Générale Beaulieu: Sonderfaktoren bescheren in 2015 einen Verlust von 3.1 Mio. CHF, Dividende auf 100 CHF reduziert – Guter Start ins 2016

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Die Clinique Beaulieu liegt an attraktiver Lage am Stadtrand von Genf. Quelle: Holger Geissler, Schweizeraktien.net
Die Clinique Beaulieu liegt an attraktiver Lage am Stadtrand von Genf. Bild: Holger Geissler, Schweizeraktien.net

Die Générale Beaulieu Holding SA (Beaulieu) rutschte im 2015 in die Verlustzone ab. Wie die Aktionäre an der Generalversammlung (GV) am 30. Juni in Genf erfuhren, sind zahlreiche ausserordentliche Faktoren für die roten Zahlen verantwortlich. Eine wichtige Rolle spielte hierbei der Aufbau eines exklusiven Anti-Aging-Zentrums, das im Mai 2015 eröffnet wurde. Mit diesem Projekt wollte die Geschäftsleitung zusätzliches Wachstum generieren. Statt die hohen Erwartungen zu erfüllen, machte sich rasch Ernüchterung bereit. Vor allem der erhoffte Zustrom ausländischer zahlungskräftiger Patienten blieb deutlich hinter den Zielen zurück. So entschied sich die Gruppe, diese Aktivitäten wieder aufzugeben. Dies waren allerdings nicht die einzigen Faktoren, welche die Erfolgsrechnung im Berichtsjahr belasteten. Auch wurden in der Vergangenheit verschiedene Leasingverträge über medizinische Gerätschaften zu unvorteilhaften Konditionen abgeschlossen. Hierbei handelte es sich zum grossen Teil um ältere Verträge, deren Abschlüsse bis in Jahr 2003 zurückreichen. Dies wurde, wie die Aktionäre auf Nachfrage erfuhren, erst im vergangenen Jahr entdeckt. Die Anpassung der Verträge respektive der Kauf einzelner Apparate durch die Gesellschaft führte zu weiteren ausserordentlichen Kosten. Verschiedene langjährige Aktionäre machten ihrer Enttäuschung Luft und sprachen von einer traurigen Situation, in der sich die einst florierende Klinik mittlerweile befinde. Wenig Freude auszulösen vermochte auch der Rücktritt des Geschäftsführers der Gruppe, dem wenig später die Demission des Verwaltungsratspräsidenten (VRP) Andreas von Planta folgte. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Abgängen bestehe nicht, erklärte die Beaulieu. Mit Cédric Alfonso, dem bisherigen Finanzchef der Gruppe, konnte ein neuer Direktor gefunden werden. Das Amt des VRP wird der an der GV neu gewählte François Dieux übernehmen. Mit der neuen Equipe will die Beaulieu wieder auf den Erfolgspfad zurückkehren und positive Zahlen schreiben. Um dies zu erleichtern, wurden sämtliche negativen Faktoren der Jahresrechnung 2015 belastet.

Gehaltene Umsätze in schwachem Umfeld

Die Beaulieu konnte im Geschäftsjahr 2015 die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr auf Konzernstufe leicht um 0.3% auf 92 Mio. CHF steigern. Zuzulegen vermochte die Gesellschaft im Bereich der medizinischen Nebenleistungen, die um 4.2% auf 19.8 Mio. CHF stiegen. Hierin enthalten sind insbesondere die Einkünfte aus der neuen Tagesklinik und des erweiterten Röntgenzentrums. Die ambulante Klinik konnte im ersten vollen Geschäftsjahr Einkünfte von 1.15 Mio. CHF erzielen. Das Röntgenzentrum erhöhte die Umsätze um 7% – trotz der durch das Tarifsystem Tarmed festgelegten um 8% niedrigeren Tarife. Ein leichtes Umsatzminus von 0.8% auf 69.5 Mio. CHF verbuchte der Klinikbetrieb. Ein leichtes Plus von 0.1 Mio. CHF auf 2.7 Mio. CHF konnten die Mieteinkünfte vorweisen.

