Urs von Arx, UvA Swiss Dividend Fund: «Ich vergleiche ein Portfolio gerne mit einer Fussballmannschaft»

Neben Large Caps wie Nestlé empfiehlt der Portfoliomanager Small und Mid Caps wie Comet oder Swissquote

0
3017

Der Anlagefonds UvA Swiss Dividend Fund investiert hauptsächlich in Aktien bzw. Beteiligungswertpapiere qualitativ starker Unternehmen, die sich langfristig durch überdurchschnittliche Profitabilität und Wachstum auszeichnen und als zuverlässige Dividendenzahler auftreten. Die Bestimmung der Portfoliogewichte der einzelnen Unternehmen basiert auf der Fundamentalanalyse. Ziel des Anlagefonds, dessen Volumen in 2020 von 14 auf 16 Mio. CHF angestiegen ist, ist es, stetig und wenn möglich steigende Dividenden an die Fondsanleger auszuschütten.

Dr. Urs von Arx arbeitete von 1986 bis 2002 als Finanzanalyst und Fondsmanager für verschiedene Finanzinstitute und war dann bis 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ressourcenökonomie an der ETH Zürich und am Center for Corporate Responsibility and Sustainability der Universität Zürich tätig. Er verantwortet als Portfoliomanager bei Valex Capital den UvA Swiss Dividend Fund seit Auflegung im Mai 2017.

Herr von Arx, Sie sind von Citywire als bester Portfoliomanager eines Schweizer Aktienfonds für die Jahre 2018 bis 2020 ausgezeichnet worden. Von Morningstar haben Sie ein 5-Sterne-Rating, die höchste erzielbare Note. Was machen Sie besser als die anderen?

Ich weiss nicht, ob ich es besser als die anderen aktiven Portfoliomanager mache. Drei Jahre sind eine kurze Referenzzeit.  Und ich weiss weder, wer alle anderen aktiven Manager sind oder wie sie genau vorgehen. Sicher aber ist, dass die geringe Grösse des Fonds ein grosser Vorteil ist, da man viel schneller Positionen auf- oder abbauen kann, gerade in Titeln, die eine relativ geringe Marktkapitalisierung haben.

Sie plädieren für ein aktives Investment. Was ist darunter zu verstehen?

Der schweizerische Aktienmarkt soll ja nach der etablierten Kapitalmarkttheorie effizient sein und in der Breite am besten durch den SPI abgebildet sein. Deshalb werden die meisten Gelder sogenannt passiv und billig in SPI/SMI orientierte ETF’s oder Aktienfonds investiert.  Das ist nicht nur bei den Institutionellen sehr beliebt und wird von einigen Banken und Vermögensverwaltern Privatanlegern empfohlen.

Können Sie das etwas verdeutlichen?

Die drei grossen Aktien Nestlé, Novartis und Roche haben beinahe 50% Anteil am Gesamtmarkt. Sind solche Indizes oder passive Produkte, die so ausgerichtet sind, gut diversifiziert? Nein. Ist das wichtig? Ja, weil somit viele Eier in den gleichen Korb gelegt werden. Damit werden die defensiven Qualitäten, die diese Titel zweifellos haben und wichtig sind, massiv übergewichtet. Dafür wird aber auf langfristiges Wachstumspotenzial, die andere Titel haben, verzichtet.

Noch kurz ein zweiter Einwand: Wie hoch ist das Gewicht der Grossbanken UBS und CS in diesen Indizes, und wie war deren ökonomische Performance in den letzten 15 Jahren? Die wenigsten aktiven Fondsmanager haben diese Titel übergewichtet, aber die passiven Investoren waren immer voll dabei, vor allem, wenn die Grossbanken immer wieder neue Aktien emittierten zulasten der Altaktionäre.

Die von Ihnen verwalteten Gelder sind im letzten Jahr von 14.1 auf 16.3 Mio. CHF. gestiegen. Was davon ist auf Kursgewinne zurückzuführen, was auf Einlagen von Neukunden?

