Patrik Jäger, IFS: «Alle unsere Zykliker konnten sich im letzten Jahr verdoppeln»

Grösste Positionen im Fonds sind Sonova, Schindler, Logitech, Helvetia und Peach Property

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Independent Financial Services IFS ist eine unabhängige Schweizer Vermögensverwaltungsboutique, spezialisiert auf Anlageberatung und Vermögensverwaltung für institutionelle und private Kunden. IFS führt den IFS Swiss Small & Midcap Equity Fund mit einem Fondsvolumen von knapp 60 Mio. CHF.  Dabei wird ein aktiver Ansatz verfolgt, mit dem Ziel, eine nachhaltige Outperformance zur Benchmark (SPI Extra) zu erzielen.

Performance des IFS Swiss Small & Midcap Equity Fund und der Benchmark SPI EX. Quelle: ifsag.ch und bloomberg

Patrik Jäger verantwortet als Leiter Asset Management und Portfoliomanager den IFS Swiss Small & Midcap Equity Fund. Im Gespräch mit schweizeraktien.net erläutert er, welche Auswirkungen die Pandemie auf sein Portfolio kleiner und mittelgrosser Schweizer Unternehmen hat und welche Massnahmen er deshalb ergreift. Und warum er im letzten Jahr verstärkt auf Zykliker gesetzt hat. Und was der Grund dafür ist, dass er in Peach Property, Sonova und Logitech die grössten Positionen hält, während er die Position Partners Group verkleiner musste.

Herr Jäger, Gratulation, Sie haben die Benchmark SPI Extra Total Return im Jahr 2020 deutlich hinter sich gelassen. Was haben Sie richtig gemacht?

Patrik Jäger, Portfoliomanager IFS. Bild: schweizeraktien.net

Aufgrund der vielen Fragezeichen, welche der Ausbruch von COVID-19 in Wuhan mit sich brachte, waren wir zu Beginn der Krise eher vorsichtig positioniert mit einer erhöhten Liquiditätsquote sowie einem Übergewicht an defensiven Werten. Das Ausmass der Kursverluste im März erschien uns dann aber übertrieben, und es boten sich attraktive Kaufgelegenheiten, insbesondere bei den zyklischen Qualitätstiteln. Wir richteten das Portfolio ab Mitte März deshalb Stück für Stück zyklischer aus. Im Sommer verlor der Fonds in der Korrektur weniger als der Vergleichsindex, konnte dann aber überproportional von der Erholung profitieren.

Auf welche konkreten Werte führen Sie die Outperformance in 2020 zurück?

Die grössten Performancebeiträge lieferten die im März zugekauften Zykliker. Insbesondere waren dies Comet, Kühne+Nagel, aber auch Arbonia und Daetwyler. Alle diese Titel konnten sich ausgehend von den Tiefständen im März 2020 mindestens verdoppeln.

Das Fondsvolumen des  IFS Swiss Small & Mid Cap Equity Fund  ist innerhalb eines Jahres von knapp 40 Mio. CHF auf jetzt 60 Mio. CHF gestiegen. Wieviel davon ist auf Kursgewinne zurückzuführen und wieviel auf das Neukundengeschäft?

Die gute Performance wurde von den Investoren honoriert, und die ausstehenden Fondsanteile erhöhten sich um rund 30%. Wir konnten unsere Investoren davon überzeugen, dass ein eher kleiner Fonds die sich bietenden Opportunitäten bei den oftmals illiquiden Small & Mid Caps besser nutzen kann.

Bei unserem letzten Gespräch Ende Februar 2020 begann sich die Pandemie erst abzuzeichnen. Sie sagten, dass die Mehrheit Ihrer Portfoliotitel direkt von der Pandemie betroffen seien. Können Sie uns an einem oder zwei Beispielen erläutern, wie Sie in der Folge mit diesen Titeln umgegangen sind?

Es wurde dann ja relativ schnell klar, dass sich COVID-19 zu einer globalen Pandemie ausdehnen würde und letztlich fast alle Firmen mehr oder weniger direkt davon betroffen sein würden. Da wir aber bereits vor der Krise vorwiegend in Firmen mit gesunden Bilanzen und soliden Geschäftsmodellen investiert waren, war der Handlungsbedarf überschaubar. Unser Fokus lag deshalb relativ schnell darauf, die richtigen Aktien für den «Rebound» zu finden.

Vor einem Jahr war Ihre mit Abstand grösste Position Partners Group. Was hat Sie dazu bewogen, diese Position abzubauen?

Partners Group ist zu unserem Bedauern in den SMI aufgerückt und somit nicht mehr Teil des Anlageuniversums. Da der Fonds in kleinem Rahmen Titel ausserhalb des Anlageuniversums halten kann, haben wir uns entschieden, eine kleinere Restposition von rund 2% zu behalten, zumal Qualitätstitel bei den Finanzwerten rar sind. Dies stellt aber eine absolute Ausnahme dar, es ist nicht unser Ziel, in breiterem Umfang Large Caps zu halten.

Die fünf grössten Positionen im Portfolio des IFS Swiss Small & Midcap Equity Fund. Quelle: ifsag.ch

Weiterhin grosse Positionen halten Sie unter anderen in Logitech, Sonova und Peach Property. Lassen Sie uns mit Logitech anfangen. Die Aktie hat im letzten Jahr um 140% zugelegt, alleine in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 11%. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, Gewinne mitzunehmen, gerade mit Aussicht auf das Ende der Pandemie?

