Gondrand: Aktionäre beklagen Intransparenz und hohe Verluste

Titel weisen keine Anlagequalität auf

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Der Transport- und Logistikdienstleister Gondrand schreibt 2017 hohe Verluste. Der Verkauf des operativen Geschäfts soll die Rettung bringen. Bild: zVg.

Die Gondrand Holding AG schrieb auch im Jahr 2017 hohe Verluste von 10.6 Mio. CHF. Genauere Informationen über die Gründe des hohen Verlustes und den Spartenergebnissen blieb das Unternehmen den Aktionären im aktuellen Geschäftsbericht, der schweizeraktien.net vorliegt, schuldig. Aber auch an der GV, die am 6. Juli in Basel stattfand, waren keine weiteren Informationen über die Verlustbringer erhältlich. Auch wollte das Unternehmen keine Angaben zur Ertragsmarge machen. Damit setzt die Gesellschaft die schlechte Tradition der Intransparenz, auf die wir in einem Beitrag vor längerer Zeit hingewiesen haben, leider fort. Der seinerzeit erfolgte Wechsel des Chefsessels, gepaart mit einer Reorganisation der Gesellschaft, nutzte – wie die nun vorliegenden tiefroten Zahlen belegen – nichts. Im letzten Jahr übernahm der VR-Präsident Julien Houart das Amt des CEO.

Verkauf des operativen Geschäfts soll Rettung bringen

Gemäss den Darstellungen des Geschäftsberichts hat der VR von Gondrand im letzten Jahr nach einer intensiven Überprüfung der Geschäftsaussichten den Entscheid gefällt, das operative Geschäft zu verkaufen. Wie der VRP an der GV erklärte, wären hohe Investitionen notwendig gewesen, um möglicherweise in die Gewinnzone zurückzukehren. Das Risiko, dass das nicht gelinge, sei jedoch angesichts des schwierigen Marktumfelds als sehr hoch eingestuft worden, erklärte Houart. Daher habe sich der VR entschieden, die defizitären Geschäftseinheiten zu verkaufen. Als Käufer in Frage kam mutmasslich lediglich ein Unternehmen. Hierbei handelt es sich um die dänische Nordic Transport Group (NTG). Für die NTG stellte die Übernahme gemäss einem Pressecommuniqué in englischer Sprache die grösste Transaktion für das Unternehmen dar, mit der die Top Line um mehr als 50% erhöht wurde. Nach Nettoumsätzen von 2.8 Mrd. Dänische Kronen (ca. 376 Mio. EUR) im 2017 will NTG dank der Akquisition im laufenden Jahr Einkünfte von 4.8 – 5.1 Mrd. DKK (ca. 660 – 700 Mio. EUR) erzielen. Preisangaben für die Übernahme sind keine erhältlich. Houart erklärte an der GV, dass der Preis noch von diversen Faktoren abhängig sei. Auch sei die Transaktion durch das Verhalten eines Aktionärs von Gondrand verzögert worden, was den Preis nachteilig beeinflusst habe.

Harsche Aktionärskritik

Die Stimmung an der GV war extrem gereizt und durch zahlreiche gegenseitige Vorwürfe des Aktionariats an das Management und umgekehrt geprägt. Mehrere Anteilseigner wiesen darauf hin, bereits vor Jahren die Aufgabe des Geschäfts gefordert zu haben, um den Schaden für die Aktionäre zu begrenzen. Houart und die an der GV anwesenden Anwälte des Unternehmens verwiesen darauf, dass derartige Vorwürfe nicht an der GV zu diskutieren seien. Allerdings wurde auch auf Fragen der Aktionäre zu den Geschäftszahlen nur mit dem Hinweis auf die Darstellungen des Geschäftsberichts geantwortet. Keinerlei Informationen erhielten die Investoren auch über die budgetierten Zahlen des laufenden Jahres. Wegen der nach Aktionärsansicht ungenügenden Beantwortung der Fragen wurde ein Antrag auf Sonderprüfung gestellt. Im Rahmen der Sonderprüfung sollten die gewünschten Auskünfte über die Geschäftszahlen erteilt werden. Dieser Antrag blieb jedoch chancenlos und wurde abgelehnt. Die Gesellschaft verharrte auf ihrem Standpunkt, alle notwendigen Informationen gegeben zu haben. Über den Geschäftsgang des laufenden Jahres werde in einem Jahr gemäss den Vorschriften informiert.

