Cendres + Métaux: Gewinnrückgang trotz verbesserter Margen in 2014/15 – Dividende bleibt bei 220 CHF

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Der Firmensitz von C+M in Biel. Bild: www.cmsa.ch
Der Firmensitz von C+M in Biel. Bild: www.cmsa.ch

Die Bieler Cendres + Métaux SA musste im per 30. September 2015 beendeten Geschäftsjahr 2014/15 ein Umsatzminus von 12.5% auf 141.9 Mio. CHF verbuchen. Wie dem neuesten Geschäftsbericht des edelmetallverarbeitenden Unternehmens zu entnehmen ist, geht das Minus auf den Preiseinbruch bei den Edelmetallen und die Aufgabe der Euro-Mindestkurses zurück. Das Geschäftsjahr war von zahlreichen Umbaumassnahmen innerhalb des Konzerns geprägt. So wurden etwa 14.1 Mio. CHF in den Ausbau und die Erneuerung der Produktionsanlagen investiert. Obwohl die Baumassnahmen während des laufenden Betriebs erfolgten, gelang es, alle Bestellungen ohne Verzögerungen an die Kunden auszuliefern. Zudem wurden mehrere Verwaltungsräte im Dezember 2014 neu gewählt. An erster Stelle zu nennen ist hierbei der neue VR-Präsident Marco Zingg. Er baut gemeinsam mit dem CEO Claudio Penna die Konzernstruktur sanft um (siehe Interview vom 10. Juli 2015). Ebenfalls neu gestaltet wurde der Zahlenteil des Geschäftsberichts. So enthält dieser nun eine Cashflow-Rechnung und auch die im Vorjahr von Aktionären gewünschte detailliertere Darstellung der einzelnen Positionen der Erfolgsrechnung wurde umgesetzt. Dabei sah sich die Gesellschaft mit einem sehr herausfordernden Umfeld konfrontiert. In allen Geschäftsfeldern () verändern sich die Rahmenbedingungen laufend und fordern die Gesellschaft stark – sowohl in industrieller als auch in kommerzieller Hinsicht. Allen Bereichen gemeinsam ist der hohe Preisdruck, der von den Kunden ausgeübt wird. Ein deutlicher Wandel findet in der Dentalsparte mit dem Wechsel von Edelmetallen hin zu Kunststoffen statt. Dank neu entwickelter Produkte ist Cendres + Métaux in der Lage, hier auch weiterhin am Ball zu bleiben. Allerdings erlitt das Unternehmen bei der Kommerzialisierung eines speziell für den Dentalimplantatehersteller Straumann konzipierten Produktes (SFI-Anchor) einen herben Rückschlag. Straumann verzichtet auf den Vertrieb des Produkts, für welches eine gute Performance während fünf Jahren erwartet wurde. Bis dato wurde kein neuer Vertragspartner gefunden.

Tiefere Rohmaterialpreise beeinflussen Ergebnis positiv

Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, profitierte Cendres + Métaux von einem um 22.8% auf 73.7 Mio. CHF gesunkenen Aufwand für Waren und Handelsprodukte im Vergleich zum Vorjahr. Das Minus geht auf das Konto der um 41.6 Mio. CHF auf 59.6 Mio. CHF gesunkenen Materialkosten. Ebenfalls mit unter den Aufwendungen verbucht werden die Veränderungen der Warenlager und der halbfertigen Produkte. Diese belasteten die Rechnung mit 14.1 Mio. CHF nach einem positiven Wert von 5.6 Mio. CHF im Vorjahr. In der Summe führten diese Faktoren zu einer markanten Verbesserung der Bruttomarge von 41.1% im Vorjahr auf 48.1% der Verkaufserlöse. Deutliche Einsparungen gelangen auch bei den Betriebskosten. Diese sanken von 57.5 Mio. CHF im Vorjahr auf 56.1 Mio. CHF. Der Grossteil des Rückgangs geht auf die um 1.1 Mio. CHF auf 42.2 Mio. CHF gesunkenen Personalausgaben zurück. Hier haben sich sowohl die veränderten Wechselkurse als auch die Rationalisierungsmassnahmen, die bereits im Geschäftsjahr 2013/14 eingeleitet wurden, positiv ausgewirkt. So konnte der Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 3.1 Mio. CHF respektive plus 33.7% auf 12.2 Mio. CHF gesteigert werden. Wegen der hohen Investitionen in die Produktion stiegen die Sachabschreibungen von 4 Mio. CHF im Vorjahr auf 5.9 Mio. CHF im Berichtsjahr an. Dennoch resultierte ein Anstieg des Betriebsgewinns um 1.2 Mio. CHF auf 6.3 Mio. CHF. Massiv schlechter fiel hingegen das Finanzergebnis aus. Nach einem Nettofinanzgewinn von 2.4 Mio. CHF im Vorjahr resultiere ein Finanzverlust von 2.5 Mio. CHF im Jahr 2014/15. Die Gründe für das deutlich schlechtere Resultat liegen einerseits in den negativen Währungseinflüssen, die zu einem Wechselkursverlust von 1.8 Mio. CHF (Vorjahr plus 0.1 Mio. CHF) führten. Anderseits fielen die Finanzerträge aus dem Verkauf der Beteiligung an der Wegold weg. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich eine Steuerrückerstattung aus Korea und eine Restzahlung aus dem Verkauf der Wegold-Beteiligung inklusive der Auflösung von Rückstellungen für die Beteiligung aus. So wurde zugunsten der Erfolgsrechnung ein ausserordentlicher Ertrag von 1.1 Mio. CHF nach 0.3 Mio. CHF im Vorjahr verbucht. Bei einem deutlich tieferen Steueraufwand von 0.8 Mio. CHF (Vorjahr: 1.3 Mio. CHF) resultierte ein Reingewinn von 4.0 Mio. CHF nach 6.5 Mio. CHF im Vorjahr.

