Regionalbanken: Zinswende verleiht den Aktienkursen einen Schub

Zweistelliger Zuwachs beim Zinsergebnis - höhere Dividenden

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Die Regionalbanken konnten bisher mit ihren Jahreszahlen überzeugen, so auch die Regiobank Solothurn. Bild: zvg

Zu den Gewinnern im ausserbörslichen Aktienmarkt gehörten im vergangenen Jahr neben den Bergbahnen auch die Titel der Schweizer Regionalbanken. Kein Wunder, denn bereits bei der Publikation der Halbjahreszahlen zeichnete sich ein Schub beim Zinserfolg ab. Der OTC-X-Index Banken legte 2023 um 3,8% zu. Einzelne Titel wie die Saanen Bank und die Spar+Leihkasse Bucheggberg liefen mit plus 11,7% bzw. 15,9% noch deutlich besser als der Index. Die in den letzten Wochen publizierten Jahresabschlüsse bestätigen den positiven Trend. Einige Institute erhöhen aufgrund eines teilweise zweistelligen Gewinnwachstums ihre Dividende.

Regiobank Solothurn

Zu diesen Instituten gehört auch die Regiobank Solothurn. Sie erhöht ihre Dividende um 2.50 CHF. Das Institut konnte dank eines kräftigen Plus beim Zinsgeschäft von fast 12,0% und einem guten Handelsergebnis (+38,2%) den Betriebsertrag um 10,9% auf 46.7 Mio. CHF steigern. Allerdings erhöhte sich auch der Geschäftsaufwand um 4,7%, was laut Aktionärsbrief vor allem auf einen höheren Personalaufwand infolge Lohnerhöhungen und neu geschaffener Stellen zurückzuführen ist. Die Cost/Income-Ratio (CIR) sinkt wegen der gestiegenen Erträge auf knapp 52. Unter dem Strich verbleibt ein Jahresgewinn von 9.5 Mio. CHF, der 15,1% über dem Vorjahreswert liegt.

Die Aktien der Regiobank Solothurn legten 2023 um 7.5% zu. Chart: otc-x.ch

Weniger sportlich als andere Regionalbanken war die Regiobank Solothurn 2023 am Hypothekarmarkt unterwegs. Die Ausleihungen, bei denen es sich laut Aktionärsbrief hauptsächlich um Wohnbaufinanzierungen handelt, legten um 68.6 Mio. CHF zu. Mit einem Plus von 2,5% legten diese weniger stark zu als bei anderen Regionalbanken. Allerdings gehören die Solothurner mit einer Bilanzsumme von über 3.6 Mrd. CHF auch zu den grossen Instituten in diesem Segment. Die Kundengelder gingen um 2,0% zurück, was die Bank mit «dem geplanten Geldabfluss eines unrentablen Produktes im Bereich der beruflichen Vorsorge sowie bedingt durch die allgemeine Marktsituation» begründet.

Spar+Leihkasse Bucheggberg

Mit dem Abfluss von Kundengeldern müssen sich auch einige andere Regionalbanken auseinandersetzen. Eine Ausnahme bildet hier die Saanen Bank. Bei der Spar+Leihkasse Bucheggberg (SLB), deren Marktgebiet an dasjenige der Regiobank Solothurn angrenzt, waren die Kundengelder im Geschäftsjahr 2023 auch rückläufig (-1,7%). Die Bank begründet dies in ihrer Medienmitteilung mit dem Liquiditätsabfluss eines Vorsorgewerkes, verweist aber auch auf die Zinssituation und die starke Zunahme der Kassenobligationen um 33,2%. Die Hypothekarforderungen erhöhten sich nach Angaben der Bank moderat um 1,3%, die Baukredite nahmen um 25,2% zu. Insgesamt lagen die Ausleihungen mit knapp 644 Mio. CHF um 2,6% über dem Vorjahr. Die Kredite können somit zu 94,5% durch Kundengelder refinanziert werden.