Die Pandemie diente in vielen Bereichen als Katalysator für einen weiteren Digitalisierungsschub. Man kann davon ausgehen, dass zum Beispiel Videokonferenzen auch nach der Krise beliebt bleiben werden. Sicherlich wird der Umfang etwas abnehmen, aber der generelle Trend zu mehr Virtualisierung wird weitergehen. Logitech ist hier bestens aufgestellt, um von dieser Entwicklung zu profitieren, sei es bei den Videokonferenzen, aber auch im Bereich e-sports. Es zeigt sich nun auch, dass manche Firmen, welche von der Pandemie profitiert haben, den Schwung mitnehmen können und die hohen freien Cashflows, welche erwirtschaftet wurden, in neue organische oder anorganische Wachstumsprojekte investieren. Dem Management von Logitech trauen wir zu, auch in Zukunft weitere attraktive Wachstumsfelder zu erschliessen.

Der Real Estate Index der SIX weist für Immobilienunternehmen einen Stand wie vor der Krise auf. Da hat sich Peach Property deutlich besser entwickelt. Was ist das Besondere an diesem Anbieter von Wohnungen in Deutschland und im Raum Zürich?

Grundsätzlich gefallen uns Immobiliengesellschaften mit einem hohen Anteil an Wohnliegenschaften. Diese sind von der Krise kaum betroffen, und sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ist Wohnraum nach wie vor eher knapp. In Deutschland fehlen jedes Jahr immer noch rund 100’000 preiswerte Wohnungen pro Jahr. Bei Peach Property gefällt uns insbesondere die nach wie vor vernünftige Bewertung. Während die meisten Schweizer Immobilen-Gesellschaften deutlich über dem Buchwert handeln, zahlt man bei Peach trotz dem jüngsten Kursanstieg nicht mehr als den Buchwert der Aktie. Zudem weisen die von Peach Property zugekauften Immobilienportfolios oft einen gewissen Sanierungs- und Renovationsbedarf und damit zusammenhängend relativ hohe Leerstandsquoten auf. Mit einer geschickten Investitionspolitik lassen sich die Mieteinnahmen über die Reduktion der Leerstandsquoten einerseits und das Ausschöpfen von Mietzinspotenzial anderseits erhöhen.  Schliesslich ist Peach Property trotz der jüngsten Zukäufe nach wie vor sehr klein im Vergleich zu den deutschen Immobilen-Gesellschaften. Mit weiteren Zukäufen kann man die operative Effizienz weiter steigern und die Fixkosten noch besser verteilen. All das stimmt uns zuversichtlich, dass diese Erfolgsgeschichte weiter geht.

Kursverlauf der Peach-Property-Aktie in den letzten zwei Jahren. Quelle: six-group.com

Bei Sonova geben vor allem die Änderungen im Verwaltungsrat und der Wechsel des CFO zu reden. Wie schätzen Sie diese Änderungen ein?

Bei Sonova kann man in den letzten drei Jahren einen gewissen Kulturwandel feststellen. Unter dem neuen CEO findet bei Sonova eine Internationalisierung und ein Wechsel zu einer eher angelsächsisch geprägten Firmenkultur statt. Grundsätzlich ist es begrüssenswert, wenn sich sowohl die Geschäftsleitung als auch der Verwaltungsrat noch internationaler aufstellen. Zumal der Bereich Retail für Sonova in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, dürfte insbesondere auch die Expertise von Gregory Behar, der von Nestlé kommt, wertvoll für Sonova sein.

Welche Titel haben Sie generell mit Blick auf ein hoffentlich baldiges Ende der Pandemie im Blick? Zurück zu Value-Werten und Reduktion von Growth?

Die Kursgewinne bei den «Reopening Trades» waren in den letzten Wochen fast ein wenig übertrieben. So hat zum Beispiel Dufry zeitweise fast wieder dieselbe Marktkapitalisierung erreicht wie vor der Krise, obwohl die Aussichten strukturell gesehen schlechter geworden sind. Wachstumstitel andererseits haben zum Teil etwas zu stark korrigiert. Aus diesen Gründen haben wir Titel wie Flughafen Zürich schon wieder reduziert und dafür Werte wie Logitech oder Tecan nachgekauft. Auch die Platzierung in Comet haben wir genutzt und die Position aufgestockt. Die Nachfrage nach Mikrochips ist zur Zeit dermassen hoch, dass der Investitionszyklus im Halbleiterbereich noch einige Jahre anhalten dürfte.

Viele Portfoliomanager sagen, sie hätten im letzten Jahr stets ruhig geschlafen und eigentlich nur wenig an der Zusammensetzung ihrer Portfolio geändert. Wie ist es Ihnen ergangen?

Die Korrektur im März 2020 war schon recht turbulent und die Visibilität sehr gering. Dank unserem Fokus auf Qualitätstitel mit soliden Bilanzen waren wir aber zuversichtlich, dass das Portfolio die Krise relativ unbeschadet überstehen würde, was uns auch die Zuversicht gab, im richtigen Moment zuzukaufen. Grundsätzlich blieben die Kernanlagen im Grossen und Ganzen auch bei uns unverändert bestehen; aufgrund der grossen Verwerfungen machte es jedoch Sinn, etwas aktiver zu agieren und auch taktische Positionen einzugehen.

Herr Jäger, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

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