Acrevis Bank: Guter Semesterabschluss, Kapitalerhöhung lässt Eigenmittel steigen – Anhaltend hohe Nachfrage nach Hypotheken

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Der Hauptsitz der Bank Acrevis in St. Gallen wurde innen umgebaut. Quelle: Acrevis Bank AG
Der Hauptsitz der Bank Acrevis in St. Gallen wurde innen umgebaut. Quelle: Acrevis Bank AG

Die in St. Gallen ansässige Acrevis Bank AG konnte im ersten Semester 2016 von der weiterhin hohen Nachfrage nach Hypotheken profitieren. So stiegen die Kundenausleihungen zwischen dem 31. Dezember 2015 und dem 30. Juni 2016 um 1.6% respektive 54.4 Mio. CHF auf 3.5 Mrd. CHF an. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Bilanzsumme um 2.6% auf 4.2 Mrd. CHF. Neben dem gestiegenen Kreditvolumen waren auf der Aktivseite die um 47.8 Mio. CHF respektive 9.2% auf 568.9 Mio. CHF angestiegenen liquiden Mittel für den Zuwachs verantwortlich. Wie der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Stephan Weigelt, gegenüber schweizeraktien.net erklärte, ist der Liquiditätsausweis eine stichtagsbezogene Momentaufnahme. Wichtig sei das kontinuierliche Management der Mittel, durch welche die Liquidität jederzeit sichergestellt werde.

40 Mio. CHF frische Gelder durch Kapitalerhöhung

Eine Rolle spielte im ersten Semester 2016 auch die erfolgreiche Platzierung einer Kapitalerhöhung, aus der Acrevis gut 40 Mio. CHF vereinnahmte. Auf der Passivseite der Bilanz wird dies durch den Anstieg des Aktienkapitals um 4.4 Mio. CHF auf 31 Mio. CHF und den erstmalig ausgewiesenen gesetzlichen Kapitalreserven, die, wie Weigelt bestätigte, vollumfänglich aus der Kapitalerhöhung stammen, in Höhe von 49.7 Mio. CHF ersichtlich. Diesen steht die Position eigene Kapitalanteile von 12.8 Mio. CHF gegenüber, die von den Eigenmitteln abzuziehen ist. Die Aktien im Eigenbestand will Acrevis zur Streuung bei den Kunden und zum Market Making beim Handel mit Aktien der Acrevis einsetzen. Nicht ausschliessen will Weigelt auch eine Verwendung der Mittel für mögliche Übernahmen. Allerdings seien die Aktien hierzu nicht primär bestimmt. Ein entsprechender Wechsel des Paradigmas, wonach die Acrevis eigene Aktien als Akquisitionswährung einsetzen will, sei nicht geplant.

Neue Rechnungslegung lässt Zinserfolg markant anschwellen

Acrevis verbuchte im Berichtssemester einen starken Anstieg des Nettozinserfolgs um 5.8% auf 20.5 Mio. CHF. Massgeblich für das deutliche Plus war der Wegfall der negativen Veränderungen aus ausfallrisikobedingten Wertberichtigungen, welche das Vorjahresergebnis mit 0.9 Mio. CHF belasteten. Weigelt betont, dass es sich auch beim Vorjahreswert angesichts des hohen Kreditbestands um einen sehr tiefen Wert handelt. Sein Institut betreibe eine sehr vorsichtige Risikopolitik. Dies spiegle sich auch darin wider, dass Auflösungen einmal gebildeter Wertberichtigungen nur dann erfolgten, wenn diese unabdingbar seien. Trotz des anhaltend hohen Margendrucks gelang es Acrevis, den Bruttozinserfolg um 0.9% auf 20.5 Mio. CHF zu erhöhen. Während der Zinsertrag um 4% respektive 1.1 Mio. CHF auf 26.1 Mio. CHF fiel, sanken die Zinsaufwendungen um 1.5 Mio. CHF, entsprechend minus 19.5%, auf 6 Mio. CHF. Die Differenz zwischen den beiden Werten geht auf die um 0.2 Mio. CHF auf 0.4 Mio. CHF gesunkenen Erträge aus Finanzanlagen zurück. Dies lässt sich auch im Rückgang der Finanzanlagen in der Bilanz um 3.3 Mio. CHF auf 21.8 Mio. CHF erkennen.

Zinsindifferentes Geschäft wenig erfreulich

Als unbefriedigend bezeichnet Acrevis in einer Medienmitteilung zum Semesterabschluss die Entwicklung des Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts. Dieses verzeichnete ein Minus um 6% oder minus 0.6 Mio. CHF auf 9.8 Mio. CHF. Die Marktunsicherheit und das Fehlen „vernünftiger“ festverzinslicher Anleihen seien für den Rückgang verantwortlich. Auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft verzeichnete einen Rückgang um 0.5 Mio. CHF, entsprechend minus 18.4% auf 2.3 Mio. CHF. Nach ausgesprochen erfreulichen Zahlen im Vorjahr habe sich das Bild wieder relativiert, teilte Acrevis seinen Aktionären mit. Auf der Kostenseite verzeichnete die Regionalbank einen Anstieg der Geschäftsaufwendungen um 0.1 Mio. CHF auf 21 Mio. CHF. Bei leicht tieferen Wertberichtigungen und Abschreibungen in Höhe von 1.1 Mio. CHF resultierte ein geringes Plus des Geschäftserfolgs von 0.2% auf 11.9 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte die Ostschweizer Regionalbank ein Gewinnplus von 0.4% auf 9.8 Mio. CHF.

