Weisse Arena: Wegfall von Wohnungsverkäufen drückt auf den Gewinn

Dividende steigt trotz Gewinnminus und geplanten Grossinvestitionen

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Die Weisse Arena Gruppe AG konnte im Geschäftsjahr 2017/18 von den „traumhaften Bedingungen“ des vergangenen Winters profitieren, wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt. So konnte der Betrieb am 4. November 2017 mit viel Schnee aufgenommen werden. Reibungslos klappte denn auch der Wechsel vom Wochenend- zum Tagesbetrieb im Dezember. Bis zum Saisonende konnten die Anlagen jeden Tag betrieben werden. Dies führte dazu, dass die Ersteintritte ins Skigebiet deutlich zulegten und mit 845’400 Eintritten den Vorjahreswert um 8,2% übertrafen. Auch der Durchschnittswert der letzten fünf Jahre wurde um 5,9% übertroffen. Trotz der guten Zahlen wurde die Zahlen des Rekordwinters 2002/03 dennoch um 160’000 Eintritte verfehlt. Klar verfehlt wurde auch der Vorjahreswert beim Reingewinn, der wegen des Wegfalls von Wohnungsverkäufen und zwei nicht mehr selbst von der Weissen Arena Gruppe betriebenen Restaurants um 54,1% auf 2.1 Mio. CHF einbrach.

Ideale Witterungsbedingungen lassen Bahnerträge anschwellen

Die hervorragenden Schneebedingungen im abgelaufenen Winter führten zu einem Anstieg der Einnahmen aus dem Bereich Bergbahnen um 7,3% auf 36.7 Mio. CHF. Diese bestehen aus den nicht näher umschriebenen Haupterträgen von 34.1 Mio. CHF nach 31.8 Mio. CHF im Vorjahr und den Nebenerträgen. Gleichzeitig stiegen infolge der aufwendigeren Pistenpräparierung und einer Verlängerung der Bahnbetriebsdauer die Aufwendungen an. Allerdings fiel das Plus der Personalausgaben um 3,9% auf 9.7 Mio. CHF ebenso wie die um 5,9% auf 12.9 Mio. CHF angestiegenen Betriebskosten tiefer aus als der Umsatzanstieg. Wegen der tieferen gruppenintern verrechneten Leistungen stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen dennoch nur analog der Umsätze um 7.3% auf 15.5 Mio. CHF. Hohe zusätzliche Abschreibungen liessen das EBIT sogar um 64,5% auf 398’000 CHF einbrechen.

Gastronomiesparte auf Wachstumskurs

An zweiter Stelle der Gruppenumsätze steht die Weisse Arena Gastro AG, die im Berichtsjahr ein Umsatzplus von 8.6% respektive plus 2.6 Mio. CHF auf 32.9 Mio. CHF erzielte. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die beiden Bergrestaurants Tegia Larnags und Tegia Curnius an die neu gegründete Larnags AG verpachtet wurden, was zu einem Umsatzminus von 2.7 Mio. CHF führte. Vom operativen Umsatz stammen 60% aus der Talgastronomie, die dank des Rekordergebnisses am Caumasee und dem weiteren Plus im Restauant Nooba und der Legna Bar erneut zulegen konnte. Weiterhin erfolgreich entwickelte sich auch das Logementgeschäft mit einem Plus der Logiernächte um 1,8%. Am besten habe sich das Peaks Palace entwickelt, das von der Gruppe vermarktet wird. Auf der Kostenseite erhöhten sich die Materialausgaben unterproportional um 3,6% auf 7.7 Mio. CHF. Allerdings stiegen die Personalaufwendungen mit plus 11.1% deutlich stärker an, während die Betriebsaufwendungen um 5.2% auf 9.3 Mio. CHF kletterten. So resultierte ein deutlich überproportionaler Anstieg des EBITDA um 25,5% auf 3.7 Mio. CHF.

