Swisspeers: Vemitteltes Kreditvolumen steigt weiter stark an

Kapitalerhöhung 2019 in Höhe von 1.5 Mio. CHF

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Swisspeers, die 2016 gegründete Direct-Lending-Plattform, die es Unternehmen erlaubt, bei Investoren Fremdkapital zu beschaffen, ist weiter auf starkem Wachstumspfad.

So stieg das Kreditvolumen, das über swisspeers vermittelt wurde, im Jahr 2019 um über 60% von 26.1 Mio. CHF auf 43.3 Mio. CHF. Insgesamt hat das seit gut drei Jahren operativ tätige Unternehmen aus Winterthur bereits Projekte für über 270 KMU finanziert. Ob ein Vermieter mobiler Pferdeboxen mit 100‘000 CHF expandieren oder eine Kindertagesstätte eine Nachfolgeregelung mit einem Kreditbeitrag von 200‘000 CHF angehen will – swisspeers bringt auf seiner Plattform die Kreditgeber und -nehmer zusammen.

Seit Firmengründung sind die vermittelten Kredite stetig angewachsen, Ende 2019 auf 43.3 Mio. CHF. Quelle: swisspeers.ch

Dabei verdient swisspeers einerseits mit der einmaligen Abwicklungsgebühr, die zwischen 1% und 6% beträgt, abhängig von der Höhe der Kreditsumme und der Bonität des Kreditnehmers. Andererseits wird eine jährliche Administrationsgebühr in Höhe von 0,5 bis 0,75% auf den ausstehenden Kreditbetrag fällig.

Investiert werden kann entweder automatisch, indem der Geldgeber seine individuellen Anlagepräferenzen wie Gesamtbetrag, Branche, Ratingkategorie und Minimum-Zins definiert. Oder er investiert in konkrete Einzelprojekte.

Drei Beispiele

Juice Booster: 3 in 1 – mobile Ladestation, Wallbox oder Typ-2-Kabel. Bild: swisspeers.ch

So finanziert Juice Technology seine nächsten Wachstumsschritte mit 108 Investoren und über swisspeers. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt ultraschnelle und intelligente Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Mit dem von swisspeers vermittelten Kredit will Gründer und CEO Christoph Erni den internationalen Verkauf ausbauen, das Ingenieurteam erweitern und grössere Produktionslose vorfinanzieren.

Das E-Bike-Sharing-Unternehmen Smide finanziert über swisspeers seine Expansion. In Zürich hat Smide bereits 250 E-Bikes auf dem Markt, mit dem Vorteil, dass das Velo nach Gebrauch am Zielort direkt parkiert werden kann und nicht an einer vorgegebenen Station retourniert werden muss.

In Zürich auf dem Markt, jetzt Expansion nach Bern: E-Bikes von Smide. Bild: swisspeers.ch

Jetzt wird das Geschäftsmodell des Start-ups, eines Management Buy Outs aus der Mobiliar Versicherung, auch in Bern angeboten. Und das, obwohl swisspeers eigentlich keine Start-up-Finanzierungen vornimmt. In diesem Fall aber tritt der Verkäufer der E-Bikes die Forderung des Verkaufspreises samt Eigentumsvorbehalt an swisspeers ab. So dienen die erworbenen E-Bikes als Sicherheit für die Investoren – der Zins auf ihre Einlage ist mit 1% entsprechend tief.

„Liquidität ist Lebensqualität“, sagt die Inhaberin von Lavepur. Bild: swisspeers.ch

Oder die Manufaktur Lavepur, die Wäscheshampoo zur Pflege hochwertiger Textilien herstellt. Der Inhaberin Maria Kandzia wurde, als sie zusätzliche Liquidität suchte, von der Hausbank swisspeers als Finanzierungsplattform empfohlen. Die Unternehmerin war positiv überrascht, dass ihr Kreditersuchen bereits nach einem Tag überzeichnet war.

Transparenz bei Zahlungsverzügen und Kreditausfällen

Diese drei Beispiele und viele mehr werden, übersichtlich geordnet auf swisspeers.ch, den Interessenten vorgestellt. Interviews mit den Unternehmern oder Hintergründe zum Unternehmen, die der eigene swisspeer-Blog wöchentlich publiziert, runden den Gesamteindruck ab.

Aber auch über die aktuellen Zahlungsverzüge und Kreditausfälle erhält der Interessent Auskunft. Für den Investoren gut nachvollziehbar sind z.B. „Leistungsstörungen“, also wenn die Amortisations- und Zinszahlungen verspätet oder gar nicht eintreffen.

Bei einer durchschnittlichen Laufzeit der Kredite von 43 Monaten und einem Bruttozins von 5,53% ist der kontinuierliche Informationsfluss zwischen Kreditgebern, Kreditnehmern und swisspeers besonders wichtig: Transparenz und Kommunikation haben höchste Priorität, sei es per Informationen auf dem Investorenportal oder, sollte der Kreditnehmer über 14 Tage in Verzug sein, mit direkter E-Mail an den Kreditgeber. Nur so lasse sich das notwendige Vertrauen in der peer-to-peer community schaffen und aufrechterhalten, ist Alwin Meyer, CEO von swisspeers, überzeugt.

Kapitalerhöhung zur Stärkung der Vertriebs- und Marketingaktivitäten

Um das weitere Wachstum stemmen zu können, musste swisspeers selbst an zusätzliches Kapital gelangen. 1.2 Mio CHF hat das Unternehmen 2019 über die Ausgabe von stimmrechtslosen Partizipationsscheinen eingenommen. Minimumzeichnungsbetrag war 6‘000 CHF, 91 Personen hätten mit einem Durchschnittbeitrag von 13‘268 CHF gezeichnet, so Alwin Meyer. «Das Kapital wird eingesetzt für die Stärkung der Vertriebs- und Marketingaktivitäten sowie die Erweiterung der Produktpalette. Unser Ziel ist, die Finanzierungsbedürfnisse von Schweizer KMU in ihrer ganzen Breite abzudecken», erläutert Meyer die Mittelverwendung aus der Kapitalerhöhung.

Die GV im Dezember 2018 hatte 1.5 Mio. bewilligt, 0.3 Mio. CHF habe man absichtlich zurückgehalten, um die Möglichkeit zu haben, zusätzlich strategische Investoren beteiligen zu können, sagt Meyer.

Fazit

swisspeers ist auf einem steilen Wachstumspfad, allerdings „verbrennt“ das achtköpfige Team rund um CEO Alwin Meyer immer noch Geld. Ein Ende sei jedoch absehbar: «Wir erwarten den Break-even im Laufe des Jahres 2021», so Meyer. Genauere Angaben zum Geschäftsverlauf und zur Erfolgsrechnung macht er aber nicht.

Die Investoren stellten in den letzten drei Jahren den über 270 Unternehmen durchschnittlich etwas mehr als 150’000 CHF zur Verfügung, bei einem Brutto-Zinsertrag von über 5%. Für risikofreudige Anleger, die in kleine und mittelständische Unternehmen in der Schweiz investieren wollen, und die auch mal mit einem Kreditausfall leben können – Kredite aus 2017 fielen zu 4%, Kredite aus 2018 zu 3% aus – ist die Kreditvergabe über swisspeers eine geeignete Alternative in der gegenwärtigen Zinslandschaft.

 

 

 

 

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