Die Aktie der SL Bucheggberg verzeichnete 2023 ein Plus von 9,4%. Chart: otc-x.ch

Mit einem Plus von 21,9% wuchs der Brutto-Zinserfolg bei der SLB besonders stark. Im indifferenten Geschäft konnte die Bank ein kleines Plus verzeichnen. Weiter zugelegt hat auch der Liegenschaftserfolg mit plus 12,0% auf 410’000 CHF; hier zahlen sich die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in Mehrfamilienhäuser in der Region aus. Doch nicht nur die Erträge stiegen 2023 kräftig an. Höhere Löhne, eine neu geschaffene Stelle sowie höhere Sachaufwendungen hatten einen Anstieg des Geschäftsaufwands um 551’000 CHF oder 10,9% zur Folge. Dennoch wies die SLB einen Rekord beim Geschäftserfolg und auch einen markant um 23,2% höheren Jahresgewinn von 1.5 Mio. CHF aus. Die Aktionäre dürfen sich auf eine um 10 CHF höhere Dividende freuen, obwohl die Bank dank des guten Ergebnisses auch ihre Eigenkapitalbasis um 4.3 Mio. CHF stärken konnte. Noch in diesem Herbst wird die Bank einen Neubau beziehen.

Bank SLM

Unverändert bleibt die Dividende hingegen bei der Bank SLM AG, der früheren Spar+Leihkasse Münsingen. Dies trotz eines um 13,9% höheren Netto-Zinserfolges und eines Geschäftsertrages, der um mehr als 8% auf 27.5 Mio. CHF stieg. Auch bei der Bank SLM fiel der Geschäftsaufwand um 3,8% höher aus. Die CIR liegt weiterhin bei tiefen 44,6%. Der Geschäftserfolg erreichte 12.1 Mio. CHF, der Jahresgewinn wird mit 3.5 Mio. CHF ausgewiesen.

Die Aktie der Bank SLM legte 2023 um 6% zu. Chart: otc-x.ch

Mit einem Plus von 5,3% sind die Ausleihungen der Bank SLM im Geschäftsjahr 2023 vergleichsweise stark gewachsen. Den Mammutanteil machen, wie bei den meisten Regionalbanken, mit 94% oder 1.437 Mrd. CHF die Hypotheken aus. Bei den Kundengeldern war die Entwicklung mit minus 2,0% hingegen weniger positiv. Der Rückzug von Vorsorgegeldern einer Stiftung habe nicht durch neue Kundengelder kompensiert werden können, heisst es in einer Mitteilung. Die Refinanzierung erfolgt zu 81,8% durch Kundengelder sowie Pfandbriefdarlehen, welche um 33.3 Mio. CHF erhöht wurden. Gestärkt wurden weiterhin die Eigenmittel, die sich um 4,8% auf 174.2 Mio. CHF erhöhten. Wie dem Aktionärsbrief zu entnehmen ist, liegen diese somit bei 2’646 CHF je Aktie.

Spar+Leihkasse Gürbetal

Auf eine starke Eigenmittelunterlegung verweist auch die Spar+Leihkasse Gürbetal in ihrem Geschäftsbericht. Die vereinfachte Eigenmittelquote (Leverage Ratio) betrage gute 9,99%, dies bei einem Mindesterfordernis von 3% resp. von 8% für Mitglieder des «Kleinbankenregimes», schreibt das Institut. Mit einer Bilanzsumme von 462.7 Mio. CHF gehört die Bank zu den kleinsten Regionalbanken. Im Geschäftsjahr 2023 stagnierten die Kundeneinlagen bei 319.1 Mio. CHF, während sich die Netto-Kundenausleihungen um 2,1% erhöhten. Bei den Hypothekarforderungen von 400.2 Mio. CHF (+2,6%) handle es sich zu 86,6% um Festhypotheken, heisst es im Geschäftsbericht. Per Ende 2023 waren 75,9% der Ausleihungen durch Kundengelder gedeckt, was einen eher tiefen Wert darstellt.

