Brauerei Falken: Umsätze legen 2016/17 leicht zu – Dosenkompetenzzentrum weiterhin sehr gut ausgelastet

Konstante Dividende von weiterhin 50 CHF beschlossen.

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Dosenabfüllung Falekn
Die Abfüllung von Dosenbier verläuft für die Brauerei Falken sehr erfolgreich. Bild: Falken.ch

Die Brauerei Falken AG konnte im per 30. September 2017 beendeten Geschäftsjahr 2016/17 erneut von einer hohen Nachfrage nach Dosenbier profitieren. Das Unternehmen füllt nicht nur die eigenen Biere in Dosen ab, sondern ist auch als Abfüller für weitere Brauereien tätig. Aktuell hat Falken 19 Partner. Weiterhin ungebrochen sei die Nachfrage weiterer Brauereien und Handelsketten. Sorgen bereitet der Gesellschaft nach Worten des VR-Präsidenten Philipp Mörsen an der GV die fehlende Loyalität der Schaffhauser Bevölkerung gegenüber den inländischen Produkten. Darunter leide auch Falken. Für die Gesellschaft sei es keine Option, Dienstleistungen oder Produkte zu teilweise wesentlich günstigeren Konditionen im nahen Ausland zu beschaffen. Als Beispiel angesehen werden können die Investitionen in das neue Gär- und Tanklager, die im Berichtsjahr nach drei Jahren abgeschlossen wurden. Dank der guten Zusammenarbeit mit den ausführenden Betrieben konnte der Neubau im Juni 2017 komplett in Betrieb genommen werden. Angaben zum Investitionsvolumen wurden nicht gemacht.

Transparenzverbesserung war nur Strohfeuer

Bereits wieder der Vergangenheit angehört die von uns im letzten Jahr festgestellte höhere Transparenz der Brauerei Falken gegenüber Interessenten und Aktionären. So kann der Geschäftsbericht nicht mehr im Internet konsultiert werden und wird den Anteilseignern nur auf Anforderung zugesandt. Auch der Geschäftsbericht ist nicht – wie von uns erhofft – transparenter geworden. Nach wie vor publiziert das Unternehmen keine Cashflow-Rechnung und macht lediglich rudimentäre Angaben zu den einzelnen Sparten.

Getränkemärkte erreichen Erwartungen nicht

Die Infos auf der GV waren dünn gesät.
VR-Präsident Philipp Mörsen leitete die GV in Schaffhausen gewohnt speditiv. Quelle: Holger Geissler, schweizeraktien.net

Das Geschäftsergebnis 2016/17 ist gemäss Darstellung der Gesellschaft erneut „nur“ zufriedenstellend ausgefallen. Vor allem der weitere Rückgang der Gastronomieumsätze beim Bier belastet. Gleichzeitig legt der Heimkonsum weiterhin stark zu. In diesem Bereich werden auch zahlreiche Billigbiere aus dem Ausland konsumiert, so dass hier die Wachstumschancen für Falken nicht gegeben sind. Stattdessen setzt Falken auf den landesweiten Vertrieb der Spezialitätenbiere und hat die Distribution entsprechend angepasst. Bei den Getränkemärkten wurden die Erwartungen besonders bei den alkoholfreien Getränken nicht erreicht. Falken steht hier in direkter Konkurrenz zu den grossen Detailhandelsketten, die mit „teilweise betriebswirtschaftlich nicht zu erklärenden Aktionen auftrumpfen“, erklärte Geschäftsführer Markus Höfler an der GV. Zulegen konnten die beiden Getränkemärkte hingegen bei den Spirituosen. Dies nicht zuletzt dank der Eigenprodukte. Ebenfalls hinter dem Vorjahr zurückgeblieben seien die Erfolge im Getränkehandel. Der Grund liege in der Abwanderung von Gastronomiekunden hin zu grossen Gebinden bei den Discountern.

Umsätze legen leicht zu

Die Gesamteinnahmen legten im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1% auf 21.8 Mio. CHF zu. Der Löwenanteil stammte wie im Vorjahr aus den Lieferungen und Leistungen, die netto um 2.1% auf 18.6 Mio. CHF zulegten. Wichtigste Einnahmequelle sind hierbei die Handelserträge, die allerdings um 0.2 Mio. CHF auf 9.4 Mio. CHF fielen. Deutlich höher waren indessen die Dienstleistungserträge, welche die Einnahmen aus der Lohnabfüllung des Dosenkompetenzzentrums beinhalten dürften. Diese stiegen um 0.6 Mio. CHF auf 4 Mio. CHF deutlich an. Die Produktionserträge verharrten auf dem Vorjahresniveau von 6.9 Mio. CHF. Leicht tiefer fielen die vorwiegend aus Immobilieneinnahmen bestehenden übrigen Betriebserträge mit 2.2 Mio. CHF nach 2.3 Mio. CHF im Vorjahr aus. Die Finanzerträge legten um 0.1 Mio. CHF auf 0.8 Mio. CHF zu.