Tabula rasa in der Erfolgsrechnung

Die betrieblichen Kosten stiegen um 5% respektive plus 4 Mio. CHF auf 84.6 Mio. CHF an. Der Grossteil der Mehraufwendungen geht auf das Konto der Ärztehonorare, die um 34.6% respektive 2.3 Mio. CHF auf 9.1 Mio. CHF zulegten. In diesem Anstieg mit enthalten sind Ausgaben von knapp 1.6 Mio. CHF für das Anti-Aging-Zentrum, aber auch die Aufwendungen für die neue Tagesklinik. Deutlich höher fielen mit 3.8 Mio. CHF nach 2.2 Mio. CHF im Vorjahr die Leasingkosten aus. In dieser Position sind einmalige Aufwendungen von rund 1.7 Mio. CHF im Zusammenhang mit der Anpassung der Verträge enthalten. Die übrigen betrieblichen Kosten verharrten trotz des Ausbaus der Tagesklinik und des Röntgenzentrums auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 72 Mio. CHF. Diese Entwicklung spiegelt die von der Geschäftsleitung eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen, die im zweiten Semester erfolgswirksam wurden, wider. Im Ergebnis musste die Beaulieu dennoch einen Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um einen Drittel auf 7.4 Mio. CHF verbuchen. Die Sachabschreibungen erhöhten sich um 3.2 Mio. CHF auf 9 Mio. CHF. Neben den investitionsbedingt höheren Abschreibungen für die Maschinen führten ausserordentliche Abschreibungen auf die medizinischen Apparate, die auf die Anpassung der Leasingverträge zurückgehen, zu dem starken Anstieg. Dies führten zu einem Betriebsverlust (EBIT) von minus 1.6 Mio. CHF nach einem positiven EBIT von 5.3 Mio. CHF im Vorjahr. Weiterhin wurde das Ergebnis durch einmalige Kosten in Höhe von 1.6 Mio. CHF nach 0.3 Mio. CHF im Vorjahr belastet. So resultierte unter dem Strich ein Reinverlust in Höhe von 3.1 Mio. CHF nach einem Gewinn von 4.4 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre erhalten trotz des Verlustausweises eine Dividende von 100 CHF pro Aktie. Im Vorjahr betrug die Ausschüttung noch 400 CHF.

Guter Jahresauftakt

Erstmalig legte die Bealieu den Aktionären die Geschäftsentwicklung des laufenden Jahres in konkreten Zahlen dar. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres wurden Umsätze von 31.1 Mio. CHF (Vorjahr: 30.7 Mio. CHF) erzielt. Dabei konnte Beaulieu in allen Geschäftsfeldern zulegen. Im Klinikbereich stiegen die Einnahmen um 1.2% auf 23.5 Mio. CHF an, die zusätzlichen medizinischen Aktivitäten verzeichneten ein Plus von 0.6% auf 6.6 Mio. CHF, und die Mieteinnahmen legten um 1.7% auf knapp 1 Mio. CHF zu. Gleichzeitig fielen die Betriebskosten um 7.4% auf 25.4 Mio. CHF. Hieraus resultierte ein EBITDA von 5.7 Mio. CHF, was gegenüber 2015 einem deutlichen Plus von 72.1% entspricht. Für das Gesamtjahr werden unter der Annahme einer den ersten vier Monaten entsprechenden Geschäftsentwicklung Umsätze von 92.56 Mio. CHF bei einem EBITDA von 13.9 Mio. CHF erwartet. Der um Sondereffekte korrigierte Vorjahreswert lag bei 12.2 Mio. CHF. Die Geschäftsleitung liess weiter durchblicken, dass die Höhe der Ausschüttungen wieder an diejenige der früheren Jahre anknüpfen könnte.

Kooperationspartner gesucht

Die Beaulieu möchte auch weiterhin eigenständig bleiben. So wurde denn auch eine Übernahmeofferte von Genolier, die zur börsenkotierten AEVIS-Gruppe gehört, im Januar 2016 definitiv abgelehnt. Allerdings erfuhren die Aktionäre an der GV auch, dass die Gesellschaft nach Kooperationsmöglichkeiten sucht. Ein vollständiger Alleingang ist angesichts des schwierigen Marktumfelds nicht mehr möglich, erklärte der VR gegenüber den Aktionären an der GV. Dies habe auch die jüngste Entwicklung gezeigt. In welcher Form eine mögliche Kooperation erfolgen wird, ist noch offen. Die Möglichkeiten würden derzeit evaluiert, liess die Gesellschaft ihre Aktionäre wissen. Aus Vertraulichkeitsgründen könnten keine Details über die laufenden Verhandlungen bekannt gegeben werden. Die Aktionäre sollen zeitnah über das Ergebnis informiert werden. An diesen Zusagen hegten mehrere Aktionäre Zweifel und verwiesen hierbei auf die Nachrichten über den Weggang des Direktors, worüber sie aus der Presse erfuhren. In der Woche der Generalversammlung erfuhren die Anteilseigner wiederum über die Presse, dass der Vermögensverwalter Albin Kistler, der ein Aktienpaket von ca. 30% an der Beaulieu hält, sein Paket an die Besitzer der Privatklinik Grangettes, die in der Nähe der Beaulieu liegt, verkaufen wollte. Die beiden Kliniken sind über ein Joint Venture im Bereich der Nuklearmedizin, an dem beide Häuser je 50% halten, verbunden. Zudem wurden in der Vergangenheit bereits Gespräche über einen Zusammenschluss der beiden Häuser geführt, die allerdings im letzten Jahr abgebrochen wurden. Der VR der Beaulieu erklärte, die Besitzer der Klinik Grangettes nicht ins Aktienregister einzutragen und habe eine entsprechende Entscheidung den Betroffenen auch mitgeteilt.

