Cresta Palace Celerina: Engadiner Luxushotel stoppt Abwärtstrend

Verstärkte Marketingaktivitäten tragen Früchte – Hotellerie mit Zuwächsen

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Hotel Cresta Palace Celerina im Winterkleid. Quelle: Cresta Palace Celerina AG, www.crestapalace.ch

In der Vergangenheit hatten wir an dieser Stelle wiederholt über die auf OTC-X im ausserbörslichen Segment gehandelte Cresta Palace Celerina AG berichtet, zuletzt im September letzten Jahres. Nach den beiden schwierigen Jahren 2015/2016 und 2016/2017 scheint der Abwärtstrend gestoppt: Die erfreulichen Ertragszuwächse im Jahr 2017/2018 lassen hoffen, dass die eingeleitete Neuausrichtung und Verjüngung des traditionsreichen Engadiner Hotels erfolgreich verlaufen. Dazu beigetragen hat nach Angaben der Gesellschaft auch, dass die verstärkten Aktivitäten im Bereich Marketing und Verkauf im Geschäftsjahr 2017/2018 Früchte getragen haben.

Erfolgreiches Service-Kompetenzzentrum „Staziun da Basa“

Der Gesamtumsatz stieg zum Geschäftsjahresende am 30. April 2018 um 7,4% auf mehr als 6.5 Mio. CHF. Auch wenn der erwirtschaftete Umsatz noch um knapp 4% unter dem budgetierten Umsatz (6.786 Mio. CHF) lag, so darf dieses Ergebnis in einem für die Engadiner Hotellerie anhaltend schwierigen Umfeld als erfreulich bezeichnet werden. Der Beherbergungsertrag als wichtigste Ertragsgrösse (57% vom Gesamtertrag) kletterte um knapp 6% auf rund 3.7 Mio. CHF. Den prozentual stärksten Zuwachs konnte, von noch tiefer Basis aus, das an dieser Stelle bereits im letzten Jahr skizzierte Service-Kompetenzzentrum „Staziun da Basa“ erzielen. Die Umsätze in der Staziun da Basa kletterten um mehr als 25% auf etwa 0.3 Mio. CHF. Insgesamt entfielen 4,8% der Umsätze auf die Staziun da Basa nach 4,1% im Vorjahr. Es darf aber angenommen werden, dass Erfolge aus der Staziun indirekt in den Zuwächsen bei den Zimmererträgen – und implizit damit auch in der Gastronomie (+8,9% auf 2.0 Mio. CHF) – verbucht werden konnten.

Konsequentes Kostenmanagement

Der direkte Aufwand legte bei den um 7,4% höheren Umsätzen nur unterproportional um 3,2% auf 4.0 Mio. CHF zu, so dass der Brutto-Betriebserfolg (GOI) um 0.3 Mio. CHF oder 15% auf rund 2.5 Mio. CHF kletterte. Dies entspricht gut 38% vom Gesamtertrag (Vj. 36%). Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2014/2015 hatte der GOI noch bei etwa 3.1 Mio. CHF (44%) gelegen, ehe diese in der Hotellerie beachtete Kenngrösse im Jahr 2015/2016 – dem ersten vollen Geschäftsjahr nach der Wechselkursfreigabe des Schweizer Frankens zum Euro im Januar 2015 – parallel zu einem scharfen Umsatzeinbruch um 17% auf nur noch 2.1 Mio. CHF (36% vom Gesamtertrag) förmlich abstürzte.

Im Geschäftsjahr 2017/2018 ist es der Verwaltung dank eines konsequenten Kostenmanagements auch gelungen, den sonstigen Betriebsaufwand (Verwaltung, IT, Marketing, Unterhalt, Energie, Entsorgung etc.) trotz der höheren Umsätze praktisch auf dem Niveau des Vorjahres zu halten (-1,3% auf 1.9 Mio. CHF). Der Brutto-Betriebsgewinn (GOP) konnte so um fast 150% auf 586’213 CHF gesteigert werden.

Das EBITDA drehte nach dem Verlust des Vorjahres (2016/2017: -58’900 CHF) im abgelaufenen Geschäftsjahr mit +0.3 Mio. CHF wieder in den positiven Bereich. Lediglich deutlich höhere Abschreibungen von rund 0.45 Mio. CHF im Vergleich zum Vorjahr (0.28 Mio. CHF) verhinderten in der Erfolgsrechnung ein positives Unternehmensergebnis. Das ausgewiesene Unternehmensergebnis lag bei -150’618 CHF nach -368’732 CHF im Vorjahr, ist bei einer vertieften Betrachtung aufgrund des hohen Einflusses der Abschreibungen auf den Ergebnisausweis aber nur bedingt aussagekräftig. Dafür spricht auch, dass die Gesellschaft trotz eines ausgewiesenen Vorsteuerverlustes von mehr als 140’000 CHF direkte Steuern in der Grössenordnung von rund 7’000 CHF aufweist. Das Unternehmensergebnis war – wie schon im Vorjahr – erneut von einem ausserordentlichen Ertrag in der Grössenordnung von etwas mehr als 0.3 Mio. CHF aus der Auflösung von Arbeitgeberbeitragsreserven beeinflusst.