Bei der SL Gürbetal entwickelte sich der Aktienkurs im Jahr 2023 stabil. Chart. otc-x.ch

Im Zinsengeschäft konnte die Regionalbank wie viele anderen Institute mehr einnehmen; auch die Kommissionserträge lagen über den Vorjahreswerten. Im Gegensatz zu den anderen Instituten lag der Geschäftsaufwand im Jahr 2023 mit 3.2 Mio. CHF unter den Vorjahreswerten, was vor allem einem geringeren Sachaufwand geschuldet ist. Der Personalaufwand nahm hingegen um 137’000 CHF zu, darunter ist auch eine a.o. Zuweisung an die Arbeitgeberbeitragsreserven. Die Cost/Income Ratio liegt bei 52,6%. Unter dem Strich verbleibt so ein Geschäftserfolg von 2.6 Mio. CHF (+44,9%) und ein Jahresgewinn von 1.4 Mio. CHF (+48,1%). Die Dividende bleibt dennoch gleich.

Clientis Bank im Thal

Auf eine höhere Dividende von 9 CHF (Vorjahr: 8 CHF) dürfen sich hingegen die Aktionäre der Clientis Bank im Thal freuen. Der Brutto-Zinserfolg stieg um 12,4% an, das indifferente Geschäft steuerte mit 700’000 CHF ebenfalls einen positiven Beitrag zum Geschäftsertrag bei. Trotz höherer Personal- (+3,2%) und Sachkosten (+15,7%) konnte der Geschäftserfolg um 19,2% auf 2,1 Mio. CHF erhöht werden, der Jahresgewinn erreichte 563’000 CHF.

Eine positive Entwicklung zeigt auch der Chart der Clientis-Bank-im-Thal-Aktie. Chart: otc-x.ch

Bei den Kundenausleihungen konnte die Bank im Thal um fast 17 Mio. CHF zulegen. Die Bank betont jedoch, dass immer die Qualität der Finanzierungen passend zur eher vorsichtigen Kreditpolitik sowie die Nachhaltigkeit der Geschäftsbeziehungen im Vordergrund stehen würden. Bei den Kundengeldern sei es, nach Jahren des Wachstums, jedoch zu Abflüssen gekommen (-1% oder -2.7 Mio. CHF).

Leihkasse Stammheim

Die Kundeneinlagen reduzierten sich bei der Leihkasse Stammheim im Geschäftsjahr 2023 um 2,9% auf 382.3 Mio. CHF. Allerdings schreibt die Leihkasse Stammheim in ihrer Medienmitteilung, dass die Kundengelder im Vorjahr ausserordentlich stark um 6,1% gestiegen waren. «Ein Teil dieser Einlagen wurde jedoch nur kurzfristig und unter Vorankündigung bei der Leihkasse Stammheim AG platziert und wie erwartet im ersten Halbjahr 2023 wieder transferiert, schreibt die Regionalbank. Dies habe zum Rückgang der Kundengelder beigetragen. Die Ausleihungen erhöhten sich um 3,5% auf 437.7 Mio. CHF und können immer noch zu 87% durch Kundengelder gedeckt werden. Für die langfristige Refinanzierung erhöhte die Leihkasse die Pfandbriefe auf 82.8 Mio. CHF.

Im Plus war 2023 auch die Aktie der Leihkasse Stammheim. Chart: otc-x.ch

Die gestiegenen Leitzinsen führten bei der vergleichsweise kleinen Regionalbank zu einem deutlichen Anstieg des Brutto-Zinserfolgs um 21,3% auf 6.2 Mio. CHF. Der Kommissions- und Dienstleistungsertrag erreichte mit rund 1 Mio. CHF den Vorjahreswert, sodass beim Geschäftsertrag ein Plus von 19,2% auf 7.8 Mio. CHF resultierte. Höhere Personalaufwendungen und ein gestiegener Sachaufwand hatten gesamthaft einen höheren Geschäftsaufwand von 3.6 Mio. CHF (Vorjahr: 3.4 Mio. CHF) zur Folge. Dennoch liegt die Cost/Income-Ratio mit 46,7% auf einem niedrigen Niveau. Der Geschäftserfolg lag mit 3.3 Mio. CHF fast 1 Mio. CHF über dem Vorjahreswert. Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn von 1.06 Mio. CHF.

