Comet: Warnung vor Gewinneinbruch – Aktie stürzt ab

0
1457

Nach dem steilen Aufstieg im Rekordjahr 2017 kommt der Fall: Wegen schlechterer Geschäfte mit der Halbleiterindustrie stutzt der Freiburger Röntgenspezialist Comet seine Finanzziele für 2018 zurück. Der Umsatz dürfte stagnieren, der Betriebsgewinn gar einbrechen.

Der Umsatz werde voraussichtlich nur noch 430 bis 440 Mio. CHF erreichen, teilte der Hersteller von Röntgengeräten, Vakuumkondensatoren und Oberflächenbehandlungssystemen am Freitag in einem Communiqué mit. Bislang hatte Comet einen Umsatz von 440 bis 460 Mio. CHF angepeilt.

Zudem werde sich die Betriebsgewinnmarge vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) nur noch auf 7 bis 9% belaufen, hiess es weiter. Noch im August hatte Comet von 10 bis 12% EBITDA-Marge gesprochen. Das ist bereits die zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr. Schon im Juli hatte Comet die Erwartungen nach unten geschraubt.

So steht ein Gewinneinbruch bevor. Neu wird das EBITDA im 2018 maximal knapp 40 Mio. CHF erreichen. Im Rekordjahr 2017 war das EBITDA um einen Drittel auf 63,4 Mio. CHF hochgeschossen. Damit würde der operative Gewinn heuer wieder auf das Niveau von 2014 fallen.

Zum Vergleich: 2017 hatte das Unternehmen aus Flamatt einen Umsatz von 438.4 Mio. CHF und eine EBITDA-Marge von 14,5% erreicht. Unter dem Strich hatten 35.5 Mio. CHF Reingewinn in der Kasse geklingelt – so viel wie noch nie.

Abschwächung stärker als erwartet

Als Grund für die neuerliche Gewinnwarnung nannte Firmenchef René Lenggenhager einen stärkeren Rückgang von Bestellungen aus dem Halbleitermarkt als noch im August 2018 erwartet. Gleichzeitig würden leichte Abschwächungen in verschiedenen anderen Märkten wie der Autoindustrie und Sicherheitsinspektion den Geschäftsgang belasten.

„Das Geschäftsklima hat sich stärker eingetrübt, als wir das im August erwartet hatten“, sagte Lenggenhager in einer Telefonkonferenz: „Comet führt dies auch auf die gestiegenen Unsicherheiten im wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld zurück.“

Alle Divisionen müssen sparen

Um Gegensteuer zu geben, hat Comet weitere Schritte zur Kostenreduktion eingeleitet. So würden in Flamatt weniger Temporärmitarbeiter beschäftigt. Kurzarbeit oder ein Stellenabbau seien indes nicht vorgesehen, sagte Lenggenhager.

Zusätzlich zu den bereits kommunizierten Ergebnisverbesserungsmassnahmen in der Division Röntgensysteme (X-Ray Systems) in Hamburg und im verlustreichen Oberflächenbehandlungsgeschäft Ebeam würden alle Bereiche ihre Kosten anpassen.

Bei Ebeam hatte Comet bereits im Sommer die Notbremse gezogen und die Schliessung des Werks im amerikanischen Davenport angekündigt. Dieses hatte alleine im vergangenen Jahr einen Verlust von 8 Mio. CHF produziert.

Die dadurch entstehenden einmaligen Kosten führen im laufenden Jahr zusammen mit einem deutlich schrumpfenden Umsatz zu einem happigen EBITDA-Verlust von rund 20 Mio. CHF bei Ebeam. Die Technik kommt etwa bei der Trocknung von Druckfarben, der Inaktivierung von Trockennahrung oder der Sterilisierung von Getränkekartons zum Einsatz.

Betriebsverlust bei Röntgensystemen

Im Geschäft mit Röntgensystemen für die Materialprüfung haben vor allem Kunden aus der Autobranche Bestellungen verschoben. Davon ist insbesondere die Prüfung von Rädern und Pneus betroffen. Die Sparte dürfte nun einen Betriebsverlust im mittleren einstelligen Bereich erleiden.

Bei der Division Plasma Control Technologies (PCT) werde der Umsatz leicht unter denjenigen des starken Vorjahres fallen, hiess es weiter. Die EBITDA-Marge werde deutlich sinken.

Ab 2019 geht es wieder aufwärts

Ab nächstem Jahr solle es wieder aufwärts gehen, sagte Lenggenhager: So würden die diesjährigen Einmalkosten für die Restrukturierung von 17 Mio. CHF wegfallen.Er rechnet im Ebeam-Geschäft nur noch mit einem mittleren einstelligen EBITDA-Verlust. Die Röntgensysteme sollen nach den diesjähren roten Zahlen wieder eine Betriebsgewinnmarge von 6% erreichen. Und bei Plasma Control dürfte sich der Halbleitermarkt ab Mitte 2019 wieder erholen.

Kursverlauf der Comet Aktie in diesem Jahr. Quelle: six-swiss-exchange.com

In der Finanzgemeinde stiess die erneute Gewinnwarnung auf heftige Kritik: Sie sei ein weiterer Rückschlag für die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Die Ziele für 2019/20 seien bei weitem nicht mehr erreichbar, kommentierte ein Analyst. Noch im März hatte Comet geglaubt, das für 2020 gesteckte Ziel von 500 Mio. CHF Umsatz und einer EBITDA-Marge von 16 bis 18% bereits im nächsten Jahr erreichen zu können.

Die Aktie von Comet stürzte am Freitag Nachmittag um über 8% auf 94.45 CHF ab.

jb/uh

Kommentar verfassen