Clientis-Banken: Gutes erstes Semester trotz Euro-Schock – Aussichten bleiben verhalten positiv

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Die bislang vorliegenden Geschäftsergebnisse der Banken der Clientisgruppe entwickelten sich im ersten Semester 2015 überwiegend positiv. Weitere Zahlen dürften in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Bis zum 17. August müssen sich die Investoren, die sich für die Zahlen des gesamten Clientiskonzerns interessieren, gedulden. Die veröffentlichten Kennzahlen fallen bezüglich der Ausführlichkeit der Darstellung und deren Form sehr unterschiedlich aus. Während sich die Jahresberichte der Clientisgruppe in einem einheitlichen Bild präsentieren, werden die Halbjahresberichte in verschiedenen Formen abgegeben. Diese reichen von lediglich einseitigen Communiqués bis hin zu einem detaillierten Zahlenteil mit einer kompletten Darstellung der Erfolgsrechnung bis hin zum Reingewinn. Sogar einen Halbjahresbericht im Design der Clientis-Gruppe publiziert die Clientis Spar- und Leihkasse Thayngen, an der sich allerdings Private nicht beteiligen können.

Clientis Bank im Thal mit gehaltenem Bruttogewinn

Die Clientis Bank im Thal (CBT) ist die einzige der Clientisbanken, die auch den Reingewinn des ersten Semesters publiziert. Die Bank mit einer Bilanzsumme von 314 Mio. CHF per 30. Juni 2015 ist ein vergleichsweise kleines Finanzhaus, das dennoch drei Filialen im solothurnischen Bezirk Thal betreibt. Dies geht auf die Wurzeln der CBT, die aus dem Sparverein Balsthal-Klus, den Sparkassen Laupersdorf und Matzendorf entstand, zurück. Allerdings müssen die im publizierten Zahlenteil ausgewiesenen Zuwachsraten bei den Bilanzzahlen mit Vorsicht betrachtet werden, da diese den Werten des 30. Juni 2014 gegenübergestellt werden, während das Gros der Banken die Vergleichswerte vom Jahresultimo 2014 heranzieht. Gegenüber dem Jahresende 2014 betrug das Bilanzwachstum der CBT 7.5%, während das Plus gegenüber dem 30. Juni 2014 bei 13% liegt. Für eine bessere Vergleichbarkeit verwenden wir analog dem Gros der Finanzhäuser die Bilanzkennzahlen per Jahresultimo 2014. Diese werden auch von der CBT im Mediencommuniqué zum Semesterergebnis verwendet. Im Berichtszeitraum legten die Kundenausleihungen um 3.2% zu, während die Kundengelder stark überproportional um 10.7% anwuchsen. So verbesserte sich der Deckungsgrad der Kundenausleihungen durch eigene Kundengelder markant von eher tiefen 69.5% auf 74.5% und übertraf damit die als wichtige Kenngrösse angesehene Schwelle von 70% deutlich. Das Plus der Ausleihungen liess auch den Erfolg aus dem Zinsdifferenzgeschäft um 6.5% ansteigen, während sich das zinsindifferente Geschäft insgesamt stabil entwickelte. Hier steht einem Anstieg der Einkünfte aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um fast 50’000 CHF beim Handelsgeschäft ein kleiner Verlust von 8’000 CHF nach einem Vorjahresgewinn von 33’000 CHF gegenüber. Insgesamt legten die Erträge um 4.6% respektive rund 100’000 CHF auf 2.2 Mio. CHF zu. Ebenfalls um 100’000 CHF legten die Geschäftsaufwendungen zu, woraus eine Verschlechterung der Cost-Income-Ratio von 65.5% im Vorjahr auf 66.9% resultierte. Dennoch stellt dieser Wert gegenüber dem Gesamtjahr 2014, wo die CIR bei 71.7% lag, eine deutliche Verbesserung dar. Der Bruttogewinn erreichte den Vorjahreswert von 730’000 CHF. Wegen tieferer Wertberichtigungen legte das Zwischenergebnis hingegen um 11.7% auf 220’000 CHF zu. Auf den Reingewinn, der um 19.1% auf 295’000 CHF zulegte, wirkten sich die ausserordentlichen Positionen positiv aus.