Tiefrote Zahlen trotz Devestitionen

Im Berichtsjahr verzeichnete Gondrand einen weiteren leichten Rückgang der Umsätze um 1.5% auf 259.4 Mio. CHF. Wegen der von Gondrand bezahlten massiv höheren Ausgaben für Zölle und Steuern fiel der Bruttogewinn aus dem Transportgeschäft um 10.3 Mio. CHF auf 53.6 Mio. CHF. Die vom Management erwähnten Einsparungen auf der Kostenseite werden bei den Personalausgaben, die um 6.6 Mio. CHF auf 38.5 Mio. CHF sanken, deutlich. Gleichzeitig stiegen indessen die übrigen betrieblichen Aufwendungen wegen der Ausgaben für Unterhalt und Sonstiges um 3.4 Mio. CHF auf 21 Mio. CHF an. So rutschte Gondrand bereits auf Stufe Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) in die Verlustzone. Nach einem positiven EBITDA von 2 Mio. CHF im Vorjahr musste im Berichtsjahr ein negatives EBITDA von 5.9 Mio. CHF ausgewiesen werden. Nach den um 2.1 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein Betriebsverlust von 10.6 Mio. CHF nach einem Minus von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich Finanzeinkünfte von 3.8 Mio. CHF nach 3.5 Mio. CHF im Vorjahr aus. Diese resultieren aus Wechselkursgewinnen und nicht näher dargestellten Finanzeinkünften. Aus dem Verkauf von nicht mehr benötigten Sachanlagen wurde ein ausserordentlicher Ertrag von 6.3 Mio. CHF nach 9 Mio. CHF im Vorjahr erzielt. Hierbei handelte es sich um Liegenschaftsverkäufe. Diese führten gleichzeitig zu einem massiv höheren Steueraufwand von 7.9 Mio. CHF nach 2.3 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich resultierte so ein Verlust von 10.6 Mio. CHF nach einem Gewinn von 4.1 Mio. CHF im Vorjahr.

Fazit

Die Geschäftszahlen von Gondrand fallen sehr schwach aus. Wenig ansprechend sind auch die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 38.4%. Zwar verfügt Gondrand über Rückstellungen im Umfang von 23% der Bilanzsumme. Doch diese dürften im Gegensatz zum Gros der Unternehmen allenfalls marginal als Eigenmittel zu bewerten sein. Der Grossteil der Rückstellungen umfasst Pensionsverpflichtungen aus den Filialen in Deutschland, die gemäss Angaben des Geschäftsberichts von einem externen Schätzer ermittelt wurden.

Kursverlauf der ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Gondrand-Aktie. Quelle: moneynet.ch

Die Aktien von Gondrand werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass die Gesellschaft drei Aktienkategorien besitzt. Offiziell handelbar sind derzeit lediglich die insgesamt 41’400 Vorzugs-Namenaktien mit einem Nennwert von 100 CHF. Weiterhin besitzt die Gesellschaft 10’000 Namen-Stammaktien à 4 CHF und 200 Namen-Stammaktien à 100 CHF. Die handelbaren Titel wurden letztmalig zu Kursen von 700 CHF umgesetzt. Eine Bewertung auf der Basis des KGV scheidet wegen des Verlustausweises ebenso aus wie die Beurteilung der Ausschüttungsrendite. Selbst der Buchwert, der um rund einen Drittel höher liegt als der letztbezahlte Kurs, darf nicht als Messlatte herangezogen werden. Der Verkauf des operativen Geschäfts per 31. März 2018 dürfte erhebliche Auswirkungen auf den Buchwert haben. Mangels Informationen über den Verkaufspreis und den allenfalls noch bei Gondrand verbliebenen Assets ist eine seriöse Bewertung der Papiere aktuell nicht möglich. Auch wenn zu vermuten ist, dass Gondrand noch einige möglicherweise mit einem hohen Substanzwert ausgestatteten Immobilien besitzt, weisen die Titel aktuell keinerlei Anlagequalität auf.

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