Wegfall von Wohnungsverkäufen lässt Gewinn fallen

Belastend auf das Gruppenergebnis wirkte sich der Wegfall von Umsätzen aus Wohnungsverkäufen, die in der Tochtergesellschaft Rocksresort verbucht werden, aus. Diese musste denn auch ein Minus des Umsatzes und des EBITDA von 5 Mio. CHF auf noch 1.2 Mio. CHF verbuchen. Trotz dieses Rückgangs konnte der Konzernumsatz um 1.2% auf 86.4 Mio. CHF erhöht werden. Auf der Kostenseite spiegelt sich der hohe Fixkostenanteil im Bahnbetrieb in den Betriebsausgaben wider, die trotz der deutlich höheren Anzahl an Wintersportlern nur um 1,5% auf 20.5 Mio. CHF anstiegen. Allerdings stiegen die Personalkosten um hohe 6,1% auf 33.4 Mio. CHF an. Auch die Materialaufwendungen stiegen um 3,4% auf 9.7 Mio. CHF an. So resultierte ein Rückgang des EBITDA um 1.5 Mio. CHF auf 22.8 Mio. CHF. Nach den um 1 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein Minus des EBIT um 36,5% auf 4.3 Mio. CHF. Trotz der um 400’000 CHF angestiegenen Sachabschreibungen resultierte ein positives EBIT von 300’000 CHF nach einer roten Null im Vorjahr. Nach den um 382’000 CHF auf 747’000 CHF angestiegenen Steueraufwendungen erreichte der Reingewinn mit 2.1 Mio. CHF nicht einmal die Hälfte des Vorjahreswerts. Dennoch wird die Dividende von 2 CHF pro Aktie auf 4 CHF erhöht.

Cassonsbahn als Leuchtturmprojekt

Das mit viel Elan und sogar auch vom Schweizer Fernsehen portraitierte Projekt der neuen Pendelbahn Cassons, über das wir im letzten Jahr berichteten, wurde mittlerweile reduziert. Nun sollen noch maximal 80 Mio. CHF in die Erneuerung von vier aktuellen Bahnen durch zwei neue investiert werden. Reto Gurtner lässt sich im Geschäftsbericht mit den Worten zitieren, dass das Projekt im Vergleich zur ersten Variante stark reduziert wurde. Gleichzeitig betont der Geschäftsführer und VR-Präsident in Personalunion auch, dass die Gesellschaft die Finanzierung nicht alleine stemmen kann. So sei zunächst die Zustimmung des Flimser Stimmvolkes zum Projekt und zu einem „substanziellen finanziellen Engagement“ notwendig. Trotz aller Wirren soll das Projekt allerdings zu einem Leuchtturm des Schweizerischen Tourismus für die kommende Generation werden. Gurtner versteht darunter ein Projekt, das Logiernächte und Erträge generiert. Als Beispiel eines solchen Projekts bringt er die Pilatusbahn ins Spiel, die 1889 den Betrieb aufnahm.

Fazit

Die Geschäftszahlen der Weissen Arena fallen zumindest operativ erneut besser als im Vorjahr aus. Der Wegfall der Einnahmen aus den Wohnungsverkäufen liess indessen den Gewinn deutlich fallen. Mit der anstehenden dritten Etappe des Rocksresorts sollte diese Einnahmequelle allerdings bereits im laufenden Geschäftsjahr wieder sprudeln. Erste Bremsspuren sind beim Projekt Cassons zu erkennen. Auch wenn mit dem Bau frühestens ab 2020 begonnen wird, ist das Projekt bereits deutlich redimensioniert worden und soll nun noch maximal 80 Mio. CHF kosten. Allerdings ist auch diese Summe keinesfalls selbst von der Gesellschaft finanzierbar, wie Gurtner auch einräumt. Ein Blick auf die Konzernbilanz, die einen Eigenmittelanteil von 36% ausweist, untermauert diese Aussage. So ist die Weisse Arena denn auch bestenfalls durchschnittlich finanziert. Angesichts der eher schwachen Bilanz und der anstehenden grossen Investitionen erstaunt die massive Dividendenerhöhung. Ob diese den Weg für eine unserer Ansicht wahrscheinliche zukünftige Kapitalerhöhung ebnen soll, ist derzeit nicht bekannt. In jedem Fall dürften sich die Aktionäre über die Geste der Unternehmung freuen, was sich zumindest nicht negativ auf den Kurs auswirken sollte.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 130 CHF werden die Titel in etwa auf dem Niveau des ausgewiesenen Buchwerts gehandelt. Es darf aber nicht übersehen werden, dass die Weisse Arena der Erfolgsrechnung sehr hohe Abschreibungen belastet, welche die betriebswirtschaftlich notwendigen Werte übersteigen. Somit erscheint es wenig zielführend, den Kurs auf der Basis des Reingewinns zu bewerten. In Betracht kommt in erster Linie das EBITDA und dieses insbesondere im Verhältnis zum Unternehmenswert (EV/EBITDA). Dieses Verhältnis liegt mit 8.5 für das abgelaufene Jahr auf einem nicht mehr günstigen Wert. Als sehr attraktiv angesehen werden kann die Ausschüttungsrendite von 3%, die allerdings angesichts der Investitionspläne keinesfalls als nachhaltig angesehen werden kann. Zusätzlich erhalten diejenigen Aktionäre, die mindestens 75 Titel besitzen, eine Vergünstigung von 10% auf die Bergbahntickets und auf das Mietmaterial.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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