Betriebsgewinn rückläufig

Auf der Ausgabenseite fällt der starke Anstieg der Aufwendungen für Material und Vorleistungen Dritter um 0.6 Mio. CHF auf 9.9 Mio. CHF auf. Hingegen sank der Personalaufwand um 0.1 Mio. CHF auf 4.9 Mio. CHF. Auch der übrige Betriebsaufwand legte deutlich von 1.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 3.7 Mio. CHF zu. Inwieweit hierin Investitionskosten verbucht sind, ist nicht bekannt. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 54.3% auf 2.4 Mio. CHF. Trotz der gegenüber dem Vorjahr deutlich tieferen Sachabschreibungen von 2.7 Mio. CHF nach 5.4 Mio. CHF resultierte ein gegenüber dem Vorjahr um 0.1 Mio. CHF auf 0.3 Mio. CHF erhöhter Betriebsverlust. Dank der Finanzerträge konnte unter dem Strich dennoch wiederum ein Reingewinn in Vorjahreshöhe von 0.3 Mio. CHF ausgewiesen werden. Die Aktionäre erhalten wie in den letzten Jahren eine konstante Dividende von 50 CHF pro Aktie.

Die Geschäftszahlen von Falken für das Geschäftsjahr 2016/17 vermögen wie im Vorjahr nicht vollumfänglich zu überzeugen. Es bleibt allerdings trotz der etwas höheren Transparenz der Geschäftszahlen im Vergleich zu den früheren Jahren sehr schwierig, die effektiv erwirtschafteten Margen zu ermitteln. Ein deutliches Indiz liefert die Position übrige Betriebsaufwendungen, die zumindest teilweise die vom Unternehmen durchgeführten Investitionen beinhalten dürfte. Wie hoch deren Anteil ist, kann nicht seriös bestimmt werden. Es kann indessen davon ausgegangen werden, dass die Gesellschaft sämtliche zulässigen Möglichkeiten der Abschreibung der Sachanlagen vollumfänglich ausschöpft. Auch hat die Gesellschaft an der GV bestätigt, dass im Berichtsjahr sämtliche Investitionen vollumfänglich abgeschrieben wurden. Ein Blick auf den im letzten Jahr erstmals publizierten Sachanlagenspiegel verdeutlicht dies. So sind sämtliche Sachanlagen und auch der Fuhrpark mit insgesamt nur 6 CHF bilanziert. Das ausgewiesene Sachanlagenvermögen von 7.2 Mio. CHF setzt sich lediglich aus den Liegenschaften zusammen. Bei den Maschinen, Apparaten und Einrichtungen verzeichnete Falken einen Zugang von 1.8 Mio. CHF. Dieser Wert wurde im Berichtsjahr komplett abgeschrieben. Zudem wurden Wertberichtigungen auf den Finanzanlagen in Höhe von 0.9 Mio. CHF verbucht. Analog des Vorjahres wurden wiederum Rückstellungen für Investitionsvorhaben aufgelöst. Für das Berichtsjahr lag die Höhe der Auflösungen bei 1 Mio. CHF.

Die Bilanzkennzahlen können als grundsolide bezeichnet werden. Zwar fällt die ausgewiesene Eigenmittelquote von 5.5 Mio. CHF respektive gut 34% der Bilanzsumme nur durchschnittlich aus. Allerdings verfügt die Gesellschaft über Rückstellungen im Umfang von 7.1 Mio. CHF. Hierin enthalten sind die Positionen Personal und Steuern mit 0.7 Mio. CHF, die echten Rückstellungscharakter aufweisen dürften. Ebenfalls teilweise echte Rückstellungen dürften die Gebinde von 1.25 Mio. CHF aufweisen. Hingegen können die Rückstellungen für Ersatzbeschaffung in Höhe von 5.1 Mio. CHF als Eigenkapital angesehen werden. Somit lässt sich eine effektive Eigenmittelquote von 66% ermitteln. Auch dieser Wert dürfte den Substanzwert der Gesellschaft nur ansatzweise widerspiegeln. Neben den Reserven in den Sachanlagen dürften auch in den Immobilien erhebliche stille Reserven liegen.

Der aktuelle Aktienkurs der auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Stammaktien von 13’500 CHF ist ein Spiegelbild des hohen Substanzwerts der Titel. Analog präsentiert sich die Lage bei den ebenfalls auf OTC-X gehandelten Prioritätsaktien, deren letztbezahlter Kurs bei 14’500 CHF lag. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es den freien Aktionären kaum je möglich sein dürfte, den hohen Substanzwert der Titel zu realisieren. Mögliche Gewinne aus der Verwertung des Immobilienvermögens dürften in den Ausbau des Biergeschäfts fliessen. Somit eignen sich die Papiere nur für diejenigen Anleger, die einen engen Bezug zur Region und zur Brauerei Falken besitzen. Diese können von der bescheidenen Dividende von 50 CHF pro Aktie, die seit Jahren konstant gehalten wird und sich auch zukünftig kaum verändern dürfte, profitieren. Zudem wird ihnen das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion, gepaart mit einem geselligen Abend, geboten. Wer über ein entsprechendes Finanzpolster verfügt und nicht auf die Erzielung einer ansehnlichen Rendite angewiesen ist, dürfte ein geringes Verlustrisiko mit dem Besitz der Falken-Aktien haben.

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