Die Télé-Villars-Gryon SA hat im Geschäftsjahr 2014/15, welches per 30. September 2015 endete, die Sachanlagen der Télé Diablerets SA übernommen. Anstelle einer Fusion der beiden Gesellschaften wurden lediglich die Aktiven der Télé Diablerets SA übernommen, wie Jérome de Meyer, VR-Präsident der Télé-Villars-Gryon SA, den Aktionären an der Generalversammlung (GV) in Villars am 29. Januar 2016 mitteilte. Dennoch handle es sich Meyer zufolge um eine echte Partnerschaft zwischen den zwei Gesellschaften. Mit der Übernahme der Anlagen entsteht ein Skigebiet, welches 39 Bahnanlagen und über einhundert Kilometer Pisten umfasst. Gleichzeitig steigt die Gesellschaft in die Liga der Top 10 der schweizerischen Skigebiete auf und nimmt einen Platz zwischen Arosa und Engelberg ein. Auch werden rund 65% der Gesamtumsätze der Bahnen im Kanton Waadt von der Télé-Villars-Gryon generiert. Die Gesellschaft wird den Ausbau auch mit einem neuen Firmennamen dokumentieren und firmiert zukünftig als Télé-Villars-Gryon-Diablerets SA (TVGD). Neben dieser Namensänderung stimmten die Aktionäre an der GV auch der Schaffung von neuem Kapital zu. Wie wir bereits in einem Beitrag, der hier nachgelesen werden kann, berichteten, wird das Aktienkapital der TVGD um nominal 666’650 CHF durch die Ausgabe von 13’333 Namenaktien, entsprechend einer Aufstockung des Kapitals um 16.6%, erhöht.
Kapitalerhöhung dank Spenden für die Stiftung Isenau
Die neuen Aktien sollen zu einem Preis von 300 CHF gezeichnet werden. Sämtliche Aktien werden von der Stiftung Isenau (Fondation Isenau) übernommen. Wie Meyer an der GV durchblicken liess, sucht die Stiftung Geld zur Finanzierung des Aktienkaufs im Gesamtwert von 4 Mio. CHF. Die Stiftung wurde im Juli 2015 gegründet. Als Gründer firmiert der Gründungsurkunde zufolge (siehe Homepage der Stiftung) die Gemeinde Ormont-Dessus, auf deren Gebiet die Gondelbahn Isenau-Les Diablerets liegt. Die Gemeinde hat auch das Startkapital von 50’000 CHF einbezahlt. Der Zweck der Stiftung besteht darin, die touristische Entwicklung des Gebiets Isenau zu fördern und dabei insbesondere die Erneuerung der Gondelbahn Isenau-Diablerets zu finanzieren. Die Stiftung darf weder die Erzielung von Gewinnen noch eine eigene Geschäftsaktivität anstreben. Es handelt sich hierbei um eine rein öffentlich-rechtliche Stiftung. Seit Anfang Dezember ist die Stiftung auf der Suche nach der Summe von 4 Mio. CHF. Wie verschiedenen Beiträgen der Presse (unter anderem ein Bericht im französischprachigen Schweizer Fernsehen RTS, der unter diesem Link angesehen werden kann) entnommen werden kann, bestehen bereits feste Zusagen für den Betrag von 3.2 Mio. CHF. Somit müssen bis zum Ende der laufenden Werbekampagne noch weitere Spendengelder in Höhe von 800’000 CHF zusammenkommen. Die Gesellschaft zeigt sich optimistisch, diese Summe bis zum Ende der Kampagne im August 2016 vereinnahmen zu können. Mit diesen Spendengeldern, die auf einem eigenen Sperrkonto der Stiftung zwischengelagert werden, soll die Kapitalerhöhung vollumfänglich gezeichnet werden. Wie Meyer den Aktionären erklärte, sei es für den Fall, dass die Stiftung nicht genügend Mittel für den Erwerb aller Aktien erhalte, auch den bestehenden Aktionären der TVGD möglich, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen. Bei einer Überzeichnung wäre sogar eine zusätzliche Kapitalerhöhung denkbar. Die Gelder der Stiftung werden für den Bau der Bahn freigegeben, sofern bis Ende Februar 2017 die Bedingungen erfüllt sind: Diese beinhalten die Genehmigung für den Bau der neuen Bahn und die Vereinnahmung der Gesamtsumme von 4 Mio. CHF. Die Bahn, für die Kosten von 13.5 Mio. CHF budgetiert werden, wird zudem vom Kanton Waadt mit 9.5 Mio. CHF subventioniert. Hierbei handelt es sich um nicht rückzahlbare à-fonds-perdu-Beiträge.