Der Fonds ist letztes Jahr um 15% gewachsen. Performance und Neueinlagen teilen sich ziemlich genau hälftig diesen Zuwachs.

Ihr Fonds ist mit jetzt 16 Mio. immer noch recht klein. Planen Sie ein ähnlich starkes Wachstum im nächsten Jahr, und wie wollen Sie die dazu notwendigen Kunden gewinnen?

Die Hoffnung liegt natürlich darin, dass das Wachstum dieses Jahr um einiges grösser sein wird. Dabei helfen soll der ausgezeichnete dreijährige Track Record und die damit verbundenen Ratings und Auszeichnungen. Denn ich denke, dass es doch einen Unterschied bei der Akquisition macht, ob man ‘nur’ zwar wohl fundierte Aussagen macht oder ob man zeigen kann, dass der entwickelte Ansatz und die Systematik auch in der Vergangenheit funktioniert hat. Die Frage ist aber, ob der Fondsmarkt in der Schweiz auch von der Nachfrageseite her effizient ist. Wäre er das wie etwa in den USA, müsste der Fonds mit seinen 5 Morningstar-Sternen stark an Volumen gewinnen. Ob das geschieht, wird spannend zu beobachten sein.

Ihre grössten Positionen sind Blue Chips wie Nestlé, Novartis und Roche. Sollte man weiter auf diese eher defensiven Werte setzen, solange die Pandemie uns nicht loslässt?

Ich vergleiche ein Portfolio gerne mit einer Fussballmannschaft: Da braucht es einen Torhüter und ein paar gute Verteidiger, um die Defensive abzusichern, sowie agile Mittelfeldspieler und schusskräftige Stürmer, um anzugreifen und Tore zu schiessen. Aber ohne Defensive aufzutreten, wäre sehr riskant. Beispiel: Vor einem Jahr, während des Einbruchs der Börsen, hatten die grossen drei über 40% Anteil am Fondsportfolio. Dann habe ich die Positionen dieser drei Titel stark reduziert, um die Gelder in riskante Zykliker wie Adecco oder Richemont zu investieren, die stark gelitten hatten.

Seit der Trendumkehr im April letzten Jahres sind wir in einer Risk-On-Phase, und kleinkapitalisierte Aktien, zyklische und Wachstumstitel können Tore schiessen. Aber eine Verteidigung braucht es immer, auch wenn man am Angreifen ist. Und eine gut bestückte Ersatzbank ist auch sehr hilfreich. Und es schadet sicher nicht, wenn der Trainer versiert ist, flexibel denkt und etwas von Taktik versteht und so viel wie möglich über seine Spieler weiss. Gut entwickeltes Risikomanagement braucht es beim Anlegen wie beim Fussballspielen.

Sie sagten Comet schon vor einem Jahr eine „kometenhafte“ Performance voraus. Der Kurs hat sich von seinem Tief im März 2020 bei um die 80 CHF bis heute mehr als verdreifacht. Was zeichnet die Aktie aus?  Wäre es jetzt nicht an der Zeit, Gewinne mitzunehmen und die Position zu reduzieren?

Solange Comet in dieser Form ist, wechsle ich einen solch treffsicheren Mittelstürmer sicher nicht aus. Sehr früh hatte ich eine Position in Comet aufgebaut und war dann lange deutlich in Verlustzone. Grund war hauptsächlich der Abschwung der Halbleiterindustrie 2018 und 2019. Klar war, dass Comet über ausgezeichnete Technologien verfügt. Die neue sehr erfahrene Führung schaffte es rasch, das Unternehmen neu zu positionieren und die PS auf den Boden zu bringen. Zudem setzte die Halbleiterindustrie zum Wiederaufschwung an. Und wie! Heute sprechen Industrieexperten von einem Superzyklus, der bis 2025 andauern könnte. Der Bereich Plasmacontroltechnologie von Comet ist im zweiten Halbjahr 2020 um 48% gewachsen. Und auf Ende dieses Jahres erhofft sich Comet die ersten Verkäufe von neuen Hochfrequenzgeneratoren. Der CEO von Comet spricht von einem potenziellen ‘Game Changer’.

