Griesser Holding: Gutes 2019 mit deutlicher Margensteigerung

Stabile Auftragslage auch in Zeiten von Corona

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Der aktuell wegen Corona geschlossene Showroom von Weinor. Quelle: Weinor

Das im thurgauischen Aadorf domizilierte Unternehmen Griesser hat sich auf Sonnen- und Wetterschutzsyteme für Gebäude spezialisiert. Im 2019 stiegen die Verkäufe leicht um 0,8% auf 323.1 Mio. CHF an. Bereinigt um negative Währungseinflüsse lag das Plus bei 2,6%, wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt. Das Wachstum geht auf das Konto der vor allem im europäischen Ausland tätigen Weinor, die ein Umsatzplus von 7,9% erreichte. Bei der Marke Griesser verharrten die Einkünfte auf Vorjahresniveau, was die Gesellschaft mit der bewussten Fokussierung auf das margenstärkere Geschäft begründet. Rückgänge verzeichnete das Unternehmen bei grösseren Objekten. Plangemäss wurde die neue Onlineplattform myGriesser per Jahresanfang 2019 lanciert und seitdem laufend erweitert und verbessert. Dieses System erweist sich gerade in der aktuellen Zeit der Coronakrise als wertvoll und trägt mit dazu bei, dass Griesser bis dato eine insgesamt gute Auftragslage verzeichnet.

Margen legen zu

Griesser erwirtschaftete auf Konzernstufe im 2019 Einnahmen von 326.2 Mio. CHF nach 324.3 Mio. CHF im Vorjahr. Zusätzlich zu den Warenerträgen generiert das Unternehmen Einkünfte aus der Verwertung von Restmaterialien, Patenten und Subventionen. Diese sanken im letzten Jahr um 0.7 Mio. CHF auf 3.1 Mio. CHF. Dank eines verbesserten Materialeinsatzes gingen die Rohwarenaufwendungen um 1.3 Mio. CHF respektive 1,2% auf 111.5 Mio. CHF zurück. Ihren Tribut forderte der Ausbau der Aktivtäten im Personalbereich mit einem Aufwandsanstieg von 2,5% auf 135.8 Mio. CHF. Zeitgleich gelang es, die betrieblichen Aufwendungen um 4,9% auf 51.6 Mio. CHF zu senken. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 10,9% auf 27.3 Mio. CHF, was einem Anstieg der EBITDA-Marge von 7,6% auf 8,4% der Umsätze entspricht. Nach leicht tieferen Sachabschreibungen resultierte ein um 29% auf 13.7 Mio. CHF höheres EBIT.

Dennoch wurde mit einer EBIT-Marge von 4,2% die eigene Zielsetzung von 4,7% verfehlt. Positiv auf den Gewinn wirkte sich das um fast 0.2 Mio. CHF verbesserte Nettofinanzergebnis aus. Hierin enthalten sind sowohl Währungsgewinne als auch -verluste und auch die im 2019 tieferen Zinskosten. Massiv höher war mit 3.4 Mio. CHF nach 1.7 Mio. CHF der Steueraufwand. Dennoch stieg der Reingewinn um 18,4% auf 9.6 Mio. CHF an. Die Aktionäre erhalten wie in den Vorjahren eine Dividende von 15 CHF pro Aktie.

Unsichere Aussichten

Der Geschäftsgang des laufenden Jahres wird durch die Coronakrise beeinflusst werden. Griesser erwartet für die Zeit nach der Krise keine wesentliche Marktdynamik. Auch wird kein deutliches Konjunkturplus, von dem das Unternehmen profitieren könnte, erwartet. Weitere Effizienzsteigerungen und eine gezielte Marktbearbeitung sollen zu einer Ergebnisverbesserung führen. Weiter investiert wird in den Standort Aadorf: Eine Baueingabe für die Erweiterung der Produktionshalle und der Ersatz der Pulverbeschichtung ist erfolgt.

Fazit

Die Kennzahlen der Erfolgsrechnung für 2019 fallen insgesamt erfreulich aus, auch wenn Griesser die eigenen Zielsetzungen bei der EBIT-Marge verfehlte. Wegen den Sachabschreibungen, die vermutlich höher als betrieblich notwendig ausfallen, ist diese Marge mit Vorsicht zu betrachten. Ein deutlich besseres Abbild der Ertragslage liefert die EBIDA-Marge, die mit 8,4% auf einem erfreulichen Niveau ist.

Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von mehr als 65%. Dieser Wert ist nicht nur im Branchenvergleich ausgezeichnet und sichert Griesser einen grossen Spielraum für Investitionen. Zudem kann das Unternehmen dank der hohen liquiden Mittel von 32 Mio. CHF per Jahresende 2019 auch eine längere Coronadurststrecke problemlos überstehen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.

Die Aktien von Griesser werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 790 CHF weisen die Papiere eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld wenig attraktive Dividendenrendite von 1,9% auf. Als tief angesehen werden kann indessen das KGV von 6 für 2019 inklusive der Minderheiten und von 8,4 nach Abzug der Minderheitsanteile. Eine klare Unterbewertung lässt das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit einem Discount von 50% zum ausgewiesenen Buchwert erkennen. Dieser hohe Abschlag geht allerdings zumindest teilweise auf das Konto der für die freien Aktionäre nahezu ausgeschlossenen Realisierung des hohen Substanzwerts der Papiere. Ebenso partizipieren die Aktionäre nur zu einem geringen Teil an der Verbesserung der Ertragsmargen der Gruppe. Lediglich im Fall eines sich derzeit nicht abzeichnenden Wechsels des Unternehmensparadigmas gepaart mit einer Fokussierung auf die Aktionärsinteressen sind deutlich höhere Kurse zu erwarten. Bis auf Weiteres sind insbesondere nach dem erfolgten Generationswechsel in der Geschäftsleitung keine derartigen Veränderungen zu erwarten. Auch eine Erhöhung der Ausschüttung, die angesichts der soliden Gruppenfinanzierung problemlos möglich wäre, kann nahezu ausgeschlossen werden.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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