Insgesamt dürfte die Investorengruppe um Marazzi nun etwa einen Viertel der Aktien besitzen.

Die jüngsten Entwicklungen rund um den Kursaal in Bern sind wenig erfreulich. Denn das Geschäftsmodell der vergangenen Jahrzehnte, in dem das bisher hochprofitable Glücksspiel den defizitären Veranstaltungsbereich quersubventioniert, wird in Zukunft wohl nicht mehr in dieser Form funktionieren. Die Casinobranche ist unter Druck: Online-Gaming, Illegales Glücksspiel und der ausländische Markt mit niedrigeren Standards zum Schutz vor Spielsucht machen den hiesigen Betrieben zu schaffen. Daher muss es gelingen, das Veranstaltungsgeschäft mittelfristig zu einem rentablen Standbein zu entwickeln. Dies hat der Verwaltungsrat der Kongress + Kursaal Bern AG zwar erkannt, aber bei der jüngsten Personalie etwas glücklos agiert. Jetzt ist es wichtig, dass rasch Ruhe in den Betrieb einkehrt und eine stabile Organisation aufgebaut wird, welche die grossen Herausforderungen der Zukunft anpacken und auch meistern kann. Der Spagat zwischen Traditionsbetrieb mit seinem Herzen in Bern und einem Kongressstandort mit nationaler Bedeutung und internationaler Ausstrahlung wird zwar schwierig werden. Aber er wird notwendig sein, um das Veranstaltungsgeschäft in die Profitabilität zu führen.

Es sei denn, die neue Aktionärsgruppe sieht ihr Engagement bei der Kongress + Kursaal Bern AG weniger als Investment, sondern als philanthropisches Engagement zugunsten des Standorts Bern. In diesem Fall würde die Frage nach der Rendite zurückgestellt werden. Die Aktie wäre dann nur noch für private Investoren interessant, die sich ebenfalls aus ideellen Gründen an der KKB beteiligen und im Zweifelsfall auf eine Barrendite (es lockt bei den Generalversammlungen stets ein sehr gutes Nachtessen) verzichten wollen. Daher wäre es zu begrüssen, wenn der Verwaltungsrat oder die neue Aktionärsgruppe ihre Ziel offen kommunizieren würde. Der Aktienkurs der auf OTC-X gehandelten Kursaal-Aktie fiel seit den Kurssprüngen im Sommer um knapp 20% auf 475 CHF. Bis Klarheit über die künftige Führung und die Interessen der (neuen) Grossaktionäre herrscht, dürfte auch nicht mit grossen Bewegungen im Aktienkurs zu rechnen sein.

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