Starkes Plus des Bruttogewinns bei den Ostschweizer Banken

Nur ein einseitiges Communiqué zu den Zahlen publizierte die Clientis Bank Oberuzwil (CBU). Die mit einer Bilanzsumme von 436 Mio. CHF per 30. Juni 2015 mittelgrosse Bank besitzt neben dem Hauptsitz in Kooperation mit einer Treuhandfirma und einer Rechtsanwaltskanzlei ein Beratungszentrum. Das Geschäftsgebiet ist die im Kanton St. Gallen gelegene Gemeinde Uzwil und angrenzende Gebiete. Im ersten Semester 2015 verzeichnete die CBU einen Anstieg der Bilanzsumme um 3.9%. Dieses Plus wurde getragen von den um 2.6% auf 393 Mio. CHF angestiegenen Kundenausleihungen bei einem gleichzeitigen Anstieg der Kundengelder um 3.8% auf 306 Mio. CHF. Der Ausleihungsdeckungsgrad verbesserte sich gegenüber dem Jahresende 2014 leicht von 77.2% auf fast 78%. Im Hauptgeschäftsfeld, dem Zinsdifferenzgeschäft, verbuchte die CBU ein Plus des Zinserfolgs um 4.7% auf 2.5 Mio. CHF. Wie die CBU im Communiqué schreibt, drückte die Unsicherheit auf den Aktienmärkten auf das Kommissionsgeschäft. Hingegen legten die Erträge des Beratungszentrums weiter zu. Dies habe es erlaubt, den Bruttogewinn um 14.4% auf 1 Mio. CHF zu steigern, teilt die CBU mit.

Ein ähnlich kurzes Communiqué präsentiert die Clientis Bank Toggenburg (CBTO) ihren Anteilseignern. Die CBTO ist ein grösseres Finanzhaus mit einer Bilanzsumme von 759 Mio. CHF per 30. Juni 2015. Sie betreibt vier Geschäftsstellen im Bezirk Toggenburg des Kantons St. Gallen. Im ersten Semester 2015 stieg die Bilanzsumme um 3.7% an. Getragen wurde der Anstieg von den um 1.6% auf 668 Mio. CHF höheren Kundenausleihungen bei einem Plus der Kundengelder um fast 2% auf 544.3 Mio. CHF. Der Ausleihungsdeckungsgrad betrug hohe 81.5%, was gegenüber dem Jahresultimo 2014 ein marginales Plus von 0.3% darstellt. Im Zinsdifferenzgeschäft konnte die CBTO einen Anstieg um 2.7% auf 4.26 Mio. CHF erwirtschaften. Aus dem zinsindifferenten Geschäft resultierte ein Erfolg von 1.04 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um gut 11% entspricht. Dank des um 0.14 Mio. CHF reduzierten Geschäftsaufwands stieg der Bruttogewinn um 9.4% auf 1.86 Mio. CHF an.

Clientis Bank Küttigen-Erlinsbach profitiert von neuer Filiale

Eine etwas ausführlichere Mitteilung im Umfang von zwei Seiten stellt die Clientis Bank Küttigen-Erlinsbach (CBE) allen Interessierten auf ihrer Homepage zur Verfügung. Die mit einer Bilanzsumme von knapp 563 Mio. CHF per 30. Juni 2015 mittelgrosse Regionalbank ist im Kanton Aargau tätig. Sie betreibt seit der Eröffnung einer neuen Filiale in Lostorf drei Geschäftsstellen. Die Eröffnung der Geschäftsstelle im November 2014 ist ein wichtiger Faktor des Ausbaus der Bilanzsumme um 6.9% im ersten Semester 2015. Markant zulegen konnte die CBE vor allem bei den Kundengeldern, die um 6.3% auf 428.7 Mio. CHF anwuchsen, während die Ausleihungen nur moderat um 0.5% auf 458.9 Mio. CHF stiegen. Dies führte zu einer nochmaligen deutlichen Steigerung des bereits per Jahresende 2014 mit 88.3% hohen Deckungsgrads der Ausleihungen auf 93.4%. Ein ansehnliches Plus um 5.8% auf 3.2 Mio. CHF erzielte die CBE im Zinsdifferenzgeschäft, der Haupteinnahmequelle. Noch deutlich stärker stiegen die Einnahmen aus dem zinsindifferenten Geschäft, die bei einem nominellen Plus von 225’000 CHF einen prozentualen Zuwachs von 39% verzeichneten. Auf der Aufwandsseite spürte das Aargauer Finanzhaus die Kosten der Filialeröffnung. So stiegen die Geschäftskosten um 240’000 CHF respektive um 10.5% auf 2.5 Mio. CHF an. Dank des starken Anstiegs der Einkünfte resultierte dennoch ein Plus des Bruttogewinns in Höhe von 2.85% auf 1.5 Mio. CHF.

Unterschiedliche Zukunftsaussichten

Für den weiteren Jahresverlauf 2015 zeigt sich die CBU optimistisch. Die Geschäftsleitung ist zuversichtlich, auch in den kommenden Monaten die Kunden mit kompetenten Beratungsleistungen gut zu bedienen und das Geschäftsergebnis weiterentwickeln zu können. Deutlich vorsichtiger zeigt sich die CBTO, die nur von einer schwierig einzuschätzenden Geschäftsentwicklung im zweiten Semester schreibt. Das herausfordernde Marktumfeld und die angespannte Situation in Griechenland erschweren die Einschätzung. Nicht betroffen sei das Bankhaus von den Negativzinsen. Keine Aussagen zum zweiten Semester gibt die CKE ab. Deutlich positiv tönt es bei der CBT. Die auf zwei Personen verkleinerte Geschäftsleitung erwartet eine weiterhin nachhaltige positive Entwicklung des Geschäfts.

