Die Clientis Bank im Thal AG (CBT) konnte im ersten Semester 2016 im Bilanzgeschäft zulegen. Während sich die Bilanzsumme wegen der im Vergleich zum Jahresende 2015 um fast 2 Mio. CHF gesunkenen flüssigen Mittel nur um 0.9% auf 314.6 Mio. CHF erhöhte, stiegen die Ausleihungen um 1.8% auf 282.2 Mio. CHF an. Im Gegensatz zum Gros der Regionalbanken verzeichnete die CBT einen leichten Rückgang der Hypotheken um 1.3% auf 261.1 Mio. CHF, während die sonstigen Kundenforderungen markant um 64.2% respektive 8.2 Mio. CHF auf 21.1 Mio. CHF anwuchsen.
Auf der Passivseite der Bilanz waren die um 2.5% auf 189.1 Mio. CHF angestiegenen Kundeneinlagen und die um 0.4 Mio. CHF respektive plus 7% auf 6.1 Mio. CHF erhöhten Reserven für allgemeine Bankrisiken für das Bilanzwachstum verantwortlich. Bei den Kassenobligationen verbuchte die Regionalbank einen Rückgang von 5% auf 22.8 Mio. CHF. Der Deckungsgrad der Kundenausleihungen durch eigene Kundengelder konnte auf dem Vorjahresniveau von gut 75% gehalten werden. Dank der soliden Bilanzstruktur sieht sich die CBT gerüstet für das weitere Wachstum. So zeigt sich die Geschäftsleitung denn auch zuversichtlich für das Gesamtjahr trotz der anhaltend anspruchsvollen Rahmenbedingungen.
Tiefere Kosten lassen Gewinn steigen
Insgesamt legten die Erträge des ordentlichen Bankgeschäfts um 9.9% respektive 0.2 Mio. CHF auf 2.4 Mio. CHF zu. Das Plus geht ausschliesslich auf das Konto des Zinsgeschäfts. Während der Bruttozinserfolg um 2.3% respektive 43’000 CHF auf 1.95 Mio. CHF anstieg, erhöhte sich der Nettozinserfolg um hohe 11.4% respektive plus 0.2 Mio. CHF auf 2.1 Mio. CHF. Der starke Anstieg wurde durch die gemäss der neuen Rechnungslegung dem Nettozinserfolg zuzurechnenden Veränderungen von Wertberichtigungen möglich. Im eigentlichen Zinsengeschäft musste die CBT einen Rückgang der Zinserträge um 0.1 Mio. CHF auf 2.65 Mio. CHF verbuchen. Gleichzeitig fiel der Zinsaufwand um 144’000 CHF auf 0.7 Mio. CHF. Diese Erträge wurden bei einem im Vergleich zum ersten Semester des Vorjahres um 3.8% höheren Ausleihungsbestand generiert. Das unterproportionale Plus des Zinserfolgs exklusive der Veränderung der Wertberichtigungen reflektiert den anhaltend hohen Zinsmargendruck, der das Geschäft der Regionalbank kennzeichnet.
Während die Einnahmen aus dem zinsindifferenten Geschäft auf dem Niveau des Vorjahres von 0.3 Mio. CHF verharrten, fielen die Geschäftskosten trotz der höheren regulatorischen Anforderungen tiefer aus als im Vorjahr. Vor allem der Personalaufwand lag mit 0.6 Mio. CHF um mehr als 0.1 Mio. CHF unter dem Vorjahreswert. Leicht tiefer fiel mit knapp 0.8 Mio. CHF auch der Sachaufwand aus. Erheblich niedriger als im Vorjahr waren auch die Wertberichtigungen und Sachabschreibungen mit knapp 0.2 Mio. CHF (nach 0.4 Mio. CHF im Vorjahr). Bei nahezu gleichen Veränderungen von Rückstellungen erhöhte sich der Geschäftserfolg von 0.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 0.8 Mio. CHF. Der Reingewinn legte wegen der um fast 0.5 Mio. CHF gesunkenen ausserordentlichen Erträge nur um 0.1 Mio. CHF respektive plus 30.5% auf 0.4 Mio. CHF zu.
Die Geschäftszahlen der Bank im Thal fallen insgesamt positiv aus. Der ausgewiesene Anstieg des Gewinns darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser auf der Anwendung der neuen Rechnungslegungsvorschriften basiert. Ebenfalls positiv auf den Geschäftserfolg, die massgebliche Kennzahl für den Gewinnausweis, wirkten sich die deutlich tieferen Abschreibungen und Wertberichtigungen aus. Diese Faktoren gehen nur mittelbar auf das eigentliche Bankgeschäft zurück. Allerdings konnte die CBT auch ohne Berücksichtigung dieser Punkte ein solides Ergebnis erzielen. Zu keiner Kritik Anlass geben auch die Bilanzzahlen, die als solide angesehen werden können.
Die Aktien der CBT werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 300 CHF weisen die Titel einen erheblichen Discount von rund 60% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert per 30. Juni 2016 auf. Keinesfalls als überteuert angesehen werden kann auch das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs. Es sollte der CBT gelingen, ein Ergebnis, das zumindest die Vorjahreswerte erreicht, zu erzielen. Unter dieser Annahme lässt sich ein KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs von knapp 8 ermitteln, was als günstig eingestuft werden kann. Als im aktuellen Tiefzinsumfeld zumindest akzeptabel angesehen werden kann die Dividendenrendite von 2%, sofern die Ausschüttung auf dem Niveau des Vorjahres bleibt. Dies kann allerdings als sehr wahrscheinlich angesehen werden. Bei möglichen Investments sollten Anleger die Marktenge der Papiere beachten, die Transaktionen mitunter sehr schwierig machen. Derzeit beispielsweise bestehen keine Verkaufsangebote für die Aktien. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Bezug zur CBT als valable Alternative zu einer Anlage in Obligationen, die derzeit nur sehr tiefe Renditen abwerfen. Allerdings kann ein Verkauf der Papiere – sofern es denn gelingt, Aktien zu „vernünftigen“ Preisen zu erwerben- zu einem Geduldsspiel werden.