Zur Dividende machte die Leihkasse Stammheim noch keine Angaben. Hingegen wurde bekannt gegeben, dass der bisherige stellvertretende Bankleiter Andreas Ita nach 35 Jahren in den Ruhestand getreten ist. Seine Nachfolge tritt Christian Fries an. Neu in die Geschäftsleitung wurde Daniel Fritischi, der bisherige Leiter Vertrieb, berufen. Damit konnte die Regionalbank die Nachfolge intern lösen.

Fazit

Bei den bisher bekannt gegebenen Jahreszahlen der Regionalbanken zeigt sich ein einheitliches Bild: Die Zinserträge haben kräftig zugelegt, das indifferente Geschäft stagnierte bzw. war leicht positiv, und unter dem Strich resultierten deutlich höhere operative Gewinne. Auffällig ist jedoch auch, dass bei fast allen Instituten der Geschäftsaufwand kräftig anstieg. Die Personalkosten sind, bedingt durch Lohnerhöhungen und durch die Schaffung zusätzlicher Stellen, ebenso gestiegen wie der Sachaufwand. Beim Sachaufwand handelt es sich allerdings auch um einen temporären Effekt: Im Vorjahr fanden pandemiebedingt weder physische Generalversammlungen noch Kundenveranstaltungen statt. Allerdings dürfte auch der IT-Aufwand künftig eher zu- als abnehmen. Die tiefen Cost-/Income-Ratios (CIR) könnten jedoch schnell der Vergangenheit angehören, sobald die Erträge im Zinsengeschäft nicht mehr ganz so üppig sprudeln wie 2023. Dennoch, die tiefen CIR sind weniger auf Effizienzgewinne und Kostensenkungen zurückzuführen, sondern auf die höheren Erträge. Es ist nicht auszuschliessen, dass der Druck auf die Margen und Erträge wieder zunimmt. Die ZKB hat mit der Aufhebung der Gebühren für Privatkunden hier erste Zeichen gesetzt.

Auf der Refinanzierungsseite lässt sich feststellen, dass die Kundengelder den Banken nicht mehr so fleissig zufliessen wie in den Vorjahren. Es zeigt sich, dass gerade Gelder von institutionellen Kunden wegen der Freigrenzen für Kleinbanken während der Negativzinsphase «zwischenparkiert» wurden. Diese fliessen nun wieder ab bzw. sind bereits abgeflossen. Pfandbriefe werden daher für Institute, welche sich nicht vollständig durch Kundengelder refinanzieren können, wieder wichtiger.

Nach einer mehrjährigen Seitwärtsbewegung hat sich der OTC-X-Banken-Index in den letzten zwei Jahren positiv entwickelt. Chart: otc-x.ch

Dennoch haben Anleger die Regionalbankenaktien in den letzten zwei Jahren wiederentdeckt. Dies zeigt auch der OTC-X-Index Banken mit einem Plus von 3,8%. Gemessen an den ausgewiesenen Buchwerten bleiben die meisten Titel weiterhin günstig bewertet. Interessant sind vor allem Aktien, die in den letzten Jahren in Liegenschaften investiert haben, wie beispielsweise die Spar+Leihkasse Bucheggberg. Dennoch sind die meisten Titel aus reinen Renditegesichtspunkten trotz der jüngsten Dividendenerhöhungen nicht sonderlich attraktiv. Sie bleiben daher eine Art Obligationenersatz vor allem für Anleger mit einem Bezug zum Institut und zu der jeweiligen Region.

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