Refinanzierung auf verschiedene Arten gesichert

Acrevis verzeichnete im ersten Semester einen Anstieg der Kundenausleihungen um 1.6%, während die Kundengelder nur um 0.6% zulegten. Der Deckungsgrad der Kundenausleihungen durch eigene Gelder betrug per Bilanzstichtag dennoch hohe 90.3%. Ein wichtiges Instrument zur Refinanzierung stellen Pfandbriefe dar, deren Bestand im Berichtszeitraum um 10 Mio. CHF respektive plus 2% auf 519.1 Mio. CHF gewachsen ist. Acrevis bezeichnet es im Semesterbericht als attraktiv, die Zinsänderungsrisiken bei länger laufenden Hypotheken auf diese Weise abzusichern. Weigelt ergänzte, dass die Situation bei der Acrevis auch im Zusammenhang mit den verwalteten Kundenvermögen gesehen werden muss. Der Wert des Assets under Management (AuM) erhöhte sich im ersten Semester 2016 um 2.7% auf 7 Mrd. CHF. Wie der Bankchef erklärte, geht der Zuwachs auf das Konto von Neugeldzuflüssen. Die Wertentwicklung der Portfolios sei eher negativ ausgefallen, was sich aber in den letzten Wochen bereits relativiert habe. Ein Teil der AuM bestehe wegen der derzeitigen Zinssituation aus liquiden Mitteln.

Investitionen in Bankgebäude lassen Abschreibungen ansteigen

Acrevis hat verschiedene Investitionen in die Modernisierung des Hauptsitzes in St. Gallen getätigt. Das Gesamtvolumen der Bauausgaben lag Weigelt zufolge bei 8 Mio. CHF. Wie der Bankchef bestätigte, werden die Investitionen zukünftig zu einem höheren Abschreibungsbedarf auf die Sachanlagen führen. Dies wird sich mit einem sechsstelligen Betrag negativ auf den Geschäftserfolg auswirken. Allerdings sei dies nur ein Teil der gesamten Abschreibungen, welche der Rechnung belastet werden, ergänzt er. Sehr zurückhaltend äussert sich Weigelt zum weiteren Geschäftsgang im 2016. Die Entwicklungen liessen sich nur schwer vorhersagen, weswegen er generell auf Prognosen verzichte. Er rechne zum aktuellen Zeitpunkt per Ende August mit einer Fortsetzung der Geschäftsentwicklung analog des ersten Semesters.

Die Kennzahlen der Acrevis für das erste Semester 2016 fallen insgesamt durchschnittlich aus. Während das Zinsgeschäft sich im Einklang mit dem Gros der Regionalbanken entwickelte, verzeichnete das zinsindifferente Geschäft deutliche Rückgänge. Bei Acrevis hat dieses einen im Vergleich zu anderen Banken hohen Anteil an den Gesamteinnahmen von 40%. Dies macht die Ostschweizer Regionalbank anfällig für negative Einflüsse aus der Börsenentwicklung und abhängig von der Stimmung an den Finanzmärkten. Allerdings erlaubt die starke Stellung des Anlagegeschäfts auch eine leichtere Refinanzierung des Bankhauses. So muss die Refinanzierung der Ausleihungen durch Kundengelder im Zusammenhang mit den verwalteten Vermögen gesehen werden. Auch wenn die Acrevis hierauf nicht zugreifen kann, attestiert deren Zufluss dem Bankhaus eine hohe Akzeptanz bei den Kunden. Insgesamt kann sowohl die Erfolgsrechnung als auch die Bilanz der Acrevis als gut bezeichnet werden. Das Bankhaus verfügt über genügend Reserven und konnte dank der Kapitalerhöhung die Eigenmittelbasis stärken.

Kritisch betrachtet werden sollte der Umgang der Acrevis mit dem Bestand an eigenen Aktien, die aus der Kapitalerhöhung stammen. Weigelt erklärte, dass diese auch für Akquisitionen eingesetzt werden könnten. Hierbei sollte das Ostschweizer Finanzhaus umsichtig agieren. Wie sich im Fall der Valiant Bank vor einigen Jahren zeigte, stellen sich im Zusammenhang mit Aktien als Akquisitionswährung gerade im ausserbörslichen Bereich kritische Fragen zur Bewertung.

Die Aktien der Acrevis werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’240 CHF weisen die Aktien unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung eine nicht nur im Bankenvergleich attraktive Rendite von 2.6% auf. Gleichzeitig weisen sie aber ein im Vergleich zu anderen Regionalbanken, die zumeist mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert gehandelt werden, unübliches Agio von rund 15% auf den Buchwert per 30. Juni 2016 unter Einbezug der Kapitalerhöhung auf. Allerdings dürfte der Substanzwert der Titel deutlich höher liegen, was durch die Aussage Weigelts, wonach Rückstellungen nur dann aufgelöst werden, wenn dies unabdingbar ist, zumindest indirekt bestätigt wird. Als nicht günstig angesehen werden kann das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs. Unter der Annahme eines Geschäftserfolgs für 2016 in Höhe von 23.7 Mio. CHF (entsprechend einer Verdoppelung des Werts des ersten Semesters 2016) lässt sich ein Verhältnis des Geschäftserfolgs zum Kurs von gut 19 ermitteln. Die Aktien eignen sich wegen der attraktiven Verzinsung vor allem als Ersatz für Obligationen zur Anlage. Kurzfristige Kursrücksetzer können indessen nicht ausgeschlossen werden. Diese können angesichts des hohen Substanzwerts zum Einstieg genutzt werden.

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