Die Beaulieu-Klinik befindet sich in einem rauen Fahrwasser. Neben eigenen Fehlentscheiden, welche der Gesellschaft Kosten in Millionenhöhe verursachten, leidet die Gruppe auch unter den Marktbedingungen. Zumindest kritisch hinterfragt werden muss auch die Informationspolitik gegenüber den eigenen Aktionären, die wichtige Ereignisse aus der Presse erfahren mussten. Dies veranlasste denn auch einige langjährige Aktionäre zu Kritik im Rahmen der GV. Es kann in diesem Zusammenhang indessen dem VR zugute gehalten werden, dass er offen Fehler einräumte und sich nicht hinter irgendwelchen leeren Aussagen verschanzte. Beide Positionen zeigen auf, dass im Fall der Beaulieu auf der einen Seite die Aktionäre an ihrem Unternehmen interessiert sind und auch Kritik äussern und auf der anderen Seite aber auch der Verwaltungsrat sich seiner Fehler nicht nur bewusst ist, sondern diese auch offen zugibt. Dies ist ein bislang selten zu beobachtendes Modell des konstruktiven Umgangs der Aktionäre mit Fehlern des Verwaltungsrats. Es bleibt zu hoffen, dass diese Ansätze zu einer verbesserten Informationspolitik des VR der Beaulieu gegenüber den Anteilseignern führt und wichtige strategische Entscheide zukünftig genauer unter die Lupe genommen werden. Die Kosten des Anti-Aging-Zentrums sollten dem VR ebenso wie die ungünstigen Leasingverträge, welche die Rechnung über Jahre hinweg belasteten, eine Lehre sein.

Die Geschäftszahlen der Gesellschaft für 2015 fallen zumindest auf den zweiten Blick, d.h. ohne die ausserordentlichen Faktoren, welche zu einem Verlustausweis führten, gut aus. So hätte ohne die Sonderkosten ein Jahresgewinn von 4.1 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Minus von gut 6% entspricht, resultiert. Angesichts des harzigen Umfelds und der Investition in die Tagesklinik sowie dem Ausbau der Röntgenabteilung ist dieses Resultat als gut zu qualifizieren. Als grundsolide angesehen werden können zudem die Bilanzkennzahlen der Gesellschaft mit einer Eigenmittelquote von fast 74%.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 14’250 CHF für das Papier gezahlt, woraus sich eine sehr tiefe Dividendenrendite von 0.7% für das Geschäftsjahr 2015 ermitteln lässt. Für die Bewertung der Papiere muss beachtet werden, dass das Aktienkapital in zwei Kategorien unterteilt ist. Die auf OTC-X gehandelten Titel verfügen über einen Nennwert von 50 CHF (5’800 Aktien) und sind gegenüber den nicht handelbaren Namenaktien mit einem Nennwert von 1’300 CHF (1’700 Aktien) nicht privilegiert. Lediglich im Fall einer (nicht absehbaren) Liquidation der Gesellschaft erhalten die Besitzer aller Aktienkategorien zuerst den Nennwert ausbezahlt. Die verbleibenden wesentlich höheren Werte werden auf alle Aktien im gleichen Umfang aufgeteilt. Wir betrachten daher eine Bewertung der Beaulieu anhand der Gesamtzahl der Aktien (unabhängig von deren Nennwerten) von 7’500 Titeln als sinnvoll. Damit ist Beaulieu aktuell mit knapp 107 Mio. CHF bewertet. Aus diesen Zahlen lässt sich für das Jahr 2015 bei ausgewiesenen Eigenmitteln von knapp 82.7 Mio. CHF ein Buchwert von 11’000 CHF pro Titel ermitteln. Dieser Wert dürfte allerdings den Substanzwert der Gesellschaft nur zu einem geringen Teil widerspiegeln. Besonders in den Immobilien der Gesellschaft an sehr attraktiver Lage in Genf dürften nicht unerhebliche stille Reserven schlummern.

Die bisherigen Zahlen des laufenden Jahres lassen ein deutlich positives Ergebnis für das Gesamtjahr erwarten. Sofern nicht weitere ausserordentliche Faktoren die Rechnung belasten oder weitere teure Expansionsversuche lanciert werden, was sich aktuell nicht abzeichnet, sollte ein Gewinn in der Grössenordnung von 4 Mio. CHF für das Jahr 2016 erzielt werden. Dies entspricht rund 530 CHF pro Aktie, woraus sich ein allerdings nicht günstiges KGV von 27 ermitteln lässt. Als eher geeignet zur Bewertung betrachten wir das EBITDA, das auf der Basis der Unternehmensprognosen einem Betrag von 1’850 CHF pro Aktie entspricht, woraus sich ein Kurs/EBITDA-Verhältnis von knapp 8 ermitteln lässt, was als angemessen betrachtet werden kann. Deutlich höher ausfallen sollte die Ausschüttung für das laufende Jahr. Wie hoch die Dividendenzahlung ausfällt, lässt sich derzeit allerdings noch nicht abschätzen.

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