Ungünstige Witterungsbedingungen belasten Geschäftsgang
Die Zahlen des Geschäftsjahres 2014/15 fielen, wie Direktor Pierre Besson den Aktionären an der GV erläuterte, ähnlich schwach wie im Vorjahr aus. Mit Gesamteinnahmen von 10 Mio. CHF wurden die Vorjahreswerte nur um 60’000 CHF verfehlt. Wie Besson weiter erklärte, war der einzige echte Unterschied zwischen den beiden schwierigen Jahren der höhere Reingewinn des Berichtsjahres. Dieser geht auf die tieferen Sachabschreibungen zurück, erklärte der CEO. Als absolut unabdingbar für die Aufnahme des Wintersportbetriebs haben sich die Investitionen der Vorjahre in die maschinelle Beschneiung erwiesen. Die Erträge setzen sich aus Nettoverkehrserträgen, d.h. nach Abzug der Rückerstattungen an Partnerfirmen – zu nennen ist hierbei insbesondere die Télé-Diablerets – von 8.6 Mio. CHF, sowie Nebenerträgen in Vorjahreshöhe von rund 1.4. Mio. CHF zusammen. Letztere beinhalten Mieteinnahmen aus der Restaurantvermietung, Leistungen für Dritte und Immobilieneinnahmen. Auf der Kostenseite stellten die Personalkosten in Vorjahreshöhe von 3.1 Mio. CHF die grösste Position dar. An zweiter Stelle stehen die Unterhaltsausgaben in ebenfalls unveränderte Höhe von 1.3 Mio. CHF. Insgesamt betrugen die Kosten wie im Vorjahr 6.7 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem leichten Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von gut 50’000 CHF auf knapp 3.3 Mio. CHF. Dank der um 0.3 Mio. CHF auf 2.9 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen resultierte ein Betriebsgewinn (EBIT) von annähernd 0.4 Mio. CHF nach 0.1 Mio. CHF im Vorjahr. Trotz eines um fast 50’000 CHF auf 100’000 CHF angestiegenen Zinsaufwands resultierte unter dem Strich ein kleiner Reingewinn von 3’900 CHF nach einem Vorjahresverlust von 162’000 CHF.
Zahlreiche Ausbaupläne trotz schwachem Jahresstart
Der Saisonstart der laufenden Wintersaison verlief infolge des sehr warmen Wetters nochmals deutlich schwächer als das Vorjahr, erklärte Meyer. Gegenüber dem Vorjahr habe die Gesellschaft um rund 50’000 Skierdays verloren. Die Gesellschaft generiert pro Saison rund 360’000 Skierdays, woraus sich unter der Annahme, dass das Minus im Lauf des Winters nicht mehr kompensiert werden kann, ein Rückgang von knapp 14% ermitteln lässt. Keinesfalls gefährdet seien die Investitionspläne der TVGD ergänzte der VR-Präsident. Der CEO stellte den Aktionären die einzelnen Projekte der nächsten Jahre vor. So seien im 2016 die Erneuerung der Sessellifte Conche-Laouissalet und Laouissalet-Meilleret geplant. Für 2017 stehe die Erneuerung der Bahn Les Diablerets-Isenau an. Im Jahr 2018 seien die Erneuerung der Piste de la Jorasse und der Neubau des Lifts Vioz-Mazots geplant. Im Jahr 2019 finden dann die Vorspiele der im Folgejahr stattfindenden Olympischen Spiele der Junioren statt. Anlässlich der Olympischen Spiele erfolgte auch die Subventionszusage, ergänzte Meyer.
Die Geschäftszahlen der Télé-Villars-Gryon fallen wenig spektakulär aus, sofern man diese mit den Werten des Vorjahres vergleicht. Allerdings fallen die Kennzahlen der Erfolgsrechnung im Vergleich zu anderen Bergbahnen sehr gut aus. So fällt die Cashflowmarge von fast 30% der Einnahmen sehr gut aus. Etwas schwächer präsentiert sich die Lage beim Vergleich des Cashflows von 2.9 Mio. CHF mit den Gesamtinvestitionen in die Sachanlagen von 88.5 Mio. CHF. Allerdings verfehlt die TVGD die wichtige Kennzahl der Refinanzierung der Anlagen mit einem Wert von 30.5 Jahren nur sehr knapp. Die durchschnittliche maximale Betriebsdauer der Anlagen beträgt rund 30 Jahre. Mit der Eingliederung der Anlagen von Télé-Diablerets dürfte sich dieser Wert ändern. Eine abschliessende Schätzung ist mangels Geschäftszahlen des Partnerunternehmens nicht möglich.
Die von uns ausgesprochene Vermutung, ein Mäzen oder sonstiger lokaler Investor übernehme die neuen Aktien zu einem sehr hohen Preis, der den aktuellen Kurs markant übersteigt, haben sich nicht bestätigt. Stattdessen soll der Aktienkauf durch Spendengelder finanziert werden, was als sehr sinnvoll angesehen werden kann. Indessen dürfte dies mit dazu beitragen, dass die Anteilseigner wie schon bisher auch weiterhin nicht mit Dividendenzahlungen rechnen können. Die Aktien der TVGD werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 31 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert von 165 CHF zum Bilanzstichtag gehandelt. Auch das Verhältnis des Kurses im Verhältnis zum EBITDA ist mit unter 1 sehr tief. Der Reingewinn kann nur beschränkt zur Bewertung herangezogen werden, da dieser aus nicht zuletzt steuerlichen Gründen sehr tief ausfällt. Für die aussenstehenden Aktionäre dürfte es nicht möglich sein, an den in der Gesellschaft schlummernden Reserven in den Sachanlagen zu partizipieren. Die Aktien befinden sich ausserhalb des Radars der meisten Investoren und finden wenig Beachtung, was den tiefen Kurs erklären dürfte. Der Grossteil der Papiere ist bei lokalen Anlegern breit gestreut. Diese können, sofern sie an der GV teilnehmen, eine ansprechende Naturaldividende in der Form einer Tageskarte für das Skifahren im Wert von über 50 CHF und einen ansehnlichen Apéro vereinnahmen.