 

Die von den Banken präsentierten Geschäftszahlen zum ersten Semester fallen erfreulich aus. Lediglich ein Institut, die CBT, konnte im ersten Semester den Bruttogewinn im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöhen. Im Gegenzug fällt die CBT mit einem sehr ausführlichen Zahlenteil im Semesterbericht auf. Dieser lässt bei der Transparenz im Gegensatz zu den übrigen Häusern keine Wünsche offen. So werden die Aktionäre nicht nur über den Bruttogewinn und die Bilanzkennzahlen unterrichtet, sondern auch über den Reingewinn. Ebenfalls mit dargestellt, wenn auch ohne eine weitergehende Beschreibung, werden die ausserordentlichen Positionen, welche das Ergebnis beeinflussen. Allerdings sind die Zahlen der CBT eher unterdurchschnittlich. Immerhin ist es dem Finanzhaus gelungen, den Deckungsgrad der Kundenausleihungen deutlich zu verbessern und so wieder den unkomfortablen Bereich von weniger als 70% deutlich verlassen.

Ein Sonderfall ist die CKE. Sie konnte die Erträge wegen einer neuen Filiale markant erhöhen, musste demgegenüber auch bei den Kosten einen stattlichen Anstieg verbuchen. Die kostenintensive Eröffnung einer Filiale konnte die CKE bisher sehr gut durch entsprechende Mehrerträge kompensieren. Besonders erfreulich ist, dass das Wachstum im Bilanzgeschäft nahezu ausschliesslich aus den anvertrauten Kundengeldern stammt und nicht durch eine Erhöhung der Ausleihungen im erweiterten Geschäftsgebiet erfolgte. Dank des sehr hohen Deckungsgrades ist die CKE in der Lage, eine steigende Nachfrage nach Krediten problemlos zu verkraften und kann so von den Möglichkeiten der neuen Filiale vollumfänglich Gebrauch machen, ohne die Substanz zu gefährden.

Sehr starke Zuwächse auf der Stufe Bruttogewinn verzeichneten die beiden Ostschweizer Bankhäuser CBU und CBTO. Bei der CBTO gelang es, die Geschäftsaufwendungen zu reduzieren und die Einnahmen zu erhöhen. Diese als Idealfall anzusehende Entwicklung hat zu einem Plus des Bruttogewinns von 9.4% geführt, ein Wert, der sich sehen lassen kann. Noch stärker legte die CBU mit einem Plus von 14.4% zu, was vor allem dem Geschäftsmodell Beratungszentrum zu verdanken ist. Während das traditionelle Geschäft eher stagnierte, wächst die CBU im Dienstleistungsgeschäft deutlich, ohne dabei hohe Kosten zu generieren.

Die Aktien aller hier vorgestellten Institute der Clientisgruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Alle Titel werden deutlich unterhalb des ausgewiesenen Buchwerts, der seinerseits den Substanzwert nicht unerheblich unterschreiten dürfte, gehandelt. Besonders gross ist der Discount bei den Papieren der CBT, die auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 310 CHF mit einem Abschlag von über 50% bewertet sind. Derzeit bestehen für die Papiere indessen keine Verkaufsangebote. Mit einem Abschlag von 36% werden die Papiere der CKE, die letztmalig zu 1’565 CHF umgesetzt wurden, bewertet. Etwas tiefer fällt der Discount bei den Papieren der CBU mit 33% auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 740 CHF aus. Auch für diese Papiere besteht derzeit kein Verkaufsangebot. Einen Discount von 51% weisen die Papiere der CBTO auf der Basis des letzten Kurses von 350 CHF auf. Zudem weisen die Papiere auf der Basis der Ausschüttung für 2014 eine vergleichsweise hohe Dividendenrendite von 2.9% auf. Allerdings bestehen auch für diese Aktien derzeit keine Verkaufsangebote.

Sofern es Investoren gelingt, die Aktien der vorgestellten Häuser zu den letztbezahlten Kursen zu erwerben, bestehen geringe Verlustrisiken angesichts der hohen Substanz der Gesellschaften. Allerdings sind die Papiere teilweise sehr markteng und werden nur unregelmässig gehandelt, was einen späteren Ausstieg sehr stark erschweren kann. Daher eignen sich die Papiere trotz der hohen Substanz, die nur teilweise in den Kursen enthalten ist, nur bedingt zur Anlage. Dies insbesondere für Anleger, welche die Papiere langfristig halten möchten und an einer soliden werthaltigen Anlage, die zudem noch eine regelmässige Ausschüttung, die im aktuellen Tiefzinsumfeld auch bei den nur mit Renditen zwischen 1.35% und 1.75% ausgestatteten Aktien der CKE, CBU und CBT als attraktiv im Vergleich zu den Sparzinsen angesehen werden können, interessiert sind. Ein weiterer Aspekt ist die Teilnahme an der Generalversammlung, die mit einem guten Essen und einem geselligen Beisammensein gekrönt wird. Anleger, welche diese Vorteile nutzen können durch die entsprechende Nähe zu der jeweiligen Bank, können die Papiere als Depotbeimischung kaufen und langfristig halten.

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