Reishauer Beteiligungen: Umsätze sinken in 2016 wegen Preisdruck in der Schweiz, Höhere Ausschüttung trotz Gewinnrückgang – Stabile Entwicklung in 2017

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Das Luftbild des Firmengebäudes der deutschen Tochterfirma Felsomat zeigt die immensen Dimensionen auf. Quelle: zvg

Die Reishauer Beteiligungen AG sah sich eigenen Angaben zufolge im 2016 mit einem herausfordernden globalen Umfeld konfrontiert. Besonders das erste Halbjahr war durch eine zurückhaltende Investitionsnachfrage geprägt, schreibt die Gesellschaft in einem Mediencommuniqué zum Jahresabschluss. Gegen Jahresende haben der Welthandel und die Industrieproduktion angezogen, was die Gesellschaft optimistisch ins Jahr 2017 blicken lässt. Weiterhin auf Wachstumskurs war trotz der allgemein schwierigen Konjunktur die für Reishauer wichtige Automobilindustrie. So stieg die weltweite Anzahl an produzierten Autos um 4.5% auf 95 Millionen Einheiten an. Mit 72.1 Millionen Autos entfiel der Grossteil auf Personenwagen. Weiterhin als weltweit wichtigster Markt hat sich Asien etabliert: Mit 52.8 Millionen Autos respektive 55.6% der Weltproduktion steht der asiatische Raum an erster Stelle. Markant hierzu beigetragen hat China mit einem neuen Rekord von 28.1 Millionen Fahrzeugen, was einem Plus von 14.5% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Zur Reishauer Beteiligungen AG gehören die zwei 100%igen Tochterunternehmen Reishauer AG und die deutsche Felsomat AG. Während die Reishauer AG Verzahnungsschleifmaschinen sowie Werkzeuge und Schleifmittel für diese Maschinen entwickelt und herstellt, ist die Felsomat AG auf die Komplettfertigung von Zahnrädern sowie Getriebekomponenten in der Fahrzeugindustrie spezialisiert.

Positive Entwicklung bei Felsomat – Reishauer schwächer

In der Schweiz musste Reishauer im 2016 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang von 11% verbuchen. Dieses wertmässige Minus geht Darstellungen des aktuellen Geschäftsberichts zufolge auf seit 2015 gewährte Preisnachlässe bei Wälzschleifmaschinen und die Verschiebung von Aufträgen im Schlussquartal zurück, was wiederum zu einem höheren Bestand an Aufträgen in Arbeit führte.

Hingegen konnte die Felsomat AG ein Umsatzplus von 5% verbuchen. Im Ergebnis resultierte ein Minus des Gruppenumsatzes um 3.6% auf 312.3 Mio. CHF. Auf der Kostenseite gelang es, die Materialausgaben um 7.8% auf 140.7 Mio. CHF zu senken. Gleichzeitig zogen allerdings die Personalkosten um 3.7% auf 107.8 Mio. CHF an. Ebenfalls leicht höher fielen die übrigen Betriebsaufwendungen mit 36.5 Mio. CHF nach 36.4 Mio. CHF im Vorjahr aus. Im Ergebnis resultierte ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 12% auf 42.7 Mio. CHF. Deutlich niedriger als im Vorjahr fielen die Sachabschreibungen und Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen mit 9.6 Mio. CHF nach 15 Mio. CHF im Vorjahr aus. So ging das EBIT nur um 0.4 Mio. CHF respektive um 1.4% auf 33.1 Mio. CHF zurück. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich das um 0.3 Mio. CHF auf 7.5 Mio. CHF verbesserte Nettofinanzergebnis aus. Hingegen belastete der von 7.6 Mio. CHF im 2015 auf 9.6 Mio. CHF angestiegene Steueraufwand. Dies führte unter dem Strich zu einem Minus des Reingewinns von 2 Mio. CHF, entsprechend minus 6%, auf 31.2 Mio. CHF. Die Aktionäre haben anlässlich der Generalversammlung trotz des niedrigeren Gewinns einer um 40 CHF auf 930 CHF pro Aktie erhöhten Dividende zugestimmt.

