Carlo Gavazzi: Wechselkurse lassen Umsatz und Gewinn im ersten Semester 2015/16 sinken

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Eine der zahlreichen Niederlassungen von Gavazzi befindet sich in Malta. Quelle: Carlo Gavazzi Holding AG
Eine der zahlreichen Niederlassungen von Gavazzi befindet sich in Malta. Quelle: Carlo Gavazzi Holding AG

Die Carlo Gavazzi Holding AG musste im ersten Semester des Geschäftsjahres 2015/16, welches per 31. März 2016 endet, ein Umsatzminus von 8.2% auf 64.7 Mio. CHF verbuchen. Wie die Gesellschaft in einem Mediencommuniqué zum Semesterabschluss schreibt, konnten die Verkäufe in Lokalwährungen auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. In Europa gelang es dem Hersteller von elektronischen Kontrollkomponenten für industrielle Anwendungen und Gebäudeautomation, den Absatz dank der positiven Entwicklung in Italien, Deutschland und Grossbritannien um 0.8% zu steigern. Ein Plus von 2.2% verzeichnete Gavazzi in Nordamerika. Hier haben sich effiziente Vertriebsprogramme, die Gavazzi lancierte, positiv ausgewirkt. In der asiatisch-pazifischen Region hingegen mussten wegen der schwachen wirtschaftlichen Situation in China und schleppender Projektgeschäfte Umsatzrückgänge um 12.6% verzeichnet werden. Deutlich besser stellt sich auf Konzernebene der Auftragseingang dar. In Lokalwährungen gelang ein leichtes Plus von 0.2% bei einem Minus von 7.8% in Schweizer Franken.

Deutliches Plus im Energie- und Kunststoffbereich

Eine deutlich höhere Nachfrage verzeichneten die Bereiche Energie und Kunststoffe, die im Vorjahresvergleich um 19.6% respektive 16.1% zulegten. Hingegen mussten bei den Überwachungsgeräten Rückgänge um 2.5% verbucht werden. Verantwortlich für das Minus ist Firmenangaben zufolge der Rückgang um 6.2% bei den Überwachungsrelais infolge der geringeren Kundennachfrage. Es gelang Gavazzi allerdings, diese Ausfälle teilweise durch das Plus von 7.8% bei den Energiemanagement-Produkten zu kompensieren. Ebenfalls positiv entwickelte sich die Nachfrage nach Schaltgeräten mit plus 5.5%. Sogar um 8.7% konnten die Verkäufe von Halbleiterrelais gesteigert werden. Dies ist Unternehmensangaben zufolge eine Bestätigung dafür, dass die Produkte sowohl in der Industrie- als auch in der Gebäudeautomation ausgezeichnet positioniert sind. Hingegen führte die Verzögerung grösserer Projekte der Gebäudeautomation zu einem Minus der Feldbussysteme von 4.6%.

Wechselkurseffekte lassen Gewinn sinken

Dem Umsatzminus von 8.2% in Franken steht ein Rückgang der Materialausgaben um 9.3% auf 29 Mio. CHF gegenüber, was dazu führte, dass der Bruttogewinn mit minus 7.5% auf 35.7 Mio. CHF etwas weniger stark fiel als die Verkäufe. Deutliche Einsparungen gelangen Gavazzi auch im Bereich der Verkaufs-, Verwaltungs- und Betriebsaufwendungen. Diese sanken um 9.5% auf 26.1 Mio. CHF. Bei leicht tieferen Forschungs- und Entwicklungskosten von 3.2 Mio. CHF (Vorjahr 3.5 Mio. CHF) resultierte ein Betriebsgewinn in Vorjahreshöhe von 6.3 Mio. CHF. Gleichzeitig stieg die EBIT-Marge von 9% im Vorjahr auf 9.8%. Belastend auf das Ergebnis wirkte sich der markant höhere Finanzaufwand von 0.8 Mio. CHF nach lediglich 36’000 CHF im Vorjahr aus. Zudem konnten im Vorjahr Finanzgewinne von 0.5 Mio. CHF verbucht werden. Diese Faktoren reflektieren die negativen Währungseinflüsse auf das Ergebnis. So musste das Unternehmen unter dem Strich ein Gewinnminus von 1.2 Mio. CHF respektive minus 23.8% auf 3.8 Mio. CHF verkraften.

Unsicherheit dominiert weiterhin

Als nach wie vor unsicher sieht Gavazzi die globale Wirtschaftslage an. Während sich die Wirtschaft der etablierten Staaten erholen dürfte, erscheinen die Aussichten in den Schwellenländern schwächer. Auch nicht abschätzbar sind die Potenziale der Erholung, die in Europa etwas schwächer ausfallen dürfte. Gavazzi setzt auf die weitere Verbesserung der geografischen Abdeckung mit gezielten lokalen Marketingaktivitäten. Das erste Ziel der Gesellschaft bestehe darin, den Wert durch ein ausgewogenes Wachstum in allen Märkten kontinuierlich zu steigern.

Die Geschäftszahlen von Gavazzi reflektieren die Unsicherheit der Weltwirtschaft auf der einen und die negativen Währungseinflüsse auf der anderen Seite. Angesichts dieser belastenden Faktoren können die Zahlen als gut bewertet werden. Insbesondere die Verbesserung der EBIT-Marge in einem solchen Umfeld ist sehr positiv. Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von gut 70%. Insgesamt dürfte es Gavazzi im laufenden Geschäftsjahr nicht gelingen, die negativen Währungseinflüsse durch Einsparungen bei gleichzeitigen Umsatzsteigerungen vollumfänglich zu kompensieren, so dass ein Gewinnrückgang von rund 10% zu erwarten ist.

Die Aktien der Gesellschaft werden an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gehandelt. Gemessen am letztbezahlten Kurs in Höhe von 215 CHF weisen die Titel auf der Basis der letzten Dividendenzahlung im Juli 2015 eine sehr attraktive Rendite von 5.7% auf. Unter der Annahme eines 10%igen Gewinnrückgangs für das Geschäftsjahr 2015/16 lässt sich ein Gewinn pro Aktie von rund 15.60 CHF errechnen. Das hieraus resultierende KGV von 13.8 erscheint angesichts der guten Marktpositionierung des Unternehmens angemessen. Kursstützend auswirken sollte sich auch die hohe Ausschüttungsrendite. Eine Kürzung der Dividende erscheint trotz des Gewinnrückgangs als wenig wahrscheinlich. Angesichts der nach wie vor anhaltenden Tiefzinsphase sind die Titel von Gavazzi daher vor allem für Anleger interessant, die einen Wert auf eine hohe Ausschüttung legen. Das Potenzial für Kurssteigerungen erscheint hingegen begrenzt.

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