Robuste Nachfrage in der Medizinaltechnik

Für das laufende Geschäftsjahr zeichnet sich eine steigende Nachfrage im Bereich der Medizinaltechnik ab. Mit der für 2016 geplanten Installation einer neuen Maschine kann die Angebotspalette weiter ausgebaut werden. Um der anhaltenden Marktveränderung in der Form des Ersatzes von Edelmetallen durch Kunststoffe in der Medizinaltechniksparte Rechnung tragen zu können, wird aktuell an der Veränderung des Produktportofolios gearbeitet. Bis zum Jahresende 2015 sollen die entsprechenden Massnahmen feststehen, die dann im Jahr 2016 umgesetzt werden sollen. Weniger gut läuft es hingegen im Luxusbereich. Die Luxusgüterindustrie und hier insbesondere die Uhrenindustrie leiden im laufenden Herbst unter einem allgemeinen Rückgang, von dem auch Cendres + Métaux nicht verschont wird. Mit neuen Produkten und einer Verstärkung des Marketings sollen die Rückgänge abgefedert und Marktanteile gewonnen werden.

Die Geschäftszahlen von Cendres + Métaux fallen – zumindest auf den zweiten Blick – deutlich besser als erwartet aus. Sehr positiv zu bewerten ist insbesondere die massive Verbesserung der Ertragsmargen. Während in der Vergangenheit Preisveränderungen bei den Edelmetallen stets zu einer Belastung des Ergebnisses führten, die teilweise nicht genau erklärbar waren, hat die Situation nun gedreht. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Effekt nicht nur einmalig ist sondern dauerhaft bleibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zumindest vorhanden. Sehr positiv zu bewerten ist auch der starke Abbau der Lagerbestände, die vormals zu einer massiven Kapitalbindung führten. Die Steigerung der liquiden Mittel um über 8 Mio. CHF auf 22.7 Mio. CHF liefern ein deutliches Abbild der neuen Lagerhaltung.

Nur auf den ersten Blick schwach erscheint die Bilanz der Gesellschaft mit einem ausgewiesenen Eigenfinanzierungsgrad von nur 21.1% der Bilanzsumme respektive 52.2 Mio. CHF. Die Bilanz enthält hohe Rückstellungen von 104.7 Mio. CHF, die nahezu vollumfänglich Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. Diese Rückstellungen wurden für Marktpreisänderungen der Edelmetalle gebildet. Dank dem Abbau der Vorräte beschränkt sich dieses Risiko grossteils auf die Einkäufe, weshalb die Notwendigkeit von Rückstellungen allenfalls noch marginal ausfällt. Ein sehr konservativ geschätzter Anteil an betriebswirtschaftlich notwendigen Rückstellungen von 25 Mio. CHF lässt sich noch vertreten. Unter dieser Annahme lässt sich ein Eigenkapital von 132 Mio. CHF respektive ein Eigenfinanzierungsgrad von gut 53% errechnen. Dieser kann als solide angesehen werden.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der Kurs der Aktien ist in den letzten drei Monaten um knapp 20% auf den letztbezahlten Kurs von 5’800 CHF gesunken. Der Geldkurs liegt aktuell bei 6’000 CHF. Auf der Basis des Geldkurses lässt sich eine Dividendenrendite von 3.7% für das abgelaufene Geschäftsjahr errechnen. Der Buchwert unter Einbezug der Rückstellungen im vorerwähnten Umfang beträgt knapp 9’500 CHF, womit sich ein hoher Discount von 37% ermitteln lässt. Dieser erscheint selbst bei einer sich aktuell nicht abzeichnenden weiteren deutlichen Verschlechterung des Marktumfelds nicht gerechtfertigt. Ein möglicher Grund für den tiefen Kurs sind die Unsicherheiten über den Geschäftsgang und die in der Vergangenheit – auch von uns bemängelte – fehlende Transparenz. Mit einer deutlich detaillierteren Berichterstattung stellt sich die Lage bezüglich der Transparenz markant besser dar, wenn auch nach wie vor nicht alle Zahlen offengelegt werden. Insbesondere die Margen der einzelnen Sparten respektive deren Anteil am Gewinn wären eine für die Anteilseigner wichtige Information. Auch wenn diese kurzfristig nicht zu erwarten sein dürften, sollten sich die Aktien zumindest mittelfristig von den aktuellen Tiefstkursen erholen.

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