Stabile Aussichten für 2017

Für das laufende Jahr wird eine Abschwächung des Wachstums in der Automobilbranche auf nur noch 1.5% erwartet. Weiterhin auf dem Wachstumspfad befindet sich der chinesische Markt. Insgesamt bezeichnet die Gesellschaft das Konjunkturumfeld als volatil und schwer prognostizierbar. Weiterhin zu hoch bewertet sei der Schweizer Franken vor allem gegenüber dem Euro, was die Wettbewerbsfähigkeit der Reishauer AG gegenüber den meist im Euroraum produzierenden Konkurrenten schwächt. Dennoch wird für das laufende Jahr beim Umsatz und bei den Bestellungen ein Wert in Vorjahreshöhe erwartet. Bei der Felsomat sollen sich die im 2016 eingeführten neuen Produkte in einem höheren Bestelleingang und mehr Umsätzen niederschlagen.

Die Geschäftszahlen der Reishauer Gruppe für 2016 fallen ordentlich aus. Eine genaue Bewertung der Kennzahlen der einzelnen Gesellschaften ist mangels einer entsprechenden detaillierten Berichterstattung nicht möglich. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass die ausgewiesenen Kennzahlen insbesondere auf der Stufe Reingewinn und Betriebsgewinn die tatsächlich erwirtschafteten Werte nicht vollständig wiedergeben. Wie hoch die effektiv erzielten Margen sind, bleibt dem aussenstehenden Aktionär unbekannt.

Als grundsolide angesehen werden kann die Gruppenbilanz mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 64.3% der Bilanzsumme. Der effektive Wert der Eigenmittel dürfte indessen noch deutlich höher liegen. Die Gesellschaft verfügt über langfristige Rückstellungen in Höhe von 61.5 Mio. CHF respektive knapp 14% der Bilanzsumme. Diese dürften mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit vollumfänglich Eigenmittelcharakter aufweisen. Ebenfalls zumindest teilweise Eigenmittelcharakter aufweisen dürften auch die kurzfristigen Rückstellungen von 45.4 Mio. CHF. Selbst wenn ein sehr hoher Anteil von 50% für Garantieleistungen und sonstige Kosten im Zusammenhang mit dem operativen Geschäft als „echte“ Rückstellungen und damit Fremdkapital angenommen wird, lässt sich ein Eigenfinanzierungsgrad von gut 83% der Bilanzsumme ermitteln.

Bei der Beurteilung der Kennzahlen nicht übersehen werden darf die Firmenstruktur mit der Reishauer Beteiligungen AG als Dachgesellschaft. Deren Erträge bestehen lediglich aus Dividenden der Reishauer AG. Diese beinhalteten im Berichtsjahr eine Sonderdividende von 29.6 Mio. CHF im Zusammenhang mit dem Erwerb von 500 eigenen Aktien zum Preis von 60’000 CHF pro Titel. In der Bilanz wurde eine entsprechende Reserve für eigene Aktien in gleicher Höher gebildet. Diese konnte indessen nur dank der Sonderdividende gebildet werden. Insgesamt sind die nur schätzbaren Vermögenswerte der Reishauer Gruppe nicht in der Reishauer Beteiligungen AG, sondern in den Tochtergesellschaften Reishauer AG und Felsomat enthalten bzw. versteckt. Die wahren Unternehmenswerte können von Aussenstehenden, die keinen detaillierten Einblick in die Geschäftsunterlagen haben, nicht bestimmt werden. Auch die Werte der konsolidierten Rechnung sind nur bedingt aussagekräftig, da diese nach dem wenig transparenten OR-Regelungen publiziert werden. So besteht nicht unerheblicher Spielraum bei der Gestaltung der Zahlen. Es kann allerdings als sicher angesehen werden, dass die effektiven Werte besser ausfallen als die publizierten Zahlen.

Die Aktien der Reishauer sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. Gehandelt werden sowohl die Namenaktien als auch die Inhaberaktien, die beide identische Nennwerte von 250 CHF und die gleichen Stückzahlen von 5’000 Titeln aufweisen. Beide Titelkategorien sind vermögensrechtlich gleichgestellt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses der Inhaberaktien von 70’400 CHF weisen die Titel eine wenig attraktive Dividendenrendite von 1.3% auf. Auch das um die eigenen Titel bereinigte KGV von 21.4 für 2016 signalisiert keine Unterbewertung der Papiere. Selbst wenn hierbei berücksichtigt wird, dass der wirtschaftliche Gewinn den ausgewiesenen Wert übersteigt, erscheinen die Papiere nicht günstig. Untermauert wird dies auch durch das Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA (EV/EBITDA) von 10.7, das keinesfalls günstig ist. Dieser Wert kann trotz der Unsicherheit bei der Ermittlung der tatsächlichen Kennzahlen als zumindest annäherungsweise der effektiven Situation entsprechend angesehen werden.

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