Neu haben Sie eine Position Logitech aufgebaut. Ist dieses Investment auf die Pandemie zurückzuführen? 

Absolut. Ich habe es völlig verpennt, Logitech von der Ersatzbank zu nehmen und frühzeitiger einzuwechseln. Wie konnte das passieren?  Ich habe mich Ende 2017 stärker mit Logitech beschäftigt. Mein Eindruck damals war, dass das Unternehmen 8 verschiedene Produktebereiche hatte, von denen 5 gut bis sehr gut liefen, drei aber temporäre Schwierigkeiten hatten. Für mich war damit Logitech zu diversifiziert, der analytische Aufwand zu gross, und daher war für mich ein Aktienkurs von 30 Schweizer Franken zu wenig billig. Die Pandemie hat das alles geändert. Plötzlich lief Logitech auf allen 8 Zylindern, was man bereits im Sommer 2020 dann sehen konnte. Ich leider nicht. Erst Ende Januar 2021 tätigte ich erste Käufe in Logitech. Zu Kursen von über 90 Schweizer Franken. Dem Dreifachen, was ich vor weniger Jahren zu teuer fand. Alles nur meine Schuld.

Man hört ja oft von Pandemiegewinnern. Haben Sie neben Logitech solche im Portfolio, und welche empfehlen Sie?

Die Pandemie beflügelt die Digitalisierung und somit Titel wie Comet oder VAT, von der Angebotsseite her. Von der Nachfrageseite her ist ein Titel wie Swissquote zu nennen.

Rückenwind erhalten auch einige HealthCare-Titel, andere werden gebremst. Alle Unternehmen, für die Kundenkontakt sehr wichtig ist, hatten mit Hemmnissen zu kämpfen, seien es Sonova, Straumann, Alcon und so weiter. Anbieter von Diagnostikinstrumenten wie Tecan profitierten logischerweise.

Aber ich denke, dass die Digitalisierung, Pandemie hin oder her, so oder so massiv weitergehen wird. Und ich hoffe, dass die Impfungen weltweit erfolgreich und schnell durchgezogen werden können, in der industrialisierten Welt wie auch in den Entwicklungsländern. Dann werden wir in einer diesbezüglich etwas sicheren Welt leben und über andere Dinge sprechen und wieder mehr das Leben geniessen können.

Sie setzen auch stark auf Swissquote. Was überzeugt Sie an diesem Unternehmen?

Die Positionierung und die bisherigen stetigen Erfolge über die Jahre hinweg. Swissquote ist ein klarer Digitalisierungsgewinner. Die Anleger treffen pandemiebedingt weniger ihre Anlageberater und legen nun vermehrt selbständig ihre Gelder an. Die neu zu Swissquote stossenden Portfolios sind deutlich grösser als die bisherigen im Durchschnitt. Und Swissquote hat anscheinend Probleme, diesen Anstieg von Neukunden zu verarbeiten. Ein schönes Problem, es legt die Basis dafür, dass auch in den kommenden Jahren mit schönem Wachstum zu rechnen ist.

Wie sieht es mit Titeln aus, die Kursgewinne bei einem Rebound versprechen. Auf welche Aktien setzen Sie nach der Pandemie?

Ich denke, gemäss den allermeisten Börsenkursen sind wir schon ‘nach der Pandemie’, vor allem wenn wir einige Zykliker betrachten.  Titel, von denen man pandemiebedingt noch einen Rebound erhoffen könnte, sind meines Erachtens im Bereich Tourismus/Reisen angesiedelt. Angesichts der Grösse und der langfristigen Aussichten dieser Sektoren beschäftige ich mich praktisch nicht mit solchen Titeln.

Sehen wir auch 2021 eine Outperformance Ihres Fonds gegenüber dem SPI?

Ich hoffe es stark. Seit Anfang Jahr beträgt die Outperformance gegenüber dem SPI etwas über 2%, was den Gesamtertrag von bisher 9.5% ermöglicht.

Herr von Arx, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Kommentar verfassen