„Kreative“ Bilanzierung erschwert Vergleichbarkeit

Aufgrund der historisch gewachsenen, konservativen und in den Details für aussenstehende Aktionäre auch nicht immer einfach nachvollziehbaren, weil teilweise auch „kreativen“ Bilanzierungspraxis sind auch verschiedene ausgewiesene Bilanzpositionen von nur eingeschränkter Aussagekraft. So wird im Abschluss 2017/2018 etwa neu eine Position „Reserven aus Agio“ bei den Gesetzlichen Kapitalreserven mit 754’000 CHF ausgewiesen, während diese Position im Vorjahr an gleicher Stelle nicht bzw. als Nullposition erfasst war. In „Fussnote 14“ zum Geschäftsbericht wird unter der Überschrift „Stetigkeit in der Darstellung“ in aller Kürze, aber ohne weitere Begründung, auf diesen eher ungewöhnlichen Sachverhalt und eine nicht erfolgte Anpassung der Vorjahresangaben hingewiesen. Aufgrund dieser offenbar „neu entdeckten“ gesetzlichen Kapitalreserven von 754’000 CHF erhöht sich das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital trotz des negativen Jahresergebnisses von 150’618 CHF paradoxerweise von rund 600’000 CHF auf knapp 1.2 Mio. CHF – mithin eine Verdopplung fast wie von Geisterhand! So oder so ist die ausgewiesene Eigenkapitalquote von nur etwa 6% oder 1.2 Mio. CHF in absoluten Zahlen aufgrund der Abschreibungspraxis der Vergangenheit und vermuteten hohen stillen Reserven im Betrieb ohne Aussagekraft. Die „echte Eigenkapitalquote“ dürfte bedeutend höher liegen, ist aber mit den vorliegenden Informationen schwer zu quantifizieren.

Starkes Sommergeschäft 2018 legt Basis für gutes 2018/2019

Wie die Cresta Palace Celerina AG im Ausblick zum Geschäftsbericht 2017/2018 mitteilt, ist das Sommergeschäft 2018 „sehr erfreulich“ verlaufen. Der Logementumsatz konnte im Vorjahresvergleich um hohe 17,8% gesteigert werden. Dazu beigetragen haben u.a. drei Golfclubs aus der Schweiz sowie die erste Mannschaft vom Grasshopper Club Zürich (GC), die vom 2. bis 7. Juli 2018 in Celerina und im Cresta Palace Hotel unter der Leitung von Trainer Thorsten Fink ihr diesjähriges Sommer-Trainingslager absolvierte.

Für die Zukunft verspricht sich das Hotel noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten aus einer intensivierten Zusammenarbeit mit weiteren Leistungsträgern in der Region sowie der Schaffung neuer, innovativer und „spannender“ Angebotswelten, gerade auch im Zusammenspiel mit der Staziun da Basa.

Neuer Verwaltungsrat

Anlässlich der zurückliegenden Generalversammlung vom 8. Oktober 2018 ist Annatina Pinösch nach 31 Jahren (!) altersbedingt aus dem Verwaltungsrat der Gesellschaft ausgeschieden, um „das Ruder in andere Hände zu übergeben“. Pinösch war seit 2013 Präsidentin des Verwaltungsrats. Zum Nachfolger von Annatina Pinösch wurde Hansjörg Trachsel gewählt. Trachsel war von 1986 bis 1994 Gemeindepräsident von Celerina und leitete von 2005 bis 2014 als Regierungsrat das Departement für Volkswirtschaft und Soziales im Kanton Graubünden. Von 2007 bis 2016 war Trachsel zudem Vorstandsmitglied bei Schweiz Tourismus, ist also mit der Branche im Allgemeinen und der Situation vor Ort bestens vertraut. Neben Annatina Pinösch hat auch Riet Pfister den Verwaltungsrat mit der Generalversammlung verlassen. Neu ins Gremium rückte Philipp Candreia: Rechtsanwalt Candreia ist Partner der Kanzlei Niederer Kraft Frey in Zürich (htr.ch vom 16. Juli 2018).

Fazit

Das Aktienkapital von 900’000 CHF ist eingeteilt in 9’000 Namenaktien zu 100 CHF nominal. Der letzte Umsatz der sehr illiquiden Aktie fand bereits vor einigen Monaten zu 1’300 CHF (Kurs vom 27.02.2018) statt, entsprechend einer Marktkapitalisierung von knapp 12 Mio. CHF. Die Aktien werden aktuell zu 1’151 CHF gesucht und zu 2’000 CHF angeboten (Kurse vom 24.10.2018).

Trotz der Lichtblicke des abgelaufenen Geschäftsjahres 2017/2018 und der zuversichtlich stimmenden Signale aus dem Sommer 2018 für das laufende Geschäftsjahr: Für nachhaltig höhere Aktienkurse und die Rückkehr zu Dividendenzahlungen – bis einschliesslich 2014/2015 zahlte die Gesellschaft eine kleine Dividende – bedarf es auf der Ertragsseite noch einer sehr viel besseren Rentabilisierung der vorhandenen Substanz und weiteren innovativen Ideen, um noch mehr Gäste für das Hotel und die „nachgelagerten“ Bereiche zu begeistern. Ein guter Anfang scheint mit der Staziun da Basa gemacht, da diese vom Markt erkennbar gut angenommen wird und sich, von tiefer Basis aus, als ein Erfolgsmodell herausstellt. Weitere Kooperationen mit anderen Leistungserbringern der Region und neue Angebote könnten der Cresta Palace Celerina AG mittel- bis längerfristig neue Entwicklungsmöglichkeiten und zusätzliche Ertragsperspektiven eröffnen, um so an das frühere Umsatzniveau der Jahre bis 2014/2015 anzuknüpfen.

Die Aktien der Cresta Palace Celerina AG eignen sich weiterhin nur für Anleger mit einem Bezug zur Region sowie einem gewachsenen Faible für „Spezialitäten-Aktien“. Die diesjährige Generalversammlung fand am 8. Oktober 2018 im Hotel Cresta Palace Celerina statt.

Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Personen sind Aktionäre der Cresta Palace Celerina AG.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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